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IMS,
9
Deutsche Texte des Mittelalters
herausgegeben
von der
Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Band X.
Der sog. St. Georgener Prediger.
BERLIN
Weidmannsche Buchhandlung
1908.
Der sogenannte
St. Georgener Prediger
aus
der Freiburger und der Karlsruher Handschrift
herausgegeben
von
Karl Rieder.
Mit zwei Tafeln in Lichtdruck.
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119706
Inhalt
StiU
EirUeüung XI— XXIV
1. y<m den zehen gehotten unsere herren 1
Der almahtig Qot nimt ein michel zcU alle tag von dirr weit
2. Von vierhand stukin cristans gldhen 4
Orediderunt quotquot erani praeordinati ad vitam aetemam.
3. Von der hailikait und hezaichnung der messe 8
In omnUms honorificetur Dens.
4. Von mänger hande regel 10
Stephanus pknus »piritu sancto intendena in cdum vidit gloriam dei etc.
5. Von mänger hand vrode die in dem hymelrich ist 16
Chiudium et laetitia invenietur in 8ion,
e
6. Von manger hande tagend gaischliches lebens IS
Proviäentes bona non tantum coram deo etc.
7. Von des gebettes nutz ze Oot 22
Peüte et accipietis etc.
8. Von der sei verzukunge 25
Induodt eo8 in montem sanctificationis suae.
9. Von der armut ünsers herren Jhesu Christi .26
Benovamini spiritu mentis vestrae et induite notmm hominem etc.
10. Von dem fr&nlichamen ünsers herren 28
Ego tum panvi intm«, qui de coeh descendi.
IL V<m der sei haflung in Cht 31
Adhaeait anima mea post te, me suscepit dextera tua.
12, Von der armut ünsers herren Jhesu Christi 34
Fropier voa Christus egenus factus est» cum esset dives.
13, Von der sele minne ze Oot 36
Anima mea liquefaeta est^ ut loeutus est.
14, Von der gStlichen minne sm der sele 41
Fortii est ut mors dUectio,
15, Von masse und von andren tugenden ^^
Modestia vestra nota sit omnibus hominibus.
VI
16. Van unser vrotoen sant Maria 46
ßortua conclunUf fom» tignaJtu».
17. Von simlichen aller hohsten tugenden 50
Suf fielt tibi groHa mea, nam virtus in infirmitate perfidtur.
18. Von des lebens ordenung 52
Dominus dives in omnes^ gui invocant «Mm.
19. Von rainkaü und von girde 55
Ain gut mentsch bedarf UH>1 xwaiger ding.
20. Von unser vrotoen 56
Qui creavit me, reqyAevit in tahemamlo meo,
21. Von dem haiigen gaist 58
Der hailig gaist ist in der sele in dri wie.
22. Von des lehens Ordnung 59
Non corruptibilibus auro vd argento redempti ettiSj $ed preHoso sanguine.
23. Von der früntschaft zu Oot 60
Vulnerasti cor meum in mho oculorum tuorum,
24. Von den hymelschen froden 61
Esto fidelis usque ad mortem et dabo tibi coronam vitae,
25. Von vier hande geburt 62
Amen^ amen dico tibi^ nisi gms renaius fuerü denmo äc.
26. Von zwain hymelrichen 64
Qot unser herre der hat ain hymdrich da er inne niwen wiL
27. Von ünsers herren gnaden 66
Sicut accepit gratiamt in aiterutrum ittam aiminittrantes.
28. Von Gottes gaben 67
Cantabo Domino, qui bona tribuit mihi.
29. Von der volgung nach Oot 69
Qui sequitur me, habebit lumen vitae.
30. Von manger Zukunft ünsers herren 71
Uns ist gegeben von 8yon ain bilde der gezierde etc.
31. Von der beraitung der sei 72
Vos simües hominibus ex^ectantibus dominum auum etc.
32. Von unser vrowen sant Mariun 75
Borate celi desuper et nubes pluant iustrnn e(c
33. Aber von unser vrowen 77
Midier amicta sole etc.
34. Von Gottes lychamen und von der fruht Oottes S3
Pinguescent speciosa deserti et vdUes habundabunt frumento etc.
35. Von Oottes fride B9
Der wissag sprichst alsuss: h&t ist der frid her nider komen etc.
86. Von der sterki in Oottes dienst ^^
Confortamini in Domino et in potentia virtutis eiius.
VII
37. Von der sele heraitung 96
Et vas simües homimbua exspectantibus domimtm iuum üc.
38. Von unser vrofoen und ünserm kern 103
Erunt Signa in sole et hma et steüis,
39. Von manger hand regele 109
Stephanus autem plenus gratia et forütudine fadehat Signa magna etc.
40. Von der erwellung dez mentschen 119
Elegit eam deus et preelegit eam et in tabemacnlo suo kabitare eam faeit
41. Von der gaischlichen verzukung des mentschen 1S8
Sdo hominem in Christo ante annos etc
42i Dis sprichit s. Änsheln 135
Sani Anshelm spriht etc.
43. Wie und war umh der mentsch hihten sol 135
Behtü biht sol han fünf sehen ding etc.
44. Von. der sele heraitunge 138
Diäte filie 8yon^ ecce rex twus veniet tibi,
45. Von der waren minne 140
Du minne ist, sprichet Prosper etc.
46. Von des nuntschen glichung 143
Unser herre geschuf den mentschen dar tu etc.
47. Von unser vrowen und von haiigem leben 146
Et in habitatione sancta eoram ipso ministravi.
48. Von unser vrowen 153
Transite ad me omnes qui concupisciHs me etc.
49. Von unser vrowen 156
Flantttverat autem deus paradysum voluptatis a prindpio.
50. Von der gotlichen minne 163
Hoc est preceptum meum etc.
5J. Von der hymelschen Wirtschaft 177
Vidi angdum stantem in sole et damavit voce magna etc.
52. Von dem unrehten und von dem rehten weg 186
Jusium dedusdt dominus per vias rectas et ostendit ÜU regnum dei,
53. Von des mentschen hailikait 200
Hec est voluntas Dei, sanctificatio vestra.
54. Von gaisehlichem leben 207
lüa autem que swrswn est Jherusalem etc.
55. Von unser vrowen 221
Missus est angelus Gabriel ad Mariam virginem despansatam Joseph.
6& Von unsere herren üffart » . . . 229
VidenHbus Ulis elevatus est et nubes suscepit eum ab ocuUs eorum.
57. V(m dem wort Gottes 2^
VeHmm Guristi habitet in vobis habundanter etc.
VIII
Seitt
58. Von manger hande schrifl der mentschait . . . . ; 248
Dominus narrahit in acripturis populorum.
59. Von der erkennung ünsers herren 254
Petre, amaa me?
60. Von des halmbomes hezaichnung 260
Dixi: aacendam in pcUmam.
61. Von sant Pauliis hekerde 276
Beniamin: amantiasimus domini hcUntahit confidenter in eo etc.
62. Von drier hand closterlüt 282
Man vint in allen landen under vro^oen dehain achSni etc.
63. Von drier hande uffart 287
Viri Galylei.
64. Von unser vrotoen 293
Ego quaai vitia frwtifiacvi.
65. Von der hezaichnung Oottez namen 296
Unser herre hat mangen namen die bezaichenlich aint.
66. Von drier hande flehen der sele 298
Domine quia habitabit in tabemaculo tuo etc.
67. Von den schaden taglicher silnde 299
Nun aunderlich achaden emphahet du aele etc.
68. Wie Oot in den mentschen sige 299
Manete in me et ego in vobia,
69. Von unser vrowen 302
Ego quaai vitia frucüficavi.
70. Von der gothait und der mentschait ütisers herren 304
Befloruit caro mea.
71. Von vier hand vroden 306
Letare Jheruaalem et conventum facite etc.
72. Wie man ünsern herren suchen sol 310
Qu>erite Dominum et vivet anima veatra.
73. Von zwaiger hand lüte in den chstem • 314
Quam pulchra tabemacula tua Jacob!
74. Von gaischlichen lüten 315
Die gaiachlichen lüt aont glich ain ainem blümen etc.
75. Von drier hand minne 317
Noa ergo düigamua deum, guia prior düexit noa.
76. Von dem ewangelio ^19
Phariaei conaüium inierunt etc.
77. Von sant Stephan ^^^
Teatis fidclia non mentitur.
78. Von der sele haftunge an Ootte 324
Innocentea et recti adheaemmt mihi.
IX
Seite
79. Von unser vrowen 3J28
Judaeia nova lux oriri visa est, gaudiumf honor et tripudiujn.
80. Von dez mentschen wolgevallung 330
Drü ding machent den mentschen Ght wol gevallende etc.
81. Von dem weg z& der waren minne 331
Du wäre minne und du liebe etc.
82. Von dez gaischlichen mentschen ordnunge 333
Der gaischlich mentsche der sol etc.
83. Von der volkomenhait dez lebens 336
Estote perfecti sicut et pater vester coelestis perfectus est.
84. Von dem nutze unsers herren behügde 338
Do sant Bemhart an sim ende lag etc.
85. Von der sele closter 339
In der sele closter sol Oot unser herre prior sin etc.
86. War umb Got mentsch wart ' 340
Jr sont daz wissen daz nah der haiigen lere etc.
Lesarten der Hs. S. 342
Namenverzeichnis 344
Wortverzeichnis 347
Ergänzungen und Berichtigungen 383
Der St Qeorgener Prediger, seither so genannt weil die älteste u/ns
bekannte Handschrift aus dem früheren Benediktinerkloster St. Georgen im
Sehwarzwald stammt, läßt sich seiner handschriftlichen Überlieferu/ng nach in
zwei Gruppen scheiden. Nach den Hauptrepräsentanten nennen wir dieselben die
A' u/nd O' Gruppe.
L Zur A' Gruppe gehören:
1. A: Universitätsbibliothek FretAurg i. Br. Es. Nr. 464, ein Quartband
aus dem Jahre 138?, die Originalholzdecke mit rotem Leder Überzogen, mit Je 5
Messingbuckeln u/nd 2 Schließen versehen, welche abgerissen sind. Das auf der
Innenseite des Vorderdeckels aufgeklebte Pergamentblatt ist mit Brevierlektionen
der feria III und IV beschrieben. Auf dem freien Raum finden sich die
untengenannten Notizen Über die verschiedenen Besitzverhältnisse der Handschrift
Darauf folgt ein leeres Vorsatzblatt a und darauf ohne Titel sofort die Predigten
auf Bl. 1 — 154 (keine Lücke) 166 — 209. Die einzelnen Blätter sind samt den
Quatemionen, deren die Hs. 26 umfaßt, vom Schreiber selbst gezahlt. Die
Blätter, 15^ix22^J7, cm, sind zweispaltig beschrieben, die Linien deutlich erkennbar.
Auf Bl. 208" u/nd 209 steht unten am Rande: Last uns alle mitainander das
ende der rede hören: furcht Qott und halt seyne gebott, den das ist das ain
ieglicher mensch thun sol. Dein Gott wird alle werk für gericht pringen und
alles, darin man sich vergriffen hat, es seye gut oder böse, allzeits (?) pleibt.
Anno 1576 die 12 octobris. Oth. Widnamer [Widmaner?] Dieselbe Hand schrieb
auch auf Bl. 1 oben die Bemerku/ng: Bibl. Embt (oder Ems?). Auf Bl. 209
steht unten mit Blei: istum librum perlegi 21. März 1828. Denis (?). Auf
diese wichtige Hs. hai zuerst Wackemagel (Die Verdienste der Schweizer um die
deutsche Literatur, Basel 1833, S. 16 u/nd 39, v/nd Die altdeutschen Hand-
schriften der Basler Universitätsbibliothek, Programm Basel 183 6j 8. 69 J auf-
merksam gemacht. Sie befand sich im Besitze des Schulvorstehers Wilhelm
Alexander Blenz in Berlin, von dem sie Franz Pfeiffer im Jahre 1844
ersteigerte. Im Jahre 1852 schenkte sie Pfeiffer als Neujahrsgeschenk seinem
Freunde Orieshaber in Rastatt, der sie testamentarisch der Freiburger
Universitätsbibliothek vermalte. Über diese Besitzverhältnisse gibt folgender
Xn Einleitung.
Eintrag auf der Innenseite des Vorderdeckels näheren Aufschluß: Aus der
Bibliothek des verst. Schuivorstehers Wilh. Alex. Blenz in Berlin versteigert am
7. october 1844, angekauft; erhalten am 3. december desselben Jahres. Stuttgart
am 8. dec. 1844. Franz Pfeiffer aus Solothurn; darunter: Rastatt am 4. Jänner 1852
Fr. Karl Grieshaber, Geistl. Rat und Prof. Die ersten Proben aus der Hand-
Schrift teilte WacTcemagel in seinen Altdeutschen Predigten und Oebete (Basel 1876)
mitj teils in vollständigem Abdruck (8. 77 — HO), teils in den Lesarten (8. 69,
119 — 154; vgl. auch 8. 262 und 384). Er nennt die Handschrift anziehend
„durch den Reichtum ihres Inhaltes, die Eigentümlichkeit der Sprache und besonders
auch durch die liebende Sorgfalt j welche sichtlich auf die Anfertigv/ng verwendet
worden^' (ebenda 8. 262), Die Es. ist in der Tat ein Prachtstück kalligraphischer
Kunst des Mittelalters^ was um so mehr sagen will, da sie nicht von einem
berufsmäßigen Schreiber, sondern von einem einfachen Kirchherrn, Albrecht dem
Kolben, Kirchherm zu Oävis geschrieben ist, der bereits in seinem 66, Lebenßjahre
stand und sich beim Schreiben einer Brille bedienen mußte. Im Auftrage einer
Laienspersony der Frau des Stadtammans Johann Stöcklin zu Feldkirch (Vorarl-
berg) wurde sie geschrieben (vgl. unten 8. 341, Z. 6 ff.). An St, Jakobsabend dh.
am 24. Juli 1387 war sie vollendet; sie setzt jedoch eine Vorlage voraus, die im
Jahre 1303 (vgl. unten 8. 239, Z. 5) angefertigt wurde und heute verloren oder
verschollen ist. Auf dieselbe ürvorlage geht zurück:
2. 8: Stadtbibliothek zu Strassburg Hs. 810 b, auf welche Martin in der
Zeitschrift für deutsches Altertum Bd. 40 (1896), 8. 220 — 223 hintvieSy ohne
daß es jedoch mir möglich gewesen wäre av^ dem daselbst angegebenen Inhalts-
verzeichnis die Identität mit den in A enthaltenen Predigten festzustellen. Erst
beim Abschluß des Druckes hat mich Dr. Spamer in GHeßen, von dem wir eine
Untersuchung über Eckharts deutsche Schriften zu erwarten haben, auf die Über-
einstimmung beider Hss. aufmerksam gemacht (Die Hs. wurde auch benützt von
Simon^ überlieferu/ng und Handschriftenverhältnis des Traktates ,jSchwester
Katrei^^ [Dissertation Halle 1906] 8. 48 anm. 2 und Pahnke, Untersuchungen
zu den deutschen Predigten Meister Eckharts^ ebenfalls eine Hallenser Dissertation,
der sich ein näheres Eingehen auf die in dieser Hs. enthaltenen Eckharts Stücke
vorbehalten hat). Die Handschrift stammt aus dem 18. Jahrh., umfaßt 94 Bl. 8^
u/nd ist eine Abschrift aus einer zu Beginn des 14. Jahrh. angefertigten Sammeh
handschrift aus der früheren Johanniterbibliothek zum Chrünenwörth in Straßburg,
wo sie die Bezeichnung A 100 trug (vgl. J. Witter, Catalogtis codicum manu-
scriptorum in bibl. 8. Ord. Hierosol. Argentorati asservatorum 8. 4). Die für uns
in Betracht kommenden Predigten standen im 6. Teil dieser Sammelhandschrift
wnter dem Titel: Sermones sacri oder: Von den gebotten vnd von götlicher lere,
u/nd zwar auf fol. 159 — 188 und 208 ff. Daraus sind in die Straßburger
Hs. 810b folgende Predigten übergegangen: A Nr. 75, 1 — 10; statt der 11.
Predigt ist ein dem hl. Anshelm zugeschriebener Traktat über das Leiden unseres
Herrn eingefügt^ dann folgt Predigt 12 und der Anfang von 13y mitten unter
Einleitung, XIII
den Eckhartsstücken Nr. 1? und als Schluß ein Stach aus Nr. 81. Die Es.
A 100 der Johanniterbibliothei enthielt außerdem im 4. Teil das Stüch Von den
schaden tegelicher sünde (^ A Nr. 67), das in die moderne Es. 835 Bl. 53^ der
Straßburger StadtbibliotheJc übergegangen ist In der alten Sammelhandschrift
A 100 der Straßburger JohanniterbibliotheJc standen demnach folgende Stücke
aits A: Nr. 1 — 10. 12. 13. 17. 67. 75. 81, daraus dürfen wir wohl schließen,
daß dem Schreiber des Johanniterkonvents unsere Predigthandschrift mit demselben
Predigtumfang vorgelegen hat, aus der er jedoch nu/r 16 Stück auswählte. Die
Übereinstimmung dieser Vorlage mit A ergibt sich auch aus der Textvergleichung.
Die hauptsächlichen Lesarten von S sind im Anhang (S. 342) wiedergegeben; aus
ihnen dürfte zur Genüge hervorgehen, daß S mit A auf dieselbe Urvorlage
zurückgehen muß.
IL Die O'Gfruppe der Sandschriften setzt mit Nr. 35 der hier veröffent-
lichten Predigtsammlu/ng ein und folgt A fast bis zum Schlüsse. Die älteste
Handschrift ist
1. G: Hof' und Landesbibliothek zu Karlsruhe, St. Qeorg 36 (eingehende
Beschreibung bei Th. Längin, Deutsche Handschriften der Qroßh. Badischen Hof-
und Landesbibliothek Karlsruhe 1894 S. 3 — 6; vgl. auch Wackemagel, Predigten
und Oebete S. 384 ff. ^ 51? ff.). Die Hs. stammt aus dem ehemaligen Benediktiner-
kloster St. Georgen auf dem Schwarzwald, ist jedoch schwerlich dort geschrieben
worden, da der ganze Inhalt für ein Frauenkloster berechnet ist, sondern wohl
mit Sicherheit erst unter Abt Georg (II oder III?) im 17. Jahrh. für das Kloster
erworben worden. Darauf weist der Eintrag auf dem 1. Blatt der Handschrift
hin: Coenobii S. Georgii. Georgias abbas. Au^ dieser Handschrift teilte zuerst
MonCj Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters III 183 das altfränkische
Bruchstück mit, das die Vorlage zur 59. Predigt (unten S. 254) bildet (vgl. au^h
die Denksprüche und Sittenregeln Anzeiger IV^ 364 ff. und das Glossar zu den
Homilien Anzeiger VIII, 503 ff.). Drei vollständige Predigten aus G (hier
Nr. 39, 40, 67) sind gedruckt bei Wackernagel S. 522 — 541. Der Schrift nach
(vgl. die beigegebene Schriftprobe) ist die Hs. um das Jahr 1300 entstanden.
Sie enthält die Predigten Nr. 35 — ?1 und zwar in derselben Reihenfolge wie
A. Mitten in der 71. Predigt (S. 306, Z. 11) bricht die Handschrift am Ende einer
Lage plötzlich ab. Es fehlt wenigstens 1 Lage, auf der wohl dieselben Predigten
standen wie in der mit G durchweg parallel laufenden, gleich zu nennenden Hs. Z.
2. Z: Stadtbibliothek zu Zürich Hs. C 761290. Ein Quartband, dessen
Holzdeckel mit weißem Leder überzogen sind und noch Spuren zweier Metall-
schließen aufweisen. Sie ist um die Mitte des 14. Jahrh. geschrieben und stammt
aus dem Dominikanerinnenkloster AdeUiau^sen bei Freiburg, wohin sie wohl aus
dem Predigerkloster zu ßasel gekommen ist. Sie enthält 2 Vorsatzblätter und 194
Pergamentblätter, 18x25 cm, zweispaltig beschrieben. Auf dem vom Vorderdeckel
losgelösten Blatt steht eine Urkunde aus dem Jahre 1412. Aussteller: Jacob
XIV Etnleitung.
V. Wiswilr tmd Gerdrud Scholtheissin seine Frau; auf dem 2, Blatt-, Diss buch
ist des closters adlenhasen. 3. Blatt rüciseits von derselben Hand wie oben: Diss
bftch ist des closters ze adlenhasen. Das auf dem Rückdeckel losgelöste Blatt
bringt aus dem Ende des 14. Jahrhunderts folgenden Eintrag: Scrutiniü gvetg
basilii ord. frin. pdicator3; anderseits: Betinstes sap'or Huler matel (?) absolnentes
lechor (?) Nicolaos de Landonia; Cünrados ßoseg; Heinricus Esser; (Dünrados
Roseg; Johannes Meder; Johannes Eotenberg; Johannes de Waltikoven ; Steffanus
Seratorum magister studentium ; Johannes vitztum ; Nicolaos de Bohemya ; Michael
Rogenbach; Fridericus Gipser; Johannes Löscher; Johannes (Soltschmit.
Die Handschrift besteht jetzt aus drei verschiedenen Teilen, welche erst
anfangs des 15. Jahrh. zusammengefügt wurden.
L Teil. Bl. 1 — 165. Die eigentliche hier in Betracht kommende Ptedigtsamm-
lung, von einer Hand geschrieben, bricht Bl. 165 ab, da zwischen Bl. 165 und 166
ein Blatt herausgeschnitten ist. Es stehen hier zunächst auf Bl. 1-^138^ die Predigten
Nr. 36 — 75 und zwar in derselben Reihenfolge wie in Ä und O. Von Nr. 76
an geht Z und Ä auseinander. Es folgen in Z und zwar in schlechtem^ sehr
verderbten Texte folgende Predigten bezw. Traktate:
a) BL 138'': Sc5 paulg (rot). Nostra conuersatio in celis est. Santus
Paulus sprichit vnsir wonunge sol sin in dem himelriche, gedruckt nach Cod. 95
der Franziskanerbibl. zu Freiburg i. Schweiz von Jostes, Meister Eckhart und
seine Jimger (Freiburg i. Schweiz, 1895y S. XIII und I. Anhang Nr. 1). Weder
^ in dieser noch der Züricher Hs. ist der Text korrekt Überliefert Die Predigt ist
mit anderm Schluß auch erhalten in Berlin, kgl. Bibl cod. germ. 8^. 65. f 71^
— 40. 125. f 114^
b) Bl. 139^ : In apocalipsi (rot). Esto fidelis usque ad morte =» A Nr. 24,
unten S. 61, Z. 16 ff., woselbst die Lesarten angegeben sind; vgl. auch Schönbach,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VI. Stück, S. 123. Hier wird
d^xsselbe Stück aus einer Innsbrucker Hs. mitgeteilt.
c) Bl. 140^ : Dis sp'chit ysaias (rot). Surge illuminare ierusalem etc. Ysaias
der wissage sprichit stant vf ierusalem — vn merkent der svnde vntugende vnd
hassent si. vgl. Phill. Bl. 126^ Up der heiiger dry köynicge dach. Ist diese
Predigt mit vorstehender identisch? Di^osition: Sechs Dinge sollen vnr ansehen;
den Himmel, die Welt, die Hölle, unsem Herrn, die Tugenden, die Sünden.
d) Bl. 142^: Von sc5 paulus (rot). Sanctus Paulus sprichit. Gaudete in
domino iterum dico Gaudete. Das sprichet fro^went vch in gotte steteclich — alse
vil alse von sins selbis vro^ide. des helfe vns got. Disposition: zweifache Freude;
an diesem und dem ewigen Leben. Jedes dieser Leben bietet eine vierfache
Freude: inwendig, uzwendig, oben us, under us.
e) Bl. 143^ : Stabunt iusti in magna constantia etc. Die rehten lüte werdst
steiide ze dem iügisten vrteilde. Gedruckt bei Wackemagel S. 154.
f) Bl. 144^ : von eime gfiten menschen (rot). Ein i-eht gut mensche, sol han
zwo vorhte in dem hercen. zwei wort in dem mvnde — owe selige sele wis alleine
Einleih^ng. XV
wol behvt. den dy dicke ze eime liebe hast erweit vzzer aller liebi. Eine
Sammlu/ng von Sprüchen.
g) Bl. 145^ : von gotte (rot). Er ist schöne des schöne gottis svn — mit ir
sehen sol ane ende. Disposition: Drei Jtmgfratien sollen die Pfalz d. i. die Seele
behüten, in der Oott ruhen ivill: Hoffart, Minne, Zuversicht Die Punkte sind
kurz angegeben. In der Ausführung ist dann von vier Jrmgfrauen die Rede,
deren Namen nicht genannt sind.
h) Bl 145^: von den zwelf sprossen (rot). 'Eil sint zwelf sprosen der sich
der mensche vlizzen sol vf ertriche. nim dich niht an wan das dir bevolhen si
— Der zwelfte ist vlize dich aller tugenden.
i) Bl. 146°^ : Ez sintj^nvn svnderlicheTsache — A Nr. 6?.
Je) Bl, 146^ : von tvgsds (rot). Ez sint vier tugende die heizent mvtir
aller tngende. de ist gelo^ube. minne. diemütikeit vnd bescheidenheit. — Dis
ist vnsir herre. an dem alle tugent vn selde vnd räwe ist Die vier Tugenden
fwn dasselbe, was eine Mutter ihrem Kinde tut: si gibirt ez onde spisit ez und
behütit es und lert ez. Der Anfang des Traktates ist als Spruch in Basel
B. IX. 15. fol 23P = Basel 0. I. 19 f. 3P — 32^ übergegangen.
l) Bl 14?^ : Eea karissima nu vemim den rat min — div vil kleine erbeit
div dir da von ist geseit. gedruckt Altdeutsche Blätter I, 343,
m) Bl. 149^: Ein gut mensche swiget gerne — ein beslozzen herce mit
der heiligen drivaltikeit. vgl. Haupt^ Zeitschrift für deutsches Altertum II, 641.
n) Bl 149^ : Oot ist ein ewigis anegenge vnd ist ein voUebrahtes ende
allis gfitis — da wir iemer mit ime wonen sflen. amen. Dieser Traktat ist
zum großen Teil in die Mosaiktraktate der Karlsruher Hs. St. Peter 85 Über-
gegangen. (Mitteilung von Spamer, Gießen, der in der JEhnleihmg zu seiner
Dissertation naher darüber handelt).
o) Bl 160^ : An den alte buchen ze rome da liset man das vnser herre
Jhesus cristus — er was schöne an der geschepphede v'ber alle menschen kint.
amen. Pseudo-Lentulus. Von der OestaU Christi, gedruckt nach Z in Zeitschrift
für deutsches Altertum IT, 574. Nach Mitteilung von Spamer findet sich der
Traktat außerdem in Wien Hs. 3160 fol 236^ (lat); 618 fol 22" (lat); 960
fol 5^ (lat); 4119 fol 170^ ; 4453 fol 383 (lat); 4576 fol 104 (lat); 4899
fol 36&> (lat). — K Ol mar, Stadtbibliothek Hs. 22 fol 192 (lat). — Basel,
Universitätsbibl A. V. 33 fol 29 (lat); B, IX. 15. fol 284 (deutsch) — 0. L
19, Bl 57.^
p) Bl 16P: Dy gotheit ist beslossen in dem vatt' natv'rliche — an ir
hohsten craft vn wirfet / bricht ab. Dieser Traktat besteht aus Stücken der
Pfeiffer'schen Traktate II. XIII und II. XI. 3.
II Teil Bl 166—187. Traktate und Gebete:
a) Bl 166^: Dis sint die bezeichenunge der heiigen messe gedruckt bei
Wackemagel Ä 69, vgl Schönbach, Studien zur Altdeutschen Predigt, VI Stück.
8. 124, und unten Predigt Nr. 3, S, 8.
XVI EMeUmmg.
hj EL 172^ : Pater noster vater vnser dv bist inds himeln. ÄMsUgu/ng
des Vater unser; vgl Zs. f. deutsehe Phil XIV, 89 und Zs. /. deutsches Altertum 19, ?L
c) Bl 18 J^: Herre ich bitte dich durch des smerzen ere den du enphienge
in diner kintheit. Ein Gebet zu den Leiden des Herrn.
d) Bl 184^: Swer dise ses ding an im hat das ist zeichen der minne.
Davon handelt auch ein längerer lat. Traktat in Basel B. iX 10. fol 265—267
und A X. 130.
e) Bl 184^: In monte oliaeti oranit ad patrem pater si fieri potest
f) Bl 189 : Dis lerte brüd' ekkehart. Der mensche d' dis pater noster
mit andach sprichet — vnde allen menschs amen. Pater noster.
g) Bl 186^ : Herre lieber herre got ich bitte dich de dv mir gebest emest
ZY rehteme lebenne. Gebet.
h) Bl 18&* : Das dir ynsers herr^ marter deste bas zv herzen ge sa schribe
ich hie etewie menge martjr die er leit als die meistre schribst ane die vier
ewangelisten / bricht ah, da zwischen Bl 187 und 188 zwei Blätter weggeschnitten sind.
111. Teil Bl 188—194: Von hem selphartes regel (rot). Gelobet si der
s&sse got in allen sin tagenden. — Bl 194^ Dammbe bedörfen wir wol g&tes
rates darzfi dz vns der tüfel niht verzucke — H Nr. 43 (Waciemagel, 8. 543),
hsg. in Wackemagels Altd, Lesebuch, Sp. 811—816, nach der lat. J5&. 407 der
Erlanger Universitätsbibliothek Bl 226^ , welche unter andern die Sermones
fratris Bertholdi ad rdigiosos enthält; vgl auch Wackemagel S. 609 und SchSn-
bach, Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt^ VI. Stück, Ä 125.
Dis bfich ist swest^ eilzen tröschin ze adelnhosen. vi sol niem' hinna kome.
3. W: K K Hofbibliothek zu Wien m. Nr. 2702 olim Salisb. 130 (vgl
Hoffmannj Verzeichnis der altdeutschen Handschriften der k. k. Hofbibliothek zu
Wien S. 303—305; und Altdeutsche Blätter II, 172) aus dem Jahre 1363, nach
dem Sammler der Predigten seither „Br. Peters v. Trebensee Predigten^' benannt
Ein Quartband von 125 Bl. von einer einheitlichen Hand, der Hand des
Johannes Haller^ geschrieben, worauf ein Eintrag am Schluß hinweist: 'Anno
domini 1363 in vigilia sancti Viti finitos est liber iste per manos Johannis dicti
Haller; conpilatus antem per fratrem Petrum magistmm corie in Wienna ven.
dominomm de Gaminco (Gamingerhof zu Wien, Freihof der Karthäuser). Von
derselben Hand stammen nach Vollendung der Hs. die Korrekturen und die
Überschriften. Die Predigten folgen in einer anderen Reihenfolge als in A,
G und Z. Die einzelnen Stücke, deren Nummern bei Hoffmann und schon in
der Handschrift nicht richtig gezählt sind, sind nach A geordnet folgende: Nr. 36.
37. 38. 48. 45. 46. 72. 50. 42. 40. 51. 71. 56. 57. 60. 44. 68. 59. 62. 63. 64.
65. 66. 69. 70. 73. 74. 54. 58. 61. 75, also 31 Stücke, welche mit Nr. 36
unserer Sammlung einsetzen und mit Nr. 75 enden, d. i. mit demselben Stücke,
bei dem (G) Z von A abweicht. Die Handschrift gekört zur G-Gruppe, ist jedoch
keine direkte Ableitung aus G oder Z. Sie weist vielfach einen besseren,
manchesmal auch einen schlechteren Text auf als GZ.
Einleitung, XVII
4. JV; Kloster Neuburg Hs. Nr. 864, am dem Jahre 1372, 12? Bl. in 4^.
(vgl. Altdeutsche Blätter II, 1?3) folgt durchweg TF, von dem sie eine
Abschrift ist. Der Eintrag am Schlüsse der Handschrift lautet: Daz püch hat
geschrieben Petrus von Trebense zu den zeiten Chappellan datz Zelking. Finitus
est liber iste a^. d. 1372 in die sancti Willibaldi confessoris. Gedruckt am
dieser Sammlung ist die erste Predigt = A Nr. 36 in Altdeutsche Blätter 11, 174— 178.
5. Arundel 214 (vgl. Priebsch, Deutsche Hss. in England II, 43 Nr. 64).
Die Handschrift besteht aus 6 ursprünglich selbständigen Teilen. Der für uns
in Betracht kommende 5. Teil stammt aus dem Carthäuserkloster zu Mainz,
enthält 20 Bl., zweispaltig geschrieben aus dem 14. Jahrhundert In die Sammlung
sind 10 Predigten aus A aufgenommen in folgender Reihe: Nr. 36. 38. 37. 57.
58. 59. 61. 63. 39. 40. Die Reihenfolge scheint durch das Kirchenjahr bedingt
zu sein, da die zweite die Überschrift trägt: Dominica in adventu domini; die
4.: de nativitate; die 5.: in passione; die 8.: De ascensione. Predigt 1. 3. 10
sind ohne Überschrift; 6.: De s. Petro; 7.: de conversione s. Pauli; 9.: de s. Stephano.
Während OZ Arundel in alemannischem, WN in österreichischem Dialekt
geschrieben sind, besitzen wir in niederdeutscher Sprachform folgende zwei SammeU
handschriften unserer Predigten:
tf . JHT = Hs. Nr. 377 zu JEEaag (vgl. Haupt, Zeitschrift für deutsches
Altertum II, 302 ff. um,d Wackemagel, Predigten und Gebete S. 517 und 541 f.)
Sie stammt aus dem Slawantenkloster bei Mastricht und ist wahrscheinlich Ende
des 14. Jahrhunderts geschrieben. Sie besteht aus 247 Folioblätter und enthält
auf Bl. 3^ — 232^ 47 Predigten^ welche für uns in Betracht kommen. Mit
Bl. 232^ , dem Ende der 20. Lage, bricht die letzte Predigt in der Mitte eines
Wortes ab. Aus der Sammlung sind zwei Predigten gedruckt in Zeitschrift für
deutsches Altertum II, 350. 356 und zwar Nr. 37 und Nr. 70 unsei'er Ausgabe.
Da mir die Hs. nicht vorgelegen^ vermute ich, daß die Numerierung der Stücke
bei Wackemagel nicht ganz korrekt ist, da die kleineren Stücke wohl nicht be-
sonders gezählt wurden. Nach Wackernagel setzt die Sammlung ein mit A Nr. 37,
(A Nr. 36 =^ H Nr. 46) und folgt in der Reihenfolge bis Nr. 17 A, geht dann
jedoch eigene Wege. Mit dem ersten Teil von A hat H zwei Predigtvorsprüche
gemein: H 44 '^ A 13; H 45 ^= A 16; die Ausführung scheint jedoch nach
den Proben von Wackernagel S. 543 f. verschieden zu sein. Außerdem steht in
H Nr. 43 die regula Selphardi (Wackernagel S. 543 J, die sich auch im 3. Teil
von Z wiederfindet (vgl. oben S. XVI). Wie aus den 2 gedruckten Predigtproben
hervorgeht, gehört H zur G- Gruppe, von der sie im allgemeinen eine ganz gute
Überlieferung bietet.
7. PhUl. 643 =« Bibliotheca Phillippica A Sammlung van Ess zu Chelten^
ham (vgl. Priebsch, Deutsche Hss. in England I, 61, Nr. 59), eine Papier-
handschrift des 15. Jahrhunderts mit 231 Bl, vielleicht aus einem Manns-Kloster
D»otiGh» Texte des Mittelslton. X. b
XVni Einleitung.
ZU Köln. Die Reihe unserer Predigten beginnt in dieser Bs. mit Bl. 87^ und
trägt zum Unterschied aller übrigen 8ammlum,gen eine Überschrift, welche über
die Zweckbestimmung der Predigten keinen Zweifel läßt: 'Dit is de rechte maneir
y& uartgange eys geistliche mische ey eicklich mach pras i wat grade hei up
geclomen sy want na desem wege mahma (!) wairlyche uorit gay vä d* eyrs
deicht tzer äder. Als Predigten von Ä sind aufgenommen: Nr. 38. 65. 39. 41.
46. 54. 55. 60. 62. 70. 58. 63. 56. 59. 69. 48. 51. 50. 52. 37. 40. Die Hs.
schöpft demnach ihre 21 Predigten Nr. 37'--70 aus einer eifiheitlichen 8ammlu7ig.
Die einzelnen Predigten sind durch die Überschriften durchweg in das Kirchen-
Jahr eingereiht. Gedruckt aus dieser Sammlung ist Nr. 46 bei Priebsch a. a. 0.
8. 227. Der Vergleich mit dem Text von A und O zeigt, daß die Handschrift
zur O'Chruppe gehört und die Überlieferung gut wiedergibt.
8. Zu den Handschriften, in welche zersprengte Stücke aus unserer Predigt-
Sammlung Übergingen, gehören vor allem die kurzen Skizzen in der Berthold-
handschrift Cod. Pal. germ 24 (Bartsch Nr. 18) der Heidelberger Universitäts-
bibl. — Cod. 955 der St Oallener Bibliothek (vgl. Pfeiffer -Strobel Predigten
Bertholds v. Regensburg II, 664), welche ebenfalls Berthold zugeschriebenes enthält. —
Cod. St. Georg 3? der Hof- und Landesbibliothek zu Karlsruhe. — B XI 10
(vgl. Wackernagel S. 272) und B IX 15 fWackemagel S. 27?) der Universitäts-
bibliothek zu Basel. — B 2231730 der Stadtbibliothek (Wasserkirche) zu Zürich
(Wackemagel S. 259). Eine Papierhandschrift au>s dem Ende des 15. Jahrh. au^ dem
Franziskanerkloster zu Ingolstadt (vgl. Zeiischr. f. d. Philol. 14 [1882], 64 ff.) —
Aus den Handschriften anderer Bibliotheken ließe sich sicherlich noch ein oder das
andere identische Stück auffinden, wenn unsere gedruckten Handschriftenkataloge bei
der Nachprüfung nicht versagen vmrden. Um die Identität zweier Predigten erkennen
zu können, wäre es imbedingt notwendig^ nicht bloß Uberschriftj Vorspruch au>s
der hl. Schrift und den Anfang der Predigt in die Kataloge aufzunehmen, sondern
vor allem die Disposition, die allein einen Vergleich zwischen anscheinend
gleichen Texten ermöglicht.
Die Beschreibung der handschriftlichen Überlieferung zeigt schon ^ daß wir
es mit einer weitverbreiteten und hochgeschätzten Predigtsammlung zu tun haben.
Ihre Verbreitung erstreckte sich nicht nur auf das westliche Süddeutschland,
sondern auch auf die Niederlande und Österreich. Die Predigten berücksichtigen
vorwiegend die Verhältnisse klösterlichen Lebens und waren darum in erster Linie
für Klosterleute bestimmt, zuerst dort vorgetragen als lebendiges Wort, nachher als
Predigtsammlung dazu ausersehen, als geistliche Lesung in dem Reventer vor-
gelesen zu werden (vgl. Priebsch, Deutsche Hss. in England, I, 64). Die auf-
gezählten Predigthandschiiften waren in Frauen- und Mannsklöstem verbreitet
und zwar der verschiedensten Orden: der Dominikaner, Benediktiner und Kar-
thäuser. Je nachdem die Sammlung für das eine oder andere Kloster bestimmt
taarj wurden auch die in der Handschrift berührten Anspielungen auf klöster-
EirUeitung. XTX
liehe Einrichtungen zweckentsprechend geändert: avbs brüder wurde swester, aus priol
wurde maister bezw, amptman (8. 226, Z, 19)^ oder diese AusdrücJce tou/rden um-
gangen und du/rch allgemeine Ausdrücke wie sälge sele oder gaistlich lüte ersetzt.
Will man deswegen diese Bemerkungen dazu benützen, um den Verfasser der Pre-
digten zu eruieren, so ist dabei große Vorsicht notwendig. Jedenfalls darf man
nie aus dem Auge verlieren, daß solche Ausdrücke im Laufe der Zeit unter der
Hand der Abschreiber oft eine große Wandlum^g durchgemacht haben.
Zu den Predigten, welche ganz allgemeine Themata behandeln und daher für
Welt' tvie Ordensleute berechnet sein können, gehören z.B. Nr. 1. 2. 3. 10. 12.
30. 32. 38.
Vorwiegend oder ausschließlich für Frauenklöster bestimmt waren die
Predigten Nr. 6. 13. 14. 15—17, 22. 23. 29. 37 usw.
Andere wieder können sowohl in Männer- wie Frauenklöstem gehalten,
worden sein: z. B. Nr. 4. 5. 7. 9. 12. 18. 19. 20. 21. 24—28. 33. 34. 36 usw.
Die Überlieferung der Predigten zeigt femer, daß die Predigtsammlung
einen durchaus einheitlichen Charakter trägt. Cr uel (Geschichte der deutschen
Predigt im Mittelalter. Detmold 1879, S. 355), Linsenmayer (Geschichte der
Predigt in Deutsehland von Karl dem Großen bis zum Aufgang des 14. Jahrh.
München 1886, S. 36 5) ^ Preger (Geschichte der deutschen Mystik II, 32) nehmen
darum folgerichtig auch nur einen einzigen Verfasser der Predigten an. Da-
gegen glaubte Albert (Die Geschichte der Predigt in Deutschland bis Luther.
3. Theil. CHitersloh 1896, S. 94, 97) für mehrere Verfasser eintreten zu müssen.
Als Maßstab für die Scheidung der einzelnen Stücke, die er nur aus den
wenigen bei Wackemagel mitgeteilten Proben kannte, diente ihm die Art und
Weise der Schriftanwendung, eine (jhrundlage die für solche Untersuchungen doch
zu subjektiv istj um darauf sichere Schlüsse zu bauen. Nachdem nunmehr die
ganze Sammlung gedruckt vorliegt, wird deren einheitlicher Charakter auch nicht
mehr in Zweifel gezogen werden können. Der schlagendste Beweis für die Einheit
ist der stets gleiche Aufbau der Predigten, die gleiche Art und Weise das Thema
anzukündigen v/nd durchzuführen, die öftere Verwendung derselben Schriftstellen
in dem gleichen Sinne und mit denselben Schlußfolgerungen, sowie die Wiederkehr
derselben biblischen Beispiele, wovon die in den Anmerku/ngen gegebenen Verweise
den Beleg erbringen. Um jedoch die einzelnen Stücke richtig beurteilen zu können,
sind zwei Dinge wohl zu beachten: einmal der Unterschied zwischen den eigent-
lichen Predigten und den sog. Collationen. Zu dieser Gattung gehören die lehr-
haften Stücke. Die einzelnen Punkte werden hierin nach Art einer theologischen
Abhandlung kurz aufgezählt, wobei auf oratorisches Beiwerk grundsätzlich ver-
ziehtet wird. Als collacio ist ausdrücklich bezeichnet Nr. 19. Dahin gehören noch
Nr. 21. 87. 43. 46. 67. 81 — 86. Ein ganz eigenartiges Gepräge trägt Nr. 35.
Die Überschrift von Gottes fride ist der ersten Sentenz entnommen und rein
willkürlich über das Ganze gesetzt. Das Stück besteht aus einer losen Zusammen"
Stellung verschiedener Schrift- und Väterstellen und zwar solcher^ welche in den
b*
XX Einleitung.
vorliegenden Predigten größtenteils verwendet wurden. Ahnliche Stücke sind
Nr. 42. 43 (S. 136, Z. 28 ff.y 46 (S. 144, Z. 22 ff.). Auf der anderen Seite ist
wohl zu beachten, daß die jetzt ganz kurz scheinenden Stücke in A, in welchen
auf eine reichlichere Benützung der hl. Schrift und der Väter verzichtet wurde
und welche darum das Äußere einer Predigt gleichsam verloren haben, ganz gut
eine wohl disponierte und reich ausgeführte Predigt voraussetzen können, wie dies
die Paralleltexte der Stücke Nr. 70ff. zur Genüge dartun.
Um den Verfasser der Predigten bestimmen zu können, ist es von Wichtigkeit
zunächst die Zeit, in der die Predigtsammlung entstanden ist, ins Auge zu fassen
Den einzigen Anhaltspunkt gibt uns die Stelle S. 239, Z. 5, in der es nach O
heißt, daß die Engel 'wol drivzehin handirt jar* die Menschheit unseres Herrn
ansehen, eine Zeitbestimmwng die in der Vorlage von A ungeschickt in das Jahr 1303
verwandelt wurde. Hält man beide Zeitbestimmungen zusammen, so geht daraus
mit aller Sicherheit hervor, daß A auf eine Vorlage X vom Jahr 1303 zurückgeht,
während X O Z W eine Vorlage zur Voraussetzung haben, die auf alle Fälle vor
1303 entstanden sein muß. Mit vollem Recht setzt daher Michael (Geschichte des
deutschen Volkes II, 139) die Predigtsammlung noch in das Ende des 13. Jahr^
hunderts, wie es schon vor ihm Rieger (bei Wackemagel S. 387), Cruel (S. 355)
und Linsenmayer (S. 365) getan haben. Damit summt auch die Entstehungszeit
von O, das der Schrift nach flicht viel später als 1300 entstanden sein kann,
während das auf dem Vorderblatt von O aufgeklebte hochallemannische Bruchstück
zu Predigt 59 (S. 254, Z. l?ffj in eine frühere Zeit zurückgehen muß. (Die
Ausführungen Pregers, Geschichte der deutschen Mystik II, 9 — 11 sind nicht in
allen Punkten zutreffend). Wie vorsichtig man jedoch in den Schlüssen aus so
allgemein gehaltenen Zeitbestimmungen wie 'wohl 1300 Jahre' sein muß, dafür
können als Belege einige Stellen aus Bertholds Predigten dienen: In einer
lateinischen heißt es: Dyabolus sibi servientibos adeo est crndelis: per exemplum
Antiochum pro seryicio suo exhibitx) iam plus quam per mille annos et CCO
darissime cruciavit nee sibi adhuc sufficit ... die plures (was in anderen Hand-
Schriften erläutert ist: similiter Neronem, Berodem etc.). Sodann die beiden
Paralleltexte aus der Heidelberger und Brüsseler Handschrift (Pfeiffer /, 389
Z. 6 u. II, 416).
Heidelberger Hs. Brüsseler Hs.
In [Got] habent die engel wol seh zig Die engel haben in mere wan sibent
hundert jär an gesehen unde sehent in tusent jär an gesehen . . . [Gregorius
hüte als gerne als des ersten tages . . . spricht das und andern lerer in iren
spruchen und 1er]
Von 1200 Jahren dagegen ist die Rede bei Schönbach, Studien zur Geschichte
der altdeutschen Predigten, III. Stück, S. 20121: mirum si ante mille ducentos
annos publice predicarunt apostoli, ubi postea latuerunt? in hoc potes videre
manifeste, te esse deceptum. iam sunt mille ducenti anni, quodpublicissime est
Einleitung, XXI
predicata (fides catholica). Aus der Tatsache, daß sämtliche Predigten um das
Jahr 1300 bereits als Sammlung vorliegen, dürfen wir mit Sicherheit schließen,
daß dieselben einen Verfasser haben, der vor 1300 gepredigt hat Auf die
2. Hälfte des 13. Jahrh. führt uns das älteste Bruchstück der Predigt Nr. 4 zu
Schlettstadt (allemannisch, in der Gegend Frankens), das der Schrift nach um
1250 entstanden sein muß.
In Unkenntnis Über den Verfasser hat man die Sammlung seither als
„St. Oeorgener Prediger" benannt. Allein diese Bezeichnung nach der Her-
kunft der ältesten Handschrift ist doch zu oberflächlich und rein äußerlich, als
daß man an ihr festhalten könnte. Michael II, 139 benannte darum die Sammlung
als den „Oberrheinischen Prediger'^ mit Rücksicht auf die Lesart S. 193,
Z. 24 Ahm., wiewohl auch diese Bezeichnung durch die Lesart in A Zeile 24 wieder
aufgehoben wird.
Der Verfasser der Prediger ist sicher ein Ordensmann (ach brfider, waz hant
ir gesprochen! owe, sälger brüder sprechent es aber! S. 71, Z. Bf), der in
Klöstern öfters predigte (S. 41, Z, 16; S. 36, Z. 36). Aus der Wendung S. 84,
Z. 35 der hailig vatter = Benediktus, ließe sich auf einen Benediktiner schließen,
die Ausdrücke priol und priolin deuten vor allem auf den Dominikaner-, weniger
auf den AugusUnereremiten- oder Karmelitenorden, maisterschaft (S. 51, Z. 11; S. 66,
Z. 12; S. 85, Z. 1; S, 112, Z. 6; S. 121, Z. 2) eher auf den Dominikaner- als den
Franziskanerorden, kann aber auch ganz allgemein für jeden Ordensobem gebraucht
werden: aus diesen inneren Qründen wird man darum keine sicheren Anhalts-
punkte für den Verfasser gewinnen, weil, wie schon oben hervorgehoben wurde, diese
Aufrücke nach den jeweiligen Ordensverhaltnissen vom Schreiber oder Sammler
der Predigten, der in vorliegendem Falle wohl ein Dominikaner war, leicht
geändert und den Ordensverhältnissen angepaßt werden konnten. Zur Bestimmung
des Verfassers müssen wir darum auf äußere Gründe zurückgreifen, die uns
allein die A-Oruppe der Sss. in die Hand gibt. Die A- Gruppe beginnt mit
vier Predigten, welche sicher auf Berthold von Regensburg zurückgehen
(vgl. die Anmerkungen S. 1. 4. 8. 10). Predigt Nr. 4 weist von seihst auf Nr. 5S,
welche ein ähnliches Thema mit derselben Sicherheit und Gewandtheit im Aus-
druck behandelt, wodurch gleichzeitig die Einheit des I. u/nd IL Teiles in A
gewährleistet ist. Als Bertholdisches Gut ist kürzlich Predigt Nr. 24 durch
Schönbach bezeugt worden (gedruckt aus einer Innsbrucker Es. bei Schönbach,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt VI, 123). Diese Predigt aus
dem L Teil von A findet sich auch in Z, so daß die Einheit des I. umd II Teiles
in A auch hierdurch verbürgt ist Denselben Geist und dieselbe Art der Ausführung
verraten aber auch Predigt Nr. 17. 25. 26. 28. 52. 56. Bertholdisch ist Predigt
Nr. 76: „Von dreierlei Minne'* (vgl S. 317 Anm.). Auf Berthold von Regensburg
weisen sodann die kurzen Skizzen, welche sich in der großen Bertholdhandschrift
Cod. Pal. germ. 24 der Heidelberger Universitätsbibliothek finden, in unserer
Sammlung dagegen ausführlicher vnederkehren (vgl. die Anmerkungen zu Nr. 65,
' ygF
Einleitung.
8. 121; Nr. 66, S. 898; Nr. 68, S. S99; Nr. 75, S. 315). Auf Berthotd vm
Segensburg weist ferner Nr. 6?: „Von dem Sehaden der läßlichen Sünden" (vgl.
Pfeiffer-Strobl II, 25Si9). Erwähnt sei schließlich, daß sich die 'Regula Selphardi'
sowohl in den Berthold von Regensburg zugeschriebenen 'Sermones ad religioaos'
findet, wie in wnserer Sammlung (vgl. S. XVI). Der Ausdruck 'ach brüder' etc.
in der S9. Predigt (S. ?1, Z. 5j ist ganz Bertholdisch. (Die Predigt findet sich auch
in einer Papierhandschrift atis dem Ende des 15. Jahrh. aus dem Framiskaner-
khstffr Ingolstadt El. 90' — 9P : Von drien tagTvaiden, die wir unserm herren nach
volgen suln; vgl. Zeitsckr. f d. Phil 14 [1882], 64 ff.). Ebenso echt Bertholdisch
ist der Ausdi-uck in der 18. Predigt (S. 53, Z. 33 ff) : du solt es wider gen oder din
Wirt niemer rät I (vgl. dazu Nr. 39, S. UO, Z. 12 ; S. 111, Z. 16). Der Verfasser der
18. Predigt ist aber auch der Verfasser der 37. Predigt; der Verfasser von Nr.
auch derjenige von Nr. 38, der Verfasser von Nr. 3 auch derjenige von Nr. 57
wodurch die Zusammengehörigkeit beider Teile in A aufs neue bestätigt wird.
Faßt man die Zeit der Entstehung, die Einheit und die große Verbreitung der
Sammlung sowie die eben angeführten äußeren Gründe, welche für Berlhold von
Regensburg sprechen, ins Auge, so glaube ich berechtigt zu sein, die große Mehrzahl
als einen Niederschlag Bertholds deutscher Klosterpredigten bezeichne»
zu dürfen. Die Wichtigheit der vorliegenden Predigtsammlung dürfte darum vo»,
selbst gegeben sein und zioar sowohl mit Rücksicht auf die bisher bekannten deutschen
wie auch im Vergleich zu den lateinischen Predigtsammlungen Bertholds von
Regensburg. Von den lateinischen Sammlungen der unter dem Namen 'Sermones
ad religiöses' bekannten Bertkoldspredigten hat Jacob (Die lat. Redet} des seL
Berthold von Regensburg S. 86, g Sj eine kurze Übersicht und Inhaltsangabe
gegeben, vo» denen ztvanzig durch Rpetzl (Beati fr. Bertholdi sennones aä
religiosos Monachii 1882) herausgegeben wurden. Allein diese Ausgabe entspricht
avtch nicht den geringsten Anforderungen, die man an Mitionen solcher Textr
stellen muß.^) Aber auch in anderer Hinsicht bedürfen gerade die Sennones ad
religiosos noch einer besonderen Untersuchung (vgl. Schönbach, Studien zur G^
schichte der Altd. Predigten, V. Stück, S. 55 ff".). Zum großen Teil finden sieh
nämlich diese Predigten in anderen Bertholdschen Sammlungen und viele derselben
sind Überhaupt nicht für Religiösen berechnet. Dagegen ist unsere Sammlung faat..
ausschließlich für Religiösen bestimmt. Als deutsehe I*redigten sind sie in diesM
Umfang die einzige Sammlutig, welche wir auf Berthold von Regensburg zurüdt^
fuhren können. Sechs deutsche „Klosterpredigten" hat Strobl (Pfeiffer-Strobl Ht-
1) So urleüt auch SiMnbach, Studien fur Gfschichte der altdeulschm Predigten V. Stück S. 60..
Wie ich mich durch Einsicht in die sehr fehlerluifte Handschrift vbrrzeugt habe, hat EoeteA
wenignten» dm Text der Et. genau tdedergeben, mos man von den lat. Texten Schönbacka nkAt
gagm kann. AU Beispiele führe ich einetveilen nur an III. Stück S. 8 Z. 3 ff.: item de peDttenlift
dicuQt, qaoA non est sacerdotibas confiteiiduin.. hgc confinnationem ab eh ocdpi debere: In der
Hdtchr. hei/lt es aber: ncc pcniteatie ab eis accipiende, vias allein rinen Sinn hat, 8. 6 Z. 17 ff,
eoce. qaaDta cedtas, cum toCa scriptnra dicat creatjoneml Rinder Ss.jedoA cODtrarinm, leaswitier
allein richtig itt).
i
Einleitung.
xxm
S58—S74) heretts veröffentlicht. Sie sind sehr individualistisch gekalten in
lebendigem Verkehr mit den Zuhörern. Unsere Predigten dagegen tragen der
Meiirzahl nach mehr doktrinären Charakter, was sieh leicht aus der Art und Weise
der Aufzeichnung erklären läßt, die nach dem gekörten lebendigen Vortrag nur
den Gedankengang niederschrieb, ohne sich an die rhetorische Form zu kalten, oder
auf die Behandlung der Predigten durch den Sammler derselben.
Daß Berthold neben seiner Tätigkeil als Missionsprediger auch in Klöstern
gejtredigt hat, darf man von vornherein als selbsh'erständlieh betrachten ; und daß
sich bei seiner Berühmtheit diese Predigttätigkeit nicht auf seine Ordensangehörigen
allein beschrankte, ist ebenso anzunehmen. Auch Schönbach hält es für sicher
fVII, 19) erwieseti, daß Berthold Predigten an Frauen einer geistliehen Kon-
gregation gehalten hat und zioar in seiner Eigenschaft als Spiritual (vgl. Schön-
bach VI, 70, 75. VIII, 82. „Jedenfalls betrachte ich die Aufnahme von Nieder-
schriften Bertholdscher Predigten an geistliche Frauen als ein Zeugnis dafür, daß
er eine Wirksamkeit als Spiritual oder Hausprediger tatsächlich ausgeübt hat'). Unsere
Sammlung fügt sich darum der bisherigen Überlieferung an die Seite.
In den deutschen Texten der Klosterpredigten finden wir auch alle Vorteile,
die Schönbach (VI. Stück) «n den deutschen Missionapredigten vermißt: genaue
Bibelzitale^ ausgiebigen Gebrauch der Kirchenväter, als deren Meister Augustin,
Oregor und Bernhard zitiert werden (vgl. Schimbach VIII, 9), Verwendung des
Breviers und die frühe Entstehung der Sammelhandschriften.
Auf Bertkold von Regensburg passen schließlick die Urteile, welche die
Predigten seither von den Fackkenneni gefunden haben. So urteilt Albert
fOesehiehte. der Predigt in Deutschland, 3. T., S. 9819) über die 57. Predigt,
daß sie eine ganz hervorragende Stelle utiter den schriftgemäßen Predigten ein-
neAme, schon um deswillen, weü sie nach Coloss. 3. 16 'Von dem worte Gottes'
selbst handelt. „Der Verfasser stellt eine ganz vortreffliche Theorie der Predigt-
kunst auf, wenn er fordert, daß zu allererst 'bei dem Prediger im Herzen das
Wort Gottes geboren werde', daß also Meditation und Gebet, persönliches Christen-
tum des Predigers eine Vorbedingung zu gesegneter Arbeit sei. Er hat selbst
gewiß treulich nach dieser Vorschrift gehandelt. Das ganze 3. Kapitel des Briefes
an die Colosser ist offenbar vor Abfassung der Predigt im Zusammenhang durch-
gearbeitet worden, ein Zeugnis von einem seltenen eingehenden Schriftstudium."
Ähnlich urteilt Michael: „Der oberrheinische Prediger, wie man der Kürze kalber
den Verfasser der Sammlung nennen darf, offenbart sich als ein Mann von
theologischer wie rhetorischer Schulung, von lebendiger Phantasie und von milder
Oemütsarf (II, 139). Diese günstigen Urteile werden Jetzt erst recht in ihrem
Werte gewürdigt werden können, da die ganze Sammlung gedruckt vorliegt.
Der Ausgabe der Predigten ist A zu Grunde gelegt, weil sie die einzige
BJi. ist, in welcher die Predigten vollständig überliefert sind. Die Lesarten zu
Nr. 1 — 10. 12. 13. 1? aus der Hs. S, auf die ich erst am Abschluß des Druckes
aufmerksam wurde, sind im Ankang S. 342/3 mitgeteilt. Von Nr. 35 an ist O bei-
XXIV Einkiiung.
gezogen, dessen ahweiehende Lesarten in dem Apparat vollständig vermerkt wurden.
Dabei tvurden jedoch Wortumstellungen, die den Sinn nicht veränderten, nicht
berücksichtigt Da O mit Nr. 71 abbricht (8, 306, Z, 11), trat für die An-
merkungen an dessen Stelle Z, auf das schon früher wie auch auf W bei allen
schwierigen oder unsicheren Stellen zur Feststellung des richtigen Textes zurück-
gegriffen wurde.
Als Grundsätze für die Textbehandlung waren die von der Deutschen
Kommission festgelegten maßgebend. Die Abkürzungen, die in AQ spärlich, aber
durchaus regelmäßig sind: Striche über den Buchstaben für n und m (im Zweifel-
fall gibt der Apparat Aufschluß), tourden sachgemäß aufgelöst: wz in waz; dz
in daz; jedoch wurde ausgeschriebenes das v/nd was in Abelassen; ebenso de u/nd
WC in O nicht aufgelöst, vn vmrde durchgehend in und aufgelöst, die Form vnde
dagegen in O belassen. Ferner wurde:
mhd. anlautendes u, in A geschrieben v: gedruckt u,
• • •
ff ff Jj ff ff ff ^* ff i*
Die Schlußsilbe e z, B, in gebs wurde mit geben aufgelöst^ obwohl daneben häufig
doppel-n vorkommt: gebenn (vgl. S, 1, Z. 3). Am Ende einer Zeile steht für s
öfters 3, das im Druck mit z wiedergegeben wurde.
Die Titel der Predigten in A sind durchweg rot geschrieben, Absätze durch
rot durchstrichene Buchstaben gekennzeichnet. Die V2 Spatien wurden im Druck
nach den von der Kommission geforderten Grundsätzen angewandt. Der Text
Von A leidet vor allem an vielfachen Auslassungen^ die meist durch Überspringen
auf gleichlautende Worte hervorgerufen wurden. Beispiele gibt der IL Teil von A,
die Predigten Nr. 35 ff.y zur Genüge; sie sind auch für den ersten Teil von A
anzunehmen, wodurch sich manche Jetzt unklaren Stellen werden berichtigen lassen.
An Zuverlässigkeit der Textmedergabe glaube ich das Möglichste geleistet zu
haben, da ich die Korrekturen stets nach den Handschriften las. Daß mir dies
möglich war, verdanke ich dem Entgegenkommen der Freiburger UniversitätsbibL, der
Karlsruher Hof- und Landesbibl, der Züricher Stadtbibl, der Wiener k, k. Hof-
bibl, der Straßburger Stadtbibliothek und nicht zuletzt der Gastfreundschaft des
Stadtarchivs zu Freiburg, wo ich durch die Freundlichkeit von Herrn Archivrat
Professor Dr. Albert, alle Hss. in Muße benützen konnte.
Es sind jetzt zehn Jahre her, daß ich die Handschrift A in der Universitätsbibl.
zu Freiburg auffand und abschrieb. Herr Professor Dr. Pfaff, Bibliothekar zu
Freiburg, hat mir damals mit manchem Rat zur Seite gestanden, so daß ich auch
an dieser Stelle ihm meinen Dank aussprechen möchte. Gleichen Dank schulde ich
der Liebensumrdigkeit von Herrn Prof. Panzer in Frankfurt, der die Korrekturen
mitlas, und dem Entgegenkommen von Herrn Prof. Roeihe in Berlin, der die Auf-
nähme der Predigten in die „Deutschen Texte'^ ermöglichte und sich ebenfalls an
der Korrektur beteiligte.
Scherzingen bei Freiburg i. Br., im September 1908.
Karl Bieder.
Der sogenannte St. Georgener Prediger,
eine Überlieferung
von deutschen Klosterpredigten
Bertholds von Regensburg.
[1.] Ton den zehen gebotten nnsers herren.
Der almihtig Got nimt ein michel zal alle tag von dirr weit, der ieklichs
ist schuldig zehen helbling ze geben, und swer si nit hat ze gebenn, der mäss
eweklich verlorn sin. swer ir siben oder nun git, der hat nit gewert, won ir
sont zehen sin. der arm mag nit minder geben denn der rieh, dis zehen helb- 5
ling sint du zehen gebot, zu den ain ieglich mentsch gebunden ist, er si arm
oder rieh.
Der erst helbling ist daz erst gebot: du solt kainen frömden Gk)t haben för
mich, dirr helbling hat zwai gebräch, daz erst: du solt an kainen Grot geloben
wan an mich, weder in dem hymel noch uff der erde, die von Babylon^ lo
bettaten die sunnen an, den man und die Sternen; die Eryechen die lüte und
daz vih und du tier; die von [V] Egyptenland ain merwwnder, daz hiess Ap]^.
daz solt du alles nit tun. daz ander gebräche ist daz du ane valschhait und
an hinderlist mit guten trtiwen an Got gelobest, daz du von reht geloben solt
und als dir din cristener gelob seit, daz tünt die Juden nit noch die kätzer. 15
da von wirt vil lüt verlorn daz sü nit disen helbling laistent.
Der ander helbling ist daz ander gebot: du solt dines Gottes namen nüt un-
nützklich nemen. der helbling hat och zwai gebräch, das erst ist: du solt nit
durch lait noch dur lieb noch durch kain ding mainaid swerren noch umbsuss
lihteklich bi Got swerren, won mainaid sin groz sünde; und wer vil swerren wil, 20
der wirt dik mainait. daz ander gebräche ist: du solt Ooi niht schelten noch
fluchen, won daz ist ain vil grössü sunde; und solt och nit grozlich Got (V]
erzürnen, won er schlag ze ainem male von aines mentschen schulde der Got
schalkt, hundert tusent und fünf und ahtzig tusent mentschen ze tode in ainer
naht, umb disen helbling wirt ser gerihtet. 25
1. I>%t Überschrift und das Änfangs-J) des Textes ist rot geschrieben. 12. merwnd\
13. dz solt] lies dez solt? 21. Got fehlt.
1. Zu dem Stück über die zehn Gebote vgl, Pfeiffer -Strobl, Berthold von Begensburg I 264
'288; II 198-200 und die Lesarten. — Ebenso handschriftlich in Cod. Pal. germ. 537 fol. 117^
(Bartsch Nr. 268): Das ist ain bredig von zechen beten. Der almechtig got nimt alle tag ain
michel tail usw., und in Cod. 966 8. 121-129 der Stiftsbibl. zu 8t Gallen. 8. 2^ dem Wort-
laut der 10 Gebote vgl. Exod. 20, 1-17. In der Ausführung der Handschrift ist das 9. und 10. Ge-
bot gegenüber Pfeiffer-8trobl I 285; II 200 vertauscht. — Vgl. auch Jacob, Die lat Reden des
sei. Berthold von Begensburg 8. 54 Nr. 48, 49, und Schönbach, Die Überlieferung Bertholds von
Begensburg I 39 ff. 24. Isai. 37, 36.
DeatMli« T«xt« des Mittelalters. X 1
2 1. Voo deo zehea gebotten änsefs herren.
Der drit helbling ist daz drit gebot: da solt den tag der rftwe h&ilgen,
daz ist den virtag eren und behalten, dirr helbling hat och zwai gebräche,
daz erst ist: da solt den virtag nit versmihenn mit werche noch brechen als
die k&tzer, die an dem snnnentag gemer werchant denn an dem mäntag. daz
5 ander ist daz dines hertzen r&we an kainer creatfir sol sin wan an Oot, der
äll6 ding geschafifen hat der mentsch zerstöret sines hertzen r&we der kain
ander rfiwe gert and fröde denn an Grot^ es si g&t^ ere, wib oder kint ey
lieber Got, was lüt amb disen helbling wirt verlorn !
Der vierd helbling ist daz yierd /iV gebot: da solt eren yatter and mftter,
10 daz da dester lenger lebest, dirr helbling hat och zwai gebräch, daz erst ist:
da solt eren yatter and mfiter mit dem hertzen, daz ist da solt sä nit dar amb
yersmahen daz sä alt sint and arm, siech oder angestalt; wan ist daz an inen,
daz sint si von den schalden din. da solt si eren mit dem libe, daz da inen
dienest and inen ir notdarft gebest, ob da sin statt mäht han. daz ander
15 gebräch ist: da solt dinen gaischlichen yatter, daz ist der priester, and dine
gaischlich mfiter, die hailgen eristenhait, eren; wan Grot hat den priester über
all mentscben geeret, da yon sol in der mentsch loblichen eren.
Der fünft helbling ist daz fünft gebot: da solt nieman töten, dirr helbling
hat och zwai gebräch, daz erst ist: da solt mit diner hant nieman töten noch
20 haissen töten, den hast da getötet dem da mohtest gehelfen and sin nit entäte;
f2^J won du Schrift spricht also: 'gib dem hangrigen ze essenn'; wan stirbet er
yon hanger, da bist schaldig an im. da solt niemans todes geren mit rät, mit
helf, mit trost noch mit ganst. daz ander ist: da solt dinen ebencristen nit
hassen ; won swer sin eben cristen hasset, der ist manschleg.
25 Der sehst helbling ist daz sehst gebot: da solt nit unkünsch sin. dirr helb-
ling bat och zwai gebräch, daz erst ist: da solt niemannes wip ze nnkünsch
geren, daz ist ze une. amb disen helbling wirt vil lütes all tag yerdampnet.
daz ander ist ain sogtanü sach nnkünsch da yon nit ze sagenn ist yor der be-
schirm uns unser herr Jhesas Christus.
80 Der sibend helbling ist daz sibend gebot: du solt nit stelen. dirr helbling
hat och zwai gebräch, daz erst ist: du solt niemans gut ze unreht geren^ weder
mit rob noch mit wacher noch mit kainer unrehter f2^J wise. daz andör ist: du
solt niht sorklich din gfit behalten, du solt es armen lüten mit tailen. umb
disen helbling wirt man fragend an dem jüngsten tag.
35 Der ahtend helbling ist daz ahtend gebot: du solt nit yalscher gezüg sin.
din* helbling hat och zwai gebräch, daz erst ist: daz du weder durch miet noch
durch bett, durch liep noch dur lait yalscher gezüg gegen ieman sigest
das ander ist: du solt nit liegen, hie merket man fönf hant lüg die tötlich sint,
24. In maoBchleg stand zunächst manschleh, das dann in manschleg korr, wurde. 26. wip]
Pfeiffer-Strobl I 278, 8 und II 199, 29 hat lip. 28. sach ist wohl zu tilgen (Panzer). 31. daz
ent ist fehlt.
21. Anspielung auf Isai. 58, 7; Prov. 25, 21; Rom. 12, 20.
1. Von den zehen gebotten unsere herren. 3
und dri die abl&ssig sint. du erst ist so man redet wider den globen; als ob
man spräche: Grot si nit mentsch worden oder er wurdi nie gemartrot oder ünsrö
yrowe si nit ain rehtu magt oder ain sämlichs das wider den globen ist. d6
ander ist du etwem schadet und niemann nutz ist; daz ist so du ainem ment-
8chen mit lügen sin er nimest oder benemen wilt oder sinen lip. du drit [2"] ist 5
daz ainem frnmet und dem andern schadet; daz ist so du mit lügenn und mit
Talscher gezugnust ieman sin g&t nimest du vierd ist so du mit flisse lügest
oder trügest durch daz daz du dinen neben cristen betrügest und überkumest,
daz er sin grossen schaden hat; daz täst du an sache, won er dir wol getrüwet.
du fünfte ist so du lugest daz du dester bas gevallest, als der lotter und der lo
spilman, der umb gäbe lobet den der da ze scheltenn ist, und schiltet den der
da ze lobenn ist. die fünf lugi sint tötlich. die andern dri sint ablässig, ob si
nit sint in der gewonhait. du ain und och du sechste daz ist daz nieman schadet
noch nieman frumt: als du gegen iemann der etwem sin g&t wölti stein, nemen
oder rohen, sprichest du du wissest sin gut nit, ob man dich sin vrage. du ander 15
und du sibend ist so du ainen mentschen wol [2^] waist den sin vigint sächent und
in töten went, und du seist du wissist sin nüt. du drit und du ahtend ist ob
ainer wölti ainer mägd iren magtäm nemen, daz du ir den behieltist mit lügenn.
dis sint ahthand lugi die sant Augustinus schribet; und du erst ist du maist und
nimet als ab, wan du jungst ist du minst. 20
Der nünd helbling ist daz nünd gebot : du solt dines nebent cristen gemaheln
nit begeren. dirr helbling hat och zwai gebräche, daz erst ist: swer ain vrowen
in dem willen an siht daz er gern bi ir schliefi, ob er sin statt möhti han, der
hat du werch voUebraht. das ander ist: du solt nit begeren daz man din beger
an dem ain werdent die man verlorn, an dem andern die vrowen, die sich dar zä 25
ziehent und sich beraitent dem tüvel ze aim strik. und ist daz nieman dar in
yallet, doch mfissent [d""] si daz egschlich geriht und daz urtail Gottes tragen, sü ist
der schlänge der daz mägtlich höbt hat, und si treit daz verborgen aiter. si
hat berait die vergift da mit si die sei töten wil, daz sint ir spilden ögen und
ir valschen geng und ir trugenliches smieren. hie mit so benimt si der rainen so
sei ir künschi. in der alten 6 geschriben stat: *hat ain man ain cystemen, der
sol si bedeken; tat er des nit, vallet sines nachgeburen rint dar in oder sin
schaff er sol es gelten', won er sinen brunnen nit wol bedakte. ey, waz in des
vihes ze geltenn geschiht!
Der zehend helbling ist daz zehend gebot : du solt dins nebent cristens ding 35
ze unreht nit begeren. dir helbling hat och zwai gebräch, das erst ist . . . joch gar
10. lugeat ohne ü Zeichen. 13. nit fehlt; doch vgl Pfeiffer-Strobl II 200, 10. 14. noch
ueman] nnd etewem : Pfeiffer-Strohl II 200 , 11, was allein richtig ist. nSben. 15. du du]
L dn. 18. du fehlt. 80. In valschen ist das l nachträglich eingeschoben. 32. si fehlt.
36. Die Punkte sind von mir eingefügt; es fehlt etwa: daz du des begeret ze unreht
19. Vgl Pfeiffer-Strobl II 641. 31. Exod. 21, 33.
4 1. Von den zehen gebotten unsere hen^n.
an grossen vliss, und dar umb an fliss, won du trüwest nit mit den werchen voll
riehen, daz ander ist daz du dar z& leist allen dinen fliss, f3^J also die och t&nt
die da gänd Stelen oder röben (geschiht es nit, daz belibet an inen niht), und
daz du do noch alles stast wie du mit unträwen überkomest.
5 Dis sint die wir 6ot m&ssint widergeben an dem jüngsten tag, baidu arm
und rieh, und wie wir si hie gebeut, so werdent uns da wider von im zehen
phenning gegeben, der erst phenning ist daz wir erlidget werdent von der
ewigen verdampnust der ander ist daz wir mit grossen vröden von hinnen
werdent gelaitet. der drit ist daz wir schone werdent enphangen. der vierd ist
10 daz wir mit grossen eren uff dem hymelst&l werdent gesetzet, der fünft ist das
uns gantzer gewaZt in dem hymel geben wirt. der sehst ist daz wir habent
gantz erkantnust, als es uns denn wol erkant wirt der sibend ist daz uns von
dem vatter, von dem sun und von dem haiigen gaist unsäglich süssi wirt gegeben.
f3'J der ahtend ist daz wir allen engein und allen haiigen ieklichem werdent ze
15 minnenn. der nünd ist daz wir mit grosser vröde und mit gezierde von Gk)t
werdent gezieret, der zehend ist daz uns der Ion wirt geben den ögen nie ge-
sahent und oren nie gehortent und kaines mentschen hertze nie gedaht. dazS
werdent uns zwai gewant geben, daz ist daz wir an der sei und an dem lip
die ewigen wunne enphahent
20 Daz verlih uns der süss Jhesus Crist,
der aller vröd ain übergüld ist. amen.
f2J Ton ylerhand stnkln erlstans glöben.
fCrediderunt quotquot erant praeordinati ad vitam aetemamj
Saut Lucas schribet also: ^alle die geordnet sint zä dem ewigen lebenn, die
25 haut alle cristan geloben\
Cristaner gelobe hat vier stukL daz erst ist daz er sol ungemLschet sin,
daz ist an ungeloben. wan du solt niht geloben an zober noch an luppe noch
an hess noch an lachnye noch an [3"] fürsehen noch an messen noch an die naht-
1. nit fehlt; es liegt Textverderbnis vor^ die lateinischen Predigtsammlungen Bertholds verhelfen zu
dem richtigen Text: nna superscriptio : ut si libenter haberes rem proximi tni, etiam iniuste sed sine
conatn auferendi, et idoo sine conatu, quia non habes spem, qaod conatos tuns haberet effectam. . . .
Alia saperscriptio cum conata sed sine effecta: at qai vadunt fnrari vel rapere nee inveniunt vel
neqaeant; similiter qui volunt alios circum venire etc. Der von Schönbach 8. 51 mitgeteilte latei-
nische Text ist unbrauchbar. Bei Pfeiffer- Strobl II 200, 22-25 steht statt won . . . riehen: wan
da tniwest stn mit den werken niht vollebrini^en. 4. do noch] doch noch. 11. gewart
15. g^sser. 18. und an dem lip fehlt. 23. Der lat, Text fehlt,
16. /. Cor. 2f 9. 22. Vgl. zu dieser Predigt Pf ei ffer - Strobl II 81 ff., und die lateinische
Fassung bei Jakob S. 53 Nr. 47, die nach meinen Abschriften in ihrem ganzen Aufbau mit vorlie-
gendem Stücke übereinstimmt. Die Einteilung lautet: Ad hoc autem, qaod fides nostra deo pla-
ceat, qaataor sant ei necessaria: scilicet at sit impermixta, ut sit operans, ut sit integra, ut sit
firma. — Gedruckt bei Wackemagel S. 77 mit den Lesarten aus z. 23. Act. 13, 48.
28. Vgl Schönbach, Zeugnisse Bertholds von Beg. zur Volkskunde S, 28.
2. Von vierhaad stukin cristans fi^ldben. 5
frowen noh an der agelstrun schrien noh an die brawen und die wangen juken
noch an die batt&nien noch an kainer hand ding daz ungelöb si; wan änser
herre hasset also ser den gemisten geloben, als ain man der gät trahte vor
im hat mit s&sser spise und der denn dar uf fluga sät: als unmäre denn dem
man du traht wäre, als nnmir ist och ünsrem herren der gemixt geloube; won 5
er verdarbt ze ainer zit drissig küngrich da von daz sii hattent gemisten
geloben.
Daz ander ist daz er sol guter werch sin, won gütü werch hörent dar zu.
und swer es nit tut, wie reht der gelobet mit den Worten, so ist er doh
ungelöbig vor 6ot. lo
Daz dritte ist daz er sol gantz sin an unsers herren gothait und och an
siner mentschait und och an cristanlichen dingen die Got hat gesetzt uff
eTtf4'Jnch. du solt also geloben an sin gothait daz er ist gewaltig und wis und
ewig, du solt also geloben an sin mentschait daz er lip hatte als ain ander
mentsch und im we und wol tet als ainem mentschen und in hungert und 16
durst als ainen mentschen und uff ertrich waz als ain mentsch, won daz er nie
sund begieng; und daz im du roarter also we tet als ainem andern mentschen
und daz er an dem crütz erstarb an der mentzhait, nit an der gothait. und
reht ze gelicher wis als ain man mit ainer axs in ainen böm howet, da du
sunne an schinnet — der mag die sunnen doch nit verhowen, si schinne doch »
an den bom, daz si sich niemer verwandelt dar umb — also ist es och umb die
gothait: swie vast und wie vil die mentschait verhowen wart und starb an
dem crutze, doch belaib du gothait gantz und schöne und stark und waz und
ist an angeng und ist iemer f4^J an ende.
Du cristanlichü ding iü Got hat gesetzet uf ertrich, daz du geloben solt, 25
daz sint siben süle da du cristenhait uff stät.
Du erst sul ist der töf. dar an solt du geloben daz kain mentsch so reht
moht getfin uff ertrich, und w&r es nit getoft, daz es Gottes antlüt niemer
beschowet obnen im himelrich. es ward och nie mentsch so sündig, wenn
es getoffet wirt in dem namen dez vatters und des sunes und des haiig en so
^^istfiS^ im sigent all sin sünd ab gewaschen; hat er si joch nie gebihtet noch
gebfitzet, so ist er doch luter und rain worden in dem haiigen töf. und sturbi
er nach dem töf e daz er in sund vieli, so wurdi sin sei zehant fif geffiret in
daz himelrich, da er Gottes antlfit iemer sehen sol an ende.
Du ander sul ist du virroung. du ist also hailig daz es nieman mag getfin 35
won ain bi/47schof und soltent die lüt verr dar nach gan e daz su ungevirmat
wirent, won es höret zfi dem töf.
Du dritte sul ist bihte, rfiw und bftsse; won es ward nie mentsch so sfindig,
und hetti er ruwe, biht und bfisse vor sim end, Got vergeh im all sin sunde
und werde behalten in dem himelriche. 40
11. ain. 13. er/rich am Ende und Anfang der Zeile. 18. menta^ait am Ende und
Anfang einer Zeile. 25. du] du. 33. nach zehant ist g^f&ret rot durchBtrichen und statt
dessen üf gefAret geschrieben worden. 3S. so am Bande.
6 2. Ton vierbud stnkin crietai» glAben.
Du vierde sul ist der vil hailig Gottes licham. daz soll du geloben di
gewArer Got und mentsch ist und daz er ist in ainer ieglicher messe, da in
der priester segnot und handelt, und ze glicher wis also da ain man sprichet
Mhesus', und daz wort mäng mentsch höret und ist doch nit won ain wort, und
G daz wort hat ain ieglich mentsch enphangen gar und gantzlich in sin oie
und in sin hertze and treit es mit im haime, und sprichet der man noch dan-
noht 'Jhesus', also ist es Öch unb (iDsers herren lichamen. der priester hat in
hie in der kirchen. [4"] der ander hat in dort in der kirchen, so wit als du
kristenhait ist; so hat in ain priester in der hant. ainer in dem mund, ainer
10 behaltet in uff dem altär, ainer treit in uff dem weg zu den siechan, ainer git
in den siechan in den munt, da bat in der siech in dem munt: also git unser
herr sinen lichamen swem er wU und wa er wil und wie dik er wil, und ist
doch ain gantzer Got. der ie waz und iemer ist an end. du sott öch geloben:
80 der priester die oflaten gesegnet in der messe, so ist dnser herr in der
15 klainnen oflaten also giüss und also gantz gewaltig als er ist in himelrich.
und merk ze glicher wis: nime ain klaines spiegellin in die hand und geng zä
dem aller grösten niönster daz in der weit ist, und nim daz klain spiegellin
und hab es gegen dem miinster. so sihest du daz gross münster in dem klainnen
spiegellin alles saraent. /ö°y wie es geschaffen ist: also ist es (ich umb ünsern herren.
20 der ist in der klainnen oflaten also gar als in dem himelriche. du solt och daz
gelouben: so der priester die oflaten gesegnet in der messe, daz du ottat, du
e waz bröt, dii wirt verwandelt ze Einsers herren flaiseh. und wirt der win
verwandelt ze ünsers herren blüt, und merk da bi: swaz der mentsche isset
oder trinket, daz machet er in im selben ze flaiseh und ze bläte, und den
15 gewalt hat er von Got. du solt wirlich gelouben daz der almähtig Got, der
also mähtig ist daz er Allu ding wol mag tiin und im nüt unmuglich ist ze
tfind, der machet och wol brot zu sinem flaiseh und win ze sinem blute, du
solt och daz geloben: weles mentsch an sinem ende ünsers herren vrön lichamen
wirdeklich enphahet mit rehter rüw und mit rebtem geloben, daz der niemer
Bo von Got ftirt ge/578Chaiden.
Dii fünft sul ist daz hailig 61. daz ist gflt dar zu daz des vegfüres dester
minder wii-t, und ist öch gnt dem siehtagen des libes und der sei. sol der
mentsch nit sterben, so ist er dester e genesen so er geölt wirt mit dem haiigen
öl. nnd also lang' so er siech ist. so ist da mit genug geölt; und geniset
35 er aber und wirt er dar nach aber siech, so sol man in aber ölen.
Du sehst sul ist du e. daz solt du geloben daz die lüte die ir e reht
baltent als si Got geordnet hat, die werdent all behalten bi ünserm herren in
bimelrich.
Du sibend sul ist der priester orden. du solt daz geloben daz an dem
40 priester zwai ding sint: sin ampt und daz ist hailig, daz sout wir von im
enphahen; sin leben hat er von im selben, swie bös nnd wie sündig er si an
7. iinb am Ende der Zeile.
A
2. Von vierhand stnkin criBtaos glöbeo. 7
sim lebenn, ontz daz im sin amt unverbotten ist, so mag er messe singen und
biht hören and [5'] apIas geben und enbinden von sunden. and swie vast der
priester mit den Sünden ist gebunden, sin ampt ist doch ungebanden and ist
hailig and enbindet uns wol von sunden. und reht ze glicher wis also da ain
mentsche in ain lachun vallet und gar unsuber wirt, und kämi denn ain mor 5
and wuschi in schöne und hulfi im us, also daz er gar schöne wurdi: so wäre
der mentsch als schön worden von dem moren als ob in ain guter und ain
saber mentsch gewaschen hetti. also ist es och umb den priester: swie unsuber
er ist mit den sänden an sinem leben, so ist aber sin ampt schön und luter
und raine und hat den gewalt von 6ot. swenn ain mentsch im gebihtat sin lo
sunde mit ruwigem hertzen, und denn e der priester sin hand üf hat über
den mentschen und sprichet ^indulgentiam' und du wort du er denn sprichet und
sprechen sol, so tut sich der himel üf. und als der priester apblas git und in
enbindet von [5^] sinen Sünden, also git unser herr 6ot dem mentschen applaz
und enpindet in von allen sinen Sünden, und merk ze glicher wis: also da ain 15
küng sinem san santi zehen mark goldes bi ainem hotten der ainög wäre oder
hofroht und du nas krumb und gar unsuber wäre, so enphieng doch der sun die
zehen mark goldez von dem botten und sprach: 'hab dir diu krumb nasen und
dinen unsubem lip, min golt ist schön und luter und rain, daz mir min yatter
der künig hat gesant'. also ist es ouch umb den priester: swie blind, swie 20
hofroht und swie krumb er si an sinem leben mit den Sünden, so ist doch sin
ampt schön und luter und raine. daz sont wir von im enphahen, daz hat uns
Got unser vatter von himelrich gesent, aber sin leben hab er im selber, und
4az wisse ain ieglich mentsch, daz ain priester bi ainer gewihten nunnen war
gelegen oder /ff 7 bi siner swester oder bi siner mfiter, der mentsch sol den priester 25
nit bitten ze singenn; singt aber der priester des tages messe, so solt du daz
geloben daz er rüw habe, und solt sin messe als gern hören als ob sant Peter
da sungi, und solt geloben daz sin mess als hailig si und dir als grössü gnäd
wider yert als in sant Peters messe.
Daz yierd stuki des geloben ist daz er vest si ze glicher wis als ain stain, der so
niemer gewichet; won gold lät sich biegen, isen lät sich biegen, aber ain stain
lät sich aller zerbrechen e er sich lasse biegen, also sol och der cristan mentsch
tfin: der sol sich e lassen martren e daz er iemer entwiche von cristam globen
mit gedänken, mit werten oder mit werchen. die lüt die dis behaltent, die sint
all geordnet zu dem himelrich und zä dem ewigen leben obnan uf in daz himel- 35
rieh für den almähtigen Got. und swer iemer disen globen widerbre/ffV^iget,
daz sont ir wissen das der ungelöbig ist, und sont im nit geloben, won er wolt
üch schaiden von dem almähtigen Grot. da vor behüte uns der vatter und der
sun and der hailig gaist. amen.
6. w&cfai. 11. denn §] denne ? (Roethe), 13. ap/blas am Ende und Anfang der Zeile.
30. ist fehlt 32 tt. 33. *e* (80 meist), 33. cristam so.
3. Von der hailikait und lieiaichnung dor n
I
[3.1 Ton der hal/ikait and bezatchnung der messe. '
[In omnihus hoiityrificetur Dms.]
Sant Peter sprichet daz Got von allen dingen und von allen mentscLen
geerat werden.
G Vier ding sint die man eren sol ob allen dingen, daz erst siht man
höret es, daz sint die prieater. daz ander ensihet noch enhfiret man, daz
unser vrowe sant Maria, daz dritte höret man und silit es nit, daz ist Gotti
wort, daz vierde siht man und hftrt es nit, daz ist iinsei-s lieneii licham;
sol man eren ob allen dingen.
j Es sint öch fi'inf hand lüte die der me.'fs nit antailig sint. die ersten sini
die da ös gänt so man daz ewangeli geliset; den wirt nit tailes (6'] an der
oder vil wenig, die andern sint die da runent und klaffent; denan wirt öch der
messe nit. die dritten sint die den Gottes dienst verbotten ist oder in dem banne
sint und doch ze messe gant; den wirt öch der messe nit. die vierden sint die
K die mess versmahent und der nit went; den wirt öch der messe nit. die fäftettvj
sint die da iinsern herren unwirdeklich enphahent. I
Der raentscb der andAhtklidi zu der messe ist, der enphahet zeben goad.'
du erst ist daz im Got all sin sünd vergit. dt'i ander ist daz er den hailgeo "
gaist enphahet. daz dritte ist daz Got des mentschen gebet dester gerner er-
D höret, dii vierd ist daz Got den priester dester gerner über in erhöret, du fünft
ist daz der mentsch sicher wirt an sinem ende, du sechst ist daz sin begir
dester merer wirt. du aibend ist {6"] daz die engel dester gerner bi dem mentschen
sint. du abtend ist daz der mentsch an tugenden wachset, du nünde ist daz
der mentsch von sinen Bünden enpunden wirt. du zeheud ist daz sich der
a mentsch Gfott haimlichet und Got sich gegen im vröwet.
Du mess ist also vol des haiigen gaistes als daz mer wassers und als du
sunn liehtes und daz ertrich des stobes.
Daz gewant daz der priester an leit so er singen wil, und swas er sin(
und liset und anders t&t in der messe, daz hat alles bezaichnunge. daz erst
) der umbler, den er uff daz hobt leit; der bezäichent daz Got die rainen ment-
Hchait an sich nam, da mit er die liailgen gothait bedakte. du albe bezaicbet
daz luter hertze und daz rain leben daz unser herr uff ertrich hatte, der gürtel
der sol sydin sin oder von wisseni gam lynim, und sol zvrivalt sin, daz iewedi
]. haikait. 2. Der iatänUdte Text fehlt. 8. ist fehlt. 21. AU 6. Punkt hat Wac
Hagel S, 70 Z. 35 : diu vi du ain fegfiur de«t miaer wirt. Ebenso findet sich eine andere Fok
des 9. Punktet. 2H. mir su. .Sl. nam] na» mit Schlnfl-i am Ende der Zeile,
und im folgenden.
1. Vgl. die lat. Predigten Berlhotds von Regensbvrg bei Jakob S. 49 Nr. 21 u. S. 8S Nr. 53f|
ein Drvek bei Franz, Die Mtaee im deutschen Mittelaller S. 746. — Pfeiffer -Stroll I 488. -
Wackemagei S. 69. - Da» gleuJ^e Stück erhalte in Cod. Nr. 3677 u. 399S (Hoffmi
der Bm*. S. 85 «. S. 3ä8} der Wiener HofbUiliothek. 2. 1. Petr. 4. 11.
ist^B
3. Von der Lailikaii und bezaichaung der messe. 9
ain ort nider hangen ; daz bezaicliet die kunschikait die unser tierre an
sineni leben und an siner lieben mäter hatte, der liantran bezaichet sine demüt-
kait. du stöl bezaicliet die lang arbaite und die marter die er uff ertrieh laid,
der niessachel bezaichet die grossen nnd die gantzen ininne ünsers heiTen.
Der anvang der messe bezaichet daz rufen daz die aitvAtter und die wis- s
sagen tatent nach ünserm herren, daz er kkme. daz kyryeleyson und das crist-
eleyson bezaicheut daz riiffen: 'herr, erbarnn dich über lins.* daz glorla in escelsis
daz vahet der priesttr an und stät enmitten ob dem altär: du mitli bezaichet
daz unser hen-e glich durch all die weit gebom wart; daz ers ainig anvahet,
daz bezaichet daz der engel den hirten kunte daz unser herre geboren was. so lo
helfent sü im denn all singen, daz bezaichent daz lob daz die enf?^/gs\ tatent do.
du zwai lieht die da sont sin, bezaichent die zwen Sternen: ainen der den Juden
ob der kripp erschain, der ander der den haiden erschain, daz waz der stern der
die kling wiset fiir ünsern herren. du collect bezaichent daz gebet daz unser
herr tet do er uff ertrieh waz, und den dienst den er siner lieben müter tet: so is |
sonl wir ällii vast betten, dii lecce bezaichent die bredige sant Johansen bap-
listen, daz er kunte daz unser herre kam. daz gradal bezaichent daz er Aosern
herren zaigle mit dem vinger und er sprach: 'er ist ietz under lich, und ir er-
kennent sin nit'. und vragtent in die lüte ob er Crist wäre, do sprach er: 'nain, i
ich bin ain stim'; daz ist also vil gesprochen als ob er spräche: als klein ain 20
stini ist gegen aller weit, also klein bin ich wider im der da komen sol; ir wer- !
dent mich lassent und im nach volgend. daz /T'J ewangelium bezaichet die süssen
predi die unser herr selber tet mit sim hailgen gftilichen munde; won es wart nie |
kain brediger der ie so sftsseklich gebredgeti als unser herr selber tet. daz credo I
in tinum bezaichent daz die lüt gelobig wtirdent und sich bekertent, hie und da. 25
daz offertorium daz man der nach singet, bezaichent du grossen zaichen du unser
hen- t«t an den siechen, die er gesunl machet — er machet die blinden gesehenb
die lamen gereht. die miselsühtigen rain — und ander niänig gioss zaichen, daz i
önser herr tet. daz swigen daz er dar nach tut, bezaichent daz die Juden ze rät
giengent, do unser herr so grössü zaichen tet, wie sü im getäten — do sprach 30
Cayphas: 'wir sont in t<5ten, wan es ist besser daz er allain sterbi, denn ällü du I
weit verderbi' — und bezaicbent öch daz unser herre in die f?'/ wüsti gie und er 1
den Juden entwaicb. so beraitet man denn den tisch zu der Wirtschaft du da sol
sin. dar nach gät: per omnia secula seculorum; daz bezaichent daz unser herr
Lazarum hiess uf stän, und er zehant uf sprang mit den banden da mit er ge- 9B
bunden waz. dar nach gät: sanctus, sanctus, sanctus; daz bezaichent daz unser
heiT ze Jherusalem inrait und er vrölich enphaugen wart mit lobe und mit
gesang. da nach naiget er sich für den altär; daz bezaichent daz gebet daz er
tet do er blüt switzte. du crütz ällü die dar nach beschehent, e daz er ünsem
herren uf habe, die bezaichent die marter ünsers herren; du kurtzen crütz be- i
zaichent kurtz marter; und swas er denn tut, daz bezaicheut alle sin marter.
18. Joan. 1. 36. 19. Joan. 1. 23. 31, Joan. U. 50.
10 3. Von der haiBkait imd bezaichnimg der mene.
•
dar nach hebt er önsem herren af ; daz bezaichent daz Anser herr * j&merlichen
üf an das crAtz erhaben wart and dar an genagelt and geschlagen wart dar
nach streket er [9"] die arm von im; daz bezaichent daz unser herr so sere
and so vast gezogen and zertent wart an dem crAtz. da stim die er hat so er
5 sprichet: nobis qnoqae, daz bezaichent daz in der Schacher anrflfbe an dem crntze
and er im sin sänd vergab; so sont wir och denn önsem herren an r&ffen. dar
nach gat: per omnia secnla secaloram and daz pater noster; daz bezaichent daz
änser herr Iftt erschre and lang an dem crutze, and daz im der stim gebrast, so
helfent im die gelerten and sprechent: sed libera nos a malo; daz bezaichent
10 daz jamer daz all creatnren do hattent mit irem schepher. daz swigen daz er
denn tfit, daz bezaichent daz er uns nach sim töd bl&t and wasser gab von
sinem hertzen. daz agnas dei bezaichent die urstendi änsers herren, daz er sin
m&ter erfi*owte and Marien Magdalenan and sin janger. dar nach bewaret er
sich der priester; daz bezaichent daz unser herr äss and trank mit sinen jungem.
15 dar nach singet man den /<97 conmunionem ; daz bezaichent änsers herren hymel-
vart dar nach gat du complende; daz bezaichent daz gebet änsers herren daz
er tfit zfi sinem vatter für uns in hymelriche. dar nach keret er sich umb and
sprichet: dominus vobiscam; daz bezaichent daz unser herre an dem jüngsten
tag her wider kant und sich aller weit öget. dar nach git er den segen; daz
20 bezaichent daz unser herr sinen vatterlichen segen an dem jüngsten tag sinen
lieben kinden gebent wirt.
[4] Ton manger bände regel.
Stephanas plenus spiritu sancto intendens in celam vidit gloriam dei etc.
Stephanus daz sprichet ain regel, und sint bi im bezaichent alle gaistlich
25 lüt in clöstem. er waz vol des haiigen gaistes, der da hatt schnellekait
und wisshait
Text des Schlettstädter Fragments.
S^ban9 plen9 spu sco Itedes I celü uid' glam dl z &
Stephan9 kit ain regil vfi Sit bi ime beza^chlt alle gastliche Tvte in clost^n e^ wo
30 uol des haiige ga'stes . d^ hat snellicha't vn wisshait . snellecha't zelofine I all'e go'te wie
8. herr fMt 9. statt gelerten steht bei Wackemagd S. 74 Z. 195 woM richtiger: korhenen.
16. Wackemagel S. 76 Z. 249 hat collecte statt complende. bezaichz am Ende der ZeiU,
22. Vgl. zu diesem Stücke Cod. PaJ. germ. 24 Nr. 45 der Heidelberger Universitätsbiblioihek.
— Die lat. Predigt Bertholds von Regensburg bei Jakob 8. 87 Nr. 11, gedruckt bei Hötzl, Sermanes
ad religiosos 8. 58 ff. — Ein sehr altes, dem 13. Jahrh. angehöriges deutsches Bruchstück der Pre-
digt findet sich in der Schlettstädter Stadtbibliothek Cod. 1192 ,,T%tae sandorum'* BI 33-34* in
außerordentlich kleiner und sehr seltsam abgekürzter Schrift; gedruckt bei Haupt, Zeitschr. f. deutsd^es
Altertum 5, 421, jedoch unvollständig und mit Fehlem; daher hier oben als zweite Rubrik in genauem
Abdrudc wiederholt, der nur die übergeschriebenen Vokale des Originals rechts ßn l'vte, d'v u. a. ^ttiibr^
oben von dem Vokal bringt, zu dem sie gehören. — Wackemagel 8. 268 bringt den Schluß der
Predigt aus A. zur Ergänzung des Schlettstädter Bruchstückes. 23. Act. 7, 55.
4. Von m&nger hande regel. 11
Schnellekait ze löffenn in allen g&ten werchen. war umb man aber
schnelleklichen loffen sol in allen g&ten werchen, daz sint dri sache. [8"] du erst
ist daz man sich lang versumet hat; daz ander ist daz daz leben knrtz ist; du
dritt ist daz nach disem leben nieman Ion verdienen mag. her umb sol man
looffen an nnderlliss mit begemng, mit Worten, mit gedänken nnd mit allen 5
g&ten werchen, daz man vrölich kom in daz lant der gaiste. und won wir
gaistlichen namen habent, so werchent wir och nach dem gaiste. won wir
gaischlich haissent und wir des gaistes nit hänt, daz ist ain spot vor Got und
vor allen sinen engein, reht als des gespottet wäre dem man hiessi ain kunig
nnd er ain betler wäre, war umb aber in disen ziten gaischlich leben so s^r lo
ab neme, daz kumet da von aller maist daz die jungen lüte böses bildes vil vin-
dent an den alten und lutzel g&tes bildes. da von h&tent sich die eitern! wellent
si nit g&tes bildes tragen, so bergint doch ir krankait/<S7; wan in der altun
e ist geschriben: *swer grabet ain gr&be und die nit verdeket und sich ain vih
dar in erstärtzet, der ist es schuldig ze geltenn dem herren des es ist", da 15
unbedakt gr&b daz ist offen bös bild; dar in vallet der eseloht ochse, daz ist der
weltlich oder der gaischlich mentsch; die sich dar in ergerent, der m&ss die
gelten, daz spricht: du m&st ir red geben an dem jüngsten tag dem herren der
die marter dur s& laid. nu sprichet Got: ^swer den allerminsten ergeret der an
mich gelobet, dem wäre vil besser daz im ain mülstain an die kelun gebunden 20
war nnd an dez mers grünt versenket', war umb haisset er den minsten? won
er des haiigen gaistes lützel hat; won wäre er vol des haiigen gaistes, so wurd
war umbe man ab' snellecliche loffin sol T alle go^tl w'chM . vö d'n sache . d^v e'sti de
ma fflch läge Vsumet hat . div and^ de de lebl kyrz ist . div d'tj de nah disem lebene
n*eml 1 o Vdi^ne mag . har vmbe sol mö loffin ain vnd' la^s . mit begHinge mit gedeke 25
mit go'te Worte . yfi go'te wie . de wir fliehe come inde lant d' ga'ste vfi wan wir ga'st-
liche name ban . so w'che och nah deme ga^stj . wo ga'stliche^ h'ce yn di*' des ga'stis nibit
hat . de ist ain spot vor got vfi vor alle sine engilin . vfi alse des gespottet w'e d' hi^s
kn^iic vfi bettil' w'e . war vmbe ab' idise zite ga'stlich lebe so s'e abe nit . de cumet
alre me*8t da nö de di* iuge livte bosis bildes vil uindet adene alte . da vö hvten sich ao
di* alte welle si niht go'ds bildes t*gen . so b'ge doch ir c'nket . wO I d' altun e ist ge-
ac^be . sw' g^bit aine g^be vfi di* niht bedekit vfi kot ain rint vfi vellet d'n . d' ist sculdig
de zegeltinne . D'v vmbedahte g^be de ist offe bo'se bilde dar in vellit de rint . de ist d'
weltliche vfi d' ga'stliche m€che di^ sich d*n e^geröt di"" mvs du geltl . de kit dv mvst ir
rede e^gen an deme iQgesti tage deme h'rl d' di* mart^ durh si^ lait . Nu sp'eh ; got 9 35
deme ewglb | sw' de mlnesti gebösot d' an mich gelobet deme w^e bess' daz ime ain mvl-
stain an di* kelö w'e gehenehit vfi Tdes mVis g^nt w' gesencbit . war umbe kit e' den
mlneete . wo e' sa haiige ga'stis luzel hat wo w' e' uol des haiige gastis so wde e'
16. esel od ochse? (Panzer). 31. t*^on oder t'geo? e fehlt 32. ist feMt
38. hinter f^ rechts oben kleiner {-artiger Strich.
14. Vgl oben 8. 3 Z. 31. 19. Matt 18, 6.
12
4. Von ralnKcr liandc reRel.
er iiit geergret. nu sprechent die eltsten zu den juiigsteu; man sol ällu ding in
gut verstän. so deukent sii: ist es ücli giät, so ist es öch uns gflt, und git inen
da mit ain balthait da.r/S'Jzv.. kurtzlicli gesprochen: als die sint die in den
clöstern sint, als werdent öch die die si zfl inen enphahent: sint si engel,
6 werdent öch engel; sint sii mentachen, si werdent &ch mentscfaen; sint si flaii
lieh, si werdent öch flaischlich.
Als DU der hailig gaist schnei machet, also machet er öch wise. wishait
ist daz er siner weg war niraet, wie si sint und war si in tragent, nu sint in
gaischlichem leben zwen weg. der ain weg ist wit und gar verr umb: dirr weg
10 haisset der wagen weg. der ander weg ist eng, er ist aber kurtz und schiebt;
dirr weg haisset ain stig.
Nu gant sumlich den witen weg, und ist aber der maiste tail die siob'
hiltent vor tötlichen Sünden und sich doch in gaiscblich leben niemer ^ben
went. sü hötent sich vor der niaintatigen bOhfart. und swaz aber inen erlichs
15 und lobes wirt, daz ziehent si an sich, si hutent sich vor totlichem zome, si
fli^ent sich aber nit rehter senft/S'/mütkait; won swaz si zornes und unfrides
began mngent daz höbet sünd nit ist, des hant si kain aht. si vermident
trunkenhait, won daz ain bösü sünd ist; swa aber inen üt werden mag des
besten ze essenn und ze trinkenn, daz fügent si in selben zä an vohrt und an
Scham, si gunnent iren vigenden libels an hobtsünde, alles daz inen widervaren
mag. si versagent inen iren mund und erzaigent inen unwertlich gebärd,
bekoment si inen underwilent, si werdent blaich von zome irs hertzen. und
als si sich hAtent vor hobtsünden, also hiitent sü sich, Öcb niemer übent in
1
nihil gVo' ■ N" ap'cblt di' alte zv den iugü . wl aol elli' dig I gvt« Vatan . so döchlt ]
!5 aiv iat es In gvt so ist es och dir gvt . vfl git in de ain baUha''t dar eG . kurcllchc |
ap'chn . alae di* siot die indö clost^n aint also ff^dtl och dl*" si inphabnt . alt aiv engel bit J
w'det ^I . Sit aiv tneclicb ai w'det och aUame.
also machol d^ baiig ga'at anel . e' machot och wise den . d' sin' w^ war i
war aiv in wisät vft war aiv in t'get . Nu sint T ga'atlichi' lebl zwene w^ , d' aJne weg
80 d' ist wit vfi lag vfi gar v're . d' selbe WKg ha'ssit d' wage weg . d' and' weg d' ist enge
e' ist ab' kurz vr> siebte . d' selbe weg ha'ssit ain atig . Nu gant sumilicbtl den witlen
weg vri ist ab' d' de me'ste ta'l . de sint di° sich bftet vor hob aunden vti eich doch
nTm* wellet g>be i gestlichü tvgend<^ . W" wea aiv zornes vn vnrdes ge begä mvgc da I
hobsunde niht sint des enhat siv enbaine abte . aiv v'midüt t'nkenhait wfi de ain boM \
i Bunde ist . awa ab' in iht go'tes mag w^dü de wAgTt aiv in selb' zv ane vorhte yn an«
schäme . Iren vigendo günne siv vbilses ane hobsunde alles des in wid' uar mag . wii
alse siv sich h'utitt vor hobsunde alse bfttent aiv sih och vor tvgende , wl siv gnvget ir
lebins da siv sich ingezege baut . zv deme bioielriche . vn vil lihf w'e ain sund' zebech^ i
1. gtatt öch stand zunächst in, dm durchatrit^en amrdt, toährend äcb am Bande steM.
21. nnwtlich] unwertlich ^verächtlich' oder unwortlich 'ohne Worte'? 12. imi] lypeimal.
35. balchlt oder balth&t? 33. gibe ? 3S, ingczc)^ nder ingraüKä?
4. Von m&nger hande regel. 13
tagenden; won sü sich in ain leben gesetzt hant, daz ist in ain gnügen zu dem
h]^melrich. und lihter wire ain sunder ze bekeren denn dis fürbas zebringenn.
swas si tünt, daz tAnt si mit murmeln und mit trägi; wan inen ist swär ällü
arbait, wie si doch gesunden und vrischen lip habent. dise die gant in den
wagen/dyweg und müssent lang umb gan und manglent in disem Übe des göt- 5
liehen trostes den die durnähtigen haut, nach disem libe so lident si die langen
und die strengen wisse, doch koment si ze jungst zA dem himelriche und en-
phahent kleinen Ion. si sitzent in den winkelern und enbissent doch niemer
des wines; daz sprichet: si sint in dem gaischlichen leben und gesmekent doch
niemer gaistliches trostes iht. lo
Es sint och sumlich die gant den engen weg; ir ist aber der minst tail.
daz sint die durnähtigen, die sich sere h&tent vor allen snnden und mit flisse
dar nach staut wie si koment ze volkomenhait der tugent. die vliehent lob und
ere und allen üppigen rAm. si versmahent sich selber und gereut daz man si
versmahe. si hütent sich vor zorne und vlissent sich senftmütkait ; widervert es 15
aber inen etwenn, so illent si daz si sin ab koment mit bihte und mit gebet. /9 7
die in übel tAnt und si beswirent, den tAnt si wol und erzaigent in mit Worten
und werchen daz si mit den werchen der minne überwindent die untugent des
hasses. si vliehent gAt essen und trinken und alles liplich ken und alles liplich
gemach also verre so si ir krankait enberen mag, wan nieman sich selber 20
verderben sol. doch bedurfent wir dirr manung in disen ziten nit, won wir sint
alle guAg beschaiden. dirr weg ist schiebt und kurtz; won die in mit flisse
g&nt, die koment Got in ainem jär näher denn die in dem witen weg gant in
funfzehen jaren; och enphahet ir ainer me lones denn jener fünfhundert, und
denne d' wrbc ceb'nge . w5 wc siv tvnt de tvnt siv mit mm vn mit t'ge wo l ist 8w*e 25
alliv arbe't swie siv doch gesunde lip haut . dise gät 1 deme wage wsege vQ mvssen läge
vmbe gan . yn mdgelo in disem libe des gotliche t^stes des di® d'nehtigc hat naht disem
libe . So lidet siv die lägü vfi die stregii wize Doch comet siv ceiügest zv deme himil-
riche vfi ephahet ab' claine Ion . siv sizzet indeme winkel vfi enbizzet nim' des wines .
De sp'chet : si slt 1 ga'stliche lebenj vfi gesmeckint doch nlm' ga'stliches festes . Och sint 30
och si^miliche die gät de enge stig ir ist ab' lad' d' mlnesti ta'l de sint di^ durnehtige
die sich s'e hvtet vor sunde vfi mit flisse dar nah strittet de siv come d zv d' volle-
comehait d' tvgende . Dise die vliehct lob vn e'e vfi allen vpbige rvm . si v'smahet sich
selb'e vfi g'ont de man siv v'smsehe . wid' v't ab' etwenne ain sunde d' tvt siv sich abe
mit bihte vn mit gebette . d' weg ist sieht vfi kurz wo die in mit flisse gant die comet 35
gotte nah' l aine iar denne di^ de witte weg gät 1 w fvnhund't iare . och ephahet a'ne
me lones dene erj | funhundret .
2. liht in. 4. den in der Handschrift ausgeschrieben; Z. dem? vielleicht wollte der Schreiber
die gant den wagen weg schreiben. 8. wikeln^ am Ende da- Zeile, 12. sich fehlt 19. ken
unverständlich; Roeihe dachte an ken (vgl 8. 14 Z. 23) — cognoscere der Vulgata, wofür freilich eher
erken oder bek^n zu erwarten wäre (vgl. S. 49 Z 24 f.). 25. wrbc könnte auch in wrbc, als zwei
nebengeschriebene v aufgelöst werden. 37. eij ist nicht deutlich zu lesen; iij ? In funhundret
ist korrigiert, deswegen undeutlich, ursprünglich stand tcohl funhundern, funhundt-tt oder ähnlich.
14 4. Von m&nger hande regel.
dis ist uns bew&rt in der kunig bfich bi Euzi und Achymas, die da 16ffent z&
David.
Na sint drü ding dö ierrent uns des engen weges. daz erst ist gebrest an
der begernng. daz kumet von zwain dingen: wir donkent uns selben gn& g&t
5 [W] und habent lützel aht nmb gaischlig gäbe, sant Gregorins spricht: *dä
sänne schinnet uff den blinden und entlüftet sin doch nit\ also werdent öch dise
lut entlähtet nit von den gaischlichen dingen die si die g&ten sehent han, wan
es ist ir spot. daz ander daz uns da ierret, daz ist daz wir uns bekümberent
mit ussren dingen und niemer unser hertze wellen t beschowen da von beschiht
10 üs als den spillüten, die allweg in frömder herberg sint und selten da haim. da
von ist schad daz man nüw lut so schier wider setzet ze ussren dingen, da von
si komen sint: sint si böz, si werdent noch böser, man solt si joch ain jar län
ir Sünde wainen, daz si doch befundent den schaden der an den Sünden lit, und
wie widerzäme si der sele und Got sint. daz dritte daz uns ierret daz ist daz
15 wir ünsem lip ze lieb haut und wir in zu kainen dingen wellent twingen daz
im wider ist.
Als uns nu disü [10^] drü ding ierrent, als sint och drü ding die uns fuider-
rent daz erst ist daz wir begernng sont han. mäht du aber begerung nit hau,
so beger doch daz du begerend werdest, aber zwai ding sint die uns die begerung
20 enzündent: daz ist Gottes wort, daz süget die begerung; daz gebet sterket si, an
gebet schaffet nieman nüt oder lützel. daz ander ist daz der mentsch alweg
Nu sint .t'. dbg div irret vns des ege weges de ist gebrest an d^ g^IQge de kunt
uö zwain dinge wir dünken vns seibin gnv gvt vfi habin luzil ahte uf geistlich gäbe.
Scs g'goriQ . sp'chet div süne schinet uf den blinde vfi entlvhtit sin doch nihit also
25 Vdet och dise niht etluhtit uö d^ ga'stliche gnade die si gvte ses sehint han wo es ist
ir spot De and^ ist de uns irret de wir vns bekumb'en mit vss^en dinge . vfi nun^ vns^
h'ce wellen bescowö da uö besciht vns alse de spill'uten . di® alle wege in f'mid' hVge
sint vfi seitin da ha'me da uö bt scade de ma nvwe Tvte so schire wid^ sezzet zu den
ussren dinge won sTt siv e s hose siv Vdet dennoch bos^ wo solt siv ain iar lassi ir
dO sunde wenö . de siv ioh befunde de scade d^ and' sunde lit • De d'tte de uns irret de
ist de wir vns^n üb cel'eb han . vfi wir in zv chane dbge wellet twinge de wid' ime bt
alse uns nu drV ding irret . da wid' sit drV ding div vns wrd^gt . Dz aine ist
de wir begHmge sun han mäht ab' div beg\inge niht han so g' doch de du blonde
Vdes . ab' zwaj ding slt div vns die b^hinge enzvndet de ist gottes wort . de svget die
35 b^hinge . ab' daz gebet de st'chet . wo aine gebet so scaffet ni^mmä net ald'ab' luzel.
6. entlütet, ebenso Z. 7, wo jedoch nachträglich ein kleines h eingefügt wurde, 12. bÄz
am Ende der Zeile. län fehlt 19. zwai ding] swie die. 23. oder zvvbh? 32. Wie oben
S. 13 Z. 25 könnte auch wrd^gt gelesen werden. 35. In aid^ab^ ist d^ später eingeschoben.
1. IL Reg. 17.
4. Von m&nger bände regeL 15
strite also daz er alweg gesige an dem täfel und an sim vlaisch, and daz er all-
weg under gelige an der darnähtnng der mentschen. daz dritte ist daz da minne
ziehest von allem dem daz ander 6ot ist. wan da solt enkain ding minnen won
so vil so verre es dich zu Got gefarderren mag oder ziehen ; wan da sele ist also
geschaffen daz si nit mag sin an minne. swer na sin minne an Got gesamnen 5
sol, der sol t&n als man ainem böm tAt den man wil daz er nf wachse, der
bom wirfet af daz saflfe [W] in die schössling; der denne den böm über triben
wily der müss daz saff in den böm twingen also daz er die este alle nmbe ab
schlahe. daz saff in dem böme ist du minne du in der sei ist du gusset sich
z& den ögen ns, also daz si minnen wil swaz schön ist ze sehenn; zu den oren lo
OS, daz si minnen wil waz lustig ist ze hörenn; zu dem munde us, daz si
messen wil swaz süss ist ze essenn oder ze trinkenn ; zu der zungen us, weltlichü
märe and üppig kose ze tribenn; zu der nasen us, süssü ding ze smekenn; zu
den henden os, lindü and senftü ding ze grifenn; zu den füssen ns, üppig weg
ze gände. swer dise este mit vlisse ab schiebt und sich zuhet von allen den 15
dingen die wider Got sint, der twinget minne in sich, daz si müss uf wachsen in
Got, daz si werdent sehend Got mit eren. da werdent sü bevindent Gottes
süssikait; da werdent sü erkennent Gottes wishait [10^] \ si werdent innen
braht aller der vröden so von Got in die sei flüsset, so si und er mit rehter
haimlichi ain ding mit enander werdent und si in ime rüwet. dis ahtent nit vil 20
ainen engel ze sehenn. Balames esel sach öch ain engel und waz dar nach doch
ain eseL dis erdrüset denn des lebens, und wäre in denn aller nützest ze
lebenne; wan si Got hie ie höher minnent und bekennent, so si in och her nach
in den ewigen vröden ie me minnend und bekennend werdent. nu sprichet sant
Bemhart daz den unvolkomnen tugenden gesperret wirt du vröde des hymel- 25
riches, aber den volkomnen tugenden wirt voUeklich geschenket die vröd des
h^^melriches.
Dar nach wirt gesprochen von sant Stephan: 'obdormivit in domino', daz
sprichet: 'er entschlief in Got'. in Got entschlafen, daz ist an wisse ze hymelrich
varen. daz sint die alle ir minne von allen dingen gezogen haut, die /ÜV aber 30
minnent zerganklich ding me denn Got liep si, die varent schlehtklich in die
wisse, die aber minnent du ding du wider Gottes gebot sint, die varent schlehtes
in die helle, da vor uns Got behüten müssi. amen.
De and^ bt de d' mensche allewege st'te also de e^ allewege gesige an dorne t*vfil vn
an sine flesche . De d'tte ist de dv dine mine zehest uö allem dem vnd^ got ist uor ime 35
solt dv kain ding mlne wo alse v^ so es dich got gewrd^n mag . od^ dv ez . wä div
sele ist alse gesch'phe de si ane mine niht mag sin .
23. bekend. 34. dorne oder deme? 36. gowrd^n oder gevvrd^n.
21. Nwn. 22, 31, 28. Act 7, 60.
16 5. Von mftnger band yrMe die in dem hfmelrich ist.
[5J Ton manger band yrode die fn dem hymelrich ist
[Oaudium et laetitia invenietur in SionJ
Ysayas sprichet daz man in dem hymelrich vindet vröde über vröde an der
drivaltkait der personen, vröde an der ainkait ir nature, vröde an Gottes
5 mentschait, vröde an der sele, vröde an dem libe. da spricht du glose daz die
lüt mit den engein sont eweklich in hymelrich wonen. da sont wir staeteklich
üf trahten und sont des beginnen uff ertrich: wan swaz man hie beginnet, daz
wirt da volbraht ; und in swelen kor der engel der mentsch sol komen, der engel
leben und iren sitten sol er öch haben und lernen uff ertrich.
10 Ain stuki hymelsches lebens ist da so die haiigen dar koment da su niemer
sönd mugent tun, [IPJ gross noch klein. Got verrat sich von den Sünden, als
her David spricht: *es ist ain grössü gab uff ertrich ainer sei du da sunde hasset^
der ir schepher so gram ist\ also sont wir uns uff ertrich flisseklichen hüten
vor grossen und vor klainen Sünden.
15 Ein ander stuki hymelschliches lebens ist daz ir iegliches da Got und allen
sinen fründen wol gevallet an allen Sachen, inwendig und uswendig, als in dem
salter ist geschriben: 'es wäre ain giössü gäbe ainer sele hie die da gern an
allen dingen wol geviel'. also sont wir hie flissig sin daz illü ünsrü werch Grot
wol gevalle,
20 Ain ander stuki hymelsches lebens ist daz sich Got da in die sei senket mit
aller siner götlicher kraft, als ob er ir aller vergessen hab die in hymelrich sint
und sant Augustinus sprichet: 'und du sele sich wider in Got senket mit allen
iren kreften und verbirget sich in Got, daz nieman wissen mag ir zwaiger haiu-
lichi, fll'J si welli es denn künden ainer anderr sei', also sollen wir ofhen unser
25 hertze und unser sele dem guten Got daz wir enphindent daz er da inne wire,
und soltent uns wider senken in Got.
Ein ander stuki hymelschliches lebens ist: swaz da Got gutes hat und all
sin haiigen, daz ist aines ieklichen haiigen sunderlich aigen; und swaz ain iek-
lich hailig da sunderlich hat, daz ist in allen gemaine, spricht sant Augustinus.
so also soltent öch wir uns halten: swaz wir gAtes hettint oder möhtint gehaben,
gemain machen Got und sinen haiigen, so möhtint wir es hie enphinden in
ünserm hertzen.
Ain ander stuki hymelschliches lebens ist daz in allen offen ist waz Got
getan hat und gewürket und geurtailet in hymelrich und in ertrich und in ier
35 helle, das si es nit anders wöltint won also als es geschehen ist. also fliy sol
es uns allen wol ge Valien; won du schrift sprichet daz er Ällü ding tut uff daz
best und in der besten wise, als im wol gezimet.
2. Der l^iteinische Text fehlt. 24. andV.
2. IsaL 51y 3. 12 m. 17. in Anlehnung an Fs. 1, 36. Anspielung an Gen, i, 31; EccL
31,11; Marc. 7,37.
5. Von mftnger band yr6de die in dem hymelrich ist. 17
Ain ander stuki hymelschliches lebens ist daz man da minnet nit won haili-
kait; swa si der allermaist vindet, da keret si ir minne aller maist hin. also
soltent wir och hie minnen ain ieglichen nach siner hailkait, die wir an im wis-
sen!, er wir uns nach oder verre, er täte uns lieb oder lait; und soltent nieman
minnen durch sinü lösen wort noch durch sin jugent noch durch sin schonhait 5
noch durch sin klainet, du er us git, noch durch ander hainlichkait: wan daz
ist alles zerganklich, aber du hailikait ist ewig.
Ain ander stuki h^elsches lebens ist daz si alle zit Got gegenwärtig sint
und er in. da von enphahent sü gross kraft und klarhait, als Moyses von Gottes
gegenwärtkait enphieng, do [12^] er in sah in dem nebel; er bedorfte in vierzig lo
tagen weder essen noch trinken, er wart so klär und so schön an dem antlüt daz
in die Juden niht mohtent an gesehen, er müst bedeken sin antlöt. also solt och
uns Got alle zit gegenwurtig sin, daz wir iemer trahtent uff etlichü stuki siner
götlichen nature, es wäre sin gewalt oder sin wishait oder sin güti; da von
enphiengent wir gross gnäde. wir sint im ällü zit vor sinen ogen: swaz wir tünt 15
hainlich oder offen lieh, daz solt 6ns billich wol gezogen machen, inwendig und
uswendig.
Ain ander stuki h^elschliches lebens ist daz si iren willen gantzlich ver-
ainent mit Gottes willen; won si niemer nit getünt daz im wider si, und niemer
versument daz im lait si. also soltent och wir gaintzlich verainen ünsern willen 20
mit Gottes willen an den selben zwain dingen, etswenn ist [1^] du zit daz Got
kändet in dem hertzen des mentschen sei sinen liebsten willen, da von sprichet
David: 'ich wil hören waz Got in mir spreche', du zit ist denne swenn der
mentsch ist in grosser innekait und gern gedenket den grösten götlichen willen
und verainet sich mit Got. so kündet Got dem mentschen inwendig alles daz im 25
missevallet an im an sinen gedänken, an gerung, an willen, an bewegung, und
swaz im missevallet uswendig an Worten, an werchen und an sitten; und kändet
im dar nach wie er sälli sin gedänke, sin gerung, sinen willen, sinu wort, sinu
werch und sin sitten gantzlich rihten nach dem bilde önsers herren. dis kün-
dung solte der mentsche flisseklich merken und schriben und sich dar rihten. 'so 30
ahtent wir ir laider wenig! swenn sich aber denn der mentsch verainet ze
ainem andren male an sim gebet mit Got, so kündet er [12''] im aber daz selb.
Ain ander stuki h^elsches lebens ist daz si Got glich sint, als sant Johans
ewangelist sprichet. daz ist : sin gewalt, sin wishait, sin güti und ällü sin götlichi
natnr in in schinet, als der büchstab und daz antlütz des insigels schinet in dem 35
wahs, swenn es wol dar in wirt gedruket götlich bilde und sitt ünsers herren
2. aller /malst das zweitemal am Schlüsse und Anfang einer Zeile. 6. Ist us verschrieben
für üssB (ins? oder ist üzgeben gemeint? 22. /. selb statt sei; vgl. Z. 32 (Panzer). 31. ir
nachträglich durch ' Abkürzungszeichen über wir eingeschoben.
2. Zu dem unbestimmten si ist etwa die heilige Seele zu ergänzen (vgl. 16 j 20. 22. 17,37. 18, 3) ;
wenn darunter wie Z. 8. 18. 33 die Heiligen zu verstehen sind, dann müßte vindent und kerent
gelesen werden. 10. Exod. 24, 18; 34, 28 ff. 23. Ps. 84, 9. 33. I. Joan. 3, 2.
Oentaehe Texte dee Mittelalter«. X. 2
18
5. Von m&cger hand yrMe die in dem fafmelrich ist.
Jhesn Christi ziert öch groslich wol die sei. also soltint öcli wir uns geliehen
götlichen sittea uod dem bilde unsere herren.
Ain ander stukl h.Vmel8chliclies lebens ist daz si an underlasse Got niessent
aigenlich. wenn sich dti vernnftekait und die begerung verainet bi Gotte nnd
G mit Got und in Gotte, du wnnue denne flösset uss Got uff die se), die mag denn
kain sei enphahen, sunder si sol wonen in im als der visch in dem Wasser und
der vogel in dem lulte. also soltent wir öch hie wunne suchen an flä^J Gotte»
nit an der creature
Ain ander stuki hymelschliches lebens ist daz si nihtes niht engerent ns-
10 wendig Gottes, sid si nit andei-s vindent in Gotte in ainer volkomenhait. also
solt lins öch benoten, an Gotte und soltent in im suchen swaz wir gern hettint
an dekainer creature: es wäre sclionhait, edelkait, fruntschaft, klaineder und
haimlichkait, daz vindent wir alles an im. aber daz mugent wir nit all zit und
an allen enden viuden an kainem mentschen und vindeutz an Got.
> Ain ander stuki hymelschliches lebens ist, als sant Augustinus sprichet, dai
uns wirt ze hymelrich von Gottes an gesiht lustlichen in gedruket in unser sei
baidü satt und durst: wir durstigen werdent da gesattet, und wir die gesatteten
werdent durstig.
Ain ander stuki hymelschliches lebens ist daz si Got lobent an underlasse,
) [13'] Bia ieklich stuk götlicher nature an im selben, daz ist: götlicher gewalt ist
gewaltig, sin wisshait ist wise, sin göte ist gät. öch lobent si ain ieklich stuki
an ainandern: götlicher gewalt an gütlicher wisshait, sin gewalt ist wise, sm^
miltekait ist gut, sin güti ist milt, sin barmhertzkait ist reht. öch lobent t&^
aigenlich ieglich stuki sunderbar an in allen: Gottes gewalt ist unmAssig, wia^
s ewig, gut, milt, reht und erbärmhertzig ; also ist Geh Gottes wishait gewaltig,
gut, milt, öch lobent si ällü ding götlicher nature an aim iegklichen sunderlich:
götlichen gewalt, ewekait, unmessekait, wisshait, gftti, miltekait, erbarmIierta-<
kait und reht. in dirre selben wise soltent wir hie loben gfitlich nature.
4
[6J Ton manger hande tagend gafschlicbes lebens.
30 Providentes bona non tantum coram [13''] deo etc.
ISant Paulus sprichet: 'wir süllent ersam sin vor den lüten und wol
ordnet vor Got'. Salomon sprichet in der minnen buch: 'unser herre hat
minne in mir geordenet".
Hie bi git er uns ze merkenn wie du minne sol geordnet sin in änserm
10. Man aoUte encarten sid si alles vindent in Gotte (wie Z. 11. 12); Panzer verrnttUt mit G. im
derBtlben VoUkommetüiät icie Oott) oder wan in G. 14. vindStz am Ende der Zrile. 15. Sdton
nneh stuki steht fälschlich ist, deswegen von mir umgestellt. 22. l. gAtlicheo i* 26. ieg/klichen
I
ärra »J
29. Vgl. zu diesem Slüek den von mir tn der Zätaehr. für hoehdaitsehe Mundarten 1 S.
heramgtffebenen TVaktat aus dem Kloster Unterlindert ttt Kolntar »nä die von Strauuh ebenda S
beigefügten Bemerkungen; — WocAernayel 5. 82 vnd dm 8. 168 gedrudfUm Traktat am da
B. IX 15 der Basler Universitätsbibliolhei. 30. Mom. 13, 17. B2. Cant. 2. 4.
6. Von mAoger hiinde tugend gatscliUches lebens. 19
bertzen. reht alz daz closter geordnet ist, als sol öch dö minne geordnet sin.
nu muss ain iekticb closter vier ding han, daz wol geordnet ist.
Daz erst ist ain gasthüs. des phlegent dri jiingfrowe, daz ist gut wille,
vrölichkait und rainü minne. da erst jungfrowe ist gut wille. dii lät die geste
in, waii swer gftten willen hat, der hat erliArmde über alle löte und aller maist s
über siech lüt; won die siechen bedurfent bas des siech huses denne die
gesnnden-, ain blinde bedarf bas daz man in laite denn ain gesehender, ze
gÜcher wis ist es umb der seien siechtagen; wan die lüte die an der sele siech
eint, die bedurfent bas [13'j helfe denn die in Gottes wUlen aint; won die hat
unser herre erlabtet mit sinen gnaden, daz si in selber und andren lüten nütz 10 1
mugent sin in irem gebet, und dar umb sont sü sich erbarmen über sündig lüt
and sont für sü bitten, doch sol der mentsche nieman sin hertz uf tun won Got
mit gutem willen, und la dich erbarmen, sAlger mentsch, daz der gut Got so
demötklich vor dlnem hertzen stat und dich bittet daz du in in din hertz
la&sest, daz er mit dir rüwe. als man liset in der minne buch, da spricht unser is ,
herre: 'tä mir üf, min swester, wan ich bin din brüder; tu mir uf, min fründin,
won ich bin din gemahel; tu mir üf, min tube, won ich dii' min haiigen gaist
sante in diner betrübde und ze ainem laiter in dem eilende', nu höre wie güt-
lich der grosse Gottes dich grüsset und bittet der herberg die er geschüf und
erloste mit sinem tode! die [Vi"] ander jungfrowe ist frölichkait: du sol unsem »
herren enphahen. so der gut wille ünsern herren in lät, ao enphahet in vr&lich-
kait; wan swa ain gast wäre, dem täti bas ain vrölich antlüt von dem wirt
dann du best traht die er ime möhte geben mit unwirdeschem hertzen. ze
glicher wis ist es umb ünsern herren und den mentschen: ünserm herren ist
lieber ain klainer dienst mit vröden denn ain gross arbait mit murmelen. etlich ^
lüt hänt aber nlt ünsern herren in gastes wise; wan er ist alles bi in, daz er
da wonung hat, und ir hertze gebeut si im aigenlich, daz er da herre und wirt
ist, und hat da ain stät ruwe mit der sei, also spricht unser herre; 'ich und
du sele sont ain stAt wonung han mit enaiider". du dritte jungfrowe ist du edel
minne. du setzet ünsern herren nider und sprichst: 'herre, wir aont sitzen, wir so i
mugent uns gÄhes von enander nit schaiden; won [14° j du waist wol, lieber
herre min, daz wir vil mit enander haut ze redenne. sitz herre, la mich mit
dir kosen', 'o lieber herre' , spricht du minne , ' wir süllent ain wonung
entzwjischent uns machen; du waist doch wol daz ich du minne bin, mit der du
din wonung hast, als sant Johannes spricht: 'deus Caritas est', o herre, du mäst 35
bi mir bliben, wan ich bin du minne, und bist öch du du minne', so sitzet denn
unser herre und rfiwet in der sele minne und koset götlieh mit ir und spricht:
*mir ist vil sanft daz ich bi der sele bin, und tut mir gar wol daz ich bi ir
rftwen sol'.
19. Tat grflBse oder Got £u sckrähenY 34. entzWachent. 37. gfitlicb,
gQtlich verändert
Oant S, S. 28. Ps. 131. U. 36. /. Joan. 4, 16.
20 6. Von mftnger hande tagend gaigchliches lebens.
Daz ander daz an dem closter ist, daz ist ain reventer, da da sele änsem
herren spiset mit ir tagenden, des phlegent och dri jungfrowen. du erste rihtet
den tisch nnd setzet ünsern herren nider. du haisset fro Miltekait, and git
miltes hertze und miltü wort ir swestren. so si betrübet sint oder so si siech
5 sint oder swaz in wirret //^V» ^^ benimet si in mit ir miltekait und hilfet in
alle ir arbait tragen mit hertzen and mit übe. da von spricht unser herre:
'swaz ir dem minsten tünt in minem namen, daz haut ir mir getan', da ander
jnngfrow haisset C!ontemplieren. du setzet trahta für die si contemplieret, and
gedenket wie si mit den tagenden würken wil und wie si ain ieglich tagend
10 bringe ze tugentlichen werchen. man liset von her Job daz er zehen kind hatte,
die täglich hattent ain nüwe Wirtschaft si warent hü bi aim, morn bi dem
andern und tatent daz täglich, und also hattent si täglichen Wirtschaft ze
glicher wis sol du sei tun: si sol täglich Wirtschaft han mit tagenden und sol
hüt ain tagend üben, morn ain ander, won die tugent mag nieman mit enander
15 ge würken. du drit jungfrowe haisset Andaht du schenket die süssen minn trähen
und schenket [W] von dem jämerlichen hertzen den minneklichen win und
sprichet zu ünserm herren: 'owe süsser Got von h^melriche, wenn sol ich
enpunden werden von disem libe, daz ich dich mit sicherhait umb vahen mnge,
und du dich denn in min sele giessest mit vröden und mit süssekait!' von der
20 andaht entspringet ain brunne und flüsset ze den ogen us.
Daz dritte daz an dem closter ist, daz ist ain dormiter; des plegent och
dri jungfrowen. der dormiter ist ain götlich hertze. du erst jungfrowe ist ain
lutrü conscienci. du beraitet daz bette da unser herre und du sele an rüwen
sont. won swa der mentsch ist den sin hertz nit bekrenket umb dehain
25 untugent, der hat ain luter conscienci und ain geblümetes hertze. du sele mag
wol sprechen: 'kum her, lieber gemahel min, unser bette ist geblümet kum her,
süsser Got, räw uff disen blümen!' aber der mentsch den [14^] sin conscienci
bisset umb Untugend und sich doch der vor nit hütet, des betlin ist bedürnet;
wais Got, da läge unser herre ungerne und wäre im och harte widerzäme. du
30 ander jungfrowe haisset 'fride mit tugenden", daz si die untugende alle über-
wunden hat die wider den tagenden stritent, und nit allain überwunden die
Untugend, si hat ir öch gar vergessen, du sele hat frid mit den tugenden, und
du phliget ünsers hen-en und der sele, so si rüwet man vindet der lüte vil die
vehtent tugend haut, die ze allen ziten mit den tugenden vehtent; aber der lüt
85 vindet man lützel die mit rüwe tugent habent die sint reht als du tier in der
arch, die hattent frid all mit enander. du dritte jungfrow haisset *schlauf mit
dem schönnen Got\ daz sol man nit verstau an dem släf des libes, es ist ain
schlauf mit Got daz ist so du sele und der lip uswendiger ding gar ver/i57
gessent und si denne inwendig Got sehent und in mit im wol ist: daz ist schl^
der sele; daz mag jubilieren sin, als spricht du sele in canticis: 'o herre, ich släf
21 ti. 22. dormit^ oder dormitor aufzulösen ?
7. Matth. 25, 40, 10. Job 1, 4. 17. Born. 7, 24. 26. Cant i, 15. 88. Cant, 5, 2.
6. Von m&nger hande tagend gaischliches lebens. 21
und min hertz wachet doch mit dir*, also spricht ain haiig: 'herr, si joch daz
ich schlafe mit den ogen, so gib mir doch daz min hertze wache mit dir".
Daz yierde daz an dem closter ist, daz ist ain capittelhus. daz bezaichent
ain demütig hertz. da ist ain priolin inne, du haisset frow Mässekait. da sint
ander jungfrowen inne, die rügent die untugent hant in dem capittel, und die 5
togent r&gent enander; won die Untugend sol man billich rügen, aber daz
beschiht dik daz ain brüder oder ain swöster au ander rügent, daz doch vil
besser ist ze glicher wise ist es umb die tugend: da laidet ainü die andrun,
die doch vil höher ist denn si. ain tugend ist in der sele, die haisset ]^rsamkait;
du rüget frow Demütkait: 'ir sint also [15^] gar unsuber mit üch selber, und lo
uwer demfit ist also vil daz ir unlustig sint an ze sehenne'. so spricht min vrow
du priolin: 'swester Demut, ir sont massig sin und sont üch also demütigen daz
üch die lüt erliden mugent'. so rüget denn vrow Demut vrow Ersamkait und
sprichet: 'irsprechent ich si ze unsuber; wan aber ir als ersam sint und tragent
gern gutes gewand und vlissent üch daz ez wol stände, dunket es üch ain 15
erbare sin, so dunket es aber mich ain höfart'. so sprichet aber Masse: 'ir sont
beide üch temperen mit mässe\ dar nah rüget Reht und Erbirmde enander.
Erbirmde du spricht: 'plus est', si rüget die swöster, daz ist reht; doch möhti
si es wol mit miltren werten tun. si stellet ir antlüt als übellich daz es gar ze
vil ist so rüget denn Reht Erbärmde und spricht: 'plus est; ir wend als 20
erbarmhertzig sin daz ir ain ieglich ding [15^] went hin lau gän, daz doch
wol ze rügenn w4re\ so sprichet aber min vro Masse, du priolin: 'ir jung-
frowan, ir sont üch mit mässe zu enander fügen, daz ir mit fride ze samen
^hellent und doch mit der gnade belibent'. dar nach rügent Beschaidenhait
und Minne enander, und sprichet vro Beschaidenhait: 'vro Minne, üwer minne 25
ist also vil daz ich es nit erliden mag: so ir an die minne koment, so bettent
ir also vil und wainent und dienent und arbaitent also vil daz ir dar nach lang
mfissent ligen und mugent denn kain gut getün; ir sont beschaidenlichen varen
and sont ainest werchen daz ir och andrest mugent werchen'. so spricht denn
vro Minne: 'vro Beschaidenhait, üwer beschaidenhait ist also vil daz ir als träge 30
sint an ünsers herren werchen daz es wider Got ist: so ir betten [15'^] sont, so
wend ir schlafen und sprechent alles: "wir sont gefüklich varen, daz wir lang
Got mugent gedienen"; und machent üwer beschaidenhait also vil daz mich
dunket es si ain trakait'. so sprichet denn vro Masse, du priolin: 'ey lieben
jungfrowen, temperent üch ze samen, ir sint als unfridsam mit enander daz es 35
übel stät vro Minne, ir sont nit als ungefüklich varen, sint massiger; aber ir,
vro Beschaidenhait, arbaitent üch me und fügen t üch baz ze fridbari mit en-
ander und sint massig, doch also daz ir die gnade mit den tugenden behaltent*.
1. haiig 80, 5. and die tugent und rügent enand^ 16. erb^a 26. mag. so ir
an si koin^t so bettont ir also vil. dz ich es nit erliden mag. so ir . . .
7, Von dee geljetteB n
N
*
w
[7.J Von des gebettes nntz ze Got
Petite et accipietis etc.
Unser herre spricht in dem ewangelio: 'bittent, so werdent ir geweriT
ßprichet öch andei-swa in dem ewangelio: 'bAte ain kind sinen vatter brotes,
i so gAb er im nit ain ander ding flß"/ der für', sider denn ain man uff ertrich
des nit täte sinem kinde, so entüt es och der getrüw vatter von hymelrich
sinen kinden nit; won er wil nit erbören der mentschen gebet die in bittent
unrehter ding, won allain rehter und guter ding, wan sinen lügenden und
sim gewalt gezimet nit daz er bös nnd klain gab geb, er ist ain richliger
) geber und vnl nit geben won grosse gäbe, da von spricbet unser herre in
dem ewangelio: 'bittent, so werdent ir gewert: üch werdent alle üwer sünd
vergeben; süchent, so werdent ir vindent: die gnade; klopbent, so wirt üch d&z
h,fme!rich uf getan'. Got wil der mentschen gebet erhören die in mit warhait
an rüffent, die des gerent mit dem hertzen daz si bittent mit dem munde, der
i ment-sche sol gerne dester minder gebetten mit dem rannde, daz och sin hertze
bi dem gebet si und öch die girde des hertzen. ain haiige {16^J sprichet: *vil
gebettes mit dem munde erschreket daz hertze'. enkan joch der mentacb der
Worte nit verstau, so sol ez doch sin gedenke und die girde sines hertzen an Got
setzen und in bitten siner gnaden, der mentsch hat zwo sprach in dem gebet;
j mentschliche sprach, so der mentsch bettet mit dem munde; engelscUe, so er
bettat mit dem hertzen. des engeis spräche ist: so er zii aim andern reden wil,
so lät er ain lieht von im schinnen engegen ime und schephet in dem lieht allen
sinen willen, also sol der mentsche daz lieht sines herzen Got under sin anü&t
lassen schinnen und sinen willen zaigen, won die sprach vernimet Got wol.
i er sprichet in der minne buch: 'la din stim schellen in min oren, wan diu si
ist süsse und din antlüt ist schöne'.
Daz hertze ist ainer hande kevi, in der singen sont vier vftgellü /Ifi'J, der
stim unser herre gern erhöret, der erst vogel haisset aine amselle; der ander
haisset ain nahtegal; der dritte haisset ain lerche; der vierde haisset ain tube,
9 DU amselle ist swartz und h&t ainen schftnnen schnabel gelwen. du sweilf
bezaichent daz daz gebet sol sin demütig, daz der mentsch sol erkennen in dem
gebet sinen gebresten und sin krankait, als man liset von dem offnen silnder
nnd von dem glichsner. die zw^n giengen betten in den tempel: der offen sünder
waz ungereht und sündig, der glichsner schain aber giit vor den lüten und was
S aber nit gut, won er waz hoffertig, und erkante das Got wol an im und wolte
sin gebet nit erhören, aber der offen sünder erkante sine sünd wol, und dnnktA
in siner sünden also vil daz er nit getorste sinü ogen gegeu dem hymel uf ga-
heben, und sprach: 'o grosser Got von hymelriche, erbar/M'7™^ ^^^^ übet
mich armen sünder!' und do er zu dem gebet gie, do waz er ungereht und sön-
itia^H
I
2. 3iaH. 7. 7. 4. Matt. 7, 9. 25. Cant 3, 14. 33. Luc 18, 10.
7. Voa dee gcbettra nutz zo Got. 23
dig, nad e daz er von damiaii kam, do waz er gerebt worden von dem baiigen
gaist, und vergab im Got alle sin sünde. so bezaichent der schöne schiiabel daz
daz gebet sol sin schon geziert mit tugentlichen und mit schTmen gedenken, in
dem gebet sint drier Lande fnJde, an den wiiidet unser herre drier band seien.
die ersten waident sich in dem riet, die andern in dem bongarten, die dritten i ]
an den bömen. daz riet ist lang und herte: also ü^t der mentschen gebet die
vil gebettent mit den worten, und aber ir gebet nit lind machent mit guten ge-
denken und mit der süssekait des hailigen gaistes. so die herren wend iren lip
wol füren und kref'tig machen, so haissent si die trabten faist machen, also sont
wir tun; wellent wir daz ilnaer gebet si fruhtber /IT'} und nütze, so sont wir U) 1
es faiat machen mit gaistlicher faisti des haiigen gaistes, die andren seien wai-
dent sieb in dem scbi^nnen böngarten uuder dien schönnen blumen die dar inne
wachsent: daz sint der silgen nientscben tugend. etlicb lüte die neraent war des
besten so si sebent an iren eben cristen und gebaltent daz; aber die tugentsamen
mentschen die sont usser allen dingen daz beste lesen und daz behalten, in IS ^
disem böugarteu mag du sei dik missvarn ; wan es ist kaiu mentsch es si etwaz
gebresten an im. aber in dem hymelschen böngarten und an den wnnnenklicben
blümen die da sint der liailgen tugent, mag die sei niemer missvarn; wan swaz
ai da vindet und erkennet, daz ist alles gilt, und da sol sich du säiig sele gern
Waiden, die dritten waident sich an den hohen bömen, Ysayas der wissag 20 1
spricht: 'nement fruht ab dem höbsten //?*/ böme und ab dem schönsten der ie
wart, und werdent gespisef. ist ez nu der aller böhste böm der ie gewfichs in
himelrich, so ist es Got unser herre; ist es aber der aller höbste und der
schönste böm der ie gewwclis uff ertrich, so ist es unser vrowe. so ist aber dii
fruht dii dar uff stät, unser herre, ab dem schönsten und höbsten böm der ie 1B|
gewwchs in hymetriche, daz ist unser herre. wir sont drier band fruht lesen;
gewalt, wisshait und guti, dis drie tugend die wir an tinsenn berren sollent
lesen, den antwiirtent dri ander tugent die an der sele sont sin. dii erst ist du
vehterin; dii ander ist du erkennerin; dii drit ist du minnerin, du vebterin hat
gewalt ze tünne übel und gut und ain ieglich ding an ze griffe,n: du antwjirt«t 30 i
ünsers herren gewalt- du erkennerin hat gewalt ze erkennen übel und gut, und du
antwortet ünsers herren wisshait, du minnerin minnet götü ding: du antwortet
6nsers fl?'} berren güti; won du sei hat von nature daz si minnet gütü ding und
suchet an aim ieklichen ding güti und nutz, und da von sont wir minnen Got,
wan er ist daz ehrest gut und über illlii ding, won ällii güti flüsset von im, und M j
jst öch aller maist der dinge du die sei raizent zu der minne, da von spricht
»ant Bernhart: 's&igä sei, wek dich selber und riht uf din sinne alle, die dii'
Gfot ie gegab, und gedenk an daz ding in dem beschlossen sint AUü ding und
ällu tugend und aller fride'.
I
2. Bcbabel.
st fehlt i
IT. dem. 22.24. 2tl. gew°ch8. 23. es fehlt. 2S. aotwrtent ebenso 30.32.
. erkennen] tJnno. Der Sclireiber ist koM bei der ganzen Zeile in Zeile 30 geraten.
21. Imi. 37, 30 in Verbindung mit Lev. 23, 40.
24 7. Von des gebettes natz ze (jot
Der ander yogel der in dem rainen hertzen singen sol, haisset ain nahtegal,
du singet in dem tag und in der naht, also sol och du sälig sei Got loben tages
und nahtes, won er ist vil gät ze lobenn in der naht : won so sint dem mentschen
sin ussren sinne beschlossen und enhöret noch ensihet nit daz in müge, und
5 mag denne Got wol loben mit aim frien hertzen. bi der naht ist bezaichent
beswirde: so der mentsch [17^] ist in betrübde, daz er denne erkennen sol daz
uns unser herr ze gute tut, wan sant Paulus spricht: 'swaz dem mentschen
widervert der Got minnet, daz kumet im alles ze gut'; wan unser herre entfit
kain ding enkainem mentschen wan ie daz best, enkan joch der mentsch nit er-
10 kennen daz es wol kunt und gut si, won unser herre gevaret niemer des ment-
schen übel, wan allwegent des daz im gät ist. da von sol der mentsch erkennen
in siner beswärde änsern herren und sin gnade und sol im dank sagen, sant
Augustinus sprichet: 'mentsche, wilt du wissen war umbe du Got nit minnest,
daz ist da von won du nit erkenst waz er dir ze gut hat getan; wan erkandest
15 du es, du minnetist in von allem dinem hertzen und seitist im dank siner gnaden',
als man liset von den drin kinden die man in den oven warf: do lobtent si Grot
nit allaine, si mantent [W] och all creatur zfi sinem lobe, wan si machtent den
cantig psalmen *Benedicite omnia', und mantent da mit all creatur ze ünserm
herren in ze lobenne; und tet in och daz für nit anders, won du band da mit si
20 gebunden warent, du verbrunnent in ab, und tet inen kain schaden anders an ge-
wande noch an Übe. also geschiht den sälgen mentschen die gedulteklich tragent
alles daz si an gat, den werdent alle iro sünde da mit ab genomen. bi dem tag
ist bezaichent franstmütkait. daz ist also daz der mentsch Gottes nit sol ver-
gessen in dem tag siner vröde, und sol erkennen daz es von Got flüsset.
25 Der drit vogel der in dem rainnen hertzen singen sol, der haisset ain lerche.
die ensinget niemer uff dem ertrich, si hebet sich üf von der erde, und so si ie
höher kumet, so si ie vrölicher singet, also sol och der s&lig mentsch tun: so
er Got loben wil, so sol er sin herflS^Jze entlidgen von allem dem so uff er-
trich ist; und so du ie höher din hertze hast, so du Gottes tugend ie bas mäht
80 erkennen und in geloben.
Der vierd vogel der in dem rainnen hertzen singen sol, haisset ain
tube. die tuben hört man als vil süfzen als singen, also mag der sälig mentsch
och wol tfin, swenn er gedenket daz er wider dem guten Got, der im also vil
gutes hat getan, etswenn tfit, und als reht klain erkennet daz er etswenne also
35 verre von im waz, und daz er dem sin hertze als reht dike vor beschlossen h&t
der in also türe gekofet hat sant Augustinus sprichet: 'owe sele, wie ist es so
rehte schäm lieh das du dem herberg versagest der nieman sins hertzen herberg
verseit; won swer klophet, den lat er in. dis vogel sont 6ch singen in der bihte.
won da sol der mentsch sine sünde sagen ernschlich und kläglich, die vogel der
40 vröden sont nit alweg singen, der vogel des laides sol och etwenne fl8^J singen,
won der mentsche sol mit Got haben lieb und laid.
7. Rom. 8, 28. 10. kunt« kumt. 16. Dan. 3.
8. Von der sei verzukonge. 25
[8.] Von der sei yerzakange.
[Induxit eo8 in montem sanctifieationis suacj
David spricht: 'er hat si gefüret uff den berg der hailikait und hat si umb-
vangen mit siner zeswen hand\
Das er sprichet: 'er hat si gefüret', da mit git er ze erkennend daz er 5
nit ainen us schaidet von den andren; won swer in minnet, den füret er uff den
berg der hailikait. nu sint dri berg. der erst ist gaistlich leben; der ander ist
rainnes hertze; der dritte ist unsers herren marter.
Gaistlich leben gelichet sich wol dem berge, won als der berg schön ist
und dar uff wachsent schön blümen und böme, als ist och gaischlich leben, und lo
spricht öch saut Bemhart daz daz gaischlich closter si als ain bongarte: won
mängerschlahte blümen und böm in dem bongarten wachsent, als ist in dem
closter mänger schlahte tugent; und als ain ieglich blüme sin sunderlich fruhte
bringet, also hett ain ieglichü swöster sunderlich tugend. und sol die fl8*^J sei
sich zieren mit' disen blümen und sol ain schappel mit tugenden uff ir höbet 15
setzen und von aim ieglichen mentschen tugend lernen, man liset von hem
Moyses daz er sinü schäf waidet in der wtisti dri tagwaide, und do er in die
wisti gieng, do sah er ainen rosböschen brinnen, und wart der rosbösch nie
dester minder swaz er ie gebran, und wundert in sere waz ez wäre, und gieng
hin zfi. und do er nahen begunde, do sah er ünsern herren in dem rosböschen 20
brinnen, und sprach unser herre zu im: 'du solt nit naher komen, du erde dar uff
da stäst, du ist hailig !' und waidet sinü schäf untz er kam zu dem berg Oreb.
swer nu zu gaischlichem leben komen wil, der sol haissen Moyses. der nam
sprichet als vil als 'ain mentsch der usser dem wasser gezogen ist': der mag Wol
haissen Moyses. won als daz wasser unstät ist, also ist öch du weit, nu sol der 25
mentsche denn dri tagwaid gan /i97 in $em gaischlichen leben, du erst tagwaid
ist könschkait; du ander ist an aigenschaft; du drit ist gehorsami. so wirt denn
der mentsch ain rosbösch in dem unser herre brinnet, daz sint tugenthaftü
hertzen und gut lüt so müss denn die lüt wundren, so si sehent daz gaischlich
lüt so vil arbaiten mugent und geliden an dem libe, wie si daz erenden mugent; 30
so wissent sü niht daz Got ze aller zit in ir hertzen brinnet und in alle ir arbait
hilfet tragen, 'dar nach kam er zu dem berg Oreb', daz sprichet als vil als
'ain krfig' oder als 'ain tisch', daz ist als vil gesprochen: zwah din hende und
gange zu dem tische! daz ist also daz ain mentsch sin hertze luter und rain
mache von allen Untugenden, won daz ist billich: swer zu dem tisch sol gan 85
ünsers herren gnade, daz der sin herze beraitet mit allem flisse, und gang
denn dar und enphah hymelschen trost und vröde. fl9^J
Der ander berg ist ain rain hertz. wan als der berg höh ist und schöne
und all unsuberkait ab dem berge in daz tal flüsset, also beschihet dem rainen
I I ■ ■ I II M ■ - ■ ^ I ^M ■ I ^ M I
2. Der lat. Text fehlt. 5. hat fehlt 17. w^sti u. ff.
2. A. 77, öi. 17 ff. Exod. 3.
vei7itkiiiig«.
hertzen daz sich erhöhet hat von allen annutzen dingen and allen sinen sin an
Got keret. von dem schaidet AUü beswärde nnd kWä nnta^end. wan swer dik
mit sim hertzen änsrem herren haimlich ist, der müss all Untugend fliehen; der
aber dik in sinem hertzen mit Untugenden und unnützen Worten urab gät, dem
5 geschiht als dem tal, in daz flüsset mänig unsÄld. du sunne lühtet öch e uff den
berg denn in daz tal. also geschiht dem tugenthaften hertzen : dem lühtet du
ewig sunne linsers herren mit sinen gnaden me denn dem hertzen daz sich be-
kümbert mit unnützen dingen, dar umbe sol ain tagenthafter mentsche allen
den kumber den es uff ertrich umb dekain ding haben solte, unserm herren be-
» velhen nnd sol alle sin sorg an Got legen und lan; won unser herre fl9'/ wil
alle unser arbait mit uns tragen nnd wil des rainuen mentschen geselle sin in
allen sinen arbaiten. und spricht öch herr David; 'unser herre wil mit dem
mentschen sin in allen sinen arbait«n*. und sprichet sant Bernhart: 'herre, Sit
daz du mit mir sin wilt in alten minen arbaiten nnd beswärden, so hilf mir
s daz mir laides und arbait niemer gebreste durch daz daz du mit mir sigesf.
Der drit berg ist ünsei-s herren marter. ufi'e den berg kan nieman mit sinen
gedenken komen won der ain raines hertze hat. ufi" disem berg sint zwen brunnea
entsprungen, anser herre göss usser sinem hertzen wasser und blut: wasser dar
nmbe daz er erögti daz sin blüt dester völliger wurde, und öcb dar umbe daz er
K erögti daz sin blüt und sin marter als unwerd ist als daz wasser. won als daz
wasser waschet und man öch dar uf trittet, also wenig ahtet man öch ietz uff
nnsei-s herren marter. sin /19'/ bliit göss er öch dar umbe daz er die seien
klaidete. edel herren spulgent ir vrowen ze klaidenn, so si öch klaident sich
selber, also hat öch unser herre getan: der hat die sei geklaidet mit sinem
S sch&nnen rosvarwem blute, sid daz nn unser herre sin hertze uf hat getan, so ist
es och billich daz wir öch unser hertze gegen im uf tiigeut, und daz gedenken
daz unser herre alles sin blut us göss durch unser liebi. so ist öc)i billich daz
wir unser träbenn durch sinen willen giessent.
f9J Ton der armut änsers herren Jhesu Christi.
9 [Betiovamini spiritu msntis vestrae et induite novum hominem etc.J
Sant Paulus sprichet in ainer epistel: 'wir sont wider nüw werden an das
gaiste und sout ain nüwen mentschen an uns nemen'.
An disen Worten sont wir dri'i ding merken, daz erste daz wir nfi.W
warent; daz ander daz wir alt sint worden von den Sünden; daz dritte wie ^
5 wider nüw sont werden.
Von dem ersten wie wir /30°J nüw warent, des git der priester urküm
dem kinde in dem tofe, so er im den wester hat uf leit. won so spricht ee-M
'nim hin dis klaid wiss und behüt es also als du es ünserm berren an deoii
12. F». 123, 8; 88, 22 im ÄntcMu/l an Par. 18, 6. 30. Der lal. Tat fehlt, & gteht Ephm 1
4, 23. SS. So noch heuU im Ritwtle bei der Spendung der M. Taufe: 'accipe vcstom candidain, 1
quam immsculatain perferas ante tribimal douiiii nostri Jesu Chried, nt habeas vitam aeternam'.'l
. Von der armüt üo^ers herren Jbeau Cbristi.
27
len tag antworten wellist', dis hat er uit gesprochen von dem wissen
klaide daz er im da an leit, er spricht es von dem klaide der tugend daz du
sele da enphahet in dem töfe.
Daz ander ist daz wir alt sint worden von den sunden. drier band gedenk
sint da von wir alt sint worden, so der mentsch bös gedenk hat und iü 5
beschaidenhait da bi uit enist, so sint si tAglich sünde. die ander gedenk sint so
der mentsche boschlich und übellich gedenket unbeschaidenklicb , und denn du
beschaidenhait dar zu kumet und den gedank an sibt, und lät si denn den
gedank beliben und ist im denne wol da mit: die gedenk werdent schiere fSO'J
höbet sände. der drit gedank ist so der mentsch mit bösen gedenken umbe gät lO
lange, und denn du beschaidenhait daz au siht daz der gedank übel ist, und si i
in denn da lät beliben, und denn der wille dar zu kumet, und denn dii
beschaidenhait und der wille den gedank an sehent daz er übel ist, und doch
dem mentschen wol ist mit den gedenken und es gerne die gedenke volbräht mit
den werchen, ob es möhte: so ist der gedank höbet sünde. won also spricht sant is
Paulus daz wir also alt sint worden von den Sünden.
Nu sont wir wider nüwe werden an dem gaiste mit der beschaidenhait, als
wir öch alt sint worden; wan du beschaidenhait hat daz klaid von der nature
daz si erkennet übel und gilt, nu mAhti man sprechen daz der beschaidenhait
vil wäre in der weit die wol erkantent übel und gut. der beschaidenhait main 20
ich nit. ich sprich von der beschaidenhait du da erkennet waz gut ist und daz
besser ist f^O'J und daz aller best ist, daz ist unser herre. sit daz unser herre
der beschaidenhait daz lieht wider hat gegeben daz si verlorn hatte, so sont
wir aber nüw werden mit dem willen, als wir alt sint worden ; won des
mentschen wUle ist der obrost priol in der sele. wan swenn der mentsche s
den Sünden volget mit dem willen, so ist si vil bi alz si geschehen si. sit
wir nu mit willen die sund hant getane nnd mit willen alt worden sint von
den Sünden, so sont wir öch wider nüw werden mit dem willen, won sant
Paulus spricht ain trostlich wort, daz du selioss der gedenke der sele nit
mugent geschaden alle die wU untz si im lait sint und es den gedenken mit 90 '.
Bisse widerstat. so wirt dem mentschen sin kröne vor Got gehöhert, und wirt
sin lön dester grösser, und der tüvel wirt da von geschendet. wan swenn er
dem mentschen daz schoss der übten gedenke zii dem hertzen sehüsset dar
unb /207 daz er den mentschen ierre und daz er im sin tugend verliere,
nnd denn sich der mentsche bessret und sin tugent gemeret und bestätet wirt, 36
des muss er sich denn schameu. wan swenn der mentsch den willen hat: e daz
er die sünde täte die in von Got schaiden mohte, daz er e wolt liden den töd,
so ist denn dem willen sin kraft und sin sterki wider worden, die er verlorn
1. antwrten. 9
«B. 13. der = 'e
e. S7. er feUL
jnt am nnleren Rande nathgetragai.
; Panzer möchte beschaidenhait »treiehen.
wir am Bande nadtge-
34. vnb am Ende der
29. freita Zitat aia Epha. 6, 15 /f.
28 9. Von der annflt ünsers herren Jhesu ChristL
hatt mit sinen Sünden, alsuss sint wir nüw worden mit der beschaidenhait nnd
mit dem willen, mit dem wir alt warent worden.
Nu sprichst sant Paulus daz wir ain nüwen mentschen an uns sont nemen,
daz ist unser herre Jesus Christus, sprichest du nu, herre sant Paule , daz
5 unser herre si ain klaid der sele? ja, er ist daz aller schönste klait der sele
daz ie wart; wan swenn der mentsch gedenket nach ünsers herren tngenden und
sich dar nah [21"] bildet so vil es mag, nnd alle sin sinne dar an leit wie es
sin leben nach im rihte, so ist unser herre der sele klaid worden: an ünsers
herren willen, an sim leben und an sinen tugenden ist der sei gezierde. der
10 alle die schrift liset du ie geschriben wart, so vindet man nit daz ie nnmilter
lüt wurdent denn die mit ünserm herren unb giengent^ oder daz ie kein mentsch
so groz arbait erlitte so Got. alsus sont wir wider nüw werden mit ünserm
willen und sont ain nüwen mentschen an uns nemen, daz ist unser herre.
[lO.J Yon dem frön lichamen dnsers herren.
15 [Ego sum panis vivtcs, qui de coeh deseendij
Unser herr sprichet in dem ewangelio: 'ich bin daz lebend brot daz da
kam von hymelrich uff ertrich*.
Daz waissin kom dar us daz brot gemachet wart, daz kam von hymel-
riche, von der guldinen schüre, und wart gesäget uf daz gesegnet ertrich in
20 den f2PJ rainen lip miner vrowen sant Marien, daz waz getunget mit dur-
n&htiger demüt; wan si waz der aller demütigest mentsch der ie geboren wart
an ünsem herren. won swa man von tugenden redet, da ist Got ain Ursprung
und ain übergülde aller tugent; und dar umb sol man Got zu kainen haiigen
Zellen, wan sin tugend sint reht als daz mer wider ain trophen. unser vrowe
25 waz volkomen an durnähtiger demüt. und als der mist verworfen ist für 411ü
ding, also waz ünsrü vrow verworfen und versmäht für alle lüte. und won si
mit ir demütkait der nidrost mentsche waz, da von so wart si erhöhet über alle
mentschen. man liset daz von ir daz si sich alwegent namte ain dirne ünsers
herren: zu ainer müter nam si da von unser herre; und iemer also vil si sich
so nidert, also vil erhöhte si unser herre. si wart och geeret mit dümähtiger
künschkait, wan es wart nie mentsche fSl'^J ane Got daz ie so volkomen künschi
hetti als si. si waz rain an lib und an hertzen, und hatte die tugende der
künschi volkomenlicher denn ie kain mentsche. man liset wol von m&ngem haiigen
der künsche waz und ain luter magt, und waz doch sin hertze nit volkomen an
35 gedenken, aber unser vrowe waz volkomen an Übe und an hertzen. alsus waz
dis ertrich gebuwen mit tugenden. der wäri an tumber man der sinen samen
wurfi uff ain ungebuwen ertrich, uff stain oder uff dorn; also ist etlicher lüte
3. sprichet fehlt 15. Der lat Text fehlt 21. demvtig. 23. kaine aufmlösen
kaincm? 30. dürn&htig^ mit ü'2kichen. 32. der fehlt 36. an so,
14. Das Stück gedruckt bei Wackemagel 8. 85. 15. Joan. 41, 51. 28. Zuc i, 88.
10. Von dem frön lichamen ünsers herreD. 29
hertze als herte und als hohvertig: swaz gutes uff ir hertze geworfen wirt, daz
daz nit fruhtbar werden mag. aber dis ertrich waz gebuwen wol mit allen
tugenden und brähte die ewigen fruht, ünsern herren.
Nu müssent aim jeglichen körn sechs ding e geschehen e es zu brot werde,
daz erst daz man es snidet; daz ander daz man es bindet; daz [21"^] dritte 5
daz man es dröschet; das vierd daz man es melt; daz fünfte daz man es knit-
tet; daz sehste daz man es bachet. du sehs ding beschahent ünserm herren.
Z& dem ersten wart er beschnitten an dem ahtenden tag; won do wolt er
sin blüt durch den mentschen giessen. und spricht ain hailig: ^swie unser herre
dar umb uff ertrich kam daz er die alten e zerstörren wolte, do wolt er doch nit lo
lösen'; er wolte daz strenge leben an sich nemen und also erfüllen, swie er sin
doch nit bedorfte, won er waz gar an sünde. und daz waz gar ain grössü minne
daz er also zitlich und in sinen kintlichen tagen arbait und not fär unser sünde
wolt liden.
Dar nah ze dem andern mal wart er gebunden an die sul. man liset daz 15
du gebende «als scharf warent, da mit er ge/^^7bunden wart: swa im du band
hin giengent, daz da schnatte wurdent, und daz er reht wart als ob er ver-
wundet wäre mit swerten. won mit im so giengent wol die unmiltesten lüt umbe
die ie geboren wurdent won sü bundent im hend und fasse ze samen und strik-
tent im ain sail umb die kelen, daz er kum den atem hatt, und bundent in reht 20
als ob er aller dieb maister wäre, dis waz ain zaichen grosser minne daz er
Got, himelriches und ertrichs gewaltig, daz der durch uns vil armen aller
siner lider ungewaltig waz und wolt werden, und daz er sinen minneklichen Übe
wolt lassen binden dar umbe daz er uns losti von den Sünden.
Zfi dem dritten mal wart er an der sul gedröschen mit mängem bitterlichen 25
schlag, und sprichet sant Anshelm daz der minneklich lip der e waz wiss, wart
als [22^] ob er miselsühtig wäre, swa die knöphe der gaislen hin giengent, da
zuktent sü im daz flaisch von dem ruggen, und wate im daz blüt nach der gaislen,
daz sin minneklicher lip gar mit blät begossen wart, da aber du gaisel hin
kam und im nit die hut brach, da wart er gel und och etswa wart er reht tot so
blutig und waz etswa swartz und reht rot von blut. alsus jämerlich und angslich
wart unser herre gehandelt, in dem do unser herre alsus jämerlich an der sul
gebunden waz und si ietz uff in schlügent, da kam unser vrowe. und do si hin
zä im kam, do waz sin minnekliches antlüt also zerbluwen und zerknistet daz si
sin nit erkante. owe, den si me denn tusent mal gutlich an sinen mund geküsset S5
hatte, der ist also jämerlich getan daz si sin nit erkande noch erkennen künde!
den si dik gütlich an ir hertze und an ir brüst gedruket hatte, den vand si [22^]
under den unmiltosten lüten die ie wurdent! do si in lang an gesach, do
sprach si z& im: 'owe, bist du ez rainer Jhesus?" und do si in in so grosser
not sach, do wart ir von inneklichem laid also we daz si lag an sprechen und io
an sehen.
22. gewaltig wz. 24. er fehlt 25. bitterUche. 35. sin fehlt. 39. ez fehlt
80
. Von dem rn'in lichamen ü
^^^F Zä dem vierden mal do wart er gemalen entzwischent zwain müIstaiD, daz
^^H waa Pylatus und Herodes, die zwen rjhter; wan si warent übel mit enander, und
^^H wülte sich Pylatu3 sünen mit Herodes und sante im ünsern herren, wan in hatte
^^H lang gelüstet in ze selienn. und do er do zii im kam, do batt er in daz er vor
^^M 6 im zaichen täti. do wiste unser herre wol daz er siner zaichen nit wirdig wÄr
^^H an zesebenn, und weit kain zaichen vor im tun. do sprach er: 'waz göches hat
^^H er mir gesantl' und hiess im ain wisses hemde an legen in Spottes wise und
^^H sprach: 'man seit mir vil von disem, wie wis er wäre und waz er knude, nu
^^r sih ich {38^ wol daz er ain göch ist", und sante in aber wider zu Pylato. und
P 10 do in der nalit wart, do kam der tüfel zu siner vrowen und Seite daz der man
I den Pylatus hetti gevangen, unschuldig wäre, und sante si des morgens zn im
^^^ und liiess in bitten daz er ünserm herreu nit entäte. do hetti er in gerne ge-
^^L lassen und hiesse in sine knehte schlahen vit öbele und beralch in do den jaden,
^^H do si im nit volgen woltent daz su in gelassen hettint. alsus wart er gemalen
^^H 15 mit mängeu hertan werten und stAssen.
^^H Zu dem fünften mal wart er geknetten mit den spaicbeln der nnrainen Juden.
^^H und leitent ime ainen roten pheller an und satzteut im ain kröne üf mit dornen
^™^ und gabent im ain ror in sin band für aines künges zepter und knuwotent für
r in und spuwent in an und grtttztent in in Spottes wis und sprachent/äS"/' 'üot
I 50 halte üch, her Juden kung!' si namptent den der Juden künig des kneht si nit
^^ woltent sin, und zuktent im daz ror uss der haut und schlügent im uff daz hopt
^^B und uff die krön als übel daz im die dorne mder grisgetent an dem höbet und
^^H daz sin minnekliches antlüt mit blute gar begossen waz; und nament do ain tuch
^^ und hiengent im es für sinü ougen und schlügent in uff sin nak und sprachent:
r 55 'nu rät, wer hat dich geschlagen?' und sprachent mänig smäch wort zu im: daz
L laid er alles tugentlicb. da von spricht sant Anshelm daz in sin höbet tuaent
^^H scharpher wunden giengent. owe, dis laid er alles durch uns vil armen ane alle
^^B schulde! nnd spricht öch sant Anshelm: 'berre, du hattest nie verschuldet daz
^^M du so gröz arbait liden soltest, aber ich bin du schulde diner arbait.' in aller der
^^H 80 not und aller der marter so unser berr lait, so vin/357det man nit geschriben
^^m daz er ie ungednltig wort gespi'äche oder ungedultig antlüt erogti, swie im doch
^^V du arbait wirs tet denn ie kaim mentschen.
^^ Zu dem sehsteu male wart er gebaclien an dem crfttze, do in die Übeln Juden
vil ungütlich an daz crütze nageltent do schlügent si im ain nagel durch ain
ISS band, nu gedenkent wie we aim swären manne daz täti, der aller sament hiengi
an ainer band, als er tet; won er bieng öch aller an ainer haut da ain nagel
durch geschlagen wart und im die hant ietwederbalb hin zarte, und hieng ent-
zwHscbent zwain dieben, als ob er aller dieb ain maister wäre, man spulget gros-
sen herren brot ze bachenn in zwivaltigem füre: also wart unser herre öch ge-
*0 bachen an dem crütze in zwivaltiger not, und mit den angsten daz er wol wiste
29. bin fehlt.
': eotzwachet.
3. Lue. 23, 8 ff. 19. Joan.l9,S; Matt. 37, 37 ff. ; Imc. 33, 63 ff.
1
10. Von dem frÖn üchaoien iliiHere herreu-
81
daz sin not und sin arbait an mängem mentschen so unnutz waz, und öcta {23'}
mit dem jamer so er an siner muter sach. und spricliet sant Bernhart: 'herre,
dir tet din not und din arbait vil inneklicbeii we, aber daz lait und daz jamer
daz du din muter säht ban, daz tet dir an dinem herzen vil wirs, won öch ir
herze betrübet waz. won swa aiu müter wäre du ir kint vor ir ögen sähe so 5
jämerlichen töteu, daz müsti ir we tun an irem herzen, es wart aber nie müter
du ie ir kiut so sere minneti so unser liebu vrowe ir liebes kint miunet in ir
herzen von gütlicher minne, me denn ie sei oder herze, o aller miltostu müter,
sag uns wie dinem herzen wäre in der stunde do du din herz blfit vor dinen
ögen saht hangen als reht jämerliche! daz geglht innekliches laides da^ durch lo
gieng ir herze und iren lib. si mohte wol sprechen mit dem wissagen: 'min
hertz ist betrübet und du kraft mines libes hat mich verlassen, wan daz lieht
miner ogen ist von mir geschaiden'. sant [33*] Augustinus sprichet daz si ain
gegiht an gie von hertzlaid, daz ir äUü irü lider erkrachetent. do unser heiTe
von ir schaiden wolle, do bevalch er si sant Johansen; reht als er spräche: 15
'mfiter. ich mag nit me din kint gesin, nu wil ich Jobannesen dir ze ainem
kind geben', und sprach; 'muter, sich wa din kint stat', und sprach zu sant Jo-
hansen: 'sich wa din müter stät'. owe, wie inneklichen we dir daz schaiden tet!
Älsuss wart dis lebend brot gemachet mit mAngen arbaiten, won der als
daz leben iinsers herren dur gät, so vindet man nit daz er ie guten tag ge- 20
wnnne von sinen kintlichen tagen untz an daz crütz, daz laid er alles durch
uns vil armen dar umbe daz er unser sele spis wolte sin und daz unser sele mit
dem lebenden brot gespiset wurde, als unser herre zu sant Augustinus sprach:
'isse mich also daz ich nit werde in dich verwandelt, du solt in mich verwandelt
f24'} weMen'. daz ist also daz wir von ünsrem herren, dem lebenden brüte, is
gesterket werdent an tugenden: won swer ünsern herren mit rehtem globen
enphahet zu dem altar von dem priester, dem werdent sin tugend genieret und
gesterket. sit daz nu unser herre so mänig arbait nnd not dar umb liden wolte
daz er unser sele spis nnd trüst wir, so ist öch daz billich daz wir unserm
beiTen unser sei mit allem flisse gegen siner gnad beraitent durch daz daz wir ao
siner erbarmd wirdig werdent.
»lil.] Ton der sei haftnng in Oot
/Adhaßsit anima mea post te. me suseepit dexlera tua.
Her David sprichet: 'herre, haftet min sele an dir, so um vahet mich din
zeswe'. daz ist über all die schrift reht: swenne wir tünt daz wb' tun sout 35
ünserm herren, daz er den niemer verlät, er tüge öch daz er tun solle, swenn
wir dekainen gebresten hänt an tugenden, daz belibet niemer an ünserm herren,
won alweg an uns. und kumt daz da von daz wir ünsern herren [24'] nit
32
11. Von der sei baftang in üoL
als stäteklichen minnent als -wir solteut. nu sont wir mit drier band minne zä
nnserm herren gebunden sin. dii erst ist stark» minne: du gelichet sich am
sidin saile; dii ander ist sfissu minne; du gelichet sich aim geblümten saile;
dfi drit ist ain volkomnü minne: dti gelichet sich aim guldiu saile.
.s Durch zwaier ding willen gelichet sich du stark minne aim sidin saile. daz
ain ist daz si starke ist; daz ander daz si lind ist. also sont wir stark sin an
ünsers herren minne: wan als du side starker ist und lenger wert, also sint die
lüt sterker und stAter die g&t sint nnd die stark minne haut, denn die löt die
gfit sint und die minne hant und aber der starken minne nit enhant. als dii
10 side lind ist, also sol der mentsch lind sin mit sinen Worten nnd mit sinen ge-
bürden, und sol sich flissen daz nieman von sinen worten und von sinen gebärden
betrübet werdi. nu sprichet her Salomon daz daz sali stark ist daz mit drin
/S-J 7 strängen geraachet ist. also ist daz sydin saü gemachet mit drin strängen,
der erst Strang ist daz der mentsch stark sol sin ze allen liplichen arbaiten:
15 vasten, wachen, gehorsam sin, künschelich, zu allen den arbaiten so ain gaischlich
mentsch han sol; hat es sin joch an dem Hb nit, so sol er es doch au dem willen
han, daz es gern tAti ob es muhti. und spricht sant Paulus: 'wer mag uns ge-
schaiden vou önsers herren minne Jhesu Christi? weder durst noch hunger, noch
frost noch swert, noch tod noch enkain ding mag uns ^eschaiden von Gotte'.
30 alsus stark sout wir sin an ünsers herren minne daz etikain arbait du uns an
gang, so gross si daz si uns iemer von Got geschaide. wan swer ünsern herren
nit minnet in sinen arbaiten und so im ein ding übel gät, der enwart öch sin
getrüwer fründ nie in sinen vröden und do im sin ding wol gie. man spricht ain
Sprichwort, daz öch war ist, daz man getrüwen frünt aller 124^} best kuset in
35 den arbaiten. der etwenn du glich tut daz er din frünt si vil guter, gät den
etwen arbait an, so tut er als ob er nie din frünt wurde, und daz enist nit
früntlich. in der aller grflsten arbait sont wir die aller grÖsten minne ögen, daz
ist früntlich. der ander sträng ist des herzen arbait. swenn der tüvel dem
mentschen bekorung git, oder in betrübde an gat von der weite, oder in sin
80 selbes Untugend an vehtent, so sol er stark sin und vast striten, won in sfiehent
denn sin vigint. daz leret ilns Tsayas daz wir unser hertze sont uf haben ze
Gotte und sont uns nit her wider krümben uff daz ertrich durch daz daz uns
die tüvel nit erstigen mugent weder von ze vil vorhte noch von unrebter trur-
kait; won swenne der tüvel den mentschen in aine unreht vorht oder trurkait
85 bringet, da mit verlaitet er in. da von bedurfent wr wol daz wir unser hertze
uf rihtent zu Got. der drit sträng ist swenn 125°] den mentschen daz lieht der
fi'ansraiitkait lühtet, aintweder das zerganklich lieht oder daz lieht ünsers
herren gnaden, daz denne der mentsch sin hertze demüte; won als dürft es dem
mentschen ist daz es sin hertz uf rihti in siner vröde zu rehter demütkait dur
2. sich fehlt. 8. Am gut sint fehlt.
12. Eecle. 4, IS. 17, Rom. 8, 35.
31. dem Sinn nach Isai. 1 r
11. Von der sei haftuDg in Got. 33
daz daz er nit valle, und daz erkenne daz er die gnade von Gotte habe, nnd
dem dank sage, mit disem sydin saile sont die lüt zu ünserm herren gebunden
sin die die starken minne haut.
Daz ander sail ist geblümet, daz ist gemachet von zwain strängen, der ain
Strang ist contemplieren. daz ist also daz der mentsche sol nach Gotte kriegend 5
gedenken, daz ist reht contemplieren. swer dis dik tat, daz mag kum sin, unser
herre geb im sin gnade, der ander sträng ist girde nach h^elscher yröde
und haimlichi mit Got es sprichet sant Bemhart: 'mentsch, wilt du haimlich
mit Grot sin, so solt du gern mit dim herzen aine sin, daz rät ich dir; und solt
[25^] ülü ding von dinem herzen schaiden untz an Got allaine. won wistest 10
du wie reht nütze das ist daz der mentsche mit sinem hertzen ain ist, daz hat
min hertze, spriht er, wol befunden', mit disem sail sont die lüte zfi unserm
herren gebunden sin die die süssen minne haut.
Daz dritte sail ist guldin, daz ist von drin strängen gemachet, der erst
Strang ist daz der mentsch sich sol keren von allen zerganklichen dingen, und 15
sol sin hertz fri machen von aller üppiger günliche und vröde und vor losenhait
und sol es entlidgen von aller unnützer unm&sse. der ander sträng ist: swaz der
mentsch tut, daz er daz alles tun sol in ünsers herren minne stäteklich; won ain
hailig spricht: ^swer State ist untz an daz ende, der enphahet die kröne der
hy meischen vröde, du da iemer stät ist an ende\ der drit stränge ist daz der 20
mentsch beschaiden sol sin mit allen den diensten so es ünserm herren tat, und
an der minne so es zu sinem neben cristen sol han; wan /^57 der mentsch sol
sich also ögen gegen ieglichem mentschen, er si weltlich oder gaischlich, daz er
mit sinem gebet und mit sinen Worten nah im ze hymelrich ziehi als vil er ver-
mag, es sprichet sant Paulus: 'ich han mich engegen aim ieglichem mentschen 25
also gelüget daz ich es nach mir ze h^melriche ziehi'. mit dem guldin saile so
sont die lüte zu ünserm herren gebunden sin die die volkomnen minne haut
Man liset von dem künig Aswero: do er sine vrowen haim laiten wolt, do
hiess er ain gezelt uf schlahen von drin sailen. daz erst hiess er an die erd
spannen; daz ander hiess er hoher spannen; daz drit hiess er alder höhest span- so
neu. daz erst sail bezaichent die lüt die die starken minne hant und noch in
dem strite sint und in den arbaiten. daz ander bezaichent die lüte die die süssen
minne hant, daz ist daz geblümet sail. nu sint zwai ding an dem blämen: daz
aine daz er schön ist; daz ander daz er unwerhaft ist; so er [28^] hüt schön ist,
so ist er mom verdorben, also ist du süsse minne och unstäte als daz geblümte 35
sail: der daz rüret mit aim vinger, es zerbrichet zehant. also beschiht den lüten
die die süssen minne hant: der die rüret mit aim worte, so ist ir süskait und ir
vröde erzuket; won inen beschiht als den armen lüten die ain grosser herre
etwenn grützet und si der grüss unverwänt an kumet, so enphahent sü in et-
15. dingen zweimal. 82. and^ ist bezaichent.
19. im Anschluß an MaU. 10, 12; 24, 13. 25. J. Cor, 9, 22. 28. im Anschluß an Est i, 6?
Deutsche Texte des Mittelalters. X. S
34 lt. Von der sei haftnng in GoL
wenne ane dank; aber dar nach gedeokent si wer der waz der si da ^uste
ist in denn der grüsse verzuket. dis ist bezaichent bi den löten die unser herra
grfitzet mit sinen gnaden: dii vröde wirt inen etwenn enzuket. daz drit smI,'
daz er da biesse aller li6best uf spannen, daz ist bezaicbent bi dem guldin saü:l
daz h6ret die lüt« an die die Tolkomnen minne liant.
Satomon batte gemachet an den tempel ain umbhang und hatte dar nf
machet syül^G'JvAg nagel guldin und batte dar an gebenket guldin ßpphel an
gnldin kettenne. dis tet er durch dri sacbe: du erst sacb: daz die vogel den
tempel nit entraintent und daz si von der spitze der nagel niht dar uf sitzen
mihtent; dii ander: daz es schön und lustig ist an ze sehenne; du dritte: so der
wind wati, daz denn die öpphel schone klingletint. daz die nagel spitzig warent,
daz die vogel nit mohtent dar uf sitzen die den tempel entrainet beitint, daz
bezaichent daz wir die übelen gedenk niemer sont lan gertiwen uif unsrem
hertzen, die unser sei entrainent; wan als schiere so der übele gedank kumet,
80 solt du im widerstan mit tngentlichen gedftnken und dem tüfel und den b6sen
gedänken enkain rftwe uff dinem hertzen lan, daz er schon und lustig waz an
ze sehen, so du sunne dar an schain, daz bezaichent: so der mentsch an der
erlühläS'^/let wirt von den gnaden ünsers herren, so so! er sich druken mit
demütkait. won so der mentsch ie höher an lügenden knniet, so er sieb selben
ie me druken sol. aber simlicli lüte went dax man si ere mit lügenden und es
in dester bas erbiet«, man sol lugend und tugeutlichö werke haben dar umb
daz es ünsrem herren kome ze lobe und den eben crist«n ze bessrung. daz
öppbel klingeltent, so der wind dar an wate, daz bezaichent: so der wind der
daltsami uns au wäget oder der gehorsami wider stät, oder süss der mentsch
üblen willen hat, so sol man denn erst hören wie wol erklinget und wie gdtlich
er daz enphahet und wie minneklich sin antlüt gestellet si gegen der gehorsami
und gegen ander arbait. wan etlich lüte wannend daz si vil tugentbaft sigint
etäwenn und vil stark zu den arbaiter, nntz daz si nieman an rüret wider iren
willen, man vindet vil der lüte die wol gedultig sint so f36'J in ieman iht tut;
man bindet aber der lüte wenig die äu ir schulde arbait und not von den löten
vTiMich und gedultekllcb lident.
fi2./ Von der annut nnsers berren Jhesa Christi.
[Propter vos Christus egenus factus est, cum esset dives.J
Sant Paulus spricht: "wir sont uns fröwen mit ünserm herren an sin«
S5 armüt, won er durch unser liebi als gar arm werden wolle', won swa i
kneht wäre der sinem berren als lieb wäre daz er durch sine liebi alle ;
Iherschaft und sin rihtum wolle lassen und gar arm werden, und alle
f^nd liessi und gar eilend wurde, des müsti sich der kneht fröwen daz im i
so
selfl^H
dei^l
'ben
[ es
imb
m
20. almlich — flfimlieh.
. Der latnniache Text fehlt.
6. TU. Reg. 7. 17 ff., 42.
I. IL Cor. 8. 9.
II. Von der armät ö
i Herren Jliesu Ciirieä.
36
fierre so gross liebi and minne ögtL ze glicher wis hat ftnser herre getan:
der lie durch unser liebi alle sin herschaft und alle sin fründe und die liber-
mässigea fröde ze hj'melriche die er hatte, und kam uff ertrich durch ünsren
willen und wart gar arm und eilend durch unser liebi, und dar umb sol unser
fn'tde sin an dem crütze. B
Nu wil ich üch sagen von dem {26"/ aller ermsten mentscheu der ie wart
wan swa ain mentsch wäre des libes und des gutes unfri und arm wäre, der
Mess wol ain arm mentsch: alsuss reht arm waz unser herre baidü libes und
gutes und fründe. wan ällu di'i mentschen du im ie nach volgeteut und im dike
gfitlich tat«nt und nach giengent und sinii wort und sin lere gütlich battent ge- i
höret, die liessent in do in sinen nöten und in sinen grossen arbaiten. und och
sin junger, die dik trost von sinen worten hattent enphangen, die liessent in do,
daz er aller siner frünt halb allaine wart stände an dem crütz, won allain sin
werdü mfiter und sant .Tohans ewangelist. er waz öeh gar ann an dem gute,
der Got der hymelriches und ertnches gewaltig ist, der wolt als arm werden an 15
dem gäte das er weder undersich noch in sich noch an sich enhatte. er en-
hatte an dem cruze nit so vil daz er sin höbet genaigen möhte. fäT'J 'die fiichse
haut ir hol, die vogel hant ir nest, des mentschen kint hat nit daz er sin höbet
genaigen m6hte'. er waz öch als arm an dem crütze daz er nit hatte daz er
getrunke, do in sere turst«. do gabent im die üblen Juden essich mit gallen ge- w I
mischet ze trinkenn. doch enturste in nach win noch nah wasser, in durste
nach diner sele und nach der minne dines herzen, er waz öch gar arm an
sinem übe, won er waz aller siner lid nngewaltig an dem crütz; won daz blät
daz von sinem herzen flöss, daz flöss im ober sinü ogen. owe, der minneklich,
der der enge! spiegel ist in hymelriche, und der die sunnen und den mane ge- 35 i
schaffen hat und mit siner schßni entlühtet hat, daz dem daz lieht siner ogen
enzogen wart an dem crütze! er wolt och sines mundes ungewaltig sin: won
swaz in die Juden an gerüftent und zu im geaprächent in spottea wis, do wolt
er in nie geantwürten, {S7*J er wolt och von dem spot liden der zu siner
wiinstren hant hieng von rehten schulden; won er wand sin höbet unwirdeklich w
von im, do er horte daz der ander, der zö siner zeswen hieng, der batt in daz er
sin gedÄhte, so er in sins vatter rieh käme, do antwürt im der ander schahman
vil unmÄrlich und sprach: 'er mag im selber doch nit gehelfen, waz sol er dir
denn helfen?" alsuss ungewaltig wolt unser herre sines mundes sin daz er disen
Worten nit antwurt. aber in allen sinen n6ten antwnrt er dem vil gütlich der 3
in batt daz er sich über in erbanneti, und sprach zu im: 'gwärlich, du solt noch
hut mit mir sin in dem paradj'se'. er waz öch siner hende ungewaltig, wan im
giengent zwen scharph nagel der durch, owe, es wart nie mentsche so arm an
sinem übe, es möhte im selber etwas gehelfen! aber unser herre der waz aller
17. Maü. 8, SO; Luc. 9, 5S. 83. Luc. S3, 39. 3ti. Luc. 33, 43.
7. imfri und arm wire] und fründe am ? vgl. Z. 9 und S. 36 Z. ö. 36 (Pamer).
Itctjnde hat die Handschrift zur Ain/ullung der Zeile ein rotes f. 13. Nach Ctülz steht ■
&» ein f. ebento Z. 17. SO. vinstren.
I. Nadt
36 12. Von der armAt unsere herren Jhesu Christi.
siner lider als ungewaltig daz er im selber ze kainen statten komen mohte. sin
marter und sin ar/^77bait waz mänigvaltig und gröz an sinem libe and an
sinem herzen, sin oren hortent mängu bösü wort, und durch sin hertze gie
mänig lasterlich wort, daz er horte, alsuss arm waz unser herre libes und götes
6 und fründ und alles des ie wart uflF ertrich.
Er hatte och mänig angest und bitterkait an sinem hertzen do er gedahte
an den jimerlichen tod den er liden wolte, won er sprach: 'min sei ist betrübet
untz an den tode\ sin angest waz also gross daz er von rehter angest blAtigen
swaiss switzte, do er gedahte an die marter die er da liden wolte. er hatt och
10 mänigvaltig not und marter an sim libe, do sin vil haiiger lip an daz crfttz ge-
nagelt wart nu merkent wie we ainem swären manne wäre, do im ain scharpher
nagel durch sine hende geschlagen wart und er do an ainer hant sament hiengl
do meretont si im do aber sine marter und nament im do aber die andern [27*]
hant und schlügent im och ainen nagel der durch und zertantent im ällä sinu
15 lider und alle sin adren und schlügent im ainen nagel durch beid füsse. nu
merkent wie we im waz und müste werden, e im der nagel dur den undren f&ss
kämi und im der nagel den obren fftss ietwederhalp hin schlänget! alsuss wart
unser herre an dem crüz zertennet: reht als da man ain bermit an aine ram
spannet, also stünt er an dem crutze gespannen, und waz sin hailig lip mit blute
20 gar begossen, und sprichet sant Bemhart: 'owi, herre min, wan wir ich da
gesin da du als gross not und arbait litte, daz ich dir mit minen sündigen ogen
und tr&hennen din wunden gewaschen hettü' er hatte och grosse not und jamer
an siner lieben müter, wan ir laid und ir jamer gie im durch sin hailigen sei.
owe, mentsch, wie mag dir iemer armfit oder dekain not oder arbait libes oder
25 hertzen swäre sin, swenne [28''] du gedenkest daz din schepher durch din liebl
als reht arm waz libes und gutes und fründ, und daz er als grosse arbait an
libe und an hertzen gehebt hat durch daz daz er dich losti von allen arbaiten!
[13.] Ton der sele minne ze Got
[Anima mea lique facta est, ut heutig est]
80 'Min sei ist gesmoltzen, sit der liebe mit mir rette'.
Dis ist gesprochen von ainer ieglicher sele du getrüwe ist. doch wart nie
sele du es ie mit warhet so volleklich möht gesprechen so unser vrowe; wan
ir sele und ir herze wart erfüllet mit übermässiger vröde an der stunde do
si genemet wart ain mfiter Gk)ttes, won unser herre do minneklich zfi ir'sele
a5 retde do er von irem mägtlichem libe mentsch wolt werden, wie ir sele und
ir hertze von vröden und von süskait smultze, da von hant ir dike vil gehört,
dis selbe wort mag och ain ieglichü getrüwe sele wol sprechen, swenne unser
herre [88"] mit siner gnade zu ir redet, nu sont ir merken wie unser herre
29. Der lateinische Text fehlt.
7. MaU. 26, 38. 11. vgl S. 30 Z. 35, 29. Cant. 5, 6.
18. Von der sele minne ze Got 37
mit der sei redet, sin wort und sin red daz ist nit anders won sin g^ade; da
mit enüähtet er die sele und machet daz hertze linde und smeltzent. reht als
das wachs von der haissen sunnen smeltzent wirt und zerfliessent, also wirt du
sele smeltzende von der waren sunnen, ünserm herren Jhesu Christo, es wart
nie hertz so herte, ist es Grot haimlich, es werde linde, nu sont ir hören wie 5
unser herre mit der sele redet, er spriht dur her Moyses munt: 'hörent, ir
h^el, waz ich mit üch rede! ertrich, vernim minü wort!* an disen weiten git
er uns ze merkenn wer die lüt sint mit den unser herre reden wil.
Da gelichet er gaischlichen lüten den hymel, won er luter ist und schöne
und hohe: also sol des tugenthaften mentschen hertz' sin luter und raine und lo
sol gezieret sin mit tugenden und mit tugentlichen [28''] gedenken, der hymel
ist och hohe: also sol des tugenthaften mentschen hertz erhöhet sin mit tugenden
und erhaben von allem kumber und unnützer unmüsse und es bi ünserm herren
han in h^elriche, da sol sin wonung sin. alsuss sprichet sant Paulus: 'unser
Wandlung sol in dem hymel sin bi ünserm herren . du sunne lühtet och an dem 15
hymel: also sol och du wunneklich sunne, du mit ir schonhait hymelrich und
ertriche erlühtet hat, der grosse Got, ze allen ziten in des tugenthaften
mentschen hertzen lühten und schinnen und sol sin Spiegel sin. sin götlichü
tugent sol sin sele entlühten und ir spiegel sin. alsuss sont wir dem himel
gelich sin als man singet an dem winnaht tag: 'die himel fliessent von honge, 20
von vröden und von süssekait'.
So sprichet er denne: 'ertrich, höre minü wort!' nu sont ir merken war
unbe gaischlich lüte dem ertrich sont gelich sin. daz ertrich [28"^] ist ver-
worfen und versmähet von allem dem so under dem hymel ist: also sont och
gaischlich lüt verworfen und versmähet sin vor allem dem so uflF ertrich ist, und 25
sol sich flissen demütkait vor den lüten und vor Gotte. da von sprichet sant
Bemhart: 'der reht demütig wil sin, der sol han ain demütig herze und ver-
smahen alles daz uff ertrich ist und och sich selber, und sol denn nit geren daz
daz ieman wisse; und swa man im zartet, dannan sol er fliehen', dis sint du
rehten zaichen der rehten demüt. man trittet uflF daz ertrich und versmahet es 30
mit allen dingen; daz lidet es alles gedulteklich : also sol der sälig mentsch ge-
dulteklich und demütklich liden alles daz in an gät durch ünsers herren minne.
swie aber nu es doch daz verworfnest ding si und daz versmähtost, so ist es
doch daz nützest; won wäre es nit fruhtber, so möhte nieman genesen, ze
glicher wis sont gaischlich lüt sin: si [29^] sont verworfen sin und versmähet 35
und doch fruhbar und nütze sin, wan ir gebet und ir gut bilde sol allen lüten
ze tröste komen; won si sont für alle lüt bitten, und ir gebet sol für ünsem
herren gan, als 6ch der wissag spricht: 'herre, min gebet sol für diu antlüt gan
als ainer süsser roch*.
. 5. werde haimlich linde. 10. Nach hohe folgt fälschlich: du sonne lühtet öch an
dem hymel; der Schreiber geriet in Zeile 15, h^en. 18. schinnen sol und. 24. von]
vor ? vgl. Z. 25.
6. Deut 32, 1. 14. Phü. 5, 20. 38. Fs. 140, 2.
13. Von der »ele n
I
Na haut ir gehöret wer die lüt siut mit den üser herre reden wil, wie s6
sich gelichent dent bjmel und dem ertrich; nu sont ir hören waz Got mit der
sele redet. aIsQss redet unser herre mit der sele in der minne buch und spri-
chet: 'tii mir üf, min swöster und min frimdin und min tube!' sich wie guetlich
6 der demütig Got mit diner sele reäef\ er sprichet du sigest sin swÖster; und bist
du denn sin swöster, so ist reht daz du mit dinem brüder Jhesu Christo ze
rehtem erbe sitzest, 'nu tu mir uf, min swöster, und 1& mich geniessen daz ich
von hymelricb uff ertriche kam und din bilde an mich nam uff die rede daz du
destfir [39"] bas min swöster wärest und ich din bruder! nu tfi mir üf hüte mit
10 diner minne din herze und la mich ruwe dar inne haul' swenn du tugentliaft
swöster disü wort höret, so mfiss din sei und din hertze durch not von götlicher
minne smelzen. so sprichet er fiirbas mit dir und sprichet: 'tu mir uf, min
fnindin! wellest du vergessen daz ich dich han gehaissen min swöster, und daz
ich mentsch worden bin durch dich, so la gemessen mich daz ich früntschaft
16 umb dich han geköfet mit minem tode, und daz ich dir din erbe ze hymelriche
■wider gewunnen han; daz du mit den sünden verlorn hattest, daz han ich dir
erlöset mit minem rosvarwem blute, tu mir uf, min früudin! gedenk daz ich
dir dienet uff ertrich drü und drissig jar mit jamer und mit mängen üblen tagen,
daz ich guten tag uff ertrich nie gewan und ze jungst den bitren tüd durch dich
20 laid. des genügte mich noch do nit do ich stunde au dem crütze und töd was,
/S9'J do Hess ich min hertze uf tun durch dine minne mit aim scharplien sper.
nu tu öch höt din hertze mit diner minne üf mir, fründin min!' owe, tugent-
hafter mentsch, von disen so minneklichen werten sol wol din sele smeltzen; tu
din hertze hüt uf engegen dinem fründe, la hütlnt din stime süsseklich in sin
!s oren schellen und antwiirte dem gütlich der dich mit so grosser flehe bittet dins
hertzen! so redet er aber denn fürbaz und sprichet: 'tfl mir uf, min tube!' höre
wie reht gütlich er mit dir redet! er hat dich gehaissen ain turteltuben, du
turteltube ist rain und senfte und äu gallen, ir spis ist vil raine, der si lebet, si
hat öch ii' nest in der kirchen, si begat sich nit als ander vogel. sAIiger
30 ment«ch, also solt du der turteltuben gelich sin: du solt ain rain hertze bau und
solt öch senft sin an dinen worten und solt nu dinen gebäi-den an gallen sin,
also daz du wider nieman dehain übel tragen solt in dim hertzen; du solt och
din sei fftren [20^] mit rainner splse, daz sint die rainen gedAnke und die
tugentlichen, da mit du din sele spisen solt; du solt öch din nest und din wonung
S5 bi ünserm herren han in sinen rainen wunden, und solt dich behüten vor dem
tüvel, der din ze allen ziien varet. alsus solt du der tuben geliebe sin, so mag
unser herre von reht .'tprechen: 'min tube'. 'nu tu mir uf min tube!' spricht er
aber denne, "wellest du vergessen daz ich dich genemet han mine swöster und
min fründin, so gedenke daz ich dir min hailigen gaist saute und dich tröst, und
1. vs' am Ende der Zeile.
Iiaftü swiJBter, diBÜ woit hörest^ t
nachgetragen. S6, »iten fehlt.
5. redet feMI. lü. Ist vielleicht ru legen: wenn du, tagent-
il. S. 3ii Z. 9. Sb. sinen am Mand mit Yerweisungateieheit
4 Cant. i, 2; vgl. 8. 19 Z. U ff.
1
13. VoD der &
miiine zc Got
la mich z& diin hertzen. la dich erbarmen daz ich von aiDem mentschen zfi dem
anderu gan, von herzen ze hertzen, und ich der lüte wenig vinde die sieh über
mich erbarment und mir ir hertze uf tiigent! wellest du nu vergessen daz du
min sw/ister, min fründin und min tube sigest, so gedenk dar an daz ich dii' ze
allen ziten nach gän und dir rufe, und tii hüt din herz [SO'] uf gegen miner 5
minne, la mich geniessen daz mir bas in dinem herzen ist denn in dem hymel-
riche bi den engein, und daz min fröde gi-össer wirt von der rainkait diner sele,
von der luterkait dines herzen denn von der schonhait des hymelriches!' nu
höre, tugenthaftü sele, wie gütlich unser herre mit dir redet, und erhöre hüt sine ■■
bette und la din sele von disen minneklichen worten smeltzen! druke hüt daz i»
guldin insigel siner götlichen minne in din sele, la den guten Got nit lange vor
dim hertzen stan, la dich von herzen ruwen, ob du dich ie gesumdest, daz du
im zebant din herze nit uf tat, und sprich: 'gang hüt in min hertze, lieber herre
min, ich wil dir hüt uf tftn min hertze, din wonang und din rflw sol in minem
hertzen sin!' owe, sele, du mäht dich wol schämen swenn du den minneklichen is
Got zu dinem herzen geladest, und du in denne mit Untugenden vertribest und
din hertz nach siner [3(yj wirdekait nit beraitest, daz er von diner Untugend
von dir fliehen müss. ünsern herren vertribet kain ding von der sele won du
Sünde und Untugend: da von solt du, tugenthafter mentsch, dins hertzen hftteu
mit aller hut, durh daz unser herre ze allen ziten dar inne si. 5
Waz tut unser herre denne so er zu dim herzen kunt? er tut reht als da
ain frünt von sim lieben fründe lange war gesin, der vil liht über mar oder
gen sant Jacob wäre gevaren, so der wider kumet, so klegt er sinem lieben
frunde alle die arbait und betrübde die im in dem eilend widervaren ist: ze
glicher wis tut unser herre siner lieber fründe seien, nu höre, tugenthaftü sei, ffi
wie er dir sin arbait klegt. er sprichet: 'o sAlgü sei, la dich erbarmen daz der
lüt so wenig ist die sich über mlnen tot erbarment!' es wart nie mentsche so
arm, gieng es in ain statt von hus ze hus, etwer erbarmet! sich über in und
gäbe im ain sttiki brot«s; aber unser herre ßü'] gät von hertzen ze hertzen,
von mentschen zu mentschen, und vindet der lüte wenig die sich über sinen tot 30
erbarmagent. 'owe, säligü sei, la dich erbarmen daz min tot und min blät als ,
unwerd ist als daz wasser, und der lüte letz vil ist uff ertrich die uff minen tot '
und nff min blüt also wenig ahtent als uff daz wasser, und erbarme du dich
über minen tot und gib mir din hertze und die minne dines hertzen!' owe,
tugenthafter mentsch, höre wie gütlich dich der minneklieh Got bittet der minne » ^
dines herzen! minne den der dich von der erbärmde sins götlichen hertzen nie
geschiedl und spricht sant Augustinus: 'mentsch, du mäht ane minne nit sin; nu
minne daz ding daz du mit eren geminnen mugest!' leist du din minne an daz
daz zerganklich ist, so daz ding denne stirbet, so ist öch din minne tot. nu leg
din minne an den guten Got, der dich so gütlich geminnet hat. erhörest du sine « |
bette nu und tust du im din hertze uf und /507 haltest dich uff ertrich also
In««
18. Wortfolge tn der Us.; ding- won du Sünde roD der
40 I.H. Von der sele minne ze Got
daz du mit rehte sin swester haissist, so solt du och hymelrich mit im besitzen,
din erbe, daz er dir geköfet hat mit sim minneklichen blute.
Nu merke waz er dir vröden ze hymelrich geben wil mit im selben und
mit sinen kinden, die ietz daz erbe da besessen hant nu sint fünf ding die man
5 spulget den brüdern ze tünde, so si von dem wege koment. daz erst: daz man
sü fiiret in den kor für den alter und git in den segen und nimt inen ab swas
si uff dem wege verschuldet hant; daz ander ist daz si die brüder gutlich
grützent und küssent an iren mund; daz dritte ist daz man si füret in daz
gasthus rüwen; daz vierde ist daz man in git ze trinkenne; daz fünfte ist daz
10 man in git zessen. ze glicher wis tut unser herre der sele. so si von dem Übe
schaidet, so git ir unser herre den segen und nimt ir abe swa mit si sich uff
dem wege und in dem eilende verschuldet hat, und git [31"] ir gantz ftihait, daz
si niemer me getün sol dekain ding daz si von Got geschaiden muge. da ge-
winnest du niemer me dehainen strit mit dinem hertzen noch mit dim libe; da
15 Wirt din sele, din hertz, din lip gerainnet von allen Sünden und von allen Un-
tugenden, dar nach grützet er si minneklicher denn ie kain müter ir kint. dis
sol man gaischlich verstau, als ain brfider sin swöster mit tugentlicher minne.
dis küssen ist nit anders won ain zaichen des götlichen frides, daz du mit dim
hertzen mit dim Got iemer me solt frid han; won er schaidet von dinem
20 hertzen, von diner sele alle trurkait und alle beswärde und waschet dir mit
siner götlichen band din trähen von dinen ogen; dar nach solt du niemer trurig
werden, dar nach füret er si in daz hymelriche in die ewig rüwe und sprichet:
'gang in die vröde dins herren, und hab iemer me stät vröde!' der ist vil und
ist als übermässig da^ si nit gar in [3V] die sei komen mag. und dar umbe
25 sprichet unser herre daz du sele in die vr6de gange, in der vr6de solt du,
tugenthaftü sele, rüwe hau; da solt du dinen Got und dinen herren iemer me
an sehen, da von sprichet saut Augustinus: 'sitzend ünsern herren an sehend
sont in werden an ende lobende', dar nach git er der sele ze trinkenne die
ewig vröde ze hymelriche. man liset in den alten buchen von ainer vrowen^ du
80 hiess Judith, do du ain hohzit wolte han mit dem herren Holofeme, do gab er
ir ze trinkenne und sprach: *nim hin und trink, es ist hüt ain tag diner vröde!'
do antwi^rt si und sprach: 'wais Got, ich waiss wol daz es hüt ain tag ist aller
miner vröde, und alles mines laides vergessen sol'. also wirt unser herre zu dir
sprechent: 'tugenthaftü sei, nim hin, sele, und trink und wii't trunken und ver-
85 gisse alles dines laides!' so wirt denn du sele sprechende: 'ich waiss wol daz
es hüt ain tag ist aller vröde'. da solt du, tugent/^5i7haftü sele, iemer me
trinken von dem lebenden brunnen. dar nach git man daz naht essen; daz ist
daz er dir denne alle dine vröde bestätet und setzet dich über den tisch aller
1. öch daz hymelrich oder och ze hymelrich? vgl. S. 38 Z 15, 24. di. 27. In der
Wiedergabe der Stelle des hl. Augustinus liegt Textverderhnis vor. Der Sinn ist: Di^enigen, welche
auf dem Throne der Herrlichkeit sitzen und unsem Herrn ansehen , werden ihn ohne Ende loben.
32. antw'it.
23. MaU. 25, 23. 31. Judith 12, 17.
18. Von der sele minne ze Got 41
VTÖde und über die da vol ist aller genuht. da sprichet unser herre: essent
mich und trinkent und werdent trunken, aller liebsten fründe!' da sol die sele
mit sim götlichen antlütz gespiset werden, er wil iemer me der sele spise sin.
nu merke, sälgu sei, wol edel spise! er ist alles: daz du wilt, daz hast du an
im und noch tusentstund me denne din begirde begrifen mug. her an gedenke 5
ain ieglich mentsche und lege allen sinen fliss dar an, daz er zu diser Wirt-
schaft kome!
[14.] Von der götlichen mlnne zu der sele.
[Foriis est ut mors dilectioj
Man liset in der minne buch daz du minne stark ist alz der tod. wie stark lo
du minne ist, daz mugent wir dar an sehen daz si den grossen Got, der hymel-
rieh und ertrich geschaflfen hatte, des twang daz er mentsch wart und ßiy
mentschlich natur an sich nam. si tote den nach mentschlicher nature in dem
alles unser leben ist. wie grössü ding du minne an ünserm herren hab getan,
da von haut ir dik gehöret, och hat si den haiigen grössü ding getan, die ir 15
blfit durch ünsern herren vergussent. si hat och grösü ding getan an der
haiigen jungfrowen sant Agnesun. die twang si dar zu daz si ir blüt durch
ünsern herren vergoss. du minne du schied si von aller der vröde dirre weit,
si tut öch noch grössü ding an mängem mentschen. nu spricht sant Bernhart :
'swa du minne ünsers herren Jhesu Christi gewurzet hat, da wahsent aht schön 20
bl&men". der erst blüme ist manhait der getat; der ander ist luterkait des
willen; der drit ist rainkait der werch; der vierd ist richait der sinne; der
fünft ist hailikait der girde; der sehste ist mänigvaltikait der tugend ; der sibend
ist werdekait des dienstes; der ahtend ist mänig/5^yvaltikait des lones.
Der erst blftm der uflf diser wisen wachset, daz ist manhait der getat, daz 25
ist ain schönes hertze an ünsers herren dienst, disen bl&men hatt wol du hailig
jongfrow sant Agnes, si hatt ain künes herze, du minne hatt si stark gemachet,
daz si sich grosser dinge nit erkam durch ünsers herren minne ze tünne und ze
lidenne. dirre selb blüm wachset noch in mängem hertzen, daz von der minne
ünsers herren also stark wirt und also kreftig daz in enhaiu ding ze gross ist 30
ze t&nne dur Grot, und si enkain ding mag an gan daz sü von Got schaide; als
der g&t sant Paulus spriht: 'wer mag uns geschaiden von ünsers herren minne?
daz mag weder frost noch hunger noch tot, noch dehain ander ding mag uns von
Got geschaiden'.
Dar nach wachset des willen luterkait. daz ist /5^7 ^^^^ ^11® • swer sinen 35
willen in ünsers herren willen setzet, daz er enkain ding geret ze tünd won daz
ünsers herren wille ist. disen blümen hatte öch sant Agnes wol, won si hatt ain
1. Vor die da vol ist wohl ausgefallen die tavel (Roethe). 9. Der lateinische Text fehlt.
16. grft/8Ü am Ende und Anfang der Zeile, 25. bläm ist der.
9. CanL 8, 6. 82. Born. 8, 35,
42
14. Von der RftUiehen n
e £A der »e\e.
r 80 lut«r herze und als lutern willen daz si den tot wolt Hden e daz si wider
Gottes willen tit. wäre unser wille In unsers herren willen also daz uns alles
das wol geviel daz er usser unserm libe und usser imserm giite und osser unser
sele tÄte, so hettent wir dik frid und fridsames herze, swa nu du minne unsers
6 herren JLesu Christi hat gewurzet, da wachset och dirre blfime. wan sweles
meutsche mit getriiwem hertzen minnet ünsern herren, der engert nit anders
wan daz sin wille ist. alles daz er öch usser im tut, daz gevallet im alles v(ä.\
won er getniwet Got also wol daz er wol waiss: swaz im Got tut, daz im
das best ist.
to Dar nach wachset der werch rainkait; wan du /33'J minne leret niht tfin
wan daz mit tugenden ist gezieret, als schön gebet, rainne andaht alles daz dn
tftsti daz solt du mit tugenden zieren also daz ällü dinu werch tugentlich sigent.
I Dar nach der sinne richait oder wisshait; daz ist also daz ain meutsche wjs-
1 lieh kan von Got gedenken und reden, disen bifimen hatte och sant Agnes;
IB won si künde wislich von Gotte reden und den mentschen wislich antworten,
die si twingen woltent daz si sich von Gotte schiede, si sprach öch von ünserm
herren tugentbaftii wort, die wir nie sMich von kainer jnngfi'owen gehortent.
^ waz ain wislichd rede von aim kind von drizehen jaren daz si so wislich
sprach: 'mins herren, mines brutgömes, den ich minne, des mftter ist rainü magt,
I » sin vatter erkande nie wip; so er mich minnet, so bin ich ki\nsche; so er mich
I beröret, so bin ich raine; so er raih umbvahet, so bin ich erst ain luter magt*.
wer hatt si geleret als wislich reden wan du min/5S7ne unsers herren, die in
ir herzen gewurtzet hatte? du minne leret dik ain mentschen daz nüt vil ge-
leret ist von der schrift, daz es in aim hertzen me von Got kan gedenken denn
n etlich gut maister der von der schi'ift wol geleret ist.
Dar nach wachset der girde hailikait daz ist ain hailigii gerung der nit
eugeret wan unsers herren minne. disen blümen hatte du hailig jungfrowe sant
Agnes, won si hatte alle ir begerung gekeret an Got. daz ist ain hailgu be-
gerung der allen sinen sin dar an leit wie er tugend gewinne, der sAlige
so mentsch sol alle sine sinne an Got keren, als her David sprichet: 'herre Got,
allu min begirde ist an dich bekeret', swer dehaines lobes oder dehainer zer-
ganklicher ere gert, des girde ist nit hailig.
Dar nach wachset der tngent mänigvaltikait. swa du minne gewurzet hat,
da wachsent alle tugend, da von spricht sant Gregorius [33°/ daz dii minne
SB niemer müssige kan werden, si leret alle zit den mentschen tugend und tugent-
liches leben, ich engesach noch vernam nie, da man rosea phlantzat, daz da
N
I. er fehlt.
Bespm^^^
IS. Die Stelle ist dent Brevier der hL Agne» erUnomnUM (31, Jwnuar) und steht
Boriwm der ersten Noktum: uno Chriatnm, in ctuub tiialarnnm introibo, cuins mater virgo est,
cuiiu pater foniiDaii] neacit . . . quem cum amavero, caata buid; cum tetdgoro, munda Bum; cum
accepero, virgo Hum. 30. dent Sinne nach Ps. 11^, 59; S4. 7.
H. Von der gfltlichen
e 2(1 der sek.
]yIieD wfichsent aber uff dine würze der muine da wahsent alle edel bläinen.
uff der minne wachsent demütkait, gedultekait, gehorsamj, vrMe in Gotte, kurtz-
lich alle tilgende wachsent dar uff. minnest du Got, alles daz du denn tun solt
oder liden, daz machet dir diu minne alles liht und senfte. disen blümen hat
6ch min jungfrow sant Agnes, du minne hatte in ir herzen gewurzet, wan si 8
hatte mänig tugend.
Dar nach wahset des dienstes werdekait. du graste werdekait die ie wart
oder iemer werden mag, die gewinnet der mentsche ze hymelriche der mit
tugentlichem flisse Got dienet uff ertrich. man sprichet und ist och war: 'des
kaisers dien/55Vste man ist grösser denne ein gräf ". sit denn ain mentsch wfilt w |
geerot sin ob es aim edeln herren uff ertrich dienoti, so ist billich daz der
mentsch vil gröslicher geerot werde der dem grossen Got mit tugentlichem vlisse
dienet, dis erkante wol sant Agnes daz so vil wirdekait an unsers herren dienste
Ut. won si wolle gern in tinsers herren dienst den tod liden denn si uff ertrich
ain grössü vrowe wäre, waz mag den mentscheu edeler gemachen und werder 18 1
denn linsers herren dienst? es ist du gröste wirdekait du ie wart, der Got mit
tugentlichem lebenn dieuet.
Dar nach wahset des lones mänigvaltikait. wie mÄnigvaltig der lone ze
hymelriche si, da von spricht sant Paulus daz die vröd nie ög gesach, nie ore
gehorte, nie hertz gedahte, die da iinser herre beraitet hat denan die in hie 20 ]
minnent.
Nu hant ir gehi^ret von den blümen die uff der minne wachsent; nu sont ir
hören von der fruht du uff den blümen wah/^^'/set. der tugend fruht ist niht
anders won unser herre. der hat ainen namen, der ist also reht loblich daz ich
nnder allen den namen so er hatte, namen han nie so sere geminnet, disen JS ,
nameo gab im der wissag David und sprach : ' ain herre und ain Got der
tagende'; won er ist ain Ursprung und ain brunne aller tugend von dem sint
aller hailigen tugend geflossen, hetti ich ainen rosen in der hant. so wurdi si
mir nach dem rosen smeken. spräche ich denn zu miner hant: 'von wem
hast du disen smake so guten?', so möhti dft hant sprechen: 'daz han ich von SO i
dem rosen'; sprich ich aber zu dem rosen: 'von wem hast du den gesmak?',
so möhti er sprechen: 'daz han ich von mir selben, es ist mir an geboni'. ze
glicher wis ist es umb die tugend und umbe die haiigen, fragetint wir die haii-
gen und ander gfit lüt von wem si ir tugend hettiut, so raüstent sü sprechen:
'daz bänt wir von Gotte'; sprächent wir aber zu ünserm herren: 'herre, von 36
wem (33'] hast du din tugend?' so sprächi er: 'daz han ich von mir selben'.
alle tugend sint von im geflossen und fliessend öch wider zu im. er ist dö fruht
du uff allen tilgenden wachset.
Habent wir dis würzen der minne, so wachsent der tugent biflmen in
33. wahsent
1^33. 37.
25. nameo han ft\U. 27. von . . . tugend fehlen; zur Ergätuung vgl.
■in. Fg. 33.1(1; S8. 6.
44 14. Von der gAtlichen mione zA der sele.
ünsrem hertzen. da von so flissent ans der minne und ander aller tagend daz
wir zu der edlen fraht koment, daz ist unser herre, der da haisset and ist 'ain
Got and ain herre der tagende*.
[15.J Ton masse und Ton andren tagenden.
5 [Modestia vestra nota sit omnihns hominibusj
Sanctas Paalas sprichet: 'üwer masse and üwer tagend sol allen lüten
oflfön sin'.
Disti Worte liset man an dem jüngsten sannentag vor winnähten, ynd höret
wol zu dem tage, won so nahet uns ain hohzit, daz vnr ünsem herren enphahen
10 sont. and leret uns mit disen Worten der gut herr sant Paulus wie wir uns
beraiten mit tagenden sont gegen ünserm herren, daz [34''] wir in wirdeklich
enphahent.
Man liset von der küngin Hester: do si zu dem künig Aswero solte, do be-
rait si sich ain jar da vor. si wusch sich sehs manod mit m^en und salbet
15 sich sehs manot mit öle und hatte siben jungfrowen die si beraitent, daz si mit
eren zu dem künig möhti komen. bi diser künginnen ist bezaichent ain ieglichä
sälgu sei. bi dem künig Aswero ist bezaichent unser herre. Aswerus daz sprichet
'der sälig\ Got der ist reht sälig und haisset von reht Aswerus. und gegen siner
Zukunft sol sich ain ieglich sälig mentsch beraiten, daz er in wirdeklich enpha-
20 hen mug. du erst jungfrowe zoh ir du alten klaider ab; du ander lait ir schuhe
an; du dritte lait ir ainen langen rok an; du vierde lait ir ain guldin borten
umbe; du fünfte lait ir ainen vehen mantel umb; du sehte stakte ir ain guldin
vingerlin an und ain spiegel [34''] für sich; du sibend satzte ir uf ain kröne.
Vro Hester du wusch sich vor hin sechs manode mit murren: du mirre du
25 ist bitter und bezaichent die rüwe die ain mentsch sol hau umb sine sünde. und
salbet sich die andern sehs manot mit öle: daz öl machet die hut lind und
senfte; der in ainen kamph wil gan, der salbet sich und sin gewäfen mit öle,
daz in sin vigend nit begrifen mugent. ze glicher wis sol der silig mentsche
tun: der sol sin hertze linde machen mit andähtigem gebette und sol sin sele
30 mit ünsers herren gnaden salben, daz in der tüfel, sin tötlich vigent, nit begrifen
muge. won ir sont daz wissen daz daz andähtig gebet vil nütze ist für die be-
korung die der tüfel etswenn git. won swer sich unmüssig machet mit gebet
und mit gfiten gedänken, den mag der tüfel niemer mit also mängem ding ge-
vahen als den mentschen der sine zit unnützeklich vertribet. alsus sol der
35 mentsch sin sei vor hin be/347raiten.
Dar nach sont ir denne siben jungfrowa werden die si klaident und be-
raitent, daz sint siben tugent.
1. flissent — vlizen. 5. Der lateinische Text [ehlt 9. dz vnsem. 18. ist fehlt,
36. jungfrowa so.
4. Die Predigt ist gedruckt bei Wackemagel S. 89. 5. Phil 4, 5. 13. Est 2, 12.
15. Von masse und von andren tagenden. 45
Du erst jungfrowe ist ruwe; du zühet du alten klaider abe und lait nüwü
an, daz sint die sunde und die alten gewonhait der Untugend: die sol der
mentsche von siner sele und von sinem herzen werfen, wie gezäme ainer jung-
frowen daz si gienge für ainen künig mit alten klaidern bösen, daz si also
käme mit gevetzotem gewand ? daz zäme harte übel kungennen daz si also 5
böschlich käme für iren herren. noch tusentstunt wirs gezäme der sele du
unsers herren gemahel haisset, daz si fiir den grossen Got käme mit alten klai-
dern und mit Untugenden, man liset ain märe von ainem herren, der hatte ain
hof gesprochen, und hatte vil lüte dar geladet, do du Wirtschaft berait wart, do
gieng der känig umbe und sach wie es alles berait wäre und wie die lüt be- lo
klaidet wärent do ersah er ain der waz nit /347 wol beklaidet. zu dem
sprach er: Vaz woltest du her mit dinen bösen klaidern?' und hiess sin
kneht dar gan und hiess im hend und füss ze samen binden und werfen in
ain f&r. ze glicher wis beschiht der sele an dem jüngsten tag du für Got
knmet ane tugend und äne g&tü werch. der haisset unser herre hende und 15
füss zesamen binden und haisset si denne in ain für werfen der ewigen ver-
dampnung.
Du ander jungfrowe ist demütkait; du schuhet die sele. swer ain herten
oder ain stainigen weg sol gan, der bedarf wol daz er geschühet si mit der
demütkait, daz er sich behüten muge vor den Untugenden und vor der wider- 20
wärtikait du den mentschen uff ertrich ane gät; won der tüfel leit dem ment-
schen mänig läge, da mit er den mentschen gevahen muge. den langen weg
mag der höffertig mentsch niemer gan. man liset in der alt vätter buch von aim
g&ten /35V ™an, dem wart du weit gezaiget, do sah er si volle strik ligen. do
sprach er zu ünserm herren: 'wer sol sich vor disen mänigvaltigen striken be- 25
hüten?' do antwürt im ain stimme und sprach: *daz sol der demütig mentsche'.
Dfi dritte jungfrowe ist gehorsami, die der sälig mentsch sol han. si sol
lang sin untz an den tot etlicher lut gehorsami ist also kurtz daz si nit went
t&n won daz si gern tünt sint si joch gehorsam, daz ist als kurtzliche und
mit als üblem willen daz in du gehorsami nit vil ze tröste kumet und die lüt so
nit gebessert werdent. die lüt die also kurtzlich gehorsam sint, die klaident
nit ir sele mit ainem langen roke. si machent ir selklaid also kurtz daz si
nit mit eren fiir ünsem herren komen mugent. wie gezämi ainer jungfrowen
daz si ainen rok an hetti der ir untz an den gürtel schlügi? des wäre
es harte unerberklich. also [35"] kurtz ist etlicher lüt gehorsami. man liset 35
von ainer schlahte lüte in der altun e, den wolte man laster bieten und in^daz
klaide bi dem gürtel ab sniden, die giengent hart unerberklich. ich wil sin
sprechen nit, gedenkent selb wie si giengent! aber der sälig mentsch der sin
gehorsami lang machet und gütlichen tut alles daz man es haisset, der leit siner
sele ain langen rok an.
5. kungennen so. 15. der] dem. 25. er später eingefügt 30. in] im. 33. mt fehlt
12. Matt 22, 12. 28. Yitae Fatrum: Migne, Patrol Lat Bd, 73, 953 (3). 36. IL Reg, 10, 4.
46 15. Von masse und von andren tngendon.
Dü vierde jungfrow ist küiischkait; du leit ir deii guldln porten umb. sant '
Johans sach aiuen man, der waz begiirtet mit zwain giirtlen. bi dem ainen
gürtel ist bezaicheiit künschkait des libes. er waz och begiirtet mit ainem
gruldin raife zu den brüsten, da bi ist bezaichent künschkait des hertzen.
J hübsdie jungfrowen spulgent sich ze gmtenn mit zwain gürtlen. also sol der
sälig mentsch begiirtet sin mit zwain gftrtlen, daz ist künschkait des libes und
künschkait des herzen. [3ö'] '
Dil fünfte jungfrowe leit ir ain veben mantel an, daz ist erbärmde. W^H
dem mantel ist bezaichent erbärmde, die man sol han über ain iegliclien ment""^^
9 sehen, als man liset von sant Martin: der waz als erbärmhertzig daz er sinen
veheM mantel mit sim swert taute und in aim dürftigen gab halben; ■rfon es
waz uff ainem velde, da er nit anders hatte, dis waz ain grossü erbArmde. do
Hess in unser herre in den lij'mel sehen, und sach daz unser herre den halben
mantel umb hatte und sprach: 'sehent wie mich Martin gektaidet hat!'
5 DU sehste jungfrowe ist stätkait; du stakt ir ain guldin vingerlin an. daz
vingerlin bezaichent daz der mentsch stAt sol sin an sim guten lebenn untz an
ein tot. sant Johans mit dem guldin munde sprichet: 'man sol den ritler loben
80 er kunt von dem strit, und den schifman so er an daz stad kumet: man sol
den mentschen loben so er von dem strite kumet und sine vi/^äS^gind überwin-
det und so si an daz stad koment dirre weite', swie vil der mentsche guter
ding an vahet, volbringet er ir nit, so ist es nit loblich.
Du sibende jungfrowe ist du minne; du krönnet die sele. und hilfet ir ain
jungfrowe, du haisset beschaidenhait. du minne ist ain gezierde aller tugend;
und swaz der mentsch tat, hat er der minne nit, so ist alles unnütz, daz du
* tfist, daz solt du t&n in ünsers herren minne mit beschaidenhait; won swaz
der mentsche guter dinge tut, ist beschaidenhait der bi nit, so ist es nüt ain
tugend.
Alsus solt du din sele zieren mit tugenden und solt dich beraiten ■
ünsers herren zu kunft, daz du in wirdeklich enphahest.
[16.] Von liuaer vrowen sant JUarta.
[Hortus eonchisiis, fons signatus.]
'Du bist ain beschlossern garte und ain gezaichenter brunne, min gemahel*.
BUS sprach her Salomon zä siner vrowen, du im gemähelt waz. Salomon f36°J
daz sprichet also vil: 'ain herre der gern frid bette in sim lande", in ünsers
i herren lande ist enhain unfrid.
Mit disen worten lobet unser herre ain ieglich sele die sälgen namen hat,
und ze vordrost sin lieben miiter, du beschlossen mit vier schlössen waz. swie
I
11. vebel. Sl. Der hdtinMie Text fehlt. 32. beachlos
= beeclilOBBenr.
2, Apoc.1,13. 14. ni
. Leetio. 31. Canl. 4, 12
1 der Legende de» hl. Martin, im Brevier vom IL Nofember
J
16. Von üneer v
47
i aiE garte beschlossen ist, so mag man in docli nit besliesseii vor vier
dingen: vor der sunnen, vor den vogeln, vor dem towe und vor guten fründen.
Du sunne lühtet in den garten, wan nieman besliessen mag sinen gart«n vor
der snnnen; ze glicher wis lühtet di'i ewig sunne in unser vröwen hertze,
engegen dem liatt si ir hertz uf getan, ze glicher wis als der schön sunnen 5
glantz du ögen vröwet und daz hertze, also tiit den mentschen der ewig sunnen
glantz ünsei's herren. also beschach och unser vrowen, do er in ir hertz flösse
Bälgen, engegen disem sunnen glantz solt du din hertz [SG^ uf tfln, daz der
ewig sunnen glänz din hertze erfröwe. also sprach Salomon: 'du schöni der
sonnen fn'iwet du lutern ögen'. wäre uu ain man der die sunnen in zwainzig ID
jaren nie gesehen hetti, und wurdent dem sin ögen uf getan, der wurdi vil vre,
so er sähi der schönnen sunnen glantz. do her Thobyas erblindet, do wftz er vil
trurig. do kan der engel zu im und tröste in und sprach; 'frid si mit dir!' do
sprah er: 'wie mag daz sin, mir ist doch daz lieht des h;fmels verzigen?' wie
mag frid oder vröde mit dem mentschen gesin den der ewig sunnen glantz nit !5 |
erlühtet hat mit siner wunneklichen gnade? engegen disem wunneklichen
sunnen glantz sol ain ieglich mentsch sm hertze gerne und willeklich uf tun,
won disu sunne ist also schön daz Allü schAnhait ain vinstri ist engegen siner
schonhait. von siner schonhait sprichet sant Agnes: 'du sunnen und den man
WTindret von siner schöni'. a»
Daz ander [86'] da vor sinen garten nieman beschliessen mag, daz sint die
vogel. bi den sint bezaichent die haiigen engel. vor disen vogeln liät unser
vnjwe ir hertz nit beschlossen, won si tet ir hertz uf engegen der grossen bot-
schaft die ir der engel Gabriel brahte, daz si niftter solte sin des grossen Gottes,
sälger raentsche, engegen disen vogeln solt du din herze ze allen ziten uf tun! a
wan es ist dir ain grös.sü ere und ain werdekait: der engel der ze allen ziten
Gottes antlät sehowend ist, daz dir der zu aim hflter ist geben und zu aim
phleger; wan er ist dir nahe bi und leret dich alweg götlich minne und tugent-
lich leben und rainkait libes und hertzen, und swenne du unreht wilt tun, daz
widerratet er dir. also liset man von ainem guten man in der alt vätter hoch : so
der waz in ainem walde und gieng ains tages mit andren sinen brödern ze
kilchen. [36"] und kam öch ain ander gut man dar und nara der brflder war.
und tet im Got die gnade daz er ,sach in sin hertz, daz er mit ainer sönde von
Got geschaiden waz; und sach daz sin phleger, sin engel, von im geschaiden
veiTe waz, und daz in der täfel zu im gebunden hatte mit sinen banden und :-!S
niht tet won als er wolte. und do er ze kilchen kam, do hört er ain gut wort
lesen in der letzgen. und da von gewan er guten willen und bekerte sich, und
Mfmerksnm machen sollte
In fach sich iii ergänzen?
6. der] dö; am Batule ist ein kleines n, das auf das Versehen
S. Bilgen — Bilglichen. 17. sio liertze fehlt; vgl. Z. 35, oder ist i
18. enge/gegen. 30. vö aiDem guten man nwdmal.
9. Eccle. U, 7. 13. Tob. 5, 12. 19. oms dem Brener dir hl. Agnes, dem Besponsorium
def 6. Lesung: ipsi sum desponsata, cui angcli eerviunt, cniua pulciirituctinom sol et luna mirantur.
SO. Titae Patmm: Migne, Patrol. hat. Bd. 73, 985 (30).
h
48 16. Von unser vrowen sant Maria.
schiet der täfel von im zehant, und kam sin engel wider zä im und ambvieng
in vrölich and sin sele and trnkte in z& im. also solt da wissen daz din engel
sich fröwet dines tugentlichen lebens und dines herzen rainnekait.
Das dritte da vor sinen garten nieman beschliessen mag, daz ist daz tow.
5 daz tow bezaichent Ansers herren gnade, reht ze glicher wis als /37*7 du hitze
der sannen derret die blümen in dem haissen sumer^ ze glicher wis derret dti
hitze dirre weit des mentschen hertze an guten werchen und an götlicher minne;
und als daz towe die schönnen blümen wider bringet und kölet, also kület die
gnade ünsers herren des mentschen hertze von der hitze der bösen weit und die
10 tugent du verdorret waz und enkain fruht brahte, so denne änsers herren gnade
kumet in daz hertze, so wirt denne die tugent fruhtbar und grünet an götlicher
minne gegen ünsers herren gnaden, dem himelschen towe waz unser vrowen
hertze ze allen ziten offen, won ir guten gedinke verdorretent nie von der
weite hitze. vor disem towe ünsers herren gnaden solt du nit din hertze be-
15 schliessen. daz wrfre ain edel bom der winter und summer grün wäre und ze
allen ziten in blümen stünde und schönü löber hette und edel [37^] fruht bärel
also ist daz wol ain edel hertze daz alweg grün ist an götlicher minne and
blüget mit tugentlichen gedänken und lobet an süssen Worten und fruht bringet
an guten werchen.
20 Daz vierde da vor sinen garten nieman beschliessen mag, daz ist vor guten
fründen. swa ain vrowe wäre du ainen garten hetti mit gütan krütem wol
smekende, und si ain fründ hetti der si umb du krüter bäte, daz si im denn
verseti und iren garten vor im beschlusse: ze glicher wis stünde es übele der
küngimien von h;]^melriche swenne si ain arm mentsch bäte ir gnaden, daz si
26 dem vei'seiti. won si ist vol aller gnaden, und ir herz ist geblümet mi^ der ge-
zierde der tagend; wan also wart si gelobet von dem engel Gabriel, do er
sprach: ^gegrützet sigest du völlü gnaden!' sit si danne ist völlü gnaden und
tugend, so wir kain gebresten haut an tugenden und an gnaden, so sont wir si
bitten daz si ir gnade [37'^] mit uns taille, wan si ist ain brunne der ze allen
30 ziten über flüsset von gnaden und von miltekait. und swer si bittet ir gnaden,
dem mag si nit versagen von ir miltekait.
Dirre garte, unser vrowen hertze, waz verschlossen mit vier schlössen, daz
erst ist vohrte; das ander ist mägtlich schäm; daz dritte ist götlichü minne; daz
vierde ist stätekait gutes lebens.
35 Daz erste schloss waz ünsers herren vorhte; wan du behütet den mentschen
vor mängen sünden, als da stat geschriben daz du vohrte ünsers herren die sünde
alle US tribet. wan swer die vorhte ünsers herren hat, der furhtet im nit
allaine an sinen werchen und an sinen worten, er fürhtet im 6ch an sinen ge-
dänken und behütet sin herze, also sprichet her Salomon: 'mentsche, du solt di-
40 nes hertzen hüten mit aller hüte', reht als du vohrtest ainen schlangen so er dir
15. wäre. 25. mir.
27. Luc, /, 28, 36. L Joh. 4, 18. 39. Prov. 4, 23.
16. Von unser vrowen sant Maria. 49
daz höbet bätet: ze glicher wis solt du fürhten daz angeng des Übeln gedankes,
als da stat ge/37*7schriben daz der sälig ist der sin Übeln gedenke an dem an-
geng vertribet.
Daz ander schloss da mit unser vrowen hertze beschlossen waz, daz waz
mägtlich schäm; won si waz also schamig daz si von des engeis werten er- 5
schrak, do er si grützte, und vohrte daz mit dem grfisse etwas anders ver-
borgen wire, nnd wart betrübet von sinen werten, als in dem ewangelio ge-
schriben st&t do sprach der engel zu ir: 'Maria, nit fürhte dirl du gnade ünsers
herren kämet über dich und beschetwet dich, und solt erfüllet werden mit der
gnade des haiigen gaistes*. won es ist etlich mentsch als tugentlicher schäm lo
daz es etlich sünde dar umb l&t daz es gedenket: nu müst du ze schäme komen
in der bihte dar umbe. ain künig hatte ainen sun, der waz ab ainer statt ge-
gangen da er gesundet hatte, dar umbe der künig, sin vatter, trurig waz. do
sprach ain herre zu im: 'herre künig, sagen t mir ob er sich üt [38^] schemti
do er die sünde getet?* do sprach er: 'ja, er sach kum die lüt an vor schäme'. 15
und do sprach er: 'herre der künig, gehabent üch wol! so tut er es niemer me\
'höre ain gut wort', spricht ain haiden, hiesse Seneca, 'wäre joch daz daz mir
die götte min sünde vergibint und si die lüte och niemer befundent, so wölt ich
doch die sünde iemer miden, won si so unrain ist\
Daz dritte schlos da mit unser vrowen herze beschlossen waz, daz waz 20
götlich minne; won si hatte ir als vil daz si alle die fröde dirre weit versmahet,
als da stat geschriben: 'daz riche der weite und alle ir gezierde hab ich ver-
smahet durch minen herren Jhesum Christum', alsus liset man von sant
Agnesun: 'mins herren und mines brütgomes, den ich minne, des vatter bekand
nie wip, des müter erkande nie man; so ich minnen in, so bin ich kusche; so er 25
mich berüret, so bin ich raine; so er mich umbvahet, [38^] so bin ich luter
maget\ also beschiht dem mentschen: so er Got beginnet minnen und erkennen,
so versmahet er alles daz uff ertrich ist.
Daz vierde schloss da mit der edlen künginnen hertz beschlossen waz, daz
waz stitekait gutes lebens untz an iren tot; won si gebrach nie trüwe an irem 30
lieben herren. also solt du, säliger mentsche, stäte und getrüwe sin ünserm
herren an gutem lebenn unz an dinen tot; wan hilfet nit, der gut leben an
vahet, volbringet er es nit untz an daz ende, als man liset in Apocalypsi das
unser herre sprichet: 'bist du mir getrüwe, s&liger mentsche, untz an dinen tot,
so wil ich dir geben ain kröne des ewigen lebens'. 35
10. FMt vor won etwas? Der Übergang ist sehr hart 20. scblos am Ende der Zeile,
26. idi fehU. 82. tat in gut korr.
8. Luc, 1, 30. 22. Fhü, 5, 8. 24. Vgl. oben 8. 42 Z. 19. 34. Äpoc. 2, 10.
DeutBche Texte dee Mittelalten. X. 4
50 17. Von umlicheii aller hAhsten tagenden.
[11.] Yon simlicheii aller hohsten tagenden.
fSufficit tibi groHa mea, nam virtus in infirmitate perficiturj
Sant Paalas hatte grosse anvehtang und bat ünsern herren dristant daz er
im si ab näme. do antwurt im unser herre und sprach: 'la dich benftgen miner
5 gnade, wan die tugent wirt bewirt [38^ J in der not*, do antwurt er im und
sprach: 'ich wil mich gerne vröwen in arbaiten und in beswärd durch daz die
tugend und du gnade ünsers herren in mir wone'. daz waz ain grössä tugent
und ain groz zaichen voUekomenhait, daz er sich frowte in beswärde und in
arbaiten. nu sint sehs tugend: swer die hat, daz ist daz obrest zaichen voUe-
10 komenhait. du erste tugend ist vröde in beswärde; du ander ist gehorsami
wider den willen; du dritte ist demutkait in eren; du vierde ist brest in vol-
lung; du fünfte ist miltekait in armüt; daz sehste ist künschi in jugent
Von der ersten spricht sant Paulus daz alle tugend vollekomen werdent in
beswärde und in arbaiten. man vindet in allen den Schriften daz daz ain groz
15 tugent si der arbait und not gedulteklichen lidet und nit dar zu redet und sich
nit rechen wil. sit daz denne ain grössü tugend ist, so ist daz ain vil meru
und vollekomen tugent der sich des vröwet daz er wirdig ist arbait und not
durch Got [38^J ze lidenne. nu möhtint ir sprechen: 'wer vindet die lute uflf
ertriche die sich des fröwent?' swie man ir nu laider lutzel vindet, doch warent
20 sü etwenne die sich frowten und mit grosser fröde dar giengent da si soltent,
arbait dur Got ze lidenne, als man von den zwelf hotten liset. man liset öch
von sant Agnesen daz si mit grosser vröde in den kärker gie. und so man si
sere martret und ir daz flaisch ab zoh mit krölen, des fröwet si sich, daz si des
wirdig waz daz si daz durch Got solt liden. als man och liset von sant Andres,
25 der reht spilend und mit grossen fröden zu dem crutze gie und sprach: *Got
grütze dich, haiiges crutze! enphahe mich hütent als gütlich als ich dich, durch
den der mich erloste an dir . si littent es nit allaine frölich, si frowtent sich
öch des daz si des wirdig warent daz si durch Got arbait und not liden soltent
si sugent uss ir grossen bitterkalt die [39^J süssen milch und usser den herten
30 stainen daz süsse honige, als man liset von sant Steffan daz im die herten staine
als süsse warent daz es wunder waz. alsus wurdent die hailigen vollekomen in
grosser arbait und in not.
Du ander tugend daz ist gehorsami wider den willen, wer sol mir des
danken daz ich gehorsam bin der dinge der ich gerne titi, der mich es joch nit
35 hiessi? daz ist aber vil grössers lones wert daz ich gütlich gehorsam bin der
dinge die wider minen willen sint. da von spricht sant Gregorius: 'ir sont ge-
horsam sin des ewigen vatters sun von hymelriche'. da sprichet sant Paulus
2. Der tat Text fehlt 17. ist am Rande nachgetragen. 26. nach crutze ein rotes f,
2. II, Cor, 12t ^' 25. aus dem Brevier, dem Responsorium der 3, Lesung: 'Salve cnii,
Buscipe discipulum eius, qui pependit in te magister meus Christus', und dem Responsorium der
5. Lesung: 'Salva me, bona crux, ut per te me recipiat, qui per te me redemit*. 37. PhÜ. 2, 8.
17. Von simlichen aller hAhsten tagODden. 51
daz unser herre Jhesas Christus sinem vatter gehorsam waz untz an den tot.
nu sprechent ir vil lihte: *er waz Got, und all sin tugent waren t volkomen.' daz
sont ir wissen daz er sinre beschaidenhait und sinen tugenden nie we getet, aber
dem willen den er hatte [39^] von mentschlicher nature, und sinre mentschait
tet der tot und du marter also we so ie kaim mentschen. won daz sprichet 5
sant Johans daz er von rehter angest switzte blutigen swais, und bat er sinen
vatter: 'si es din wille, so erla mich dirr marter, also daz din wille an mir
werde erfüllet*, alsus sont wir lernen gehorsam sin untz an den tot, als an der
regel geschriben stat. so man gehorsami lobet, so sprichet man: *ich t&n anthais
und gelob gehorsami untz an minen tot\ disen anthaisse sont wir ünserm herren lo
stit lan untz an unser ende, und sont unser maisterschaft gehorsam sin an ünsers
herren stette. doch sont wir uns selben nit töten in gehorsami; wir mugent aber
ünsem lip wol wagen, doch also daz wir uns bas versehent ze genesenn denn
ze sterbenne.
Du drit tugend daz ist demütkait in eren. demütkait ist ain grössü tugent 15
an allen lüten , doch ist [39^] es vil loblicher an edlen lüten und an den lüten
die wol ere möhtint han und daz länt durch Got, denn an den lüten die nit so
gross warent an der weit, swie nieman reht edel ist vor Gotte won der tugent
hat, so ist es eht also her komen von der weite daz ain mentsche edler ist von
geschlähte denn daz ander; und daz sich der demütiget, daz ist vil loblicher 20
denne von aim andern daz nit als edel ist. won aim ieglichen mentschen ge-
zimet nit so wol so daz er tügi dar nach als es denne sol. aim gaischlichen
mentschen gezimet wol ain böser rok und bösü klaider, und ist vil erlicher daz
er sich demütege in allen sinen sitten denn daz er hohfertig wäre; won des hat
er gröser laster denn daz er sich selber verwurfi. doch geschiht es dike an 25
den tugenden daz ainü fürbas ist denn du ander, und an kunst und an andren
dingen: daz sich der mentsch demütget, daz ist fiber denn grösser denn [39^]
von aim andern.
Du vierde tugent ist gebrest in völli. wer sol aim danken daz er ge-
bresten hat, der nit anders haben mag? aber in trüwen, dem sol man wol 30
danken daz wol haben mag waz es lustet, und daz denne willeklich und güt-
lich durch Got lät
Daz fünfte ist miltekait in armut. und daz daz ain gröz tugent ist, des
hant wir Urkunde in dem ewangelio: do die Juden ainest opher brahtent zu
Jerusalem, do waz unser herre och da mit sinen jungern, und waz daz groz 35
oppher: ainer ophert zehen mark, ainer aht mark, und ieglicher als er denn
wolte. ze jungest kam ain irmü witwe und ophert zwen helbling. do sprach
unser herre: 'sehent, du frowe hat me geophret denn alle die hüt her kament*.
4. den. 22. ee am Rande nachgetragen. 25. seber.
7. Die Stelle entstammt nicht dem Evangelisten Johannes^ sondern Luc. 22, 44.
38. Luc 21, 3; Marc 12, 41.
4*
fiS
IT. VoD eiinlichen aller hAhsten tiigendeii.
do sprach önser herre: 'ir ieklicher gab des er ze vil Latte, aber disü rrowe gab
alles daz si hatte', und da von ist ßO"] es grösser von ir denn von inen, dis
höret weltlich lüt an, doch so ist es ainer bände gaischlich arm&t. und die
sont öch niilt siu, won da stät gescliriben daz die hailig sint die armes gaistes
6 sint, wan daz bymelricli ist ir. daz sint die an in selben erkennent grossen ge-
bresten an lügenden, und doch des si bant, daz si daz enander taillent und für
sü bittent und sprechent: 'herre Got, swie arm ich nn bin an sälden und an
tagenden, und swie wol ich bedirfli daz ich für mich seflaen bäti, herre, so wil
ich dich doch bitten dnz du im die gnäd gebest', und sol also sin gebet mit im
ID taillen: daz ist milti in gaischlicher armSt
Du sehste tugent ist künschi in jugent weiter kaibe solte aim alten man
und ainer alten baben geben dank daz sü künsch sint? sü enmugent doch nit
mere. doh ist es gut an allen den lüteu. doch ist es vil loblicher an .jungen
Inten denn an den alten [40"] lüten, dis lobet öch unser herre und sprichet:
15 'min tohter ist als der lyii under den dornen', es ist vil loblicher swa ain
schAune lylie stat unversert under den dornen: ze glicher wis ist es umb die
tugent waz sint die dorne? daz ist nit wan der strit den ain junger mentsch
hau muss in dirr weite, daz es sinen üb und sin hertze rainneklich behüte; won
von nature so ist naiswas in dem mentschen, so joch daz hertze vil rain ist und
so nit der mit liAt ze tünne, daz doch alleweg raitzet den mentschen zft den
Sünden, swie vil aber des der mentsch hat an übe und an hertzen, daz kan im
alles nit geschaden alle die wile untz daz sin wille dar zil nit kumet, won so
wirt sin lön und sin kröne da von alle weg gemeret.
[18.] Ton des lebens ordenuDg. ^1
i [Dominus dives in omnes, qui invocant eum.} ^B
In dem ewangelio stat geschriben daz unser herre rieh ist an ende, im ge-
bristet endes an zwain dingen, an gäti und an lengi. im gebristet endes an güti,
won er ist gut äne [dO"] ende und an masse, und hat nit endes an ewekait. des
mag der s&lig mentsch sich wol vröwen, der tugentlich nff ertrich lebet, daz sin
30 vröde iemer sol ewig sin. wan üser herre git dem sAligen mentschen zwo gna-
den: tugentlich leben und dar nach daz ewig rieh; won daz niäss iemer vor gan;
gdt leben und reht leben, und dar nach die ewige vröde. nu taillent dis leben
nff ertrich in drü! sant Bernhart hat uns dis leben uff ertri«h wol geordnet, er
spricht: 'ich wAne des wol, swer alsus lebet, daz der rehte lebet: ordenlich an
S5 einem lebenn und gaischlich mit den lüten und demütklich vor Got'.
1. Das ztfeite do sprach vnaer herr« wi VKÜeicht zu streichen, entsprediaid der Tul/i<; doch
ließe sich die Wialerholwig auch dadurch erklären, daß nach kament eine Frage der Verviundernng
von gäten der Jünger folgte, auf die der Btrr iciedervm antwortete. 8. sebcn. 11. welter.
25. Der lat. Text fehlt. 211. sich fehlt. 3i. einem lebenn] im selben f vgl. 8. 53 Z. l vnd
8. SB Z. 34.
4. MaU.S,3. IG. Cant.3,i
25. Rom. 10, IS.
J
i. Von des lebous ordenung.
53
Ordenlich an im selben; de« orden rihtet der mentsch swa der kmnber ist.
dn solt ordeiilich sin an dinen gedenken, daz du an Got und an tiigentlichä
ding gedenkest und mit ordeulichen und guten gedilnken urab gangest. die lüt
sint unordenlich an iren gedenken [40''] die üppig: gedänke hant und ir hertze
f'ärent mit üppigen gedAnken; die waident ir lierze an ainer bösen waide. die s
iüt die sich aber waident au Got und an tagenden und au nützen gedenken, die
farent ir hertze an ainer guten waide. der mentschen hertzen sint unordenlich
die vigentsfhaft tragent wider ieman. etUch mentschen sint als übel und als
Übels willen, und bUgent sich unib ain klain ding, swie vil ain mentsch dem
auderu Übels tut, so sot es im doch holt ain und sol im wo] tun. es ist aber 10 ]
ain stirkü regel daz du dem solt holt sin der dir übel tut. mag 6c.h du minne
nit so süsse sin als engegen dem der dir wol tttt, so müz si doch also sin
daz du im nit ubels gunnest. dar nach solt du ordenlich sin an dinen worten.
der ist ordenlich an sinen worten der alweg gutes redet, da von man ge-
beasret wirt und nit gebösret, und der da redet da er i-ef41'Jien sol und u \
da sin rede nütze ist, und an der statt swiget da er swigen sol. aber
btlich lüte kerent daz hiuder her für und redent da si swigen soltent, und
swigent da si reden soltent und da es nütz wäre; daz ist nit ordeulicli. man sol
da reden da man reden sol und da es gut ist, und sol da swigen da man swigen
sol und da din red unnütz si. die lüt sint ech unordenlich an irn worten die 30 |
ains redent mit den Worten und ain anders hant in dem hertzen. unser herre
sprichet in dem ewangelio; 'ällü üwi-ü wort sont sin ja ja, nüt nüf. daz ist als
vil gesprochen: so du ja spricbest mit dem munde, daz dir öch daz in dem her-
zen ja si; und so du nit gehest mit den worten, daz dir öch denn nüt si in dem
hertzen. daz ist wider den lüten gesprochen die anders redent denn inen in dem 3S 1
hertzen si. etlich lüte gent die schönsten rede f41'J und die besten rede von
der weite, und ist in aber gar enanders in dem hertzen, und gent den lüten
mit bedahten worten ze erkennenn daz es doch nit also ist, und went dar an nit
anreht han geseit. die lüte hant ain böse kündkait, es ist aber den lüten sünde.
si gelichent sich den luchsen, die hant öch vil kündekait. die lüt sint Öch un- 3
ordenlich an iren worten die übelÜchü wort sprechen!, da von man betrübet wirt.
hetti ain man aim andern manne ain phunt oder fünf Schilling genomen oder als
es denn wire, und kirne der ze bihte, so sprichet der bihter: 'du solt es wider
gen oder din wirt niemer rät '. sit denne enwenig phenning und zerganklich gfit
I
1. den orden ... ist scheint verderbt; ßoethe mutmaßt, daß etwa dageglanden hat: dri oidea-
licheit hat der mentsch swa der himelber ist, oder etwas Mnliches. 2. Nach gedenken hat die
Bg.: dv Bolt ordelicb leben an dinen werchon, was erst unten S. 54 Z. 7 ausgeführt wird.
Die Worte Hellen aicli hier höchstene ao erklären , daß in der Vorlage zunädist die kurte Aufzählung
der drei Punkte folgte: ordentlich an Gedanken, Worten, Werken, und dann der ernte Punkt aufge-
nommen uvrde: dann wäre aber ein den Worten gewidmetes Batzrhen ausgefallen, und hinter werchen
der Übergang tu den gedenken. S. vigeutbaFt. 14. Vor der ist durdi Homöoteleuton a-u»-
gefallen: der ist ordenlich an sinen worten. 20, din] diu ¥ !3. ja fehlt.
22. Matt. 5,37.
5^ 18. Von des lebens ordennng.
der mentsch sol wider gen, so ist es vil billicber, der dem andern ünsem herren
asser sim hertzen nimet mit üblen und mit übellichen Worten, daz in der wider
gebe, won es kämet dik also, so ain mentsche ünsern herren hat in sim herzen,
daz in im ain andei*s nsser sifdl'^Jnem hertzen nimet mit üblen ^Worten, nn
5 mngent wir ünsem herren nit wider geben won mit zwain dingen : daz wir och
6ot bittent daz er im sin gnad wider geb, ob es si von ünsren schulden yer-
lom habe, dar nach sont wir ordenlich leben an ünsren werchen, daz wir uns
also haltent in allen ünsren werchen daz nieman von uns gebösret werde und
allweg gebessert.
lu Da nach sont wir gaischlichen leben mit den lüten. daz ist als vil : swaz du
wissest daz dim ebencristen lait si, daz du daz nit tügist Thob;]^as git uns ain
regel und sprichet: 'swaz dir lait wäre daz man dir täti, daz ensolt du nieman
tfin\ so sprichet unser herre ain anders da wider in dem ewangelio: 'swaz du
wellist daz man dir tüge, daz tfi och dim eben mentschen'.
15 Dar nach sont wir demütklich leben vor Gotte; won es enhulfe anders nüt
allessament, wir enlebetint denne demütklich vor Gotte. won als daz flir wirt
behalten in der äschen, also werdent [41'^J alle tugent behalten in der demütkait;
und als daz für gerne erlöschet an die äschen, also verlüret der mentsche sin
tugend äne demfit. sant Bernhart sprichet: 'ich bin des wol gewar worden daz
20 nit so gut ist ze gewinnenn die gnade der ir niht hat, so zegehaltenn der si
hat, und ze vindenn der si verlorn hat, so daz der mentsch allweg in vohrte si
und in demütkait vor Got wandle, won nach disem lebenn gat daz ewig leben*.
6i der ewekait merket man daz der mentsch nit me Sünden mag so er ze
hymelriche kumet won wäre daz der mentsche da sünde täte, daz vertrüge
25 unser herre niemer, er stiessi den mentschen usser dem hymelriche. und daz ist
ain vrage under den maistern wa von daz si daz der mentsche hie uflF ertriche
sich von Gotte mag geschaiden mit ainer höbt sünde, und so aber der mentsch
erstirbet und ze hymelriche kumet, daz er denn enhain sünde mag getün du es
von [42^J Got mug geschaiden. es ist von drin Sachen daz du sei niemer von
30 Got geschaiden mag: es ist öch von nature und von gnaden und von fröden.
Du erst ist von nature; won swa sich daz gaischlich dinge zfi ainem male
hin keret, da ist es iemer hin keret. daz mag man wol merken an den engein.
die da nit vielent, die kertent sich als gäntzlich zu Gotte daz nit an in was
won daz sich an in kerte; und kertent sich als gar von allen dingen daz si mit
35 enkaim ding enkain geschäft hant won mit Gotte. und also si Got kerte do
er si geschüf, also sint si iemer me gekeret. und aber die engel die da vielent,
die kertent sich als gäntzlich von Gotte das nit an inen waz won das sich von
im kerte; und kertent sich als gäntzlich von im daz si ankain geschäfte mit im
hant. gaischlichü nature ist also: swa si bi dem [42^J ersten hin wirt bekeret,
40 da ist sie iemer hin bekeret. won si keret sich als gäntzlich swa si sich
5. In der Ausführung der zwei dinge fehlt die Behandlung eines Punktes. 35. enkaim.
11. Toh.4,16. 13. MaU, 7,12.
18. Von des lebens ordenong. 55
hin kert, daz nit an ir belibet wan daz sich denne keret. und da von won uns
Grot von zwain naturen hat ze samen gefüget, von gaischlicher nature und von
flaischlicher nature — won der lib ist von flaischlicher nature — und da von sint
wir unstäte. so wir hüt gut sint, so sint wir mom böse; und so wir hüt bös sint,
so sint wir mom gut. hüt minnent wir Got vil, morn minnent wir in klein. 5
und so du sele und daz hertze sich kert zu Got, so ist noch me an uns daz sich
von im keret, daz ist der lib; won du sele wil all weg zfi Got, so zühet aber der
lib allweg her wider, und da von mugent wir nit stite sin. und so aber du sele
zu Gotte kumet in h^elriche, wan si denn gar gaischlich ist, so kert si sich zu
Got als gantzlich daz si sich niemer von im geschaiden mag. [42^J io
Daz ander ist von gnaden, wie ain phal w&r ewig, und der denn ain kettenn
dar an bunde du och ewig wäre, und denne ain ding an die kettennen bunde
daz och ewig wäre: daz geschiede sich niemer von enander. ze glicher wis ist
es umb Got und umb die sele. Got der ist ewig, und sin minne du ist och ewig,
und du sei ist och ewig, so wirt Got und du sele ze samen gebunden mit dem 15
ewigen bände der minne, won sant Paulus sprichet: 'du minne zergat niemer'.
so wirt du sei von gnaden zfi Got gebunden, won sin minne ist nit anders won
sin gnade, und da von won Got ewig ist und och du sei ewig ist und och daz
band ewig ist — sin gnade und sin minne da mit Got und du sele zesamen
werdent gebunden — , da werdent si niemer geschaiden ; won du sei ist von ünsers 20
herren gnaden zä Got gebunden, daz si niemer von Gotte mag geschaiden.
Daz dritte ist von vröden. daz [42^^] sich du sei nit geschaiden mag von
Grotte, daz mugent ir wol merken da bi: gat der mentsche abe ainer statt an die
andren, daz tfit es dar umbe daz es da wannet me rfiwen vnd vröde vinden dar
es wil, denne dannen es gangen ist. sint die lüte in aim bongarten der schön 25
ist, so sprechent si: 'wir sont aber fürbas gan in ain der noch schöner ist', gat
ain knehte von sim herren zu aim andern^ daz tut er dar umbe daz er im baz
kämet; kürtzlich die lüte verwandlent niemer ir statt won daz si da me vröden
und rflwe wänent vinden dar sü kerent, denne dannen sü sint körnen, und so
aber du sele ze hymelriche kumet und Got under sin antlütz sihet, so waiss si 30
wol daz si niena so vil ganzer vröde und ganzer rfiwe vindet so an Got, und
waiss wol, swa si hin kerte, daz si da nit so vil vröden funde so an Gotte. und da
von verwandelt si ünsern herren niemer und geschaidet sich niemer von im. [43""]
Nu helf uns Got daz wir uf ertrich als ordenlich gelebent an uns selben und
als gaischlich mit den lüten und als demütklich vor Go*ttes antlüt daz wir en- 85
phahent daz ewig riche ünsers herren.
[19J Yon ralnkait ond von glrde.
Ain gfit mentsch bedarf wol zwaiger ding, daz erst ist rainkait des hertzen,
daz ander girde gfiter ding.
7. im] uns.
16. 1. Cor. 13, 8,
56 19. Von rainkait und von girde.
In zwo wise sol man daz hertze rain machen, ob es nnrain ist worden: mit
ünsers herren helfe und mit des mentschen arbaite. mit ünsers herren helfe: mit
dem applas in der bihte. daz ist dem mentschen ain klainü wisse nnd hat die
kraft doch daz es dem mentschen sin sünde ab nimet mit sin selbes arbait, won
5 ain wisse vertribet die ander, aber daz hertze daz rain ist, daz daz in siner
latri belibe und lutrer werde, daz beschit mit zwain dingen: mit vermiden und
mit tünne. wan untugent sol man rügen mit vermidenn /^5*7 in zwo wis: bi dem
ersten du ding da der mentsch Got enthaissen hat; dar nach du ding die dem
mentschen Got gebotten hat. mit tünne och in zwo wise: von des mentschen
10 flisse und von guter bischaft. von sim flisse und von siner beschaidenhait : swaz
er gutes mag getün, daz er daz tügi; von guter bischaft also: swaz es an aim
andern sehe gutes, daz es sich dar nach bilde und sich ordne, nach den säligen
die ietzont lebent, und öch nach den haiigen die hinnan sint geschaiden.
Daz ander des ain gut mentsch wol bedarf, daz ist girde. vier begerung
15 sint in der sele, daz ist: girde, vohrt, liep und lait. die sont allüsament be-
wegenlich sin gegen Got. unser herre gelobet und tröwet und git und tfit. er
gelobet uns die ewigen vröde; er tröwet uns zfi der ewigen wisse; er git
uns täglich mit siner güti; er tut uns täglich mit den üblen ziten die wir müs-
sent liden [43''] in dirre weite, unser girde sol geraitze^ sin von den dingen
20 die er uns gelobet hat; wir sont forhte hau zfi den dingen zfi den er uns ge-
ordnet hat; liebi gegen den dingen die er us geben hat; lait engegen den
dingen die er uns tfit. hie von sprichet sant Bemhart: *daz herze ist ze herte
daz nit gelindret wirt von ünsers herren güti noch nit erklupphet von der ewigen
wisse noch nit berihtet wirt von den üblen ziten noch nit gelihtret wirt von den
26 künftigen dingen oder fröden\
Lob und ere und dank si dem an dirre coUacione der vol ist güti und wiss-
hait und aller süssekait; der helfi uns daz wir unser hertze also rain machent
und also luter behütent daz wir in werdent sehend in siner überflüssiger süsse-
kait. amen.
so
[20 J Von Unser vrowen.
Qui creavit me, requievit in tabernaculo meo et dixit mihi: in Jacob in-
habita.
Du höh küngin von hy/^57melriche , Gottes mfiter, du sprichet disü wort
und lobet sich da mit und sprichet: 'der mich geschfif, der rflwet in mim gezelt
35 und leret mich daz ich woneti in Jacobes gezelt, und min erb sol sin in Israhel
und min würze sol ich zerlan uuder min erweiten'.
Nu sont ir merken an dem ersten wort daz si sprach: 'der mich geschfif*,
da mit rümet si sich daz er si so reht wol geschaffen hatte und als wirdeklich,
und rümet sich ir schöni und ir minneklichi.
1. zwo] vier, was ein Versehen sein muß. 19. geraitzen. 28. sehend am Bande.
81. Ecdi. 24, 12.
2U. Von üae
67
I Worte daz si sprichet: 'er ruwet in mim gezelte", dar an
ruroet si sich daz si daz gezelt waz. nu sont ir merken daz di'ier hand liite
röwent in gezelten. daz erste sint zart lüte und vehtend liit und hirten. in die
selben dri wis ruwet unser hene hi siner lieben mtiter. daz mugent ir wol
merken an andren bailgen selan, bi den {44"] unser hene als reht gütlichen s
rüwet und mit den als lieplich wonte: 'daz ist mir ain rehtü wunne und ain
TÖUü rüwe da ich und du sAlig sei riiwe und vrude bi enauder habent'. dar an
mugent ir merken daz unser herr zärtlich und gütlich wonet bi siner rainnen
müter sant Marien, er ruwet bi ir öcb als ain striter; won er wo!t an ainen
starken strit da wolt er als tegenlich striten daz er sere äne masse wuut wart lO
dirr stark strit waz der bitterlich tot. mit sira tot gewan er wider an dem
cr6tze alles mentschliches künne, daz waz im benomen vil bi sehs tusent jar;
daz gewan er wider an dem strit«. es waz ain herter, grosser stHt, da Jhesua
Christus verlor siuen künklichen lip. er tote an uns den ewigen tode mit sim
tode. do Gottes SUD an disen strit wolt gan, do rüwet er in dem edlen gezelt, 15
in siner rainnen muter [44"] lip, und wifFent sich in dem gezelt mit der rainnen
mentscbait, die er an sich nam von ir. er rüwet 6ch in disem gezelt als ain
Uyrte. daz unser herre Got si ain hyrte, daz sprichet er selber iu dem ewan-
gelio: 'ich bin ain hyrte gät und h&te miaer schäfe und han min sele gesetzet
für minü schäf. 20
Nu sont ir merken daz dritte wort daz si sprichet: 'er lei-te mich daz ich
wonte in Jacobes gezelt'. dar an sont ir merken daz er hiess und lerte daz si
wäre ain ringerin uff ertriche. Jacob daz sprichet 'ain ringer'. und daz er
si hiess daz si wonte in Jacobes gezelt, da mit ist es gemainnet daz er si hiess
daz si ain ringerin wire, und daz si ringen solti mit der weite und daz hymel- 25
rieh mit arbaiten gewinnen.
Nu sont ir merken daz si sprach: 'min erbe sol sin in Israhel', daz sprichet
'die Got sehent'. daz sol ir erbe sin daz si Got ewklich sol an sehen; won
unser herre Got der wil selber ir Iöq sin und 144"] ir reht«s erbe in hy-
melriche. s»)
Dar nach merkent daz fünfte wort daz si sprichet: 'min wurtze sol sich
zerlassen under min erweiten', an dem worte sont wir merken: ir miltkait und
ir gnade du sol sich zerlassen under die die ir dienent. ir miltekait und ii'
gnade ist also gross daz si &ch erhärmed hat über die lüte die si nit gnaden
and erbärmd bittent ; won also liset man von ir daz si ist mllt und ain 95
mftter der erb&rmd. si hat nit allaine erhürnide über die die ir dienent, si
erbarmet sich öcb über die die an gnade sint, und bittet für sü iren lieben
bOS, änsern lieben herren Jhesum Christum.
iXO. »:
Qod rwtimal.
8, Vor daa »eheint der Text ettuas (tnsgetaa»cn .
prichet. 19. Joan. 10, IL
I eiyämen ist etwa: daz i
58 21. Von dem haiigen gabt.
[21.] Ton dem haiigen galst
Der hailig gaist ist in der sele in dri wis. er kumt als ain für. reht ze
glicher wis als daz für lind ding heviic machet und ]iei*tä ding linde, also tut
da gnade des hailigen gaistes. si machet daz hertze herte daz g linde waz zfi
5 bewe/44*7genne und zu hohfart und daz lihte möht beweget werden von des
libes wolnust. daz herze daz da linde waz, daz wirt denn herte von der
gnade des haiigen gaistes under allem dem götlichen geschäfte und den dingen
da daz mentsch mugent bewegen, daz wirt denn herte. daz hertze daz e herte
waz z& Gottes dienste und z& allen guten dingen, daz wirt och linde von dem
10 fAre des haiigen gaistes, daz es gern Gotte dienet mit guten werchen und mit
allen tugenden. daz für hat die tugend das es nieman beschliessen mag; won
swa für ist, da ist es un verborgen, also ist öch du gnade des haiigen gaistes;
swa du ist, da enmag man si nit verbergen, in swelem hertzen daz für des
haiigen gaistes ist enbrunnen, da enmag man daz för nit beschliessen. man mag
15 es wol merken an des mentschen werchen uswendig daz daz für [48*] der
gnaden ist enbrunnen in dem hertzen.
Der hailig gaiste ist öch in der sele als ain schönes lieht, daz lieht ent-
lühtet die vinstri und zaiget den weg, daz sich der mentsche erkennet, und
erfröwet öch den mentschen. ze glicher wis tut öch der hailig gaist in der
20 sele. er entlühtet daz hertze und die sele. du vinstri der Sünden du wirt ent-
lühtet von dem lieht des haiigen gaistes, und wirt du sünde Verstössen, und du
sele entlühtet daz lieht des haiigen gaistes, und zaiget öch der sei den rehten
weg zu der hymelschen Jerusalem und wiset si illü gütü ding, und git ir daz
lieht ze erkennen, wie si wider ir schepher gelept het und wie si daz nu wider
25 leben sol mit tugentlichem lebenne. daz lieht des haiigen gaistes fröwet och die
sele. reht ze glicher wis als daz vögelli von dem morgen, so der tag uf g&t,
also wirt du sele erfröwet von dem tage des haiigen gai/^57stes. so der tag
uf brichet in der sele, so wirt si entlühtet und gewinnet ain minneklich fröde
mit dem haiigen gaist.
30 Der hailig gaist ist öch in der sele als ain brunne. der küle brunne der
löschet den durstigen; der mentsch besiht sich och in dem brunnen; der mentsch
waschet sich in dem brunnen. ze glicher wis tut öch du sele, so der edel gaist
in si geflüsset. der hailig brunne, der süsse brunne der löschet den durst daz
ist also: die hitze und den durst dirr brennenden weit den löschet der hailig
35 gaist an den mentschen. du sele besiht sich öch in dem lutren brunnen des
haiigen gaistes. si ersiht ir antlüt, wie oder wa si daz hat verwiert mit den
Sünden, und erkennet sich des ze rüwe, ze bihte und ze büsse. si sitzet öch
über den brunnen und versiht den schaden der ir geschaden mag von ir vienden,
3. ding hertir] martir. 5. Nach bewegene ist wohl ein anderes Substantiv ausgefallen
und etwa zu ergänzen zA nid oder ähnliches. 1. und] gein.^ (Panzer) oder widert (Roethe).
21. Von dem haiigen gaist 59
daz ist du weit, der tufel und ir selbes lip. dirr drier vigind läge versiht si
und hütet sich da vor. du [45^] sele waschet sich in dem brunnen des haiigen
gaistes. du luter gnade des haiigen gaistes du entlühtet die sele, und wirt sich
du sele erkennend alles des si ie wider Got getet, und waschet sich och
denne du sele mit dem brunnen des haiigen gaistes in der gnade. 5
[22.] Yon des lebens Ordnung.
[Non corruptibilibus auro vel argento redempti estis, sed pretioso sanguinej
Disü wort sprichet sant Paulus: 'o edlü sele und sälgu sei, du bist nit
geköffet mit gold noch mit silber noch mit edelem gestain, du bist geköffet
mit der mentschait ünsers herren Jhesu Christi, der von hymelrich uff ertrich lo
wart gegeben', merke, sälgu tohter, wie tür du bist geköffet mit sim tode
und mit sim rosvarwem blute, daz zu den fünf rosen uf brach! nu sich,
tohter, du bist geköffet, als sant Paulus sprichet: 'edlü sei, du bist geköffet mit
grossem schätze, erent Got und tragent Got!'
Wie sont wir ünsem herren eren? in dri wis sont wir in eren. wir sont 16
in loben mit dem munde und [45^ sont in gern loben, won er ist gar lob-
lich, lobent in mit singenn und mit lesenn! sprich all weg gern sin lob und sin
ere, daz zimet dir wol. rainer munt, rainü wort; süsser munt, süssü wort.
daz ist ain wol hellendes lob. wir sont och Got eren mit dem hertzen, mit
süssen und mit tugentlichen gedänken. rainnen hertzen gezimet wol rain ge- 20
danke, wir sont 6ch Got eren mit guten werchen. also sont wir Got eren mit
rainnen gedenken und süssen werten und werchen.
Wir sont öch ünsem herren tragen als ain bild in unserem hertzen. nu
merk, sälgü sele, disen bilder, ünsern herren Jhesum Christum, daz ist ain
minnekliches bilde, nach dem solt du din leben bilden, du solt lernen bilden 25
an dem edlen bilder, üserm herren Got, an siner rainen mentschait. nu merk,
tohter, drü bilde: armfit, arbait und versmihte. armut der hatte er also vil: von
dem tage daz er ge[46'ß>0Ten wart, untz an die zit daz er von dirre weit
schied, do gebrast im nie armfit. er was arm do er wart geborn von siner
mfiter, daz si nit hatte da si ir raines kind in gewunde, er waz öch als arm 30
do er an dem crüze stfind, daz er nit so vil hatte daz er sin höbet möhte ge-
naigen. also sprichet unser herre: *der vogel hat sin nest, der visch hat sin
gennht in dem wage, daz tier in dem walde hat sin hol, aber des mentschen
kint hat nit so vil daz es sin höbet genaigen möhte'. nu merk öch grosse
arbait do er sibentägig waz, do wart er besnitten nach der alten e. nu sich 85
wie zitlich er ane vieng arbaiten in ünserm dienst, und la dir dester lihter sin
enklain arbait in sinem dienste. nu sich an daz dritte bilde, an sin versmähte.
7. Der lat Text fehlt 15. eren ... in fehlt 29. er vor wart später eingeschoben,
7. J. Fetr. i, 18. 13. L Cor. 6, 20. 15. vgl. S. 53 Z. 1 ff, 17. Anklänge an Fs, 150.
32. Matt. 8, 20; vgl. 8. 35 Z. 17.
60
22. Von dt* lobens Ordnung.
des Uöhsten Gottes suii von liymelriche der waz als versmälit daz man in scMftg'
an erbArmede, und spottetent sin und schultent in und spuwtent im [40^J under
sinö ogen und under sin küngkliclis antlüt. nu sicli wie eich der höh Got und
mentsch gab ze versmAbende and ze spotte einen viendeu! sÄliger ment«che,
B trag diaen bilder in dim hertzen und bilde dich nach sinem minneklichen bilde,
so du maist mitgest. sich an daz meutschlich leben daz Jhesus Christus uff
ertrich hatt, und bilde din leben nach situ tugentlichen lebeun: daz soi dir ain
bilder und ain Spiegel sin. nim ab im demötkait, armüt, arbait. din tugend solt
du erkennen in siner tugend, und alles din leben solt du tempern mit sim min-
I 10 neklichen lebenne.
Nu merke: du bist geköffet mit grossem schätze, dar umb solt du Got
eren und tragen in dim hertzen als ainen bilder.
[23.] Von der frnntscliaft zu Got. H
[Vulnerasti cor meum in uno oculorum tuorum.}
ifi Disü wort sprichet unser lierre zu der sele: 'du hast min hertze verwundet,
fründiu minu, mit den ogen din'. min swöster, liebü gemahel min, tub minü, du
da ist [4G'] ane fleken, du hast min hertz verwundet, din antlüt sol zu mir sin
bekeret. sich, liebü fründin min, hie mit hast du mir min hertze verwundet, nu
merke, liebii gemahel, wie dih üot genemet hat sin liebü swiister. du solt im
30 glich sin an drin dingen, so bist du sin swöster. bist du im glich an reliter
künschkait, so bis künsch in dim hertzen mit künschen und mit rainnen ge-
denken und mit süssen, alle die süntliche gedänke die du ie gehattest, die solt
du wider gelten mit rainnen gedAnken und mit süssen, swaz du ie gedahtest
nach der weite boshait, daz solt du alles bessren. und solt künsch sin an dinen
2S Worten, swaz du böser und unkünscher worte ie gespräch, du solt du önsrem
hen-en gelten und solt von gtküchen tugenden reden, du solt öch ünsrem herren
glich sin an starken werchen. swaz du böser und süntlicher werch ie getät wi-
der Gotte, du [46'] solt du im nu gelten mit raineu und mit künschen werchen,
und solt dich alles an tugenden flissen und guter werche. hast diso drü ding an
8ü dir, so bist du ünsers herren fründin mit rehter minne. und merk waz daz
ewangelium sprichet: 'du solt minnen dinen herren und din Got von allem dim
hertzen'. du solt öch ünseru herren loben mit dim munde und solt gerne singen
und lesen Got ze lobe und ze dienste. und swenn du daz last, so du es getiln
mäht, daz vordret dir Got zu. du solt och han gütü zaichen an dinen werchen,
SS daz du andren lüten gut bild gebest und daz sü sich an dir müssint besseren,
als tugentlich solt du sin an dim lebenu. hast du disü drü ding an dir, so bist
ünsers herren ti'ündin.
3. kÜDg/klicka am Ende nnd Anfang der Zeile;
mal. 9 mit tweimal, eintnal rot durchatricken.
ttfieimal, 28. dv iweimal.
U. Cant. 4. 9. 51. Matt. 22, 37.
rgl. auch 8. 62 Z. 17.
14. Der laL Text fehlt.
'ie sich z
1
. Von der fröntschatt lii Got.
61
Du Bolt öch der taben glich sin an drin dingen, du turteltube ist ane
gailen; si hat öch nit won ainen gesellen; wenn si den verliiret, so ist si dar
nach gern 147"] allaine. dar an solt da gerne der turteltuben glich sin. du solt
sin ane gallun alles Übels und solt doch zürnen wider den sünden. du solt öch
nit han won ain gesellen, daz ist unser lierre Jhesas Christus; der sol allaine 5
diD höhestes sin und din liebstes lob sin. du solt öch gerne an der aine sin.
daz solt du also merken daz du gern solt bi dir selben in dini hertzen sin und
din sinne und din gedänke bi dir han, and solt diu selbes tngentlicb und ilissek-
lich pblegen, und solt in dim hertzen sehen an dinü werch und an dinu wort,
und solt an sehen dinü Übeln werch und din krankait, und dinen gebresten diner to
lügend und diner sele dem erbarmhertzigen Gotte klagen an sin götlich er-
bflirmde, und solt im din sele und dinen gebresten ergeben an sin vätterlieh
triiwe in der aini dins hertzen t'rides und diner sele ruwe mit dem süssen Gotte.
da solt du gerne sin und solt getröstet werden in der aini mit Got, dinem
ftinem [47*] Übe und diuer sele höhstü fröde. 16
^H [24.] Ton den hy melsohen froden.
^^H [Esto fidelis usque ad mortem et dabo tibi coronam vifaej
^^B Disü wort Bprichet unser herre in Apocalypsi und sprichet also: 'esto fldelis
' Tl^ne ad mortem', 'bist du mir getrüwe seliger mentsch untz an den tod, so
wil ich dir geben ain kröne des ewigen lebens'. m
Nu sont ir merken wie wir unserem herren getrüw sont sin. wir sont im
getrüw sin an vier dingen, wir sont getrülich behalten unser sele und unser
fünf sinne und sont unser leben tugentlich verzerren und sont öch dar an stfit
bliben antz an daz ende ünsers lebens. wir sont öch unser sele behalten raink-
lich und künschklich, daz wir si ünserm herren wider antwürtent als schön und is
als anverwiert als öch er üs si gab. wir sont öch unser fünf sinne getrülich
behüten als raineklich daz ze disen fünf venstern nieman in sehe, des sich du
sele schäme nnd da von si werde entrainet an ir edelkait wir sont öch unser
leben verzerren tngent^-fT'yiich in Gottes dienst mit tngentlichen werchen und
mit hohem dumiVhtigem lebenn. also sont wir unser zit vertriben. wir sülent M
öch dar an stit beliben untz an unser ende, es ensol nit weren zehen jar
noch zwainzig jar, es sol sin untz an den tot.
S/l der bis lob sin] der sol allaine din höbestcH und din liebstes lieb ain.' 14. dine.
15. libe ^ liebe. 11 f. In Äpocaüpsi (rnt); Esto Tidelis usque ad mortem el d. t. c. v.
TUsv von eprichit in Apocallpsi. vJi eprichit also, biatu mir getrflwe seliger mensche vnz an den
tot BO wil ich dir geben eine crone des ewig'en lebcnnia Z. 22. wir svn ime Z. 24, Och
fehlt Z. kÜBcbecliche vD leinecUche Z. 27. behSten] behalten Z. sehe] lese Z.
W. entrainet] enteret Z. 30. zit tugentliche vertriben Z.
1. vgl S.38 Z.28tf. 16. Das Stück findet eich auch i
gleithlavtend ; besondere Lesarten gind im Apparat angegeben.
. Z. BI 139^ im
17. Apoc. S, 10.
tvesmtlichen
62 24. Von deo hfmelschen Mden.
Behaltent wir dis trüwe an ünsrem herren, so git er uns ain kröne, da
llgent fdnf edelstaine inne. der erst stain der in der kröne lit, daz ist iemer
wunneklich leben ane tod. nu merk, sälger mentsch, wie gar frölich daz leben
ist ane tot und ane allerschlahte arbait. o sfisser minneklicher 6ot, wenn sont
5 wir komen zu der vröde da iemer wunnekliches leben ist ane betrübde?
Der ander stain ist daz uns iemer mere alle die fröde z& flüsset der wir
gereut, und me frölicher vröde denn ällü hertzen kunnent erdenken und alle
Zungen mugent vol reden, o hoher werder richer Got, bis iemer ewklich gelobt,
daz wir mit kurtzem lebenn mugent verdienen so unmäs/^7*7sig fröde die illü
10 hertzen nit kunnent erdenken!
Der drit stain daz ist daz wir enkain ding da haut daz wir ungern habent.
da enbristet uns och enkains dinges daz man gern da hat. alles daz wir gern
habent, daz habent wir mit ganzen fröden allesament ane gebresten.
Der vierd stain ist minneklich lachen des minneklichen Gottes und du un-
15 betrübde lutri der ganzen gothait owe, nu gedenk, sälger mentsch, wie gar
wunneklich daz ist diner sele so dich der minneklich Got an siht mit sinen
minneklichen götlichen ogen und er dich an lachet mit sim küngklichem
munde! owe, waz süsser fröde in die edlen sei flüsset von dem minneklichen
an lachen !
20 Der fünft stain ist gewisshait und sicherhait daz du von dem minneklichen
Got und von dem himelschen gesinde niemer solt geschaiden werden.
Nu merk ain ieglich mentsch wie gar vnaji[48''Jiieklich daz ist bi dem vrö-
lichen Qot sin und bi der hohen küniginne, siner werden mfiter, und bi den
schönnen engein und bi den loblichen haiigen, und mit den wunnenklichen
25 mägden und mit allem hymelschlichem her, und ist sich ze vröwenn ewklich
in götlicher minne, da du sicherhait mit ist daz kain ende sü niemer me ge-
schaidet und kain betrübde. ir vröde meret sich ällü zit, und ist du vröde
iemer sicher an end.
[25J Von vier bände geburt
30 [Amen, amen dico tibi, nisi qtm renatics fuerit denuo, non potest videre reg-
num deij
Disü wort sprichet unser herre in dem ewangelio: 'ich sage dir gewirlich
daz du niemer behalten mäht werden, du werdest denn andrest geborn*.
1 /'. kröne dos ewigen lebennis vü in der kröne ligent Z. 2. ist de iemir ist wunnedich Z.
8. vol reden] volle recken Z, bis . . . ewklich] wis iewiger vü ewedichere. 9. so
kvizem Z. 10. kunnent] mvgen Z. 11—13. Der dritte stein, da ist enhain dink an de wir
vngeme han. da bristet o^ch enheinis dingis das man gerne hat. de haben wir mit ganzen
vro^den. ane bresten Z. 14. de minnecliche Z. 21. ingesinde Z, 23. sin fehlt Z,
25. her ist sich Z. und ist zu streichen? (Panzer). 26. minne] wunne Z, mit fehlt Z.
de dv enhein ende Z. 27. betrubede. siv niemir betrvbit Z. ist fehlt vnd ist div
vro^ide iemer me an ende Z. 30. Der lat Text fehlt
2 f vgl S. 16. Predigt Nr. 5. 30. Joan. 3, 5.
25. VoD vier bände geburt 63
Nu merk, von vier band geburt liset man in der schrift.
Du erst geburt ist ain lieplichü geburt, als wir all geboren werden t usser
unser mäter lip; du geburt ist arbaitsam. nu sont ir merken drü ding an der
geburt. daz erst daz ist arbait. wir werdent mit ArfdS^JbBit und mit grosser
not geborn an dis weit, daz ander daz sont ir wissen daz wir mit Sünden 5
enphangen werdent und 6ch geborn. da von spricht der wissag David: 'ich
waiss wol und erkenn es wol daz mich min müter mit Sünden hat enphangen
und daz ich mit Sünden bin geborn*. und müssent och jamerlich von dirre weite
schaiden; wan daz manet man den mentschen, so man im uff daz höbet äschen
git, so sprichet der priester: 'mentsch, gedenke daz du äsche bist und och ze lo
äschen werden müst\ da bi mag ain ieglich mentsch wol merken daz wir
kranker nature geschaffen sint.
Du ander geburt daz ist der töf. der löschet ain wütendes für in des
mentschen nature, daz der getofte mentsch niemer so unrainklich gesundet als
der Jude und der haiden. der mentsch wirt och entlühtet von der kraft 15
des ewigen töfes, und wirt reht du sele und Got zesamen gefüget, also daz
Got in der sele wonet und bi der sele /^87 blibet die wil der mentsche ane
höbet Sünde ist.
Du dritte geburt ist rüwe. so der mentsch nah dem tof in höbet sünde
vallet und da mit Gottes huldi verlüret und die tugend die im Got gab in dem 20
tofe, und die grossen schöni verlüset siner edlen sele mit der höbet sünde, so es
denne wider keret zu Gottes huldi und es rüwet daz es wider Got ie getet
oder Got ie erzürnte, sinen süssen schepher: daz ist dritte geburt. du hat dri ge-
sellen, daz erst ist lutrü biht. won ir sont daz wissen, sol der mentsch nah der
höbet Sünde iemer wider zu Gtot komen, daz müss von rüwe und von biht be- 25
scheben. der ander geselle daz ist schäme, daz der mentsche mit grosser schäme
bihten sol alles daz er ie getet mit kleinen dingen oder mit grossen wider den
minneklichen Got, und sol sich inneklichen schämen daz er Got so schamlich
und so groslich erzürnte, der dritte geselle ist daz der mentsch in stäter bfiss
[48^J Schinnen sol nutz an sin ende, und sol rihten und büssen daz er ie so so
verre übersach ünsers herren Gottes minneklichen güti und siner sei wirdekait,
daz es ie so grosklich gesundet.
^ Du vierde geburt daz ist des säligen mentschen tot. du geburt ist wunnek-
lich und vrölich und gar sicherlich, du geburt hat 6ch dri wunnenklich gesellen,
der erst geselle daz ist schonhait der silgen sele ane unflitikait. owe, wer kündi 35
gesagen von der unmässigen schonhait der sälgen sele! si ist schöner und schöne
und ist schöne &n masse. nieman kau ir schöni volle rechnan, won ain ieglichü
sele wirt denne sehend wie gar schön si ist. der ander geselle ist ewigü rüwe
7. im Pergament 3 Löcher, rot eingefaßt. 23. diu dritte.^ 24. ist am Rande nachge-
tragen, 36. 8ch6ner denn schöne .^ (Roethe).
6. Pa. 50, 7. 10. Am Aschermittwoch spricht der Priester beim Austeilen der Asche: *Me-
mento homo, quin pulvis es et in pulverem reverteris'.
64
, Von vier kande ^bur
an arbait. da soll du ewklich rüweu ane aibait. denne sprichet unser herre:
säligii sele, in solt na ruwen nnd solt niemer kain arbait gewinneD; du solt niemer
me &f gefdß'Jstfiü ze metti; du solt niemer me gevasten noch swigen gehalten,
nud solt niemer me ze capittel komen, und solt iemer me benedicite han ane
t> Torht«, und soit dii' niemer me gefärbten unib kain ding: du solt fvi und sicher
sin und solt gebieten, ällu creature sol dir undertänig sin. nu räwe, säligii sei,
gemahel min, iemer me an endes ziU* der drit geselle daz ist iemer wunneklicbü
vröde an trurkait. nu vröwe dich iemer me ane endes zil! sAlgü sei, dn solt dich
vröwen daz du niemer me gesorgen solt daz dir dinen herren und dinen Got ie-
10 man mug genemen. du bist sicher daz du niemer me von dira schepher, von dim
süssen tröster, von dim aingen libe, von diner sele leben niemer geschaiden solt
werden, nu vröwe dich, edlu sele, daz du wider bist komen zu dem von dem dn
geflossen bist! owe, edlü sele und süssü, du solt dich vrAwen [49'] iemer me,
won dir ist wol ze fröwenn geschehen daz du zu Got dim herren bist gewAget
15 und er in dich, und du vröde die du in Got hast und an dir selben und an
allem hymelschlichera her, die ensol dir niemer me benomen werden.
sössü sei, nu vröwe dich,
du bist sicher eweklich!
[26.J Von zwain hymel riehen.
J
1 (rot unser herre der hat ain statt in hjmelrich da er inne rflwen wil,
der hymelschen statt sint drü hartö gutü ding: daz ist hymelschü zuht ane nn-
zuht und götlicher frid an unfiid: da ist öch gantzü fröde in dem haiigen
gaiste an trurkait. nu sont ir merken zwai hymelriche da unser Got inii rüwen
wil. ain hymelrich ist da er gaiachlich ist in siner haiigen drivaltekait bi siner
25 hohen werden müter und sinen engein und den wissageu und den baiigen botten
und den raartrern und allem hymelschlichem her und allen [49'/ die minnekliches
antlütes wirdig sint. daz ander hymelrich ist ain ieglichen sä-ligen mentscheu
sei daz noch uff ertrich ist und mit hertzen und mit übe illü zit dar nach
stellet und ringet wie es kome zii den andren ze hymelrich, da unser herre daz
so tüch von den ögen nimet und sich die sälgen sela lät sehen als er ist. du sei
ist öch Gottes rüwe und sin hymelrich. swa nu dis s&Iig mentsch ist, daz sol
han ird ding: minneklich zuht an unzuht, gütlichen frid an unfrid, gantz vrbäe.
in dem haiigen gaiste äne trurkait.
Nu wnssent ir wol: da ain hene ain statt hat, der setzet ainen schulthaisen
85 in die statt daz er der statt phlege und da beribte und bessregi swaz unzuht
da geschiht. also ist ains ieglichen sälgen mentschen sei ain statt des hymel-
schen Gottes, in die statt hat unser herre ainen schulthaissen gesetzet, der die
stat beriht. [49"] der schulthaiss ist der sele beschaidenhait : dfi sol die sinne
alle berihten uswendig und inwendig, swaz der mentsch tut daz er nit tön
12. an unfrid felill.
1 Loch im Frrgament, rot eingefaßt.
J
26. Vo)
1 hynielriclien.
äol du beschaidenliait spreclien: 'daz solt du m\ine tun, es stät dir nit
wol, und ist öch unzuhf. und so die ussren sinne den inren sinnen kain ding
bringent daz miswende si, so sol beschaidenhait sprechen: 'es ensol nit sin, daz
wider zdme mineui herren; länt da uss uwrü nüwen märe, biingent ir niit her
in für die hohen küngginne!' und so daz hertze und die ini'en sinne dehains 5
dinges gedenkent daz nit gar luter und rain ist, so sol du beschaidenhait
sprechen; 'wol us balde! so getan ingesinde zimet übel dem geblümten Gotte
vor sinen lutren ugen; ich wil es nit vertragen", und swaz niisswendig uswendig
inwendig ist, daz sol du beschaidenhait alles berihten. [50°)
Disü sÄlgii sei sol och lian trid an unfrid. daz ist also daz du din hertze lo
und diner sei sinne keren solt daz du frid habest mit aim ieglichen meiitschen
und allermaist mit diner maistei"schaft willen, also, swaz si wellent, daz du daz
wellest, und solt din herze dar zu tön daz du gehorsam sigist mit lihteDi and
mit TTölichem hertzen. da von sprichet sant Augustinus: 'der mentsche der sinen
willen git in siner maisterschaft willen und ainvaltklich gehoi'sam ist, der wirt 15
anddhtig gen Got und wirt milte und undertinig sinen maistern und wirt nit
riche gegen der weit, also daz der mentsche von zergaugklichen dingen nit
ßimet won reht nodurft'. und der selb gehorsam raenlsch wirt ain getrnwer
Gottes kneht und wirt ain herre aller creature. der selb gehorsam mentsch
enphahet von sinen tugenden den vatter und den sun und den [50"] haiigen »
gaist in sin sele, und hänt da ain wonung und werdent also ze samen ge-
füget: swaz Got wil, daz wil och der menlsch; und swaz der mentsch wil,
daz wil och Got. von der gehorsami sprichet sant Gregorius, er spnchet:
'den engein ist enkain ding so loblich, unsrem herren mit so enphänklich, dem
mentschen nüt so nutzberlich, so daz der mentsch sinen willen gebe in ains 2&
andren willen und ainvaltekiicb gehorsam si'.
Nu haut ii- zuht und frid gehöret, nu sont ir hören und merken in dem
haiigen gaist vrMe äii trurkait. du vrM ist also: so der mentsch sin hertze
und sin leben und alle sin sinne besiht und an den kain misswenden vindet, und
sinii werch vindet deniüüg und in zuht, und alles sin leben vindet in minnek- so
lichem fride und mit gehorsami, so der mentsch sich also vindet, so gewinnet er
ain wunneklich vr6de in dem haügen gaiste, und wirt der mentsch denn dankend
ünserm herren [50'] Gölte aller siner tugend und siner sälden. so der mentsch
vindet ällü sinü werch mit niinneklicher tugend geordeniert, so wirt er vro in
i!em baiigen gaiste äne trurkait, won es envindet an sim hertzen noch an sinen as
uerchen noch an dehaim ding daz sin sele betrüben muge. du vr6d mag \\'ol
gantz 3in und sicher, so der mentsch sich selben als tugeüichen vindet.
S /". vswcndig ond inwcudig f vgl. S. 64 Z. 39. S, buI] s
«"Ü rot durchatrkken.
2i, dz wil lueimal, ei»-
^^»nt
lUrbo Teile ilSb Mittelillen. X.
27. Von Annere lierrcn pnaden.
[21.] Von uDsers tierren gnaden.
[Sicut aee^it gratiam, in alterutnim illaw ndminnttrantes.}
Disü wort spricht sant Peter, und spricht also: 'ich haisse und geb4t«~däz
I ir die gnade gemainsamint enandren, reht als och ir die giiade enphangen hant'.
Nn sont ir merken wie unser herre die gnäd hat und git. er git si in dri
wiß. er git si vergeben, daz sont ir wissen: Ällu disü weit möhti nit verdienen
daz unser herre sin gnade gäbi aim mentschen uff ertrich. er git sin gnad gar
vergeben von siner niiltekait, von siner gan2en gfiti, daz er des lo/i>0''7net dar
er selb tut. daz ist also daz er dem mentsohen dar umb hymelrich git nnd sich
10 selben daz er dem mentschen tugeiitliches leben gab uff ertrich. daz merkent
daz er dem mentschen tugentlich leben gab und gnade git und im öch des
selben lonet des er im gegeben hat: dar an mugent ir wol merken daz er die
gnade gar vergeben git. er git öch die gnade gerne, daz in nieman dar zu
twinget won sin rehtü güti, die er hat von gütlicher nature, und durch die
IG grossen güti und liebi die er zu der sele hat. er git och die gnade volleklich
an gebresten. unser herre ist ain offen brunne und git sich allen den die sin
gerüchent, den git er volleklich sin gnade; won er ist allaine der da über
flüsset voller gnaden und von dem Altü süsskait flüsset.
Nu hant ir gehöret wie unser herre die gnade [51'] git nu sont ir merken
M wie ir die gnade enphahent von Gotte. ir enphahent die gnade in dri wis. ia
demütkait daz mag ain ieklich mentsch an im selber merken daz er götlich
gnade enphahet in der demütekait; won swa du demütkait ist, da erwirbet si
die gnade; da aber gnade ist an demütkait, da bringet du gnade demütkait, oder
ai verläset si und die gnade; won swa du demütkait ist an gnade, da ist si un-
25 State, da von sprichet sant Augustinus: 'der mentsch der vi! tugent samnot ane
demütkait, der tut reht als der ain hant volle stobes nimet und in den wint
wirfet'. reht ze glicher wise als schier der wint den stob hat zerworfen, als
schiere hat der mentsch sin tugend verlorn äne demütkait. da demütkait ist,
da ist öch du gnade und du tugend stÄte, wan demütkait ist ain sch/^öiTrin
80 aller tugend. ir sont och die gnade enphahen in hitze der minne, din hertze
sol reht brinnen von götlicher tugend, und in der brunst solt du die gnad
enphahen. ir sont och die gnade enphahen in stüngen der dankbäri. nu
merkent wie daz ist. der mentsch der gnäd und tugent hat, den twinget und
raitzet sin tugent daz er Got danket aller der gnaden die er im ie getet, und
u sol Got danken aller siner gantzen güti, und in der dankbäri git unser herre
dem mentschen me gnaden.
Nu hant ir gehöret wie unser herre die gnade git. und wie öch ir die
gnade sont enphahen. nu sont ii- merken wie ir die gnade enandren sont ge-
meinsamen, nu merkent daz erst wort daz sprichet sant Peter: 'ich haisse und
^^ a. Der lat. Trxt fehlt. 9. dar orab daz hymelrich ? vgl. S. 40 Z. 1. 39, sprichetit
27. Von unsere herren gnaden. 67
gebute daz ir die gnade gemainsament die ir enpjiangen hant von Gotte\ wir
hant die gnade enphangen in demütkait und ist vergeben geben: also [51''] sont
wir och die gnade gemainsamen, vergebne ainem ieglichen mentschen geben also
verre so es notdärftig ist und och im mäht getan, das solt du im luterlich
durch Got tun und nüt dar umb daz er dir dester holder si oder er dir üt dar 5
umb gebe oder dich lobe; du solt es reht durch Got tun, so tust du es im ver-
geben, du solt öch in demütkait tun waz du tust gutes, und nüt dar umbe daz
man dich lobe, du solt aim ieglichen mentschen tun waz du kanst oder mäht
und öch notdürftig ist dem du es tust, und solt daz tun in demütkait. daz
ander als dir die gnad geben ist, daz ist gerne, also solt du die gnade gemain- lo
Samen: du solt gern aim ieglichen mentschen wol tun, so du aller best malit
oder kanst und öch notdürftig ist. und mäht du aim ieglichen mentschen nüt
gebützen das im wirret, so solt du aber den willen han daz du es gerne [5V]
t&tist ob du möhtist, und solt daz tun in hitze der minne. du solt ünsern
herren als hitzeklich minnen das du aim ieglichen mentschen tügest durch sin 15
minne swaz du kanst oder mäht mit herzen und mit Übe, und solt din hertz
geben aim ieglichen mentschen. du solt zä dem dritten male gemainsamen die
gnad volleklich, als och dir du gnade geben ist von ünserm herren. swaz du
gnad oder tugent hast an wishait, an erbärmde, an kunst oder an dekainen
dingen, daz solt du aim ieglichen andern gemainsamen volleklich. swa du baz 20
mäht denn ain anders, da solt du us giessen alles daz du im mäht getün. du
solt nit behau vor dim neben cristan swa du im ze statten mäht komen. also
solt du die gnade volleklich gemainsamen. und [52''] die selben gnade die solt
da och gemainsamen in dankberi und in stungi. daz ist also: swaz gnaden du
von Gotte häst^ wishait und erbirmde oder guten rät, oder swaz tugend Got dir 25
h&t gegeben, daz solt du aim andern gemainsamen, und des selben solt du Gotte
danken, von dem och dir du gnade und du tugent geflossen ist. und swaz
du ainem ieglichen mentschen ze gute tust, du twgend kumet dir von Gotte
and flüsset von siner gütL da von solt du och alle zit Got danken siner
gantzen gütl so
Also solt du die gnade gemainsamen: vergeben demütklich, und gerne in
bitzender minne, und solt si gemainsamen volleklich in stungender dankberi.
[28 J Von Gottes gaben.
[Cantabo Domino, qui bona tribuit mihi]
Disü wort sprichet der wissag Davit, er sprichet: Mch wil singen mim 35
herren und mim Got, er hat mir gut gäbe geben'.
Nu merkent waz gaben uns Got hat ge[52^]gGben. er hat uns sechs gut
gaba geben, er hat uns geben sin rain geburt, und hat mit der gerainnet unser
S. ist wohl zu lesen: gemainsamen. wir sont si vgL Z. 10. 28. teged. 34. Der lat Text fehlt.
34. Fa. 12, 6.
68 28. Von Gottes gaben.
süntlich gebnrt; wan du waz als suntlich daz nie kain ment^ch so wol rnoht"
geleben daz es für sin antlül möht komen vor siner gebart er hat uns geben
sin minnekliches leben ze ainer lere wie wii- unser leben nach sim leben rihten
sont, owe, sÄIger mentscb. gedenke an daz tugentlich leben des rainnen Gottes!
5 owe, silger Got, wie waz din leben so gar tngentlich! da von spricht sant Bern-
hart: 'owe, süsser Jhesiis, wie waz din leben so minneklich geordenieret af
ertrich, wir mugent gi-osse tugent nemen ab dim leben!' er hat uns och geben
sin jAmerlichen töd, daz er mit sim tode ün.ser seien lebendig hat gemachet; mit
sim tode tot er ünsern tod und gerle aines schamlichen und ains jAmerlichen
10 todes dnrch iinsern willen und loste uns mit [53'} siner marter von der ewigen
verdampnung. er hat iins öch geben sin vrölichen wslendi, und hat da mit
nrkiind geben allen den die an im blibent mit rehter minne und in im lebent
und an im sterbent, daz die mit im sont erstan an dem jüngsten tag mit grosser
vröde und mit signuft. er hat uns och geben sin wuuneküch uffart: vor im
IS wart daz hymelrich nie uf getan dehainem mentschen; won wie reht dehain
mentsch lebte, dem waz doch daz hymelrich vor beschlossen nu hat er es uf
getan und hat es entschlossen allen den die dar went er hat uns och geben
sinen haiigen gaist ze ainem tröster und zu aim laiter. er sol uns trösten in
der betrübde und in arbaiten dirr weit und sol uns laiten in dem eilend dirr
I » weit zu ünsrem erbe, dem hjmelschen Gott«.
'Nu wil ich singen minem herren und mim Got, der mir gflt gäbe hat ge-
geben', merke, säl/^o^^ger menlsche, waz ich mim herren singe, zwen sAng wil
ich singen: daz ist erbarmd und reht. du wil ich dir singen, lieber min herre
und Got.
> Ir sont daz wissen wer die sint den unser herre wil ögen sin erbArmde.
daz merkent drier hand h'ite. die ersten daz sint alle die die die weit nf gent
und sich enzihent weltlicher dinge, weltliches gutes, weltlicher vröde durch die
minne des minnenden Gottes von hymelriche. die andern daz sint die ktmschen
liite, die ir lip, ir hertz, ir sei behfiteut und behaltent in rehter künscbait und
» in rainner zuht. die dritten daz sint alle die die uf gent iren aigen willen und
ir selben ungewaltig werdenl durch den rainnen Got von hymelrich. disen
löten wil unser herre ögen drier hand erbArmd, du erst ist daz in unser herre
ir notdurft füget uf ertrich [03°} zil dem libe und sele, ainem ieglichen
mentschen nach siner notdnrft. du ander erbArmde daz ist an dem ende, da sei
I te und lip von enander schaident, da oget er grosse erbarmde und sendet der
sAIgen sele ze helfe und ze trost sin hailgen engel, daz si nit erschrike von den
heischen täfeln, die öch dar koment zil des mentschen schidunge. du dritte er-
bArmde daz ist daz er si behalten wil, und die hailgen engel die fürent si mit
schalle in Äbrahames schösse, da si iemer ewig vröde hat.
1 Unser herre wil och sin reht behalten an drier hand lüt. die ersten daz
sint rieh lute An miltekait; die andern daz sint gewaltig lüt ane demütkait; die
26, di; f. da?
]
2S. Vou Gottes galjeii.
69
ritten lüte daz sint schön lüt an kimschkait disen lüten wil unser herre ogen
drier hand reLt. daz erst relit ist: ei' git in er und g^t und gi-ossen nch[53'J
tfim, da mit nieret och ir unsAlde nnd ir wisse, unser herre tut in reht als
ain rieh mau sim kÄIbliu: daz lat er gan spileud uud mit grosser vröde uf der
haide, nnd swenn er wil, so sclileht er es an daz Uobet daz es tod lit. also tot B
änser herre den richan lüten: den git er ere und gut und lat in spiln und lat
sich vröwen wie si went in der weit; und so si minnest wissent, so schleht er
81 an daz höbet ze tode, und müssent varen in die helle, dannan koment sii
niemer me. daz ander reht daz unser herre den riehen luten tfit, daz ist daz er
Sil erst«ket an dem ende mit sim rehte und mit sim gewalt; und koment dar lo
die vaigen ttivel und zukent die armen sei mit krapfen und mit krilen. daz
drit reht ist daz er den tiiveln gebötet daz si die sele zukent nnd si werfent in
den helleschen grünt nnd si begraben! in daz abgründe und si iemer mere
quele ane zil. föS"} du sei du ist Got vigint und ir selben und allem hymel-
schen her und allem dem daz ie geschaffen wart, daz hasset alles du arm sei, ts
du da eweklich verlorn ist.
■ [29./ Vou der Tolgang nach Got.
/Qui sequitur me, habebit lumm vitne..}
Diso wort sprichet unser herre in dem ewangelio, und ist also gesprochen:
'der mir nach volget, dem gib ich daz ewig rieh'. 20
Nu sont ir merken wie wir ünserm herren nach volgen sont. wir sont dri
tagAvaide ünserm herren nach volgen.
Du erst tagwaide daz ist aignen willen und kranken sinnen widerstan. daz
ist also daz du gar und gantzlich din willen solt geben in ünsers herren willen,
swaz Got welle, daz solt Cch du wellen; waz sin wille nit si, daz solt och du za
nit wellen, swie liep oder wie lait dir dekain ding si, da solt du enkainen
willen zfi han won nach Gottes willen, und daz du allen kranklichen dingen
widerstandest an dim kranken libe und an liplicher nature. die [53'] tagwaid
laitet ain jungfrowe, du liaisset ainvaUig gehorsami.
Da ander tagwaid daz ist gedultkait: daz du arbait willeklich und gut- so
lieh tragest durch Gottes willen, daz du ie die tagwaide dester glicher
gaogest, 80 wil ich dir zaigen ainen harten guten gesellen, der dir die arbait liht
und süss machet, daz ist Jhesus Christus, sich an in wie er sin crütz trüg, und
sich wie er uff dem cnitz stünt! da von spriht sant Anshelm: 'crLstauu sei,
hab uf dinü ögen und sich wie din scheplier stat durch dinen willen; er stat S5
nakent und bloss und totblütig! der gewaltig hanget an dem crütze an den
acharphen nageln, der unschuldig Got hanget under den schuldigen schachern.
6 f. lat si sich f
18. Der lat. Teil feMt
70 29. Von der volgong iiacfa Got
von sim minneklichen libe rnnnent vier rosvan^^en bächlä, and der minneklich
mant wart getrenket mit essich and mit galten, nnd nach sim [54^] tode enphieng
er die fünften wnnden, da im in sin hertz gie'. nn merk, sälger mentsch, war
nmb er die fünften wunden enphieng dar nach do sin sei von sim lib geschiede.
5 daz tet er dar nmb daz du, sälger mentsch, wol sehest daz er dir mit truwen
diente, won er diente dir tot und lebend, in benagte nit daz er dir lebend hat
gedienet drissig jar; er wolte dir och dienen do er tot was; won, sälger
mentsch, daz sol din gelob sin daz im sin hertze uf wart getan mit aim sper
dar nach do sin sei von sim lip geschiet nn sih, tohter, dis ist din geselle in
10 der andren tagwaide. dis ta^aid laitet ain jungfrowe, haisset vrow Ge-
dultkait
Du dritte tagwaid daz ist jamer nach dem schönnen minneklichen Gotte.
nu gedenk, sälger mentsch, wie gar minneklich er ist! da von sprichet sant
ßemhai-t: 'owe, [54^] besoftt sälikait, owe, senfter und ewiger frid, owe, grössü
16 und unmAssigu süskait, wie bin ich dir so veiTe! owe, lieber herre min! ich han
ainen strit: min gaist mag mim lib nit volgen an vohrte; min lip mag mim
gaist nit volgen an beswirde; des min lip gert, daz ist wider mim gaist owe,
herr, hilf mir disen strit schaiden!* der wissag sprichet: 'o süsser minneklicher
schepher, min sei dürstet nach dim brunnen als den hirzen nah der küli in der
20 hitz'. owe, schöner Got, min sei wil ietz verderben von dem jamer den ich nach
dir han! nu spricht aber sant Bemhart: * Jesus, minneklicher Got künig, du bist
ain signuft der götlichen sälkait und edelkait und bist unzallich völlü süskait,
und alles daz an dir ist, daz ist alles girlich und lustlich', daz ist du dritte
tagwaide die wir dem schönnen Got nach volgen sont: [54'^] jamren nach siner
25 süssekait und nacA siner angesiht. dis tagwaide laitet ain jungfrowe, du haisset
schonhait der minne. also sont wir ünserm herren nach volgen, so git er uns
daz ewig leben.
Drier hande lieht wil uns unser herre geben denen die im nach volgent
Er wil in geben ain ewigs lieht, bi dem ewigen lieht ist bezaichent du ewig
80 gothait, du waz ie an angenge und ist och an ende, daz ünsers herren gothait
si ain lieht, da von spriht sant Anshelm: 'o glänz der obrosten schonhait du ie
wart, du bist ain lieht des ewigen lichtes und bist ain leben daz alles leben
lebend machet'.
Er wil uns och geben ain schftnnes lieht, da bi ist bezaichent sin lieber
86 sun Jhesus Christus, daz er si ain lieht, daz spricht er selb in dem ewan-
gelio. er sprichet: Uch bin ain schönes lieht, daz alle die weit erlühtet hat'.
Er wil uns geben ain süsses lieht, da bi ist uns bezaichent /54y der hailig
gaist. daz der hailig gaist si ain lieht, daz vindet man in mänger wis in der
Schrift, disü drü lichter wil unser herre allen den geben die im nach volgent
80 die dri tagwaide.
4. wnden. 10. taigwaid. 25. nac.
18. Fa. 41, 2. 86. Jocm. 1, 9.
29. Von der volgang nach Qot 71
Na merk, säJger mentsch, war umb dir der schön Got hab gehaissen drü
lieht, daz solt du wissen: er wil dir geben vröde an der haiigen drivaltkait,
daz du in den götlichen Spiegel sihst din sele und alles daz du wilt, und wirst
alles Got sehent in im selben, und unser herre stat in diner sele als du sunne
in dem hymel. ach brüder, waz hant ir gesprochen! owe, sälger brüder, 5
sprechent es aber! ich sprich, mentsche, daz der schön Got in diner sele stat
als du sunne in dem hymel. owe, sälgu sei, gedenk reht wie Got und Gottes
sun in dir stände wirt!
[30.] Yon manger zukunft linsers herren.
Uns ist gegeben von Syon ain hii[66''Jie der gezierde, daz ist Gottes sun lO
von hymelrich, der kam in dis weit.
Nu sont ir wissen daz ünsers herren geburt ist viervaltig. du erste du ist
minneklich; du ander du ist nutzlich; du drit du ist sunderlich; du vierde du ist
herteklich.
An der ersten zükunft gelichet sich unser herre aim arzat. ze glicher wis 15
als der arzat den siechen mentschen hauet, also tet unser heiTe. der hauet uns
mit sim leben; won daz sont ir wissen: alles daz an Got waz, daz waz hailsam.
sin gewant daz waz hailsam. daz liset man von im: do unser herre uflf ertrich
waz, do kam ain vrow zä im, du hatte grossen siechtagen; do si ünsers herren
gewant berürte, do wart si gesunt an lib und an sei. daz sont ir wissen daz 20
Anser herre nie kain mentsche an dem libe haute, er hailti in och an der sele;
won alles daz an im waz, daz waz alles hailsam: sinü [55^J wort und sinü
werch und alles sin leben daz waz hailsam. aber sin minneklicher tot der lost
ans von dem ewigen tode, won er waz der arzat der da selb trank daz trank
der arbait. owe, nu ist vil mänig mentsch dem unser herre mit im git ze 25
trinkenn uss dem koph da er selber us trank, der trank versmäht ! daz ist also :
so im unser herre mit im git ze trinkenn us dem köpf da er selb us trank, daz
versmahent si und werfent in umbe und gerent sin nit daz ist also: so unser
herre dem mentschen arbait git und kumber und widermüt, so wirt es unge-
doltig und versmahet daz trank daz Got selber getrunken hat. von disem trank so
sprichet änser herre: 'ich han getrunken und han daz trank versuchet, nu wil
ich niemer me getrinken'.
Du ander zükunft du gelichet sich aim süssen toive. ze glicher wis als daz
tow erfröwet den lylien so er ervalwet von der hitze der sunnen, also tut unser
herr /557 der sele so si verdorret ist von der hitze dirr armun weit; won unser 85
herre Got ist daz hymelsch tow von dem du sei fruhtbar wirt. da von sprichet
der wissag Ysayas: 'herre, wir sint von dinem antlüt tragend worden ainen
gaist der ewigen sälikait'.
3. den] dem.^ 26. der daz trank .^ (Panzer). 83. towe] gotte.
19. Matt 9f 21, 31. zusammengezogen aus Matt. 27, 34 und 26, 29, 37. laai. 26, 17.
I
I
72 30. VoD mftnger zflkunfl ünsers herrcn.
Du dritte zükunft da glichet sich unser herre aim diebe, daz iswi^o^n
tode. ze glicher wis als der dieb tog:enlich kumet, also tui ünsei- herre. er kirnt
och dem sÄIgeu mentschen alz ain vatter der sin kint uss dem eilend füren vn\,
und wil ain end machen alier der arbait und des laides so er ie gewan. er
5 kumet aber dem siinder daz er in schaide Ton aller der vröde die er ie uff ert-
rich gewan; des wil er da ain ende machen und wil im die vröde verwandeln
in die ewigen trurkait. da von spricht du schrift: '&llü hertzen und all znngen
raugent nit voll rechnen die not der ewigen trurkait". [55'}
Dil vierde zükunft da ist unser herre gelich aim starken rihter, daz ist
10 an dem jüngsten tag. da wil er sin reht us ziehen und sin erbArmd wil er
underziehen. er wil da gewaltklicheo rede n und öch selb klager und rihter sin.
und ain swert hat er in sim munde, daz schnidet ze baiden orten, daz ist als
lierte daz es nieman erliden mag; es ist als stark daz nieman da wider nüt
mag; es ist als lang daz im nieman entrinnen mag. da werdent die verlornen
IB griagramniend und werdent schriend: 'owe und owe und iemer an ende owe!
bühel und berge vallent uf uns und verbergend uns vor dem zorn des grossen
rihters! uud werdent denn sprechent: 'heri-e Got, du bist reht, din geriht ist
öch reht, dn bist stark in dim zorne, und in dim urtaülen bist du gewaltig!'
[3J J Yon der beraltung der sei. ^
so /Fos similes kominibus exspectantibus dominum smmwi, quando revertatur a
nttptiis./
Alsus sprichet unser [56°J herre in dem ewangelio: 'ir sont glich sin den
mentschen die da baitent irs herren wenn er kom von dem bmtlöf .
Nu sont ir merken daz er spricht: 'ir sont geliehen den mentschen die da
» baitent'. wes baitent die lüte? daz tünt si des des si nit haut, und es in aber
künftig ist ze komen. der also baitet, baitet rehte. wir sont ünsers herren
baiten, won er ist uns genomen. er wart den zwelf botten dristunt genomen.
Daz erst waz do si fftrent uff dem mer, do gie unser herre uff dem ertrich;
do waz sant Peter also not zfi i'insrem herren daz er nach waz ertrunken, nu
80 sont ir wissen daz bi dem mer ist bezaichent disü weit; und bi dem schiffe daz
uf dem mer gat, ist bezaichent daz closter; und bi dem rüder daz daz schiffe
laitet, da bi ist uns bezaichent di'i regel du daz closter laitet und ordiniert
föG'J also daz rüder daz schif. die alsus uff dem mer varent, den wirt etwenn
ünaer herre genomen. daz merkent: bi sant Peter sint bezaichent die am&aht
86 hant in dem closter, als der priol und der keiner und der schaftaer uud die
>. da] dz-
20. Der lal. Text fehlt. 26. baitet fehlt.
7. frei vach Ps. 111,10;
33, 30. 20. Luc. 13, 36.
Sap. 5,1 f.; Matt. 13,41 ii
28. Malt. 14,32 f.
^^H 31. VoD der boretitung iIl'I' soI. 73
^Wi3em die Ampter hant. den wirt unser herre genomen also daz si ze vil ge-
redent dik und von ir ampt dik verlassen sint und ir selbes uit gejjflegen
mugent, als die die an ampt sint. disen uirt Cmser liene genomen daz si im
nit mogent also liainlich sin als si gern wArent.
Zii dem andern male wart er in genomen in der naht do er gevangen s
wart, daz sont ir wissen daz er noch mäiigem mentschen wirt genomen in der
naht, bi der naht ist bezaichent die höptsünde. und alle die die in hopt
Sünden sint, den wirt unser herre genomen.
Zu dem dritten male do wart er genomen den jungern. wenn waz daz?
daz waz entrnwen do er [56'] ze li)Tnelnch für, daz waz ze mittem tag. da bi lo
sint bezaichent die sälgen lüte die mit gantzen tagenden ir leben hainlichent
mit siner gnade, den wivt unser ben-e üch etwenn genomen, also daz si in nüt
mugent behan nach ir willen, alz unser herre gewonet hat mit in und bün ze
■wandeln.
Nu sont ir merken hie daz erst wort, waz die sont tän die irs herren ts
baitent. drä ding sont si tun.
Daz erst ist; si sont sich ziehen von allem gesclialle und sont losen irs
herren stimme, wenn er kome, daz si in hörent und in in lassent. hie von
sprichet der wissag Osee; 'linser berre wü sin frftiide füren an ain aini und wil
da reden mit in', bie bi sont wir merken daz er uns leret daz wir gern sont a»
sin an der aini, daz wir mugent liAren wenn unser herre mit uns rede, da von
liset man in der altun e daz unser herre liiess Iierr Moyses daz er im ain hus
machti in [56'] der aini, da er mit dem volk redeti. hie bi ist uns bezaichent
daz unser berre alles ain wil sin in der aini; da fride und senfti ist, da wil
unser herre reden mit der sele. uu sont ir wissen daz unser herre in zwo wis 25
redet mit dem mentschen: uswendig, da bosset er vil herteklich; und inwendig,
da redet er nl süsseklich. wie unser herie uswendig bosset an daz tor, en-
trüwen, daz mugent wir wol merken an hern Job. an den klophet er vil
herteklich, do er im Hb und gut und kint nam. entrüwen, do sprach her Job:
owe herre Got, daz der tropb diner stimme als unverträglich ist, wie sol ich w
dax vertragen daz da an dem jüngsten tage donrent wirt mit diner stimme!', hie
bi sont ir merken: swenne unser herre dem mentschen arbait git, so klopfet
er oswendig an daz tor; und der sin bossen gütlich enphahet und gedulteklich
vertreit, entrüwen, mit den [57'] wirt unser lierre vil götlich inwendig redend
mit der sele. da von so sont ir vil gütlich und vil tugentlich enphahen so unser m
herre üch arbait git; won nach dem stürm wetter kumet gern du haisse sunne.
daz ist also vil gesprochen: nach der betrübsalH und nach der arbait kunt gern
ünsers herren gnade, nu sont ii' wissen, swa ir den wissagen hörent, daz unser
herre denne redet, als der wissag sprichet; 'ich wil hören waz unser herre in
mir rede, er redet frid mit sim volke'. da bi daz er sprichet: 'ich wil hören lo
5. Matt. S6, 56ff. 9. Lm. 34, 30. 19. Oice S, 14. 22. Ecod. 2ry, i
SO. Job S6, 14. 39. P». 84, 9.
74 31. Von der beraitung der sei.
waz Got in mir redet', da mit git er uns ze verstände daz er vil s&ssekliche
redet inwendig, waz aber du red si, daz waiss du sei michels bas denn si
gesagen kunne. da von spriht sant Augustinus: ^mir ist erschinen ain liehtes
lieht ob miner sele, und ich waz gefiiret in ain unverträglich sfiskait da ward
5 ich min selbes ungewaltig, [57^] und waz du sfiskait als unerkant daz ich mit
mim hertzen dar an nit kan gedenken, min munt kan da von nit gesprechen
und ich kan da von nieman nüt gesagen'. nu sont ir merken daz erst wort: 'si
sont sich ziehen von allem schalle!'
Was sont si me tun? si sont daz hus beraiten, so der herre kome, daz er
10 es schön vinde und wol berait dis hus ist unser hertze; daz sont wir beraiten,
swenn unser herre kome, daz er es schön vinde. daz unser hertze si unsers
herren hus, daz sprichet er selbe: 'min vatter hat mir dis hus geben ze ainem
rehten erbe', dis hus sont wir beraiten. intruwen, wir sont die sünde us furben
und die Untugend der Sünden, und denne sont wir es zieren mit tugentlichen
15 werchen und sont unser hertze reht blümen mit tugentlichen gedinken.
Daz dritte daz die tun sont die irs herren baitent, daz ist daz si den
schätz getrulich gehaltint den er in bevolhen hat. intruwen, unser herre [57"]
hat uns drü ding bevolhen und gelassen in dem hus: daz ist ain vetzli und ain
lieht und ain band, bi dem vetzlin ist bezaichent die gehügde der sele. in dem
20 vetzlin gehaltet man die spise und richtäm. also sol der mentsche tun: in siner
gehügde sol er tragen und haben ünsern herren, won er ist du ewig spise. und
da von sprichet ain hailig man: 'dis körne ist uns gesant von hymelrich uff
ertrich und wart enphangen in der mägde libe und wart geborn und erstarb
und wart begraben*, dis körn daz waz unser herre Jhesus Christus, von dem
25 kom sint wir ällü komen. hie gelichet er uns aim simelbrot von dem liset man
in der alten e, daz waz mit öl gesprenget, wie sont wir disem brot glich sin?
intruwen, wir sont gemalen werden enzwüschent zwain mülstain: der ober stain
daz ist zuversiht; der under ist ünsers herren vohrte. mit disen zwain [57^]
stainnen sont ällü ünsrü werch getempert werden und als klain gemalen daz
30 wir den simlen glich werdent. daz simlin brot waz besprenget mit öle, daz ist
mit ünsers herren blute, daz ist der selan gezierde; und ain ieglich tugend in
der sei daz ist ain troph ünsers herren blütes. in dem vässlin hat er uns ge-
lassen ain lieht, da bi ist bezaichent der sele Vernunft, daz ist daz wir ünsern
herren kunnent erkennen in alr creatur, und wie er in alr creatur ist daz
35 dritt daz ist ain min nen baut, daz baut haisset du minne und ist och du minne.
dis band bindet ünsern herren und die sele ze samen. und dannan von sprichet
ain hailig man: 'unser herre wil nit daz man gold oder silber oder kain gut zu
im binde; er wil allain mit der minne zu der minnerin gebunden sin und wer-
den'. [58"] in trüwen, da bindet die minne die minnerin zu dem geminten,
1. ze zweimal. 18. vetzli ■■ vässlin Z.32, 29. sont] zuerst sint mit ubergesckriebenem (^
89. de] dem oder den.^
12. Anklänge an Ps. 2, B\ 15, 5. 26. Exod. 29, 2. 85. vgl S, 55 Z. 15 ff»
81. Von der beraitung der sei. 75
nnd dannan von liset man daz der hailig gaist die sei nimt uff sin vedrun
nnd swenket si of den geminten, daz ist des lebendigen Gottes sun. für den
färet der hailig gaist die sele mit dem süssen andaht der rainnun sei und
ist da mit Gotte.
[32.] Von unser vrowen sant Mariun. 5
Borate celi desuper et nubes pluant iustum, aperiatur terra et germinet
salvatorem et iusticia oriatur.
Disü wort sprichet der wissag Ysayas: 'die himel gebent uns daz tow und
die wölken regnant uns den regen, daz ertrich tüg sich uf und geb uns ainen
behalter*. 10
Mit den worten daz er sprichet: 'die h^mel gebent uns daz tow', dar an
sont ir merken zwai ding, bi dem hymel ist bezaichent unser herre Got; und
bi dem [58''] tow ist bezaichent die gnad die unser heiTe tet an unser vrowen
e daz si ünsern herren enphieng. won daz sont ir wissen daz er si hatt erweit
von angeng der weit, e daz er ie mentsch oder engel geschüf , do hatt er ir 15
leben geordnet und hatt si erweit im selber ze ainer rüwe.
Daz ander wort da sprichet er: 'die wölken lassent uns den regen*, da bi
ist uns bezaichent ünsers herren zükunft; won du ist glich dem regen, und reht
als klain daz tow ist wider dem regen, also waz du gnade die unser yrowe
hatte e daz si ünsern herren enphiengi, wider der gnade die si hatte do si 20
ünsern herren enphieng: du waz als klaine als daz tow ist wider dem grossen
regen, do si aber ünsern herren enphieng, do wart si erst volkomen an der
götlichen gnade; wan si wart erfüllet mit Gotte und mit aller der gnade die
Got hatte, do der engel Gabriel zu ir kam und ir brahte du hohen werden
[58"] märe daz si solte müter sin des künges von h;^melrich und der engel und 25
hymels und erde gewaltig waz und ist, da sprach er zu ir: 'Got grütze dich vol
der gnaden, du bist erfüllet mit dem obrosten Gotte\ er mohte wol sprechen
daz si vol gnaden wäre; won si waz ain gestüle und^ain gezelt des obrosten
Gottes, da von sprichet sant Bernhart: *o süssü edlü vrowe, du hast beschlossen
in dim kranken Übe den grossen Got; der als gross ist daz in hymel und erde so
nit mag begriffen, den umb vieng du in dim mägtlichen libe\ dis gnad mag wol
ain regen sin wider der gnade die si e hatte, si wart 6ch gehailget und ge-
segnet in ir Übe, und alles ir leben daz waz reht ain bläme und ain Spiegel;
wan si ist ain lyli under den dornen, man liset von ir: do si ünsers herren
swanger wart und Joseph des gewar wart, do dünkte si in als rain in allem S5
irem leben [58^] daz in daz muglicher duhte daz si ain kint gewunne wider der
nature denn daz si möhti gesunden, daz dis war si, daz schribet Orienes. der
25. hf melrichi der engel ? 32. gehailgz am Ende der Zeile.
6. I8, 45, 8, 13. vgl. S. 48 Z. 5. 26. Luc 1, 28,
76
32. Vun unser vnjwen ennt Mariai
spricht daz Joseph zwen gedänk hatte uff unser vrowen: der ain der waz daz'
er sich wunderte daz si ain kint solte tragen maget wesend; der ander waz daz
er si als unmäsklich rain erkaiide daz in muglicher duhte daz si ain kint ^e-
wnnne mder der nature denn si iemer gesündeti. und doch in disem strile
i gehal er dem gedank daz si wider der nature ain kint gtjwunne, und do er in
disem strite waz, do kam ain engel und sprach zu im: 'gehab dich wol, daz si
enphangen hat, daz ist von dem haiigen gaist, und si ist erfüllet mit der göt-
lich gnade'.
Daz drit wort daz er sprach: 'daz ertrich tii sich uf, da mit mainte er daz
) si sich uf tet und sich dar zu genaigte daz si Gottes [öf^] mfiter wurde, dis
ertrich t«t sich uf do si dem enge! antwurte and sprach: 'ich bin linsers herreii
dim, sin wilie werde an mir', do ward alles mentschlich kilnne an ir gnade
komen. da von spricht sant Bernhart: 'o vrowe, genaig din ore und enphahe
Gottes wort, din botschaft! Got von hymelriche und die hohen engel baitenl
s din. vrowe, alles mentschlich künne ist gehangen; nu ant^vürt, vrowe, und löse!'
Daz vierd wort daz er sprach: 'und gebe uns ainen behauter', an den
Worten gelichet er unser vrowen ainer reben. reht ze glicher wis als du reb
frohtber ist, also waz unser vrowe. si ist der rebun glich durch drü ding, daz
erst ist daz si schatten git: als tut üuser vrowe; du gab uns ainen schatte, daz
S waz du menlschait die Jhesus Christus von ir nam. der wart uns ze aim
schatten geben; [5d'] won unser herre Got der vatter waz so hoher schöni daz
mentschlich ög sin nit gesehen moht, und moht sin nit erkennen, do gab er
uns sinen snn zä aim schatten, ze glicher wis als man die sunnen nit mag au
gesehen mit vollen ogen, also mohtent wir nit gesehen ünsern herren e daz ei
s den schatten genam von unser vi-owen. der schatte daz waz du nientschait,
Gottes sun, Jhesus Christus, den gab er uns ze aim schatten uff ertrich, daz er
uns lerti und uns du werch vor täti, daz wir die sunnen wurdent erkennend,
daz ander daz an der rebun ist, daz ist: guter smak kunt von ir. swenn si
blüget, so müssent die schlangen alle öiehen, won si sterbent von dem smak.
) also tet unser herre Jhesus (Christus, do er an dem crüze stänt, do waz sin
smak also süsse daz er die tufel alle vertraib. man liset daz von ünserm herreu:
do er an dem criize stfind und wolte verschaiden, do sass der tüfel ainhalb
uff dem crütze [59'] und wolte sehen waz im da wurdi. do waz des gÖtUchen
smakes also vil da daz der töfel da niht moht blibeu und flr daunan. ir sont
s daz wissen daz ünsers herren niarter noch hüt die kraft hat: swer dekain an-
vehtung hat von des tüvels raten, nimt er ünsers herren niarter in sin hertze,
si müssen all fliehen und enmugent im nit geschaden. man liset in der altun e:
do her Mo_fses daz Volk fürte usser Egyptenland, do Hess unser herre furin
schlangen werden; und wer von den schlangen geheket wart, der m&ste sterbeo.«
15 geliaogon; l. gevangrai? vgl. 8. 77 Z. 34 (Roethc). 21. des.
3-2. Von ö
n
do batt her Sfo;^ses ünsern herren daz er im etlichen rät gäbe daz daz volk
nit verdarbe, do hiess in unser herre daz er ain eriu schlangen gussi und den
uf hiengi an ainen phäl. und so ain mentsch geheket wurdt von den färinen
schlangen, so solt er den an sehen, so enwürre im uit bi dem erin schlangen
ist bezaielient unser herre als er an dem crütz stund, und reht als [Sil"] die &
lüte von dem erin schlangen gesund wurdent so si in an sahent, ze glicher wis
geschiht dem raentschen daz geheket wirt von dem tüfel mit den siindeu: so
sol er lUisern herren an sehen als er uff dem crütz stnut, und sol daz in sin
hertze vesteklich setzen, so werdent die siiude all ertötet, won ir sont wissen:
swer mit gantzem hertzen und mit süsser andaht gedenket au ünsers herren lo
marter, des sei enphahet ünsern heiTcn gaistlichen inwendig reht als so si
iinsers herren licham enphaheut. daz drit so an der rebun ist, daz ist daz
si fruht treit. daz tet och unser vrowe, waz iruht brahte du hymelschlich
küngin? daz tet si: den süssen Jhesum Christum, daz waz du lebend fruht;
dei' fruht ist älln du weit lebend worden. 16
[33.] Aber von unser vroweii.
Mulier amicta sole ecetera.
Sant Johannes sprichet iu Apocalj'p/d'oysi: 'ich sach ain vroweu, du waz
beklaidet mit der sannen und hatte den man under iren füssen und hatte uff
irem höbet ain kröne mit zwelf Sternen'. 20
Mit disen worten ist unser vrowe gelobt an drin dingen.
Daz erst daz si gar giittin ist worden, daz merket man an dem ersten
Worte daz er spriht: 'ich sach ain vrowen, du waz beklaidet mit der sunnen'.
dannan von spricliet sant Bernhart: 'vrowe, du hast wol gewehseltl dw hast
die snnuen klait mit den wölken, nnd er hat dich klait mit der sunnen: du hast ^
in klait mit den wölken diner mentschait, und er hat dich klait mit der sunnen
siner gothait'.
Nu sint an der sunnen vier ding, daz erst daz du sunne gemain ist; daz
ander daz si höh Ist; daz dritte daz si haiss ist; daz vierde daz si lieht ist. an
disen vier dingen glichet unser vi^owe der sunnen. **
An dem [Si/] ersten daz si gemain ist, dar an glichet sich unser vrowe der
sannen, won si ist gemain worden allen den löten, da von spricht sant Bern-
hart: 'Maria hat nf getan den biisem der erbärmde an allen dingen, dar umb
daz wir von ir volle gnade nement; won von ir hat euphangen der gevangen
losung, der siech gesuuthait, der trurig trost, der siinder abläss aller siner sünde, 35
der reht gnade, der engel vröde'.
7, dOD.
S. herren fehlt. 24. dv.
16. Vgl. Ol dUsem Stücke die Predigt des hl. Bernhard über dtnuelben Teil: Migne, Opera
\ Bervhardi 11 429 ff . 17, Apuc. 12, 1.
^
78 33. Aber von unser vrowen.
Daz ander daz du sunne hob ist: also ist och unser yrowe hohe, won si ist
erhöhet über alle creature. daz daz war si, daz bewärt man wol als die maister
sprechent so die under zwain dingen bewirren went weders daz besser si, so
bewärrent sü es also und sprechent: daz best ross ist besser denne der best
5 esel, also ist och der engel du höhst und du edlost creature da ie wart. Aber
die ist finser vrowe erhöhet, als man singet von ir: 'Gottes müter, du bist er-
höhet über die köre der engele". [60^] hie mit ist es wol bewiret. sant Dyo-
nisius sprichet und seit waz der engel si. er sprichet daz der engel si ain bilde
Gottes und ein luter glanzer Spiegel ane fleken und ain offenunge des tognen
10 spiegeis und liehtes. an disem selben dinge ist unser yrowe höher denn der
engel, won si waz ain bilde Gottes e ie kain mentsche wurde, hie an ist och
der mentsch aim engel gelich, won er ist ain bilde Gottes, daz ander ist daz der
engel ist ain luter und ain glanzer Spiegel an allen fleken. dar an ist unser
vrowe höher denn der engel, won si ist du rainste und du schönste creatür die
15 unser herre ie geschüf. her an mag der mentsch dem engel niht gelich sin daz
er ane fleken mug gesin der Sünden, als der engel ist. der engel ist also ge-
schaffen daz er nit sünden mag. der engel ist och ain offhnng des tognen
liehtes, [60^] won si offhent ünsers herren togni. unser vrowe du öffnet ünsers
herren togni nie, won si ir och me waiss. dar an mag och der mentsche dem
20 engel nit glich sin, won im ist verborgen du togni ünsers herren.
Daz dritte daz an der sunnen ist, daz ist hitze. dar an gelichet sich ünsrü
vrowe der sunnen, won si ist in dem füre der hohen drivaltkait, und ist daz für
in ir, und hat si daz für als umbvangen und beschlossen daz si niemer dar us
komen mag. hie von spricht sant Bernhart: 'mich wundert wie so ain klainnü
25 creatur geleben muge in so grossem füre*, unser vrowe ist ain klainnü creature
wider der gothait ünsers herren und ist doch alz verre und als höh komen in
ünsers herren gothait. da sprichet sant Bemhart daz in wundre wie si die
[61*"] grossen hitze der gothait erliden muge. Got der groz wunder hat getan
daz er ain so klain creature in sich selben so höh gezogen hat, der git ir och
80 wol die kraft daz si die hitze siner gothait erliden mag. die hohen engel Sera-
phyn brinnent och in disem füre, aber doch brinnent si so vast nit in disem
füre als unser vrowe, won si och dem füre nit so nahe sint. nie engel noch
mentsche bran von disem füre so vaste als unser vrowe, won och nie creature so
höh in daz für kam der gothait als unser vrowe, noch niemer me kunt. daz für
85 mag uns wol enwenig an ruren, alz man liset von Ysaya. do den unser herre
hiess bredien, do antwurt er im und sprach: 'herre, min lefzen sint unraine'.
(daz waz nit von siner rede schulde, er waz bi den lüten die unrain lefzen hat-
tent [GV'] und unrainnü wort sprachent, und da von warent sin leftzen unrain
4. best; L ho^t? (Panzer), 15. l. hieran? 27. da] dz. 28. d^ Got groz. /. sogroz.^
6. ist einem Versikel aus dem Brevier auf Maria Himmelfahrt (15. August) entnommen: 'ex-
altata est sancta dei genitrix super choros angelonim ad coelestia regna.' 85. IsaL 6, 5.
33. Aber von unser vrowen. 79
worden), do kam der engel zu im und brahte ain brinnenden koln und traflf sin
lefzen da mit und sprach do zä im: 'nu sint gerainnet din lefzen und sint dir
alle din sünd belassen*, alz mag uns daz für wol en wenig treflfen, daz wir ge-
raint werdent und uns all unser sünd belassen werden! : aber nieman umbyahet
daz für der gothait als es unser vrowe umbvangen hat. es hat si allenthalben 5
ombyangen und umb gössen, und ist in der gothait als in ainer cluse. Lucifer
waz ain lieht trager und waz noch in daz für nit komen; war er aber noch da
ain wile in dem lieht gesin, so wir er in daz iur komen. do viel er, do er noch
do in dem lieht an für waz; da von ist er in dem flir an lieht, da von spricht
sant Bemhart: 'Lucifer, lieht trager, wirist du ain für trager gesin, so wirist lo
[61^] du nie gevallen!" er waz in dem lieht und in der gnade, er waz aber nit
in daz für komen, daz er dar inne bestitet wire. also sint noch etlich lüt; die
flissent sich me daz si lühtent, denn daz si brennent, also daz si iren fliss ge-
setzet hänt uff wishait und uff kunst denn uff tugend und uff du ding da von
ir hertz enbrunne an götlicher minne. die sont vorhte han daz si yallint, 15
won si nit in daz für komen sint, in die minne und in die rehten tugend. aber
unser vrowe ist alz beschlossen und alz bestitet in dem götlichen füre daz si
niemer dar uz komen mag.
Daz vierde daz an der sunnen ist, daz ist lieht, dar an gelichet sich och
unser vrowe der sunnen; won daz ewig lieht ünsers herren hat si als gar durch 20
lühtet daz si illüsament ain lieht ist worden, von disem lieht spricht sant
Dyon^ius: 'daz lieht ünsers herren rainnet, entlühtet und vol bringet*, 'es raint
uns', spri/6i7chet er, 'von aller der misshellung dis lasters'. mit zwain dingen
Wirt du sei entrainnet: so si sich füget zä unrainnen dingen, und so sich un-
rainü ding zu ir fügent. denn füget sich du sele ze unrainnen dingen, so si bös 25
gedenke und gelüste von ir selbe nimet und da mit umb gat. so sich aber un-
rainnü ding zu der sele fugent, daz ist so der tüvel ratet bösü und üblü ding.
von disem laster rainet uns daz lieht, daz wir lidig da von werdent. aber unser
vrowe waz vrilich lidig von aller misshellung denn ie kain mentsch wurd oder
iemer werde; won von natur ist aim ieglichen mentschen ain krankait die in 30
wiset zft den Sünden, des waz unser vrowe gar äne; won unser herre hat ir
nator also gerainnet daz si nit mohte Sünden, und enhatt enkain ding daz si ze
Sünden [62^] wisti. daz ander: daz daz lieht ünsers herren entlühtet mit der
götlichen kunst. mit dem lieht waz unser vrowe volklich entlühtet; won unser
herre hat siner hohen wisshait und siner götlichen kunst in si me gegossen denn 35
in ie kain mentsch oder engel. nu spriht sant Gregorius daz der sunnen lieht
niemer reht in dem Spiegel geschinnen mag won so er allersament gegen der
sunnen keret ist. also mag och daz lieht des ewigen sunnen niemer reht in daz
hertz geschinnen, noch mag daz hertz des lichtes enphahen nit so es von Got
sich keret und zä zerganklichen dingen keret ist so es aber reht kert ist, also 40
18. l fliss me? 14. hat 23. disl l des? 27. fvgot. 29. vrilicher? vgl 8. 80 Z. 4.
daz es sin sinne, sin gii'de und sinen willen gegen Got keret hat, so mag öch
der suuiien lieht dar in gescliinnen und mag öch daz hertze volleklich enphahen.
nnd da von won unser vrowe den Spiegel ij-s Iiertzen [63^] reht gegen Got kert
hatte — und ir geliügde, ir wille und alle ir sinne warent frilicher gen Got keret
5 and gerihtet denn ie kain mentsch wurde — , da von enpliieng si öch me Hehtes
denn ie mentsche. ain lerer sprichet: 'unser berr Got ist ain so getan lieht daz
nieman vinden mag won redlich und lainnü werch nnd Intri ir hertzen'. daz daz
hertze redlich si, dar zö hörent zwai ding, daz erst ist; du lere ünsers berren
enphahen; daz ander: daz es du voilebringe mit den werchen; won es hilfet nit
10 daz der mentsche die lere Wiret und enphabet, er volbringi si och mit den
werchen. unser hene wil sament daz ör und die hant. daz ist also: so daz ör
die lere hAret, daz öch denn du hand da zu griffe und es mit den werchen vol-
bringe. hie von spriht der wissag: 'also schier sü gehortent, do warent bä
berait zu gehorsami'. also sol och der mentsche der lere gehorsam sin die (Sä"]
s es gehöret von dem lerer, und ze vordrost der lere die der hailig gaist tut; won
swaz der hailig gaist dem hertzen grünet, dez sol es willeklich gehorsam sin.
daz daz hertze rain und hiter si, dar zu hörent vier ding: daz daz mentsch iii
si schulden und witze und üppiger gedenke und unsAlger girde. swenn denn daz
herze redlich ist, also daz es die lere enpliahet und och behaltet, und rain nnd
20 luter ist, und fri ist schulden und witze und aller üppiger gedilnk und unsÄlger
begirde, so mag er wol daz lieht vinden finsers herren. sant Paulus spricht öch
von disem lieht: 'dVi sunne sol nieraer erlöschen von iiwrem zorn*. daz betätet
man in dri wis. dii schrift betület es alleklich also daz der zorn in des ment-
schen herzen niemer iibernabten sol, daz du sunne under kome. in enander wis
as betCitet man es och, also verstat mans aigenlicher daz der mentsch den zorn
m&[62']m%T in dem herzen sol gehan, daz er ünsers herren gnade iemer geiene.
daz dritte, als sant Dyonisius sprichet, daz daz lieht ünsers herren volkomen
machet, daz der mentsch reht wirt ain spiegel der götlichen tögni, also ist öch
unser ^Towe ain speherin der götlicben tögni; won si spehet in der bailigen got-
30 hait, und hat me erspehet und ervaren der götlichen tögni denn ie f-ngel oder
mentsch. si hat reht die gothait durchlasset und durchsehen, si siht verr in
die gothait und in die götlichen tögni denn ie mentsch; der also wol gesfthe daz
er von aim end der weit gesehem möhte untz an daz ander, sihet si die got-
hait luterlicher und erkennet si baz denn jener möht getün, da von won ei öch
SS dii rainsten und du lutresteu ogen hat.
Daz ander wort dar au si gelopt [63"] ist, daz ist daz si erhöhet ist über
all creatur. daz merkt man an den woiten daz er sprach: 'und hatte den man
under den füssen', won Allü creatur ist under ir, und die engel sint ze schimelen
worden under iren füssen; won ir st&l ist genomen von den engein und ist ge-
5. nie iicnmol. 8. ist] pret. IB. doz] dz. 21. er — der JUctwcA. 31. verr — veirer.
13, AiMängt an Pa. US, 60; 17, 45. 22. Epheg. 4, 3ü.
1
1 unser vrowen.
81
L des obrosten künges stfil, der aiii lierre und ain Got über all creatiir
gewaltig ist. da von spriht sant Augustinus: 'Maria, dir ist gesetzt von den
engein ain ktinklicher stül in des ewigen kimges pfallentz, und Got, der künig
ist über alle könig, der minnet dich als ain muter für alles daz der ist, und hat
dich gefueget zu im mit der baJsung der minne; wou es waz uit ain wunder 5
daz unser herre, der da richset in dem hjTuel, mit dir sunderlicben viöde hat
und du mit im , der von dir mentsch uff der erde geboren [63'] wart, und dem
du da so dike gütlich tAte do er klain waz'. ze glicher wis alz der man Hebt
enphahet von der sunnen, also enphahent öch die enge! und die haiigen von ir
rr6de und lieht. lo
An dem dritten wort ist si gelopt an ir sunderlicben gnade, daz merket
man an den werten die er sprach: 'uff ir hopt ain kröne mit zwelf stemen'.
sant Bernhart zellet die zwelf stemen da mit unser vrowen krön geziert waz.
aber aht Sternen sint rebt sunderlich ir aigen und sint ir sunderlich ere, da mit
si Got sunderlich geeret hat und erhöbet über all creature. IS
Der erst Sterne ist daz si hoher gehurt waz; won si wart gehailget und
gesegnet in ir muter lib. si waz och hoher gebürte von geschlähte; won ir kint
»olt byscbof und künig sin worden, also hober gebürte ist m4nig mentsche;
aber daz ie kain mentsch an sünde ward geborn, als [63'] hoher gebürt wart
nie mentsch weder Ysayas noch Jeremyas, weder haiige noch mentsche, der Got 28
ie als lieb wart als üser vrowe allaine. mit disem stemen ist unser vrowe ge-
zieret für all mentschen.
Der ander Sterne ist daz si wart gegrützet von dem engel. der grfitzte si
and sprach: 'Got grütze dich, völlü gnaden, Got ist mit dir', dirr grflss wart
da vor nie gehöret, noch wirt niemer me daz iemer me kain mentsch also volle is
gnaden werde als si waz, und daz unser herre als volleklich mit im si als mit
ir. er hiez ai vol gnaden, won si mit im erfi'illet waz von dem illö gnade und
alles gut flüsset und der selber du gnad ist. er sprach och daz Got mit ir
wÄre; won er wonte mit ir mit siner liplichen gegenwürti und mit siner göt-
licben gnade: won ir lip wart ereilet mit siner mentschait und ir sei mit siner M
gothait, dirr stera scbinnet und lüht«t allaine in unser [63'] vrowen kröne
und niena anderswa.
Der dritt Sterne ist daz der ballig gaist über si kam; won do ir der engel
koDt« daz si Got solt enpfahen und 6cb geberen, do antwurt si im und sprach-,
'wie mag daz hescheben, ich han doch willen daz ich iemer kunsche welle be- 3i
üben?' do antwurt ir der engel und sprach: 'der hailig gaist sol über dich
komen und du lügend des obrosten sol dich beschätwen*. dis getet Got an nie
kaim mentscben, noch getüt es och an niemer mentschen me.
Der vierd stern ist daz si Got wunderlich und unsäglich enpbieng. und als
si ünsem heiren enpbieng, also enpbieng nie vrowe kain kint noch öch niemer 40
I
82 33. Aber von Anaer vrowen.
enpfaliet. swer disen Sternen sehen welli, der sehe in in bjmelriche in unser
vrowen kröne, da ist er und niender anderswa.
Der [64°] fünft stem ist daz si du erst waz du Got iren inag:t&m opUerte. si
tet och ain wunderlich und ain vrömd ding, daz nie beschach noch niemer me
t beschiht. liiiser herre hatte die e gebotteil in der alten e, aber in dem ewan-
gL'Uo riet er den magtüm; und den baiden vol^et si nach und behielt daz gebot
der e und dt^n rat des magtümes. des mag sich enkain maget gerümen daz si
die e und den magtum mit enander hab behalten won si allaine.
Der sehste Sterne ist daz si in gentzi waz berhaft. der Sterne wart nia
U gesehen in hynit^lrich noch uff ertrich, noch enwirt och niemer me gesehen won
in ftnser vrowen kröne; won es wart nie noch wirt och niemer me daz iemer
vrowe muge sin müter und magt mit enander won si allain: es ist ir aigen, wir
mfissent irs lan.
Der sibend Sterne [Si'] ist daz si linsem herren trag ane swire. si wa»
u flwär an swÄre; won si trÜg den den hymel und erde nit mugent enthalten und
der mit siner kraft rndss nf han AIIü ding, daz waz wider der natur daz si
ane swAre waz do si ünseru herren trüg, won von nature ist, so ain vrowe
swanger wirt, daz si denn swäre müss sin; dar an wart ir och vrowe nie gelich
noh niemer me wirt.
M Der ahtend atern ist daz si an klag unser herren gebar, dar an mag sich
ir öch nieraan geliehen, also ist illü du weit von unser vrowen geschaiden
und si von ir, won si ist an disen dingen sunderlich geeret von Gotte, das
niemer me noch do, noch sid, noch da vor e von Got also gross h&ilkait nie
mentschen Hb wart berait.
16 Der nünd stern daz ist schäm, won do der engel zä ir kam und si grdtzt«,
do [64'] ersclirak si und swaig, und du liebi die si zfl künschait hatte, gab ir
baltkait, daz si dem engel antwürt und sprach: 'wie mag ich müter werden, nu
han ich doch Got minen magtdm geophert?' do antwurt er ir mit den werten
als ich da vor han gesprochen: 'sanctns Spiritus etc.". dis zimet wol allen den
ta lüten daz si schäm hahent, und sünderlich an vrowen und allen gaischUchen
läten. ain hailig sprichet: 'daz ist reht schäm daz der mentsch vorht habe
daz er misse valle '.
Der zehend atern ist andähtig demdtkait. unser vrowe glichet sich zwain
Sternen: der ain ist der obrost und der ander der undrost. won do ir der engel
u die botschaft brahte daz si müter solt sin ünsers herren und si und öot ain
kint gemaine soltent han, do hüb er si uf zu dem obrosten sternen, do warf si
sich her ab zu dem nidrosten und sprach: 'ich bin ain dirne Gottes, nach
di/^ß^Vien worten geschehe mir', und da von, won si unser herre vand an der
nidrosten statt der demüt, da von nam er si ze ainer mfiter und hat si öch er-
20. äuaem f 28. qu han fehlt. SS. unser herra] i
1
es
er obrosten statt in Ijjiiielrich von ir demütkait. nnd spricbet och
Mnt Augustinus: 'o gewArü und sälgü demütkait, du Got allen meutschen gebar;
dii hat firbraht den tidmigen und hat den hjmel erfüllet, die weit gerainnet,
daz paradis nf getan und aller nientsehen selan sint erlöst von der hell'.
Der ainlfte Sterne ist daz si höh waz an dem geloben; won si gelobte du 5
ding du über mentschlich künne warent, alz ir der engel saite daz Got die
Dientscfaait von ir wolt nemen und si in solt maget wesent geberen. dis waz
harte hoch über mentschlich kunst. dar au sont wir ir nach volgen daz wir
hohen geloben h&[65°Jhejit; won daz isst des geloben Ion und sin lob daz wir
gelöbent du ding du wir nit begriflen mugent mit mentschlichen sinnen, sant lo
Augustinus sprichet: 'wir sont üusrem herren etwas vor lan, daz er mit siner
götlicher kraft und mit siner götliclier konst me mug getün und kunne denn
wir mit mentsch^cAer kunst begriffen mugent'.
Der zwelft« steme da mit unser vrowen kröne geziert ist, daz ist du
roarter irs herzen, also sont och wir marter und bitterkalt han an ünserm ts
hertzen amb die Bünde die wir wider (iot hant getan, und ünsers herren
marter sol uns och ain marter sin und ain bitterkait an dem bertzen.
An disen vier lugenden mugent wir wol unser viowen nach bilden in et-
licher masse; aber daz wir si als durnähtklich gewinnent und also hob dar an
koment als si komen ist, daz mag [66''/ nit sin. wir sont aber ir nach volgen, lo
so wir best mugent iren lugenden, so mugent wir nit ierre werden, da von
spriht sant Bernhart: 'der ir nach volgel, der wirt nil ierre in dem wege; der si
bittet, der bedarf zwiflen nit; der an si gedenket, der mag verierran nit; den si
hebet, der envallel nit; den si beschirmet, der darf im fährten nit; den si füret,
der wird müde nit; dem si gnädig ist, der kumel zil der ewigen vr6de'. 25
Daz wir ir nu also nach volgegint mit lügenden daz wir och zfi ir koment
bymelricbe, des helfe uns der vatter, der sun und der hailig gaist.
[34.] Von Gottes lychamen und von der fruht Gottes.
i ._,.
^^P 'Du scböni der wüsti sol wiss weiden und die berg sont entlobtet werden':
W188 mit ünsers herren lycliamen nnd enllühtet mit sinen Worten.
Du wüsti ist [65'J daz hertze, daz sol sin wüst nnd itel aller lasier und
aller snnden. weles hertze also Inter ist und wüste, daz hertze wil unser herre
wies machen mit «im lychamen: won swer sich beraittet zfi ünsers herren
zu kunft nnd in wirdeklich enpbahet, der wirt wis der gaischllchen witze ünsers
h}'inelricli nathträglich eingeschoben.
33. luter] itel7
.V
34. Von Grottes lychamen und von der fruht Gottes.
herren gnade und wirt zii legend an tugenden und an sälden und wirt stark
und gesunt, daz es wol lofen mag an dem weg ünsers lierreu, der da treit zfi
der hymelschen Jherusalem. won der mentsch miiss aintweder fürsich gan an
lugenden, oder aber hindersich an Untugenden, swel mentsch ün-sern herren un-
6 wirdeklich enphahet in sin hertze, daz vol ist alasters und Untugend, daz wirt
me gekrenket denn gesterket, und ladet dester me siind uff sich selben, unser
herre wil nit sin in aitn unsubem und in aim unrainnen hertzen. er wil sin
in aim selißnnen hus, won [65"] sin herscüaft gezimet wol in sch&ni nnd in
wunneklicM ze wandlenn.
w Nu sont wir önserwi herren ain tempel und aiu hus machen, da sin Wand-
lung und sin wesen inne si. dis tempel sol sin unser hei-2e. dis tempel. unser
her«, sont wir im alles geben, won gebeut wir im ain tail und dem tiivel ain
tail, daz uimt Gkit nit vergfit; er wirt als erzürnet daz er sinen tail lat und
schaidet von dem hertzen. swer den grossen Got also gehalten wil, der also
15 gross ist daz in hymelriche und ertrich nit berahen mag, der bedarf wol daz er
sin hertz beiaite und wit mache; won dem daz hertze klain und eng ist. der
denn dem tüvel dekain tail lät und git. so enmag unser herre da nit beliben, er
lat es dem tüvel allessament. won also kum daz lieht und du vinstri in ainer
kemmaten mugent sin, also mag öch daz ewig lieht ünsers [66"] herreu und der
M tövel sament nit in aim hertzen gesin. won ir sehent wol, so der tag uf gat,
daz denn du vinstri under gat; und so du vinstri kunt, daz denn daz lieht ent^
wichet: also entwichet der liebte tag, unser herre, so er den tüvel vindet in dem
herzen; won unser herre wil aintweder enkain tail an dem hertzen han oder
aber daz hertze gar. unser herre gert an den meutscheu nit won dez hertaen,
35 als er selb sprichet: 'kint mins, gib mir diu hertze'. swer ünsrem herren daz
hertze nimet nnd es dem tüvel git, der robet ünsern herren, won er nimet im
sin reht aigen, won er geschßf es und ist unser nit, als öch her David spricht:
er geschüf uns, wir geschüffent uns selber nit '.
Unser herre wil och nit sin in aim tempel daz genaigt ist ze vallend. da
so von sprichet ain haiige: "daz ewig [66^} leben wil nit gän in ain tempel daz
genaiget ist ze vallenn'. daz sint du hertzen du da nit gerihtet sint gegen
bymelschen dingen, wou daz si genaiget sint ze Sünden, er wil siu in aim
tempel daz vestklich gemachet ist und uff ain gftt fundmiet gesetzt ist daz
fundmiet sol sin demütkait. nu bereut zwelf ding zu reht«r demütkait. der
3G hailig vatter seit von zehnen und ain ander haiUg von zwain, also sint ir
zweliü. daz erst daz der mentsch allen välsctüichen willen an im selben töte,
daz ander daz der mentsch sin hertz und sin gedenke offne sinem bihter. daz
10. vnsern. 11'12. fiaaer herze] vWb h^n bädemaX.
21. kotl bunt oder kumt ?
15. nit fehlt.
t fekü.
25. iVoB. 23, m. 28. P». 99, 3. 35. Gemeint ist der kl. Benedikt im ?. Kapitel seiner
Begel ( Wöl/ftin, Benedieti regvla monocAontm S. 1 7), wo jedoch von 12 Graden der Demut die Sede
ist; vgl. auch den Traktat des hl. Bernhard de gradibtu hfimilitatis (Migne, Opera I Sil).
34. Von Gottes lychan
a der (ruht Gölte«.
85
ritte daz der mentsch sin beschaidenliait lassi und si bevelhi siner maister-
scbaft daz vierde daz der mentsclie manung gern sol hören uad öch der
manang gerend sin. daz fünft daz der mentsch in allen dingen sol ban ge-
daltig gehorsami und stät gedultekait. daz sehste daz der mentsch nit tüge
won ffiG'J daz du gemain regel oder bild siner vordren seit, daz sibend, i
waz der mentsche enphahe gutes, daz es sich des unwert sage, daz ahtod
daz der mentsch sich mit warhait und mit werten nidre dunki denn ieman
hl im SL daz nünde daz der mentsche sich also halte und mit also getanem
frid wandle daz nieman von im betrübet muge werden, daz zehend, werde
aber der mentsch betrübet, daz er daz also gedulteklich habe daz nieman to
enbain betrü bde noch ungehabde an im mug gesehen, daz ainlfte daz der
mentsch nit sol ban bräbtend stimme uocb schrigend. daz zweifle daz der
mentsch nit lihteklich lache, dis tempel sol öch vier wend ban. daz sint vier
tngend. du erst; witze; du ander; sterki; du dritte: künschi; du vierde: reht.
in den vier wenden wil unser herre gerne in der sele sin, n« stünde aim is
Wirt harte übel, so er ainen lieben gast gela/^66"'7det in sin hus, daz er denne
oss dem hus giengi und den gast ainig in dem hus liessi: also stat der sele
übel, 80 si iren lieben brütgom und iren si^en gast, ünsern herren, zfi ir
geladet aintweder mit sim lichamen oder mit siner gnade, daz si denne usser
dem hertzen gat und uss der hüte irs herren. in trüwen, er blibet öch da nit, »
er schaidet von ii-; won swenn der mentsch sich selben und Got lat, so tat och
in unser herre. den lüten geschiht als sant Jobans schribet in sim ewangelio:
'unser herre waz in der weite und du weit bekant sin nit, und er kam in sin
stat und sü enphieiigent sin nit'. also kumet er och noch zu mängem hertzen
mit siner gnade, und man bekennet noch enphahet sin nit. des ensol ain 39
mentsch nit tun. so es Got enphahet, so sol es och bi im in dem hns sin /"ff/*/
und Wirtschaft mit im han und sol daz hus niemer gelan. daz wiri ain wunder-
lich ding daz ain gast in aim hus wäre, und so er denne uss dem hus giengi,
daz im du herberg und daz hus nah giengi, swa er hin giengi, und sin niemer
wolt Verlan, also sol dis hus dem gast nach gan, daz ist ftnserm herren, dem 30
almähtigen Got, und im an hatten, von disem anhaften scbribt sant Augu-
stinus aim sim gesellen ainen brief und schraib: 'daz ist ain vöUü wisshait und
ist ietz ain sÄliges leben: der an dem obrosten Gotte und an dem ewigen
lebenne also haftet daz er niemer mag verlorn werden, und sin sterki och an
im haftet daz in nieman überwinden mag, und sin künschi an im haftet daz si u
niemer geunsubert mag werden von enkainer irdeschen minne, und si reht also
an im ]iB.f[67*jtßt daz es undertinig ist ünsers herren rehten;* won daz tünd
och die eiigel und die haiigen daz sü undertänig sint unsers herren rehten, vrö-
went sich in sim rehten (als der wissag sprichet: 'et in iusticia tua eiultabnnt'),
I
1 Ende der Zeile.
23. Joan. l. 10.
88
94. Ton Gun«e tychAmen und von der fruht Gotte«.
und hoftent an im äne mitli. nud swel meotsch an linsrem faerren alsns hafle^
daz ist ietz ain bruder und ain frünt der bymelscben burger und hat sins
hertzen hns gemacbet und gemainsamet mit dem hymelscben huse, da von won
es sich ietz in disem irdeschen leben glichet hat dem himelschen lebenn. swenn
6 aber denn der mentscb sin bertz tat nnd mit weltlichen dingen amb gat, so
masget es den bj'mel und biitet sinen mägen und sinen fründen, den baiigen,
uner und laater und ze aller vordrost iinserm herren und unser vrowen. da
Ton sol sich der mentsehe flissen znht und erberi daz er sinen brfidern and
sinen fründen laster und nnere üt [67'] bieti,
10 Unser beire wil öch sin in aim tempel und in aim gotzhus daz gezieret und
gewihet sige. wi sont wir nu dis gotzhus zieren und hailig machen? sant
Peter zieret und machet hailig disen t«mpel da mit daz er schraib sinen
jungern ad Phylippenses und sprach: *ir sont nit gedenken won das war si und
daz raineklich si und hailig si nnd daz minneklich si und ordenlich si und daz
IS ewig si nnd daz gfites lumden si nnd daz lob der znht si'. swenne du sei ir
tempel alsus zieret, so wil unser herre gerne dar inne wonen mit der sele.
von dirre gezierde sprichet du sele in canticis: 'underlege mich mit bifimen und
unibsteke mich mit malagranatin giiten, guten smak '. hie bi slnt bezaichent die
tugend. bi der blümen lindi ist bezaichent daz der mentscli Hndü und fridsamü
io wort gegen allen luten han sol. bi der schiui ist bezaichent daz der mentsch
schöner und zühtiger gebärde sin sol und lob der zuht [ß?*] behalten sol.
bi dem guten gesmake ist bezaichent guter liimde, der von des mentschen
tagenden komen sol. sant Bernhart zieret öch dis tempel mit guten gedänken.
er zieret es öch mit unsers herren marter und sprach: 'ir sont gedenken
46 an die kröne du üusrem herren in sin hopt gedrnket wart', da von stat an
der minne bflch : ' gant uss, ir tobtren von Syon, und neraent war des küniges
Salomones, und nenient war der kröne da mit in sin muter gekrönet hat!' (daz
waz du jödeschait, von der er geboren wart), wir sont och sehen und gedenken
daz er selb sin crütz trag, and daz man in dar an hieng alz er ain diep wäre,
80 nnd daz sä im under sin antlüt spuwent; nnd do er tod waz, daz er duich sin
hertze gestochen wart, und wie er ans erlöset hat von der vangnust des tüfels.
er ist der edel signunfter, won [68'] er hat gezemet und zerstöret des tiivels
gewalt an dem crütze. da von spricht ain haiige daz unser herre ei ain
orthaber des lebens und der vröden. daz <y^i er uns wol an dem crütze,
9& won er erwarb ins daz ewig leben and die ewigen vröde und mähte uns
lebend und gesunt von allem siechtagen, der helfant hat ain nature daz er
lat uss der nasun ainen geamak, der machet dft höbet gesunt; und als man
in bittet daz er den smak lasse, so tat er es. bi disem helfant ist bezaichent
12. Pet*] ;. PauluB.
35, erw/warb.
1. malagracatiD bluten gäten «makes f die) l. An (RoethM)M
M. Von Gottes Ijchai:
n der fniht Gottea.
87
dar edel helfant, üiiBer herre. der Hess aineii als gfiten smak von im an
dem crutze daz er von uns vertraib allen siehtagen und gesunt sint wor-
den, und swer den edlen gesmak siner marter noch enphahet und siner
tagend, der müss gesunt werden an der sele. da mit so machet der nientsche
sinen tempel hailig; und aber sunderlich die gedänke von f68'} ünsers herren t
marter die wihent daz tempel, also daz der tAvel niemer dar in komen mag.
Und dar nach sont wir nnsern herren sdchen, won sant Paulas, so der
g'eleret dis terape! hailig machen und zieren, so spriht er denn erst hindnen
nach: 'und denn sont ir suchen linsern herren und sont sin halten in dem
fride und in der senfti, der wil wil er zfl üch komen und Wirtschaft mit ilch v
han.' wie sont wir nu ünsern herren han und suchen? da von sprichet ain
haiige: 'sächent ir, so süchent, und sid ir sfichent, so sflchent.* wa sont wir
nu ünseru herren suchen? in trüwen, in dem hertzen, da vindent wir in.
etlich lüt süchent in unreht, si siichent in usserhalb irs hertzen, und da ist
er nit, und da von vindent si sin och nit. wir sont nit tun als der rappe l
den Noe sante uss der arche. der sass uffen ain äss und äss daz und kam
nit wider, do sant er do ain tuben ns, do si do niena vant so vil {68 'J
daz si ir füsse gesetzen mihte, do flog si wider in die arche. bi dem rappen
ist bezaichent daz weltlich hertze: so daz usgeflüget in die weit mit sinen
gedenken, so sitzet es utf daz bös äss, der weit unrainkait und bossbait, und l
haltet sin gedänke und ain girde dar üf und kunt nit wider in des herzen
hns. aber bi der tuben ist gelichet daz rainne hertze: so daz joch sin ge-
dänke uss der hüte fliegen lat, so öiegent si doch schiere wider in; won so
es in der weite kain stäte vröde noh rttwe vindet, daz es gerüwen muge,
so finget es wider zehant in sich selben und in sin inren sinne, und da vindet 1
es fride und in dem frid nnsern herren. aber die litte die nnsern herren
went suchen in der mengi und under dem volke, die vindent in niemer; won
als schier ain klaines vögellin, ain schnelles, entwüschet, also entWMSchet 6ch
unser herre under vil mengi üppiger gedenke, unser [6S '] herre tut als
ain zunschliiphel. den kan nieman wol gevahen, und fläs;et den lüten doch >
nähr also ist öch unser herre dem herzen vil nahe, und mag in doch der
ment^che niemer gevahen iu den üppigen gedenken, her Jacob der patrlarcbe
der waz in der statt Mesopotamia und lie laut, wib und kint, und do er
sich also enzoh der haimüt, do kam der engel in der alni nahe zti im. also
wil och linser herre funden werden in der aini des hertzen. so in denn der )
mentsehe ergrifet, so sol er tun als her Jacob tet. der enwolte den engel
nit von im lan e im ain segen wart, und rang also sere mit im daz er
binkent wart: also sont wir linsern herren niemer von uns verlan e üna der
28. cntwacbet. HS. der
%. Anklang': an Phil 3, 20; 4,9; Tit. 2,13? Kf. Gen.8,6ff. 33. Oen.Sl.18: 32, 23 ff
I
I
88 34, Von Gottes Ijchamen und von der fraht Gottes.
mgea werde siner gnade, so wir ünsern herreii gesüclienf, so kämet er, als
da stat geachriben daz wir den hersclier sfichint und daz der engel zu üs
kumet. unser hene enwil aber {69'J nit ailaine die hüte an dem engel lan,
er wil selb unser hutev sin. unser berre wil aber sin ain rehter herscher.
5 won er herschat und richset in bymelrich und in ertricbe und ist ain berre
über all herren. sant Paulus sprichet daz der ain rehter berre si der allen
frechen gewalt zemet und vertribet, und der alle wunne besessen hat,
und des gewalt niemer zergat, daz ist nnserm herren aliaine, won er
bat all die schöni hynieb'ichs und ertriclis besessen ; sinen gewalt mag öch
10 nieman genaigen , won aller gewalt müss sich ünder sinen gewalt naigen,
und sin gewalt wirt niemer genaiget. dirr herscher kunt mit in in ir
lant und in sin statt. also tünt die herscher dirr weit nit: so die koment
in ir lant und in ir stette, so sorgent die löte zu ir zükunft; won si ver-
tribent arm lüte und phendent die lüte: aim schlabent sü den {69"] ffiss ab,
U den andren vaheut si. des entüt unser berre nit. er kunt nit also daz es uns
verlieri und daz wir sin gevangen sigint; er kumt also daz er uns wil ziehen
in sin vitterliches haimüt zi\ den ewigen sälden. dis ist ain wirdeklicbü zuht
daz daz ewig leben den tod nah im ziihet, und der ewig richtiim die armät
und den bresten, und du gesuntbait den siehtagen und die krankbait, und
SD du State vr6de die trurkait, und du ewig rüwe die arbait. dis Ziehens w&nne
ich wol daz och du sele gere, da si da sprichet in canticis: 'herre, züch
mich nach dir!' er kunt och nit also daz es uns nidene und druke: er
kunt also daz er uns wil kr6nnen. wa mitte? entruwen, mit siner erbärmde.
er kunt i'ins gnu wol mit siner erbdrmde; won es ist unser enkaines es habe
S& in etwenn verlorn mit sinen böwen werchen, so enphahet er uns wider mit
siner güti; und noch denn mÖhfGd'JteM wir niemer verdienen daz hymelriche
mit ünsren werchen, won daz er uns krönet mit siner erbArmde und git lins
den sygnuft siner marter. er kunt och den kindlin mit siner erbärmde die
von diir weit varent so si den töf enphahent: die entatent im mit Worten,
W mit werchen noch mit gedänken nie dienst, und git inen doch daz hymelrich.
er kunt och nit daz er robe die lüte und si ze aibait bringe; er kunt also
daz er Ans wil rieh machen und erfüllen mit allti^u tugenden und mit allem
giite, als der wissag sprichet, mit aller süsskait und mit aller überflüssekait
götlicher gnaden.
as Nu miüsse er, lieber herre, schiere alsuss zu uns komen und bi uns
wonen. amen.
. Anklänge an Col. 2, 9. 15. Bom. 13.
W [35.] Von Gottes frlde.
^^ Der wissag sprichet alsuss: 'liüt ist der frid lier iiider komen, und daz
honig daz in dem hymel gesament wart, daz ist geflosseu durch alle [69']
die weit.' der wissag spricht: 'vellet der mentsche der da reht ist, es en-
wirret im niht, won unser» herren hant ist linder sim hopte und hilfet ini s
nf,' der wissag spriht aber: 'swer sin ogen behüt und alle sin sinne, daz si
nit sehent noch würkent daz Got hasset, der sol offenlich sehend werdent
den gütlichen Spiegel.' David sprichet; 'unser heire ist bi mir, da von vröwe
ich mich, daz hail ist beschehen von den sondern und liatt mit im nit ze
t&nde. herre, gib mir wider min vrflde, und den fürstlichen gaist dines lo
hailes den gib mir. o Got min hertze ist dir berait; swenne du kumest, so
bin ich berait dich ze enpbahen, und ich singe dir ain gütlichen sang, nement
war und vei-süchent wie gar süss unser herre ist. die brosmen guter gedenke
machent die grossen süsskait. din trost den [70"} du hast geben mim hertzen,
der vriwet min sele. o herre, du hast din antlütz von mir bekeret, da von 15
bin ich betrübet, unser herre ist min helfer, wen fürht ich deune? o herre
min sele ist dürre und verdorret, o herre, du bist min sterki und min vesti;
wen vorhti ich denn , sol er min helfer sin ? swenn mich denn kain ar.
bait an gat, so wil ich fliehen in min vesti, daz ist min Got, der wil mir
helfen in allen minen nöten." Äbacuc sprichet: 'ich wil stan uff miner hat 2fl
und wil loffen ufl" min vesti und wil mich umb sehen wer die sigint die
mich versüchent in minen tagen.' Jliesus sprichet durch des wissagen
munt: "owe all mentschait, sich waz ich erlitten han durch dich, und merk
1. Überschrift fehlt O Z. 2. Der wiaaage sprichil alaus von vnairs horren gebürte: hi'ito G.
S. geeament wart] zeeamme wart getragen O. 4. mentscbe . . . ist] rchte mensche G.
6. aber fehlt Q. swer — S spiegel] alle die ir o'gen bphfltent- vnde ftUo ir änne daz aü niht
aebint noh werkint du ding dii got bazze. die buu offenlichiu scbin den werdin gotlichüj spiegel.
Iheremyas- Ir vranzm üttehait het eü uirzwei7it. daz bii iwerar sint denne daz kol. daz daz fiSr
virbienoit bat 6. 8. sprichet fehlt G. 9. vor daz] Longe la. Q. beschehen] ge«cbai-
den ö. 10, vor o] Rcdde mihi G. 11. vor o] Paratum cor G. berait min herce igt
abir bereitet swenne 6. 12. gotlichen G. vor nement] Gustato G. IH. versächent]
Bmekint O. 15. vor o] Avertisti faciem G. IT. herre got G. IS. sol . . . ain] so er min helfer
wil ain G. 19. arbait han od' an gat Ä. 20. vor Abacac] Nnmquid in nnminibus Va-
fina iTafena Z.) wil got ie mir zürnen, er enhat inbaine irbenniüe übir ein volch. Tarbatus
sum. Ich waz betrfibit vndo retdc niht Numqnid »yon. Syon ist ain mensche, vnde ain mensche
vngeborn. vnd der mensche ist d' lio'hste. viid der mensche geschüf sjun. Sind (miniv richtig Z.\
aail aint gevallin in daz rebte erbe, vnd min erbe bt gar iütir G.
1. MU Nr. 3S beginnt der Text der Predigten in G u. Z, Kelche hier im weientiichen überän-
stimmen, so daß im Apparat nur die Leaearten von 6 miedergegeben sind. — Dem Charakter nach
itt dieses Stück eine Zusammenstellung verschiedener Schrift- «nd Väterstellen, die teils teörüidi,
teils nur dem Sinne nach aus dem Oedächlnis niedergeschrieben tcurden. Die Verifiziervng ist darum
_Sß Bdiwier^keiten verbunden. 2. Isai. 66,13: 48. I8Y 5. Fa-3.6; 13S.5Y G. Ps.n8,37?
^L 9.1^.118,100. \0.Ps.öO,14. n. Fs. 107,2: 5S,S. l^.Fs.33,9, 15. fg. 5», S.
^M J6. F». 117, 6. Ps. 142, e. 17. Fs. 36, 1; 27, 7. 20. Hab. 3. 1.
90
36. Von Gottes fride.
es reht; ob dich diinke daz ich dich gnü tiire gekoffet habe und mich sare
[70'J sigist an komen, so dien mir.' David spnchet: 'ich hab all min sinne
^setzet in daz hymelrich.' 'wie kumet daz das golt sin sch6ui hat verlorn?'
Jhesus spnchet dnrch des wissagen munt: 'unser herre wil daz iirlüg sparen
5 untz an daz ende des ertriches.' David sprichet: 'o herre, ich löf in dem
wage diner gehotte, so du enbrenneat min hertze." unser herre der spricht:
'hie sol min rftwe und min erb sin, und dis hab ich mir erweit ze ainer
rtiwe und zä aim rehten erbe.' Moyses sprichet: 'o herre, beschirmet mich
din erbarmed nit, so mfisti ich iemer buwen daz abgründe der helle. Ysayas
10 sprichet; 'herre, unser opher ist nit gantz, won da vellest nit unser vigint"
'.«tand uf Jherosalem, din liebt daz knmet; und du g&ulichi ünsers herren ist
komen über dich.' David sprichet: 'herre, haftet min sele an dir, so
umbvahet mich din zeswe.' Ysayas sprichet: 'nement fruht (70'} ab dem
aller b6hstem bome der ie wart, und werdent ge3pi.set.' David sprichet: 'Got
15 hat fms beschaffen, und wir haut uns selber nit geschaffen.' 'o herre. alle
min tage und alle min zit, ällii minü jar wil ich dir wider geben mit bitter-
kait.' 'ieglicher naht wil ich weichen min bette mit minen trÄhennen.' 'o herre,
entlobte mit diner gnade die vinstri dii in rainem hertzen ist.' 'werbent man-
lich, so werdent ir gesterket und setaeut all liwer ziiversihl an Got, daz ir
2(1 mugent gesigen.' Jhesus spricht: 'ich bin dar umb komen das ich ain für uff
daz ertrich sende.' Job sprichet: 'o lieber herre min, waz han ich getan, daz
sag mir, daz du din antlüt von mir hast gekeret?' 'ich hab mir daz erweit
ztL aim tröste daz ich versmahet werde.' 'si mässent arnen alles daz si ie
getatent, und mugent doch niemer zergan.' 'mine leftzen sont niemer gereden
25 die valschhait und unwarhait, die lugine sont von mir schaiden.' 'wil [70°}
ich min arbait geliehen diner arbait, so mag min arbait tuaent nit geliehen
\f. ob — mir] vnd dunk üch , daz icb \y gnft türe habe geko'fet . vnd dai ir micb siir tint
anekomin so dienenC inir Q. 2. smnei trehinne G. 3. vor wie] Quomodo obscurantm G.
4, dee am Bande nadigetragm A. des — munt] den w. Ö. 5. vor David] Jbegns Bp>cbit
Eedemo rüwigeo . wir sun ilisime entliben . er wil o'ch oatltben G (or — entliben fehtf Z).
ß. der fthlf (?, 7. vor hie] Ilec requies raea G. 8. spricbetj din volc hat fregfindet G.
boBchinnet] onsf^hirnde G. 10. da envellist du niht vnsir viendo G. lt. vor Htand] Isay ap'.
Sorge illnmlnare G. Uf. ist komen übir] kotnit uffen O. 14. vor Got) ipee fecit dos et
non ipBJ nos G. 15, vor o] recogitabo tibi G, 16. und fehlt G. lit tTi ellfi G.
17. David Bp'. legelichir G. mlnon] nt'iwen G. herre ep'. MoyBes G. 18. vor werbent!
lUomlna virihter a^te G. ISf. ir in mugint geaegin. Isay. Wirvaren mit vro'de unde werden
mit vride getflret zehimitriche. da von vro'wint eich die berge. 5n ^e böhile vn lobfnt got dir
omhe G. 20 f. in daz ertricbi gebe G. 25. dQ lügi sol von mir gea^hdden ein G. 26. mag —
91,1 stne] mach tilsint arbait niht gelichin diner groiin angiat G.
1. /. Cor. 7. S3; L Fetr. 1. 18f 3. Thrm. 4, 1. 5. Fb. 118, 3S. 7. Ft. 181, 14 f
11. Iiai. 60, 1. 12. Jb. 62, 9. U. Fa. 99, 3. 16. Itai. 38, 15. 17, Fa. 6, 7. IT/". A.
12, 4: 17. 29. 18/". Pg. 30, 35: DetU. 31, 6. 20. Lvc. 13, 49. nf. P». S3. 11. .2i f. Job
27. 4.
35. Von Gottes fride.
91
, aine.' 'ich waiss wol daz min erlöset- lebet und d&z am jüngsten
tag ich sol erstan von dem ertlich, und mit niinen iiplichen ogen sol ich
dennc sehen ininen behaller.' 'owe heire, ich fürhle allü minü werk, won ich
iraiz wo] daz du mir nit entlibeet ob ich süiiden.' 'o lieber herre, alle die
wile daz min sele in mim lib ist, so wil ich mich niemer von dir geBcliaiden.' 5
'verfluchet ai der tag daz ich geboren wart, herre, daz ist min beesfer troBt
daz du mir nit entlibest.' sant Johannes sprichet: 'iiwrü werch volgent üch
nach.' 'ÜJiser herre wil aim ieglichen mentschen Ionen nach sinen werchen'.
Job sprichet: 'sÄlig ist der mentsche dem Got arbait git nnd kestegung." sant
Paulos sprichet: 'o herre, I6b.e mich von dirr weit und von der wwgewii-shait lO
da ich jnne f^l'J bin.' sant Peter sprichet: 'Gottes wille ist daz ir über
windint alle die üch hinder redent.' sant Bernhart sprichet: 'gät ist arbait
des libefi, besser andaht des hertzen, aller best ist fliss der tugend.' sant
LaurenciuK sprichet: 'herre. ich han dir braht ain opher des lobes.' sant Bern-
hart spricht: 'sid daz uns Got hat verlan sinen gesmak in daz ertrich, swer I5
dem nit nach volget, der ist ainlweder tot oder toI,' 'waz tust du, krümbü
sei, in aim nfrehten übe? Got hat den mentschen nfreht geschaffen dar
umb daz er ze allen ziten gedenke daz er zfl dem hymelriche geschaffen ist'
Änshelmus sprichet: 'daz hymelrich ist gesetzet uff guldin quaderslaine und
ist gezieret mit golde und mit edlen gimmen, und mag nieman mit klainen 20
noch mit grossen sünden dar komen; da enmag nieman sin mit dekainer
missewende.' Augustinus sprichet: 'o \)er/71'J\e, wir werdent dich alle sehent
ze hymelriche in diner schonhait, und aber ain ieglich meutsche so vi! luter-
licher so vil es 6ch rainklicher gelebt hat.* Bernhart sprichet: 'es ist ain
ding das vol ist senttekait und siisskait. daz man den sehen sol der den m
mentschen geschaffen hat; und der da waz vatter und lieire, der ist worden
kneht und geselle.' 'es ist billich daz wir ünsern herren minnegint, swenue
wir 90 gedenkent wie er ödb geminnet hat.' Orjenes der sprichet: 'sehent
1. SB A. I f. und — erstan} vnd an dem iungiatlichin tage wil iretan
eündenl ^eBündcti G 5, io mim] vii min G. ich mich fehlt A.
ror herrei ich ieze min vlaisch mit minen zen G. besser .d. beste G. 7
später ättgeachoben A. U. eUigl beilig G, seil ig Z. 10. gewisshait A.
Ich bin dar ombe komm dai ich mines vatir willen voltebringe G. I2f. s
4. waii fehlt A.
6. daz] do 6.
I volgent Ut das I
.. eant] Jfaesus Bp'.
tngend fdilt Q.
13. sant fehlt G. 14. ich bringe dir 6. IS. vor sid] min (din richtig Z] t^st also s&ze
daz idi niht msrh widirstan dem bitterin tode. Bernhardus sp*. Gottes segiD iet übir dez rebtin
mtuscbiii bercin. vt) bimitricbe sol er enpban zaime erbe G. daz vor Ans fehlt G. 16. derae
smacbe G. rur waz] Snnctus Benibart sp'. G. ermü vfl krambö 0. 17. libe] menacbin Q.
lö. zu dem] le G. 13. ist abir lüier vfi ist gesctiit G. 21. vri enmach do nieman G.
il. äancius A. G. 2H. scbonbait] magincbratt G. 24. öcb] hie G. so sp'. sanctus Bem-
bart G. 2S. den sol sebin mensehin der G. 27. vor es] Er spichlt o'cb G. ünsern
ü frhll G, hat vG wen er geminnet hat. tII wie vil er geminnet hat So
99
35. Von Gottes fride.
des g:uteii Gottes g^ti! er wil uns oit füren in ain faus daz wir selb buweni'
and gartner sigint und bumau: er wii uns die hymelschen plialluntz beraiten,
swenne wir koment, daz wir si berait vindent.' sant Peter sprichet: 'ir sont
stan in der relitvertkait und sont stan vesteklich als die zesamen begiirtet
5 sint. swer iit reden wil, der sol leden die warhait, als den mentsclien wol
gezimet daz Gottes f?l'/ zaichen treit.' Salomon sprichet: 'mentscb, gedenk an
dinen schepher in diner Jugend I'
*
I
ß6./ Von der sterkl In Gottes dienst.
fConfortamini in Domino et in jtotentia virtutis eiusj
10 Sant Paulus sprichet; 'ir sont stark sin in Gottes dienst'.
An disen werten raanet uns sant Paulus vier dinge, daz erst ist daz
wir striten sont; daz ander daz wir uns ze stritten waffennen sont; daz dritte
daz wir vigint hant; daz vierde war umb wir striten sont.
Daz erste ist daz wir striten sont. da von spricht her Job: 'des mentscheu
15 leben ist nit won ainer strit und ain bekorung', über das wort sprichet sant
Bemhart: 'sprichest du, guter Job, daz des mentschen leben si nüt won ainer
strit und bekorung, so sprich ich: "swer denne an strit und aiie bekorung
ißt, der lebet och nit.*" sid denne unser leben nit anders ist won ain strit,
als sant Paulus uns manet, so sont wir vaste striten und sont vestklich stau,
20 daz wir nit siglos werdeut. sant Paulus sprichet: 'so der nientsch [?!''/ sprichet
daz er sicher si. so vallet er aller schierost in den kuniber da er kum von
kunt'. Salomon sprichet: 'raentsch, so du dich in gaischlich leben gezühest,
so stand in der rehtvertkait und in der vorhte Gottes, und hüte daz du ibt
vallest in die bekorung." über daz wort sprichet saut Johannes: 'mentsche,
sp' BsnutQS Paulus, wir wizzeu wo) daz wir aine wunungo viaden. die euhiüos menschin hniit
gemachen mach, gottos Hun der hat vub ai borait, da uon so varen wir vro'liche von diaeme
eilende, sit wir doch hinnan mfizcn vam. wore ez abir also daz wir ane scliidunge aoltin vam.
so wore du vro'de ganz. So sp' Orieuea G.
1. wir) wil Ä. I f. buwent — wil] büwen müzen. er wil selbe büwen vfi der gartinsere
ain. vf] der buman. vO wil ö. 3. bo sp' sanctua PetruB G. 5. vor swer] Er sp'. o'ch G.
b. Überachrifi fehlt GZXArundd, De pngna in bcllo spirituali am Eiinä W. 9 f. Gon-
fortamini in dlJo et in po[tenlia]. Disil wort sp' sanctus Panlus (darauf er sprichet Z). Ir sunt
Btaro sin in gottes tugent. In (an Z| disen Worten manot er uns vier din)re G {ZW v,nA die
Ubrigm BmX Der lat. Ttxt fehlt A. H. her fehlt G. 15, ainer striil ain stritten Ö.
ebtmo n. IS. IT. ain bechonioge G. 16. andere fehlt G. 19. stan] striien Q. 20. also
sp'. B. Paulus G. so bin 22 kunt folgt nach 93,2 (sckierost). Darauf ['ii, 2): vfl da non sun
wir allixan vaste stan. vü rlizlch sin daz wir sichirliche striten G. 23. hflte dich G.
3. /. Petr. 1, 13; 5, 8; II. Petr. 3. 14. 5. I. Petr. 4. 11. 6. Eecl. 12, l. S. Die Predigt
itt etUhalten in G Bl. 3'; Z El. 3'; Arundel Bl. 79' (vgl PriebKh II S. 43 Nr. 64) und E Nr. 46.
Mit diesem Slück beginnt die Bähe i'cr Fredigten W und N. — Gednickt mich N in den Alt^
deutschen Blättern II S. 174-178. 9. Ephai. 6,10. U. Job 7,1. 20. I. Cor.lO,t3f
22. Eccli. 3,1. 24. Johanne» Chryaoalomus ?
k.
1
SS. Von der sterki in Gottes dienst.
H8
bftte din flisseklich, won zu der zit so du winnest daz du aller sichrest
eräugest, so vallest du aller schierost'.
Daz ander des uns saut Paulus manet, daz Ist daz wir uns wafennen
silllent unser kerre leret uns wol wie vnr uns wafenen süUent man liset von
imme daz in der tüvel bekorte; waz tet er aber da wider? entrüwen, er 5
waffent sieh mit der wishait and über want in. also liaisset öch uns der
edel sant Paulas daz wir uns wälfen mit der wisshait, so werdent wir nit
siglos. also spricbet unser herre: meiitsehe, icli han dir so getan wafen geben
daz du niemer siglos wirst', her David spricbet: 'mentsche, wafene dich
mit der fTS'/ vohrte Gottes, won du vorhte ist erber und sicher und behept u>
dich daz du nit vellest in die bekorang; daz sag ich dir sicherlich daz dich
Gottes vohrte behütet vor den sünden'. nn spricbet her .Tob: 'du vohrte ist
dem Intern gold gelich, daz da gerainet ist in der esse.' er glichet die vorhte
dem golde von Arabia, daz ist edelre dann dekain golt; es ist luter und
blaicb, dem ist du vorhte glich, nu spricht aber her David: 'entschlaffent ir 1&
entzwiischent zwain gelüken, so soiit ir haben tubenvedren nbersilbert, und
off dem ruggen sont ir sin äbergüldet mit luterm golde'. nu merkent ii- daz
er spricbet: 'entschlaffent ir entzwwschent zwain gelüken.' daz ist der weite
Tr6de und ere und gut, daz ist daz aine; daz ander ist hymelscbü vröda
und dirr geläke hant wir enweders, won swer der weite geliike versmahet »
und zfl gaiscb/?.^ '/liebem lebenn kunt, der schläöet zwwschent zwain gelüken,
der weite und des liynielriches, won er hat noch enweders. nu spricbet der
wissag daz wir sont han tuben vedren über silbert. bi der tuben vedi-en
sint bezaichent tugende; won mit tugenden müss der mentsche ze hymel
fliegen, nu spricbet er: 'sä sont sin über sUbert.' bi dem silber ist bezaich- »
hent du künschkait, und mit der so sont wir all unser tugent über silbern,
nn spricbet er aber fürbas : ' wir sont och sin über güldet uff dem ruggen
mit lutenn golde.' da bi ist bezaichent daz wir ällü ünsrü werch und all
linser arbait übergolden sont mit der edlen minne, du fi.llu ünsrü werch über
3. Uns »estrite G. 4. ünHcr — siilicnt fehlt Ä. 5. aber feMt ff. 0. öch feUt G.
7. mit deme geweffine der 6. S haeliger (aeiliger Z) meneche O. so getan] aolich ß.
S. wirat wilt du dich nialiche vfl bescbaidinliche haiteu. ho sp'chet der wisaage Danid O.
wafenel vteae A. 10. si bebobit ö. 12. her fehlt 0. 13. glichet die vorhte) er engelichit
nibt die vorhte allaine deme <alleme Z) golde. er spricbit si sie gelicb O. 14. es A, vn ist O.
de ist edilre deine dehein golt vD ist bleich Z. 15. dem golde G. aber — ir] der
wiraage. Ob ir cnBlafent G. IT. ir vor daz fehlt O. IS. ob ir entslafent (entslafen aint Z) G.
naeh gelüken] dö zwal gelüche ff. entzwschenl A. ebenso 21. 19. doz »ine — ist] der
weite gelüche. Daz andir f^elüclte daz ist G. 20. and fehlt G. 21 f. i
welle geläche. vn deme himilschen gelüche ß. 23. bi ff, ait A.
h^t G. fibeiBilbem. spricbit der wissage ff. n. aber fehlt ff.
der edlen] dem edilin golde daz ist du edile ff.
- hjmelriches] der
26. so] rehtun kügchic-
29. Bunt fehlt G.
5. M(M.4.1ff.
il4. Ft. 67,14.
8. Pa. 17,40: Eph. 6, Uff.?
. Ps.18,10; 24,14. 11. JobSS.lSff.
94 36. Von der stcrkt in Gottca dienst.
güldet vor Gotte. dis gold ist geliclie dem golde von Arabia, daz da lutw"
nnd schön ist und blaich. nu spnchet der wissag und hat daz gesprochen
daz wir lina waffennen sont gegen dem strite mit der vohrt Gottes (72']. die
her Job da glichet dem gold von Arabia. nn spricht der edel Paulus daz
fi wir vast staudent in der rehtvertekait und mit der vohrt Gottes i'ms waffen,
daz wir nit vellig werdent in dem strite. nu spricht ain wiser man: 'so der
ritter in den strit vert, überladet er sich mit nngeriugen wa£fenn, er wirt
siglos". man liset von dem künig her David: de er solle striten mit Golyas
dem risen, do hiess im der künig Saul sin gewäffen an legen; und do er
10 daz an geleite, do moht er nit striten, won es waz im nngering und ze
swAre. ze glicher wis geschiht dem ment*:chen der sich über ladet mit un-
beschaidner arbait in aim jare oder in zwain, daz er dar nach nit me mag.
was tet aber her David? entrüwen, er zoch sich us und nam sin schlingiin
und fünf stain. daz ist du behügde der fünf wanden ünsers herren, da mit
I U Überwindet der mentsche alle sin vigint. 173'} also sprichet sant Bernhart:
'so der getrüw ritter siht sins herren wunden bluten, so wirt er so gehertz
daz er siner wunden gar vergisset', 'ze glicher wis', sprichet er, 'so geschiht
och den mentschen der ünsers herren wunden an siht, der wirt so stark in
der bekorung daz in nieman überwinden mag.
» Daz dritte daz uns sant Paulus seit, daz ist wer unser vigint sint drier
haut vigint habent wir. der ain vigint ist der tüvel; der ander du weit;
der dritte unser flaisch. man liset von her David daz er drier hant vigint
hatte: die ainen warent die haiden: mit denen 8trait er ze aller zit und ent-
lie si niemer gerüwen naht noch tag; der ander waz der künig Saal: den
» floh er ze allen ziten; der dritte waz sin selbes san Äbsolon: mit dem strait
2. niieÄ blaich] Daz [richtig was Z) ist abir bi der blaicbi den guldes bezaichinot. da« ist der
minne übirvart. vnde awa du mioiie int. da zaiget ai sich mil unem blatcliin antlüte vfi daz
zsiget die girde der minne. du indene herein ist. duz iet der minae fibirvart. Also sp'ch ; Job.
Sin {riehüg mia) sole hat irwelt daz ei'i rehte erhangen ei. enschw'ficlien dien dingren dii obe mir
t&TA. Abo ^lichit den lüton die du minne blaich bat gemachit die eint mit deme gaiste erhangen
enzw'Bchen dien otiisen dingen, du in liimilriche eint vn den mdim dti uffen ettriche sint. wao
ir gust ist da obinan. vri m&zin o'ch vndirwilent hie nidinan fin. wan wir mfizen (insim Ge-
sellin den lip (trun von dome ertriehe. vü abir den gaist suu wir fQron von der himilschun
sMchait ö (Z W). Sf. die sclliun vorlito gelichet herre iob . . , . Arabia. als o'ch gesait ist G.
Af. 8. Paulus. Mensche sUnt vastc . . . G. bf. nnel vn A, aolt du dich G. 6. daz du
niht oellich werdest G. 7. der wirt G. S. her fehlt G. erl der G. in. won] vß G.
12. daz sä . . . mugen G. 13. her] der kfinich G. 14. behügdel gehugidc O. wunden]
rosebninnen ff. IG. geherlzt] starch G. 17. gar) Bierl G, schiere Z. so] also G.
18. och frhlt G. den] dem 0. 20. der edile panetua G. seit] loret G. ist wer G, wir A.
21. du weit] daz vlaiach G. 22. unser flaisch] dQ weit G, vnsir lip Z. her] deme
känige G. 23. die ainen) Aino waren phylister . daz G. ae aller] ellfi G. 24 tue
Doh naht O.
8. I.Rcff. 17, 38 /f.
J
36. Von der sterki in Gottes dienst. 96
er etswenn und underwilent entlaib er im. bi dem künig her David /?«97 ^^^
bezaichent ain ieglich mentsch and bi den drin vigenden unser vigint nu
sont wir lernen striten mit ünsren vigenden als her David, bi den haiden
sint bezaichent die tüvel: mit den sont wir alles an striten naht und tag.
also sprichet ain hailig man: 'wir sont naht und tag beraitet sin ze strite, 5
wen so wirs aller minst truwent, so kunt der vigent und wandet uns die
sele'. der ander vigint waz der künig Saal: bi dem ist bezaichent d& un-
getr6w weit, die sont wir allüsament fliehen und sont ir niemer genahen« der
dritte vigint waz sin sun Absolon: bi dem ist bezaichent unser lip, mit dem
8ont wir etswenn striten und underwilen entliben. in trüwen, du solt vil lo
beschaidenlichen mit im striten, du mäht anders liht verschulden Gk)ttes zom;
won 8 wer mit den viginden [73^] stritet, wil er dem entliben dem er nit
entliben sol, und er dem hainlich ist den er fliehen sol, der stritet unwisk-
lich, er mag wol vellig werden in dem strite. und dar umb daz uns nit
misselinge, so sont wir striten als der künig David vor uns gestritten hat. 15
uns leret och striten ain hailig man, sant Hylarius. er sprichet: 'ich sag
dir sicherlichen daz da mit dekaim ding so sere über winden mäht dine
vigint, so mit aim, daz haisset gaischlich vröde'. 'stritent vrölich, Got wil
üwer helfer sin in dem strite,' spricht der wissag. 'stritent vrölich mit ta-
genden und mit götlicher vröde, ich wil in dem strit üwer schilt sin und 20
wil &11Ü üwrü schoss enphahen,' spricht unser herre. daz dis war sigi, des
hant wir Urkunde an dem guten sant Stephan, do der ietz im strit waz, do
sach er über sich in daz hymelrich und sach ünsern herren Jhesum Christum
stan zA der aeswen sins vatters, reht /?37 als er sprächi: 'gehabe dich wol,
ich stan als ich dir ze helfe komen wil in dem strit T ze glicher wis t&t 25
unser herre noch hüt dem mentschen der tugentlich stritet in sim namen,
dem knmt er ze trost und hilfet im striten. sant Paulus sprichet: 'unser
herre wil üwer helfer sin in allen üwren nöten.'
Daz vierde daz uns sant Paulus manet, daz ist war umb wir striten
sont wir sont striten umb daz hymelriche, daz ist des strites Ion. nu spricht 30
unser herre: 'reht als mir min vatter daz h^elrich hat gegeben, also wil
6ch ich üch es geben, ich kofte es vil sure und vil bitterlichen mit grosser
1. nnd fMt Q. ime o^ch G, her David] her Gy David Z. 3. her] der künich G.
6. aller minst trfiwent] minest wizsen G, 7. daz waz G^ ebenso 9. 8. die — allü-
sament] Wie hielt er si {jA übergeschrieben, fehlt Z) widir deme viaende . entrüwin er vloh in alliz an .
ze geüchir wiz snn wir die weit alliz an G. 12. den] deme G. stritet — 13 entliben] alliz
an striten wil dem er entlibin sol . mit deme er ellü zit striten G, 15. als uns d. k. D.
nor g. G. 18. haisset] ist 6. vroMe . da mitte mäht du alle dine viende ubir sigen G,
19. spricht d. w.] daz sprichit er in dem wissagl G. 21. spricht u. h. fehlt G. 23. in daz]
zi G. 24. er fehlt A. wol liebir mensche G. 27. also spr. s. P. G. 29. dez uns G,
das fins Z. 30. wir striten G.
5. im Anschluß an L Fetr. 5, 8. 19. Ps. 9, 10; 45, 2. 20. im, Anschluß an IL Reg.
22, 3. 31; Ps. 90, 5 ? 22. Act 7, 55. 27. IL Cor. 1, 4. 31. Luc. 22, 29.
96 36. Von der stcrki in GotteB dienet. ^H
arbait; wend öch ii- es also koffeu, so gib ich es üeh.' im sont ir merk«^
den Ion des hymelriches, der Ion des hymelrichefi ist unser herre Got, der
wil ain Ion sin und ain ende aller unser arbait, des hant wir [73^} urkönd
an hern Abraham, den hiess iinser herr varen in die wösti. do sprach er:
5 'herre, waz wilt du mir dar umb geben ze lone?' do sprach unser herre:
'ich swerre dir bi mineii götlichen triiwen daz ich selb wil din Ion sin', daz
ist ain Urkunde uns daz unser herre wil ain Ion sin aller unser arbait. als
man liset von sant Cecilien, du hatt Got ir küschkait gelopt; do woltent si
ir fründe aim herren geben, daz widerret si tugentlich und strait da wider.
10 und do si in dem strite waz, do kert si an ir gebet und bat ünsern herren
daz er ir hulfi striten. do erschain ir der engel und zaigte ir zwai schappel
von rosen und von lylien und sprach: 'gehab dich wol, Got hat din strit an
gesehen und wil dir Ionen! daz rosen schappel solt du enphahen von der
marter die du noch liden solt, und [74"! daz schappel von den lylien solt
15 du enphahen umb dine künschi.' dis ist uns ain Urkunde des lones der nach
dem strite g:at. ^^ä
Nu stritent tegenlichen, won Got wil selber unser Ion sint ^H
{37.} Ton der sele beraitaug.
[Et vos similes hominihus exspedantibus domhium suum, quando revertatur
28 a nvjiHis.]
'Ir sont glich sin dem mentschen', sprichet unser herre, 'die da baitent
irs herren, der zii dem brutlof gevaren ist, daz si in geraite in lässenf.
Dirr brütgom ist unser herre Got. du brut ist du mentschait, die hat
er ze hymelrich gefüret und an dem jüngsten tag so wil er her wider komen.
25 nu spricht er an dem ende des ewangelien: 'sehent daz ir berait sigint, won
ir wissent nit wenne und weles tages des mentschen kint kumet!" war umb
er sprichet: 'des mentüchen kint kumet', daz ist da von daz wir alle zwaiger
2. des h. Ion daz (daz fehlt Z) igt O. 7. iBt — sin] ist finB ftin nrkönde . daz KOt nneir
(ein ZI loD wil ain G. 8. WkX man G. 9. han gegebin G. daz ~~ wider] da wtder
Btrait ei tugintliche ö. 11. der] ain O. 17. de(i:iiilicho got G. wil wlbo der Ion
sin dez stritendin menschin G , wil selb s^n dein ISn dpz streitunden menschen W.
18. Ubergchrift fehlt G WA'Arundel. Von Tneenne h'ren irol) Z, Item van eyme oontesaoir
off vÄ sent raerty PAtiZ. 19. tat. Text fehlt A. 21. vor Ir] Disü wort spichit (sprach Z)
finair herre ze sinen inngim . vfl zaime ielichin gaiatüchta mEsciiin . vfi sp'chit also G (Z vnd die
übrigen Hrn.). dem A (SandhiassitnUation), dien G. sprichet u. h, fehlt G. 22. der da
g. ist ze d. br. G. 2S. Dirr] der G. brfit das ist G. 25. er] ünsir herre G.
2S. nndl aide G.
5. Gen. IS, Iff. IS. Die Predigt findet »mA in ö Bl.4'; Z BIS': WBL4'; N Bl.ä'.-
Arwndel Bl.83'; PhÜl. BL330'. Hiermit beginnt die Bähe der Predigten H. ~ Oedniekt nadt R
(der Eaager Es.) in Haupl, Zeilschr. für deutsches Altertum II 350. 19. Luc. IS, i
25. Imc. 13, 40.
^m
37. Von der sele beraitung.
97
mentscbei) kint sint, nnd aber er ist nit won [74''] ains mentsichen kint und
Gottes, dar zä twang in du minne daz er menlschlich natur an sich nam und
sich du gothait mähelt zu ünserr kranken mentschhait, dar zii twang in du
minne. da von spricht sant Bernliart: 'es ist nit daz so gewaltig mug gesin
so dii minne, won si twang Got daz er mentsch wart', sant DyoniHius 6
pprichet". 'es enist nit daz so wirdig si so du minne, won 8i mähte Got ze
riK-ntschen und den mentschen ze Gotte', als spricht unser herre; 'ich sprich
daz ir Göt sint". daz ist also ze verstände daz wir alles daz hant daz wir
wend, wir sint also volkomen an vröder, an schönhait, an wishait und an
allen dingen, und wölte uns unser lierre me geben, wir enw^ltentz nit und lo
da von daz wir illü ding nach TiTinscbe habent und nach willen in unser
masse, da von so sint wir Gütte. und daz er sprichet daz nüt so wirdig si
so du minne, daz ist da von daz si Got ze mentschen machte und den
mentschen ze Got. [74''] du minne ist so edel und so wirdig daz si den
mentschen an allen dingen Got gelichet in der masse als wir im glich is
mngent sin.
Nu sprichet er daz wir gelich sont sin den mentschen die da baitent irs
herren, der zö dem brutlöf ist gevaren, so er kom, daz si in wirdeklich in
lassent und balde. die alsus ini herren baitent, die sont drü ding bau, went
sü wol irs herren halten. »
Daz erst ist daz si sont wachen; und sont wachen durch drü ding, zu
dem ersten male daz in nit verstolen werde; zu dem andren male daz in
daz füi- nit eriösche, daz si im lieht engegen enzilndent; zu dem dritten male
daz si berait sigint in ije emphahenn. ir sont zem ersten dar unib wachen
daz üch der schätz nit verstolen werde, daz ist du sele; won der varet der 2B
tüvel ze allen ziten daz er si verstele, und dar umb sont wir flisseklich
wachen daz wir si behi^tent. wir sont darumbe wachen daz daz für nit er-
lösche. [74*] daz für ist nit anders won du gnad ünsers herren; der gnaden
sol der mentsch tugentlicli hüten und pflegen und sol ze allen ziten zu legen
mit guten werchen. man liset in der alten e daz unser herre gebot daz all M
zit ain für in dem altar brunne, und der ewart solt es machen und allwe-
1. abir wan er (?, 2. vil d.i ?.& G. 3. dos sich 6. 6. Bp'chit o'ch G. so dii
minne fehlt A, '. also ff. ror ich] Ego dilti dii estia G. 10. ewflitenti ^1. 12. maze
»\tit vil als ünsir h're got in einer maze G. naeli Bpriebctj in dien ersten worlen G. 14. d&
minne] Alse dauor etat . dnz finsir hYo spvh^ . dnz wir go'tto werden daz maehot dfl minno du ff.
15. gclichetl gelich machot ff. 19. widir konie ff. wirdeklich) beraitieliche ff.
19. und balde fMl G. 20. baitst A. 21 f. zA — male] daz eretc dar umbo sü wacken iun.
daz ist ff. 22. vor nit tat von acnter Hand in W der sdiata eingrtchoben, das AGZH felilt.
zu — male) daz andir ff, ebenso 23 d. dritte. in fehlt ff. 24. in] sin ff. 2Af sfi sun . . . daz
inen G. 25. daz — won] Danon sprichit b. Panlus . Waz mach uns virstoln werdin wan d&
BjElo ff. 26. er ünB u ff. 27. si) ünsir selo ff. sun o'ch dar umbe ff. 29. ziten
der gnade zd legin ff. SI)/; all zit] alliz an ff. 31. es) daz für G.
: Fg. 81. 6. nf. vgl oben S. 73 Z. 15 f.
« Texta de* HittaUton. X
20. 1. Pe(r. 5, S
90. icu. 6, 12f.
98
37. Von der sola bermtimg.
gent zä legen, daz es oit erläsche. ze glicber wis ist dem mentschen ^botten
daz unsers berren gnade in dem alter sins herzen brinne; und der ewart,
daz ist beschaidenliait, die sol daz für der gnaden schalten mit guten werelien,
und sol die lugent üben flisseklich die im Got hat gegeben, mit singenn und
5 mit lesenn und mit dienend und mit ainer iegliclier arbait, als yjl es gelün
mag; und als vil im unser kerre gnaden hat gegeben, die 3ol ez tme wider
geben; won wil es die gnade nit üben, so minret si im Got. sant [T'ö'J
Pauliis sprichet: 'gebent wider die gnade Gotte, ir verlierent si anders', üuser
herre spricht öch in dem ewangelio: 'swer die gnade verbirget und si nit
10 übet, die er von mir bat, dem nira ich si und gib si ainem andern, an dem
si nütz ist", der wissag spricht: 'ich wil niemer gerüwen e daz ich kum
in die hailkait Gottes', du hailkait Gottes daz ist daz hymelrich. unser
herre sprichet in Apocalipsi: 'ich bin ain angenge und ain ende*, und als
sprichet der wissag daz er niemer wil erwinden e er kome zu dem augenge
! 16 und zu dem ende, daz ist Got. er sprichet öch nie: 'ich'gedaht an Got, und
da von widerfurent mii' drü ding: do ich gedaht an Got, do gelust mich
sin, und da von übte ich gütü werch, und zerfloss min gaist von der süs-
kait die 175^J ich in minen gedänken an Got vand', man liset von der
küngennen Bester: 'do si für den künig Aswerum solt gan, do erschrak si
20 gar sere; won der künig hatte den sitten, wer für in gie den er es nit
hatte gehaisseu komen, der mftste den tod liden. und ze ainem male do mfiste
du küngin für in komen ungeladet. do zierte si sich mit edlen klaidem; und
do si für solte gan, do fürt si ain jnngfi'owe, die ander hüb ir du klaider
uf. und do si den künig an sach, do duhte si daz si der künig enweng
25 zornlich an sähe, und erschrak daz si gar blaich wart, und naigte sich uff
die jungfrowen," bi dem künige ist bezaichent ün.'ier herre Jhesus Cliristus,
und bi der küniginne ist bezaichent du sele. so du beginnet gedenken an
Got und an die schonhait des himelriches, so erwindet si niemer e daz si
kumet mit iren gedänken für Gottes stui und /757 steket ir ogen in den
M götlicheu Spiegel, won man liset von der küngin Uester daz si erschrak,
do si dünkte daz er si enwenig zomlich an sach: ze glicher wis ge-
2. alt^ Ä. S. ist dez monBchin beachsidinhait G. 6. berre fehlt A. tf. dic^ — ^ebonl
fehlt Ju 7. öbin mit gütin w'ckin G. if. aJso apr. a- P. G. 10. mir] gotte G.
nimet er ai vn git G. U. huser nnUir G. 12. vor du] vii an ir daz iiingisto G.
himelriche . ir daz iungiato daz ist vnsir h^re got . der ist ir aneuanch . vndo ir endo . aUo spr.
u. h. i. Ä. Ego aum alFa etc. G. 13. als] daz G. 15. mo] Memur fui dei G. an
f^lt G. 17. Bin] dez ß. 20, ainen »itte G. 20/'. gie. der müzo den tot liden . den er
niht für sich liiez komin G. 22. vn do z. G. claidim G, stainen A. 23. ander fehlt A.
2&. orecbrach si also sere . daz G. 2li. kOnige Asavero G. 27. künigimie bester G. so
du] vn so du sele G. 2S. so] aon G. si] da selo G. 30. v(m\ hvuvr vn also G.
31. er si] si der künich G.
8. Hehr. 12, 28; IL Cor. 4, 15; 6,1; ILPetr.3,18? 9. Matt. 35, 14 ff. 11. ft. T^,
16. IT. 13, Apoc.1,8; 21, 6. 15. Ps. 7»!, 4. 19. Est. 4,16; 15,5/1'.; vgl.obtnS.44 Z.19ff.
A
7. Von der aele beraitiing. 99
äer sele so si für Got mit ireii gedänken kämet und er sich ir
etlicher mäz git ze erkennend, also daz si sin antlütz Interlich erkennet, und
von dem antlütz erschriket die sele. und bi dem zoi'n des kiinges ist be-
zaicbent ain Wandlung des antlütz. du Wandlung gescbiht so du sele ir ogen
gesteket an Got und er sich ir git ze erkennend; von der erkennnng so er- 6
scbriket du sele, und der lip verlüret all sin kraft, und züliet sich das blüt alles
enweg, und wirt der mentsche denne blaich, und naiget sich denne der gaist
uff den lip, und kumet denne der mentsche von im selben, dis ban ich alles
gesprochen von dem füre, daz ist du gnade die unser berre dem {75"] ment-
schen git, daz es die flisseklich sol üben, daz si nit erlösche in dem herzen, lo
daz dritte dar umb si wachen sont, daz ist daz si in gedrate in lässent,
swenn er kumet. also spricht unser berre: 'ich stan und klophen zfi des
mentschen hertzen; silig sint die die mich in lant, won mit den wil ich
ain hobzit han". er sprichet in der minne buch: "tu mir uf. min liebü
swteter und min turteltube, und la mich hobzit mit diner sele han', is
Daz ander ist: si sont wol gezieret sin die irs herren baitent. si sont
gezieret sin als daz antlut des tempels. man Hset in der alten e von dem
tempel, daz waz gezieret mit ainer guldinen kröne und mit guldinen schilten,
und waz in ieglichem orte des tempels ain wmb hang uf geschlagen mit gul-
dinen vingerlin. ze glicber wis sol der mentscb gezieret sin, der Gottes tem- »
pel ist daz wir Gottes tempel sint, daz seit uns sanctus Paulus; er sprichet:
'uwer lip ist ain tempel Gottes*, went wir nu Gottes tempel sin, so sont
wir gezieret sin mit ainer guldinen kröne, sant Johannes sacb aine vrowen,
du hatte die sunnen zu aim klaide und den manen zu aim füssscbämel und
waz gekrönet mit zwelf liebten stemen. also schribet er an sinem bfiche: 25
'ich sach aiu zaichen an dem hymel, daz waz wunder gross, daz waz ain vrowe
und ain wip'. dis mngent wii- bezaichennen an unser vrowen. du hatte wol die
sunnen zfi aim klaide, do si den ewigen sunnen enphie und si und Got ainen
gnn gemain hattent. si hatte öch den manen zu aim Schimmel, daz waz du bös
weit, die hatt si gar versmahet. si waz öch gekrö/J'&ynet in hymelriche mit so
zwelf krönen, und daz er sprichet: 'ain vrowe, ain wip', daz ist dar an ge-
mainnet daz si ist mäter und magt vor ir gebüvt und dar nach, wir mngent
I. er — ir] sich got der sele in G. 3, nnd — künges] in bi dcme daz bi dulite dw b1
der kimich ain wenieh zomliclie ane Btthe , bi deme lorne G. 5, aoj in C er — erkennend]
sich ir gol *. e. git O. T. enweg] inwert zfl demo h'cin wan daz h'ee bo grase bewegQge hat
enphangcD Q. S. von im] widlr zime G. XU gedrate] geroito G, zehant W. 13. won
fthlt G. U. sp'ehj o'cL in G. 16. ist daz sli w. gelieret Büln sin G. IT. nach tem-
pclel Omaverant faeiem templi coronie nureis G. IS. In kröne itt r später eingfschoben Ä.
!9. hnnib hang A. 22. tempil dez lebindigen g. G. 23, d° Bah G. 25- Unde also G.
an] in G. 27. nnd fehlt G. 2B. zfl aim klaide] zccleidiru G. 31. krönen] siindirlicben
eren G.
12. Apoc 3, SO. 14. Cani. 4, 2. 16. vgl. oben. S. 86 Z. 9 ff. IS. I. Mach. 4, 57.
T. Cor. 3, 16; II. Cor. 6. 16. 23. Apoc. 13, 1; vgl. oben S. Tt Z. 18ff.
100
37. Von der selo beraitang.
6ch dis bezaichnung keren an aiii ieglich sälig sei dii Gottes tempel ist. flii
snnne da mit si ist beklaidet, daz ist du gnade die unser herre in dem
gebette ir in güsset. der man daz ist du bös weit, die sol der mentsch gar
versraahen, als sant Paulus sprichet: ' mir ist ällü du weit ze ainem inist
5 worden vor miuen ögen'; reht als er sprach; 'ich han die weit so gar ver-
worfen und versmahet daz ich nüt me uff si ahte denne uff ain mist.' dar
nach so wirt du sele gekrönnet mit ainer kröne, du hat zwelf Sternen, dan
sint zwelf fröden des liymelriches, die ain ieglich mentsch hat; der joch
nümme hat, der gewinnet sechs sunderlich vrode an dem libe und [76'j sechs
I 10 an der sele. alsuss sol dii sele gekrönnet sin dii Gottes tempel ist. wir
sont öch geziert sin mit guldiuen schilten, alz daz tempel waz. da von sprichet
her David : 'o herre, du hast mich gekrönet mit dem schilte dines guten
nillen'. an dem schilte sint drü ort, die sint uns bezaichenlich, daz ain ort
sint ünsers berren gebot und sin lere: die sol der mentsch flisseklich be-
15 halten nnd sim rät nach volgen. daz ander ort ist du regel. daz dritte ort
ist du Satzung: waz man uns haisset und setzet, daz sol der mentsch güt-
lich und vrölich behalten und sol sin hertze dar zu ordnen daz er willeklicU
gehorsam si siner maisterscliaft und sim orden. so der mentsch disii drii ort
hat, so ist er wol gezieret vor Gotte und ist ain tempel Gottes, daz tempel
' » waz öch gezieret mit vier umbhangen, daz sint vier tagend, die der mentsch
sol han der Gottes [76"] tempel ist, der erst umbhang ist güti erb&rmde,
die du solt han über ain ieglichen mentschen, also vil so du mäht; und solt
mit aim ieglichen mentschen tragen swaz im wirret an libe und an hertzen
oder an der sele. der ander umbhang ist gehorsami: die solt du willeklich
S5 laisten mit herzen und mit libe. der dritte umbhang ist gedultekaÜ
der vierde umbhang ist demöti: in der solt dn äilii dinü werch volbringen
und solt din erbärmde, din gehorsami, din gedultekait zieren mit demüt-
kait mit disen vier umbhangen solt du daz tempel dins herzen, daz ist
Gottes, zieren, dis umbhang sont uf geschlagen sin mit guldinen vingerlin,
80 daz ist du guldin minae. ze gücher wis als man ain jungfrowen zu
1. 6ch fehlt Q. keren fehlt G. 2,
3. ir fehlt O. i. AIbo apr. b. P. G. 6.
maine vro'do G. joch| o'ch ß. i
Also e. 12. her fehit G. vor o] Domin
sint dm O. die Bint] daz iet G. daz —
16. du fdilt G. waz] daz iaC daz G.
ai| du sele G. If. demo baialtchin gebete G.
ich nüt me] fimme {au8 i ni'tme^ G. S. zwelf ge-
. vro'de . vn gezierde an G. 11. waz da voni
! Qt scuto bone G. gekrSnetl gessicret O. 13. da
ort) Ain ort daz G. la. dritte ortl drite daz G.
19. tempil dez lebinden G. 21, der erat] Siu G,
richtig ain. daz ist G. ebenso 24. 25. gtlti fehlt Z. 22. bd feUt G. 24. aole .
für bO bitten G. willicliche vü vro'liche G. 25. gedaltikalt &m umbhang ist /eW( AGZW,
dagegen liest H nach gedultekait: der menace sal gednidegiike aiuc ordooc dragen ont in den doet.
26. in — da] da aolt in demStichait G. 2T. erbermide . dinc deniüti dine goboTsami G (dine
demflti fehlt Z). 7bf. aolt — zieren] sol dnz tempil dez herin gottes gezieret sin . vTi Ö.
30. nfli'A miane] zegelichir wiz alse die umbehaoge waren vf geheftet in deme tempil mit guldinen
4. Phil. 3, 8. 12. P«. 5, IS. 25. 1» der Anzahlung da- v
Punkt gedultekait; der vierte Funkt ist Demut.
■ Pitnkte fehlt als drilter
A
37. Von der scie berailuiig.
101
^er weite mäbelt mit aim viiigerliu, also solt du di/T'/'Viie sele zfi Gotte 1
luÄliein in der minne; und als daz vingerliu sinwel ist und nit endes hat, |
also ist dii minne an ende : won so alle tugent zergaut , so belibet si 4
stÄte, won si ist ewig, man liset von lier Moyses, der in ain wasser wart I
geworfen, und wart fanden uff dem waaser, und bräht man daz kint der 6
küngennen und geliielt in dri tag. Moyses daz sprilit 'ain mentsch daz j
U8S dem wasser ist gezogen', daz sint wol gaischlich liite, die aint ge- |
zogen uss dem wasser der unstäti: wan aUe daz wasser unstäti ist alle 1
zit und hin flusset, also ist dti weit alle zit ungerfiwet. also sprichet 1
ainer wiser man: 'wir verfliessent als daz wasser'. also spricht öch dii schrift: 10 1
'ain ieglich ding illet da zä daz sin näme si'. also ist du weit ungeräwet
alz daz wasser. usser dem wasser sint ga,isclt[??'J\m\i lüt gezogen in gaisch- I
lieb leben, darinne sont si dri tagwaid gan gegen dem bymelriche. der erst |
lag ist gantz und luterii biht. der ander tag ist rebtii rüwe umb all sin
Sünde, der dritte tag ist statu bftsse untz an sin ende, man liset in der is
alten e daz Unser herr gebot daz mau ain tempel mähte und daz zierti
mit drin yarwen: wisser und roter und mit hymel varwe. ze glicber wis
so! daz tempel Gottes gezieret sin. zera ersten mit wisser varwe: da bi
ist bezaichent relitü künschkait und du gaischlichu schäm, da von sprichet I
sant Bernhart: 'ich waiss ain harte schöne tugend, si ist gehauen gaisch- 29 ]
licbn schäm ; si ist ain hainlicher fri'ind Gottes , si ist ain bebüterin der |
knnschi und ain stül der tugend und ain anvang und ain beraiteu des
hertzen nud ain übergüldeu aller tngend und alles gutes', bi der roten
[7?'J varwe ist bezaichent du gehiigde üusers herven marter. da sol der
menlseh behügen alles daz er durch uns erlitten hat^ und wie gross minne !6-
er lins da mit erzöget hat. und da sol sich du sele mit devi blüle vär- '
wen daz von sim hertzen flöss. als sprichet sant Agnes : ' linsers Iierren
blfit hat gevirwet minii wangen'. hübsch vrowe spulgent sich ze värwenn
vingirlia . also sol der mcDBchc alle sine tuginde vf heftia mit d' minne . vQ solt du dine sele vn
gilt aesaemme loeliilo in d* minne GZ, wii/irend W hier A folgt.
I, aim] den G. Af. der wart geworfen in «in wazir a. w. f. G. ß. tage . daz ist ain
it^gelidi gaistlich mensche G. 7. dem] ainem <?. If. die ~ der unstiti] die sint wol uesir deme
waz«r gegozln (gezogio Z) dlerre vliezindun weite G. 8. wan — wasser fdiU A. Sf. alle zit] '
alliz an G. 9. alle zit] zallen ziccn G. tO. ain (?. wisur man AZ, wisü vrowe G W.
II. da z"i] daz ez werde . vfi G. sin o'ch G. 12. gegoziu G. IJ. tach daz ggenzfi u. 1. ff.
daz ist r. G. 15. ist fehlt G. 17. mit wizir vn mit rotir ff. 16. dez hailigen gottcfl G.
jcw ersten fehlt G. da bi] Bi der wizun varwe ff. 19. rehtü] dii ff. 20. harte fehlt G.
geliaizen fehlt Ä. 21. schäme . si ist harte wol gewrzet (gewizztn Z) . si ff. dez sclio'ncn
gottcs ff- 22. anevanch d^ tuginde vn ff, beraiterin ff. 25. irhugen ff. alliz dez
liaz ff. 26, ers5get hat] zaigtte ff. dem btilto fehlt A. 27. alsu ff. berren aus beneii
korr. A. 28. hat — miuü] ist mir ain varwe an minen ff. vrowen ff.
i. Ex. 2, Iffi vgl. oben S. 35 Z. 33 ff. 11. Eede. 1, 4. 7. 16. im Anschluß an Exod. 37?
27, IIB Änschtvll an die Antiphon des Breviers (II. Nokturnj: 'mct et lac ex eiua oro suseepi,
onguis eine oniavit gen.iH meas'.
tos
beraitimg.
mit wisser varwe und mit roter, also sol 6cli di'i sele sich värwen mit rehter
künschi und mit der gehügde unsers iierren marter. bi der liymelsclien
varwe ist bezaichent du girde und dii minne die wir haben sont zu dem
liynielschen lande: dö sol uns ziehen und binden ze Gotte. sanctus Paulus
i sprichet: 'dii minne ist ain band da mit unser herre zä der sele wil gebun-
den werden', sant Augustinus sprichet: 'du minne ist ain süsses band; si
bindet f?7''J Got und die sele süsseklich ze samen'. er spricht öch: 'o minne,
du bist ain edlü tugend, du da nit geret ze behabenn, du taillest dich allen
den die in der minne sint'. so spricht sant Paulus: 'du minne ist edel, rieh
1 10 und gewaltig: si machet den unedeln edel, den armen rieh, den ungewaltigen
gewaltig*, dis sint die dri varwen mit den die sele, Gottes tempel, sol ge-
zieret sin.
Daz dritte daz si tun sont die irs heiTcn baitent, der zu dem hrutlof ist
gevam, daz ist daz si gedulteklicken sont bailen, daz si nit verdriessi ob er
IG ze lang ist. si sont gedulteklichen baiten durcli drü ding, daz erste ist:
gedultkait meret den Ion ; so der mentsch ie gednltiger ist, so sin Ion
ie gi'össer wii't vor Gotte. daz ander ist: si höhet die wirdekait; so der
mentsch ie grösser unwirdekait hat , so sin wirdekait ie höher wirt vor
Gotte und allem [76°J hymelschen her. daz dritte ist: si beraitet die TTÖde
L» des hifmelriches ; so der mentsch ie gedultiger ist, so sin vröd ie merer ist
und wirt. also liset man von sant Martin, der waz alz gedultig daz er
sprach: 'herre, wilt du ich lebe, wilt du ich stirbt; swaz du tvilt, daz wil
Ach ich, din wUle werde an mir.' man liset von ainer vi'owen, du hiess Re-
becca, du wart swanger zwaiger kind, und du kind kriegtent in der müter
[35 lip mit euander. bi der vrowen ist bezaichent der gut sant Martin, der
trug öch zwen willen, die kriegtent wider enander, daz waz der töd und
der lebtag: swaz Gottes wille wäre, daz öch daz sin wille wäre; won wölti
Got daz er sturbi, so wolt er sterben; war es sin wille daz er lebti, so
wolt er leben.
1, rotir varwe G. Öch fehlt O.
waz o'cli gezieret mit bimilvarwe . da
minne 6. if. also spr. b. P. 0. 5. vr
vn du bist dti G. 9. sprichi; abir e
2. der gebligde fehlt A. if. bi — varwo) Daz tempil
aitte G. S. du lugintliche girde Q. 4. dö] in du
ser e^ceimal Ä. 6, gprichit o'ch G. 8. dv A. tngitit.
P. G. 10. si — 1! Biuj vn iat also vmbe die tngint .
BI macliot deD ricbin am . vG den annes rieb . vs swer ane ei ist . der ist am . wcre o'ch ellü du
weit ime dieniathaft . swer abir die minne hat der ist rieh . alsua sol dfi sele gezioret bid mit drin
varwen alae daa tempil QZ(W). tSf. derzti — haHen fehlt A. 15. daz orete ist] dfi G.
Ifi. gednltjgir ist in sime lebinno so G. IT. si — die] du G. IS. unwirdekait] wirdicbait G.
bAber] gro'zir G. 19. Gatte und fehlt G. ist daz si G. 20 gedaltiger ist] gro'zir go-
doltichait bet G. 20/'. mercr — wirt] Intirre ist an gotte vn an ime seibin . vn an altime himil-
schin ingcsindc O. 22. öch avs icb korr. A, herre wildu Aaz ich lebe oder duz ieb sterbe W.
11 f. stirbe — ieb fehlt A. 25. lip fehlt G. 27. won — 29 leben] WKre Aüz gölte» willo
4. Col. 3, 14. 9. I. Cor. 13, if. 22. i»j Anschlvli an das Repiontorrum des ßreviers
(I. Noklum): '0 beatum vinim MartimiiD antistitcm, qui ncc mori tiniuit, nee vivere rei-nsavitl Do-
mine, si adhuc populo tuo sum necessariuB, non recuso laborem : fiat yohmtas tna.' 23 Gen. 35, 22.
88. Von unser vrowen nnd i'insenn honi. lOi
[38.} Von rinser vrowen und rinserm her«.
[Erunt Signa in sole et luna et steUis.J
Do unser herre uflF ertrich wandlet in ment/7S7s<^hlicher natüre, di
sprach ev zfi sinen juns;ern alsuss und wissaget inen ain künftig ding, e!
Bprach: 'es sont zaichen beschehen an der suunen und an dem mäne und an 5
den Sternen'.
Sant Johans scliribt in Äppocalypsi daz er sach vier engel fliegen uss
aim altar und flugeut durch daz h^melriche; und der erat engel blies ain
hom, und zehant verlos du sunne und der mäne und die stemen den dritten
tail ir liehtes, dis mugent wir merken bezaichenlich. won bi der sannen ist lo J
bezaichent unser iierre, der dii gewAre und du ewig sunne ist also ist von
im gescbriben daz er ist ain sunne der rehtkait. nu aont wir merken drü
diog an der sunnen, dar an unser herre der sunnen glich ist, daz erste ist
daz du sonne schön ist und du schönst creature die Got dem ertrich ie ge-
schüf. daz ander /?S'J ist daz enkain frnht des ertriclies fruhtber mag sin i
an der sunnen hitze. daz dritte ist daz der sunnen lieht gemain ist aller
der weite, dem armen alz dem riehen, dem Übeln als dem guten.
Also ist unser herre och schöne als du sunne. von siner schöni spricht
sant Augustinus: "und solt ain mentsch tusent jar leban in allen den vrßden
so sin herze erdenken künde, die solt es all versmalien dar umb daz er Got 20
nit won ze ainem male sähe in siner götlichen schönhait. und ensolte er in
joch dar nach niemer me g&sehen'. er spricht och me: 'und wAri es mug-
lich daz ain mentsch als lang leben solle und möhte daz ain tube des
daz er lebiti . so wolt er gerne lelien . itne letiienste . wolti ablr got daz si Irichtig er Z\ atiirbi . so
wolt er gerne Bterbin . duz er zä der himilfichan vro'de kxmc GZ, Wmit Amen am Schlusse.
1. Überschrift fehlt G IV N, Von vnaemie h'ren (rot) Z, Duminica in adventii domini Ärundel,
Des üd'eo sadage» I d^ adu«e l'hill. b^ am Ende der Zeile A. 2. Der lat. Text fthit A.
A. er diai'i wort zfl 6. algnse fehlt G. if er sprach fehlt G. 7. daz er] Der G. S. and
vor der fehlt O. Sf. dö — tail] der mane vn du sunne daz dritail G. 10. Hehtia . vn dm gy-
«ime viriM o'ch daz dritail njns liehtia G. 10 f. bezaichenlich —herre] an vnsim h'ren G.
12. istl 91 G. 13. wol gelich G. U. vTi ist dd G. 17. fibdn als dem] alten alse derae inngen .
den Bändern alse den G. gäten laaten If. 16. also — schAni] hie an ist flnsir herre der sunnen
gelich . Daz Unsir h'rc scho'ne ist daz apricti; . b. Petras . In quem desidcrant ongeli prosplccrc .
Er ist also scho'ne daz in die engit luzlicho vü vnnirdrozin liehe zailen liteu an sehint . Also GZW.
19. tnunt tusint tusint G, tusiut tusiot Z. 20. so] die O. c«] der menecho G. 21. ze ainem]
zairae ainigosten G. gütlichen schnnhait) gotüchi G. ensolte fehlt A. 22. er — öcta] vS
ep'chit ioh noh G. es] daz G. 23. sotto nnd fehlt O. mehti vna daz G.
1. Das Stück findet sich in GBl. ?'; ZBl.8'>; WBl.9; N Bl. 9' : Arundel Bl. 80'; mit.
Bl 87* (damit beginnt diete Sammlung die hier in Betracht kommende Fredigtreihe) ; H Nr, S. —
Gedrvckt nach A bei Wackemagel S. 92 mit den Leaearten aus Z; die Letearten aus G ebenda
S. 318. — Vgl. dam das Stück der Hs. SL Georg. 37 Bl. 68 (Längin 8. 7) der Karlsruher Eof-
md LandeabUiliothek. 2. Luc. äl, 25. 1 . Apoc. 8. 7. 12 ff: n. Fa. 88, 38? \S. vgl. oben
S. T7 Z. 28 ff.
104
. Von ünsor *
1 ünsenii hern.
I meres griess us geffirti und ie ze tusent jaren nuwent ain griesselia, dii jar "-J
I solte der mentech wellen in arbaiten leben dar umbe daz er Got gesähe in
I ainer schÖnhait. ain mentscli waz besessen mit dem tüvel, und ain gät man
I kam zfi ime und {78"} begunde mit im reden und vragte in von dem lijmel-
I s riebe und von den eugeln, und vragte in wie schön Got wäre, do sprach
I der tüvel: 'owe, du hast mich ze vil gevraget; wie schöne Got si in siner
I götlichen herschaft, daz enmöhtint alle zuiigen nit voll raiclien; aber dar umb
I daz ich in ze ainem male möhti gesehen alz ich in etswenn sach , dar umb
I w6It ich all die arbait liden die all die erlitten hant die ie geboren wurdeut
1 10 und iemer geboren werdent untz an den jüngsten tag.' und da von so
I dunket mich enkain tier so tumb als der mentsche, daz er mit kurtzer vrode
I verlöret die götlichen angesiht. da von sprichet sant Augustinus daz er
I gerner wolte in der helle sin und Got sehen, denn in dem h^el und sin
[ nit sehen.
\ 16 Daz ander ist daz enkain fmht berhaft mag sin an der sunnen hitz.
[ ze [79"} glicher wis ist es umb den ewigen sunnen, Got von hymelriche, an
I des gnade mag niemau enkain gut getim. wir mugent in die sündu wol
I Valien an iinsers herren hilf, wir mugent aber niemer ze guaden wider komen
I an sin helle, nu möhtint ir sprechen: 'so endarf unser herre uns nit wissen
[ 20 daz wir nit voll tugent sint, sid wir nit gutes getan mugent an sin gnade?'
nit, lieben! wir mugent uns des nit entschuldigen, unser herre ist Ällü zit
f berait den sünder ze enphaheun und sin gnade im ze gebenn. also sjiricht
sant Gregorius; 'du band ünsers herren ist alle vart berait ze gebenn dem
I mentschen der guten willen hat", es spricht och der wissag: 'herre, du Vitr-
as fürest mit diner gnade den ilblen willen an dem mentschen'. über daz wort
I spricht sant Augustinus: 'o süsser Got, du vitrfürest [79''] mit diner gnade
den Übeln willen und bringest in ze guten unlleii und denn ze guten werchen.'
Daz dritte ist daz du sunne gemain ist: also ist och ünsers herren gnade
geraaine aller der weit, den sünderu und den guten, als sprichet sant Au-
80 gustinus: 'unser herre ist gemaine mit siner gnade und ist so erbannhertzig
daz er baitet mit grosser gedultekait des sünders bekerde', 'o heiTe', sprichet
I 1. und — griesselin fehlt G. 2. wellen fehlt G. 2f. b ~ »ehftnhaitl uodir sinen o'gen G.
3. tüvell bo'Bin gaiflto G. i. zeredinnc G. in fehlt G, ebenso 5. 5. Got] unair Lerro G.
T. voll) wol Z. raiehen] reckin G, geaagin Z. 8. mfihti] solti G. etswenn] aineet G.
11, geduhte mich nie enhain G. er] 8Ü G. 12. virlierent G. da von — 14 sehen] Sanclus
AaguatJuuB sp'ch; . gerner wolle ich in der belle sin dax ich gottes antlüte un axbe . dcnne ich
indcme himitricho wxre vil ich ein niht enaxhe G. IS. widir zegnadon bomen G. 19. sin
helfe] ünBira h'ren gn'ti G. endarf o'ch G. 20, voll — sint] wollen W, woi tu'gen Z.
21. nit lieben] nain H', niht lebin kint GZ. des fehlt G. 22, im fehlt G. 23. ist— vatc]
gnadon alliaia ist G, 24. vfi apr, der w. Domine provenisti G. 2if. vcrfu"reBt A,
GZ, ververat W, ebenso 26, 27. bringest — und fehlt A. den Ä, denne G, 2b. och
fehlt G. 29, gftten lücen ß. 3ü. ist so gcmüao G. erbannhertzig] gar irbxnitlcb ff.
ai. Sünders] roenschin G.
38. Von ü
105
er, 'du baitest im nüt allaine, sunder du rüfiest im täglich und manest in
i^lich daz er wider kome. du biitest im alle zit liuldi und erbärrade, daz
eht er wider kere'. nu möhtiut ir sprechen: 'wie rüffet uns unser lierre?'
in trüwen, daz tut er mit aller creature. daz sol und mag uns wol ain
rüffeu sin das enkain creatur ist si tögi ir relit, won allaine der mentsch, 5
der ist Got ungehorsam; und ist im doch als liep daz er in ze allen ziten
manet daz er noch widerkere, und spricht: 'si'mder, ker wider und gedenk /^S'/
daz ich din schepher bin und diu erlöser! ker her wider, lieber mentsch,
und sich ze ainem male mich an; ich läss dich noch ze huldi komen!' also
spricht saut Benihart: 'so der mentsch ie boschlicher sündet, so im Got ie lO
gütlicher nach gat'. er spricht öch: 'o herre, du mäht wol sin ain gdter
Got, daz du den sünder enphahest swenn er kumet, und vergibest im alle
sin sande, also gar daz du in niemer verdampnest und im es niemer uf ge-
hebest, und wirst als luterlich sin fnind als ob er nie sünd getan hetti*.
Nu merkent wie der lebend sunne daz dritte tail sins liehtes verlor! do la
unser herre Jhesus Christus, Gottes sun, uff ertrich kam durch den sünder,
do wart er ungetiiilich an den tod geben und wart an ain sul gebunden
und wart geschlagen, daz sin haiiger lip von blute über vlöss. do gabent
sü im ain crütz uö' sinen ruggen, und trüg es an die statt da er gemartrot
wart do nament sü in do und hiengent /?9''J iu dar au, und do verloz du 20
sußue den di'itten tail ir liehtes, do er jämerlich dar an erstarb, nu merkent
wie der dritte tail erlasch! du gothait und der hailig gaist die wurdent
nie verwert. du mentscbait erstarb, daz waz der dritte tail des ewigen
sunnen. da von spricht sant Bernhart: 'o, dw lebendü sunne hatte wol daz
dj'itte tail verlorn siner kraft, do sin kunigkliches höbet verwundet waz 25
zwaiger und sibenztg wunden, und sinü wunneklichen ögen, die luter warent
als du sunne, ersturbent an dem crütze, und sin durchlühtig antlütz erblaichet,
daz also schön waz, wenne es die junger sahent an, daz sü enzündet wurdent
in herzen und an libe, also schöunü clarhait gie von im', die haiigen
1. Sünder fehlt 0. 2. horre du G. diao buldo G. 3, eht — kerol du in ze hnlden
lazest komcn ff. mflbiint ir spr.l merkint . ir sprcchint, so auch später G. Odh fehlt A. 4. sol
und fehlt G. 6. im fehlt G. doh gollo also G. 7. noch fMt G. B. irlo'set bin G.
10. abir a. B, G. GotJ ünair herre ff. 11. er— Och] vil ap'chj abirs. B'nbart Ö. 13. sünde.
vS virgiat imei (imo ai Zj also G. vn du ime G. 14. getffte ff. 16. der gotles G. 17. wart
gebondia an die söl G. 18. von — vlSea] mit blöte gai begozsen waz G. 19. ain] an G.
M AZ, ciz G. 20. dar au] vi an daz crüce G. und do verloz] da v. lio ff. 2\if. der Bunne
d. dr. iflil uncr kraft do G. 21. daran] an dem crüce ff. 22. der fehlt A. 22 f und — ver-
wert] wart nie virwert . der hailigc gaist irstaip nie G. 23. erstarb] Jhesus Christus d' starp an
denie crüce G. 24. dv J. 2S. ainer] ir G. 27. ersturbent] du sturbin G. und — 1 spre-
cfaentj vn also llset man von ünstrme herron Jhesu Cbristo . daz ime sint'i o'gen also scho'ne vü also
□linuiclich wai-en . daz sine iungirn relitc enzündet wrden an übe vndo an herein . so er sü ane sah .
Vü daz rehte ain zain von sinen o'gen gie . vn sprcchint die hailigen G2(iü WfMtwf\ daz — gie).
106 88. Von ünsor vrowen und ünaenn hem.
sprechent daz sin junger im nahvolgetant me durch sin schöni denn durch
die gnade dez haiigen gaistes, [80'] e daz su enztmdet wurdent. 'owi',
spricht sant Bernhart, *der süss mnnd der allfi zit die warhait sprach
und lerte, der wart mit gallen getrenket, und die hende die hymelrich
5 und ertrich geschfiffent, die wurdent durch schlagen mit scharphen nageln*,
nu möhtint ir sprechen: *wie moht daz sin? Qot waz do nit mentsch wor-
den, do er hymelrich und ertrich geschftf?' daz wil ich üch beschaiden:
unser herr Grot, der ewig yatter, hatt sinen sun Jhesum Christum gebildet
in im selben vor angenge der weite, des ich urkünd üch wil geben, do
10 unser herre die engel geschfif, do geschfif er och Lucifem, und gab dem me
sch6nhaxt und wirdekait denn kaim andern engele. won also sprechent süm-
lieh haiigen daz im die andern engel alle ze gezierde warent geben, und
da von won er schöner waz und wirdiger denn die andern engel, do sass er
As' 07 och GK)t n&her und sach ain mentschlich bilde in dem götlichen spie-
15 Ac^l» da* waz du mentschhait ünsers herren Jhesu Christi, do gedaht Lu-
oiier: 'dis bilde bin ich, won nieman so schön und och so wirdig ist so
ich; da von hat er mich in im selben gebildet, nu wil ich minen stfil
ut^beut In setzen, so bin ich im gelich*. und do er daz gedahte, do viel
t^r. daz i^»t ain Urkunde daz die mentschhait gebildet waz von angeng in
%\ (lor gt>thalt und also so wir denn die hende sehent die hymelrich und
i^rtrloli ge«chilffent, durch schlagen an dem cruze, spricht sant Bemhart er
Hpriht och me und klaget: 'owi, das süsse herze daz da vol waz aller wiss-
luvlt, Awt wart durch stochen mit dem sper, und aller sin lip und sinü lider
wurilont zertent und jämerlich gemartret, aind verlos du sunne daz dritte
«n twil Ir Kchöni'.
fiW dem mänen beschahent och zaichen, daz waz an unser vrowen, du
nloli <lwm man /80y glichet an drin dingen, daz erst ist: waz er lichtes
Imii daz hat er von der sunnen. daz ander ist daz er lohtet in der naht.
iIhh dritte daz er gemain ist.
t, NprachCt A, sin junger] bü G. im fehlt A. nahvolgetant] uolgeton G. 3. nach
ttttHlhnrt) Du minniclichen o'^gen du stürben an deme crüce . vfi G^. 4. mit g. getrenket] ge-
(iiitiiti( mit d* gallun . vfi getrenchit mit dem ezziche G. die selbin hende G. 5. scharphen)
rt<»H Ot ö. do] dennoh G. 8. Got felüt G, der hate G. sun ünsim h^ren J. Ch. G,
% im wll ich iv Urkunde gebin G, 10. me fehlt G, 11. andern fehlt G, ebenso 12.
IHi W^ ^' f^^ GZWf das weiter fährt mit do sah er ain. sass] waz G, 14. sah in lutir-
tit4llr dttine die andim engile . do sah er ain G. 16. bilde daz bin G. so feJilt A, also G.
lirtl iOl tlso G, 20. also so sehent wir denn d. h. ? Boethe möchte lieber sol statt so lesen und
llllllAt ßli I^f' fassen, und also — 22 klaget] we sprich^ s. Bemhart vü claget in . Die hende die
ktllihMl^ ynde ertriche geschaffen hain . die wrdin dur slagin G. 22 f nach wisshait] vn von
^[imf fUfl wizhait vloz G. .24. j&merlich fehlt G, und v. du s.] vnwirdicliche . da sprichit er
A|| ^ iunne virldz G, 25. ir schtoi] siner scho'^ni . vfi siner kraft . da er irstarp G^Z (da —
ftkU W). 26. beschahent — zaichen] sun o. z. geschehin G. waz an] ist G.
iBfffla] An drin dingen ist si dem manen gelich G. 28. hat fehlt A. daz er lühtet] er
kl lieht Z. 29. dritte ist er ist gemaine G, d'az A.
Z.24ff.
38. Von unser vrowen nnd ünserm hern. 107
Ze glicher wis ist unser vrow ain man; won waz si gnaden und lügen-
den und Salden hät^ daz hat si von der sunnen. und da von sprichet si:
'unser herre hat mich, sin dimen, besehen*, und dar über sprechent die
maister: ^swen änser herre besiht, den besiht er also: swaz an im gebresten
ist^ daz erfüllet er mit sinen gnaden und bestätet in denne an tugenden'. 5
also tet er och ir.
Daz ander ist daz si öns ist gegeben ze tröste und ze aim lieht daz
6ns Sünder entlühten sol, daz si uns laiti mit ir liehte nss disem eilende,
won si ist ain lieht der gnaden, also spricht sant Bernhart: Wrowe, du bist
der gewär mäne, der da lühtet in der naht; vrowe, du gist den engein und lo
den haiigen vröde, den rehten mentschen merest du ir gnade, den sündern
erwirbest du ap/SO^P^^ ^l'^r ir Sünden', er spriht och me: 'o sünder, gang
vrölich zft, du mäht wol sicherlich ze huldi komen; won du hast ain harte
sicherlichen zfigang zft Gotte: du hast die mfiter vor dem sune, den sun vor
dem vatter. du mftter zaiget dem sun ir brüst die er sog, und die schöss 15
da er inne sass. der sun zaiget sin situn und sin wunden sim vatter und
bittet für dich, owe sünder, nu ruf an die guten, won si ist der mane der
den sünder laitet; nu ruf si an, won es ist unmuglich daz der sunder mftter
iht verzihe!'
Daz dritte ist daz ir gnade ist gemain allen den die si an rüffent. also 20
spriht sant Johannes: '0 vrowe, du bist der mane der da gemainlich lühtet;
du verseist nieman diu lieht', wa ist der mentsch der dich ie an gerftfte, du
tailtist din gnade mit im? sant Bernhart spricht 6ch: 'vrowe, du bist gesetzet
in des künges hus zft aim fürsprechen *. [81''] nu rüff, vrowe, an sinen namen,
daz er uns gnädig si! si tftt es und tftt es gern; won daz si uns wol tftt, 26
daz ist ir gftt und nütze und och uns: won so si ie me git, so si ie me
hat, und wirt ir vröde mit gehöhert und gebraitet ir ere in hymelriche und
in ertrich. entrüwen, si tftt es von rehte; und täti si es nit, si täti unreht.
nu merkent: es ist geschriben reht: Vaz der mentsch verlüset, swer daz
1. won fehlt G. 2. der — von] deme Icbindin sunnen . also G, 8 und dar über] Vbir
daz wort G. die hailigcn vfi die G. 4. swen korr. aus swefi A. vnser h- re zweimal A,
6. also — ir] vtl si wart rehte erfüJlit mit deme oberosten gute G. 7. uns ist AZ^ uns wart G.
ze tr.] zaime tr. G. 9. ain — der] de lieht daz uns (uns fehlt Z) sündere entlühten sol . mit
ir G. 10. ain gewsre G, 12. nack sünden] vfi mit diner gnade geuestinost du sü an götime
lebinne ö^ (an rechtem glau'ben W). me fehlt G. 13. vrölich] vnvorhtliche G. 14. sicher-
lichen — Gotte] züvirsihticlichin fürganch G. 16. iune] vffe G, sim vatter fehlt G, 17. nu
fehlt G. 18. laitet . vtl si ist vns sündern zaime tro'ste gegebin G. der svnd^ A, daz
kint der G, 19. verzihe AZ, virsage G. 20. si fehlt G. 23. nach im] wa ist der mensche
der dich ie bezügen mohte daz du ime niht geibist dine gnade . so er dich an rufte G. dch]
we G. 26. gut und fehlt G. 27. vfi ir ere gebraiterot G. 28. vfi entrüwen G. ez
o'^ch zerehte G. so t£te si unrehte G. 29. merkint wie daz ist gescriben r. 6.
8. Luc 1, 48.
*08 88. Von unser vrowen und ünsenn hem.
vindet, der sol es dem wider geben dez es ist', ze glicher wis ist es umb
üs und unser vrowen. si hat funden daz wir verlorn hant. waz ist daz?
entrüwen, daz ist du gnade; won do unser mfiter Eva ungehorsam wart, do
verlor si allem mentschlichem künne die gnade, und die hat si funden. und
5 merkent wie: do der eugel zft ir kam und si graste und sprach: 'Got grütze
dich vol der gnaden*, [8V] do vant si die gnade, do an der selben stunt
enphieng si Got und mentschen von dem haiigen gaiste. do vant si wirlich
die gnade die Eva verlorn hatte, man liset von ir daz si erschrac do der
engel zfi ir kam. do sprach er zfi ir: 'nut enfürhte dir! du hast die gnade
10 funden die Eva verlor', sit wir si nu bezöget hant daz si funden hat daz
unser ist, so ist daz sicherlich reht daz si es uns wider geb. alz spriht ain
haiige: 'vrowe, du hast die gnade funden die wir da verlorn hant; vrowe
nu ist es reht daz du si uns wider gebest*, der man ist daz aller nähste
gestirne dem ertrich: also ist 6ch unser vrowe du gnidigost und du nähste
15 mit ir gnaden den sundern. ich sprich es mit der haiigen urlob daz si alle
sint gnädig und gut, doch ist si gnädiger und guter.
Dirre man verlor den dritten tail siner kraft an der stunde do ir liebes
kint an dem crütze hieng; won do waz ir also we als ir [8V] ain swert
durch ir herze gieug. won si minnete ir kint von menschlicher nature me
20 dejme ie deha'm mäter ir kint, so minnote in och ir sele me von götlicher
iniune denn ie kain sele. und da von moht ir wol we sin, do si in so
jAmerlich sach hangen vor iren ögen. es sprechent die haiigen und die
maister daz ir reht wÄri als aim mentschen dem ain swert durch sin herze
gesteket wtlre und daz weder sterben noch leban möhte. also sprechent si
2& daz ir wAri do si sah ir herzblfit vor ir also jAmerlichen hangen, owe, vil
hAhhi'i vrowe, sag uns wie diner sele wäre! 'owe, mir waz von inneklichem laide
**!> we daz mir so gar waz gebrosten daz ich nüt kan gesagen wie herzek-
liclien we mir waz! ich mohte weder sterben noch leben, und waz min quäle
aiHo gross daz ällü herzen nit erdenken kunnent wie we mir waz*. an der
«M» Htinit verlor der mäne daz dritte tail siner kraft, do si ir herzblüt verlor.
l /, xo — vrowen folgt nach 2 hant A 2. verlorn hant] verlum G. ist abir daz G,
^. (lux] csz G, won fehlt G, mütir vro eua G. 4. und diel Die gnade G. 5. und
1 iio ©r sl G. vor Got] Aue maria gratia plena Ö, Ave gratia plena W. 8. verlorn hatte]
"«Jjr (f. man liset] da wart virwandUot eua In aue . vn liset man G. 9. vor nüt] Ne timeas
^ Ai ^' ^^' ^ ^^^ ^^ ^^ ^' ^^' ^*^^S^®1 hailich mä G. da fehlt G. 13. si uns}
AA ^"•^^ ^- *^®r f^^ ^' ^^' ist — vrowe] sprich ich . vnsir vro'we ist G. 15. den
•iliiaertil domo sünder G. daz si] die hailigen G. 16. sint vor 15 alle G. und göter]
^tt« dehtin haUige G. 17. daz dritail G. 18. als ain s. G. 19 f von — kint fehlt A.
W» tKlJ do G. me 8teht nach 21 minne G. 21. so fehlt G. 22. es] Vnde G, 24. leban]
f'^^^'^^Ö Ä m^^hte] mach . vnde also k«le (quele Z) G, 25. do — hangen] An der zit do si ir
■jJiÄWt vor ir sah hangen . also iamirliche G, 26. wie dime hercen vn diner G. waz
™B Ä, 27. waz gebrosten] nahe waz G. 29. daz ez G. wie — waz fehlt G W.
■ virior vfi si von deme laide ir kraft virloz G,
9. Luc i, 30.
1 und rmserm hörn.
Nu bittent die gnAdigen und die guten vrowen [81'^} daz si öns gehelfi
dar da tusent jar sint alz ain tag, alz der wissag spricbet, daz ist in dem
hymelrich. amen.
[39.] Von mauger band regele.
fStephantis aittem plenus gratia et foriitudine faciebat signa magna et pro- s
digia in ■populo.]
'Stephanus waz vol gnaden und sterki", spricht sant Lacas in Actibus,
'anil tet grüssii zaichen an dem volke'.
Hie an sont wir merken vier ding.
Stephanus daz sprichet ain regel. ain ding da bi man ain ander ding to
schephet und nach machet, daz haLsset ain regula. nu ist zwaiger band rege! :
aine die hant gaislich löte, die andern hant weltlich liite.
Drü ding sint an der regel da mit ällti dii weit begriffen ist, daz ist
ankünsehkait des libes und wolnuat der ogen und hoffart dis ist bezaichent
ain regel; von der liset man in der alten e: do her Moyses starb, do wart 15
daz Volk bevolhen bern Josue, daz si der volle fflrti in daz hailig lant daz
in Go( [SS'^j verhaissen hatte, und do si uf der vart warent, do gebot in
unser herre daz si ain statt verdarbtint. und do si dristunt dar umb gien-
gent, do liess unser herre die mur nider Valien an strit und giengent si in.
nu hatte ünsei- herre gebotten daz si nit uff sich nämeut daz si fundent, 20
und swer iht röbes uÄme, daz man den verstaineti. do nam ain schalk ain
giildin regele, und dar nach kament si zfi ainer andren statt, die soltent si
och verderben , und da wurdent si fluhtig. do gie der wissag zu ünsrem
herren und sprach wie er in so getan hetti. do sprach unser herre: 'üwer
ainer hat lich verwilrket'. und wurfent si daz löss und fundent den schul- 2S
digen hem Achor. do sprach der wissag: 'sag an, unsälig man, toas hast
du getan?' er satte er hetti aine guldine regele versfoln. do sprach er: 'tmsa-
I. tiittcQt] SUD wir bitUn
ak der — 3 amen] Also apr. d.
iar aint alse der tach der rirgangen
i. Überaehrift fehlt G, Von Bce ateplia
5. Der lat. Text fehlt A. 7. v
scribit man In de epistola Z) . va du
II. haisset] ist G. 13 damitteistä
IB. dnz israheUehi volch G. 1'
«otA niment) dez G. 21. do —
virata! G. 23. do] ou G. 21.
w.] Do w. G. Knden sfi den G.
2. dar] zfl der vro'de 6. tach der zirgangen ist G.
deme himilschin lande ist di'i vro'de also i^roz . daz da tüsint
iBt (als ein tnit der Bestem vergangen ist W) GZ.
ae (rot) Z, Do s. Stephane ÄrumUl. Vä senC stephäe Philipp.
ür St.] Distl wort sprichit s. Lucas in der epistcl (diaö wort
wort sprechiat alsuz G. fipricht — Actibns felilt GZ.
ä. d. w. b. d. i. G. 14. und hoffart — ist] vn diso regile G.
'. gotte A. uert« do w. G. 19. nider fehlt G. 20. daz
9cballt| nn waz ain sehalch uü ain bo'Be wihl vnd' in . der
wie — hetti] herre wie hast da uns bo getan G. 25. und
26. wa* — I man fehlt durch Somöoteleuton A.
2. Ps. 89, 40: il. Pelr. 3. S. A. Die Predigt findet jricA in G Bl. lO'-; Z Bl.l3> (fehlt
WH); H Nr. 3; Arumld Bl. 93'; Philipp. Bl. 117''. — Gedruckt bei Waekemagel S. 532 narJt G.
— Vgl. daett oben S. 10 Predigt Nr. 4. 5. Act. Ö, 8. 14. I. Jörn. 3, ll. 15. Jos. 1.
n. Joa. 6, SO. 25. Jos. 7, aOff.
110 99. Von m&nger hand regele.
lieh man, da hast uns betr&bet, na betrübe dich Qot\ and nament und stain-
tent in. bi der regel ist bezaichent we\t[82^ßich leben; won alz daz gold
den schin von im lat, also tut da weit, si zaiget schönes leben, also sprichet
sant Johannes: 'alles daz in der weit ist, daz ist begriffen mit flaischlicher
5 girde and wolnast der ögen und mit hohfart\ alle die in der regel leben t,
die wirt unser herre verstainent an dem jüngsten tage, disü regel hat ain
jämerlich ende, also spricht sant Johans: 'ällu du weit und ir girlichü woln-
nust zergat jämerlich mit bitterkalt".
Du ander regel ist ain regel gaischlicher lüte. dar an sint zwai ding.
10 ains daz sint du gebot ünsers herren, alz du zehen gebot, der ist ain iek-
lich mentsch schuldig ze behaltenn, es si gaischlich oder weltlich; und swer
si nüt behaltet, des wirt niemer rät. daz ander ist der rat unsers herren,
und des underwindent sich gaischlich lüte, die in volkomen leben komen went
nu ist mänger hande regel in gaischlichem lebenn, der ieklichs sin Satzung
15 [82^] und sin regel hat. aber die usgenomen ding in ieglichem gaischlichem
lebenne daz ist armüt, künschkait und gehorsami. daz ist ain regel des
rates; und an die möhtint wir wol behalten werden, dis ist aber sicherre.
Man liset in dem ewangelio von aim, der gie zu ünsrem herren und
sprach: 'maister, wie sol ich tfin daz ich daz ewig leben gewinne?* do
20 sprach unser herre: 'du solt du zehen gebot behalten du in der alten g ge-
botten sint'. do sprach er: 'die han ich von minen kintlichen tagen behalten
untz her', do sprach unser herre: 'wilt du durnähtig sin, so la alle din habe
und volge mir nach', daz waz ain regel des rates. die haut och gaischlich
lüte an sich genomen, die sich alles zergangkliches gutes enzihent und ünserm
25 herren nach volgent. daz ist ain leben dumähtiges, sprichet unser herre.
nu tünt wir daz vil kume, won wir sint so gar sere an der nature ge[82^J
swechet von der ersten sünde unser müter Even daz wir da von so gerne
an uns ziehent; und warent wir bliben alz wir in dem paradyse wurdent
geschaffen, so w^rint ällü ding gemaine. nu ist der lüte vil die arm sint
80 aber also daz si gern gut hettint; die sint niht reht arm. unser herr sprichet
in dem ewangelio: 'silig sint die die willeklichen arm sint durch Got^ also
daz si nihtes nit gereut won ir notdurft*.
1. betru^^be] betru'bet G. namin in vnde G, 2. voon A. 8. also t] ze geiichir
wiz t G, lebin . vn dez libes wolluBt G. 5. w. der ögen] mit der o^gen woUust G.
7. woln/nnst Ä. 9. daz ist G. g. lüte] gaistlichis lebinnes G. 11/*. und — si] swer dez G.
12 f. daz — des] Du andir regile ist ain regile dez rates . d^ G. 14. in] vndir G, 15. die]
daz fälschlich G. dinch sint in G. 17. und fehlt G. sicherre] sichirlich (7. 19. tun — ge-
winne] den ewigen lip gewinnen G, 20. alten fMt G. 21. minen — tagen] miner kint-
halt G. 22. du denne G. habe] gehxbide G. 24. an s. genomen fehlt G. 25. ain
dumehtich 1. G, 26. gar fehlt G. 27. so fehlt G. 28. went Äj wseri G. wir vor bliben
fehlt G. 29. harte vil G. SO. aber also] sü sint abir also am G. niht fehlt A, 32. ir
notdorft] der no'^tdrüfte G.
4. I. Joan. 2, 16. 7. L Joan. 2y 17. 18. Matt. 19, 16, 31. Matt. 5, 3.
39. Von m&nger hand regele. 111
Du ander regel gaischlicher late daz ist kunschi. daz ist vil swärer
denn daz ich. an aigenschaft bin. na merkent wie: daz gfit ist us wendig
mines libes; swaz us wendig mines libes ist, daz ist mir lihter ze lassenn
denn daz in mir ist. daz ich konsch leben han, daz ist wider der nature.
and da von sprichet ain haiige: 'künschlich leben in dem übe daz ist nit 5
mentschlich, es ist hymelschlich*. da von sprich ich [83''] \ daz ich 6ot du
ding gebe du in mir sint und daz wider der natur ' ist, daz ist vil grösser
denn ich daz g&t lan, won daz ist usserhalb. daz aber ich und swer es
t&t, minen Hb allweg kestigen mit arbaiten, dar umb daz min nature ver-
drukert werde und min kunschi Got behalti, daz ist vil loblicher denn daz lo
ich vil g&tes lasse; won der mentsch künde noch enmohte Gotte kain ding
geben daz im so lieb wäre und sigi alz die kunschi. und mugent daz dar
an merken: es enist enkain ding daz der mentsch gelobet und enthaisset,
man nem es ime wol ab und setze im ain anders dar für, won allaine die
kunschi. swer die gelobt, dem mag es weder byschof noch bapst ab genemen; 15
behaltet er es nit, sin wirt niemer rät. und da von ist du kunschi loblicher
denne kain ander ding; und won si loblicher ist denn kain ander ding [83 ^J,
da von ist si och Got lieber denn ander opher. und dar umb sol der
mentsche sinen lib arbaiten und kestigen, daz er künsch belibe.
Du drit regel ist gehorsami. du ist swär und noch swärer vil denn du 20
kunschi enkain ding mag sich der gehorsami geliehen, won der wille ist
der obrost und der edlest der in der sele ist, und enmag der mentsche mit
nüti daz hymelrich verlieren noch gewinnen won mit dem willen: und da
von ist es du gröste tugent, der sinen aignen willen uf git. swenn ich Got
minen willen uf gib^ so han ich daz edlost im geben daz an mir ist, und 25
da von ist es aller gröstes lones wert; won dem mentschen wider stat nüt
1. g. lüte] die gaiBtliche lüte haut G. 2. bin] leben G. uBwendig] uzsiront G, 4. ich
denne G, 5. da von fehlt G. 6. m. lebin . ez ist himils lebin . Daz spr. ich denne G. 7. mir]
mime übe G. vil fMt G. 8. denne daz ich gotte d. G. 9 /*. daz ich m. n. uirdrocke G. 10. min
kunschi] daz ich mich küschliche 6r. ist ain v. lobilichir dinch G. 11 /*. wan du küschait ist so
wirdich . daz der mensche enhain dinch gotte mohti gegebin daz etc. G. 12. und sigi fehlt G,
mugent ir G, 13. ding — enthaisset] mensche daz cz dehain dinch gelobet G. und ent-
haisset fehlt Z. 14 f. allaine — kunschi] der küschichait G. 15. die] diz G. habest noh
bischof G, 16. behaltet — und fehlt G. lobilichir ze morckmne 6r. 17. won si] dar umbe
daz du küschichait G. denn — ding fehlt G. 18. lieber] amphanclichir G. denne ain
andir G. 19. nach belibe] vnde swer daz tut daz ist gro^zir tugint . wan es ist ain vil swaere dinch
zetflnne . Also sprich; ain wiso man . £z ist vil m&lich^ daz der mensche siner nature widir-
stande . vnde sine nature übirwindet dar uffe lit groz Ion . sp*chit er G. 20. regile die gaistliche
lüte hain daz ist g. G. 20 f swär — gehorsami] vil wndir swsere . ez ist ain groz dinch daz der
mensche ano aiginschaft lebet . ez ist abir noh gro'^zir . daz der mensche kusche si . ez ist abir
allir gröbst . daz der menschi gehorsam si . deme enmach sich enhain dinch G. 21. daz ist G.
22. daz ediloste vfi daz oberoste daz G. 23. daz fehlt G. gewinnen noh virileren G.
24. es o'ch G. sinen] den G. 25. uf fehlt G. 26. nüt] enhain dinch G.
20. vgl. oben 8. 50 Z. 33 ff.
112
39. Von mänger band regele.
SO sere so daz es einen willen gehe in aines andern willen nnd sin selbes
verlogenn und nüt tüge won als jenes welle, der mentscli sol sich also gar
ergeben daz er sinen willen an allen dingen lasse und sines obren willen
töge. er sol nit allaine den ■willen lassen, er sol Och den sin des [83'] willen
5 lassen, also daz siner maisterschaft sin in alle zit besser dunki denn der sine,
und so er ainen willen hat etwaz gfites ze tünne und spreche sin prior oder
sin bihter: 'du solt dins lan und solt enanders tun. daz dunket mich besser':
du solt daz geloben daz dir daz besser si denne du ain besser werch tAtist
nach dim sinne, und daz gi-össer Ion druff lit entrüwen, es ist aber vil
!o mülicher ze tünne. man liset daz die wunden aller wiret tünt an dem dritten
tag. da bi ist bezaichent gehorsami, won si ist daz dritte tail an gaisch-
lichem lebenne. und reht als die wunden aller wirst tünt an dem dritten
tag, also smirzet och du gehorsami aller serost, und machet der tiivel dem
mentschen nit so swäre, nnd ist öch von nature enkain ding so swäre so
15 du gehorsami. von der gehorsami spricbet sant Augustinus: 'ä&z ist rehtö ge-
horsami dii nit ir willen hat; du aber lit ir willen hat, da lit Kitzel lones
bi', won swaz der (83"/ mentsch gern tut, des ist er liht gehorsam; daz
aber der mentsch der dinge gehorsam ist die er ungerne tut, und er doch
sinen willen dar zfl füget daz er es tut durch Got und durch gehorsami, da
20 lit grosser Ion uife. du gehorsami ist ainig Got liep. man liset in der altun
e daz linser herre gebot dem kiinig Säulen daz er ain laut verdarbti, und
swaz er da fundi, daz des nieman üt näme. do für daz xolk zu und nam
schönes vihe und gehielt daz. und wart, des Samuel gewar und gie zu dem
künig und sprach: 'hast du getan daz dir Got gebot?' 'ja', sprach er, 'waz
25 sol denne dis vihe?' sprach Samuel, do sprach Saul: 'wir went es ze aim
opher bringen ünserm herren'. do sprach Samuel: 'Saul, waist du daz ünserm
herren gehorsami lieber ist denn daz opher?' daz ist uns ain Urkunde daz
du. gehorsami Got aller liebst ist, [84'J sant Paulus sprichet: 'unser herre
waz gehorsam untz an den tot', und wolt« gerner sterben denn er ungehor-
90 sam wäre, und noch hüt dis ta^es minuet er gehorsami also sere daz er
sich niemann git won der gehorsam ist; also sprichet sant Bemhart.
'Stephanus waz vol der gnade*, daz ist also vil gesprochen alz unser
1. gebe — willen fehlt A, in aines andim willen gebe G. 2. verlogenn ■= vi rio'ginno G.
als jeneel ilaz ain nndira O. der gaistlictie mensche G. 4. er soll Ich (in Z) cnsol o'ch , da-
I J'ff«" Ha» ziceitfmal er eol o. G. 5. also diu dich alliwin diaer m. ain bezsir d. deuno diu sin G.
I 6. unde eo du ainon ain aide ainon willen best O. sin priori din priorin G, din prior Z.
L T. sin) din G. dins] diz G. 8. dox solt du Ifitirlicbe gelo'bin G. denne ob du G.
I 10. mölich G. 11. dö gehonmmi G. si] dfl G. 12. reht] zegolichir wiz G. wirat tünt]
r serost swem G, eerest swirt Z. 13. wninct öchl swirt den inenschin G. 15. von d. gchor-
mini fehlt AZ. 16. dfl aber — hat fehlt Z. 17. bi] an G. 2t. daz vor Unser fthlt G.
er fthlt A. 22. er] man G. vok A. 23. gicnch er zö G. 26. du niht G. 27. d(i
gehorsami G. 28. Palue A. der spricbit G. 29. der waz G. 32. Daz andir wort sprichj.
plenns fplena Z) gratia . Stephanus der waz vol gnadon G. vil gesproclirn] zeuirstainne G.
39. Von minger h.ind regele. 113
herre sprichet in dem ewangelio: 'swer alle die weit dur mich lat, dem
wil ich an dirre weit geben hundertvaltigen Ion und an jenr weit daz
hymelriche". nu mftlitint ir sprechen wie dem wäri; won die liite die Got
dienent, den git er weder ere noch gfi.t an dirre weit, er git in nit won
nnsälde. nii müss der aintwedeis war sin oder nit. hier umb disputierent 5
die haiigen und die niaister und sprechent daz Got war habe, won sinö
wort gevelschet er nie. nu merkent wie daz ist, si sprecbent; unser
herre git dem ment/^947schen tugent, die eint besser denn gold und edler
denne ällü du weit, und merkent daz dar au: und wäri ain mentsch alz ge-
waltig daz ällü du weit under im wäre, mit dem allem mühti es hymelrich lO
nit geköfen; und du tugent die Got dem mentschen git, da mit koffet es
hymelrich. und also ist der mentscbe richer der tugend hat, denne ob er
aller weit gewaltig wäre, und also hat unser herre war gesprochen, wen er
git daz hymelrich umb enkain ding won allain umb tugend. swer denn tu-
gent hat, der ist volle gnaden. 15
'Stephanus waz vol eterki'. daz ist also vit gesprochen: swer die drie
reglen behaltet, dem git unser herre tagend, und da nach sterket er in dar
an. swer nu die künschi behaltet, der wirt Got aller nahest, dia stat ge-
schriben in dem buch der wisshait, daz der mentsch reht h^Tuelsch leben
und engelsch hat daz hie uff ertrich kunsch ist, und da von won es ge- ffl
maine-s leben /84'J dem himelschen leben hat. da von wirt es Gotte aller nihst
sinde. der ment-sch wirt öch gesterket an willeklicher armüt, daz er die vi'Ä-
lich treit. man sprichet ain Sprichwort: 'der ital über daz velt gat, der gat
singend', also tut öch der willig armer mentsch: der gat vrAlich und un-
vorteklich, won er hat niht ze verlierenn. im enmag der tüvel enkain wis so £5
nach komen alz dem riehen, won unser herre wil der armen helfer sin. also
sprichet der wissag und leret: 'herre, du bist ain vater und ain helfer der
1. die] dise G, die Z. 1. an — weit fchH A. an jenr] scnre G, ze einro Z. da»
ft\H G. S. m&htintl merckint O. sprcchenl sprechint G. 4. an] in O. &. ein äax finsir
berre bat gesprocliin odir G. hier amb\ Her vt G. 6. Iiabc] hajge geeproobin O. ßf. an
wort G. '. ai] die iiaiJigen snde die maistir G. daa önsir Ö. S. besser — edler) törre
vndo ho'hir dorne alliB äai golt dnz ie wart . da uon aint a(i lio'liir . vnde (lio'liir vndo fehlt Z)
gro'iir G. 9. ond vor wlri fehlt G. 10. ällfi — im] ez allir dir welle gcwaltich G.
12. aleo — richer] da mitte bewieroiit 8ü (die meistere Z) . daz d. m. r. ist G. 13. aJlir der weite G.
also — herrol da mitte bezfigon die hailigen daz ü. h. biet G. er] ansir L're G. 15. volle
j^nndeD] plenua gratia G. 16. Daz drite wort dsz ist fortJtudino . daz epricbit stercki . alae b.
lucM »cribet . stephanua der waz vol stercki vnde gnadou . rehte als ob er aprecbi . swer G.
11 f. eterket — dar an] wirt er mit dien tugindcn gcsterckit . an dien drin regilcn . daz ist Itü-
schicbail . da uon liaet man in libro aapientic . da atat also G. IS. nu feliH G. ntebist
einde G. dis — 20 ist] vnde rebte daz himilsche lobin , vnde daz cngilscbe lebin . bet der
mensche uffcn ertriclie . der küacbe ist G. 23, epricbwort in der scrift G. der gal fehlt A.
2^. öch fehlt G. 25. im] vnde der willicliche am ist demo G. wie] weck G. 27. ond
leret fehlt GZ. berre — 114, 1 annflt fehlt Ä.
I
Kl. Mati. 19, 39. IB. Sap. 4. 1 ff. 27. Pa. 9. 10. ^|
Dratwh* Texte im MitteldMn. X. 8 ^^^
- LI
lU
39. Von mJLiiger hand regele.
willehlicken armiit'. der meiitsch der wirt öch geaterket an der gehofsami.
I wie möliti der menlsch ieraer grösslicher gesterket werden deiine der also
I demötig wirt daz er sinen willen verwirfet und er ains andren willen tut?
dem mentschen git unser herre ie me and ie me tagend nnd gnade, also
I 5 spriht sant Jacob : 'unser herre wil dem demütigen mentschen sin gnade
geben und wil sich krefteklichen setaen [84"] wider die holivertigen lüte'.
es aprichet öch sant Paulus daz unser herre mit siner gnade sterket dii de-
mütigen hertzen und verwirfet dii hohvertigen.
'Stepbanua tet och grössü zaichen an dem volke'. nu merkent wie du
10 zaichen sont sin. man liset in dem ewangelio daz unser herre sprach zä
sinen jungern: 'in mim namen sont ir die tüvel vertriben, ir sont nüwe
zunge reden, die schlangen sont ir uf haben und trinkent ir gift, daz sol lich
nit schaden, und üwer hende sont ir uff die siechen legen und sont gesunt
werden', disii zaichen sol man gaischlich verstau und sol su öch gaischlich
16 tfln, won sü sint vil nützer denne du liplichen zaichen. ain hailig sprichet:
I 'so du zaichen ie gaischÜcher sint, so sü ie besser sinf. man liset von
mängem der grössü z&if85"/clie^\i tet und doch vei'lorn wart und da von sint
dik du ofnen zaichen schädlich, daz unser herre hie vor in der junger ziten
grosü zaichen tet, daz tet er dar umbe daz du cristenhait gemeret wurde
SO da mitte; und do warent zaichen nutze, nu enist der zaichen nit not; da
von ist vil nützer daz si der mentsche gaischlichen an im selben tu,
Daz erste zaichen ist daz wir den tüvel uss uns sont triben. nu merkent
wie. ir wissent wol, waz die ogen gescheut, daz bringent si zehant der sele
und zaigent es ir, daz öch si es an seh; und swaz die oren gehörent und
25 kurtzüch die sinne alle uswendig enphahent, daz bietent si zehant hin der
sele, daz öch si es versuche, und so du sele denn enphindet der enphindung
der sinne und die bewegung des libes, so wirt öch zehant du sele beweget,
du sele und der lib sint also wol sament daz sü zehant gevoigent. [Sö'J
und so du ainhellung gesehiht, so ist der tüvel in dem mentschen, und füget
90 denn mit sinen raten daz der menlsch bekort wii-t. so sol der mentsch
tugentlich striten und sol Got an raffen, sant Gregori sprichet daz unser
1, annflt Z, armöu ff. mensche wirt G. an der drittun regilc . daz iat g. O. 2. iemer
frhlt ff. der a.) daz er a. ff. ä. tflt . vfi sich also undir den naigct . vil dcinötet . daz er
rehte tat . ata er nie willen gewnne ff. 4. herre me ofl me ff. 7. es — Ochj also sprichit G.
daz ffhlt G. Vnsir h. sterckit m, b. g. daz demütige herce G. 8. hohuertigen lüto G.
9. Daz vierde wort scribet er . daz er gr. z. tet a. d. v. ff. du] disii ff. 11. cor in] In no-
mine meo demonia ff. sont ir zifeimal A. den tienil vz triben ff. 12. nH die ff.
virgift ff. 14. Bol manl sunt ir ff. sol süj sunt all ff. 15. hai/hailig .4. IT/*, eint —
BchÄdUcliI geaehiht , daz dö o. i. vil ach. sint ff. 19. grtsü z. fehlt Ä. 20. und fehlt ff.
not fehlt A. 20 f. da von] vQ ff. 22. daz iat daz ff. uns fehlt ff. 24. oa — es| ire . dax
Bi daz ff. 25. alle awaz die u. ff. hin in der 6. 26. es] daz ff. 27. die] der G.
bewegt . nah dez libes bewegnnne . wan ff. 28. sament] mit ain andir G. 29. gehellnnge ß.
I fftgeiit A. 30. bo'sen rietin ö.
5. Jac 4, 6
\ Aiuchtull an I. Cor. 1, 37; Luc. 1, SS; I. Peti: 5, 5.
. Marc 16, tm
39. Von mäDger band regele. 115
herre etswenne verhenget daz der mentsch in kumber und in not kumet, dar
umbe daz er sich selbe werde erkennend, wie reht krank er ist an Gottes
helf, und daz er denne 6ot an rufe daz er in erhöre und im ze helfe kome,
und git im denne ze jungst daz hymelrich und sich selben, in mänger wis
versuchet der tüvel den mentschen. etwenn vert er in den lip zwüschant 5
hut und flaisch und machet daz blüt haiss und tribet es im denne umb daz
hertze, und wirt der mentsch denne zornig, so der mentsch beginnet zür-
nen, so tribet er daz blüt umb die ogen, daz er rot wirt. etswenn vert er
in den lip und machet sich also swäre daz der mentsch du gelider küm
uf gehebet, und truket in alles nider und wirt denn urdrutz/^857zig zfi Gottes lo
dienste und zu gebette und zu allen guten werchen, und also raitzet er tra-
kait und so der mentsch mit dem tüvel wirt besessen alsuss, so werdent
denn all tugent und all die krefte der sele ital stonde, und aller guter werche
werdent si müssig. also sprichet Jeremyas: *wie kunt daz so daz du statt
vol lüt ist und doch ital stot?' nu möhtint ir sprechen: wie mag daz sin 15
daz ain statt vol lüt si und doch ital stot?' daz beschaid ich üch. swenne
der mentsch alsuss besessen ist mit dem tüvel, so werdent alle die tugent
und die krefte der sele müssig stände, daz si nit werchent, und sint doch in
der sele. daz ist daz volk in der stat: die tugend in der sele. die sint da
und sint ital guter werche, und stat du beschaidenhait allaine, und ist ir 20
gesinde gar entwichen, daz sint die tugend, die sint ir entwichen, also das
si nit werchent, und erlöschent also in der sele. denn so sont wir daz /857
zaichen began alz unser herre sin junger hiess, und sont den tüvel us triben
der uns besessen hat, und alle sin bekorung mit gfiten werchen, und sont die
tugend alle üben mit gaischlicher arbait, und sont wainen und betten und 25
disciplin nemen und ändrü gütü werch tun, so flühet der tüvel von uns. als
sprichet sant Jacob: 'wirf us den tüvel, so flühet er von dir!*
Daz ander zaichen ist daz sü nüw zungen sont reden, daz geschiht in
der regel des rates: so redet der mentsche künschü wort und senftü und
demfttigü und kert ällü sinü wort ze bessrung im selbun und andren lüten 30
und ünserm herren ze lob: daz sint nüw zungen. man liset von den hotten
1. kumber — not] not vnde in arbaite G. 2. umbe sprichit er G, 3. röfe . vfi O,
in denne G. 4. daz fehlt (?. 4/*. in — mentschen] wan liset inder schrift . dar (das Z) d'
tievil d. ro. in magewiz uirsAckit G. 6. daz blöt] den lip G, es fehlt G. 7. so der mentsch]
so er denne G. 8. umb] undir G, wirt . also raizit der {richtig er Z) zom G. vert er o'ch G.
10/1 zft — allen] gotte ze dienenne . vnde gebettis . vfi allir tuginde ufl allir Ö, in Z fehlt
vfi a. tuginde. 12. wirt] ist G. 13. alle die t. G. sele werdint ital G, stonde Ä, das n rot
durchstrichefi. 14. werdent] sint G. der wissage J. Quomodo sedet . wie G. 15. stot] ist G.
m6htint] merckint G. sprechen] sprechint 6r. 16. vü si doch G. daz b.] da b. G, 18. sele
die werdint G. 19. sele . vn wrkit doh niht gutes . vn (vfi fehlt Z) daz ist d. v. G, 21. daz]
da G. die sint fehlt G. 22. werchent] für raickint G. so fehlt G, 26. ftben] uf-
weckin G. 26. ft^drü — tun] sun die tuginde ftbin G. uns] dir G.
14. Thren. i, L 27. Joe 4, 7,
8*
■' 118 39- Von mäiiger hantl regele. ■
P daz sß mänger Uande zungen wurdent reden do der hailig gäist äff sü kam.
[ do sprachent die Juden si wirint all trunken, do sprach sant Peter: 'es
enist nit also, wir wissent [86°/ wol w;iz wir sagent, es ist nocli terci zit '.
alsnss, sprich ich, geschiht daz zaichen an uns, so wir alsuss alle unser red
fi erniiwren, daz wir denne Gflttes lob sprechint und die Iiit bessregint.
Daz dritte zaichen ist daz wir die schlangen uf habint. wie daz si, daz
beschaidet uns sant Augustinus und glasiert die rede, in dem paradyse da
du erst siind beschach, da warent drii ding die och gaischlich an dem menl-
schen sint. der schlang waz ir ains. und wie der an uns si, daz merkent.
10 ans ist ain nat&r an erboru, daz haisset fomes peccati, und enist des nieman
iuig won der von dem haiigen gaist ist gerainnet, alz unser vrowe, disn
natürlichü bösshait ist uns so vast an geboren daz si nieman verdi'uken mag:
won der mentsch hat sich mit den sünden so gar verswechet und verböset
daz si gert böser ding und des libes wolnust, und gert des dik von natör-
Ifi lieber krankait äu [86*} des tüvels rät. swenu es aber si von des tüvels
raten, daz sag ich dir; der tiivel mag enkain mentsch bös machen, er for-
mier! e ain bilde in der sele, swie er die sele besuchen wil. und daz bilde
setzet er der sele für, daz si es an sehe; so siht si es an und aber an und
gedenket dar an denne. in tniwen, si mag also lange mit urab gän untz
M daz si kumet In bös girde. und der böseu girde mag si also lang nach
bengen daz es zfi dem willen kumet, vil schiere mag es denne zu den wer-
chen komen. aber du biderb sele. zehant so du siht daz der tftvel formieret,
so wider stät si im und gedenket an Got und vertribet den tüvel. na ge-
schiht es öch daz du sele mänig form enphahet die ir der tüvel für setzet,
J5 nnd hat doch kainen willen daz si durch alle die weit iemer kain sünde
welle tun, und gat doch mit den gedänken umbe nutz es ze böser girde
kunt. so der tüvel der sele die form für gesetzet da mit er si versflehen wil.
weder si daz [86 'J enphahet oder nit, daz waiss er nit; er waiss öch der
gedenk nit. swenn aber du sele also gevolget daz si an daz ding also lange
80 gedenket, daz ir der tCivel vor entwirfet in der beschaideuhait , daz si daz
also lang an siht daz si da von bekort wii't und der lip die bewegung
enphindet, so waiss es der tüvel denne. und so er denne der bewegung wirt
gewar, so raitzet er si denne ie me und ie me. in ain ander wis wirt der
1. mAoger bände] manige G. 2. all fehlt G. 3. also f^eaara G. 6. s. äst ist daz 0.
vf Bon hehin G. 8. de A, derae G. 9. der 8. — und] Daz waz der slange ff. II. der
rehte vun G. gaisto dir von ist ff. 12. aaste von nutüre G. nieman alzogis ff. 13. wonl
vS G. sich] si also gar ff. so — verswechet] uirschelkit ff, virslenkit Z. 16. rate ff.
enkain — machon] enhainem m. bo'se gedanche gegeWn ff. 17. e fehlt ff. in der gehugide
der sele ff. boeüchen] uirsSckin ff, vereßcliin Z. 18. vn siht ez abir an ff. 19. an]
nnh G. 20. und fMt ff. 22. so] alse ff. tienÜ daz bilde f. ff. 26. gedSnken] gnade
rot liurehgtrichfTi. am Rande gedenken mit Verweiauttgsieichen Ä. 2T. kunt rn wirt so A.
28. si) du sele G. 32. enpliindet] enphat ff, 33. ie me vfi me ff. wirt o'eh der G.
I. Act. 3, Iff.
i
39. Von minger hand regele.
117
mentsch bekort von sin selbes bosliait. daz gescliiht von der nature du da
huL^et fomes peccati, die nature gelichet saut Augastinus dem sdilaiigen der
daz wip verriet in dem paradyse. nu sint zwo girde iu der sele: der ist
aiiiä uider keret zu dem ertrieh, und dii g«rt irdesclier ding; dii ander ist
uf gekeret, daz si Got schowe. nu raitzet der sclilange die under girde daz 6
si die Sünde tügi; und so du girde den rät euphahet von dem schlangen, so
ist Eva da von worden, und wirt denne dii girde dii [80''/ da Even be-
zaichent, von dem rate, und so si also beweget wirt, so bütet si denne die
girde die si hat, der obren girde, daz ist Adam, und siindet er denne mit
ir. und so denne die zwo girda also enander geliellent, so geschiht du 10
Sünde, alsuss glöset sant Augustinus dise rede und glichet die natureklich
krankait dem schlangen, und die undren girde glichet er vr5n Even und die
obren hern Adam, nu sont ir wissen, daz du under girde stille stät, also
daz si nit beweget wirt von dem schlangen, so enwirt uns der rat nit
der angebornen sünden; swenn aber si wirt beweget, so mag es niemer I6
gesin, die ober iiaige sich her nider und gehellent enander. nu merkent wie:
so du sunne schiunet in daz wasser, alle die wile so daz wasser stille stät,
so stät öch der sunnen scliin stille der uff daz wasser schiunet. als schier
so der undertail beweget wirt, daz ist daz wasser, so beweget ze{8?°Jba.nt
daz wasser den schin der sunnen. reht ze glicher wis geschiht den zwain 20
girden: alle die wile daz der under stille stät, so stät öch der ober stille;
und so du under begirde beweget wirt, so wirt öch du ober beweget, du
natürlich krankait, du disen rät git und alle zit den mentschen raitzet uff
die Sünde, daz ist der schlänge den wir ui' sont beben, als unser Iierre spri-
chet. dis zaichen sont wir began au uns selben: so wir gewar werdent daz 25
uns du nature zfi sünden raitzet und uns linser girde bewegen wil, so sout
wir vast slän wider der girde und sont daz herze und die girde uf heben
ze Got und sont uns bekftinberren mit guten werchen und mit guter andaht.
also sont wir die schlangen uf haben.
Daz vierde zaicben ist: 'trinkent ir vergiftes, daz sol uch nit schaden'. 3o
unser herre sprichet in dem ewangelio: "daz liymehiche ist f87'] glich aine
1. bin frhit A. 4. gekerit G. imd fehlt G. 7, worden] bewogt worden? (Panier), wor-
den . du o'ch in deme paradyso den rat enphtc von deme elangen vn G. 8. denne] zehant G,
10. denne fehlt G. 13. obimn girde h. G. mich Aduni] Ku hat er geBait ivie ous den
rat enphat . von deme stangen . vn bütet denne den rat iidame . daz ist du obir girde unde
BÜndont denne G. daz] alle die wile daz G. 15. si] dö undir girde G. 16. gesin] wer-
din G. la. Bo abir der ff. 21. der under] dfl undir girde G. der ober] du obir giide G.
22. nnd — ober beweget] wan die undimn girde geiichit er demo wazaire , vnde die obirun
girde der Bonnensehine . Unde also der »unnnn Bchin bewogunge enphat von deme wazsir . also
wirt dfi obire girde geraizit vn bewegit von der undrun G. 24 f. Bpricliit . daz wir zachin aun
Tun . daz wir in simc namin die alangin Bun <f licbin G. 25. dia] daz G. 26. nmer fehlt A.
i'f hebin G. SO. z. daz ist G. 91. ewangelio . Simile eet regniun celorum Bagone G.
^^KSI. Matt.
118 39. Von m&nger hand regele.
segi, die man in daz mer senket*, ir wissent wol: so ain. vischer sin netz
in daz mer wirfet, so zühet er bös und gät nnd alles daz im kumet. so er
es denne nsgezühet an daz Stade, so liset er die bösen von den guten und
gehaltet die gfiten. also sol daz mentsclie tun: so es sin hertz gewirfet in
5 die weit, da yahet es übel und g&t und gedenket an die upkait der weite
und bevahet mit sinen gedänken mänig unsälikait, die in der weit ist; so sol
der mentsch ziehen denn an daz stad, daz ist an sin haimlich gebet, und
sol da schaiden daz gfit von dem äbeln und sol die weit und alle uppekait
US werfen und sol gedenken daz es alles ist ain tot der sele. und alz unser
10 herre sprichet: 'trinkent ir vergift, daz sol üch nüt schaden*, der sei vergift
ist nit anders won da weit und alles daz du weite begrifen mag, daz trinket
du sele. und ist du vergift also daz si dran gedenket, daz ensol ir nit
werren, /877 won si sol us zehant schaiden daz böse von dem g&ten und
sol ir nit lan werren, so wirt och daz zaichen volbraht.
15 Daz fünfte zaichen ist daz si ir hende uf die siechen sont legen, daz
si gesunt sont werden, so der mentsch beginnet tragen an Gottes dienste, so
ist er siech: so sol dis zaichen an im sin und geschehen; so sont wir die
hende uff si legen, daz ist also daz wir gütü werch sont üben, und sont da
mitte die bösen trakait weken. sant Bernhart sprichet: Mr wissent wol daz
20 der gebure hert ädren hat von der gewonhait daz er mit arbaiten ist ge-
zogen, da von mag er vil arbaiten. länt ir in aber gerfiwen, daz er sin selbes
empfindet, so wirt er also träge als ain ander mentsch. ze glicher wis ist
es umb den mentschen. der sich selber guter arbait und gutes lebens went,
der mag wunder gearbaiten; aber den zarten lüten, die sich verzertent, den
26 geschiht alz dem geburen: so der beginnet rfiwen, /877 so wirt er ie träger
und ie träger*, so sont wir denn dis zaichen an uns began und sont uns
twingen zft gfiten werchen; dar nach gat du Übung, daz der mentsch gütü
werch üben sol; und nach der Übung gät der wille, daz der mentsch mit
willen gütü werch tun sol. so ist denne daz zaichen vollebraht und ist der
30 siech gesunt worden, daz ist der wille.
2. ime drin k vti so G. so «es« er A. 8. denne fehlt G. daz bo*se von deme
g. G. 4. daz gute G. also] ze geUchir wiz G. 6. sime gedanche G. 7. Az ziehin G,
haimlich] hailich G. 8. alle ir n. G. 11. mag] het G. 18. bftse] übile G,
16. sont fehlt G, 17. sin und fehlt G. 20. ädren] andir art G. vtl von G, 20 f. ge-
zogen] irzogin G. 21. vil arbaiten] wndir arbait irliden G, ir fehlt G. 24. die zartin
Idte G, sich] ir lip G. 25. der] er G. 26. an uns seibin b. G. 27. m. vlizicliche gfttö G.
29. tön sol] tut G, denne fehlt G. 30. wille . den willen het denne der mensche ir-
weckit mit flbunge gütir werche . so ist daz zachin geschehin G.
40. Von der erwellang dez mentschen. 119
[40.] Ton der erwellnng dez mentschen.
[Elegit eam deus et preelegit eam et in tabemaculo äuo habitare eam facitj
*Got hat si erwellet und für weit und hat si gemachet wandlend in
sim gezelt'.
Diso wort sint gesprochen zft aim ieglichen sälgen mentschen, und sint 5
dru ding dar an ze merkenne. daz erst ist du erwellung; daz ander ist du
für erwellung; daz dritte du Wandlung in dem gezelt.
Nu möhtest du sprechen: 'war an sol ich daz merken daz ich erweit
bin?' des wil ich dir urkünd geben an drin dingen, daz erst ist daz du
lassest allen zart und kintlich [88"] sitten und alles gemach des libes und lo
der weite vröde; won du weit ist glich ainer vrowen. von der liset man in
der altun e, du hiess Jesabel, und enhatt nit natürlicher schöni. si zierte
sich aber mit varwe und zoh die lüte an sich, nu füget es sich also daz
der wissag Helyas ir hulde verlos, do wolt si im den lip haissen nemen,
do floh er gar sere, daz er vil müde wart, und entran in ain statt, hiess 15
Bersabee, und lie sinen kneht da, und floh er in die wüsti und behielt sich
ainen tag da. hie bi ist du weit bezaichent. ze glicher wis alz du küngin
Jesabel die lüt an sich zoh mit gemähter schöni, also tut och du weit, du
hat nüt natürlicher schöni, si strichet aber välsch schöni an, daz ist zergank-
lich schöni und vröde und hohfart, des libes gemach, gut und ere. und alle 20
die uppekait du in der weit ist, daz ist nit anders won ain vArwlin daz
hüt ist [88 ^J und mom nit. mit den dingen zühet si die lüt an sich, und
swer ir nit volget, der verlüret ir huldi; wider den setzet si sich, und flühet
er nit, si nimet im daz ewig leben, so sol der mentsch tun als Helyas tet,
und fliehen zu Bersabee. Helyas daz spricht 'Gottes helfer*. und sweles 25
mentsch der weit entrinnet, daz ist Gottes helfer. also sprichet sant Paulus:
*wir sont ällü ünsers herren helfer sin und sont im mit ünsrem leben alle
helfen voilebringen daz tugentlich leben daz er uns vor getragen hat', waz
1. Die Überschrift fehlt GWNArundel, Dise wort hörent einö legelichö gute mschs an
(rot) Z, Ite van den iuffrawen Phill. 2. Der lat. Text fehlt A. 3/1 Got — gezelt fehlt G,
5 f. und — dingl drä dinch sint G, 6. ist d. erweUung] du bist irwelt G. du fehlt A.
6/1 ist d. für erwellung] du bist für irwelt G. 7. du — gezelt] du solt sin in deme got-
lichin gezelte G. 8. Nu liebü iuncvro'we nu m. GZ, 10. aUiz daz gemach G. 12. der
altun e] libro regum G, 12 f vn zierte si sich mit v. G. U. der fehlt G. do] vnde G;
ebenso 15. 15. in] an G. du hiez G. 16. floh] lüf G. 18. öch fehlt G. 19. an] vf G.
22. vfii mit G, die lüt] alle die weit G. 28. na uolget G. deme G. 24. er si
niht G, 25. vfS sol si vlichin G. H. daz spr. mines gottes helfsere G.
1. Die Fredigt findet sich in G Bl 15^; ZB1.18<'; W El 30%- N Bl. 32''; Arundel El 97^;
PÄtö. BL 22A^; B Nr. 4. — Gedruckt nach G bei Wackemagel S, 531. 2. ist einem Versikel und
Besponsariutn aus dem Commune Virginum des Bremers entnommen. 12 f. HL Reg. 19, 3 ff.
27. n. Cor. 4, 10 ff.; Phil, i, 20.
' X20
40. Von der orwellui
k
*
tet Helyas aber? er floh ze Bei-sabe, daz sprichet 'der brunne saften' und
bezaichent ain ieklichs gaischliches leben, dar sol der mentsch fliehen und sol
sich da sarten mit lügenden und mit guten wercben. man liset von ainer
bände bern, die hant die nature, so man sü zem ersten druket, so gebent sli
5 sures trank und dar nach süsses und dar nach getetnpertz, mit den bereo
sol sich der mentsthe trenken, so er zö galsch/SSVlichem lebenn kunt. er
sol zem ersten gedenken an die bitren sünde, wie dik er Got sere erzürnet
hat, und sol im daz inneküch laid sin, und soi ain bitterkalt dar umb han
in sim herzen, sant Paulus spricht: 'so ich gedenk an min altes leben, so
) ist es mir so bitter daz ich es ze ruggen wirf und ker mich zu dem gegen-
wili'tigen lebenne'. also sol der mentsch trinken daz bitter trank, zu dem
andren male solt du gedenken an ünsers Aeiren gute und an sine tugend»
und an sine suzekait und solt mit Qoüe suzekliek getrenket werden, eu dem
driten male solt du dich vesteklich und tugeutlich haben zu der regel und
i zfi der Satzung und solt den orden vesteklich und flisseklich behalten mit
beschaidenhaJt; daz ist daz getempert trank, daz der mentsch weder ze iätzel
noch ze vil tu. waz tet Helyas rae? in truwen er lie sinen kneht da ze^
Bersabee und für in die wüsti und enthielt sich da ainen tag. bi der wüsti
ist bezaichent daz hymelrich, dar sol der mensche varen von dem gaiscbiichen
) lebenn und sinen lip, daz ist der kneht, da lassen, bi dem aingen tage [88"/
ist bezaichent der ewig tag, der da niemer verendet, also sol der mentsche
zem erst lassen all kintlich sitten ; Qar nach sol er zfi gaischlichem lebenn
varen: daz sint zwai Urkunde daz du erweit bist, daz drit ist daz du ünsers
herren gebot flisseklich behaltist, won daz ist ain ieglich mentsch schuldig.
i man liset von aim jungling, der kam zu önsrem herren und fraget in wie
er daz hymelrich möht gewinnen, do sach unser herre daz im ernst wai,
und minnet in und sprach : 'du solt du gebot behalten du in der e gebottfiü'
sinf. da bi merkent wir daz ain ieglich mentsch der gebot schuldig ist zt
behalteune. und der gaischlich sol nit allaine du gebot behalten, er sol ödt^
j sin regel und sin Satzung behalten und ällü ding die im sin orden gebötet
I
i
i
rs
1
getempemi z
1. Bci-sabee bcraabco daz spr. G. euiten A, aecü GWZ. \f. und beiaiclient] Ain branne
setti daz ist G. a. saiten Ä, eatton GWZ. 4. hant die] eint d' G. 5. nnd dar uadi
;e domo driton male getempirt traiich G. 7. scre) gio'zlicho G. 9. in aim] Imme Ö.
10. kere ich mich 0. 12. solt — 14 malo fehlt Ä durch Sotnöoteleulon.
13. Bol G. 14. m\ w. atch G. 13. den] einen G. vesteklich u. flisBckliebl vlizicliche vs
Btsatieliche G. IS. ffir er iu G. cnthieltl bcbicit G. 19. menacbe fthU A. 20. ainen —
kneht] sol ainen kneht den lip G. 21. da — verendet] genimct niemir ende G. 22. n .J
moret A. dar nach] ze dcmo andirn male G. 23. Voscm ^1. 24. gebot fehlt A. 36. er 1
himilricb aulti G. 26/". unser — sprach] in unar herre an . Tn sah daz ime bo emist wa* du
alle sino adiran brunncn . \n do minnote in vnair herre vO spr. zime G. 29. gaistliche menftche O.
3U. ellä du dinch G. urdin vn sin maiBtirachaft ff.
1, Beraabce wird geicöhnliek erklärt als 'JBrwinen der »ieben, nämlidi der stehen Lämmer';
'Brunnen de» Bundesopfers, des Eidschwures', während O hier der Ühersetmng der Vulgata
(Gen. 36, 33). 9, FhH. 3, 13. 25. Matt. 19, 16f.; vgl. oben S. 110 Z. 18 f.
Aodrt^H
40. VoD der erwelluag dea mentachen.
121
und sin gehorsami. und sol joch nüt allaiue der ding gehorsam sin du man I
in haissei, [89"} er sol joch sich och fliasen aller der ding die siner maister- I
Schaft liep sint. sant Paulns spricht daz unser herre gehorsam waz nntz an 1
den tot des crützes ; er wolte gerner den tot liden denn er ungehorsam I
wurdi. dar über spricht sant Bernhart : 'sit daz unser lierre gehorsam waz 5 '
nutz an den tot, swer im denn nit nach volget mit rehter gehorsami, der J
enwirt Och iiiemer tailhaft siner gehorsam]', alsuss sol ünsrem herren der I
mentsch nach volgen und sol frü und spät berait sin zii der gehorsami. der 1
wissag sprichet: 'ich wil frö und spät stän und warten waz dinü gebot I
sigint, daz ich dim willen nach volge und in behalte', also sol der mentsche 10 j
sprechen: 'ich wil stau frü und spate, und wil warten waz miner maister- |
scheft wille si, daz ich daz bebalte dur die miune die ich ze Got han'. unser I
herre sprichet in der minne buch: 'ich such die die mich minnent frü, ob ]
ich si vinde [89'} an guten werchen, an dem gehette oder an gehorsami: I
und die ich denne vinde, die wil ich trösten und wil bi in sin', sweler uJ
mentsch na disü drü ding an im vindet, daz sol im aiu urkünd sin daz er J
erweit si. I
Daz ander ist ain für erwellung; daz ist also vil als ain bestätnange I
der erwellung. daz du aber entstandist ob du für erweit sigist, des gib ich 1
dir ain ui'künde an drin dingen, daz erst ist aiu unbeschowung : daz du 20 j
dich umbsehist wie du din hertz und AUu dinü werch vindist; und nim war ]
waz Gottes galste in dir rede, der wissag sprichet: 'ich wil mich umbsehen I
und wil hören waz Got rede zu miner sele, und warten wenne mir Gottes |
gaist kome'. sant Paulus sprichet: 'alle die Gottes gaist nit haut, die sint I
von im geschaiden'. also sol der mentsch war nemen wa der gut Got her 25 I
komi. nu sprichet der wissag: 'unser herre kumet nit von Ursprung der 1
sunnen'. bi dem [S9'J Ursprung der sunnen ist bezaichent franstmütkait. dem 1
alles sin ding nach sinem willen gat und nach wünsch, den eukunt unser 1
herre nit; es wäre ain tugenthaft hertze, daz Got dar inne erkanti so im I
1. und Bin gehorsami fehll G. allaine fMt G. 2. du soit dich o'cli G. diner G. S. vor I
saut] Sancte Bemhart sprithit ain wort fibir . a. Paiilua wort G. daz — waa] vnsir h. waz g. G. J
*. et wolte] in woltc G. 5. wurdi] wiere G. fiberl umbo G. sit — waz] Vnsir h. waz g. G. I
6. vn swor G. denn fehlt G. T. enwirt - tailbaftl sol niemir t wetdia G, S. zu der) I
ze 6. 9. icb — warten] Mano astabo . Ich wil stan vrflg-p ^n wil warten G. 10. dim — in] dinen I
willen G. 11. wil fr. u. sp. stan G. 13, der — frfl] deme ewangelio . Alle die mich min- 1
noDt die wil ich vrüge afichin Ivrfige eehin vs säcbin Z) G. 14. an der gehorBomi vn an ondireo I
gatea werckin G. 15. die wil — sia] mit dien wil ich ein . vn wil an tro'sten G. 16. na 1
disQ; dii G, 18. ewellung A. 19 aigiatj bist G. 22. t'orich! Audiam quid loquatur G. J
2ä. vn wil warten G. 24. alle die die G. 26. vm- tiiiaer] nüt ab Oriente ncque ab oc- j
cidente neqne a doecrtiB montibus G, nüt ab Oriente noch von ab occidente neque a. d. m. Z. 1
uon deme G. 2T. der aiinnen] dez brunnen falgch G, der sdnden bddemiü Z. 28. dcme G.
29. ain vil tuginthaft G,
S, Fhü. 2, 8. 9. Ps. 5, 5. 13. Catit 3, 1. 4 in Verbindung mit Marc. 13, 35 ff.
22. ft. 84, 9. 24. Som. 8, 9. 26. Ps. 74, 7. '
i
122 40. Von der erwellnng des mentschen.
alles sin ding nach sinem willen giengL bi der sannen under^an^e ist be-
zaichent betrftbsalli und widermüt. da enkumet och unser herre nit, won das
betrübte hertze ist glich dem trüben wasser, daz ergossen ist dar in wirfet
der vischer sin netze und vahet vil grosser vische; und so daz wetter ie
5 sterker ist, so es im ie baz gät. zu glicher wis tut der tüvel: als er siht
daz der mentsch ist betrübet, so wirfet er sin netz in, daz ist sin rät und
sin raitzen, und vahet vil mängen grossen visch, daz ist daz er dem ment-
schen benimet mängen andaht und mänig pater noster und mänig tugentlich
werch, du der mentsch täti ob es an trübnust wäri. und so du betrübsalli
10 ie grösser ist, so /<957 der tüvel ie me gevischet. unser herre kumet och
nit von den wüsten bergen, daz ist von den wüsten hertzen und unberaiten.
es sint etlich lüte, die haut so wüstü hertzen und so krümbü daz sü sich
nit kunnent gefügen zu der gnade, den kunt unser herre nit, sprichet der
wissag. wannan kumet denne unser herre? er kunt von den warmen landen.
15 da liset man in Deutronomio: 'er kumet von dem haiigen berg', der da ge-
tailt ist, daz ist von dem hymelriche, zu dem rainnen hertzen, daz sin kürtz-
wile sucht uff dem hymelschen berge und daz ^ä hat getaillet von den
irdenschen dingeu, dem kunt och unser herre. daz ander ist ain Wartung, in
Thobya liset man von ainer vrowen, hiess Anna^ du sass uff ainem hohen
20 berge und lüget wenne ir sun käme, bi vro Annun ist bezaichent ain ieg-
licher sälger mentsche der ünsern herren gebirt. der. mentsch sol sitzen uff
/dOy aim hohen berg, daz ist daz raine hertze, daz sich erhöhet hat van aller
der weit, daz mentsch sol sitzen uff sim hertzen mit gedänken und sol sehen
wa Jhesus Christus her kome. daz sprichet ain wiser man an ünsers herren
25 statt: 'sälger mentsche, ich bin din kint^ wan du gebii-st mich gaischlich in
dim hertzen und in diner sele'. daz dritt ist ain vorgesmakung. da von
1. sinem fehlt G. vnd^ am Ende der Zeiie A, 2. öch fMt G, in das ist das s
später eingeschoben Ä* 3. betrvbtes Äj trAbe G, 7. raizonge G. 8. andaht n. m&nig] an-
daht gute yn G. 9. trAbnust] betr&psali G. 10. unser herre] Der wissage sprichit . daz
iinsir herre o^cb niht kumit deme betrAbiten menschin . Er G. 11. daz — nnberaiten] da bi
sint bezaichinot du wüsten herein G. 12. hant also w. G. krombü herccn G, 13. kumit
o'^ch G. 14. denne fehlt G, deme w. lande G. 15. da liset] Dens ab austro neniet . Daz
liset G. Deüt"mio Ä. er] £z kumit von pho^nnvn (fenon Z) vnde G, 16. daz ist — hertzen]
Bi der pho^nnun (fonin W) ist bezaichint daz herce daz der minne vil het . Du fo^nne (fena Z) ist
warn vti bringit den regin . ze gelichir wiz ist o^ch daz herce warn . daz der minne vol ist . vfi
du minne bringet gerne den sftzin regin . daz ist der sflze andaht un die vmhtbseren trehine (ge-
danche W) . ze deme kumit unsir h^ daz von der minne warn ist . daz ist daz warme lant Er
kumit o'^ch ze deme hailigen berge . der getailit ist . da bi ist bezaichinot daz raine herce G WZ
si A. 17. sich fehlt A. den] allen G. 18. dem] dien G. 19. du hiez G, 21. der
mentsch] daz G, 22. von G, fehlt A. 23. daz m. sol] da sol der mensche G. sin
herce G. 24 wa ir kint her kome J. Chr. Gy wa sein chinde, vnser herre J. Chr. her k. W.
26. dim — m fehlt G.
14. Hab, 5, 3: Dens ab austro veniet 15. Deut 33, 2 f. 19. Tob, 11, 5.
40. Von der erwellung des mentschen. 123
sprichet der wissag: 'smekent und enphindent wie süsse unser herre ist!* es
spricht och sant Augustinus: 'ich bin gewar worden ainer wunderlichen süss-
kait; und w4ri ich üt lenger dar inne beliben, es wäri mir gewesen ain
hymelriche*. also sol der mentsch gedenken an ünsers herren süsskait, daz
er inwendig süsskait von Gotte enphahe. man liset in der rihter buch von 5
hern Sampson daz er gie zfi ainem male an aine statt, do bekam im ainer
low, do brach er im den mund uf und vand honig in dem munde, bi hern
Sampson ist bezaichent unser hen-e Jhesus Christus, bi dem löwen ist be-
zaichent der sälig mentsch der also stark ist daz in kain ding geschaiden
mag von Gotte, und der ab kainer bekorung erschriket. zfi dem kumet unser lo
herre und brichet im daz hertze uf und nimet daz honig, daz ist des hertzen
süssekait, und wirt denn da von gespiset. also sprichet unser herre: Maz
rainne hertze und daz süsse hertze ist mir ain spise'. unser herre wil von
des mentschen süssekait gespiset werden, swer disü drü ding an im vindet,
das ist ain urkünd daz er ist für erwellet. 15
Daz dritte ist ain wonung in der hymelschen pfallentz und in dem göt-
lichen gezelt ^ünsers herren gezelte\ sprichet ain wiser man, 'ist sin zeswe
und die winster'. so er die sele genimet in sin arme und si umbvahet, so
ist [90y si in daz götlich gezelt gemähelt. man liset von dem kunig Aswero,
do er nam sin vrowen Hester, äaz sin gezelt alles was von golde, und 20
warent du sail sidin da mit man es uf spien, und die nagel warent guldin
und die ringa helfenbainin ; und alle die zfi dem hof warent, die trunkent
und assent usser silbrinen köphen. bi der hohzit mugent wir wol merken
daz daz hohzit vil rilicher und vil herlicher ist da Got unser herre sin ge-
mahelen ze hove füret, sit daz ällü du schönhait und du herschaft du uff 25
ertrich ist, ain unsuberkait ist wider der schönhait dez hymelriches. bi dem
kunig Aswero ist bezaichent unser herre Got. der nam hat dri betütung,
dar an man ünsern herren bezaichennen mag. daz erst ist 'ostium', daz
haisset ain tür. dar an merkent wir daz unser herre selber ain torwarter
1. wisBage . GuBtate et uidete . virstant vn smekint u. e. denne wie G. 1 /*. es spr. 6ch
fehlt Q. 3. es] daz G. gewesen fehlt G. 5. der r. buch] libro iudicum G. 6. daz er|
der G, 7. do] vnde G, vant ime h. 6^. 9. ist ün also ueste G. 10. ab am Bande mit
Verweisungszeichen Ä. 10 f zu — herre] wan daz sü rehte ueste unde steeticliche gotte dienont .
die sint gelich dem lewin . Waz tot denne unsir herre . Untrüwon er kumit dar unde geschowet
die sele vnde daz herce G. 11. im fehlt G, denne vf G. 12. und] da mitte G, da von]
unsir herre G, unser herre] ein wise man G. 18. rainne vn dz raiuno h^tze A. hertze]
h^re A, ist — herre] daz ist ain spise v'nsirs herren . Er G, 14. disü] du G. 15. ist f. er-
wellet] für irwelt si G. 17. ünsers — man] waz ist unsirs herren gezelt . daz sprich; ain wise
man . daz G, 18. die w.] sin winstirü G. 20. er nam sin] der sine vro*wn nam G. daz]
do A. 23. deme hohgezite G. 24. vrilich' Ay rilich 6;. herlich G. 27. Got] Jhesus
Christus G. der name assverus het G. 28. dar an] die 6'. man fehlt A, an unsirme h. G,
29. vor haisset] ist unsir herre G. wir fehlt G. selber fMt G.
1. P«. 55, P. 5. Jud, Idj 5 ff, 12. Nach G stammt die Stelle von einem weisen Manne; in der
KL Schrift findet sie sich nicht 19. Est. 1, 6 ff. vgl. oben S. 33 Z. 27; S. 44 Z. 13 f; S. 98 Z. 19 f
;i94
41). VoQ der crwelluog dca tucntschen.
si, da siu gemahel ze liove vert. also sprielit unser herre: 'o liebfi jung-
vrowe und min scli6nü gemaUel, ich wil [00"} selber torwarter sin und wil
die bynielschen porteu uf län und nil dich viöüch und minnekllcb enphahen
mit der eugel gesange, und alles hj-raeisches her sol dich hiit enphaben mit
\ viöden', da wirt du sei enphangeu in daz götlich gezelt. so wirt unser herre
Bjirecbent: 'o du vil minneklicbü sei, hut solt du dich vröwen mit mir. und
alle vröde des hjTuelriches wil ich dir also gen daz du von mir und ich
vuu dir nienier me geschaideut'. da uimet aiu ende Ällü trui-kait, ällü be-
swilrde, AUü arbait libes und herzen geriiret dich niemer me. da enphahest ,
) du me vrMen denn din girde begrifen niuge, und me danne din sei urab-«
viiben muge. da swebt und swimet du sele in dem götlichen brunnen und in [
dem honge, daz ist du liailig drivaltkait. daz ander ist 'atria', daz ist
fritiiof. {91'] dar an merkent daz unser herre die haiigen sei wirt vrigent I
von aller maist^rschefte, von allen banden, daz si iemer me sol vriges ge- J
t mi^tes sin und vriges willen; und alles daz du wilt und dich gelüstet, das 1
solt du mJich tdu &n alle vohrte- da wirt unser herre zu dir sprechent: j
'büssü und schönu gemaliel, ich wil dich hat enpinden von gehorsami und, J
von betwungnust; wärt du dur mich beschlossen und gevangen, dar umb sol i
dir alles hymelriche offen sin, daz du vrilich gangist und sigist wa du wilt', |
II m spricht denne du sele: 'o vil minneklicher (jot, hast du mir nu gewalt i
geben über alles by'melrich, so wil ich nihtes nit haben äu dich und wil J
dich haben, lieber min Got, für alles daz ie wart, nu lege mir din winstren 1
haut uff minen nak und druke mich an dich mit diner zeswen'. da umb- i
valiet unser [91"] herre die sele mit siner gotliait und mit siner meutscbait
\ und setzet si an sine schöss und zartet ir. da genietet si sich sin nach Irem
willen iemer me eweklicb, und me denn ir begirde begrifen muge, noch me
flösset er in si mit siner götlichen süssekait. daz dritte ist 'heatltudo',
daz ist aiu gAnzü sälikait. da hat du sele denne daz obrost g4t begriffen
und die ganzen sillikait; so spricht si: 'dis ist min r&we, min vr6de und min
I erbe', denne setzet unser herre si nider und wirt selb ir schenke und ir
1. 8i| wil Bin G. 3. dir die G. 4. alles — süI] mii alicme bimilscliin her so wil ich O. \
6. BO — horrel vn u. h. wirt ff. 7. also gen] ewicilcho gebin . vü mich sclbio gip ich dir aleo ö.
11. dfij din ö. 11 f. gatlicheu — hongo] honicli bninnen ff, honige Z. 13. haiigen] a«e-
ligao 6. 14. 81} du ff. solt G. 15. un und fehlt ßlsiAlich GZ. wilt vli alliz dcz dich
lostet G. 16. dir] der ecle G. 17. hütl böte vri roachö uon aliir uorhte . uon allir roaietir-
•chafte . uun allen banden , ich wil dich böte G. und am Ende der Zäit fehlt G. 20. ol A
I tnin ff, miunekljclierl waneclicfaer G. 21. und] ich ff. 22. haben und alle himilache vrfiude . j
[ mit dir liobir m. g. ff. för — wart fehlt ff. 22/'. viQBtron haut J, winstrun G. 25. ;urtetir] |
llU churtaweil vod vraid mit ir 11'. 30. me denn] alse uil ff. noch] vü me denne sie go
wäge begoron . aide ir girde inügo begrifin . noh ff. 27 f. beatitudo — ist fehlt A. 2S. isQ j
iprioblt ff. 29. si] dQ sele . llcc rcquies mca ff. .^U. erbe . de ich bin kumin |nu pin ich k. W) 1
RQ dum oberoBtc gflt , un ich bin geügit zA der gauzun eclkait . denne G vnser zweimal A.
I ai; die «ele ff. ir fehlt beidemal G.
; 8, 3.
29. Pe. 131, li. 30. Lw.. IS, 37.
40. Von der crwellung des mentadien.
125
•truchsässe, sprichet sant Lucas, die trahte die er ir für treit, ist sin göt-
liches aatlut; da mit wirt si gespiset, so sprichet unser Iierre: 'essent und
trinkent und werdetit trunken von mim götlichen spiegel, und selient üwer sei
in mir, und ich wil in üch fliessen'. owe, sälgü sele, wie grosse denne diu
wunne, diu vri^de, diu sussekait ist, so dich Got umbvahet und dich be- S
schlnsset in sin gölliclien arm, untz du ge[OPJaa.ttBl wirst mit siner obresten
giiti. und er dich durch flösset mit der ganzen sälikait: die vröde enrang
weder hertz gedenken noch niunt gespi-echeu. owi, m6hti denn du sele her
wider körnen oder gedenken oder dehain u«vröd hau, so wiri ir denne der
minst gedank, daz minst wort, da mit si Got ie erzümde, daz war ir ain lfti|
jamer, daz si klain oder gi'oz wider den getet in des arm si sich hat ge-
wunden, owi, waz si denn begriffen hat an dem älln vr6de, älli'i sälde, älliu
sbssekait und äilö wunue ist! owe, sele, daz du ie iht gedahtest won an die
gantzen sAlikait; daz du ie iht gemintest won daz obrost gut; daz du ie iht
gespräche won sin lop; daz du ie kain werch getite won in siner minne: i
niöhte dir denn daz lait sin, daz wäre dir ain bitterkait. o sAlger mentsche,
wilt du nu sicherlich komen zu der vröde, so solt du dich flisseu drier ding,
daz [OSy erste ist daz du gantz minne zu Gotte habest von allem dim hertzen,
von aller diner kraft, und daz du alle dine girde an Got setzest und daz
du reht ain senung nach im habest, daz dich alles daz uff ertrich si, nit » J
getrösten muge, und daz dir also we nahe im si daz dich allfi du vrfide,
&1IÜ dö wunne, ällü dii sussekait die nff ertrich si, an in ain bitterkait
dunke, und Got dir aliaine vrölich und süsse si. denn spriht du sele: 'o
süsser Got, owi, vrölicher Got, ich bin nach dir siech und han nach dir so
grossen jamer daz mich alles daz nit getrostem mag daz uff ertrich ist', so 3
sprichet du sele in der minne buch: 'owi, tohtran von Jlierusalem und ir
iangvröwen von der hymelscheu Jlierusalem , kundent minem liebe daz ich
"ich von minnen bin und mich ällü ftrtzenie nit gehauen mag won sin
Bprichet — 2 60] Also npricbit ünsir heire indem cwanpl'o . Dcnno idl ich minü Mnt nidir
eezzin . uü wil selbe die tralitaji vr tragin . da wirt dii selo gespisii mit dem gütlichin aallfite .
vnde ff. 2. ttw essonl] Coniedite et bibite amici mei ctc' G. 4. ich fehlt ff. 5. umb-
vahet) allumbe ualiit ff. Ö. gotliche anne ff. untz A, und ff. 7. gflti] gnado ff.
8. Owe afi niehti ff. 0. komeii — unvi&d] gcdcnkin . aide mehti si dehain vnurAude ff.
vrtd Ä. denne fehlt O. 11. sie ie dain ff. arnie ff. 16. den» fehlt Q. daz w.] os
were ff. o] de du alle dioe girde . alle diuo nrAude . alle dine sAzekait . an dem niht aühtoat .
nn das du in niht minnotoBt . nnn alllr dinir kraft . der dir nu ao gar luatolicljo . uil sözecliche
ist . Uwe seligfi sele nu solt du dich ain nieto'n nach diucm willin . an nach dinir begoningo swie
du n-ilt Q. IT. sicbcrlicho und Bchicre ff. di(^ fehlt Ä. 19. und uon ff. 21)/*. alliz de
Diht getroistin mügo . de affin crtriehe ist ff. 21. dir] da ff. we — eij grozin iamir nach
got habest ff. 22. saBsekait] karzewil G. 22 f. ei — dunkc] ist . de dir daz ain bitterkut aie
an dem horzin G. 23. o] owo ff. 24. vm- owi] owo (owe immer ffi niiDneclichir got ff. owi
%TflIicher got fehlt Z. 2fi. owi] filio ierl'm . Owe ir ff. 27. ich /eWt A.
I
2. Cant. 5, 1; vgl. S. 41 Z. 1 f.
r
126 40. Von der erwellang des mentscben.
inin/"P:2''/nekIiclies umbvahen". owi, sprichet si deone, als sant Paulus sprach:
'owe, minneklicher Got, Itee mich von dirre weite, daz ich geselie dich in
dinen eren'. 'owe, liebes liep, du hist aller min tröst, Allü min vröde, AUft
min üälikait, owe, nu tröste mich, herre, es ist an der zit, won mich raag
5 äne dich ällü du weit nit getrösten', man liset von sant Agtuu, du hatta
ainen minnenten siechtagen, du sprach alsuz: 'Ällii liplich Arzenie han iclt^
versmahet, sunder allaine mines lieben herren woit mugent mich gesunfe;
machen', owi, geminneter Got, ich bin ane masse wunt von diner minne, na.
haile mich, geblümeter Got, won ane dich mag ich niemer gesunt weidenl,
10 also spricht her David: 'mir ist gebrosten daz ich verderben müss, du tröstest
mich denne, o süsser Got'! also sprichet dii sele: 'mir ist daz hertze [93*J
min verseret nach Jhesu mim liebe, daz es niemer wirt gesunt'. also seit da
haben ain minnent sennng. daz ander ist daz du gantzen and stäteu frid
habest mit Got, mit dir selben und mit allen dingen; und solt sprechen also
lä her David: 'ich wil schlafen mit ftide und wil eweklich rüwen in unsrem
berren und wil fride und rfiwe mit allen dingen haben', daz dritte ist daz
du solt zieren din sele mit tugentlicbem flisse. man liset von der küngin
Hester: do si zfi dem künig Aswero solte gan, do klaite si sich mit edlem
gewande und gebaret do so zärtlich und so herlich daz es ane masse waz;
20 und fürte mit ir ain jungvrowen: uff die lainte si sich, und dii ander hüb
ir nf iri't klaider. bi der küngin Hest«r ist bezaichent ain ieglichü sälgü seL
Hester daz sprichet 'ain verborgnü vrowe, du wol gezieret ist', daz ist it
sele; du ist nu verborgen, fOS'J du sol wol gezieret sin und geklaidet mit
edlen lügenden, so der hymelsch künig nach ir sendet, daz si mit eren ze
25 hüf konie für den grossen Got von hyraelrich und für alles sin ingesindei
won da ze dem hymelscben hof enzieret die sele nüt won tugend. so si U
me tugentlicher werch ze hof bringet, so ir gezierde und ir ere ie grösser
ist. entröwen, du sele muss ain junkvrowen han uff die si sich lainne, daz
1. (ÜB der ffflt sant ß. 3. liebea fehlt G. nach vrfldc) ellv min zuvereiht . nfi G.
i. won fehlt 6. b. Ine dich fehlt O. 8. ane] gar u* der G. ü. won fehlt G. 10. her
D.] d' wiBsage dauid . A afliir got G. 11. dcnno — Got fehlt G. 12. nach — goaunt] du ei
niemir wirt geannt . nach ihu mime licbo . der machot mine aele wunt QZ(Wj. 15. Ler D.l
der wieaage daoid . In paco in idipsum G. mit] indö G. in| mit G. 16. heiTin .
mime herren . vn mime got G. 17. solt/eA/tG. 13. edlem) dem edelostim G. in. gwande.,
non allir weite G. gebaret sich G. 20. mit — jungvrowen] sie dennc ain jnncfrowc G.
und du] dfi G. 21. irn] du G. 22. vcrburgnü vrAdc A, vberigü ftouwc G, virborgeWil
vrowo Z. 24. so] awcnne G. 25. kome] nar G. Bin fehlt O. 26. won — nüt] Owi"
seligü sele . nu sott da wizzin . de dich da zehoue (ze dem himeischcn houe Z) niht ideiit G.
ai] du sele G. 27. io fdtlt G. 28. müz ouch G.
2. Äottl. 7, 34. 6. ts( einer Antiphon aus dem Brevier (5. Februar) entnommen: ,Hedi-
dnam comalera corpoti meo iiunquam cxhibui, eed habeo dominum Josum Clirietum, qui solo »er-
mone rpstanrat universa". 10. Ps. 118, 50. S2? 15. Ps. 4, 9. 18. Est 15, 4; vgL oben
S. 44 Z. 14; S. 98 Z. 33 f 22. Die Erklärung von A ist abgeleitet von detn hehr. Verb}tm
aathar, hei G dagegen von scha'ar.
I
I
40. Von der erwelloDg des mentschen. 127
ist du minne: uff die leg alle dine arbait und dinen kumber, so hilfet si dir
es alles lihtklich tragen, si müss och ain jungvrowen hau du ir du klaider
nf habe, daz ist yrow Stätekait: daz ist daz du din gutes leben an din ende
bringest, so denne der tot kumet, so spricht der mentsch: 'ich lob dich, blü-
gender Grot, des tages daz ich erlöset sol werden von disem kirker. gesach 5
mich Grot, daz ich dise [92^^] zit und disen tag ie gelebte, daz ich den blü-
genden Grot gesehen sol in siner herschaft, dis ist der tag des ich ie
wunste, des ich ie gerte, des mich ie gelüste; uff disen tag frowte ich mich
ie, won es ist hüte ain tag aller miner vröde, und ich sol vergessen aller
miner arbait und sol mit sim götlichen antlüt getröstet werden alles mines lo
laides. o du minneklicher Got, lebender Got, schönner Got, blügender Got,
du enphach hüt min sele in din götliches gezelt und mach mich fr;^ aller
arbait und umbvah mich mit diner götlichen süssekait!' da enphaht er si
mit allem hymelschen here und spricht: 'Got halt dich, aller liebstü! du en-
pfach hüt den lebenden gräss von minem munde, ich wil hüt dir uf tun 15
alle hymelsch vröde; ich wil mich selben dir geben'. [93''] man liset von
hem Benjamin: der waz Got gar lieb, und wart im der gut segen geben,
den segen git och unser herre der sele ze hymelriche und sprichet: 'o liebü
jungvrowe, ich wil dir hüt den lebenden und den guten segen geben daz du
mir gar lieb bist, und du liebi sol niemer kain ende nemen, won ich wil 20
eweklich mit dir sin und mit dir wandlen, swie du gerest'. denn umbvahet
er si und spricht: 'ich gib mich dir und füge mich in dinen willen, swie du
wilt. nu habe mich nach dem du dich ie sentest und des du ie gertest
nach allem dinem willen; won swaz du wilt, daz wil och ich", so sprichet
denn du sele: 'nu hau ich gesehen mit minen ogen daz ich globte in mim 25
herzen; nu han ich den umbvangen mit minen armen den ich minneklich
grfitzte mit dem munde, und bin [93'*] gar durch flössen und besofet in der
götlichen süssekait'.
2. jangvTOwen fehlt G. 3. vrow] du G, ist daz fehlt G, 4. so d.] Vntrüwan so d. G.
5. des] dissis G. 7. in aliir sinir G. ich fehlt A. 9. sol fehlt G, 12. du fehlt G,
13. und fehlt G, 14. vor Got] auete G, ave W. halt] grüzze W. dich] dir du G.
16. ich — geben] uü mich seibin ane schaidin G. 17. der waz — im] dem wart G. 18. vor
den] Benfamin . Benjamin der ist got gar liep . ufi got wandelot mit im G. öch fehlt G,
20. niemir mo G, nemen won] gewinnen G. 21. du gcrcst] din girde gerte G. 22. sprichit
zA der sele G. swie — 24 ich] sflziu irweltiu gemahil min . du habe mich nach dinem williu .
swie da wilt . der blflgendir got . des du ie gerotost . nah dem du dich senctost . nu hast du mich
begriffin ane schaiden . nu habe mich nah wüsche . ufi nah dine willen swie du wilt . un swaz
din girdo gert . de habe an mir . swc du wilt . dz wil ouch ich . du bist min gemlnetiv . ufi ich
din geminneter G W{Z). 26. minneklich] uerro G. 27. und ich bin gar G,
y
17. Dmt 33, 12,
41. Von d(?r ^isrhtkhen veiznkang des meDtschen.
[ [4i.] Von der galBchlichen verznkang des mentsehoD.
I [Seio hommem m Christo ante annos de]
I 'Ich waiss aiuen mentsclien', spricht sant Paulus, 'der wart verzukt in
I den dritten hymel, ob daz geschehe im libe oder usserbalb des libes, daz
6 waiss Got wol*.
I An disen Worten kündet er uns ain tail der gnaden so im inser herre
erzogte, do er bekert wart, nnd er uff dem weg nider viel, do waz er dri
I tag nnd dri nAht an essen und ka trinken und ensach noch ensprach, und
' wart gezuket in den dritten hymel, da er Got sach, reht alz in die sela
10 sehent die da ze hymel sint nnd da gelernet er alles daz daz er dar nach
die crLstenhait lerte. hie an sont wir merken daz wir och verzukt sont
werden alz er. vni sont in zwo wis verzuket werden: ander uns und
über uns.
ünder uns sont wir verzukt werden in dri wia. daz erst ist daz der
15 mentsch sol gedenken [93'] an sin sünde, wie dik er Got erzürnet hat; nnd
sol och im daz lait sin, und sol daz inueklichen klagen mit rüwigeni herzen
nnd mit bitterkait der trAbenne, als der wissag sprichet: 'o herre, alle min
tage, ÄIlü minü jav und Allü zit wil ich dir wider gen mit bitterkait mins
jiertzen'. daz ander ist daz der mentseh sol gedenken an die weit, und sol
ao ir Untugend und ir böahait merken, und sol si dar umb versmahen und flie-
I hen, won si ist glich aim ramigen kessel. won alz daz unmuglich ist daz
I ain mentsch umb den kessel dik gange und doch nit werde entrainnet, also
ist es unmuglich daz der nit von der weite entrainnet werde der ir hainlich
1 ist. her David sprichet: 'mit dem haiigen wirst du hailig, mit dem verkerten
[ 2S wirst da verkerf. daz ist also vil gesprochen: swer der weit und dem
bösen mentschen hainlich ist, der wirt öch böse; der aber dem haügen nnd
I dem göten hainlich ist, der wirt [93"} och hailig und gut daz dritte ist daz
1. ifberschrift fehlt G, Dia sp'chit . S. PauloB (rot) Z, Up sent paawelB dach do hey bekcirt
wart Pftiil. 2. Der lat. Text fehlt Ä. 3—5 fehlt OZ. 6. An — er] Disiu wort sprach
sant pHuIns . iindo kQndit GZ. tail bio der G. so] die G. 9. reht fehlt Q. die hailigin
sela 6. 10. da zv h.] zehimtlriche G. 11. Iiio an] uä de er also gezukkit wart . da spri-
cliit er . ob de inme libo gesdieho . aide uzeront dem libe . des enwais et nivt . de wc gut wol .
sprichit er . Daran 6. 12, er] der sant paulus G. 14. In drin wise Bolne wir gezukkit wcrdin
tindir üiifl G. I«. och fehlt G. de got itinecliehen ff. 17. als der) alse G. vor o] Bcco-
gitabo tibi G. alle feMt G. IS. j. u. cllii rainiv »it G. genl gelCin G. 21. ai] div weit G.
22. umb ■— kessel fehlt G. und) unde sich ribe an ainen ramigin keaxil . und er ff.
23. es fehlt ff. 29 f. der nit — ist] iemaa der weit haiulidio eie . de er tion ir niht entrainil
werde G. 24. IjerD.l Der wissage G. sprichit . Cum saucto sanctus eris . daz aprichit aleuz
zetüte ff. wirst du] wirt der man G, ebenso 25. 25. swer] Der G. 2e. aber] ooch G.
'Jü f. dem gütin un dem faailigin mentschin G. 27. Imillg — gut] gat und selic G.
I. Die Predigt findet rieh in G Bl. 19': Z Bl. 23^■ B Hr. 5: Fhill. Bl. IST*; fehlt WN
Ärundel. — Vgl. auch Hs. St. Georg 37 Bl. 59—78 (Längin S. 7) der Kfirl»ruher Hof- u. Lan<U»-_^
bibliothek. 2. //. t'orr. 12, 3. 17. laai. -18, IS; vgl. oben S. 90 Z. 15. 24. P». 17, 36.
41. Von der gaiachücheo vcraukurig des nientachen.
129
der mentsch sol gedenken an die helle, daz er si fürhte und dester flisklicher
sich hftti vor allen dingen die den mentschen dar mugent gelaiten. Job
sprichet: 'swenn ich gedenke an die helle, so erbibnet mir iUü min kraft,
und min lib erzittret von der bitterkalt der helle'.
Wir sont öch über uns gezuket werden in dri h^el, als sant Paulus 5
gezuket wart der erst hymel ist du sele, daz bewärre ich mit der schrift;
won unser herre sprichet in dem wissagen Ysaya: 'der hymel ist min stöl
und daz ertrich min fussschämel'. dem wort antwürt der künig Salomon und
sprichet: 'dii reht sele ist ain gestüle der wishait". da mit ist bewäret daz
du sAlig sele ain hymel ist. in disen hymel sol der sälig mentsch gezuket lo
werden, also daz der mentsch im selben sich sol zuken. daz ist also daz
(04'] er alle sin ussren sinne in sich ziehen sol und sol sich inwendig besehen.
also sprichet sant Augustinus: 'swer im selben sich selben nit nimet und die
ussem sinne nit enzuket, der enmag in im selben nit gezuket werden; won also
gross ist du minne die du sele hat zd den liplichen dingen, daz si reht dar 15
zÖ gelimet wirf, alz man mit lim zwai ding ze samen limet, also llmet du
minne die sele zu den liplichen dingen; won swaz zu den oren und zu den
ogen und zft allen den ussren sinnen in fiüsset in die enptindung der sele,
daz nimet si. und dar umb bedurfent wir wol daz wir die sinne in zukent,
won si bringent die sele in iertäm, so si wannet daz si daz ding si dar »
zu si gelimet ist. daz geschiht denne so zfi den ussren sinnen gefliessent in
die sele uppigü ding, du gesihte sint lustlich und [94''} girlich und vrölich.
dar zfi wirt dii sele so sere gelimet mit der minne daz si wannet daz si die
creature si die si da minnet von dem infiusse der sinne, also sprichet sant
Augustinus: 'daz ist der sele iertüm, so si sich gelimet also zu der uppekait 33
daz si es für sich selber minnet, und da mit swechet si sich sere, so si un-
stäte und zerganklichö ding me minnet denn sich selb', sant Bernhart
sprichet: 'owe, gäter mentsch, du solt flisseklichen war nemen diner gentzi,
wie luter, wie gantz din conscienci si, und solt dik in dir selb speÄen wie
nach du Got sigist und wie verre, und wie glich du im stgist an lügenden m
nnd anglich du im sigist an tugenden, und wie du vümemest an dum&htkait
1. si] deste me G. If. üH de er sich deat vi. hflte G. 2. allen den dingin G. 3, awenn] AJee
dikc so O. 4. uon bitterkait G. 6. ist dii] de iet din G. 7. von] de din sele . uo ielich selic
»ele ain himil ist G. 9. reit reht ^1. sele diu ist G. ist iv bowierte G. 10. der silig]
der G. 11. ira selbin aicli seibin sol ö. Vgl. S. 157 Z. 12 unrf in im selben Z. 14. 12. er] der
mentsche G. ziehen soll ziehe (?. 14. im] sich G. 11. id fehlt A. IS. allen /eAH G.
Mnnen] dingin der üinnC G. 19. nimet .4, 6«ser minnet Q. 20. sele fihlt G. mr so] Abo
sp'cbit sant Anf^etüms . Hie non kamit du sele in ierretiim G. 2!. gcsihtic sint . ufi 1. G.
nroilichc sint G. 27. selbm . wan ir natur iet ewic ß. 29. lutir . ufi wie G. apehen]
Bprecben Ä. 80, nerre du got siest . wie gliche Ö. im] got G. 31. und wie ungllche G.
nntagenden fiäachlicli G. v'nemeBt J, vür nemeste G. 31 — 130,1 an dnmehtigini lebinne G.
2. Job 31, 34; 17, 13. 16; 4, 14 Y 7. laai. 66, 1.
I Dmtnfa« TMta d«i MHUlkltan. X
180
4], Von der ^ischlichcD verzukung dca mcntscheu.
dines lebens und wie du »wachest an durnälitikait ain wiser nuiD, hiess
Seneka, sprichet daz der mentscli sol alles sin leben in drü tailleu. zem ereten
soi er gedenken an daz f i\v {94'J varsnä lebenn; dar nach an daz gegen-
wärtig leben; zu dem dritten male an daz künftig leben, an daz fürfarend
5 leben solt du gedenken dar umbe daz du solt Got klagen mit rüwigem
hertzen daz du in ie erzürnet hast mit dekainen dingen, an daz gegen-
wärtig zit solt du gedenken daz du es nutzeklich an legest in Gottes dienst
und in sim lebenn. an daz künftig leben und zit solt du gedenken durch
daz daz du dich warnest und also setzest: swaz dich an gange, daz du daz
10 tugentlich wellest überwinden; und solt din hertze also vestnan und Sterken
daz dich enhain ding von Gotte mag geschaiden. 'mentsch', sprichet her Sa-
lomon, 'du solt hüten dins hertzen in allem dim lebenn Öisseklich, won dar
an lit alles din gaischlich leben', so sprichet sant Bernhart: 'alles din gaisch-
lieh leben ist nit anders won daz du zu allen ziten ilisseklichen hütest dins
15 hertzen'. saut Augustinus sprichet; 'mh[94''Jt£a nit ist daz dem mentschen
so wol füge zu den hymelschen dingen so daz der mentsch den ussren dingen
unhainlich si und sine sinne da vor beschliessi und sich ir entzihe' ; won
die ussren ding mag nieman hau mit den inren, noch die inren mit den
ussren. und dar umb spricht er daz: 'ich rate daz wir du ussren ding läs-
2U sint und unser sinne beschliessint und uns inwendig ziehint, daz wir du
gaischlicben ding inwendig ergriffent '. sant Eernhart sprichet: 'o sele, hüte
dich und auch alles an an die aini, daz dich der aine vinde den du ze ainem
liebe hast erweit vor aller der weit; und och dar umbe daz zu den ussren
sinnen nüt infliessi daz Got von dir vertribe, won din gemahel ist so scha-
25 mig daz er niht won togenlich und hainlich wil minnen'. daz ist der hymel
dar in wir verzuket {95'J sont werden, nu sprichet sant Bernhart daz der
gaischlich mentsche sol zem minsten täglich ainest gezuket werden in dlsen
h^el, daz ist in sin sele.
1. vor tun] also rutit dir der gut man . de da din Belbis war nemoBt aa den Echs dingin . din
ich dir gezelt (genemit Z) hon O. iiaizit Q. 2. sprichet — Bin] der spr. Mentsche du eolt alKa
din G. 2 f. du solt Bemeretin godenkio G. 3. dar nach] und G. i. loben zfi — 6 hcrtzeni lit
de iexco ist . iin an de . de kSnftic ist zekominno . de sint driv tail . Nu sprichit er de du dar
umbe Bolt gedonkin . an de uiruBrnc iebin , de du got mit rfiwigim herzin innecliche clagist G.
5. rüwige A. 6. iraurndosto mit dehainem dinge G. an — 10 tugentlich) So sprichit er . de du
dnrnmbe solt gedenkin . andas zit . daz iezce ist . das du dich altesan nJizciSt . das du ingotis minne .
und ingotia dieniste . und insime lobe zealleu ziten ordonlicbe . und tugentlichc lobest . Du solt an de
künftic Iebin gedonkin . und solt dich vfiraehin . und uvnvaraen . bwc dich anegango . de du daz mit
gotte tngintliche ff. 8. lebenn] l. lobenn oder \obef (R.) 11. nach geschaiden) swc dieh onch ane-
gät . aide swc got fibir dich uirhengit . Der wiso salomO ratit ouch de . de der mentsclio ainis herzin
böte . und sprichit G. II f- sprichet — Salomon fehlt G. 17. &me fehlt A. 18. nieman han]
man niht gehaben . sprichit er G. 19. sprichit er rat ich de . daz wir G, spr. er . rat ich de das
ieze ist . das wir Z. 24. wan ih'e din G. 25. won fehlt G. und hainlichj inder halnlicbi
die sele G. 2». daz /eft/f, direkte Konstruktion ff. 27. disen] den G. 28, dax — ttele] de ia(
41. Von der gaischlichen verzukting des mentschen. 131
Der ander ist der gesihtig hymel, den wir erkennent an siner herschefte:
an der snnnen, bi dem mäne und an den Sternen, in disen hymel sont wir
och geznket werden, also däz wir gedenkent an ünsern herren, der da gegen-
wärtig ist in siner majestät, und an sin wunnekliches ingesinde, daz ietz da
YTÖde an im und in im hat. in den hymel sont wir unser gedänke dike 5
senden, dar umbe daz unser girde dester me gerai^et werde und daz wir
dester flisseklicher dar nach werbent daz wir zä der geselleschaft koment
von der sant Augustinus sprichet: 'o daz vil hailig, daz vil sälig und daz
untötlich Volk lobent dich, sAsser 6ot, die da niht bedurfent daz si die
Schrift [95^] lesent daz si dich werdent erkennent, also wir armen lüte lo
mässent, durch daz wir dich enwenig werdent erkennend, owi, sprichet er,
'des bedurfent sü nit; won du bist in ze allen ziten offen, und erkennent
dich luterlich und lesent an dir lebenden bfiche'. und sprichet: *dis ist daz
lebend götlich buch, daz wirt in niemer vor beschlossen, owi, wie sAlig, wie
yrölich diu lob ist in irem munde, daz si nit ierrent libes noch mütes noch 15
hertzen swiri, nocÄ dehain sorge betrübet sü niemer me. dich loben ist ain
wunne und ain vröde an ende, owi', sprichet er, 'wir eilenden mentschen, die
noch in dem trüben tal dirre eilenden weit besofet sint, wie verre wir noch
von dir gesundert sint, wir enmugent dich nit loben an swiri und mugent
dir nit dienen an urdrutz, uns ierret müt und hertzen sw4ri. owi*, spricht 20
er, 'lieber Got, wenne sont wir dar komen zu des wunneklichen Gottes inge-
sinde, [95^] daz wir dich, herre, mugent loben an swäri und an arbait, also
tünt die die dich ietz sehent von ogen ze 6gen?' in disen hymel sont wir
gezuket werden, also daz wir gedenkent an daz hymelsche gesinde; aber ze
vordrost an den minneklichen Got, der da gesihtig ist, von dem ällü vröde, 25
älln wunne, älln süssekait flusset. an den sol du sele gedenken, wie schöne,
wie wunneklich und wie gut er ist von dem 411ü güti flüsset. so denne du
sele an Got also vil schonhait vindet und güti, so wirt si in minnend; won
du sele hat daz von nature daz si gut ding minnen muz. so ist Got daz
beste gfit und ist daz obrost gut und ist sin selbes güti und ist an im nit 30
der himil . de der mentsche sine sele . und sin inren sinne sol beschin . wie er mit tuginde sie
bewart G,
1. andir himil . de ist G. 2. bi] an G. den stemen] dem gestime G. 3. an got
ynsime G. 6. geraizet] gezieret A. 8. Von der geselleschefte sp'chit s. A. G. hailic . o
daz G, 11. mÖBsent dnrch] spriehit er . mözen nu suchen (soeben vfi lesin Z) in der hailignn
scbrifte G. 18. dir dem lebinde G. und spr. dis] Owe spriehit er de G, 14. 1. das got-
liche G. niemer vor] nie G. 16. noc A. lobin . de ist G. ain] ir, ebenso 11 G.
18. tal in dirre G, Owe wie G, IS f. wir uon dir G. 20. Owe uns G. mät] ouch
gemAtis G, 21. dar fehlt G. des aus den korr. A. zudem w. ingesinde G, 22. herre
mngent fehlt G. 23. tflnt fehlt G. in — 25 minneklichen] als uns sant Angustinns het uon
inen geschribin . Wir snlne ab^ allir maist gedenkin . an den wnneclichen G, 25. dem &llü] des
angesihte ellin div G, 28. an Got fehlt G. schonhait . sflzekait . nfi gAti uindit . so G.
29. du] din G, SO. an im fehlt G.
9*
isa
a der gaiBchlichen verzakung des meDtschen.
¥
won güti, nnd da von müss in die sele niinneu; sit si von natur gfitu ding
minnet, und under mt^ngem gute minnet si ie daz beste, sit denne Got daz
beste ist, so müss si iu öch minnea für Mlü ding, nu spricliet sant Bern-
hart daz du volkomen sele drivaltig minne zu [95"] Gott« haben sol. dii
5 erste haisset 'araor'. du ist also daz ich gantzen willen sol han Got ze min-
nen, und daz der wüle reht glüge von minnenr also minne Got! du ander
haisset 'dileccio ', daz spriclit ain aiihaftung. du minne ist grösser denne
du erste; won ich han zem erst ainen brinnenden willen und ainen gantzen
willen Got ze minnende, dar nach hefte ich min sele an Got nnd minen
10 willen, also daz zwüschent mir und im ain vestü anhaftung ist, daz mich
von im nüt geschaiden mag. du dritte minne haisset 'caritas'. du ist
du obrost, und ist also daz ich allen gelast an Got habe, daz mir süsse
ist an in gedenken, von im reden und von im liören reden, und ich an
kain ding anders gelust habe won au im allaine, und ich denn kain ding
U minne won durch Got, und also [96°] vil ich Got dar an vinden und er-
kennen mag, also vil sol ich ain ieglich ding minnen. und daz minnen
haisset Caritas: daz ist volkomene minne, und minne Got denne atlen-
sament, so ich ällü ding durch Got minne. minne ich aber kain ding
durch sich selben oder durch die güti die ich dar an erkenne oder ver-
30 stan, und daz ich nit ui'hap an Got such, von dem alles gät geflossen ist,
so minne ich Got nit allen, ich sol Got ungetailten minnen, also daz ich ällä
ding dur Got minne und ich an kaim ding wolnust habe won allain an
Gotte. nu sprichet sant Bernhart: 'so du sele Got allen minnet, so wirt Got
und du sele ain gaist'; daz ist also daz min wille also in Got gefüget si
15 daz ich nit wil won daz Got wil, und in dem Intern willen füget sich Got
also süsseklichen und also gantz in min sele daz ir girde mit im erfüllet
wirt. daz mag [90''} nit alsnss in disem libe sin. in der sele ist ain tugent, du
haisset girde, du enmag niemer erfüllet werden won allaine mit Got ze hymel-
tf. Bit — diDg minnet] uon ir uature . de sie gütin die luinnoti mäz 0-. 2. ralngem] ainem
ielichiin G. ie fehlt 0. 3. beste gut ist Ö. öeb fehlt G. 5. erste minne h. Ö.
du] de G. gantzen] ainen grozen G. sol fMt G. ft. von] nah 6. minne Got| sere
minnon ich got . uon ainera grozen wilUn O. 7. dileetio adhesitatis G, d. adhesites fahck Z.
8. gantzenj grozin G. 10, iiait im siaad. ruerst dir, tiias rot durchstrichen wurde A.
11. inach mag] nnd han den grozen will! . den ich zemerste hatte . zeder minc , den han iah an got
gehefdt . de ieh iemir an im harten wil G. 13. und] da minne G. allen fehlt G. 13. h6ren
reden) hSrin G. H. anders gelast] wollust G, an i. allsinej ainogun an got 0. nach
I nllabe «( won rot durchstrichen A. denn fehlt G. 15 f. vil — mag] uil alae ich got ge-
minnen mac . uS alae uil alse ich got dran v. raac . uT> irkennin G. lü/l und — baiasot] so ich
got also minnon . so baizit du miune G. IT. daz iat] ao han ich G. denne fehlt G.
IS. Ulü fehlt fälschlich G. minnon alse div minne an got anenahit . un ouch au im ende bat .
Minnon abir ich G, 15. erkenne oder fehlt G. 20. alles gilt] du güti . ellö G. 22, Got]
an vor kaim fehlt G. 33. vor nu] so minnon ich got allen . nnde ungctülten G. allen]
also ff. U. si] wirt G, 25. das oueh got G, lutercn herzin . uQ indem luteren willfn ff.
26. ir] minir sele ff. 2B. du] div gitdo G. got . div gcrunge sol irfüUit wi
I mit got Q.
allen]
werdia^^^l
41. Von der gaisclilichen venukong des mentBchea.
133
irich. da git Got unser herre sich gantz nnd nngetaUlet in die sele, won si
ist alz edel daz si kain ding erfüllen mag won daz edeler ist denn si. also
spricliet sant Gregorius: "dii sele ist von der gotliait durchflössen, und swaz
minr ist denn Got, daz mag ir nit genügen', und da von git sich unser
herre ze hymelrich ainer ieglichen sele gantz und ungetailten, und hat sin s 1
ain ieglichü sei also ■vil alz in enkainü me habe won si aine, und git sich
doch allensament; won er ist also gantz und als ainvaltig daz er nit ge-
täillet mag werden. ain hailig sprichet daz sich unser herre ze hymelriche
zä ainer ieglicher sele sunderlich alz hainlich und alz gütlich füget alz er 1
mit kainer me nit habe ze tünne, und alz er nit me liebes [96'J habe won Uli
ii-. nnd füget sich öch, sprichet er, in die gemainde relit alz ob er sunderbar
nieman bekenne, dar an sont ir verstau daz sich Got gantz und uugetaillet
»,git aim ieglichen mentschen ze hymelriche, und also wirt G!ot und du sei
gaist.
Der dritt hymel da wir in gezuket sont werden, der )iaizet intellectus, iSm
spricht ain verstantnnst. daz merkent also daz der raentsch sin sinne
Siod sin beschaidenhait sol zuken an Got, und sol da verstau was Got si.
fraget sant Bernhart waz Got si, und sprichet also; 'owi, wer saget
waz Got si? er ist du lengi, dt braiti, du höhi und du tiefi'. du
rier ding sint an ünsrem herren. er ist du lengi an der ewikait, wan mM
. siner ewkait ist weder anvang noch ende, und dar umb nemet er in die
lengi. er ist öch da braiti an der minne, won er hat sich gebraitet in
[b^elrich und in ertrich. er ist öch du höhi flfO"] au der magenkraft, won
mag nieman begrifen. er ist och du tiefi an der wishait, won sin wis-
lit ist ane gnint, und kau ir nieman zfi aim ende komen. 'owi', spricht W^
'wie sont wir den begrifen den alle die weit nit begrifen mag! owi',
1. sich Belbm g. G. si] du eele G. 3. durch flössen] geuloxzin . uO diLuon enmac ad
: erovllit werdin . wan mit gotliohtr nataro G. 4 /". ir — sele] die aele niht erulilJin . nn
r umbe sot got der sele girde erfülIlD . mit im aelbin zehimilricbo . Da wil sie (sieb Z) ünsir
^herre aineiu ielichim gen G. S. in — ainc] ob iu niht waa ainü hetti G. 7. won er] ninir
ielicbir sele . wan got 6. S. sich fehlt A. Unser berro] got G. 10. Itaincr me] debainir G.
llf. won — ob] Uii spricbit . de er sich indie gemainde also gemainliche fSgit alse O.
13, irkenne baser G. 13. uAlleclicben git G. und aUo] Also Ö. 13 f. got üneir herre ain
gsiet n. d. acle; darauf: Minneu wir nu got also . de i'ms nüt uroiliche noch lusteliche ist . wan
ünigü tinsir herre got . un daz (wir Zj ellü dinc minnC durh got, so wirt denne da sele un got
ain gaist . nach disim übe als ich gesait ban . Un ablr iodiBim Übe . alse uit alec ez mugelicli ist
got Onairme herren zinphabinae . in disim übe . nüt allaine got mit sinir hüligan gnade . wände
ouch mit einin hailigin vronlicbamen G. 15. der baizct fehlt A. Intel lectualis G. 16. da
nerkint G. IT. we got ünBir herro G, ebenso IS. 19. »ach si] fient wrte er {Sa antwurte Z) ich
abir sprichit er G. m div braiti und dfi G. 20. dinc . diu sint an got u. h. ff. e» A.
21. nemniit G. 22. Och feMt G. sieb mit der minne g. G. 24. die — begrifen] sin
maginkrafth diu ist umbegriffmlicbo G. 25. und k. ir] wan ir kon G. zti aim] ze G.
25/". owi — er] Dv vier dinc . aprieiut er de got sie . uude sp'chit denne vürbaz . Owe ß.
26. begrifin . der alle die weit vüllit . und den G. nach mag) Owe wir armin uientachin . wir
ellendm mentschin . wie sulne wir den iemir bcgrifin G.
hl
134 41. Von der gaischlichen verzakang des mentachen.
sprichet er, *ich hatte des mich gar vertröstet daz ich in iemer möht be-
grifen, won daz mich ain wort tröstet, daz sprichet sant Paulus, anders
so getorste ich es niemer gedenken daz ich in iemer möhte begrifen. ^'ir
sont"', spricht er, *'Got unsern herren vahen mit der hailikait*'; daz ist
5 also gesprochen: ir sont 6ot vahen mit der haiigen minne und mit der
haiigen yohrte, daz sint der selan arme, da mit si 6ot sol umbvahen,
und denne sol si in vast haben, daz er ir nit entwischi'. wa von sol aber
du vohrte meren täglich? 'owi', sprichet er, [97''] 'waz ist me ze furhtenn
denne ainen gewalt dem ällü ding offen sint?' wir mugent nit so hainlich
10 getün noch gedenken, es si im alles kunt, spricht sant Paulus, und dar umb
ist er wol ze furhtenn. und also mag sin gewalt die vohrte an uns wol
meren, daz si täglich an uns wachse, nu haut wii* ainen arm da mit wir
Got ünsem herren umbvahen sont. der ander arm daz ist du hailig minne.
waz sol aber du an uns meren, daz och si täglich an uns wahsen sulle?
15 daz sol Got. waz ist besser ze minnen denne der da geminnet hat und der da
minnet und von dem du geminnet bist? daz ist der gut Got, der gross Got,
der dich gar sere geminnet hat und der da minnet: den sont wir vesteklich
und stäteklich minnen. so haut wir zwen arm da mit wir sont umb/577
vahen Got. und swenn wir in alsus krefteklich begrifent, so sont wir in
20 vast haben, daz er uns nit enphliehi; won swie wir die zwene arm ver-
lierent, so enmugent wir Got nit gevahen. da von flissent uns daz wir die
vohrte und die minne habent! won hetti ain mentsch alle tugend an die
minne, dar umb wurde im niemer Ion, sprichet sant Paulus.
2. daz fehlt A, gant P.] der groze . ün der edUe bredier s. P. de git mir ainen trost G,
8. ich niemir des gedenkin G. möhte begrifen] genan mehti . Wc ist abir de . daz der groz
sant Paulus sprichit . Er sprichit G. 4. spricht er fMt G, 5. geuahin (r, fehlt A, hf, mit
hailigun G. 7. entwiche G, 8. du hailige uorht an vns meren G, er . mentsche wc G.
9. dem nieman mac widir stan . ün dem G. vor wir] Sprichist du denne herre sant Bern-
hart (Paulus Z) . de got ellü dinc offin sint . und de wir niht so dainis mugin getan . mit ge-
dankin . mit wortin . mit werkin . ez ensie im alliz gar offin . Da (2. Ja) ez ist im alliz offin .
sprichit der edil sant Paulus . Alliz de wir ie getatin . de ist im aUis offin . uü endekkit uor gotis
ougon 6r. so fehlt G. 10 f. spricht — uns wol] Ist de war grozir herre sant Paulus? Da (Z. Ja)
gewerliche ez (ist Z) war . intrüwan mentsche so ist er wol zevürhtinne . ain gewalt . dem ellü
dinc offin sint . der gwalt mac wol die uohrt an uns G. 14. daz 5ch] sprichit sant Bemhart .
de lere uns abir . wie G, 15. daz s. Got] Ich spriche abir zedir G. denne d^ . der g. G,
16. der groze got . d' gute got G, 17. und — minnet fehlt G. vesteklich] sflzecliche G,
19. got ünsime herrin G. in] got G. 20. won] und suln vns nlizen der hailigun voriite . uü
der hailigun minne . wie G, wir fehlt A. zwene fehlt G. 21. wir ünsir got G. 21. da von —
23 Paulus] Flize dich liebir mentsche . de du got uor allen dingin liep habest . so lebest du aUezan
intuginde . Swa euch du gotis liebi . die tuginde niht zühit . die uirderbint schiere . der Ion wir
ouch gemezzen . nah der mine . Wan hetti ain mentsche alle tuginde ane die minne . aide alle
minne . ane die tuginde . des enpfienge er niem^ Ion . Uli dammbe suln wir (uns Z) crefteliche
kerin . an die mine . so wirt ellü ünsir arbait . ain Ion uon der minne . ane die enmac niht
gfitis gesin G.
4. Eph 4, 24 ? 10. Hebr. 4, 13. 22. J. Cor. 13, Iff.
42. Di8 sprichit s. Ansheln. — 43. Wie und war amb der mentsch bihten sol. 135
[42.] Dis Sprichit s. Anshetn.
Sant Anshelm spriht: 'o herre, habe ich mir min künschi it benomen, da
mitte enhab ich dir nit erschlagen din miltekait. herre, habe ich gesundet
me denne mir g&t si, so enist aber din erbärmed niht minder denne dir wol
Stande, o herre, han ich daz getan dar nmb du mich mäht vertaillen, dar 5
nmb hast du nut verlorn da mit du mich mäht behalten, o siisser 6ot, ich
f&rht dich nit als ainen rihter, won ich waiss wol daz du erbarmhertzig
bist; ich [97^] wü entwichen zu dem stfile diner erb&rmde. mir seit min
hertze ich si verlorn umbe min sünde; aber din erb&rmde, o herre, über
triffet aller weit sünde'. also vil sprichet sant Anshelm. so der mentsch lo
minr ist denne Got, also vil ist sin güti merer denn des mentschen sunde,
143 J Wie nnd war nmb der mentsch bihten sol.
Eehtü biht sol han fünfzehen ding, spricht ain wiser man. si sol sin
demütig, daz du enhain ding sagest durch gastung. si sol sin rüwig von
hertzen, daz dir laid si swaz du wider Got ie getät. si sol sin beschaiden, 15
daz dich der bihter wol merke, si sol sin willig von frigem willen an be-
twungeschaft si sol sin gantz, daz du nüt verswigest wissentlich, si sol sin
schamig, daz du dich nüt verdekest. si sol sin emtzig, daz du dik bihtest.
si sol sin gewäre, daz du weder ze vil noch ze lüzel sagest und luterlichen
durh f9?y Got. si sol sin rügig, daz du dich allaine und nieman anders 20
Behtiu bihte du sol vünfzehin dinc han, sprichit ain wise man . si sol sin demü-
tecliehe, de du enhain dinc sagest durh gastunge; rüwecliche von herzin; beschaiden-
liehe y de dich der bihter wol virstande; touginliche, de nieman din herze wizze wan
der bihter; willecliche von vrigem willin ane betwunginschafte; ganzeliche, de du niht
virswigest wizzentliche; mit schäme, ane virdeckunge, und dike, unde die warhait, de du 25
wedir ze vil noch ze lüzil sagest, und luterlich durh Got . in laide nieman wan dich
1. Überschrift fehlt OAW, sie ist Z entnommen, GZ W beginnen hier einen netten Abschnitt;
nicht dagegen A, 2. Sanctus Anshelmus spichit (sprichit Z) G. it fehlt G. 4. din^ G. 4/*. wol
Stande] zimilidiesie G. 5. fehlt G. daz fehlt G. 6. mit du fehlt G. If erbarmhertzig
bist] bist ain irbarmere G, 9. sünde . und de mir min buze niht müge gehelHn . übir windin
mine sünde . (0 Z) herre abir G. herre fehlt G. 10. allir der weit G. also — so] Ain
hailige sprichit . herre de ist un groz irbermde . so der mentsche erste gedenkit . de er bihton
(bdialten Z) weUe . so uirgist du im alle sine sünde . So spriehit denne sant Anshelmus . Alse
Uli ö. 11. Sünde fMt AI 12. Überschrift fehlt G, Von der bihte (rotj Z. 17. daz fehlt A.
23. bihte G. Zouginliehe G, falsches Initial,
1. Das Stück Nr, 42 ist eine Zusammenstellung von Sprüchen ähnlich wie Nr, 35^ und bildet
die Einleitung zum folgenden Beichtunterricht. Es findet sich in G Bl, 23^; Z Bl, 27^'; W Bl 30^;
fehlt Arundel und Phill 12. Das Stück findet sich in G Bl. 23', dessen Text in der zweiten
Spalte wiedergegeben ist; damit stimmt Z im allgemeinen überein (Z Bl. 27*); fehlt in den anderen
Handschriften. — Vgl dazu Schönbach, Über eine Ch-azer Hs. lat, deutscher Predigten S, 99 Nr. 102.
4S. Wie und war umb dor mentach bibt
si sol sin erlich, daz du nit unerlich noch scliamlich üt sagest., si
sol sin gähe, daz du zehant die sönde sagest so du si getüst. si sol sin
kurze, daz du nit mär dar inne sagest, si sol sin bloss, daz du sagest wie
und wa und wenne und wie dik und war umbe. si sol sin rebtvertig, daz
5 du dich fürbas vor siiuden wellest hüten, si sol sin gehorsam, daz du geru
laisten weilest swaz dir din bihtiger fiir diu sünde setze.
Bihte sol nieman fristen noch uf schlahen von fünf Sachen, du erst; wen
der tot nahet, und enwaiss nieman wa, wie und wenne er kumet. und da
von sol der mentsch sich vor mit der biht beraiteu: so der tot kome, daz
10 er berait si; und an sweler stette er kome, daz er in berait vinde. dii
ander [98'] sach ist: won uns du schrift ällü dar zu nianet daz wir bihlent
und unser sund rüwent. unser herre sprichet in dem ewangelio: 'gand hin,
ögent uch den priestern!" daz ist also vil gesprochen: gant hin und ogent
mit der bihte liwer leben, wie ir gelept babeut, den priestern. sant Jacob
IS sprichet: 'bihtent i'iwer sünde, durch daz daz ir bebalten werdent!" her Salo-
mon spricht: 'nit sume dich an diner bekerde zu Gotte!" der wissag Ysayas
spricht: 'enbinde diner sele bände, gevangner mentschl* dö diitt sacli ist:
allain . bedecke die sünde niht unde wia geborsam dem bihter unde habe gute zSvir-
siht . abir sok du denne haben giUe züvirsibt, eo du last die eünde, und dir laide ist
1 awc du widir Got hast getan, und willen best niemirme ze lu^nne und zo laiBtenne, swc
dich der bihtfir haizlt.
5ihte solt du niht vrislen, wan diu gwonbait der lange übil ist, de limet zfi dem
übiloe, und ain sände zöbit die anderun au eich, und ist der tot ungewiz, unde des
, unde ierril, euch diu schäme de der
jntsche viraltet in den sundon, so kumit er
so o^ch der note ie me wirt hie aide nah
in eele mind, du solt alse groz mrnne han
1 groze vohrte de du ez virliezest, und
de du dich niemer gevrAwest enbainis
I
cbtagin angiet Ist den mentscbiii niut r
25 mentiBche kume biblon mac . unde eo der i
kume da von; unde bo der aünde ie me ist,
dieim libe.
8anctuB Augustinus sprichet: 'owe, seligii
z% den dingin da zfi du geschaffin bist, und e
30 also grozin jamir de du ieze da niht bist,
irtschin dingis' . er sprichit euch: 'o vil hailigü angesibt, du bist ain vollü vfire, du
bist ain obrestü wollusle unde ain Tollekouiinü vroide, ain girlichiz antlüte und vroi-
lichiu girde' . er sprichit euch: 'iüwir seien hat getürstit nah Got dem lebindin brun-
nen, uu haut ir begrifün, nu trinkint als vil ir wellent, als dike ir went, iüch onsol
35 sin niemir me gebrestiu unde sol idch doch iemir nah dem voUin brunnin dürstin; ir
BuInC in iemir ewecliche mit su'zir girde niezin und iüch sin allezsn minnecliche lustin,
und Bulnt sin alle zit sat sin, und sol iüch iemir hungerne nah Got, der der engilon
trank ist und ir ewigü spise'.
12. üw A. 21. der fehlt G. 22. -ffihtej Sibte G, fahches Initial.
2G. kume Z, fehlt G. 26. Anshelmus Z.
e Z, fMi O.
43. Wie und war unb der mentsch bihten sol.
137
■won wir in schaden ligent, daz ist in der sele tot. won so wir ie lenger
ligent in den siinden, so es umb uns ie wirs stat; won ain simde züliet die
andern an sieh, nnd so der mentsch veraltet in den sünden, so kumet er
kume der von, und geliebet im, daz er si kume oder niemer gelassen mag.
du vierde sach ist [98*]-. won unser pin alle die wile in der helle wachset, 5
die wil wir in den sünden sint. und scliaident wir also hinnan von dirr
weit ungebihtet, nnd wir wol mi^htint bihten, so sint mr eweklich verlorn,
und so der sünden ie me ist, so öch der nöte ie me wirt hie oder nach
disem übe. dii fünfte sach ist daz uns unser herre so gar vergit, so wir
lut«rlicb gebihtent, als wir nie sünde getan hettint, ich sprich joch me daz lo I
er lins vergit die sünde gar, so wir joch nunient gedenkent ze bihtenn, und
wir des willen habent daz wir bihten went. also spricht der wissag: 'ich
sprach daz ich bihten wolte, und du, heire, vergäbt mir min snnde'.
Dis sint die sachen die uns dar zfi raitzent daz wir gern bihtent und
die biht nit fristent. l
W Ain hailic man eprichit von der gedullkait: 'gedultkait diu mazait den zorn, si be-
rihtit de herze, si machot den mentschin demiitich und sterkit in in der not; und bo
sie an de ende kutnit, so enphahit ei den ewigin Ion'.
So aprichit sant Augustinus: 'vride ist ain lutirkait der einnen, ain senfckait des
mdÜB, ain ainvaltkait der minne, ain bant der minne, ain geselle^chaft der tiebi . si be- 20 |
nimit kriec und schaidit urlüge und stillit zorn , si trittit die hohcvart undir fiich und
bübit demütekait . si gesellit mizzehelle und fügit die vinde zeliebe und ist allen den
löten geveüic . si engen niht vrOmedis und enbebebt nibt ainigia . si enkan nibt bohc-
vertic sin . ewer sie habe, der gebalte sie; ewer in virlorn habe, der suocbe in, wau
swer ane vride fundin wirt an einem ende, der wirt viHailt von dem vatir und von dem 2& |
sun und gescbaiden von dem bsiligin gaist'.
So sprichit sant Bernhart: 'wilt du die maze bebaltin, eo stände in der mitli, wan
dli mitli igt ain st&l der lugindon , gnst du war der mitli undir dich, so vallist du;
gast du übir dich, so virierrost du; stände allewege in der mitli, de ist ain tuginde der
maze . swenne du uzir der maze kumiat, so mfiz ain ielieh wise man sprechin de du M J
siest kommen in eilende . darumbe stand allew^e in der mitli, so belibist du in der
IV. der minne] a. des herzen Z.
mit TuichträglitA übergeschriebenem t vor 1 ff
2ä. ainigis] cigenis Z. 21
29. in der Z, fehlt G.
138 44. Von der sele beraitonge.
[44.] Ton der sele beraitiinge.
fDicite filie Syon, ecce rex tuu8 veniet tibi.J
Der wissag Ysayas sprichet: 'lieben tohtra von Syon, enpfach dinen
herren /587 und dinen künig; er kumet dir ze tröste, din behalter und
5 din Got\
An disen worten sont wir dru ding merken.
Daz erst: wer der si, der da kumet. daz ist der minneklich Grottes
sun von hymelriche, der ain küng ist über alle künig und ain fürste
aller fürsten.
10 Daz ander ist wie er kumet er kunt senfteklich und sfisseklich und
tugentlich alz daz tow des maigen. also minneklich alz daz edel tow uff
dem bom vallet in dem blugenden maigen, also vallet unser herre mit siner
gnade in die sälgen sele und machet si an allen tugenden blügend und
fruhtend, reht alz der edel bom blüget und f ruhtet von dem towe des
15 maigen. owi, rainnü sele, enpfach wirdeklich und loblich daz edel götlich
towe! berait dich mit tugenden, daz du mit minneklicher andaht Got en-
pfahest in dim hainlichen gebett mit siner gnade, und fliss [98'^] dich daz
du an allen dingen die gnade mit tugenden übest!
Daz dritte ist daz du merken solt wie du den hjrmelschen künig enphahen
20 solt. du solt in enphahen als er ze Jerusalem enphangen wart an dem
palm tage, im wurdent dri eren erbotten: sümlich lüte zugent du klaider ab
und wuifent si an den weg, da unser herr hin riten solt, daz er dar uf
ritti; sümlich lüt nament blfimen und gras, lob und este und wurfent es 6ch
in den weg; sümlich lüte sungent im nüwü lob engegen. ze glicher wis sol
25 ain ieglich mentsch und ain ieglichü sälgü sei Got enphahen.
1. Überschrift fehlt G, vds^ h^ (rot) Z, am Bande von zweiter Rand Sermo XIII W. 2. Der
lat Text fehlt A, 3. Der — tohtra] Vnsir herre sprichit darh dee wissagin mant esayam . Di-
dte filie s^on . ecce rex tuus ueniet tibi . Daz sprichit . Ldebü tohtir GZW. 6. Na sunt ir
drü dinc merkin an den wortin G. 7. Daz erste . de du merkist . wer G. si] ist G. 8. der
ist ain k. allir k. G. 9. vürsten . we der künediche got der komit dir G^. 10. ist de da
merkist . wie G. 11. touginliche G, edel] minnecliche vil himilsche G, 12. dem Ä, den
edilne G, 12 f. sinir gotlichun g. G. iSf machet — reht] wirt alle dine taginde frohtbser-
liehen biAgende . uon dem gotlichun to^we G, 14. und fruhtet fehlt G. 15. edel fehlt G,
16. tagenden] tugintlichim vliz G, 18. dingen] dinen werkin G. vbeet . die da in gnade
enpfahist (verdienst W) G. 19. dritte G, and' A. 20. in fehlt G. 21. du klaider] ir gwant G.
24. in] an G, sdmlich] Etteliche G, im — engegen] engegin im ain nüwiz gesanc G,
25. mentsch — s&lgü fehlt G.
1. Die Predigt findet sich in G Bl. 24^; Z Bl. 28^; W Bl 74%' N Bl 77^; fehlt in H,
Arundely PhüL — Vgl. die lateinische Predigt Bertholds in Cod. lat. 12520 Bl. 10^ der Münchener
Hof' u. Staatsbibliothek; ein ähnliches deutsches Stück in der Hs. St Georgen 38 Bl 108 (Längin
S. 9) der Karlsruher Hof- u. Landesbibliothek. — Gedruckt aus A mit den Lesearten von Z bei
Wackemagel S. 98. 2. Isai. 62, 11. 11. vgl oben S. 71 Z. 33 ff.; S. 48 Z. 5 ff. 21. Uatl
21, 8 ff.; Joan. 12, 13 ff.
44. Von der sele beraitonge. 139
Zem ersten male solt du dinü ältü klaider ab ziehen, daz sint din alten
Sünde und untugende; und swaz böser und süntlicher sitten an dir ist, die
solt du abe lassen, und solt dich klaiden [99"] mit nüwen klaidem. drier
band klaid solt du an legen engegen disem künig. du solt dich klaiden mit
rotem sämit, daz ist du götlich minne, an die niemer kain mentsche üt gutes 5
oder lobliches getün mag; und dar umb ist es wol notdürftig, sit wir nit
gutes ane götlich minne getfin mugent. du solt dich och klaiden mit wissem
sämit, daz ist rehtü künschkait an Hb und an hertzen: daz ist ain klaid
daz Grot sere minnet. daz dritte klaid daz ist ain violvar sämit, daz ist
rehtü demütkait an allen werchen: won daz ist ain tugent die Got von lo
hymelrich uflf ertrich zoch, uff der er rüwen wil; und da von sol sich
du sele mit demütkait klaiden du da wil daz Got uff ir rüwen sülle.
Zfi dem andern male solt du blümen und gras und öle bomes zwiger en-
gegen dem hjrmelschen küng sprai/'95*/ten. die blümen daz sint tugetlich
gedänk und tugentlichü werch. daz gras ist stäte und süssü girde nach 15
der hymelschen süssekait. des ölbomes zwiger ist miltekait und senfte-
kait, die du dinen brüdern solt ögen, so si betrübet sint, daz solt du in mit
muten, mit senften und mit süssen werten minneklichen benemen. so gist du
ünsrem herren des ölbomes zwiger, swenn du im sin gemaheln gütlichen
tröstest 20
Zu dem dritten male solt du disen küng enpfahen mit aim nüwen lob,
daz ist daz du in solt loben mit singenn und mit lesenn. und solt daz alz
frölich tun alle tag daz Got da von gelobet werde; und sin lob sol dir also
süsse sin daz es dim hertzen und diner sele ain vröde und ain wunne si,
und sol dii' ze allen ziten nüw sin. owe, sälgü sei, lob dinen minneklichen 25
schepher, gedenk an die mänigvalten gnade die er dir hat getan und noch
[99^] wil tun, und loben iemer mere! Got loben und Got dienen, daz ist
1. Da solt zemerst dinü a. cl. nemin . ufi solt sü ab ziebin G, din alten] alt G.
S. da alle abe G. 5. s&mit] saemide . uü mit wizem . ufi mit uiolaarwem . Der rot ssemide G.
fit] niht G. 6. oder] noch G. und fehlt G. es] uns de clait G. 6/*. nit — wissem]
got niemir gesehin mugin . wir ensien dcnne beclaidit mit der gotlichun minne . Daz andir clait
de ist der wize G, 8. rehtü] ganzü G. 9. got wol geuallit . un de got G. klaid fMt G.
10. allen dinen w. G. won — tugent] vfi gedenke daran . de demAtekait ain tuginde ist G.
11. zoch . Demfltekait ist ain tuginde . uf der ünsir herre r. G. und da von] Also G.
12. mit demÄtkait] gerne G. da wil] welle G. uff — sülle] bie ir rüwe G. 13. Zu — solt]
Daz andir de du solt tun engegin des grozin künegis zükunfte . de G. 14. dem h. küng] im
solt G. die — sint] de sint die blümen die du im solt spraitin . Daz sint dise G. 15. graz
de ist G. 16 /*. ist — brüdern] de ist de du dinen swesteron (deinem prüder W) aUezan milt-
kait . Uli senftekait GZ. 17. solt du] solt G. 17 f. mit milten fehlt G. 18. senftem A.
beneffi . ufi solt ir din herze uf tun . mit miltekait . so GZW, du] dv A. 19. herren] herzin
falscMich G, 21. Zu — disen] Du solt ouch den himilschin G. lobe . als er zehierlm en-
pfangin wart . an dem balmetage . De nüwe lop G, 22 f, alse hizceclichen . ufi alse uroi-
licbin G. 23. alle tag feMt G, 27. loben] lobe in G.
1. vgL oben S, 45 Z. If,
140 44. Von der eele beraiton^ ^
daz wunnekliehost leben daz ie wart, nu, tug:eiithaftü sei, lob den wunnek- i
liehen Got mit hertzen und mit mnnde! lob in von aller diner kraft! da
dir an lob gebreste, daz du sin lob nach sinem werde nlt volle gerechnen
laugest und nach diner sei girde, da beyilch sin lob für dich den brinnen-
6 den seraphio, und bitte si und alles hymelsch her mit Lertzlicher girde daz
Sil den gegenwurtigen Got, der ir heiTe und ir künig ist, für dich lobent,
und daz si in für dich bUtent daz du zu der geselleschaft kernest, daz dB .
in denne an ende werdest lobend, amen. a
f4.5j Ton der waren mlnne.
' 10 Du minne ist, sprichet Prosper, alz mich dunket, guter wille, der geschai-
den ist von allen irdenscheu dingen und zu Got gel'üget ist ane schidung
und gezimbert mit dem füre {99"/ des haiigen gaistes. gut wille ist also daz
din wille gefüget si von allen den dingen du dich Got unhainlicb machent,
daz ist du weit und Allii ir gezierde und ir gespenste: daz flübet alles du
15 wäre minne des guten willen, äUü unsuberkait ist von ir geschaiden.
duDg zwüschent Grot und dem mentschen enwil si nit wissen, enhain unstäl
Prosper aprichit: dti minne ist also mich dunkit gQtir wille, der geschaidin ist i
allen irischen dingin diu geginwertic sint, und jiegote gefflgit ane schidunge, und ge-
zimbirt mit dem väre des hailigin gaislis, von dem sie ist und an den sie sich dennit
20 virbrflgillli . gfite wille der ist also de din wille geffigit sie von allen den dingin diu
dich und got bainliche machont . der schiene glänz dirre weit, der ist Im nibt; der 3Ü£i
dirre weit enpfindit er nibt; der untrüwoo dirre weit enpfligit er niht; janiir zirgnnclichir
dinge des enhat er niht . gar und gerne tände des hailigiu gnistis rat, de ist gar der
minne wille, von dem ai kumit, in dem ai riiwet, ane den enmac enhain dinc gut sin ,
2i ellü unsubirkait is£ von ir geschaiden; schidunge entzwliscfaon Got und Ir wil sie
wizzen niht . sie enwil niht sin in den dingin diu da haizint uneuverkalt der weit . si
enwil ouch niht de siu ir also nahe sie de sie müge gedenkin wie M schidunge sül
ain; ellü wandilungo und nnstetekait der weit teil sie niht wizzin . allü diu ding dfi
1. nu] we G. 2. düiir girde crafth G- 3. gereebnen] recliin G. 6. der ir künic . uB
ir hcire ist G. dich fehlt A. 7. du schier zS G. If. komest — amen] liomest . da du in
iem' werdest lobende . mit allen himilschen tuginden . uG da du dich wirst urOweode mit ainir
gotlicbun aogesilit G; Z fwjt noch bei; Des helfe vns got . aüT, W dagegen nach angesiht: vnd
mit allen den clev er zfl der ymmerwerender vraüde geladen hat . daz ist dev hiraelischo vraflde .
wann daz mag wol der himelische vrailde sein wa tusont iar sint alz ein tage . der gwter ver-
gangen ist. S. üherachrift fehlt QZ, Warn Rande von nceiter Band De caritate. 10. Prosper
sprichit . Dv minno ist to beginnt OZW. 13. gefüget] geaehdden oder getrigot? (Eoetht).
13. irtschen fehlt W. diu g. sint] deu irdische sint 11'. IS/', geziuibert — des] zu dem W.
20. der der G. zu gefflgit vgl. Z. 13. 21. (. dich got unhainliche mit A, 22. zirgandichir]
zl ei^Snchleicher W. 23. ist fdilt W. 25. unsubirkait ist] vnscr werche sind W. 21 f. sul
Ün] mfig gesein W. 2S. weit w. aie fehlt G.
9. Das Slüek findet »ich in G El. 25'', deaaen Text in der zweiten SpalU mi^eteül ist;
aHmmt Uberein: Z Bl. 29«, W Bl. 15; fehlt Antndtl, Phill.
■"»«■■■ I
45. Von der waren minne. Itl
kait wil si Öch nüt wissen, über alle flaischlich minne ist si höh uf er-
haben, der weite minne ist ir widerzäme. du minne in der daz flaisch ist
erzogen, du gebürt alles an, und ist ir gebiirte unnütz, won si ist zu flaisch-
lichen dingen geuaiget. du minne ist stät und hat witen begriffen und ist
kreftig und hat fünf küngrich under sich gedruket: daz ist der mund, di'i
ogen, du oren, die hende, die füsse; die nüwren ällü zit Gottes [100"] zorn.
du minne ist ain hail des frides, die kraft des tüvels hat si überwunden.
»i betwinget den der hymel und ertrich geschaffen hat und des alles gewaltig
ist und hymelrich und ertrich begrifen hat, den betwinget si daz er sich
mäss erbarmen über des mentsehen missetat. du mäht och minne han die 10
Got nit vertribet, und die ratet und haisset und spricht: wilt du nieman wol
tun, so tu doch dem wol der dir wol tat, und minne den der Got aller
stäteklichost liep hat. du minne och den der dich und die drivaltekait ver-
sünaen sol , der dich von den sünden wisen sol , der dich den rehten weg
laiten sol, der dich zu Gotte füren sol, der dem tüvel sine kraft an dir be- 1
nemen sol. du minne ist &llli zit girig gütliches contemplierens, daz si die
man hierin aide sehln mac, gesmekin aide gerüme, diu eint vor ir ougin als aiiilr zir-
ganginre lac; iibir alle minne diu vlniachliche ist, ao ist sie hohe uf irhebit . der well
minne itt ir gar ungebi'ire . dd minne in der daz vlaiacfae wirt mögen , diu gebirt alle-
zan, und ir geburt ist unnlicze; wan sie ist genaigit zu den dingin dli da haizint vlaisch- 20
libiu minne . du minne ist starke und het wit becangin, und ir craft bat fünf kunb-
ricbe undir sich gednickit zetunne des libi.^ geluat«: daz ist der munt, du orin, du
ougin, die hende und die vftze; die nüwint altezan Gottis zorn , wir enmugin Gotia
minne niht gewinnen mit dea libis wolluat . dll minne ist ain hall dea vrides; die craft
dea llbia und der weit und des tievils bat sie dberwndin . aie ist ain endo des bimll- 23
achin gebottis . si betwingit den der allez himilriche und erLriche gescbaffin bat; und
der alliz dez gewaltic ist, de himilricbe und ertriche begriffin hat, den betwingit sie de
er sich mSz irbarmen übir sich und äbir des mentscbin missetat . si ist du oberoatiu
Gotjs minne . du mäht ouch minne han die Got niht virbütit und die er ratit und
baizit und spncbit: wilt du niemanne wol tftn, so t& den wol der ouch dir nol tüie, 30
und minne den der gäl« bilde trage: du minne ist bezzir . minne die die Got alUr
liepste die sleti bant: du minne ist noch bezzir . minne den den dir Got gegebin hat
zeminnone und ze ainem suenere, der dich und die drivaltekait virsflnen sol, der dich
von allen sündon wialn aol, der dich den refatin wec lerne sol, der din aCap wesia sol,
der dine craft irkichea aol, der dich ze Got fflgin aol, der dem tievil alne crafth an dir 35
benemin sol: du minne ist vil bezzir . allir nücziate, alJir sicbirlichist ist d(i obeioat
gotlichü minne und ist allezan gerik gotllchiz couIempIieriDia , de sie die süzun süzekait
3. gebärt — gebirt. IS. uf irhebit] erhaben TT. 19. irzo am E^ide der Zeile G.
19/: allezan] allez ab W. 23. alle sampte W. 24. hail] tayl W. 26. alles fehlt W.
31. nocA der] dich lieb bat vnd der di'r anch W.
142 45. Von der waren minne.
süssen süssekait werde erkennend: des hymelschen flOO"] vatters gewalt, sins
lieben suns wisshait und des haiigen gaistes senftmütkait , wie Got da ze
hymelriche ir aller minner si, wie er in allen da gemain si. si ist ob allen
dingen, si ist Got selbe, und der in der minne wonet, der wonet in Gotte
5 und Grot in im, sprichet sant Johans. swaz du minne tut, daz t&t Got;
und daz Got tut, daz t&t du minne. si ist ain tot der Sünden: kain sünt-
lich ding an worten, werchen oder an gedenken mag bi ir lebend sin. si
ist ain leben der tugend: alle tugend werdent von ir gespiset, alle tugend
wachsent von ir und werdent von ir gesterket und erhöhet, alle tugend sint
10 von ir gezieret, si ist ain gewiffen der haiigen hertzen: dem si striten
hilfet, der gesiget und mag im nüt geschaden. si ist ain sache aller wirde-
kait. si ist fruhtbär an den rüwenden, won si git trost in der rüwe, und
nach dem tröste git si gelust ze guten werchen. [10 0*^] si ist frö an den
werde irkennende, de sie irkennende werde des himilschin vattirs gwalt, ^is liebin
15 suns wisliait und des hailigin gaistis miltekait, des hailigin gaistis senftekait» des hailigin
gaistis sfizekait; wie die drie persone mit ain anderen werkent, wie du wandilunge in
himilriche sie, wie erberliche diu geselleschafte zehimilriche sie, wie umbetrfibesalliche ir
lebin sie, wie er ir allir minner sie, wie er in allen gemaine sie . sie ist ob allen
dingin und ir werke ob allen werkin, sie ist got selbe; und der in der minne wonet^
20 der wonet in Got, und wonet Got in im . swc diu minne tAt, de tot Got; de Got tot,
de tfit du minne . sie ist ain tot der sündon, wan dehain süntliche dink an wortin, an
werkin, an gedenkin mac niht bie ir lebinde sin . sie ist ain lebin der tuginde: alle
tuginde werdint von ir gespisit, alle tuginde wabsint von ir, alle tuginde werdint von
ir gesterkit und werdint von ir irhöhit, alle tuginde werdint von ir geziert, und sie ist
25 allen tuginden saelic^ic . sie ist ain tuginde den vehtendin: wan swer wol vehtin wil,
der sol die minne han, so vihtit er tugintliche . sie ist ain crone in den signüftserin:
nieman wol gesigin mac, wan den du minne hilfit striten . sie ist ain gewefin der
hailigen herzin: diu hailigin herzin du mit der minne gewefint sint, den enmac nüt zu
komin, enhain übil de sü virwndon müge . sie ist ain sache allir wirdekait: sellü du
30 wirdekait du an allen dingin ist, da du minne niht enist, de ist reht als ein brunne
der ainen bösin grünt het, und alse ain burc ane tum und alse ain künic der nihiis
gwalt hat . sie ist fruhtbsere an der rüwe: wan so du rüwe kumit, so ist sie berait
mit dem tröste; nah dem tröste git sie gelüste gütir werke . sie ist vro in den zA
leginden: sie git vroide den die gütü werk tünt, unde machot siu willecliche zfi leginde.
d5 sie ist ain signenüftserin an den martereme: alle die martir du dich ane gat von der
1. 8u«88ekait l drivaltekait? 3. ir A. 5. Johäs A, 10. si fMt A, 14. nach
vattirs] tugend vnd W, Minis, falsches Initial G. 20. de Got] waz got TV. 22. ir le-
binde] i«rem lewen TV. 23 f. von ir gest — tug. werdint fehlt TV. 25. saelichic mit später
eingefügtem 1 über c ö, sa'lichait TV. 27. den G, der dem TV. 32. an gewalt W. 33/1 zft
leginden] den si sol zu legen TT'. 35. si^ghaberinne /f.
5, L Joan. 4, 16.
45. Von der waren minne. 143
ZU legenden, si ist ain signuft in den martren. si ist och ain Ion in den
volkomnen, an die nie mentsche Got wol geviel. mit ir nieman gesunden
mag; si git genüg mit ir ze tünne. si git stätekait der tugend, ewiges leben,
ewig sälikait, ewig vröde, rihtüm äne gebresten, minneklich geselleschaft. si
ist ain wercherin in den globegen. si git in ze lobenn da von Got gerümet 5
und geeret wirt in ertrich und in hymelrich. si git dar nah ze tünne da
von si Gotte aller liebest sint
Nu mentsch, tu daz dii* du minne rate, tu daz dich du minne lere;
won alles daz gut ist an aim ieglichen, daz lebet von der minne. Got ist
selber du minne; waz möhti denn besser sin? habent die rehten minne, so lo
mugent ir Gottes gewaltig sini
[46.] Ton des mentschen gliehang.
Unser herre geschüf den mentschen dar zu daz daz hymel/^iOO^rich mit
im erfüllet werde, da der engel gebrosten wäre, und enw&rent och die engel
kest^unge des tüvils, von der kranchait des vlaischis und von allen den dingin du 15
dinem herze widirwertic sint, die wil sie mit gewalt virtribin . sie ist ouch ain Ion der
voUekomeni : ane die minne nie nieman Got wol geviel ; mit ir nieman gesündon mac .
sie git inen sich mit ir ze tünne swc sie wen . dar nahe git sie stetikait der tuginde,
ewigiz lebin, ewige selkait, ewige vr6de, rihtOme ane brestin , minnecliche geselleschaft,
da niht criegis wesin mac . truren ist ir gar virsagit, stetecliche minne si habint, von 20
der minne nieman andirs sagit wan selde, ere unde allis göt . ach mich, minneclichir
herre Got, wie gar du ir allir willin tösti du hast ir bant zirbrochin, sü lebent in
wt^nnen swie sü lustit; wan sü habeten ^, da von sint siu geziert vil und me mit
msen^rhande wirdekait . der lebinde sunne het sü beclaidit, von dem daz ewige liebte
g^t, von dem sü alle wishait haut . ir lebin ist in der ewigun gothait; vlize dich von 25
allim dinim herzin de du gedenkest so du beste mäht, und de du tAest swc dA gOtis
mäht . mit den dingin mac nieman gesunden . sie ist ouch ain werkerin in den
gloubigen: sie git inen ze gloubinne da von Got gerämit und geeret wirt in ertriche
und in himilriche . dar nahe git sie zetunne da von sie Got allir liebeste sint . gloube
de dich du minne lere, t^ de dir du minne rate; wan allis de Gotis ist an dem 30
mentBchin, de lebet von der minne . Got ist selbe diu minne, waz mehte bezzirs sin?
habent rehtun minne, so mugint ir Gotis gewaltic wesin !
3. lebens A» 12. Überschrift fehlt G W, Dis sp'chit vns* h^e (rot) Z, Des sundages als
mä aUa secht in septnage (rot) PhüL 14. im] den mentschon G. nach wäre] da ez nibt
gar irfüllit wo . daz seit mit den mentschon iruollot werdin G, 18. sie wen] man wil W,
23. wnnen G. 27. ouch fehlt W. 30. Du , falsches Initial G.
12. Das Stück findet sich in G ßl, 26^; Z Bl 31^", W Bl 16%' Phill Bl 1S2<': darnach ge-
druckt hei Friehsch, Deutsche Handschriften in England I S, 227. — Der Traktat zerfällt in zwei
Teile, dessen zweiter Teil eine ähnliche Spruchsammlung bildet ivie oben Nr. 85. 42 und der zweite
Teil von Nr. 43 (S. 136 Z. 28 f.) in der Fassung von G, 20—25. Man beachte die Beime!
144 46. Von des mentschen Eichung.
nit gevallen, so halt unser heire also gedaht daz er mit den mentschen
wolle den liymel erfüllet han. nu geffir es also daz die engel gevielent, und
geriet och do den mentschen daz öeh der geviel und Got ungehorsam
wart und verlor die tugent da mit er sich Gotte und den engein glichen
5 solle, und verböset sin rain nature, daz si unrain wart, swer nn wider wil
kouien zu der ere und zu der wirdekait die unser müter verlorn hat. der
müss mit sehs dingen wider komen. der mentsch viel mit zwain dingen in
dem paradyse; nu mSzeii mir auch ivider komen mit zwain dingen, daz du
nature ir kraft wider gewunue. der mentsche viel an dem gelüste nnd an
lu höffart. nu sont wir da wider allen bösen gelüsten wider stau tugentlich.
wir sont uns och verdruken mit der [101"} demülkait. der mentsch müss
6ch sich den engein glichen an zwain dingen, wil er wider komen. daz erst
ist daz du allen den vergebist die dir ie laid getatenl, und luterlich ir
frünt sigist. daz ander ist daz du in öch dienest, als och dir der engel ze
15 allen zit«n tut. der mentsch müss sich och glichen dem guten Got an zwain
dingen, e er wider komen muge zu siner wirdekait. daz erst ist rebtü ge-
horsarai: dar an sol sich der mentsch bilden nach ünsrem herren; won er
waz unU an den tot sinem vatter gehorsam, daz ander ist der gehorsami
stätekait, daz uns nüt der von geschaiden muge, dis sint du sechs ding da
W mit wir mder komen sont zft der ere die wir da mit der ei-sten sünde
verlurent.
Sant Augustinus sprichet: 'o süssü sele min, sag mir: waz ist d&z säsfie
daz mich da under wilent [lOP] so vast rüret daz ich gar von mir selben
kum? schier wird ich verwandelt, und beginnet mir wol ze sinne, daz ich
26 nieman da von gesagen kan waz oder wie mir ist. o sälgü sele, sag mir:
ist es der den ich da minnel' ach, vil sälgü sei min, sag mir; ist es min
liep? so er aber denn verholn kunt, daz ich in denn vahe und ich in nit
also lasse varen, er müssi niii' ain pbant lassen siner göti, daz er schiere
her wider kome und daz er denne alle zit bi mir blibe*. er sprichet och:
BO 'o herre, min Got, min zäversiht und ain vröde mins hertzen, sag mir ob
I. hat ez ünsir G. S. geriet] verriet Z. uimctin G, 4. dem ongil G. 5. aolto
fehlt fälachlich G. 7. viel mit] uiel &n G. 7 f. in — dingen fehlt A. 10. d» wider] der
mittlre ir knlt widir geninnen . un snln G. tugintJicbe und raincliche G. 11. wir — och]
Daz andir ist . de wir uns sulno G. deniu'Cekait . alse er üch irbabin hat . mit hohcnait . mit
den zwain diugin . büI der mentscho der natare ir craft \nAiz gewinne G. 12. de ODgil G-
komin zB der ere . die er mit der er«tun Bünde oirlore G. 13. ist] daran du dich den engU
f^licliiii flolt. de ist G. ie dehain lait G. \af. oü soll 1. ir fr. wn G. 14. dienen aolt G.
16. tflti dienot G. le. ist dö relitü G. IS. untz — 20 Bont) sinini natc' gehorsame . und
kam uou dem himilriche uf de ertriche . nnd we gchoraam unz an den tot . An den (diseu Z)
sehs dingin boI der mentecbe widir komen ff. 20. da fehlt G. 21. hain uirlurne G.
2S. mich da] an sinir gebügide mtcb G. 23 f. so — kiun) wonct zo ni^rinne . alae uaste . nnd
alao Bfiieclicfae . de ich beginne gar werdin oon mir selbnn G. 24. vor und] »cbicr kume ich
abir widir ff. also wol G. 25. o ea'igü] we G. 26. ist ea min] ob ez aie min G.
27. aber denn] abir G. 28. laze oon mir v. O. 30, ain fehlt G. mir liebir herre ob G.
40. Von der inentachen glichung.
i4S
daz du vrÖd ai von der du spricliest: "bittent, ir sont gewert werden, daz
üwer vride werdi vol", nn riht uf, sei min, all din kanst, und gedenk, also
du mäht, wie gut, wie snsse daz gfit si von dem illü süssi fliisset, daz ist
daz obroat gut und daz geblümte gut, daz ist der minneklich Gut. an dem
vindest du alles gut, all vröd, [lOl'J alle süssekait, won er ist du gantze s
salikait. da vindest du alles daz du ie gertest, daz du ie minnetest, dar
umb vabest du in mit süsser minne und mit gantzer girde und hebest dich
an in also sösseklich daz er niemer von dir gewenket, und la dir wol mit
im sin', von der lijmelschen vrMe spricht er öch: 'o herre, ällü hj'melschü
vr6de, ällü h;fnielschü wunne lit an dir, du bist es alles', 'o', spricht sant lO
Anshelm, 'du sÄlgü sei hat ünsern herren in hj'melrich nach irem ■Rillen in
aller wolnust und nutzet in vrftlicb, wie ir girde gert. und alz si ain leben
hat da ze lebenn eweklicb, also erkennet si Got senfteklich'. er sprichet öch:
'o vil minneklicher anbuk, Got sehen in im selben und in Got sehen den
mentschen, sin nature, und Got sehen in siner sele mit sälger vröde und is ,
mit VTÖlicher sälikkait! alles hymelsch gesind [101''] hat viftde an ünsers
herren angesiht sin antlüt ist schiene, sin red ist süsse; er ist glustig ze \
habenne und süss ze minnende und gevallet wol von im selben, nihtes nit
sÜchent usser halb im, won man vindet an im alles des man gert!" sant '
Bemhart spricht: 'mentsche, wilt du Got hainlich sin, so solt du gern mit ffl)
dem herzen aine sin und Allö ding von dim hertzen schaiden, M-on Got
allaine. wie reht nütz daz ist', sprichet er, 'daz hat min hertz dik wol
befunden*, so sprichet sant Augustinus: 'mentsch, wilt du wissen war umb
du Got nit krefleklich minnest, daz ist da von daz du nit erkennest wie
vil er dir ze gut hat getan; won erkandist du daz rehte, du minnettst in 25
I
1. eprichist nii bivtest bie dem hailigun (jaist . eon , de (da Z) er gprichit bittint nnd ir G.
2. riht dich uf 8. min . riht uf a. O. also] also uil G. S. w. gfit] w. proz O. i. oberostc
gilt . und de beste fffit . nH de gebt g. G. ■minefliche G. 5. ist fehlt Q. fi. alles daz]
a. des G. 7. liebeet] hast ff. 8. nnd] nu G. 9. von — II Anehelm] Sanctus Aug?
redet non der himilBcbun uroide . uud ppric-hit . heiro min got . ganziv . Iiimilschiv selkait . du
nitist nD haizate öns [darmif Z; das wir o'ch dicii bitten . vnd geheizest vns) . de du fns wel-
lest gebin . de ünsir uroide iiol werde . Owe herre nu bitte ich dich de dn mir gebest . die wil
de ich die uroide niht hnn geemekit . da zehimilricho . und ich niht bin algar dnrh ulozzin . non
dinir sAzeknit . und ich niht gar wnnecliuhe zfl dir bin gefflgit . so mdz min gemSto daran hli-
gtn . min znnga müz dn non reden . min herze mtiz de minnen . niine sele müz danach huo-
gime . minen lip mSz tlnnscb dfiretin , alliz de an mir ist . de mäz girde dar nahe hau . uD
alle (alle mine äderen Z) mflzcu brinnen nach (von Z) minnen . £tl(i minii begemnge mflz se-
nungo da nach lian . unice de ich beBophit wirde Inder sSzekait . Snnt Anshelmg sprichit WZ,
\i f, in aller] mit ganzir G. Vä. hat — lebenn] da hct z. blibeone G. senfteclicbe ,
uri ri'iwet an im uroUiehe G. 14. wnneelichir G. \if. den ni. sin] din ö. 15. diner G.
IB. ingesinde G. 18. minnende — wol] niczinno er geuallit G. selben . uü genallit dnrh
sich selbuD G. 19. anj in G. 19 f. So spr. s. B. G. 20. mit got h. sin indinim gebette
_» G. ai. dem] dinim G. 22. wol fehlt G. 25. gar uil G. in] got G.
liS
46. Von der jseDtBchen glichung.
von allem dim herzen', so sprichet sant Paulus: 'owi, liebö kint
nnd minneot Got und dienent [lOS'J im andäbtklich mit grossem flisse, und
merkent waz schaden iich da von kuinet ob b- es niht tünt. in ti-üwen, er
nimet üch die gnade und wisseget tich dar umbe'. so sprichet üch sant
> Bemhart; 'owi, minneklicher Got, du hast mir vU gutes getan, dar umbe ich
dich minnen sol; doch wirt mir min hertze von dekaim dinge so sere en-
zündet zä diner minne so da von daz du den jamerlicben tot und die bittet;
liehen marter dar mich litte, daz du mir wider gewunest min erbe'.
f47J Von Unser rrowen nnd Ton haiigem leben.
) [Et in hahitatione sancta coram ipso »linistravi.J
'Ich diente vor Gölte in der haiigen wonung balliges lebens', sprichet
unser vrowe in der wisshait buch.
Und sint an disen werten dj'ü ding ze merkenn, daz erst: daz si diente
vor Got. daz ander: daz si daz tet in der baiigen wonung. daz drii
[ 15 daz 81 waz in haiigem lebenn.
Daz si {103'J sprichet: 'ich diente vor Gotte', dar au sont ir merken
si ze allen ziten vor Gotte diente; won daz si sprach: 'vor Gölte", daz ist
vil gesprochen das si ällii irü werch tet in der mainung reht alz ob si
I
»
Et in babitatiooe sancta coram ipso mtnistravi . disiu wort sprichit der fuilic f
20 von önairre vrown sant Marien, reht« als aie spreche: 'ich dieode vor Got in der 1
ligun woDUDge hailiginz lebinz '.
Na merkint an den Worten dn'i dinc : de sie dionde vor Got in der bailigun wo-
niinge . de sie Rpricbit: 'ich diende vor Got', daran sulnt ir viratan de aie ze allen
zitm vor Got diende; wao de sie sprach 'vor Got', de ist also vil gesprochiu de i
35 kU& irti werke mit der wtrdekait tet und Inder mainunge alse si vor Gottis antltU
1. lobent got ff- 4. Dimit am Band G. wissaget Ä, wisenot ff. nacA anibe]' "
Er Bpri[cAJ(| ouch . Ir suliit irwem lip bindin . undo Bulnt in reht aahin . de ir in got zedionisle
bringent . Uoair herro sprichit . Do ieb gebomo wart do viel ich in arbwt . uFi inder arbait . blaibo
^^^ ich unz an minö tot . de ich an dem crüze niino ende nam , So sprichit ttin hailic maa . ez en-
^^^L wart nie dchain arbait . noch bittirliait . noch dohiüuir slaht« pin . dos der gotia Bun an im niht
^^^^ hetci . un eutet de niht darumbe . de erz bcdorfti . er tet ok aJlis durhe üUBime wiliin . de er
^^^B uns loHti . uoQ der ewi^'un not . und oucli danimbc , de er die bittirkait der arbait uiraühti (ver-
^^^V smebti 2) , de er lins deate baz mehU gloubin in unseren arbaitin . und ho wir in an rüftin . de
^^^J er üch deste U'MJedichir fibir vns iibarmeti . wä er oucb die arbait bofundin hat GWZ. (kb
^^^B fehlt O. H. geun . und best mir uil gütir gäbe gegebin ff. li. dekaim] dehainir Beblabte O.
^^H 8. gcwnncst min] kouftist min rchtiz ff WZ. 9. tlierichrift fehlt GZ. IL diene A.. _
^^^1 19. Et] Ut, faUehea Initial ff.
. AnkläTige an Eph. 5, 3; Born. 8, S8f 9. Das Stiick findet sicA in ff Bl. 2S',
Text oben in der ivieiten Spalte mitgeteilt ist, damit gtimmt im großen und ganzen üherein Z Bl. 3,
f fehlt in den anderen Haa. 10. Eccli. 24, 14.
1 haUgem leben.
m
Gottes antlät stünde; woii si waz ze allen ziten an allen tugenden reht als
si vor Gottes antlät wäre, won si waz in der hüte des liaUigen gaistes. si
mohte wol sprechen: 'ich dient«', won alles ir leben waz ain dienst vor
Got nu sont wir uns bilden nach ir. sit daz alles ir leben ain bilde ist
und ain liebt aller tugend und sälikait, so sont wir öcb bilde nach ir nemen 5
und sont dienen vor Gotte, als üch si tet; und sont ällü ünsrü wercb tun
in der mainnng reht alz wir vor Gott«s ogen standent, won alles des ment-
schen leben ist ain dienst vor Got, an des allain der in der hoptsiinden ist
sit wir äne höbet sünde sint, so sint wir in GotflOS'Jtes hulden. so ist och
alles unser leben ain dienst vor Gtottes antlüt, es si daz wir joch dienen vor w
Gottes ogen mit amiabt oder an amiaht, mit usserem gescliäfte oder mit
inrera gaiste, oder swie du arbait und der amtabt si: daz wir in gehorsam!
tünt, daz ist alles ain dienst vor Gotte. nu si joeh da^ ain mentsche umb
sin gütät gere von den lüten geerot werden, so ist doch sin dienst ain Ion
vor Got. aber swaz im eren erholten werde, die sol er enphahen also daz 15
man in ere an Gottes statt; und sol sich eren nit werren, er sol ir vre sin
dar umb daz Got an im geeret werde und daz man Got an im erkenne.
stünde; nau sie wc ze allen zlten in der pflegunge ir herzin und ir libiz an zühlJn und
an allen tuginden tdae sie Gotis antlCite scbowed, van sie was in der böte des hailigin
gaialia unde in der gehügede Gottis. 20
Da nah raerkiiit de sie spricbit: 'ich diende' , sie mabt wol spreebin de eie diendi,
wan allis ir lebin ain dienist; wc vor Got . nu sulne wir uns bilden nah Ir . sit sie ist
ain lieble und ain bilde allir tuginde unde selkait, so auln wir nemin ab ir bilde und
svlae euch wir dienen vor Got, als ouch sie tet; und suln lelliu ünsiriu werke tön
in der ewirdekait und in der mainunge alae wir vor Gottie ougen standen, wan allii 25
lebin i^t ain lieht vor Got, wan der ain der ane houpt sdndon ist, des lebin ist
allis ain dienist vor Gottia antlüte . sit wir denne ane boupt alinde sin , so sin wir
in Gotis bulden; so ist ouch alliz ünair lebin ain dieoiste vor Gottis antliite, wir dienen
mit ambaht odir ane anibnht, mit uzzirme gesch&>pbide odir mit inrem gaiet, odir swie
diu arbait und de ambabt sie: de wir in gehorsam! lügen, de ist alliz ain dienist und am SO
Ion vor Got . du priorin mit ir dienist, der priol mit sinim dienist unde dli undir priorin
und bittchofe ambabt, ebte ambahte und kurzelicbe alle die die mit debaiiieni ambaht
odir an ambabt arbait odir kumbir hain in Golia nammin, de ist allis ain dienist vor
Got . nu sie joeh de ain prior aide ain priorin odir ain bischophe oder swer ambabt
het, de er geert werde von den lülin durh des ambahtis willin, so ist doch sin dienist 35
ain Ion vor Got , nbir swaz im eren irbotlin wirt, die sol er enpfan also de man in
ere an Gotis stat; und ensol sieb eron niht warin, er sol ez vro sin danunbe de Got
an im geert werde und de man Got an im irkenne . su ist sumelicben lüten ambabt
lt. anilaht Ä, ebento im folgenden. 19. was] wa'n^ G.
j- lebin Z. 26. ain vor lieht zweimal, einmal getilgt G.
t am Rapide beigefügt 6. 36. Ubir, falsche* IniHai G.
26. wirdekeit Z.
lieht] dienest Z.
I
i
148
47. Ton änser vroireu und von h«ilg«fli Ithta,
I
I
i
nn ist samlicben inten am^aht and ere swäre. nad ziehest sich gern da tdb:
nnd so] daz von demütkait sin daz si ongem ere habent na sprichet aiD
bailig daz es in me danket ain trakait denn ain demütkait der am&aht nn-
gern hat, von der silit gei-ner [102'} daz man im diene, denn daz er aim
} andren diene; nnd si lebent gemer mit gemach an am^ht denn si mit am-
i^afat angemach habent. nnd ist daz harte tnmplich, sit ällä unser arbait ain
Ion ist vor Gott«.
Nn merkent fürbas daz si diente in ainer wonnng bailges lebens. daz
waz wol war, won si wart gehailget in ir müter libe. and alles ir leben
» waz gar hailig, won si waz oswendig an irem leben, iowendig an ir sei ain
Spiegel Tor gotte und vor den luten an aller silikait, won si waz gar ain
latni sälikait ond hailikait aller unvermassfeter tagend, und da von moht
wol sprechen daz si wonet in der hailikait des hailigen lebens.
Sit wir nn an ir vindent alle hailikait haiiges lebens. so sont wir
i nach volgen an hailgem und an lutrem lebenne.
Daz erst ist rainkait des hertzen and [103'] des libes. du soll dich
flissen daz diu hertze und din conscienci gar rain nnd luter si, nit lilit
argwänig, nüt üppig gedenke; büt allü zit der laterkait diner conscienci.
und ere üWEere, und uehiot eich gern der von, und sol de von demfitekait geschehm de
) sie ungerne ere htibcn . nu sprichtt ain hailic man : 'fit dunkit mich me ain trachail
denne ain demi'itekait der ungerne ambabt het, wan der äibt gernir de man im diene,
denne er den aiideren diene; und sü lebint gemer* mit g«mache nae ambabt denne siu
mit Ungemach ambabt haben' . unde ist daz harte tumpiich, sit alle änsir arbait und
üneir dieniat ain dienist und ain lou tat vor Got.
h Nu merkint vürbaz de sie epricbit: 'ich diende vor Got in der wonuoge des hat-
li^n lebtna' . iie mabt wol eprechin de sie Got diendi in hailkait des lebinnis, wan eie
wart gebailigot in ir mütir übe . und allis ir lebin wc gar lutir und hainlich, wan sie
WC uzwendic an ir lebinne, inwendic an ir eele ain spiegil vor Got unde vor den löten
an allir selkait, wan sie wc gar ain lutir bailkaJt allir uuvirmasegotir-tuginde . da von
n mabt sie wol eprechin de sie lebet! in der hailkait des bailigin lebina . sit wir nu an ir
vinden hailkait allta hailigin lebinnis, so sulne wir ir nach volgen mit hailigim lebinne .
sit sie ist der liuhtende tac, awer denne nah ir gut, der wirdit enlUuhtit.
Wellen wir nu haÜic werdin, ao mftzin wir drö dinc ban an ünsirme lebinne: dflz
tat lulirkait des herzin, rebtekait der werke, miltikait der finnon . mit disen drin dingin
i wirt der menteche gor lutir.
De erst ist rainekait an libe und an herzin . du aolt dich vüzen de din herze
und din conecientia gar rain und ludr sie, niht liht arcwtenic, niht betrabton andir
Mte: de träbit diso conacientiam ; uiht uppeclich gedenkin; hdte allü zit der lutirkait
IB. erat fehlt A. 22. gerne G, gerner Z. 2S. mit ambabte vng:emach Z. 2S. t<
fthit O, au« Z. 26. Die, /ä/BcAes lyätial G. 27. lotwUch . mde heiliclich besser Z.
SO. ir] h|i mit überfftvchHebenem r G. 36. erat fehlt OZ.
I
47. Von linaer \
3 hailgem leben.
149
si nit betrübet werde mit dekainen siinden. so du sänne ie schöner
lohtet, so man ie baz gesilit daz klain stiippelin. also ist es umb daz hertze
und umb die conscienciT so dii ie lutrer ist, so der mentseh ie bas erken-
net klain tAglicb snnde.
Daz ander tail haiiges lebens ist rehtekait der werehe. wellent wir nu s
volkoraen werden an rehtekait, so sont wir zem erst han reht mainung:, also
daz wir ällö ünsrü werch sont tun in der gehügde Gottes eren, nit dur lob,
nit dur riim, won luterlich in der ere Gottes und dur sin lob. an aim ieg-
lichen guten werch sint zwai ding: nutz und ere; der nutz ist unser, du ere
iinsers herren. [103"] neraent wir nu iinsrem herreu die ere, so nimet er lo
diair coDscientie, de sie niht betrObit werde mit clainen noh mit grozen ellndoD : wan
so de herze ie rainir iat, und sin conscientie ie lutirre, so ez ie baz siht unde irkennit
[Q im selbin ciain Bünde . so du suane Ie sch^nir 16htit, so mau ie baz siht de clain
stuppelin . also iat ez umbe de herze uode umbe die conscientie : so diu conscientie ie
lutirlichir und ie schonlicliir entlühtit ist von gnade dea hailigin gaistis, so der mentache 15
ie baz irkennit clain tegelicbe sunde . und darumbe sulnt ir iuch vlizen ze allen ziten
de iuwir herae und iuwir conscientie rain und liitir sie.
Dnz andir ist minne zedim ebiu mentschin, de du minnezam siest widir ielicbin
meutschin . du solt lelliu mentschin minnen zedem dinge da zu du euch dich seibin
minneal, de ist de himilriche , de solt ainera leliehin mentschin wol günnen und solt 20
im mit dineu tugiiiden unde mit dim gfltim lebinne de himilriche helfin gewinnen . also
solt du minnen eJliu mentschin . abir die in dem himilriche sint, die solt du minnen
indem zfi dem wir komin suu und indem siu sint, de ist Got . unde minnent sti
aber ans indem xQ dem wir komin sulne, de ist abir Got, zS deme minnent sü uns,
wände ouch wir zö inen sulne gefügit werdin in Got in der selbun vroide da bü iezce 26
inne sint.
Daz drille da mit wir gar lutir werden, de ist demi'itekait; wan wir suln lins de-
möUgon an allen fmaeren werkin , \¥au also vit sich der mentache gedemiigite und
genidirt uf ertriche, alse tiI wil in ünsir herre irhühin in himilriche . also sprichit er
indem ewangelio: 'swer sich gedemütit ufSn ertriche, den wil ich irbAhin indem himil- 30
schiu lande und wil in eren vor allen den die ich an mich gezogln han' . darumbe
mugin wir uns gerne demütin, de wir ze himilriche werdin irh<>hte.
Daz andir tail hailigis lebinnis de iat rehtekait der werke . wen wir nu volle-
komin werdin an rehtekait, ao suln wir hau zemerste reht malnunge, alao de wir
hnIIIu üusirii werk suln ti'in in der gehügede Gotis eron, niht durh lop, niht durh sa
rilme, lutirlich in der ere Gotls und ddrh sin lop . in alm jelichin gOtin werke sint
zwai dinc; nüzce und ere; der nuzce Ist ünsIr, du ere ist ünaira herrin . nemen wir
ünairm herrin die ere, so nimit er lins den niizce; wan dii ere Ist sin und das
umi erste
andeutm Mille.
rfi rweimal A. U. dia oder din? G 23. kom
1 reht G. 3ß. und ain dßrh iop O, mit einem
2i. dal daz O. 34. han
r sin, welches die ümstelluitj/
47, Von finser v
1 biulgcm Icbeo.
-^
ims den nutz der uns da von werden solte; und dar uiub sont wir ünserm "^
herren sin ere und sin reht lau. and sont wir den nutz han, wir bedurfent
eren nit, lassent ünserm herren die ere nnd tügint illü ünsrü werch in der
mainung daz Got der von gelopt werde!
i la im die ere, hab dn den nutz!
gib im daz lob, Lab du daz hail!
Daz dritte tail Iiailges lebens ist daz ünsni werch also massig sigint daz '
wir weder ze vil noch ze lützel tügin, alles mit beschaidenhait. sant Bern-
hart sprichet: 'mentsch, du seit in der mitli stau, so behabest du die mässe;
10 won du mitli ist ain stii] der tugend. gast du uss der mitli under dich, so
vallest du; gast du über dich, so verierrest du; und da von stand in der
mitli, so gast du in der masse'. swer nnbeschaidenlich arbaitet, der kunt in
grosse widerwÄrtkait, alz der eilend man der mänlich unwerd und (103'}
unmär ist, und tut im nieman kain lieb und ist gar variert. also beschiht
r IS öch dem mentschen der unbeschaidenlich sich arbait. da von sont wii-
lop . wen wir denne gelobt werdin von fineeren werktn, so nemen vir de ein ist, und
nimit er Gns den nuzce der iins da von werdin solti . und darumbe suln wir önBirme
herrin sin ere und ain reht lazin, und auln wir den nuKce han . wir bedurfin eron
niht, Iflzen wir önsirme herren die ere und tuen seUü öneiriu werk in der ewirdeksit
Im und in der mainunge de Got da von gelobte werde.
Im im die ere, habe du den nuzce! 'j
gibe im de lop , habe du die selde I ^H
gibe im den pris , habe du de hail ! ^^
Daz andir ist heschHidinhait, de wir ünsir werk also mazEon eulne de wir wedir
f SS ze vil noch ze llizil tuen . wan ewer tebt in der temperunge stat, der behalüt die
tuginde der beschaidinhait, de ist ain berihterin der tuginde . davon sprichit sant Bern-
hart : 'menteche du eolt in der mitteli stan, eo beballiet du die maze; wan ä(\ mitli
ist ain atiil der tuginde . gast du usir der mitli undir dich, so valJist du; gast du ober
dich, eo virierrost du: stände alle zit in der mitli, de ist ain tuginde der maze; wan
I 90 swenne du uzir der mnze kumist, so mSz aio ielich wise man sprechin de du bist
komin in de eilende . und de er sprichit er sie koniin in eilende, de ist also vil ge-
sprocbin : swer um bescbaiden liebe arbaitit, der kumit in also groz widirwertikait alse
der eilende man der mienlichim ummfre ist, unde enlfit im nieman dehain liep . und
alse er ist virierrit und betr(^bit, also vir lerrot der mentscbe der sich UDgemain liehe
I SS ane beschaidinhait Abir serbaitit . nnde darumbe suint ir iuch hi'iten de ir an allen
iuveien werkin in der maze unde samenunge belibent mit gemainem lebinne, so
ist iuwir dienist Got gensme . abir sundirlichti dinc und umbeschaiden arbait de ist
S/: 1\ff. in ÄvndG S
rehte beschrädenheit Z.
id die Zeilen nicht abgesetzt. 24. Daz ander ist bezdchent das ist
6. u. in der s. Z. äl. dieoist fehlt G, aus Z.
8 f. vgl. oben S. 137 Z. 2Tf.
J
47. Von önscr v
n hajigcm leben.
151
m der masse nnd bliben In dem gemainen leben, so ist unser dienst
6ot genäme.
Daz vierde tail hailges lebens ist gut bilde, das wir geben sont allen
lAten. und sont an allem linsrem lebenn also wol geordnet sin und in allen
zuhten wol gezieret sin und ain spiegel und ain lieht sin allen den die iins s
sehent, daz si gut bilde von um nement und Got an iina lobent, nit allaine
reht und gut Tor Gotte, sunder och vor den lüten. da von sprichet sant
Paulus: 'ir sont üch flissen daz ir reht sehinnent vor Got und vor den tü-
ten, nit allaiu vor Gotte, sunder och vor den lüten', unser herre sprichet
in dem ewaugelio: 'sehent daz üwrü werch sehinnent vor den iüten, daz lo
si dar an üwren vatter von hj'melrich lobeginf. an [103^ disen Worten
raerkent wir daz ain ieglich werch ist ain lieht der sele. ain ieglich Pater
noster daz du sprichest, ain ieglich Ave Maria, ain ieglich gut gedank, ain
rain gedank, ain süss gedank, süsser wille, ain ieglich venie die du nimest,
ain ieglich demütig werch, ain ieglichü gehorsami und kurtzlich ain ieglich is
gnt werch oder wort oder gedank ist ain lieht der sele.
Got niht ain dieniet, wan ez mac dem mentschin kume wol irgan der sieb gerue
funderoL
Daz dritte ist de wir gute bilde siilne gebin allen den lüten . und sulnt an
allim iuwerm lebinne also geordenot sin und an allen zähtin also wol gezierte de ir 20
Hin spiegil und ain lieht eient allen den die iuch sehint, de sie gflt bilde von iu
nemen und Got an iu loben, niht allaiD rehte und gflt vor Got, me ouch vor den
iliten . alse sprichit Bant Paulus: 'ir sulnt iucb vlisen de ir rebt scbinent vor Got und
ouch vor den Iiiten: niht allain vor den lüLin, me ouch vor Got; niht allain vor Got,
aundir ouch vor den lüten' . (ineir herre sprichit indem en'angelto: 'ük luceant Opera 25
vestra, sehiot de iuwini werk schinen vor allen den lüten, de eiu iunerne vattir von
himilriche loben' . nu hat geaprochin der raioe munt Jhesus Christus: 'eehint de
iuwini werke lühteu', daran sulnt ir merkin de ain ietich gilt werke ist ain lichte der
sele . ain ielich Pater noster de du sprichiat, ain ielich Ave Maria, ain ielicb gfit ge-
danc, raine gednnc, süze gedane, eiize wille, raine wille, der ist ielichis ain lieht der 30 l
sele; ain ieliche venie die du nimist, ielich deniiHik werc, ain ielich geborsaini, und |
kurzeliche ain ielich g&t werk aide wort aide gedane: der ielichz sundirliche iat ain
liebte de diu sele entlühtit . nu merkint, vürbaz er iiprichit: 'siu suln ouch vor den
lülen schinen, niht allain vor Got, me ouch vor den lüten' .de ist alae vil gesprochin;
iuwirü werk suln offin sin vor den löten, niht bergin vor den lüten , de hainlicbe 55
gut luhtit Got allain, de offin gut luhtet vor Got und vor den lüten , nu spricbit ain
hailic man: 'bezzir ist offini gi'it denne virborginlicb gut, dar umbe de ünsir herre von
himilriche gelobte werde und den löten gut bilde gebe'.
C. sehent -
M, werkst G.
uns fehlt A.
2X sprichj G. 25. Hie, falsches Initial O.
47. Voi
r vroweti und von hailgein leben.
Daz fünfte tail haiiges lebens ist mütkait der sinne, daz wir ÜBdes-'
hertze und senftes habent gegen Gotte. nu merkent drii dinge an Gotte.
daz erst ist gewalt und kraft: nieman mag sim kieftigen gewalt wider stan;
ällä geschötte müss sich naigen nnder sin gewalt. daz ander ist sin i\isshait:
[ 5 du ist uQzallich; er hat ällü ding mit siner wissbait ze sawen gefäget. daz
dritte ist sin güti, und ist daz obrost und daz [104°] beste gut, daz im
kain gut geliehen mag. wir sont öch an uns selben drü ding erkennen, daz
erst ist kraukhait, daz wir so gar krank sint an allen göten wercheu; da
sont wir in bitten dur sin gütlichen kraft daz er unser krankait sterki. daz
1(1 ander ist unwitze und tumphait wider sin wisshait, won A114 du wiashait
und alle die maister die schrift ie gelasent, die sint reht gflche und toren
wider siner wisshait; und sont in denn durch sine wisshait bitten daz er er-
luhti unser unwisshait, daz wir werdent erkennent sineu willen und sin gnade,
daz dritte ist vermasgeter wille, der an uns und in uns mit niAnger übli ge-
[. M fleket ist; und sont in denne bitten, daz er durch sine güti verwandel ünsern
yermasgeten willen ze siner g^üti, daz wir von im in diire weite memer {104"/
gewenken mugent und nach disem Übe von dir nieraer geschaiden werdent.
Daz drille daran wir Lailic Eulne werdin an imeiime lebinne, de ist miUekait der
sinnon . die iniltekait euliit ir vlretan an ain lindk und an am senfiiz herze ingegin
30 Got, daz in miltecliche irkennit unde euzeclicbe an in gedenkin kan , nu merkint drtt
dinc an GoL
De erete ist gwalt und craftbe: nieman mac eim aeftigia gewalt widirelan ;
elld creature mÜE eich naigin undir einen gwalt . daz andir iet sin wizbait: diu ist
unzalliche ; er het elliu dinc ordenliche mit einir wifhait zesamin gefi'igit . daz drilte
U ist sin güti : du ist oticb unznllicbe ; er ist sin selbis güti unde i^t das oberoete und
das beste gi'it und ist ain al^ ainvallic gut de im dehain gi'it glichin mac . wir sulne
oucb au tius selben driu i
an allen guten werkin ane e
crafth de er Anijir crankbai
3<i wishait; wan alle die maistir
ainir wiehait: und sulne
bait, de wir werdin irkeni
'. erste crankhait, de wir so gar crank eien
n gotlicbun craftb : unde salae m denne billin durh sine
, Sterke . daz andir ist unwizcc und tumphait nidir sinir
ir die Schrift ie gelasiu , die sint reht goucb und torin widir
i denne bittin duth sine wiehait de er entliihte ünsir unwis-
mde sine gnade und sinen willin . doz dritte ist de wir an
üoe irkennen virmasegelen willin, dfr mit mspnegir übili gevkckit ist: unde sun m
deune bittin durh sin ainvaltigun gi'ili und durh die gut! du er selbe ist, de er vitwan-
I SS dile ilnsirne virmasegotin unde tin^rn liLilue willin ze sinir güii und uns gebe lutirne
und giitin willin, und de ünsir virboistir wille werde geiaint mit einir güti, und wir
also gefi'igit werden zu sinir gnti mit giilim willin de wir niemir von im gewenken in
dirre weit, und de wir denne nah disim libe eweclicbe gebunden unde besopbte werden ,
in der tiefi sinir gütL
i. gehGfte A, gescbephede Z. 6. dz dz beste A. 14. vnuiasgcter A. 27. Das e
ist Z. 39. güti . des helfe vns gut ame Z.
[48.] Von unser vrowen.
' (Transite ad mc omnes qui co?iciipiscifis Wie, et a generationihus meis im-
'Alle die die min gereut sint, die sont zu mir komen', sprichet imser
vrowe, 'ich wil sü erfüllen von miner geburt". 5
Mit disen worten ladet si uns, nn sont wir merken wer der si den si
ladet: nüt alle Inte, nument äUaine die gerenden; and daz ist uns ain troscli-
lich wort, allen den die ir gerent. na sont ir wissen daz wir si mfis-
sent minnen e daz wir ir mugent gereii; won swaz der mentseli nit liep
hat, des geret er öch nüt. nu spricht aiu hailig man daz wir den sont 10
minnen der du minne ist, daz ist Got. alz sant Bernhart sprichet: 'Got ist
du minne'. sit denn du minne Got ist and Got du minne ist, so sont wir die
minne nutzlichen minnen; won daz vindet man in niänger wis in der schrift
daz sich unser herre du minne nemet. went wir nu die ß04'J minne braiten,
so sont wir minnen die lieben mtiter, du der minne müter ist, als si selb 15
sprichet: 'ich bin ain müter der rainnen minne'. nu sont wir sehen waz
wir an ir vindent ze minnend. vil vindent wir an ir: si ist du tugentriche,
si übersiget mit ir tugend daz obrost gut und die obrosten lügend, Got
von hymelriche, daz er von ir mentsche wart, und gebar uns ainen löser,
also sprichet si: 'von mir ist geflossen ain sälikait allen den die min gereut 20
sint'. den si gebar, der ist du rieh sdlikait und du ganlz güti; dar umb
sont wir si von reht minnen, sit si uns gebar alle sdlikait, der öch alle
sälikait bebalten wil. daz ist daz erste Urkunde daz wir ir gerent, ob wir
si sAsseklich minnent. swenn wir si Hep baut, so sint wir ir gerend.
I. JJberschrift fehlt GW, Maria Fp'chit dls (rot) Z, Item von voser
. Der Inl. Text fehlt Ä. 4. Alle die] Di^il woit sprichit du ercnriche n
! W) Alle GW. if. sprich«
du wetdä frowe maria koüb raötir G. 6 f. «oi
ladit O. 7. lüte — daz] die lato . Sie ladit nien
und allen O. gereut . de Bie die wil iruüllin
fehlt G. 10. nnch nüt] Zeglidiir wisc ist ez
zemerelin minnä . S de wir ir mugin gegeron . wi
gerun . wir enhaben sl G liep G. II. B'nb' A,
taa eet G. 12. denno got din minne ist . und du minne gol ist . so G. 13. 1
legen wir finsir (n. minne Z) . nüzceclkbe (n. an 2) . wan G. 16. vor ich] Ego
dilectionifl G. n. wan eie ist G. 16. ir tuginden Ö. 19. irUscr G.
fieaiam mo dicent omnes gcneratioueB G, 21. i'or den] Ja de iet war G.
21 f. gebar — wil] gebar aineu behaltet' nllir äelkdt G. 24. swenn] swe
waiz . de G.
Fkiü.
iDiseu Wort spricht
en sie ladit . Sie ea-
. Diz G. 8. wort
fehlt G.
— ladet] sulnt ir meikin
a wan die die ir gerne ai
lit ir geburt G. sie 5 mftziu G. 9. daz
mbe die luginde richü mariam . die mäzin wir
de enkan niemir wordin . de wir Ir mugin ge-
ichtig iühans G. vor Got i.J Dens
um mater pulcro
30. alse sie epr.
ufi darumlc G.
I
1. Die Predigt findet lich in G Bl. 30', Z £1. 36-, WBl.13, NBl.14, Fliill. Bl.iao-';
fehlt E und Arutiflel. — Vgl. eine ähnliche laleinitche Predigt über dieses Thema: Cod. lat. ISSäO
Bl. 107'' der Münchtner Hof- und Slaalahibliolhck. 1. Ecdi. 24, ä6. 11. /. Joan. 4, 8.
IB. EcdL Si, 34. 20. Luc. 1, 48.
I
154 48. Von ünBcr vrowen.
Daz ander Urkunde ist ob ä uns wol gevallet. war an sol si öns woT'"
gevallen? an allem irem lebenne; won si waz [104"] gar wol behät an
zählen, an Salden und an allen lugenden, daz si niemann übel mag gevallen,
won alles ii- leben waz entlühtet mit der ewigen sunnen. si waz och behüt
5 mit schäm, du ain schloss ist aller tagend and aller zaht, als ron ir ist ge-
schriben daz si ist ain zuht aller guter dinge und ain senftmfitkait aller
guter zuht. si ist gar geblümet an lebendem lebenn, an senftmfttkait aller
zuht, an sitten und an gebärden und an aller tngend sätikait. und da von
sol si uns billich wol gevallen, also daz wir uns nach ir zühten und nach
10 ir tugenden bilden, so wir maist mugent. so erzaigent wir ir mit warhait
daz si lins wol gevallet. won ir wissent wol: swaz den liUen missvallet, daz
raident si an in selben, sit denn du sAlden riebe Maria ist der blügend
maige aller tugend, so sont [105"} wir bilde ab ir nemen: rainnekait libes
nnd hertzen, dem&tkait, gedultekait, senftmütkait und miltekait und kurtzlich
15 alle tugend, won si ist der lixhtent tag und der luter spiegel aller tiailikait.
sant Augustinus sprichet: 'sich si reht an, die tugentrichen vrowen, nnd merk
rehte ir tugend; won sihest du si reht an, so ist nihta an ir gebreaten:
gutes noch sälges noch tugentliches, si hab es alles'.
Daz dritte Urkunde ob vrir si gereut sint, ist daz wir si dik lobent und
20 si gütlich grötzint mit dem Ave Maria, daz ist der gruz von h^elriche,
der da wart gesant bi dem engel Gabriele, also sont wir si dik giüssen
mit hertzen und mit munde, und sont unser venye vor ir nemen und ir zaj-
gen girliches hertze, süss minne und lop in dem munde, und sont si manen
ir frMen und ir eren, ir s&likait, ir rainkait und [105''] aller ir tugend, nnd
S6 sont si bitten dnr ir silikait daz si uns erfülle mit ir geburt. sit si uns
dar z& geladen het, ob wir ir gerend sint, so sont wir ir öch erogen daz
wir ir gerend, daz wir si minnend und daz si uns alz wol gevalle daz wir
irem lutrem lebenn nach volgent und zu ir koment mit lob und mit grüsse,
Nu merkent fürbaz: sint wir ir gerend, so sont wir die sin die si h&t
80 geladen, so sont wir och zn ir komen, wellas ist aber der weg den wir zu
1- arkfiDdo de ist Q. % gar] bo G. 4. lebin . was rehte ain lebindee lebin . uod
WC erififatit ff. 5. also ist uon ir gescbribin G. 7. gSter iaht! zuhton G. si — ge-
biamet) Sit sie nu gar gebl, iBt ff. 8. sitten . an g. ff. und da von) bo ff. S. nö also ff.
ans fehlt A. 1 1. Ifitenj iüCen wol genellit . dar nah ziobict sie »cb . vn de inen an anderen
lüten ff. 13. ncmin . Wir boId ncmin ff. 14. miltekait widir aing ielichin mentscbin . uE ff.
15. tugend) zubte . and alle gQto sitte G. IT. won] uil ff. Vi f. ist ^ altes] eoist nihtis
nibt götis . noch seligis . noch tugintlicliis des an ir breat« G. 19. ist ffhlt A. si gerent
— lobent] ir gcren . de ist daz . ob wir dicke zir komen mit lobe G. 20. dem fehlt ff.
20/". von — geBant] der ir uon bimilriche gesant wart ff. 21. si dik) dike aüzocMe so G.
22.- venye — und] sQzin v. nemin uor ir mit aue maria . vB snln ff. 23. ntanon allir tugind'
un ff. 24. tugend] znhte G. 26. so — orogen] de wir zir komen . bü sulne wir ouch mit
gei«adim berain zir körnen . nnd suln ir zaigen G. 28. Intrem] hihtendem ff. zfi ir] de
wir dikke ff. mit grÜBse] aio gateliche Aue grflzen mit aue maria G. 30. so sont wiij g
undc au In ff.
48. Von üneer vrowen. 155
ir sont komen? ist es der gemaine weg dirre weite? entrüwen nit! es ist
ain hoher weg und ain sanderlicher weg. der weit weg ist gemaine and ist
vol schand und sünde und seres; den sont wir nit gan. wir sont tretten an
den weg der rainkait libes und hertzen, und sont künsch sin nit allain an
dem lib, sunder an dem hertzen und an willen, daz nüt an uns si won daz 5
erlühtet si mit rainkait
Der ander /i057 weg daz ist du minne. uff den wiset uns sant Paulus:
'der uff dem weg stat der rainnen minne', sprichet er, 'den wiset si uff daz
reht erbe, der wirt denn erfüllet mit der lebenden fruht\
Der dritt weg ist rehtekait, daz wir in allem ünsrem lebenne rehtekait lo
behaltent an Worten und an werchen, und sont uns also hüten vor sänden
daz unser lip und unser sele reht si vor Gotte und vor den lüten. swenn
wir uff disen weg getrettent, so begegent uns du eren riche und enphahet
6ns g&tlichen, won si ans minneklich hat geladet daz wir zu ir koment;
und erflUlet ans mit ir geburt, won si ist der käner durch den der lebend 15
brunne flöz. und alle die die rainnü hertzen haut und uff dem weg der
minne gant mit rehtekait stäteklich untz uff den tot, in die wil si denne
den lebenden brunnen laiten; won du stätekait enphahet allain den Ion in
die /105'^J haut, enkainer tugend wirt der Ion gegeben won der stätekait.
also sprichet sant Bemhart: 'stätekait du treit die kröne über alle tugend, 20
won si ist ain vehterin und ain signufterin und ain wighus aller hailikait\
so wir denne mit stätekait unser leben yerendent, so kumet du säldenriche
und erfüllet uns mit ir fruht, won er ist der lebend brunne, der alle die
trenket die durstig sint nach im. denn wil er üs dufch fliessen mit siner
gothait und mit siner mentschait, daz wir reht überflüssig werdent der 25
obrosten sälikait.
I. dirre] der O. 8. schand] schäme O, den wec O, vbir tretin O, 4. libes —
sont] de wir mit ganzir rainekait . an libc und an herzin O. 5. sunder] ouch G, an dem
willin O. 5 f. nüt — si] nihts niht sie an uns wedir an gedenkin noh an willin . wan de allis
gar sie irlühtit G, 7. panlos . vil sprichit also G, 8. spr. er fehlt G. 10. in fehlt A.
II. also fehlt G, 12. nach lüten] niht allain uor vns selben . und uor got rehte . wir
müzin ouch rehte schinen uor den lüten G, 13. disen] den G. 15. uns denne mit G,
kenel G, 17. denne fehlt G. 18. du stetekait div enpfahit G. 19. st&tekait] st^ete be-
libit . vnz an de ende . wan G, 23. ir lebindin fruht G, lebend] ewige G,
7. im Anschlüsse an L Tim. 1, 5,
49. Von unser v
[49.} Ton linser vrowen.
fPlantaverat autem deus parad,ysif,m voluptatis a principio.J
'Got hat gepflaazet ain paradys der woliiust von angeng der weite; und
dar in hat er geleit ainen mentschen, den er geschüf.
i Diso wort stant geschriben in dem ersten bflch her Moysi und sint ze
merkend von unser vrowen sant Mariun, du daz gew&r paradys flOd"/ waz
des obrosten Gottes, nu merkent drü ding an dem ersten worte daz ev
sprichet: 'Got". wir hirent Got dike nemen und hörent vil von im sagen;
waz aber Got si, daz enwissen wir nit. Got, daz wort hat dri betfttunge:
j 10 daz ist der brinnent Got und der erlühtend Got und der kreftig Got.
Der briunent Got ist er so er in des mentscheu hertze kumet und der
mentsch sich selben erkennet und der gaist rüwet inwendig, swaz an dem
mentscheu ist ze berihtenne, daz berefzet der Inder gaist der beschaidenbait.
in trüwen, so ist der brinnent Got in dem herzen so er den mentscheu
[ 15 also berihtet au aller siner undurnähtkait daz er im die git ze erkennend.
der wissag her David bat üusern herren daz er in berihti und im war aiu
brinnender Got. 'herre', spricht er, 'beriht mich von den [106''] unhailgeu
lüteu'; daz ist von den sünden, sprichet du glose. daz ist also vü ge-
sprochen: herre bis in mir ain brinnender Got und beriht mich, daz ich nit
20 Sünde, und gib mir ze erkennend den weg der hailgeu lüte. alsuss sol der
mentsch im selben sich selben für legeu und sol sich beschowen mit den
inren ögen. also sprichet sant Augustinus: 'der mentsch der den gaist der
berihtung wil erken'neu, der muss sich in sich selben zuken und müss sich
Isundren von allen ussren dingeu, won die iuren ding mag man nit behalten
K mit den ussren' ; und da von sol sich der mentsche den ussren dingen en-
zieheu und sol in uuhainlich sin and sol die ögen des gaistes uf tun, so
wirt im Got der brinnent Got, und zaiget im den weg der haiigen lüte,
I. UheTsdtnft fehlt G, von iJcm paradyso (rot) Z. 2. Der lat. Text fehlt A. 3. cor
Gotj Diwv wort liait man in dem eretin bOcJie der hailigun schrifte . vü sprichit herre moyse« GZ.
der wolDUfit fehlt OZ. 4. dar in| indem paradtae GZ. gelcit] gebotet GZ. den er ^•
sctiäf] dH den mentBcbin hat er aandirliche gpadiatfia GZ. 5. etant — sintl eint wul GZ.
n — santl an die uruido richan GZ. 7. daz] das Z, da ö. s. sprach G. 9. dea en-
G. Got d. wort] Daz w. got. de G. 10. daz iat fdilt G. Der hr. got . Der creftigo
got . nnd der lübtendo g. Er. II. Der — Got] Wenno iat er der brinnondo gut . de 6. 12, er-
kennet] beginnit irliennen G. röwetl boginnit rflgen G. 15. Eirkenninno . und zebereffenne G.
■. her fehlt G. bat] pprichit . ludica mo deus et discemo causam meam . Der bat G.
undo er im G. ain] der G. 17. herro spr. er] Er sprach herre G. 17/'. den — aündeal
dem Ifito daz niht bailic ist . Daz IQte de niht hallic ist . de sint sünde G. 18/*. daz i. a. —
geaprocben) Nu bittet der wissage unaime herrin . de er in berihte aon aundon . Reht aUc er
spreche G. 1<I. ain] der G^. 20. mir zirkennenne immir scibin G. 25. da von] daiumbe G-
20. des berihtcnden gaisds G. 27. dea h. lütis G.
1. Doä SfUdt findet sich in O Bl. 31", Z BX. 37'. B Nr. 7; fehlt W, N, Arundel, Phill.
'.. Gen. 2,8. 17. P«. 139,5.
i
49. Von dtiBer v
1&7
daz ist der weg der tagend, der ist hailtg. so wirt der raentscli sich denne
schaidend von den löten die nit hailig sint. also sprichet der hailig [106']
gaist in dem lob bücbe: 'o schönstii aller wibe, erkenne dine wirdekait und
kere von dem weg des vihes!' hie manet er die sele zwaier ding nnd
sprichet: 'o sele, erkenne din schonhait nnd din wirdekait und gang nit an s
den weg des vihes!" der weg des vihes ist du bossliait der bösen weite;
und swer mit der weite umb gat, der ffat in dem weg des vilies, won der
weit leben ist nit mentschlieh, es ist vihlich. nu manet der hailig gaist die
sele daz si sich in sich selben zuke und sich kere von dem wege der sünder:
'o schönstii aller wibe, kere von dem vihlichen wege iiff den tugenti'ichen weg lo
und ztch dich in dich selben, so mäht da erkennen wie sfisse si daz obrost
gut!' also sprichet ain hailig man: 'es en si denne daz ain mentsche im
selben sich zaki und sich dik im selben für legi, so enkan er nit verstan
die süssekait der obrosten 1106"] tugent'; und da von sol sich der mentsche
im selben dik für legen in der beschowung des gaistes, so wirt er erkennent 15
waz an im ze berihtenn si. so ist der brinnend Got in dem gaiste und
brinnet di'i sele, daz si nach der erkennung sich berespet und nach der be-
rihtung sich übet an guten werclien.
Der kreftig Got ist unser herre denne so er den mentschen sterket an
guten werchen. der wissag sprichet: 'o herre du bist min Got, der kreftig". 20
waz kraft möhtint wir gehaben, waz tagende mßhtint wir gewerben an
Gottes kraft? nihtes nit. alles daz wir gutes tünt, daz kumet von siner
kraPt, won er ist illü ünsrü kraft, so dem mentschen ietzent gebresten wii
in der bekorung oder vou anderr arbait, so kumet der kreftig Got und
sterket in mit siner gnade, daz er über// ö /'/windet alle arbait. 25
Unser herre haisset och der entiühtent Got; und ist daz denne so er dem
mentschen git ze erkennend inwendig die götlichen warhait. der wissag
sprichet: '0 herre, sende mir din lieht und erlühte mich, daz ich erkenne
1. wirti raflz G. 2, dem lilte de n. h. ist G. spriehit denne der G. 3. gaist fthU A.
vor Ol pulcerrima mnlierum G. 4. hie mit G. Af. dinge . de sie echSnir ist denne
allü crcatnre . vn ir wirdekait . de Bt gar gecrt iat . nbir alto die weit . w&n Bio ist gescbafrin
von hotun dinge . Uü eprichit alsus O. D. de ist G. 7. gat fehlt A. !). sie sielt eelbun
in s. s. <3. zuke| ziehe . und sich selbon iikenne G. ]0. o] A eprichit er G. In tugcnt-
richen ist das c später iibergenchriehen A. 11. erkennen] v'stan Ö. 12. denne fehlt G.
Rin m.] der m. G. 13. s. sieb eelbin z. O. eebcn A. 14. da von] darambe G. 15. er-
kennent] merkinde an des ftaistis bercffan^ G. 17. bekennungo Ö. hereffit G. \1f. nah
berihtuDgo ibct sie sich an G. 19. Der — denne ] Daz andir ist de önsir herro iat der creftige
got . wenno ist er der crertigc got . Daz igt er denne G. 20. Kisten) tugintlichon G. 21. ge-
werbenj gowrkin G. 22. iflen . odir gedenken . de komit allis uon G. 29. won — kraft
fdUt G. 21. and'r A. 25. alle aine arbait G. 2ß. Unser — denne] Daz dritte ist de
ünair herre haizit der entKibtendo got . Donno ist (i. er Z) der enliühtonde got G. 'IS. o herre]
Efflittc Incem tuam . vnd bittet . ünairn lierrin . de er im sie der cntlühtende got . A herre apri-
1&8
49. Von ünecr vrowen.
dine warhait!' also sont wir öch ÜDsern herren bittea daz er üns~ffl~dCT er-
lülitend Got, daz unser hertze erlüht«t werde, daz wir erkennen die göüichen
warliait. sit er denne du warhait ist, so sont wir des kainen zwivel han er
gebe uns sin bymelriche und sieb selben ze lone; won daz hat er uns gft-
5 lobt, ob wii' im dienent nnz an daz ende, in triiwen, swenn uns denne ver-
dnisset der arbait und des lebens, so sont wir gedenken an den Ion, so wirt
si uns lihte; und swenn wir süss gedenkent und die götlicUen warhait er-
kennend, so ist iinser herre der eTluh[107'']teni Got, so er mit siner gnade
erlühtet den mentschen und in mit sim ti-oste machet fmbtbär in allen
10 tugenden.
Nu merkent fürbaz daz ander wort daz er sprichet: 'Got hat gepflanzet
ain paradys', daz spricht ain garte der wollust. daz wort sont ir ver-
stau an die silden riehen Marien, die unser herre gepflanzet hat vor der
weite angenge, du ist genant ain schöner garte der wolnust. daz sont
15 ir alsus verstau daz ir der vatter von bimelricbe gerte nud dar zu sin
sun und der hailig gaist. ir gertent öch die engel und der mentsch und
alles daz ie beschaidenbait gewan, daz gerte ir. der tüvel gerte ir nit, won
er ist so i'ibel daz er nit gutes gert. disen garten der wolnust geschuf unser
herre vor angeoge der weite; won e er ie mentsdien geschüf, do hatt er
20 leben geordnet und hatte si erweit ze ainer müter. da von hatte [10?'] d(
wissag Ysayas vor lange gewissaget und sprach: 'es sol us gan ain rate v(
Yesse". und daz er spricht: 'es sol us gan', dar an sont ir merken
US waz gangen von dem weg den alle ir vordren giengent und den 411(
irdeschü diet gie: von dem weg gie si us sunderlichen weg, der vor ir
3fi gangen wart daz waz der weg der rainkait, der känschlichen mJigel
1. 8ch fehlt O. 3. vor alt] an sinir gelUbdo . Sin gelübBchatte iet . de er allen don
riebe , undc sich seibin bat gelobet . die im dienent unz an de ende . die warhait aulne wir
irkennen . daran daa er sia wort nie geualachto O. dennc] na G. des — han] niemir ge-
zwiuelon G. 4. sin fehlt G. if. won — ende fehlt O. tf. denno — lebene] diu arbiüt
awere ist . vnd üna des lebinnis uirdrfizit G. 6 /■. so wirt — erkennend] vn anlne irkennin die
gotlidiit warhait . an sinir gelöbede . so wirt denne der mentscbe nach der irkennunge vbinde
g^tiv werc G. 8. got . nn trostinde got G. 9. n. inj nnd G. machet er G. 9/1 in allen t]
alle die taginde der sele G, 12, daz spr.] Paradiae sp'chit reht G. 13, vor] von G.
14. vor dM) Wie ist (i. si Z) ain gart der wollnste ? G. 1 5 /: nnd — aun und] Ir geret sin üebir
Bnn ibc spc . Ir gert G. 16. öch fMt G. nnd d. m. und] Der menteche gert ir G.
17. d. gerte ir] de gert allia der toginderichun G. IS. so fehlt G. IS f. disen — o er] d«
ragert ouch der nxirwelton niht . Uft dauon de it allis de gert . de ie gut wart . dauon haiz
ain gart allir wollnste . Nu sprichit er de äe got het gesciiaffin uon anegenge dirre weit
sGhte sie doch uon dem erstin mentschin hem adam . unz an an bem ioacbim ir uattir . da
er die tungindericbun mariam . die er menic tneint iar sälito . wan e got G. 19. ir]
nrowun G. 20, müter] rüwe G. da von fehlt G. 2il/'. Der w. J. hcl lange uor g. G.
21. und sprach] Egredietur uirga de radice iesse G. 23. ob— weg] uzir dem wege iet gegangia ff.
24. irdeschö] jfltschü G. dem — na] dem iat sie uzgegangin . ainen G. 2if. der — waz fthlt ff.j
21. /Mi 11, 1.
49. Von üne
169
i Tor u" nie behalten wart, es waz öch der weg der dem&tkait, der gedalt-
kait, der miltkait, der seoftekait, der götlichen minne, und si waz aller zuTit
und Salden erfiiUet mit dem haiigen gaiste. es wäre ain harte wunderlich
ding daz man nf ainen dorn zwigeti edel und gut fruht: noch wunderlicher
wart si gezwiget von dornen, si waz der lyly der under den dornen ge- 5
zwiget waz. du fruht dis zwiges waz unser berre Jhesus Christus: der waz
da lebend fruht, [107''] der wunden hail. es enward nie mentseh geborn, es
hetti wunden: die patriarchen, die propheten und alle die vor in warent, die
hattent alle wunden, und der wissag David sprichet zu linserm herren und
batt in daz er aine wunden hailti, 'herre', sprach er, 'erbarm dich über lo
mich, won ich bin gar sere wunt, min Got!' also sont wir linsern herren
bitten daz er unser wunden baili. wa ist der raent.sche der daz sprechen
möge daz er nie wurde wnnt mit den siinden ? sit wir denn alle wunt
sint worden, so .font wir bitten den lieben Got daz er uns haile, dar zu
sont wir bitten die sälden riehen Maiien daz si unser wunden haUi, sit si is
der wunden hail ti-eit und trüg, ünsern herren Jhesura Christum, dis waz
der edel zwi der under den dornen und von den dornen gezwiget wart, da
von sprichet [108"} der wissag: 'si ist us gangen von der würzen Yesse', da
von si der lieb Got zwiget von kaines mentschen band, es zwiget dii götlich
hand, es brähte och götlich fruhte, won si waz der lylye der under den m
dornen gezwiet wart, da von sprichet der wissag wol: 'si ist us gangen
von allem irem geschlähte": den tugentrichen weg gie si, da nserweltü, du
vor augeuge erweit waz zu aim paradyse.
In dem paradyse warent dru ding, du hart wol bezaichent sint bi der
tugentrichen Marien, du Gottes paradya waz. daz paradj's waz ze allen ziten 25
blfigend und waz begriffen mit lieht und waz alles an mit fride. du selben
drü warent öch an ir.
1. es w. öch] diz
gieoc du soldeu richo d
G. 2. gJJtlicheDl grozuD G. ü fehlt G. ^. gaigt . Disen wec
a G. 4. güt| sQze Q. 5. w&rt si] wart da eren riebe mnria G.
6. dö — liorre] Welz (wellez was Z) abir dli edile urulite . du uf disim
edilmc iwi w^liee . Entniwon ex wc der liebe eun G. T. vniht . du uffen mam dem rainen
iwi w°hse . Diz zwi ist de . de undir den dornen Kf^wie* wart . niid de iwi gebar öne der w, h. G.
%. hctti w,| euCrflge wnda . uD orseuio der wndon 6. pat'arciiia . aü die ä>. inj ir zit G.
9. hattent] trügin G, spricliet] rdtto G. 11. won fehlt G. gar fehlt G. wunt . nu
hail mich m. g. G. 13. w. wunt] virwndot w. G. iUle] also G. 14 f. dar — wir] wir aulne
ouch G. IG. der — Christam] de hail der wiidon tri^c . unde niLc allain dos hail gebar . Ih. Chr.
iie ist onch selbe de zwi des hmlia . de linair wuda baitnc aol . wan sie iet ain sundirliehir trost
ros aiinen sdndcmo {Z fügt bei: wü der liebe got zwigetc ai svndorlich zetroatc allen Bvndoren] G.
n. edel sw-i fehlt Ä. uod dornen G. 18. wissage wol G. gegaagin wol . uon ff.
19, iwiget] zwigette . Diz iwi wart niht gezwigetto G. 20. e«] uU G. o'eh es gotliche G.
22. von] uzzlr G. userweltü] irwelte G, 23. vor] von G. erweit waz] dirre (u-ell ?)
WC gezelte (I. erweite) G. paradi'so . wan sie wc de gowxrc paradjso . uod dem herre moJBea
geeprochin hat . Got het gepflanzet ain paradyse der woUuste G. 26. alles an] alle zit G. selben
fehlt G. 2T, drü dinc G. öch an ir] an goüs paradjse . marien der selderichun G.
10. im ÄwAlup an Fa. 97, 16; 50, 1; 6, 3; 40, 5.
160 49. Von iinser vrowen. ^M
Si waz ze allen ziten blügend an lügenden, an Bälden und an allen
zuhten. und reht als daz paradys gezieret [108"/ waz mit blämen und mit
graz und mit edlem gestaine, also waz ir heitze, ir sei, ir lip gezieret und
geblömet mit tugentUchen weichen, mit rainnen gedänken und mit sftsser
6 girde. Hswendig waz si öch geblümet mit scli6nnen züliten, mit guten sitten,
mit lühtenden werchen. alsus waz si och daz lebend paradjs, geblümet ze
allen ziten. die blümen gevalwetetit nie an ir, won si waz ällö dur flössen
von dem haiigen gaiste, als man liset in dem lebenden buche des lobes daz
dö fründin wünscht und spricht: 'stand uf, nortwint, und kunt, osterwind. mid
10 durch wägent minen garten, so werdent fliessen min pigmenten!' wa ist der
mentsche der gesprechen muge daz in nortwint ?iie dur wäge, won allaiue
Maria, du ain lebendes paradys waz? won der hailig gaist hatt si dni"ch
wäget, und da von wurdent fliessende ir [108'J pigmenten; daz warent alle ir
tugend, die warent ze allen stunden fliessend und blfigent. nu ist bezaichent
15 bi dem nortwint die sünde. nu wünschet du sele und spricht: 'stand uf.
nortwind, und flühe!' als vil ist daz gesprochen daz der hailig gaist die sele
manet daz si den nortwind, die sünde, vertribe und sich rainne. so der mentsch
daz hertz denn gerainnet und die sünde vertribet, so kumet der osterwind
und dur wäget si. der osterwind daz ist der hailig gaist: der kunt mit
20 siner kraft und mit siner gnade und durch wäget si, so werdent fliessend
alle der sele lugend, und wirt der mentsch denn übend gütü wereh: so wirt
der mentsche glich dem blügenden paradys und wirt bli^gend an allen tugen-
den. inwendig ist du sei gezieret mit süssen gedänken, mit rainnem willen;
uswendig mit tngentlichen werchen, an senften wor/!/08'7ten , an schönnen
25 züliten nnd an allen guten sitten.
Daz ander daz in dem paradys waz, daz waz daz es alles entlühtet
waz. ze glicher wis waz du rain Maiia entlühtet mit den lügenden, mit der
g6tlichen warhait; won daz lebend liebt waz beschlossen in ir m>lichem
übe. der Heb sun Jhesus Christus, der ain lieht ist h^melriches nnd ert-
l f. aa a. zliliteuj .illir zuht G. '2 f. wc mit hIAic . mit bl. mit grase G. 3. geetaine]
smak G. eele un ir G. 4. und fehlt G. 5. girde . mit togintlkhim willin 6. ge-
blvnij am Ende der Zeile A. sitten . mit aenften' wortin G. 6. si och daz] diz G.
T. und die bl. G. ir] der tugindericbun marivn G. i. vod] mit G. also lisct man G.
lebenden fehlt G, ist in A koM zu tilgen. böcbe des lobes] lobe bäche (f. S f. dtus —
wünscht] As. wnscbit d. fr. G. 9. vor stand] Veni nnst' G. kunt] entwiche . und kume dni
((. du Z) G. 10. durii wege G. pimcnta G, piracnt Z. 11. der de gesprwiiin G.
nie feidt A. gcwati G. 12. leben des paradvsea A. 14. z. a. stunden] alle Ö. 15. wfinscbs
am Ende der Zeile A. 16. vlüze G. de ist also uil gespr. O. 17, die] der G. raine .
unde 80 G. 18. kumit donne G. 20. siner kr. n. mit fehlt G. 21. alle die toginde dJ?
(am Bande der! sele G. denn fehlt G. werch fehlt fäUchlirh G. 22. allen fehlt G.
34. mit] biagil diz parady'se an G. 26. und fehlt G. 26. alles] alle zit G. 27. den tagen-
den] dem gewxrin liebte . und G. der fehlt G. 39 f. der lieb — ertriches] onch wc sie
noD tngintlichen werhin vzwendic iHühtit . wan der liebe inn . der de ewige lieht ist . und der
himilriche vod ertriche entlühtit het G.
I. CanL 4, 16. 26 f. vgl. oben S. 79 Z. I9ff.
I
A'J. Von ftneer vrowen.
161
riches, der liatt si gar entli'ihtet uswendig und inwendig mit allen Salden,
in ir W8Z Got, ob ir waz Got, under ir waz Got, allumb si waz Got, und
da von waz si wol entliihtet mit dem gewären lieht, si waz «ch entliihtet
mit tngentlichem lebenn. also sont öch wir ir fms glichen mit tagenden und
mit rainkait, baidü inwendig und uswendig, an dem hertzen und an der sele, 5
also daz ain ieglich brüder den andern erlnhti mit sinen [109"] tugenden.
und swenn wir also lebend, so ist finser hen-e mit iins und rfiwet in öns
und erlühtet AUii ünsrü wercb: so sint wir glich dem paradys. si waz alle
zit begriffen mit lieht alz daz paradys.
Daz dritte daz in dem paradys waz, daz waz fride. ze glicher wi.s waz lO
du paradisine Maria, du wol haisset und ist ain lebendes paradys. si waz
alle zit mit fride, won Got, der ain iärst ist des frides, den hatt si all umb<
vangen in ir Übe und gebar uns ain frid. won der unfrid der uns von
hern Adams ziten waz untz an daz zit daz Got mentsch wart, do moht
nieman ze süne komen, e daz si uns gebar ainen frid machen Ysayas der is
schre lang nach dem fride. 'owi', sprach er, 'won käme der fride!' der
frid nach dem er schrai, daz waz der lieb sune Jliesns Christus, der ain
frid waz zwü/iOÖVschent Got und dem mentschen. dirr frid rüwet in
der rainnen Mariun , won si hatte kainen unfrid weder mit hertzen noch
mit Übe noch mit kainem ding, alsus sont wir och. frid han mit allen m
dingen : zem ersten mit Got. der frid lit dar an daz wir lernen erkennen
allen sinen willen; und so wir in wol gemerkent, daz wir in öch denn er-
füllent mit den werchen. dar nach frid mit uns selben, der lit dar an daz
wir Untugend und simd hassen, nit allain dar umbe daz es fins schad ist
und daz hj'melrich da mit verlierent, sunder wir sont es dar umb hassen, 25
won es bfis ist und untngenthaft. daz ander ist daz wir gi'itü wercb tugint
4. tugiu trieb im G. Geh fehlt G. iV üiib] uns A , üob ir G. 5. rainrkait . uB mit senft-
mAtekail b. G. und uawenclig fehlt G. sele . vnd nzwenrtic an gftdin lebinno G. M. brö-
der den) mentsche . iiri aweadr die G, swcster vfi ein iegelich broder den Z. sioPDl ir G.
-. wir] ir GZ. uns] ivch beidemal GZ. S. vor und] und ißt allumbc ivch GZ. ivwcriu GZ.
wirj ir GZ. Sf. ri — paradys] de allizan begriffin wc mit liebte GZ. Mit si itt in Ä Maria
gevtHnt. U. dfi fehlt A. eil diu raino maria G. 12. ffirst] frid A; doch vgl. hai. 9, 6.
iet) WC G. 13. Tina vns] uon G. iif. do n. nieDian] der unuride mäht nie G. 16. der
uride . Uli röwcti inHinE bettelin G. IS/", dirr — Mariun] Daz bettelin da er inne räwet . de
WC maria . ein liebio mfltir . du wc aiii bcttclin der rüwe . unde des uridie G. 19, mit ir
h. 6, 20. mit ir I. G. noch — ding] wan eie hat vride mit allen dingin , wan sie wc gar
noUekomin . an allen tuginden . de Bie uon dchainem dinge dekainen vnaridc hat G. wir fehlt G.
21. Got] gflte G. 21 f. wir sioP willin I. irkennin G. 22. »o — gemerkent] suln w, in wol
merkin G. 24, »finde uil vntnginde G, 25. und] vfl wir G. da fdilt G. sunder — ob]
wir »ninc sie rehte G; Stellung in A: Bvnd' sont wir es. 2C. won] de G. iintuginthafth . cn-
wiere ez dehain schade . bo sottist du doch die »finde midin . un hazzcn darumbe . de sie bo'se und
vntnginlhaft ist G. wir] du Singular dei- 2. Fers, anch im folgetiden bis S. 163 Z. 4 G.
162
49. Von Unser vroweii.
und tugend minnegint nit allaioe dar umb daz wir hymeliich da mit g&J
winnent, me dar umbe daz es gut und tagentlich ist, betialteut wir d>i
zwai ding, so hant wir alle weg fride mit uns selben. [109'] wir sont ocü
frid lian mit ünserm eben cristan. der lit dar an daz wir gedultekUch zom
S vertragen! und widermfit, und nit allain vertragen, wir sont och daz übel
gelten mit gutem und sont hass und nid mit minnen gelten, so wir alsus
I frid haben, so sint wir glich dem paradys, so ist unser sei ain garte der
I wolnust; won der Heb Got wil da wollust besuchen bi siner fründin.
Nu merkent fürbas, er hat gesprochen: 'Got hat geflanzet ain paradys
10 der wollust vor dem angenge der weite, und in dem paradys hat er geleit
ainen mentschen, den er sunderlich hat geschaffen', der mentsch waz sin
sun .Thesus Christus, der sun wart mentsch von vier snnderlichen Sachen,
daz erst; daz er unser gelid wurdi, und wir siner gothait mit im tailhaft
wurdent. daz wirt uns du gröste Tröde die wir iemer gewinnen raugent in
16 h3'mel^iO£'''7riche, daz wir glich Got wurdent an götlicher nature und er uns
an mentschlicber nature. da von spricht sant Bernhart: 'es ist ain ding daz
vol senftekait und süssekait ist und wunneklichü vWide, daz man den sol
sehen mentschen der den mentschen geschaffen hat; und der da waz mit
enander vatter und herre, der ist worden kneht und geselle', das ander:
ao daz er gemainschaft mit uns wolt began. und sprechent die maister und die
haiigen daz die mentschen da von wol sint zu berefzenne die sich gern snn-
drent in gaischlichem leben mit ir sitten und mit sundren dingen, sit Got
dar umb mentsch wart daz er gemainschaft mit uns hetti, so sol der mentsche
sich gerne fiissen gemaines lebens und der gemainen gesetzde, won ünserm
55 heiTen ist enkain ding so empfellig so der ge/^fiOVmain dienst, daz dritt
ist dar umbe Got mentsch wart, daz er unser wunden hailti; won wir warent
alle sere wund, daz nie mentsch so wol moht getün daz es ie ze hymeMche
möhti komen vor sim tode. und mit sinen wunden hallte er unser wunden,
also sprichet sant Augustinus: 'o herre, daz obrost Urkunde daz du ie er-
1. da fehlt G. 2. vor behaltent] nnde soltist dn g^ädr werc niemir Iod enphan . so soltiet
dn doch tngindc mintieD durfa ir gtti G. dfi feMt AGZ. S. alle weg] ailezan (r. och
fehlt G. 4. dioem ebin mentBchio G. daz wir fehlt 6. 5. vertragontj virtragin G.
6. gflte G. und nid fehlt G. 7. halten G. ist fehlt A. 10. gefeit] gebeittit G.
Wf. den — Sachen] vfi den mentschin hat er sondirliche geschaffin . Nu merkint wer der mentsche
iat . den er stindirliche hat geschaffln . es ist ain liebir sun ihc xpc . den hat er wol sundlriicher
geschatfin . dennc er ie mentschin geschöpbe . wie ist er abir sundirliche gesrhoffm . de ist er
d&ran . de er got und mentsche ist . Nu nierkint vier anndirlichiu lUnc . ditnimhe got mentsche
wart G. 13. Dfi erat G. 14. vor daz] de wir gotte mit gotte . VnBlnne glit wrde . wan an
ainir mentscbait wart er änair tailhaFte . uS wir ein . vnd G. gewtneot A. U. wurdent]
Bin Q. 15/; er flns geliche an G. 16/". de ist uol b. u. b. uii G. 17. den fehlt G; vgl. otien S. 91
Z. 35. IS. den m. sehin der den G. 19. andir igt G. 21. wol] aundirliche G. 22. 1. mit —
dingen] I. de aiu etwc gerne aundir aitton . aide sundir dinc hain . die sol man uaste bereffin GZ.
23. hetti] behield G. 2Sf der — gerne] sich wo! gerne ain ielich mentsche G. 2&. ding]
dienistO. emptclHg] lobeliche G. 26. es A. 27. alle] also G. hymeriche A. l'f. m
tode] nor sinem tode ia mentsche zehimilriche kome G.
l
49. Von unser vrowen, 163
zaig^t an der minne, daz waz din ain erborner sun Jhesus Christus, daz du
den an den tot gäbe durch daz daz du mit sinen wunden unser wunden
hailtist'. du vierde sache ist war umb Got nientsch wart, daz er sinen vatter
z& der erbärmde twungi über die mentschait; won er manet und bittet sin
vatter alle tag daz er den sünder begnade, und spricht sant Augustinus 5
daz er sim vatter sin wunde zaiget, daz er da mitte in erwaichi z& der
erbärmde.
[50J Yon der gotUchen mlnne.
/Hoc est preceptum meum, ut diligatis invicem, sicut dilexi vosj
*Das ist min gebot", spricht unser [llO^J herre, 'daz ir enander alle lo
minnent'.
Disü wort sprach er zem ersten z& sinen jungem und zu den zwelf
botten, von den man och dis selbe liset in dem ewangelio sant Johansen.
und ällu du ewangelia du man liset von in, da sprechend ällü von der
minne. und ist da bi bezaichent daz si vol minne warent, won daz zaige- 15
tent si an Worten und an werchen, do si giengent alz wit so du weite waz,
und predigetent da Gottes wort und lertent die minne, der si do äberflussend.
ir wissent wol: die blämen die zem ersten in dem summer koment und
wachsent, die haut me saffes und grüni in sich gesogen von der kraft des
Summers denne die dar nach koment. also warent die junger die bl&men 20
Hoc est preceptum meum, ut diligatis invicem, sicut dilexi vos.
'Diz gebüte ich iu de ir ain andir minnent' . alsus spräche ünsir herre zeden
botton und ze sinen jüngeren . unde diz euuangelium lisit man von den botton . unde
ellü diu ewangelia diu man von in lisit, du sprechint elliu von der minne . und ist da
bie bezainchint de sü vol minne warin . de zaigoton sü an wortin und an werkin, do 25
siu giengin alse wit so du weit wc, unde bredioton Qotis wort und lerton die minne,
wan siu der minne rehte übirvlüzzic warin . ir wissint wol: die blümin die zem erste
in dem sumir wahsint, die haut me saffis und gruni in sich gesogin von der crafte des
sumirs denne die blumin die damahe komint . also, spriche ich, warin die jimgime die
1. din — S hailtist] daz da dinen dinen (so) ainebonie sun ynsime herrin ihm xpm . an den
tot gebe . dammbe de du (da vnser Z) wnda hailtist . mit sinen wndan O, 3. ist fehlt G,
daz] de ist de G. 5. alle tag fMt G. 6/1 da — crb&rmde] in da mit twingit . de er sich
irbanne . übir den mStschin G. 8. ÜherschHft fehlt GWN^ Dis sprach vns^ hVo ze sinen zwef
bottS (rot) Z, Van den apostelen yntgemeyne Phill. 9. Der lat. Text fehlt A. 15. ist
fehlt A,
8. Die Predigt findet sich in G Bl. 35^, dessen Text in der zweiten Spalte mitgeteilt ist;
Z Bl. 42»; WB12V (stimmt im großen und ganzen mit G Oberem); N Bl 28; H Nr, 8; Phill.
Bl. 199*^; vgl. einen ähnlichen Text in Cod. Pal germ. 24 Bl 250' (Bartsch Nr. 18) der Heidel-
berger Universitätsbibliothek und Cod. lat. 12520 Bl 31^ der Münchener Hof- u. Staatsbibl
9. Joan. 15, 12.
11*
161
50. Von der gSÜichen n
die brinnenden rosen, die zem erst in dem summer wüchsent. do hüb sich
der summer do iinser herre Jhesus Christus uff ertrich kam and mit in
wandlet in mentschlicher nature: daz waz du nüwi [110'] des summers und
ain anvang aller unser hailikait. daz sprich ich daz si die ersten blumen
5 warent die in dem summer wuchsenL da von hattent si me saffes und grüiii
in sich gesogen von sinen worteo, vou siner lere, daz si kreftiger minne me
hattent denn die bliimen die sider wüchsent ; won si warent so vol der
minne und warent also stark daz si den bitteru tod littent durch Got. sant
Paulus sprichet: 'wer mag uns geschaiden von der minne üusers herreu Jhesu
10 Christi? daz eumag enhain angest noch dekain not", seht! also warent si
überflüssig nud überfüllet mit der minne. und do unser herre mit in wan-
delt, do rette er dik mit in von der minne.
Also liset man in ainem andern ewangelio daz unser herre zii in sprach:
'ich gib üeh ain nüw gebot, daz ir enander minnent'. war nmb unser herre
15 die minne me gehütet denne anders iht, daz ist dar umb won [110"] an die
minne ira enhain ding ist gemlme. und alles daz an die minne ist, daz ist
unfruhtbär; und aber alles daz mit ir ist, daz ist nütze, sprichet sant
Paulus: 'alles daz dem mentschen geschiht, daz die minne hat, daz kunt im
alles 26 gflte, won du minne verböset enkain ding; alles daz du minne tut,
20 blümiD, die brinneDden roain, die zem erate iadem sumir wahsiat . do hup sich der
eumir do unsir herre Jheaus Christus uf ertriche kam uod mit men wandelet in ment-
scbelichir natär: de wc dii uiuwe des aumirs und ain auevanc allir liaeir selkait . de
spriche ich de sd die erstin bliimin warin die in dem sumir whsin . da voa hatton siu
me saphiz und gri'mi in sich gesogin von ainen wortia, vou sinir lere, daz atu kreftigir
25 minne me hatton denne die blümin die eit whain , die warin reht vol minneu und warin
also starke de siu den bitteriie tot littin durh Got , sant Paulua aprichit: 'quia noa
separabit a caritate Christi? wer niac tins geacbaidin von der minne ünsirs herrin
Jheeu Chriali? enhain angiat noch enhain not mae uns übir windin' . also warin
siu übir vlüzztc und libir vtiUit mit der minne . und do lineir herre mit inen wan-
30 deiot, do rette er mit inen harte dike von der minne . alao lisit man in ainem
andirn ewangelio ('hoc eat preceptum nieum') de uneir herre zu inen spräche und reite:
'de ist min gebotte de ir ain andir minnent, als ich iu geminnet ban ' . ao spricliJt
er abir andirswa: 'maudatum novum do vobia ut diligatis . ich gibe iu ain niiwe
gebotte, de ir ain andir minnent' . icarumbe i'insir herre die minne me geböUt denne
B5 anderiu gebott«, de ist darumbe, spricbit aant Johans. wan ane die minne ist Got
enhain dinc genteme, und dem mentschiii ist enhain dinc vruhtbserre; und abir aUiz de
mit der minne ist, de ist nüzce . alao spricliit sant Paulus: 'aJlii de dem mentscliin
^^^ gesehihit, de die minne het, de kumit im alliz ze giUe '; wan diu minne virboisit enhain
L
36. Bpriebj ff. 84. Darambo faitäiea Initial Q.
9. Som. 8, 35.
II. Joan. 13, 34. IB. Hom. I
I
50. Vou der g6tlicheii minne.
166
daz ist alles beUaltfln'. nn sprichet aber saut Joliana daz du minne nützer
si denne ander ding; won swer die minne hat, der hat alle tilgend und be-
haltet Allii du gebot, und dar umb gehütet unser herre die minne me denn
ander ding, nu spricht saut Gregori in ainer omely alsus von der minne:
'es eniat enkain ding daz aigenlich des mentsclien si, won wille und minne; 5
won von dem willen gät du minne. wille und minne sint alle zit saraent,
und ist enhain ding, etswer habe [lll"] bresteu dar an, won allaine hie an;
won der wille ist alz aigenlich des raentschen daz in im nieman genemen
mag;. Got mag in im genemen uit, won er gab dem mentschen frigen willen
reht von siner frihail , nämi er in im denne, so tAti er unreht; er tut es lo
aber nit. unser herre twinget nieman enhains dinges, er lat den mentschen
von frigem willen tun swaz er wil. und dar umbe won der wüle aigenlich
des mentschen ist und sich enkainer mentsch entschuldgen mag es enhabe
willen, dar umbe gebätet unser herre die minne; won der mentsch keret wo!
sinen willen swar er wil, daz im es nieman erwerren mag . und dar umbe is
gebütet unser herre die minne, won ain ieglich mentsch sines willen gewalt hat
und in wol keret zu der minne". nu spricht er öeh daz er nmb (IW-] ain
ander sacfae minne gebüt. hetti er geholten almüsen ze gebenne, so ist
mänig mentsche alz arm daz es nit ze gebenn hat hetti er denne 6ch ge*
dioo . alliz de du niiDoe tut, de ist a11i2 behaltia . nu sprichit abir aant Johanoes de 20
du minne nüzzir sie denne andir dinc; vran swer die minne het, der het alle die
tuginde, wan ander minne hangent ellü dii gebotte . und swer die minne behaltit, der
behaltet elliu gebotte . unde darumbe gebi'itit linsir herre die minne me denne anderiu
gebot . nu sprichit sant Gregoriua ander omelia libir de ewangeliura, warumbe Got die
minne me geblitit denne andirti dinc: 'ez ist enhaix dinc de aigenlicbe dea mentscbin 35
816, wan wille unde minne; wan von dem willen gat diu minne . wÜle und minne sint
alleian aamint; und eniät defaain dinc, etwer habe breatin dran, wan bie an; won der
wille iat als aigSnliche des mentscbin de imeu nieman genemin mac . Got mac im in
geiuemin niht, wan er gap dem mentachin vrigin witlin reht von siuir vrihait . n^me
er hnen denne, so tet er unrebte; er enti'it ez abir nibt . linsir herre twingit nieman SO
debainis dingiz . er iat den mentscbin von vriem willin ti'tn snc er wil . und darumbe
wände der wille aiginliche des mentscbin iat und sich enhain mentsche entschuldigen
mac ez enhaige willin, darumbe gebiUit linsir herre die minna; wan der mentsche sinen
wütin kerit swar er wil, de im ez nieman irwerne mac . und darambe gebiitjt unsir
herre die minne, wan nin ieliche mentache willin gwalt hat und den willin wol ze 33
ininnen kerit', nu sprichit er de er ouch umbe ain andir sache minne gebütit . hetti er
gebottin almi'iain zegebinne, so iat mienie mentsche also ame de ez niht zegebinne
3. dS A. 12. Wille (Ml A.
tntd G. 25. eobail G.
17. Tbl nmb odey nnbi* A. 22f. der behaltit s
I . IL Joan. 5. 6.
166 50. Von der gütlichen minne.
botten etswar ze varenn oder ze gände, so w4ri etliches villiht lam, daz es
nit gän möhti; aber die minne mag ain ieglich mentsch wol gelaisten.
Nu ist ain ander frage war umbe Got gebiete daz wir ain ander min-
nent, und er nit sprichet daz wir in minnen. dar umb sprichet sant Paulus:
5 'swer sinen ebencristen minnet, der minnet Got; und swer sinen ebencristen
nit minnet, der minnet och Got nit'. sprichet sant Johannes: 'sprich ich
daz ich Got minne, und hassen minen bräder, so mäz ich jehen daz ich liegi;
won minnen ich Got, so hassen ich nieman'. aber untz ich minen bräder
hassen, so mag ich Gottes nit minnen; won du zwai löffent mit enander all-
10 weg, und enmag enweders an daz ander sin. [Hl''] swer Got minnet, der
minnet och sinen brflder in Got; swer och sinen brfider hasset, der hasset
och Got
Man liset Von aim, der kam zu ünserm herren und fragte in weles der
obrost gebott wäre in der e. do sprach er: 'du solt Got minnen von allem
15 dim hertzen, von aller diner sele und von aller diner krefte'. über daz
wort sprichet sant Augustinus und leret uns wie wir Got minnen sont.
'ir sont', spricht er, 'Got minnen von allem hertzen, also daz üch kain
hetti . hetti er gebottin oueh etswa hin zevame aide zegenne, so wer etliche mentsche
lam de er niht gan mehti . unde kurzeliehe, spriehit er, hie an merkint elliu dinc de
20 enhain dinge ist, etlich mentsche enhabe dran brestin, wan an will in . unde danunbe
wan sich des nieman entschuldigen mac de er niht willen haige, darumbe gebütit er
die minne . wan de enmac nieman gesprechin: Got hat mir gebottin des ich niht ge-
laistin mac, wan ain ielich mentsche hat vrigen willin, de er wol minnen mac
swc er wiL
25 Diz ist ain andir vrage: warumbe er gebiete de wir ain andir minnen, und er niht
spriehit de wir in minnen . nu spriehit sant Paulus: 'swer sinen ebinmentschin minnet,
der minnit euch Got; swer abir sinen ebinmentschin niht minnet, der enminnet euch
Got niht' . nu spriehit sant Johannes: 'spriche ich de ich Got minne, unde hazze
minen brüdir, so muz ich jehin de ich liege; wan minnon ich Got, son hazzen ich
30 nieman'; abir unz ich minen brüdir aide mine swestir hazzen, son mac ich Gott^ minne
niht han : wan diu zwai lofint alliz samint, und enwedirs mac ane de andir gesin . swer
Got minnet, der minnet oueh sine swestir in Got; swer euch sine swestir hazzet, der
hazzet euch Gk)t.
Wan lisit von ainem, der kam zeünsirme herrin und vragot ine welez das oberoste
35 gebot wsere in der ^ . do sprach unsir herre : 'diliges dominum deum tuum etc. du solt
Got minnen von allim dinem herzin, von allir dinir sele und von allen dinen creften\
übir du wort spriehit sant Augustinus und lerte uns wie wir Got minnen suln : 'ir sunt
Got silzecliche minnen von allim herzin, also de enhain andir süzekait iuch von im
3. war fehlt A. gebieten Ä, 4. Paulus] /. Johans. 25. er fehlt G. 30. got G.
5. J. Joan. 4, 21. 6. L Joan. 4, 20, 13. MaU. 22, 36 f.
50. Von der gütlichen minne. 167
ändru säskait von im loke. du solt 6ot minnen von aller sele, daz er dir
liep si über &M ding: daz ist wislich geminnet. du solt in och minnen
von allen dinen kreften, also daz dn sin niemer vergessist nnd din hertze
niemer von im gewenke, daz du ällü zit an in gedenkest', na spricht
er denne daz disu minne uff ertrich haben mag enhain mentsch , daz ie so 5
volko/lü*7men wart, an ünsern herren Jhesum Christum und sin trut mflter
Marien: die lassent vor! du solt 6ot minnen wislichen alz die bihter. die
minnent Grot alz wislich daz sü lertent mit Worten und mit werchen und
mit gätem bilde wie wir 6ot sont minnen. du solt och Got minnen starklich
alz die martrer. die hattent so starke minne daz si littent den bitem tod lo
e daz si wöltent schaiden sich von der minne Grottes. du solt och Grot min-
nen süsseklich alz die mägde. die minnetent Got also süsklich daz si aller
der weit sAskait und vröde versmahetent durch Gottes s&ssekait.
Sant Bemhart spricht daz wir Got minnen süUent von allem ünsrem
hertzen süsseklich, von aller sele wislich, von allen kreften starklich, daz 15
wir in süsseklich minnent, dar zu sont uns drü ding luken. fll2''J
Daz ei*st ist daz wir gedenkent wie gross minne er uns eroget hat und
lukke . du solt Got miuneu wisliche vou alUr sele, de er dir liep sie vür ellü diuc . du
solt Got minnen staetekliche von allen dinen creftin, also de du sin niemir virgezzest
und de din herze niemer dehain zit von Got gewenke und de du ällizan an in ge- 20
denkest ' . nu sprichit er denne : 'dise minne mac nieman ufien ertriche han , enhain
mentsche, de ie so voUekomin wart, es enwsere do ünsir vrowe : die lazen vor und
Jhesus Christus, ir sun, ane du zwai enwart nie mentsche so hailic de die drittun minne
hetd . ir sulnt wissin\ sprichit er, ich ^redonz darumbe de ir dran merkent die volle-
komenun minne, zeder wir komen nah dirre weite. 25
Ain andir lerer betüUt uns ouch du wort du ünsir herre sprach in dem ewangelio :
'diliges dominum deum tuum'. Mu solt Got minnen sAzecliche von allim herzin alse
die megide: die minnoton Got also sAzecliche de siu alle die süzekait und die vroide
dirre weit virsmaheton durh Gtotis süzekait . du solt Got minnen wisliche von allir
ilinir sele wisliche alse die biht^ere : die minnoton GrOt also wisliche de siu lemoton und so
lerton beidiu mit wortin und mit werkin und mit gutim bilde wie wir Got sulne
minnon . du solt ouch Got minnon starkeliche von allen dinen creftin alse die mar-
terer: die hatton also stark minne de sie die bittirne martyr 6 littin d siu von Gottis
minne woltin schaiden \
Nu betütit uns sant Bernhart abir diu wort, wie wir Qot minnen sulne . wir sun 35
Got minnen von allim herzin süzecliche, von allir sele wisliche, von allir gehügede
starkelichin . daz wir Got suzeliche minnen, darzü suln uns drü dinc ziehin und lukin.
Daz erst ist daz de wir gedenken wie groze minne uns ünsir herre geogit hat und
1. minen von allem hUzen von Ä. 4. in spricht ist das t späterhinzugeschrieben A,
10. bit^] bitem oder bitren? Ä. 18. wisliche uon allim herzin von G. 23. drittun oder
drinnn ? G. 26. Am] Sin G, Min TF, durch falsches Initial hervorgerufen. 29. wisliche zu
streichen? 30. dinir zweimal G, 34. minne fehlt G,
) 50. Vou der gfitliehon uiiniic.
i gross gnade er uns hat getan; won es eawart nie ment£che i
so lützel gnade hab getan, und erkande es si rehte, es mftsti in von allem
sim hertzen miimeu. als spricht sant Augustinas uud redet mit siner sele:
'o sele min, du bist grosses gelt schuldig, du hast gross gäbe vergeben en-
I i phangen'; und spricht denu: 'gedenk, sei min, daz dich Got geschaffen hat
durch reht frihait, won er bedürfte ze nüti din', e Glot ie mentsch oder
engel geschiif oder kain creature, do waz sin herschaft und sin vröde alz
gross als hüt dis tages, won anders wäri nit AUü an im volkomen. und da
von sprichet er: 'sele miu, er bedorft« din ze nüti, won daz er dich gesehuf
lu von rehter frihait siner güti; und do er dich geschuf, do ge/ii.?Vschüf er
dich nit also als ander creature, er geschtif dich schone und wirdeklich nach
im selben, und kofte dich do mit sim tode wider, do du in mit den siinden
verlorn hattest, nu sich, sei min, hie von bist du gi-osses geltes schuldig,
dir ist gross ding geben von minne, und daz enkanst du niemer wirdeklicher
1.16 noch sälklicher vergelten denn och mit minne; won swaz dir von minnen ist
gegeben, daz solt du öch mit minne gelten', nu spricht er aber; 'sele min,
du solt nit tun alz daz bös wip du da hatte ainen frönt der ir gäbe git;
den minnet si nie durch der gäbe willen denn duich die irüntscbatt. da solt
vie groze gnade er uns hat getan , swenne tun s»lic mentsche gedenkit de im Got afl
I^SO grozeliche sine gi'iti und aine mild irzaiget het, so mac de kume sin ez enmäxe da sftJI
bewegit werdin de ez Got sflzeliche minne; wan ez enwart nie enhain mentecbe dem
Got Bo Ilizil gnadon habe getan, und irkandi ez sie rehte, ez müze Got minnen von
allim sineni herzin , also apriciiit eani Augusünua und redot mit der eele . 'O', aprichit
er, sele miniu, du bist grozis geltis schuldic, du hast groziu dinc und groze gäbe vir-
i gebin enpfangia' . und sprichit denne: 'gedenke, sele minü, de dich Got geschaffiu hat
durh rehte vrihait; wan er enbedorfte din ze nrtte" . e Got ie mentecbe aide engil ge-
echrjpfe aide dehain creature, do wc sin vroide uud sin herachafte also groze also hüte
diz tagis; wan er ist also votkomin an allir vroide, an allir vrihait und an allir her-
echaft de sie niemir gemeret noch geminrit mac werdin . wan miehtl si geminrit aide ge-
§K merit werdin, so enwfcre ouch niht elh'i gütiu an im vollekomin . und davon sprichit er:
'sele minti, er enbedorfte din zenfite, wan de er dich geschüpfe von der vrihait sinir
güti; und do er dich geschJiphe, do enschOpbe er diu nllt also andir creature, er schüfe
dich schone unde wirdecliche nah im seibin und koufte dich do mit ainem tode widir .
do du dich von im kertost ze den sündon , do enpfienc er dich widir und gap dir eine
85 gnade' . und alsus zeit er vü gnadon die im Got tet, und sprichit denne: 'nu sich, sele
minü, hie von bistu grozis geltis schuldic . dir ist groz dinc gegebin von minne, und de
enkanst du niemir zierlichir noch wh^eclichir noch lobellchir virgelläa denne ouch mit
minne : wan swe dir von minne ist gegebin , de solt du o'cli mit minne geltin' . nu
sprichit er abir : 'sele mini'i, du solt niht tön also de boise wip . so de boise wip ainen
40 vrünt bet der ir gäbe git, den vrfmt den minnot sü me durh die gäbe denne durh ir
^^^^^^^^^^^^^^H 50. Von der g6tlichen 109
in me minnen durch die liebi die er dir mit der gäbe eröget hat, denn
durch die gäbe; es wäri uit aiu gröz ding du gäbe won den willen den er
da mit erögte. der gilt wille ist höher ze minneu denn du gäbe, won in
tn'inget sin rehtn güti dar zu und dii [113'] minne die er zii der sele hat'-
also sol der mentsche gedenketi an die gitti sins willen die in dar zu twinget 5
daz er dem mentschen sin gnade git. so twinget in denn du selb giiti die
er an Got verstat, daz er in siisklich minnen inuss.
Daz ander daz uns dar zu loket daz wir Got siisklich minnent, daz ist
daz er dem mentschen sin Sünde vergit; won luisei-s herren erbärmde und
sin güti ist also gross daz nie mentsch so i'ibel getet, Got vergäbe im alle lo
sin Sünde, wil er widerkeren. also sprichet der wissag: 'ünsers herren er-
bärmde sint über ällü sinü wercb'. so sprichet er 6ch: 'Got der minnet alles
daz er ie geschilf' . daz Got etswenn arbait und kumber verbeuget über den
mentschen, daz tut er durch siner sünd willen und durch kainen bass, won
er enhasset nilites nit alles des so er ie geschüf; und dar uube verhenget 15
er hie übel über den mentschen durch daz daz ira dort übel nit bescbehe,
won aintwe/ii5''7der hie oder dort müss der sünder umb sin sünde gekestget
vrüntachafth . du soll iu wirdeclichir minnen . du solt Got niinnen durh die gäbe uude
durh die Trüntscbaft , und solt in wirdeclicbir ininneu durh die liebi die er dir mit der
gäbe •<pt, denne durh die gäbe; ez enwere niht aiu gros dinc dii gäbe aiie den gölin 20
willin , den er an der gäbe irzaiget . der gute wille siDir güti und dii liebi dd in twin^t
de er die gäbe git, diu güti ist bohir ze minnenne denne diu gäbe ; wan in twingit sin
rebtii giHi darzä und dii groze minne die er ze der sele het . und darumbe', eprichit er,
'sele minü, du solt Got wirdeclichir und grozelichir minnon durh die vriun güti diu in
BO mianeclichen twIng^t de er sine gi'iti mit dir tailte . also sol ain selic mentsche ge- 2ö
denkin an die grozun gnade die im Got het getan, und sol gedenkin an dien willin
sinir gi'iti der in dar zh twingit de er dem mentechin sine gnade git: so twingit in
denne diu gi'iti die er an Got virstat, Aaz er Got aflzecliche minnen mflze.
Daz andir de uns dar zfi lukit de wir Got si'tzeclicbe minnen, de ist de er dem
mentscbin sine aünde virgit . wan flnsira herrin güti und sine irbairmde ist also groz do 30
nie enbsin stinder so libil wnit, Got euviigebe im alle sine siinde, wil er widir komin;
wan also spricbit der wissage : ' roiaerationes eius super omnia opera . unaira herrin er-
biermede ist übir ellü sinü werc' . so aprichit er abir »ndirswa: 'Got minnet alliz daz
er ie gescbfipbe' . nu merkint hie: Got haizit enhain dinc, er ist so gflt de enhain
haz an in gevallin mae ; er minnet allis de er ie gesch&ie . und de Got arbait et- S
nenne virhengit und kumbir übir de mentsche, de tat er durh siner eündon willin
(/(? er m kestigc, imd tic tut cf durck sine rchlekait de erz tftn sol . wan sin rehte-
kait ist so groz de er niht mac enberne, er enkeatigete den sünder umbe sine Blinde
üntwedir hie alder ze enre weit . und doch so enbaizit er den mentschin niht;
b. gedenken fehlt A. 2b. daz) die G, das Z. 33. Got) So G. 37. de — rehle-
kait Z. fehlt Q.
170 50. Von der gütlichen minne.
werden, daz sin erbärmde si über ällu sinn werch, daz mugent wir merken
an Marien Magdalenun, du ain grössii Sünderin waz. die liess er alz reht
hainlich und alz gütlich mit ime wandlen und liess im sin füsse und sin
höbet salben und sin füsse waschen mit ir trähennen und drükennen mit ir
5 hare, und liess si in also an rüren und mit im umb gan alz ob si nie
Sünde getan hetti und won er ir so gross erbärmde erzogte und güti, da
von so minnet si in also vaste daz man daz von ir liset daz si nach siner
uffart kum ie kain mentsch an gesach mit den ogen da mit si in dik güt-
lich hatte an gesehen, und also sprich ich: daz mu^ wol dem mentschen
10 loken, so es gedenket das es Got so groslich erzürnet hat, und er im so
gnädklich baitet siner bekerde und im [113"] die gnade git daz er sich be-
kere, und im sin sünde gar vergit, so er sich bekeret.
Daz dritt daz uns loken sol dar zu daz wir Grot süsklich minnent, daz
ist ain vorbesmakunge. daz ist: so daz sälig mentsch an ünsers herren güti
15 gedenket im sim haimlichen gebet und an sin süskait, so git im unser herre
also grosse süssekait daz er alles des vergisset daz im ie ze laide und ze
wan sin gäd ist so lutir und so voUekomin de in enhain haz gerüme mac: sine
irbarmde ist übir elliu sinü werc' . unde de mugin wir wol merkin an Mariun Magda-
lenun, du ain groz sünderin wo: die liez er also reht hainliche und also göteliche
20 mit im wandelon, unde sie im sin ho^bit und sine yüze salbon, und liez sie sine
vöze weschin mit ir trsehinnen und trükenen mit ir har . da mit irzaigit er uns groze
irbarmde und guti, de er sich ain also sündic wip liez berArin und also güteliche
mit im umbe gan ain also sündic wip alse sie wo . und davon wände er ir also groze
gAti irzaigit, da von minnot sie in also sere de man von ir lisit de sie nah siner uffart
25 kume ie dehain mentsche ane sache mit den o^gen da mit sie in dike gAteliche an hat
gesehin. und lisit man von ir: 'dimbsa sunt ei peocata multa, quoniam dilezit multum'.
wan ir ünsir herre vil sündon virgap und er ir groze gäti irzaiget, davon minnot sie in
gar sere . und also spriche ich muoz wol ain gütiz mentsche gelukit und geraizit werdin
de ez Got säzecliche minne, swenne ez gedenkit de ez Got so grozeliche irzürnet het
30 und er im so gnedecliche baitot sinir bekerde und er im do sine gnade gap, de er
widir kam und sine sunde bözte und nu in züvirsiht ist de im Got sine sünde habe
virlazen . swenne ain mentsche an Got also groz gäti irkennit, so mftz er Got sAzec-
liche minnen.
Daz dritte da mit wir germit suln werdin de wir Got sAzecliche minnen, de ist ain
85 vorbesmakunge . de ist so de mentsche de selic ist, an sinem hainlichin gebette ge-
denkit an ünsirs herrin guti und an sine sAzekait, und git im denne ünsir herre also
groz sAzekait de ez allis des virgizzit des im ie ze laide ald ze liebe geschache, also wol
trenkit ünsir herre etswenne mit der gotlichun sAzekait die seligun sele. und diu sAze-
9. müz fehlt A. 20. unde — salbon fehlt Z, 29. ez vw Got so au» er kwr, G.
32. verlazen Z, uir am Ende der Zeile G, 34. gereizet Z, gezierit G.
2 f. Luc, 7, 36 ff.
50. Von der g6tlichen minne. 171
lieb ie geschach. und du suskait ist nit won ain vorbesmakung der ewigen
sälikait, da mit er der sele loket an sich, da von redet sant Augustinus zu
siner sele: 'o sele min, waz ist daz ding daz underwilent mich rüret also
süsseklich daz ich beginne gar kernen in ain frömdi von mir selben also
verre daz ich enwaiss wa ich bin? und wirt verwandelt in ain andern raent- 5
sehen, daz ich reht wirde ernüwet, und ain süskait zerflüsset [113''] in
miner sele, du ist so l^och über mich daz ich da von nit kan gedenken noch
gereden, und ringet ällu min girde dar nach daz ich es behabe, won es
füllet mich vröden und gelustes. o sele', sprichet er, 'sol ich dir sagen
waz daz süss ding si daz dich da rüret? es ist der vil liebi den du spul- lo
gest ze minnend. er kumet nit daz du in mugest begrifen, er kunt tögen-
lich; er kunt nit daz du in mugest gesehen, er kunt verborgenlich ; er kunt
nit daz er din girde erfülle, er kunt daz er si raitze und daz er dir gebe
ze versuchen ainen tropfen siner süssekait, daz du da bi merkest die über-
flüssigen güti die dich durch fliessent wirt nach disem libe\ und da von 15
sprichet der wissage: 'versfichent und merkent wie süss Got ist, so werdent
ir in minnende*.
kait ist niht wan ain vor besmakuDge der ewigun selkait, da mit er die sela an sich
lukit . hie von redet eant Augustinus und spriebit: 'a sele minü, wo ist de dinc daz
an sinir gehügede mich undir wilont nvonet ze rurinne also suzecliche de ich beginne 20
gar komin in aine vrömdi von mir seibin also verre de ich enwaiz wer ich bin ? und
wirde vir wandelet in ain andir mentsche, de ich rehte wirde imüet, und ain süzekait
zirvlüzit in minir sele . diu süzekait ist so hohe übir mich de ich dran nüt kan ge-
denkin und kan der von nüt geredon; wan mir ist reht wie ich netz waz umbevangin
habe^ und mit dem umbevahin irvüUit sich elliu min girde und ist vrolich min gelust, 25
und aine elarhait het min gemüte umbeschlozzin , und min girlichiz herze ist irlühtit
und ist aelliu min girde vröliche und ringit selliu min girde und selliu min gehügede
damahe de ich de behabe, de ez niemir von mir entwiche, de ich han umbe vangin
unde damit sellü min girde irvüUit ist^ . und so er alsus geredet, so antwrte er der sele
unde spriehit . 'a sele, vragest du we vrolichir si'izekait de sie diu dich rürit und dine BO
girde irvüllit und den du umbevangin hest? a sele, ez ist der vil liebe den du spulgist
zeminnenne . er enkumit niht de du in mugist begrifin, er kumit tougenliehe; er en-
kumit niht de du in gesehin mugist, er kumit virborginliehe ; er kumit niht de er dine
girde irvülle, er kumit de er dich geraize und de er dir gebe ze virsöchinne ainen
trophin sinir süzekait, de du daran merkest die übirvluzzi sinir güti, die dich gar durh 35
fliezzinde wirt nah disim libe' . alsus gesehiht einem seligin mentschin, de virsAehit
etswenne ünsirs herrin gnade alse vil de sin girde geraizit wirt nah der ewigun süze-
kait, alse der wissage spriehit: ^gustate et videte . virsAchint und merkint wie süze Got
ist, so werdint ir in minnende' ; wan so diu sele enpfindit die güti und süzekait an
15. dich zweimal Ä. 20. minir P (ß.) 24. ist Z, fehlt G. niez G.
3/: vgl oben S. 144 Z. 22 ff. 16. Ps. 55, 9.
) 51). Voü der gfltliclieo minoe.
Daz ander ist daz wir sont minnen Got wislich, daz ist also daz wir
nit ierregind an der minne. über daz wort spriclit saut Augustinus: 'der
ierret an der minne [IIS'J der daz me minnet daz er minr miunen sol, und
daz minr minnet daz er me minnen sol". viir sont Got me minneu denn
i liain ding, und swenn ich denn dehain ding me minnen denn Got, so ier
ich an der minne; won ich minne daz me daz ich mim- solt minnen, und
Got, den ich über iUlü ding solt minnen, den minne ich minre. nu sont wir
zii uns selb sehen ob dehain ding si daz wir me minnen denn Got, daz wir
daz von uns werfent; und sont Got minnen me denn iVUü ding und me denn
and
de-J
I
) Qot, HO TCirt sie gelukit ze der gi'iti, de si Otot si'izecliche minnen mQz . also sulne trir|
Got BÜzecIicbe minnen, de uns dehda si'izekait von im luke.
Daz andir ist de wir Got sulne minnen wislich, also wialiche de ir niht teirenlf]
an der wishatt und an der minne , übir de wort sprlchit sant Augustinus : 'der ierr
an der minne der de me minnot de er minre minnen sol, und de minre minnot de c
5 me minnen aol' , wc suln wir me minnon aide wc sulne wir minre minnon ? w
Got me minnon denne dehain dinc, und denue ellA dinc durh Got und in Got . swenn«9
ich denne dehain dine me minnon denne Got, so ierron ich au der minne ; wan idlfl
minnon de me de ich minre solü minnen, unil Got, den ich übir cellü dinc solte min^
nen, den minnon ich minre . nu sulne wir nlle ze uns selben sehin übe dehain dinc i
de wir me minnen denne Got, de wir de uzwerfen und wir alse wisliehe minnen de \
niht ierren . Cinsir herre sprichit in dem ewangelio : 'ist dir diu rehtiz ouge schade, so
solt du OK u£ brechin' . dz ensprichit er niht von äea libis ougin, wan de wsere siinde
der de Isete . er sprichit ez von dem ougin des henin . i'ihir diz selbe wort sprichit aJa j
hailige, sant Jobans Chrisostomus : 'Ich sache ain gaischliche wip, diu geviel mir barts'f
5 wol und minnot sie, und gedahte: du solt sie dike sehin und solt ir hainlich sin, de AvM
sie sterkest an lügenden und an Gotis dieniste; unde do ich ir begunde hainliche sin
und ich sie dike sache, do begonde ich ir ze gerönne, und zehant do ich des enpfant,
do warf ich sie hz . hie bie sin wir gelert de wir die minne sulne merkin; und swa
wir debain tump minne han, die sun wir uz werfin . wan gesebiht daz de ain mentsche
■a den andirne minnet durb Got und in gaistlichir Jiebi, und dunkit in de im der
mentsche an sinlr sele niizcir sie denne ain andir mentsche, und virmischit doch ets-
wenne diu lieb! de ain boisiu minne darundir kumit, so sol ez zehant die minne ut
werfin, swie liebe im jocb der mentache ist . also sprichit sant Paulus: 'ir sulnt ouch
den gaist Tirsüchln ob ez Gottis gaist sie aide des tievils . ist ez Gottis gtüst, so
S volpnt im nahe ; sie ez des tievila gaist, so widlr stände im . wie sulne wir den gaiste
virsfichin welez Gottis gatste ist? de merke an den worün: ist ez also giit de enbain
(ibil daran ist, ho ist ez Gotis gaist . nu lisit man von dem tievil daz er etswenne ralit
1. In Got i»t da» t »pättr angefUgt A. 4. dz i
feMt A. 2S. herzin] relitiz GZ. 23. si Z. fehlt G.
dem gate ZW.
36. den wordn G
5(1. Von ricr gfitlichcn
173
lain din? uiid me denue uns selben, und ünsern eben mentschen als uns
selben, ich sol mir selben bas giites und säldön gunnen denn mira eben cristan -
wou daz mag nit siu daz ich ain ieglich mentsch alwegent mugi minnen
alz mich selben, es gebntet och Got uit und ist öch nit sünde. ich sol ain
ieglichen mentschen minnen als mich selben, also daz ich im hymelriches s
gnnne alz mir selb. {113"] du mimie sol alsuz geordenieret sin: zem ersten
sol ich minnen Got iiber Älhi ding:, dar nach mich selben durch Got, dar
nach min eben mentschen alz mich selben zu dem hymelriche, zfi dem dinge
da zu öch ich mich selben minnen; und daz ist wislieh geminnet.
Dil dritt minne ist daz wir Got krefteklich sont minnen, daz ftns enkain lo
ding, arbait noch vorhte, noch hunger noch durst noch tot von siner minne
gfitiu diac darumbe de er deone den meDtschiD an sich ziehe und er im da nah deü
libilne Tolge; und etswenne ratit er etschlichfl dinc du glit schinent und doch dbil aint.
und aleo viranchit er allir maist gnistlicbe lüte, wbq er wol watz : rieti er im ain ofienz
öbil, de er wol wisai dz er t'ibil wjere, des entsete er niht . unde darumbe lait er et- 15
liebe varwe druf, de der mensche wienit de ez gftte eie, und t&t ez, und gst denne de
dbil zehaat danahe . und davon ratit uns der groze lerer sant PauluB daz wir den
gaist virsflcfaen ob er gfite sie aide übil . unde davon bedurfin wir vil wol der wiaun
minne de wir den gaist kunnin virsnchin . nu sulne wir Got also wisliebe minnen de
wir in minnen übir ellli dine und me denne dehain dinc, und denne mich aelbun, und 21)
minen ebinmentschin als mich selbun . ich sol mir selbun baz gfitis und eeldon
ffmnt'i ilenne ieman ; wan de mac niht sin de ich ain ielich mentsche atzogis mugo
minnen alse mieh seibin . de gebi'itit oucfa Got niht, und ist ouch niht alinde . ich sol
ain ielich mentw:he minnen alse mich selbüi, also de ich im des himilricbes gänne, des
ich oueh mir seibin gan; darzii sol ich ain ielich mentsche minnon . so minnon ich 35
wislieh, so ich die minne also ordiniere de ich niht ierron an der minne: ich sol Got
minnon übir iellü dinc, darnah mich selbun durh Got, denne minen ebin criatem alae
mich selbun ze dem himilriche, zeden dingin da zn o'eh Ich mich aelbin minnon , wir
sulne ouch Got alse wisliehe minnon de wh an ainem ieliehin dinge sulne merkin Wc
@in wille sie, de wir de täien ; wan awer den andime miniiet, der ttit gerne einen 30
willin . nu aulne wir Grot also wislieh minnon von allim ünairme willen de wir reht
von liebi und von minne ünsirne willen fügen in ainen willin also luterliehe de tlna
enhain ding betrübe de Got t&t . so liihtic er ünslrre eele beschaidinlich mit sinir
ttishait also lutirüche de sie kan irkennin de gflt von dem übUne, und undir zwain
g&ten kan sie de bezzir irweln . also sulne wir Got wisliehe minnen, HS
Diu dritte minne ist de wir Got crefteliche suln mmnen von allir tinsir gebügede,
also crefteliche de uns enhain arhait (ibir winda de wir äna von ainir minne schmden ,
ita? l(i. mousctie Z, fehlt Q. 2i). me Z, fehlt G. 22. gun/ne ieman G.
a Z, fehlt G.
I 10^. vgl. oben S. 32 Z. 5ff. 11. Rom. 8, 35.
174 50. Von der gütlichen minne.
geschaiden muge, also sant Paulus sprichet. nu liset man daz enhain minne
so stark noch so groz si uff ertrich alz du minne die sei und lip zu enan-
der hat. daz siht man wol an ir baider schidunge, da groz s§r ist von
dem tode; und da von stirbet ain ieglich mentsch ungern, und ist daz von
5 nature. doch beschiht es etswenne von ünsers herren gnaden daz etschlich
mentsch stii-bet äne [114''] ser, alz man liset von aim, dem wart ertzaiget
aines mentschen tod, daz an sere verschiedi, alz es 6ot verhängte, der sach
ainen mentschen ligen an ainem wege, und stündent zwen engel bi im und
woltent die sei enphahen. nu hört er ain stimme von h^elriche rufen
10 her ab zu den engein und sprach: 'wes baitend ir daz ir nit koment mit
der sele?' da antwurtent si und sprachent: 'wii* mugent nit komen, won
uns ist gebotten daz wir die sei von libe nement ane ser, dez enmugent
wir noch nit getfln'. und zehant sach er von hfmel komen hem David und
ander sin genössen mit harphen und mit saiten spil alz süsse daz du sei
15 verflöz und schied von dem libe an sere. dis han ich da von gesprochen
daz nieman den tod mag überwinden äne ser: so grössü minne ist ent-
zwüschent sei und libe. und [114"] die sela die ze hymelrich sint, die mu-
gent gantz vröd niemer gewinnen: so gi-ossen jamer hat du sei nach dem
tag so si zfl dem libe ze samen gefüget sont werden, so wirt ir vröde erst
20 gantz. dis han ich da von gesprochen daz alles also grossü trüw und minne
sant Paulus sprichit: 'wedir tot noch lebin moc mich von Gk>t geschaidin' . alse veete
8ulne wir sin an Gotis minne de wir de inünsir herze sezeen de wir ^ den tot woltin
lidin, t^t ez not, 6 de wir wir uns iemir von Gottis minne wellen geschaidin . nu liait
man de enhain minne uf ertriche so stark noch so groz sie so du minne die sele und
25 lip ze ain andir han . de sehint ir wol an ainem ielichin mentschin . wan ez enist en-
hain mentsche es envürhte den tot und stirbit ungeme, de ist von nature; und enhain
mentsche mac ouch den tot übir windin ane s^re, ez engeschehe denne sundirliche von
ünsirs herrin gnadon, alse man von ainem lisit, dem wart irzaigot ainis mentschin tot,
de ane s^ virschiet, alse ez Got virhancte . der sach ainen mentschin ligin an dem
SO wege, und stflndin zwen engil bie im und wolton die sele enpfahin . nu hört der gflt
man aine stimme rüphin von dem himil her abe ze den engilne, und sprach diu stimme :
Vez baitont ir de ir niht komint mit der sele?' do ant?nrton sie und sprachin: 'wir
enmugin niht komin; uns ist gebottin de wir die sele von dem libe nemen ane s^re,
des enmugin wir niht getön' . und zehant do sache er von dem himil her abe komin
S5 hern Davidin und andir sine genoze mit harpfin und mit saitspil, und strichin dar also
sftze de diu sele rehte zirvloze imd schiet von dem libe ane sere . diz han ich davon
gesprochin de nieman den tot mac übir windin ane sere: also groze minne ist ent-
wütschon libe und sele . und die sela die zehunilriche sint, die enmugin niemir ganze
vroide gewinnen: also grozi?2 jamir het du sele nah dem libe . und nah dem jungestin
40 tage, so siu zesamin gefögit werdint, so wirt ir vroide ganz . diz han ich alliz da von
39. grozin Z, grozir G.
50. Von der g5tlichen minne. 175
ist zwuschent lib uud sei. and doch swie groz minne si zu enander hant,
so sont wir doch Oot so starklich minnen daz wir e den tod wellent li-
den, daz lib und sei von enander schaident, e daz wir uns von (Jot wellent
schaiden.
Ünsem eben mentschen sont wir och minnen. na merke ich an vier 5
dingen ob mich ain mentsch minnet.
Daz erst ist: tat im min schad we, and treit arbait mit mir.
Daz ander ist: vröwet er sich mins hailes. na sehent hie: swer denn liep
und laid mit dem andern nit treit, daz enminnet sin och nit. sant Paulus
sprichet: Ver ist der mentsch der dehain widermüt het, mit dem ich sin lo
widermüt nit trage? ich [IM''] bin siech mit dem siechen, ich bin trurig
mit dem trurigen und hau vröde mit den vr61ichen\ also sont och wir
enander minnen, daz wir lieb und laid mit enander tragent, won des manet
uns der selb herre sant Paulus und spricht: 'ir sont vro sin mit den vrö-
lichen und trurig mit den trurigen, alz ir sehent: ist mir an miner hand we, 15
den ser tragent allu minu lider, won du hand ist des selben libes'. also sprich
ich: swel mentsch der cristenhait gelid ist, dem tflt we und wol daz och sin
ebenmentschen we tut und woly des lid es ist von der cristenhait unser
herre ist der cristenhait hopt, und ist du cristenhait der lib, und ain ieglich
gesprocbin de also groze trüwe und minne ist entwischen libe und sele; und doch swie 20
groz minne sie zeain andir han, so sulne wir Qot also starkeliche minnen de wir 6
wellen den tot lidin, de lip und sele von ain andir geschaiden, 6 wir uns von Got
schaiden wellen.
Wir sulne ouch ünsirn ebincristain minnon . nu merke ich von ainem ielichim
mentschin an vier dingin ob mich de andir minnet 25
Daz erste ist: tot im min schade w^, und trait min arbait mit mir.
Daz andir ist: vrowit ez sich minis hailiz . nu sehint hie: swer denne liep und
lait mit den andim nith trait, der enminnot ouch sin niht . sant Paulus sprichit: Ver
ist der mentsche der dekain widirmflte het, mit dem ich beträbede nit trage? ich bin
siech mit dem der siech ist; ich bin truric mit dem der lait het, und hain vroide mit 80
dem der vro ist' . also sulne ouch wir ain andirn minnen de wir liep und lait mit ain
andir tragen, alse er abir andirswa sprichit: 'ir sulnt vro sin mit den vrölichin und
truric mit den trurigen, alse ir sehint: ist mir an miner hant we, de sere tragint selliu
minü lit mit der hant, wan du hant ist des seibin libis' . also spriche ich: swel
mentsche der cristinhait gelit ist, dem tOt we und wol de ouch sin ebinmentscbin we 85
t&t, der sin gelit ist von der cristenhait . ünsir herre ist der cristenhait houpt, und ist
diu cristenhait der lip, und ain ielich selic mentsche ist ain gelit der cristenhait . nu
2. Got fMt A. 12. den so A. 17 /*. daz — wol fehlt A. 24. ich am Bande an-
gefügt G.
10 ff. im Anschluß an IL Cor. lU 29, 14. Bom, 12, 15; L Cor. 12, 26.
176
50, Von der gütlichen i
I
ment«che ist der cristenbait gelid. du spricbet sant Paulns: 'swem nit wal
tfit sines gelides ser nnd sich nit vrüwet sins eben mentschen bailes, der ia»
och nit ain gelid der cristenbait '. swel mentsche denn nidig ist, daz i
6ch nit ain gelid ünsers herren. nu merki ain iegüch ment[114-']sche an
> selben: wie vil es sich vrüwe ains andern hailes nnd geliikes, und tmrigaj
ains andern unhailes und ungelükes, als vil ist es ain gelid ünsers herren. J
awenne nu unser herre an dem jüngsten tage sinü gelider samnent wirt i
allen sinen lip, so wirt der nidig mentscbe von im gescbaiden, won er sian
gelid nit enist an der minne.
I Daz dritte dar an man die minne sol zaigen dem eben mentschen, daz
ist daz ain iegliches mit dem andern sol sin gut taillen, swa es sin bedarf,
also vil so es denn mag; daz höret weltlich lüt an. aber wir gaischlichea
liite sont och gaischlich alniüsen geben, daz vrir uns sont erbarmen über arm {
lüte, und sont in ünsren willen gen, daz wir in gern ir notdurft biitztinl^J
• möhtint wir, und sont och Got für sü bitten daz er si ergetzi irs gebn
mit [115"] im selben, ain hailig spricht: *swer für den andern bittet,
bittet für sich selben', und dar ninb sont ir für all die bitten die in
baiten sint.
lis gelidis sere und der sieh nfil Trtiwit b
;elit der cristenbait' . ewel mentsche denn
nu merke Hin ieÜch mentscbe an Im «elbtn:
und gelfikiz, alse vil ist er ain gelit linsire
sprichit Bant Paulus; 'swem niht we tat ei
■m ebin menWchin hailiz, der enist niht ain
. nidic iet, de enist ain gelit tinsira herriu .
L wie vil ez eich vr^we ainis andirne baili«
I herria . nit de Ist diu büiste und dti uneeligost untuginde dti sin darfe; wan mit nlde
I enbet der mentscbe enbain nolluste, waa im swinit lip und herze eo er sihit de aim .
25 andirne sin dlnc wol gat . und swie niderwerdecüche alm sin dinc giengi, so enbflM
doch ain mentsche desle me niht der ea da nidot, und enhet ouch deste minre nit so ea
aim wol gat, und enmac doch von rehür untuginde ane nit iiilh gelan de aim andirne '
nol gat sin dinc . nu sprichit sant Paulus daz de «in zalcbin ist de er niht ist ain
gelit Gottis an der criatenhait . und so Got sinen lip samenonde wirt und sinfl lider
30 an dem jungeslin tage und sinen lip denne bebaltit, so m&z der nidige mentscbe von
im geschaidin werdin, wan er sin gelit niht ist an der minne.
Daz dritte dar an Ir die minne sunt zaigen dem ebln mentschin : de er iuwb gut
mit im sulnt taiJne, swa erz bedarfte, alse vil so ir mugint: de hi^rit welteliche lAte
an , abir wir gaietlicbin li'it« sulne ouch gaisteliche almi'isln gebin, de wir uns sulne
SS irbarmen libir arme lille, und sun inen Anslrne willen gen de wir inen gerne ir not-
dürfti bflztin, und mehtin wir, und sulne Got vlir siu bitten de er sü irgezce ira
brestin mit im selbln . ain bailie man spricblt: 'wer vür den andirne bittit, der bittiti
vür sich seibin ' . und darumbe sun wir vär alle die bittin die in arbaitin sint . sweni
5, trurigen ,1. 6. In ains ist da» s später hinzugefügt A. 10. de) dem oder den ?
14. bütz /tint am Ende und Anfang einer Zeile A. 23. nit] Sit nttf falachem Initial G. Arte 6
mac Z, 27, nit Z, fehlt Q. 31, niht ist Z, fehlt O. der aus den korr. 6. 32. e. m. (
ist das ir Z. 33. de am Bande ff. 34. wir welteliehin lu gBistticIiin ff. vns Z, fehlt Ol]
37. bittit der an dirne bittit der G. .3S. wirfv
. Von der g6tlichen minne.
177
Daz vierde ist daz ain iegUches dem andern luterlich vergebe, daz im
ie lait getet. und als ain ieglich mentsch welle daz im Gtot sin schulde ver-
gebe, also sol öch es siin eben mentschen vergeben; won vergit es nit, so
vergit im och Öot niemer.
Swel mentsch disfl zaichen nu an im nit enhat, der hat och der rehten i
minne nit.
■l
■■ föij Von der hymel^cheu Wirtschaft.
[Vidi angelum sia7item in sole et ctamavit voce magna etc./
'Ich sach ainen engel', sprichet sant Johans in Apocalypsi, 'in der sun-
nen stan und schre mit ainer grosser stimme: "koment alles daz gefügel i
daz in dem hymel diiget, und samnent üch zu ainem grossen essenne Gottes".
un swestir sihit de ir swestir ist betröbit, eo Gol sie ir helfin ir beswerde tragin, und
sol aie gfttelich mit niilten wortin l^l^8tin, und eol linaime herrin vor eie bitten de er
ir herze tn^ste mit ainir gnade . und aleo sol ain ielich snestir mit der andenin in ir
arbaiten ain . nu merkent bie: sit eich Got het uzgenomin, und de er de spriobit de 15
er mit dem nientecbin wil sin der in betrübde und in arbaiten iet sicfairlicbe, so sol
sieb gerne ain ielicb mentseb vlizen, de mit Got wil sin, de ez mit dem menteofain
aie der in arbaitin ist an übe unde an berzin, sit Got selbe mit dem arbaitendim
mentecbin iat . Gwer denne mit dem mentschin ist, der ist mit Got; und swer mit Got
welle ain, der aie mit dem betrftbtim menlachin und tn'iste In und gibe im din herze, 20
de er sine arbait uf im rQwe, so rinnet Got uffin im an dem mentschin . du soll oueh
v6r ain ielicbe swestir Ansime herrin bittin , die du in arbaiten waist an libe und an
herzin . und awenne du merkist de din swestir cranc sie an libe aide an dem gaiste,
der soh du ir arbait lihteron alae vil so du mäht, und solt Got bittin de er ir helfe ir
arbait tmgin, und de er aie t^''sIe mit siner gnade . so du alsua din berze tailiet mit 2b
dmir sweslJr, so gist du ir din gaiechlichin almüsin, de ist ain zaichin der minne.
Dax vierde iat de du lutirliche allen den virgebest die dir ie dehain lait getadu .
und alse du welleet de dir die virgeben den du aehuldic biet, also solt du o^ch allen
den vii^bin die widir dich achuldic sint . und awel mentscbe lange in sinem herzin
trait de man im t&t, unde ez nibt virgit, de ist ain zaichin daz er der minne nibt en- HU
hat widir ainen ebin mentschin.
7. ilierschrift : fehlt WX, von allen halUgaa von ttceiter Hand eugeßgt G, sce Joh'a (rot) Z,
Vp alre heiligen dach FMl, Senno Vlll ton zKäter Band am Rande W. h. De»- tat. Text
fAUA, Vit! (ho) imgYm stantR sol' et o', v. m. et ceta', der Baum für das Initüil V iit freige-
latten G. 9 f. Ich — atan! Diua nurt achribit sant iobannes in apocal^pai . Er sähe aioE engil
stan . inder aunnun G. 12. swesürj prfider, so durchweg W. ir ewest' od^ ir broder betr. ist Z,
dann führt Z teils mit masc. teils mit fem. pronom. leeiter. U. brodcr mit dem anderen in ir Z.
18. sie] wii sin G. 2t. er za »treichtn? (P.) 21. aweatir] brider Z. ebenso 23. 26.
31, Z fügt nach ebin mentBchin noch bei: Das wir rehto minnen des helfe rns got amen.
7. Dom StiUk findet sich in G Bl. 41''; Z Bl 48^: darnach gedruckt bei Wackemagel S. 111;
W Bl. 37'; N Bl. 39'-; Phill. Bl. 193'; S A'r. 9.. 9. Apoe. 19, 17.
DntKhii Taita doa HltleMten. X 12
I
178
51. VoD der bjmelscben wirtscbaft.
Daz wort ist ze verstände von aUeu eiigeln und hailj
engil ist ans bezaichent ain ieglich predier: bi der sunuen du ballig Schrift,
da er inne sol stau; ßiö"/ dii groz stimme bezaiclient die grossen girde die
der predier ban sol zfl Gottes worteii; und als der enge! sii ladet, also sol
6 och der predier die lüte laden zii dem hymelriche. won der engel da
sprach: 'koment alles daz gefügel daz in dem liymel flüget', da bi sint uns
bezaichent alle die säigeu seien die da sint, und alle die engele, und öcli
die mentscbeu die noch uff ertrich sint und aber mit iren gedänken and mit
ir girde ze hymelriche koment, alz uns sant Paulus leret: 'nostra conver-
lü sacio in celis est etc."
Na sint zwaiger band essen: ains git der menlsch, daz ander git unser
herre Got und zu sim essenn, daz er da git, ladat er den mentscben; und
kumet aber er allweg zii des mentschen essenn ungelatt. und da von liset
man in Äpocalypsi daz unser herre alleweg stat und boset zä des mentschen
lä bertzen; und verzihet im doch mänig mentsch sines hertzen und wil in nit in
lassen, dar an merkent wir ünsers herren giiti und sin erbärmde, daz er
alle/2?Ü7wegent der besser ist und uns nach gat und den mentschen alle-
weg ladet.
Nu aont ir merken vier ding an den ersten Worten,
20 Daz ei-ste ist daz der engel sprach: 'koment herl' mit dem worte sint
wir geladet dar umbe daz wir ane schäme dar koment; won swer zu ainer
hohzit käme ungeladet, der müsti wol schamrot stan. und da von daz wir
ane schäm dar koment, so sint wir geladet, da von liset man von ainem
fiirsten, der hatte hohzit, und ladet er ain vrowen, du hiess Judiht, und sante
25 zii ii- ainen erberen botten und hiess in disü wort sprechen: 'ain gütü jnng-
frowe sol komen zu mim herren ane scbam und sol mit im essen und win
trinken mit fröden'. daz gloset ain ballig man und sprlht: 'es enist enhain
ding gut won daz alle lüte gerent, und daz sich selben oflFent und meret'.
und also sol ain jungfrow gut sin, daz ir alle lüte gerent. intrüwen, swelü
1. ventAnde — hailgon] viracminiie uoq dem grozin tage . bo mna allir hailigoo tac begaX. G.
1 /■. bi — predierj fehlt A , Nv ist uns bio d. e. bez. a. ielicb pr. G. 2. Bvnnun ist bezaicbint
d. h. G. 3. dö| vQ de er achrai aino G. at de bezaicbint G. 4. wort G. latte G.
5. die] alle G. Wan de der G. da fehlt O. 6. himiiricbe G. 7. Bilgen] bniligin G.
da] zehimibiche G. nnd — engele fehlt G. Sf. mit it girde . unde mit ir gedanc G.
Si. koment] wonent G. 10. eta. fehlt G. 11. ant — band] lisit man uoq G. 12. Got —
mentschen] vll vnsir herre ladot allcwego den montscbin . zedem ezzine . de er da git G.
16. docb uil mienic G. w. in] w. ein G. lö. li. irbcermde . und sine gäti G. 17 /'. gat . Uri de
er abir allewege d. m. ladet . daran merken wir abir eine gfiti . un des mentacbin crauchait . dc
wir Dlht götis mugln getßn . ane sine gfiti G. 20. her fehlt G. wort bo sin G. 21. dar
fehlt G. 22. stan] weidin G. da von) dar umbe G. 23. da] Und dannan (dannan hier
meiitma} G. 24. bat ain hohogezit G. er] der vörste G. 26. mit — und] ezzin mit minem
berrin . und sol mit im G. 27. vnd de gl. G. 2S. daz alle] dee alle G. o. uü aicb selbuu
merit Q. 29. ain gut j. gut G. alle die I. G.
9. PUIi. 3, 20. 14. Apoc 3, 20. 25. Judith IS, 12.
2
51, Von der himelschen wütscbatc.
ire
jungfrowe sich flisset guter züliten, guter sitten und schöner g;ebArden, [115*]
der gerent alle lüte. wilt du allen li'iten wol gevallen, so ftisse dich daz du
in allen dinen werchen sist rehter und guter gebärden, und da von sprichet
sant Peter: 'liebü kint! ir sout üch flissen daz ir so gut sitten und gebärde
habent. swer üch sehe, daz der Got an üch lobe, und daz si üwer zuht, :
iiwer Salden gereut*, aiu gfitü jungfrowe sol öch sich selben ofnen iu der
bihte, daz si enhain ding lasse ungeoflfnet durch schäm noch durch vorhte.
ain gütü jungfrowe sol öch sich selben meren mit der minne; won du minne
ist bezaichent bi aim staine der die natur hatte, swaz der mentsch berärte,
daz daz sin waz. also ist üch dn minne: du zühet alles daz au sich daz si lO
berüret, und swaz si berüret, daz ist ir; won swaz der mentsche gfiter ding
an ainandern niinnet, daz ist alles sin. swer denn vil gutes welle gewin-
nen, der minne alles daz er an aim ieglicben gutes sehe oder höre, ao ist
es alles sin. und da von [IW] ist du minne glich dem füre, von des füres
uatnre merkent: daz füi* ist haiss; nnd swaz dar in kumet, daz zühet es 15
alles an sin nature, daz es im glich wiit. ze glicher wb ist du minne ain
für, won si ist haiss; und alles daz si minnet, daz zühet si in ir nature,
daz es ir gelichet. und da von sont wir minnen illü gütü ding, so ziehent
wir es mit der minne in ims, daz es uns glich wirt. aber der nidig
mentsch, swaz der guter dinge siht an andren lüten, da von wirt zehant ain M
Sturmwetter in sim hertzen. intrüwen, die verlierent baidü: daz si gutes
tünt und daz ander lüt tiint, daz in der weders ze haile kumet. und da
von sol ain gütü jungfrow minnen alles daz si an ieman gutes vindet oder
höret sagen, in trüwen, swelii jungfrow alz gut ist daz ir alle lüte gerent,
und sich selben öffnet in der bihte und sich meret in der minne, dö mag 25
wol an schäm ze hof komen. [116''] und daz er si nemmet ain jungfrowen,
daz bezaichent daz si noch wachsen sol. man liset in dem wissagen Zacha-
rya, der waz vil wunder alt, und solte ze aim male ain engel mit im reden,
der engel waz so wise daz er sin nit verstund, und sprach der engel zu
1. zubt . . . sine . . , gcbo?rde G. 2. witt du dense G. 3. in] an G. sisC fMt A. .
i. Sitte G. 5. nach lobe] de ivch ivwir zuht unde ivwir sitte geereii . und die ivch Bchel-
tint . und ivwir spottetit . bindir ivch . de ivcb die werden lobende . bo bü iveb geeehint O.
6. uB ivwirre 8. G. 9. betä G. montech] mit G. 10. wk« G. sIbo) Zegrlicbir wise G.
öch fehlt G. zlihit an eich allie de sie G. 11. sie oucb b. G. 12. ^m andime 0.
daz ist a.] diu sint G. gute«] gütir dinge G. 13. de er gütiz a. mm icUcbin menlscbJn
siht aide hSrit Ö. 15, dar in] indc vüre G. 17. nature Ö, mlne -1. 18. golicbet] gliclie
wirt G. \9f. nidig m.] mentsch der nidic ist G. 20. der g. d.J er gütis ß. wirt im G.
21. im aim A, ime G. die Ifite v. G. 21 f. daz — kämet] ir gätin werke . uon dem
nide . uü de o'cb iudir lüte gätiz getünt . Wan uon dorn nide . den siu anderen täten ir hailiz
erbunnen . da mit nirlierint sü beidenthalp G. 23. \-indet] siliit 6. 24. nach sagen] so merot
« Bich G. 25. vn ein sich s. o. G. meret in] »elbln m. mit G. diu sele G. 27. in]
uon G. 29. hat oirstandin G.
4. /.JWr. 3,12. Hf. vgl. oben 8. S8 Z. l ff. 27. Zadt. 2,4.
180
51. Von der hjmelschen Wirtschaft
aim andern engel: 'rede mit dem kindel' über daz wort sprichet sant
Jeronimus, daz in der engel nemet ain kint, und er so gar alt waz, dar
über spricht er daz wir ä!lü kint sint, won wir wachsen sont. nu sprichet
sant Paulus: 'wir sont alle waclisen in ainen voikomnen man", daz ist Jliesus
s Christas, der waz der erste der ie von dem ertrich gewüchs in daz hymel-
rich; und alle die die im nach went volgen, die sont wachsen von dem ert-
rich in daz hj'melrich, in den voikomnen Jhesum Christum, also sol du sei
sin ain gütii jungfrowe und sol och wachsen von dem ertrich in daz hymeU
rieh, entriiwen, so kumet si an schäm zu dem herren der si da hat
10 geladet, und sol essen und trinken mit im in fröden, [110'^] waz sol du
sei essen won daz waissin körn und win trinken mit frßden? und da von
sprichet der wissag Ysayas: 'bi dem eiwelten körne merkent wir sin güti.
waz ist sin güti , waz ist sin schön! won daz erweit kom und win der
m%de blut?* bi dem erweiten körn vememen wir sin güti, und bi dem
ts wine sin sch6ni. den win sol du sele trinken mit fröden, daz ist daz
si sin schönnes antlüt iemer sol ane sehen mit fr6den: daz ist der win der
mägde blüt.
Daz ander wort sont wir merken, daz er sprichet: 'samuent üchl' hie
an merkent wir daz wir mit samenunge ze hymelriche sont komen ; won
» ewer besament vert, der vert mit fröden und sicherlieh; der aber aine vert,
der vert unsicherlich. und da von sprichet der wissag Ysayas: "ir sont us
varen mit fröden und sont hin komen mit fride und sont enphangen werden
mit lobe und mit sänge!* nnd daz er sprichet: 'ir sont ns varen mit frodm'.'
dar an merkent wir daz wir [IWj mit samnung sont varen; won swa vil
as lüt mit enander vert, die hant fröde mit enander. daz er aber denne sprichet:
'wir sont hin komen mit fride', daz merkent wir also: swer besament vert,
der enfürhtet im nit. swenne wir denne also hin koment, so werdent wir
enphangen mit lobe und mit sänge; und da von sont wir gern in der niengi
varen, so gelinget uns wol. also liset man von aim heiTen, der hiess Baracb,
a» der wolte in ain ürliig varen und sprach zä siner vrowen, du hiess Delbora:
'ich wil nit varen, du varest denn mit mir', do für dii vrowe mit im und
H Rande mii Verafiaungt-
1 mincm ß. 9/: der —
6. alle die im I?. 7. voikomnen] uolle waheinnem G. »ol <
itkhtn naiAgetragen Ä. 6. dem fehlt G. da« fehlt G. 9. de
gcladet fehlt G. 10. eascn — in] mit mincm berrin . und trinkin i
wize G. 12. Ysajaal /. Zacharias. merkeutj uimcmen G. 13. won] wc ist G. 15. daz
ibt fehlt ß- n. blftte . also schier so wir des winia getrinken . so werden wir aJle btfiginde le-
meRdin . und dannsn uon sun wir ilen . de wir des winis getrinke . Wan swer des winis ge-
trinkit . dz eien wittewan . aide 6 It'ile , aide swie wir sin . so weiden wir alle zemegedin bia-
gindt) G. m. Bont w. merken] de wir ulmemin suino - de ist O. hie] dar G. 19. merkent
wir] Bulnt ir oiraemiu, ebenso 24 Ö. 20. und fehlt 0. 23. mit frfiden fehll A.
24. won fehlt G. 25. aber fehlt G. ibf sprichit . de wir hin sun kom G. 26. merkent
w. also] uimomen w. ab^ an die mitnegi G. SO. varen] ritin Q. Rl. denn fehlt G.
do] vn ß.
4. Bph. 4, 13. 12. Zath. 9, 17. 21. Uai 55, 12. 31. Jurfte. 4, B.
2
51. Von der himolsclien Wirtschaft 181
gesigtent an ir viginden. entrftwen, dar an merkent wir: swer in der sam-
nung vert, der überwindet alle sin viginde. und do der herre sin vig:inde
liatt überwunden, do sprach du vrowe: 'ich bin du Gotte wol singet', über
daz wort ßprichet Beda: 'der mentacli singt Got [117'] wol, der nit haisri
hat von sfuiden und der ain gerihtig zungun hat und der enliain tempki in 5
der hrtiste hat. nu vernement die sünd an der haisri; won alz du haisri
ieiTet daz der mentsch nit wol singen mag, also ierret du sünde den ment-
schen daz er Got nit wol singet, daz och ain ungerihtige zungen bat, du
gern hinder redet und verkeret sines ebeucristens werch und trAg ist Gfot
ze lobeun, der mentj^ch singt öch übel vor Gotte. der öch denne dehain lO
temphi hat in der brüste, der singet och Got übel, bi der temphi merkent
wir: sweler mentsch nidet sin ebencristen sins hailes und sins gelükes, der
hat temphi in der brüst; daz ierret öch daz er nit wol singet vor Gotte,
und da von sprichet er daz der mentsch wol singt und süsseklich, daz in
Got gern h6ret und naiget sin oren zu sinem sänge, der ain luter gemAte is
hat und enkain liaisri von den sünden, und der ain rihtig zungen hat, du
nieman iiin[117''Jier redet und berait ist Got ze lobenn, der ain lutern gaist
hat und enkaiu temphi ^on nide, daz er alles daz minnet daz er au ieman
gutes siht. und alz du gftt vro Delbora sprach: 'ich bin du Got wol singet',
also sont wir uns Hissen daz wir Got wol singent, daz wir enkain haisri ao
habent von sünden , und daz wir ain gerihtig zungen habent, du niemau
hinder rede und alweg berait si Got ze lobenn, und daz wir dehain temphi
habent von nide, und daz wir alles daz wir an iemann gutes und hailes
sehent, daz wir daz minnent: so singent wir wol vor Gott«, wir sont uns
flissen och daz wir in der mengi varent , alz du gut vrowe besament 25
für, und daz si alle ir vigiut überwand: also überwindet der mentsche sin
sünde, der besament vert; aber die sich sundrent, den misselinget dik. und
da von liset man von hern Jacobs tohter daz si sich sundret von dem ge-
sinde, do gesach si ain herre und verzukte si und nam ir ir künscld. en-
IrüfUT'Jv/en, also geschiht noch allen den die sich gern sundrent von der so
samnung. die siht der tüfel an und nimet war irs sundreus und irs sundren
Sinnes, und gevallent im alle sament wol, daz er si minnet; und dar nach
I
4. sprichet] echribit G. ah] cahaln G. hf. uod — hat fddt Ä, u. d. e. t. bei i. d. br. G.
6. an der] an O. 7. ÜDgen mag] ainpt ff. den] dem G. 9. criBtena] mentHChin,
ebenso 12 O. und abir trege ff. 11. merkent] vimemen G, 12. BWeler] den nit . Vnd
swelch G. 19. daz ierret 5ch] der singit oucL gut vbit . vfi ierrit in ff. lä. ün ore Q,
16. haiBlri bette uon anndon ff. gerihtc ff. IT. ufi du b. ff. 19. gft eprach
vro Delbora A. 2(1. wil Ä. 22. wir ouch G. 2S. und doz] de ff. alles] allis
de minnen G. iemann] allir menlichim G. 24. daz — minnent fehlt G. 24 f. enlne ouch
uliien vns . de G. 26 f. sin sünde] alle sine uiende G. 2T. Abir den . die sich gerne s. ff.
2S. daz auf Basur A, wan G. 29. ain berrc] der kOnic ff. verzukte] minnol ff.
r] benam O. 30. g. ouch noch G. Sl. ira s. und fehlt G. »2. alle Bament] also G.
3. Judk. 5, 3. 38. Gen. 34, 1. S.
182 51. Von der hfmelflcfaen wirtsdiaft
beginnet er es in ze liebenn nnd raitzet sn nff daz snnder ding, daz si
alles von der samnnng ziehent; nnd so er si also vaste drin bringet daz sn
nieman went volgen, si went alles iren sin f&rsich haben, so betraget er si
denne mit sinen bösen listen, daz si im volgent, nnd wirfet si denne in et-
5 lieh snnde, nnd sint denne da mit verlom. entrfiwen, da von sont wir us
snndren nit nnd sont ans hüten vor allen snndren dingen, won es ist gar
nngwärlich. der tufel ist gar listig, daz er dik mit g&ten bilden den ment-
schen verlaitet dar dannan in nieman bringen mag noch enkan. nnd da von
sont wir alles an in der samnnng vam, so varent wir sicherlich, wir sollent
10 weder [117^] vor varen noch hindnen nah komen; won etlich went für
varen nnd went fliegen e daz si geviderent. daz sint die die sich snndrent
nnd snndrer ding an nement von der sanmnnge: die wellent lätzel essen nnd
noch minr schlaffen und niemer an dem bette erwarmen, nnd genement also
venien und disciplin daz si also top werdent daz si enwissent waz si
15 schaffent. intruwen, so die wännent fliegen, so vallent si; und werdent dik
die hindrosten die die vordrosten wännent sin. und da von sprichet der
wissag daz die aller sicherlichost varent die in der mengi varent. unser
herre wolt nit allaine ze h^^el varen, er fär mit ainer grossen mengi,
baidü engel und mentschen. in truwen, da bi gab er ans ze mer-
20 kenn daz och wir mit samnnng dar sont vam, so varent wir vrölich. also
spricht sant Johannes in Apocal^si daz im wart erzaiget zwelf [118"]
scharen von der zwelf botten geschlähte, und ieglicher waz zwelf tusent;
und sach ain schar, da waz so gross daz si nieman geahten knnde. und daz
bezaichent alles daz och wir mit mengi varent ze hymelriche, so werdent
25 wir mit eren enphangen. Orienes schribet von zwain und zwainzig stetten
da der sele sunderlich ere erbotten wirt, und wie die hymelschen engel und
martrer nnd alles hymelsches her die sele grützent und enphahent mit
grosser fröde. und koment die haiigen zwelf botten und enphahent die sele
1. si sich G. 4. sine A. 6. vor] uon G. 7. gütim bilde G, 8. in] im G.
bringen] gehelfin G. noch enkan fehlt G, 10. vor] noman vür G. won — went] wir
snhie allewege vam inder menegi . Nn wen etliche Ifite G, 11. e siu g. Ö. dz si sint
die A, 11 f. snndrent und fehlt G. 12. an] uz G. 13. nnd wen niemir G. also nil G.
15. wÄnnent] went G, ebenso 16. 18. allaine] aine G. himilriche G. 20 f. also spr.]
und also schribit G. 22. und d. zwelfbotten A, uor (l uon) den zwelf Ö. ielichir schar
warin G, 28. sähe do aine G. und daz] de G. 24. alles fehlt G, 24 f. varent —
von] und inder schar zehimilriche sulne uame . so uaren wir uroiliche . uQ werden enpfangin mit
lobe ufi mit sänge . also sprichit der wizzage abacuc . sup excel' . der übVinder sei mich vfirin
uf mine hÄhi (hof W) . mit sänge . Der übirwinder de ist ünsir herre Jhesus Christus der het alle
sine vinde vberwundin . der wil uns vüren . uf ünsir hÄhi (hoff W) mit sänge . vnsir hÄhi (hove W)
de ist himilriche . dar wil er vftrin vns . mit lobe und mit sänge . ufi dannan uon sprichit orige-
nes . wie du sele zehimilriche enpfangin wirt . und scribit G. 26/: ufi die hailigin marterer G.
27. enpfant sie mit G.
21. Apoc. 7, 4 /f.
51. VoD der bjmelschon wirtsch^t.
183
Und grfitzent si und geut ii' alle ir fröde und Iren Ion. dar nach grfLtzeBt
si die haiigen niartrer und tünt ir alsam. dar nach giiizent si die
haiigen bihter und die haiigen predier und die haiigen mägde und tilnt
ir alsam. dar zu grAtzet si öch frölich und süsseklicli du werde mäter
Gottes und git ii- snndei-lich [118^] ere, der si me hat denn all haiigen, die 5
engel grntzent si ieglicher besunder, und ieglich hailig und ieglichü sei
snnderlich und taut mit ir ir ere, ir frÄde und iren Ion und sii mit in da
wider, und also dik ain sei ze hjmel kumet, so wirt öch ain nüwii fröde
da. und da von spricht her Job: 'min glorie, min frMe, min ere wirt täg-
lich emüwet'; won alz mänig sele tÄglich ze hymelriche kumet, also mänig lo
nüw fröde wirt da allem hymelachlichem her, also spricht saut Augustinus,
und da von sont wir uns flissen daz wir üs gemainlich in der samnung
haltint, daz wir mit mengi ze hymelriche koment, so werdent wir mit lobe
und mit eren enphangen und mit fröden.
Daz dritte wort daz waz daz daz essen gi-öss waz. und da von be- 15
durfent wir wol daz wir hungrig dar koment, daz wir vil mugint essen.
und da von sprichet unser herre in dem ewangelio: 'sAlig sint die da hun-
gert, won si sont geaattet werden". (US'} er spricht och durch des wissagen
1. ir a.] der sele a. Ion . de sS eich vr6we . ala ouch siv G. 2. tänt ir alsam] gent
der sele . allin den ton - den eiv mit ir m&rtir nirdienonl bain Q. äf. predier — dar zä] bre-
dier . vs geot der sele allin den Ion . den siv mit bihte . ufj mit predie . uft mit iemnge . uQ mit
uastende . ufl mit wathenoe . nri mit geliorenmi . und mit msneger arbait haut nirdienot . de sich
du sele an dem Ion urowe reht als ouch siv . Darnahe grflzint sie die hailigin miEgede . vQ gent
ir alltn den Ion . den siv verdienot liant mit ir kdechehait . tmde de siv ir rainiz bldt uz guzzin .
darb vnsirs herrin wülin . nll durli sine minne . So G. 4. friMich — sQasekJieh] minnecliche .
vfl oröliche G. b. ir] der sele die G. der — » wider] vn die wirdekait . die aiv het vlir
lEtliv mentschio , de si daran sanderlicbe uroide balie . vü kuneliche . also wirt ain ielich selic
sele zebimilricho enpfangin . nun atlim bimilschin her . vad grAzint eie die eugil . ieLiche besun-
dir . uH bainliche . vii ielicho sele sundirliche . ufl git ir ir ere . vß ir uroide vn ir Ion . vnd git
oueb da sele ielichim engil . ielicbim hailigin . vnd iclichir sele sundirliche ir Ion vnd ir uroide .
die sie het virdienet G. 7. ir fehlt A. S. ain sei) so diu sele G. himilriche G. itcb]
daÖ. 9. da undl vo G. heifehUG. vroidc . und min G. 10, täglich /eAif ß. 11, allem
— AuguBtinuB] und uou ielichir sele sundirliche . wirt alliz himilscbe her iniröwit . uH dannan
Qon sprichit sant aug«; . Allir den (der Zj mentechon ton . die zehimilriche komint . der ist alliz
ninis ieltchin mentscbin sundirliche . uä ist allir mentechon gemainliehe . Entrüwon dannan von
Wirt wol ir gl'a intv'wit tegeliche . wan als mienic sele . uü alse dike so dehain sele . zeliimiliiehe
kumit . so wirt ir gla tu ir uroide imvwit vü gemerit . wan den Ion den sü div sele denne vir-
dienet bat . den briogit sü mit ir dar . an des lonis ist denne da me denne c . vfl dannan uon
nvwit sich tegelicb ir gl'a . Wan siv sint elliv so minnecliche zesamin gefflgit und in aine willen
40 lutjrliche geainherit . de sich aiu ielich sele an der andirun oroide . vnd an ir wirdekait urAwe .
rcbt als an ir uroide . Vnd div nideroste sele, dd inhimilricho ist . du het lüse ganze uroide . an
des oberostin mentschin Ion . als ob sie den Ion an ir scibun hetti G. 14. eren] sänge G.
IS. daz waz] daran viraemen wir G. gr. waz] gr. ist G. 17/'. da b. won si] hnngeric sint
<t)e G. IS. durch — 164, 1 in] in dem wissagin . IHIata oa tiium . Hube dinen mant wit . den
wil ich G.
I
1S4
51. Von der hyraelBchen Wirtschaft.
Qunt: 'tfi of wit din mnot, won ich wil dir in füllen!' dis sprichet er
von dem mande mit dem ich rede, er sprichet es von der sele munde, den
Bont wir wit machen, won er dunkel unsein herren ze enge, und ist er
doch von natur alz wit daz er ver&chlundi hymelrieh und ertrich, helle und
B tüfel und engel and alles daz ie wart; wArint joch fünfzig tusent weit, die
verschlund er wol an arbait, der munt daz ist der eele girde. wie sonl
wir disen munt gewitren? intniwen, daz sont wir rainer girde, daz wir
Ällü zerganklichü ding lassent varn und nit des gereut won Gottes und
siner gnaden, also sprichet der wissag: 'herre, min sele ist verdoiret und
|lO zerschrunden, alz daz ertrich daz lang ane wasser ist", intniwen, er machet
sinen munt wit daz er der hymelschen spise vil mug gessen, und dar iimb
sont wir im nach volgen und sont alle unser girde an Got keren, daz wir
öch [US") der hymelschen spise vü mugent essen, intri'twen, unser herre
bedarf wol daz daz essen groz si, da so mänig engel, so mänig hailig und
^ 16 so mAnig tnsent hallgü sei von gesplset wirt, und der ieglichs ain so witen
mund hat von nature; und den noch unser herre wil vil witer machen, also
sant Job sprichet. nu nierkent wie gross dis essen si, da so manig tusent
engel so mAnig tusent jar gessen hant. unser vrow hat da münig hundert
jar gessen, und mänig tusent seien, die dis spis gessen hant mAnig jar und ie
20 enmitten an essent, und ist des essens noch als vil alz do si von erst be-
gundent essen, und da von spricht der wissag: 'wie gioz, wie mäüigvalt
ist du vil here diner süssekait, die du hast verborgen den dich furhtent!'
intrüwen, er hat daz höbet gebotten hin in nud versuchet enweuig der
hy-meischen spise. sit nu dis essen so gi-oz (119°} ist, so endurfent wir nit
I » zwiveln, wir vindent och ze essenn so wir ze hymelrieh koment; won unser
herre erfüllet ainer ieglicher sei girde, also daz si mag sprechen: 'ich enmag
nit me'. und dis spise niessent si girlichen und süsklich mit ewiger rnwe.
3. won] Vnträwon Q. 4. vcrschiondij wol, Verbwn fehlt 6. helle] vü hellericbe G. H
5. w&rintj und wenn G. die] de ß. 6. er wol] alliz dirre munt G. der m.] ditre m. oTl
T. mit r. g. G. 6. zerg. ding] dinc div zirgancliche ünt G. nit äi»] aätia G.
0. also — wiseag] vnd sulne alle vnsir girde . an got allajn kerin alse der wissage dauid sprichit .
Sicut terra üne aqua G. II. mohti G. dar umb] dannan uon O. 12. Tuair sinne vfi
girde genzeliche an O. 13, Öch fehlt O. 14. und fehlt G. 15. hailgii] tnsint G.
Bo w.l also w. G. 16. vn dennoch vil witer wil in räsir herre madion G. n. aant fehlt G.
sprichit . Er wil dich ledigen von Aä engin munde . indie braitstuo will . vü denne so wil
er dich hvüllin . Nv G. si] ist 6. IS. so m&nig fehlt G. hundert] tnsiat G. 19. taünt
tuahit B- G. 20. von felilt O. 21. vor wie] Quam magna multitudo G. 22. ist — here]
dfi vill ist G, ist dli vilheit ? (Roethe). den die dich G. 24. sit nu] Entrüwon ait G.
25 f. won ~ mag} die iemir dar sulot komin . vn vosir herre ielich^ sele girde irviUlit . de siv
aehtin Q. ZT. nacA me] so ist noch denne der spise alse uil . so ir malet ie wart . uD ezzint
^v sie iemir an ende . vQ ist doch also groz . undc alse uhir vlüzzic . als do sü ei'stc bt^oudou
eoin Q. siv iemir girliche G.
51. Von der bimelachen Wirtschaft.
186
und da TOD so sprichet her Job: 'dti völli dines tisches sol sin aia statu
rüwe',
Daz vierde wort ist daz dis essen Gottes ist. dar an merkent wir daz
er sich selbea ze lone wil geben der sälgen sele, und wil sl reht mit sin
selbes ^ti durch diessen. und da vou sjirichet saut Job: 'st sont sich uff 5
den obrosten naigen, und soiit denne zerfliessen von wunnen, von fiöden und
von süssekait'. dar an merken wir daz si all ir fröde an Got sücbent, und
naigent sich zu siner göti und nndent an im alle überflüssig süssekait, daz
si reht zerfliessent von wunnen und von fröden, daz si reht in Got {119"}
swebent, und sint sin also vol daz nüt me in si mag. da von spricht der lo
wissag: 'si sehent und minnent in und zerfliesseut denne von süskait und
werdent sich denne wundrent und wirt gebraitet ir hertz'. nu merkent dis
wort; zeni eititen sehent si Got, dar nach minnent sü in; won des enmugent
si uit überwerden, so si an Gotte so vil süskait und schonhait sehent, si
mässent in minnen. dar nach zerfliessent si von der überflüssigen güti du is
von Gott« flüsset in die sele, und werdent sich denn wundrent der wunder-
lichen güti du an Got ist, und von der güti so wirt gebraitet ir hertze, daz
pü alle creature minnent in Gotte und Got in aller creature.
3 fehlt G. her fdüt G. vfilli] rtwe G. \f. aiii b. rüwe) inuollir vaizii . daran
wir de wir dise spise rüwecliche uiezen . Vnde de er aprichit ei sol ein in vollir vwzti .
daran uirnemcn wir de die tralits zehimilriebe ala menicualt j^t . siot . vndc ist ir alae uil . de siv
Diemii gar gebnichin mac . wan »wie vil siv iomir mit ir girde begriten mugin . vroido . wnne .
sftzekait . daz s haut siv alliz tuaint ualt G. 3. wort ist] wort O. merkent] vimemen G, ähn-
lidi 7. 5. sant fehlt G. S. alle li.l als öbir mczige G. 9. und fehlt G. nach trftdenj
v-fi ünair herrc der vlüzit iudie sclan G. tcht fehlt G. 1(1. und — mag] vn dannan uon
spricht! sant Beroli' . Der aiu brüsemun lait inwin . aide inhonic . bo dnrh ulüzit daz honic die
brosemuQ . de Bie rehte uol wirt . vnd sweifit (sweibit Z) doch de honic vbir die broaeman alleot-
baibin . Hebte ze glichir wise epridiit er durb vlüzit üneir berre die sele . de sie reht uol iat ,
der gotlicbun sfizekait . vD swiefit (swemit Z) duuh in allcnthalbin übir . de aie rehte ingot swebit .
alao geDt ouch die maistir aine gticbesami . alae aie wol mugin . da ain brunne inatnem velse
enteprunge . der euinac Kich niht entbaltin er iuBwaime ali'ibir . also swaimit oucb ünair herre
alübir die aele . in allenthalbin . und ist ain doch alse gar uol . de nümme in sich mac . Unde G.
11. wisaage osayas . VidimuB . amabimus . afäuimus in . Siv O. 13. zemerste so sehtnt 0.
damahe so m. ff. 17. so fehlt G. 18. nach aller creature] vnd wirt div aele aleo ge-
braitit . de aiv minnet »lliv dinc . inallen dingin . vnd vnsir (v. herre Z) zimldzit allumbe aie . de
sie rehte mit got allumbeuangin ist GZW.
11. Isai. 60, 5.
186
52. Von dem unrchten und i
u dem rehten weg.
1
I
/52.J Ton dem nnrefaten and von dem rebten weg.
/Justum dedtixit dominus per v'ias reetiis et ostetidit Uli regnum dei •
"Unser herre laitet den rehten mentschen durch den rehten weg und '
zaiget im Gottes riebe'.
i Disü wurt liset man in dem buche der wishait. und sint dar an vier
ding ze merkenn.
Daz erst ist wer der laiter si. es {119'J ist unser herre, der ist din
laiter und din behdter; won swie vil der mentsch tugend nnd sÄIden hetti,
so mßht er doch nit stät bliben, nnd enwAre ftnser herre mit siner gnade und
) mit siner hüte bi im nit. man liset in der alten e: do unser herre die Juden
durch die wfisti füite, do gab er in ain fürin sul, daz sü ze naht da von
lieht hettint, und den tag gab er inen ainen wölken, der si beschattet vor
der hitze. hie bi ist bezaichent daz unser herre ains ieglichen rehten mentr
sehen laiter ist und behüter ist in der wiisti dirre eilenden weit, won swie
i wol ain mentsch behüt wAri, und fürti in unser herre nit mit siner gnade,
so verierreti er in der wüsti. man liset in dem ersten bäche daz üuser herre
hem Moysen sante, daz er daz israhelsch volk furti von Egypto. do sprach
er: 'varent enweg! ich wil minen engel mit üch senden, der üch laiti, ich
fürht daz mich daz volk sere erzürne, füre ich [119'J selb mit üch*. do
) sprach der wissag: 'herre, daz went wir nit tun, du müst selb varen mit
uns", do sprach unser herre: "varent enweg! ich gib dir minen engel'. do
sprach aber Moyses: 'herre, wellest du nit mit uns, so läss uns reht an diiTe
selben statt bliben; won wir went nit varen, du varist denn mit uns', dis
bezaichent aber daz unser herre ain laiter ist und ain behüter ains ieglichen
i mentschen. und swie er aim ieglichen mentschen hat bevolhen ainen engel,
so ist er doch der got der uns ze allen ziten behüten müss. also sprichet
der wissag: 'o herre, swenne du den mentschen usser diner hat« last, so ist
er tot an allen sfllden*. dar an sont ir merken daz unser lierr ain laiter
ist des rehten mentschen.
t. Überackrifl fehlt G, Dis Bp'chit d' heilige geist (rot) Z, VS cyrae confessoir sonnoy
2. Der tat. Text fehlt A. 3. Unaor — 6 merkennl Disiv wort I. m. in den bächin d
halt . de (da Z) sprichit der hailic gaist . Ünsir herre 1. d. r. m. d. d. r. w. n. Agit im g. riebe . In
(an Zi den wortiu sunt ir inerkin vier ding GZ. 7. si] ist G. din] ain G. B. din b.]
ain b. ainis ielicliin mentachin G. 9. nit lange stete G. IS. der fehlt G rehten fehlt ff.
14. iat fehlt beidenuLl G. 16. vrierreti A. herre fehlt A. 17. egypto lant ö. 18. et|
vnair herre zoinen O. 19. zcsere G. 20, wir n. Lj wiae nfit G, wir in hein wis niht Z.
21. var G. 22. not selbe uara mit G. 23. selben fehlt G. denn fehlt G. 24.
aber] iet abir bezaichint dabie G. 25. und] wau G. aim) ainen G. ainen] aincm G.
je, doch fehlt G. 28. ir denne m. G.
1. Die Fredigt findet skh in G BI. 45\ Z BI. Ö3', H Nr. 10. fhill. BI. 209''; fehlt II', S
Arwxdel. 2, Sap. 10,10. 10. Sap. 10.17; Exod. 14, 19 f. 11 f. Ea.od. 33. l ff.
25. Ps. 90. n. 27. im AnechluP an Ps. 83, 6 ?
^
52. Von dem unrehten und von dem rehten weg. 187
Daz ander ist daz er den rehten mentschen laitet. ain rehter mentsch
ist der aim ieglichen ding sin reht git [120"] und &il6 ding mit reht voll-
endet, spricht sant Paalns.
Daz dritte ist daz er laitet an den rehten weg. nn sint vier ding da
zu aim g&ten weg hörent daz erst ist daz er si haiter und gesihtig; daz 5
ander daz er ane bühel und ane staine si, daz sich der mentsche nit enstoz;
daz dritte daz er schön si an lachun, daz sich der mentsch nit entrainni;
daz vierde daz er eben si ane krümbi.
Nu hörent ir dik von der weit weg sagen, der ist zem ersten wit
und enget aber alweg; won von aim tag zu dem andern altet der mentsche, lo
und twinget in mänig arbait und kumber, daz er niemer gantz fröd gewinnet,
und nach der arbait gat du ewig not. der weg ist jämerlich und arbait-
sam. aber der weg des h^^elriches der ist zem ersten enge und vil herte
und witet aber täglich; won so der mentsche zem ersten in gaischlich leben
kunt, so dnnket er in vil wun/i^OV^^r hert und vil mülich, won er mfiss 15
übel gessen und getrinken und übel geligen, und muss mänig ungemach hau,
daz im we tat. aber dar nach von tag ze tag so wirt es im ie lihter
und ie lihter, so unser herre sin hertz gebraitet mit der minne, alz der wis-
sag spricht: * herre', spricht er, 'ich lüf indem weg dinr gebot, do gebraitest
du min hertz*. also sprich ich von dem gaischlichen mentschen: so der be- 20
ginnet die tugend üben, daz er von ainer tugend in die andren gat, so wirt
sin hertz also gebraitet mit der minne daz er denn reht lihteklich löfet in
dem wege. also witret der weg täglich der zu dem h^el gat; won waz
dem mentschen zem ersten in gaistlichem lebenn vil wunder swä,r ist, daz
wirt dar nach im vil wunder süss und liht , so im unser herre daz hertze 25
also gebraitot mit der minne.
Nu müssint wir vier ding hau, alz ich e sprach, du zä aim guten weg
hörent: daz ist lieht, ebni, schöni und [120'^] schlihti. nu sint vier sunder-
lich tugend die dar zä hörent daz wir den rehten weg gangent, den unser
herre laitet den rehten mentschen. 90
Du erste tugent ist wisshait. du ist daz lieht daz den weg entlühten
solt daz der mentsch wisse wa er hin gan solle, da er reht gange, nu ist
\f, ain — ist] Der mentsche ist ain r. m. G, 3. spricht s. P.] Also spr. s. P. Der mentsche
ist ainegnn ain rdite mentsche . der allen dingin rehte tut . und ielichl dinge sin rehte git G,
4. ist] de ir an disen wortin merkint (merken Z) sulnt . de ist G, an fehlt G. 5. si] ist G,
6. er — daz] er siebte sie . de nüt bühele noch stain dran sie . da G^. nit enstoz] ane
stoze G. 7. dritte ist de G, 8. vierde ist de (das er Z) ebin sie vüre sich ane crümbi G.
9. nil wit G. 13. vil fMt G. 16. getrinken u. übel fMt G. 18. herre dem mentschin
8. G. 19. vor herre] Viam mandatonim tuonim cucorri G, 19 f. do du gebr. G. 23. himil-
riche G. waz] de G. 25. lihte . unde nroiliche G. 26. also fehlt G. 28. und fehlt G.
31. tuginde de ist G. 32. waiz G. s. da] sol de G.
3. im Anschluß an L Cor. 10, 24; Phil 2, 4; 3, 15; Col. 4, 12? 9. vgl oben 8.12 Z.8f.
19. P«. 118, 32.
188 52. Von dorn uurehten und von dem rehten weg.
der lüte harte vil die disen weg nit gaud ; won ir ist vi! die wise sint von
der sehrift und von natui-e, und ist an in docli nit tugend. man liset von
mängem haiden der g:ioz wishait hatte, und waz doch an im nit tagend,
du wisshait ist allain ain tugend du daz best erweit und daz minnet über
5 ällü ding, nu hat du tugend werch nuder ir die si würket, und etlichü
werch geschehent vor der tugend und etlichü dar nach, du werch du si
vor hin tut, e daz si ain tugend werde, daz ist daz si erkennet übel und
gät, und erkennet wa von daz übel übel ist und daz gut gut, und kan du
zwai [läO"] von enander geschaiden. wissliait erkennet Och zwüschent zwaiu
10 guten daz best, und under allen guten erkennet si daz best gut, daz ist Got,
daz ist daz obrost gttt, nu ist der lüt vil die wol erkennent übel und gut,
und oeh wol erkennent daz Got daz obrost gut ist und daz ällü güti von
im flösset (alz sant Augustinus sprichet: 'alles daz gilt ist, daz ist von
Got gut, und enkain ding ist giu von im selben aigeulichen, won Got ist
IS aller ding güti'), und swie doch daz etlich lüt wol erkennent und «issent
von wishait, so ist doch du wisshait nit ain tugent; won swie wol si es
wissent, so erwelleut si doch Got nit über ällü ding und über alle güti, und
da von ist ir wisshait nit ain tugend. aber der mentsch der von siner
wisshait daz best erweit ze rainnende über ällü ding, des wisshait ist allain
ai ain tugent. und so denn wisshait ain tugent ßSl"] wirt, alz ich üch geseit
han, so hat si denne etlich tugent under ir, mit der si sich übet, du erst
ist gehügde vervarner ding; du ander ist verstautnust gegenwürtiger dinge;
du dritte ist fürsehuug künftiger dinge, an disen drin dingen übet wiss-
hait ir werch. hie von sprichet Seneca; 'der mentsch sol sin leben in
26 drü taillen*. daz erst ist, alz ich vor sprach, daz du haben solt gehügde
vervarner ding, daz du Got dik grozlich erzürnet hast, der mentsche sol
allwege gedenken an sin sünde dai' umb daz es im lait si, und daz er sich
dester me demütige, daz ander ist beschaidenhait gegenwürtiger ding, also
daz du ällü ding in der beschaidenhait tügist^ daz Got der von gelopt werde.
» ünserm herren ist kain dienest genäme der an beschaidenhait ist, und da von
bedurfent wir wol beschaidenhait in [121''] allen ünsren werchen. daz dritte
I /. disen — nature] wise eint baidü von der s, uil uon ir wisin sinue G. 2. n. uin tuginde G,
ebenso 3. 8. g. gOt ist vnd G. kan fehlt A. 9. wol geschaidio G. w. div irkennit G.
zwllschent] undir O. 10. bczzire (?. 11. dz ist dz ist dz A. Iiarte vil G, übel
u. g.j vil uon wishait wol wizzin . wc vbil u. g. ist G. 12. och fehlt G. gttt fehlt G.
14. won Got] wan ainegun got der G. 15. und swie — und] spricliit er . un doch swie t
etUclio lüto G. 17. docIi Got] sin G. ding — gAtl] gilt G. 19. vou iit] enist onch O.
20. and fehlt G. du wisbait G. 21. der si eich] den sieh div wishait G. 23. ist fehlt G.
23f. fi. sich wiasliait Ä, t. div wisbüt G. 25. erst fehlt G. haben b. g.j gehflgin [corr. am
gegugin] Bolt I?. 2ti. nach hast] wau swcr des wolti uirgezzin . spricliit er . de er widir got het
grozUche gelebit . der Icbeti vnsichertiche G. 29. cllü dinü dinc i. d. b. und Inder tuginde G.
94. vgl. oben S. 130 Z. 2.
]
E
£2. Von dem nnrchtcu udiI Ton dem rehten weg. 189
ist ßrsehung künftiger dinge, daz du dicli also wisUch und als tngentlich
haltist engegen den dingen die dich magent an gan, daz du von Got nit
geschaiden werdest, du mäht dik lernen an vervameu dingen dii ding dii
dir künftig sint. nu höre! gang hin an ain statt, da widervert dir liht
etlich schad an diner sele. .so dn denn wilt an ander oder an die selben '■
Blatt gan, da dir ain sÄmüchs beschehen mag, so soit du gedenken an den
schaden der dir da widervaren ist, und solt gedenken: gast du aber dar, es
widervert dir liht aber, und also niaht du an aira ieglichen ding merken
wie dn dich vor künftigen dingen hüten siiUest. intröweu, der aber nit fftr-
sehen wil ain ieglich ding, der mag dike vellig werden, spricht ain wiser l
man. also, sprich ich, ist dii wizhait ain lieht daz den rehten weg entr
lühtet; daz ist du wisshait, [ISl'J sprich ich, du daz best erweit.
Dn andir tugend daz ist sterki. du machet den weg eben, daz sich der
mentsch nit stosse. da von spricliet der wissag Ysayas : ' die ruhen weg
sont aenfte sin, und die böhelten weg sont eben werden', nu sont ir wissen l
daz nit ällü sterki ain tugend ist, won atlaln du so der mentsche dem
vesteklich an haftet daz du wisshait hat erwellet über Allu ding, nu sehent
wie wol sich dis füget! zem ersten erweit du reht wisshait daz beste gut,
dar nach gat du sterki, daz der mentsch mit allen sinen sinnen dem kreflek-
lich an hafte daz er da hat erweit, nu hat aber dft tugend etlichii werch i
die da vor geschahent und dar nach, zem ersten gat daz werch vor der
tugend daz der mentsch sin herlze vesteklich gehefte, wie er dem an ge-
hafte mit rehter kraft daz er hat erweit, dar nach wirt es ain tugend,
so er den willen hat [121'J daz er dem obrosten gilt krefteklich an haften
wil. nu hat aber dii tugend werch an den si sich übet, daz ist daz der 3
mentsche gedultig si engegen allen dingen die in an gänt, und enkain vigint-
schaflfi noch räche zu iemann hat der im übel tut. da von sprichet ain
wiser man: 'daz ist du be.st räche die du getfin mäht, daz du wol raaht
vergeben von rehtem hertzen den die dir liden tünt '. und also sont ir stark
1. fflreehnng k. d.] de du boU vflreehin k. d. G. S. d(i ding) wie du dich solt haltin gegin
den dingin G. 4. gang hin] wie . Gan ich iezc G. mir G, erste F., ebenso im folgenden bis 8.
h. dennc heniBlie G. 7. uffiet du| Vntrfiwon gienge ich O. S. an fehlt Ä. morken] lernen O.
9. h. Hallest] behOtiete G. iof. spricht — man] Also spr. a. w. m. Swer eich niht vfirsiht . der
dinge • da er ine geuallin mac . der uallit inelliv dinge VDgewerliche G. 11. ich denne de d.
w, ist de I- div d. r. ir wek G. 12. daz ist — ichj div wishait ist so Q. 13. vierde A.
14. vor die] Ernnt prava In directa G. rehten AG, ruhen Z. 15. sin] wordin G. nn ^- wissen]
Nu ist der tugindo sterki . da 7.ä geurdinot , de sie den wec ebin mache . Nu spricho ich abir G.
IB. won — so] Div sterki ist allain ain tnginde de G. 18. wie rehte wol O. dia fehlt fähch-
lid, Ö. IS. mit — sinnen fehlt G. 20. da fehlt G. 21. da — und] uor gescbehint .
mide etiichiv G. 22. veet. gehefte] ueete unde d«nke G. 23. es] sin wishait G. 24. so er]
80 der mentache G. 2hf. de ist der in. der g. ist ingcgen a. den dingin O. 2T. iemann]
dem 0. 2S. getnn m.] iomir mäht gchan &. 29. den fehlt G. besser lait G.
I
14. Isai. 40, 4.
190
52. Vun dem unrehten und vuu dem rehten t
N
^
sin daz ir luterlicli vergebent allen den die iich ie lait getatent. es enlst'
nit genug da mitte daz du inen enhaines Übels ganst, du solt in och gerne
wol tftn. und alle die wile daz du des nit tust, so solt du daz fürhten
daz och dir Got dine sünde nit vergebe, won er sprichet also: 'reht alz ir
s den vergent die üch lait tünt, alz vergib öch ich üch üwer schulde', man
liset von sant Stephan [123'} daz er nider viel uff sinü knü und bat für die
die in staintent. und daz hatt er gelernet von sinem maister Jhesu Christo.
do er ietz au dem crütz stünt, do batt er für die die in martrotent. dem
selben Gotte sont öch wir nach volgeu, und sont luterlichen vergeben allen
w den die uns ie dehain lait getatent oder noch tünt, und sont vesten mät
hau daz uns enkain ding so grosses an gan muge daz uns von Gotte iemer
geschaide. ain wis man sprichet: "du solt nit sprechen, so dir diu vigint
übel tügi: "er hat mir übel getan"; du solt sprechen; "er wolt mir übel
tun", won du alz vest und alz stark solt sin daz dir nieman übel mag
16 getun , und solt diu reht un ersehroklichen behalten, und solt alz starklich
an im haften den Au hast erweit, daz da ab dehaim ding erschrikest. und
swaz dich an gat, so flSS^J solt du gedenken: ich mag dis wol über-
winden*.
Du dritte tugend ist rainkait. du haltet den weg schöne und suber.
20 und da von stat geschriben: 'sin weg sint schöne", daz ist an zwivel war:
sin weg sint schön weg, ünsers heiren, sprich ich. nu sint zwai ding die
den mentschen ziehent uss der mitii des weges, daz er entraint wirt: der
ist ains du schonhait der creature; daz ander ist ain angebornü untugent.
nu möhti üch wunder nemen wie sich daz gefiigti daz A)'t creatur ain schon-
35 hait ist, und si doch den mentschen entrainnet. daz merkent kurtzlich: du
sei ist also geecaffen daz si über all creatur ist, und ist ir statt entzwüschent
Got und der creature. daz mittel tau sol du sei alwegent halten, daz si
sich under Got naigi und sieb über all creatur habi. swenn sich denn du
sele under daz naiget daz under ir ist, so ist si uss der mitli komen und
30 wirt denne entrainnet und [läS'J wirt dem undertÄnig daz ir undertAnig solt
sin, daz ist du creature; daz si die an etlichen dingen me minnet denn Got.
swaz daz ist, daz entrainnet die sele. nu spricht sant Augustinus: 'swie
schön und wie later Silber und gold ist, so fleket es doch den gitigen ment-
1. ic (lehain l&it 6. 2. niht allain O. im beidemal G. Ach] alse (?. 9. tAn . als
oucb e' 0. 7. in da st G. und — er] Enträwan er bat et G. ID. ie — noch] t^t O.
10/1 eiiint also neetia ^tnflle ban 6. il. finBl iv beidemalG. tlf. iemer £.] mü^ g. ir ea-
wellont im stetccüche vTi krelteliche an baftoo O. 12. nit] niemir 0. 14. ^-an du solt ueate u.
alfto at. ain G. Ibf. atarklicb — bafton] atatk sin an im zehaftenne G. 16, dv A. 1^. tu-
Kindo de iat G. 20. und — geachriben) da uon apricbit der hailigc galst . Vie eius vie pulcre G.
achfine wcge G. 21. ain — ich] de ünsirs henin wege sch&ne woge sint G. 24. dv A.
!T. creature . also de nibt ob ir ist . wan ainegun got . und undir (n, ir Z) iat elliv creatnre G.
29. der mitli] dem mitü tail G. SO. de ir uon nature u. G. 82. ist inder witun weite G.
Man. 6,14. e. Act. 7, 60 ff
S. i«c. 23, 34, 20. Pivv. 3, 17.
i
^^^^^^^M 02. Von dem unreliten uad von dem reliCeii weg. 191 I
sehen', ze gUcher wis merkeiit: aia ieglich ding waz schön und lustig ist, I
daz zühet den ment^clien uss der mitli, da du sei iuue solt stan, da si statt I
hat entzwtiachent Got und der creatur. daz ander ding daz och den ment- 1
sehen ziihet nss der mitli, daz haisset libido, daz ist ain angebornü nature. I
du zübet den mentschen zu den sünden, es si im liep oder lait. und der na- 5
tur ist nieman änig won iinsni vrow sant Maria und ii' sun Jhesiis Christus. j
dis natur mag gantzlich nieman verdruken an im selben, ain mentsche mag I
ir aber also widerstan daz es ir mit dem willen nüt gevolge; won sweuu I
der mentsch [ISä'} bös gedänk oder bös girde hat, all die wil untz im daz 1
lait ist nnd im vast wider atät, so ist es im nit siinde. swenne er aber mit 10 I
dem willen gevolget, so ist du sünde volbraht in dem Lertzen. daz ist hobt I
Sünde, ob daz werch och hobt sünde ist daz der mentsch gern täti. nn höre I
me! han ich den willen daz ich ainen man gern schlfigi durch vigintschaft,
der Wille ist mir ain höbet sünde, won daz werch ist och höhet sünde. und
kureeliche also ist ez umbe ai^i ieglich ding daz kobet sünde isl: der wille ü ,
deii ich da zä ha7i. der ist och kobet sünde; und dar umbe sol der mentsche
alwegent wider den willen striten, daz er niemer gevolge; won swenn der
Wille gevolget, so ist du sei tot. sant Paulus sprichet: 'der gaist ist alweg I
stritent wider daz flaisch und daz flaisch wider dem gaist', und die wil untz j
der gaist über windet den lip, so ist der mentsch in der mitli; so sich aber m '
der gaist naiget under den lip, so ist du sei von Got geschaiden. her J
Salomon sprichet: 'swer sinen kneht zärtlichen zühet, der [123'] machet in ]
ungehörig*, und dar umb sont wir ünsren lip kestigen. der lip ist der sele 1
kneht, und dar umb gezimt wol daz er undertänig si der sei. swenne nu I
der mentsch gewar wirt daz in sin nature ze sünden gerne zuge, so sol er ffl
sim lip arbait uf legen, daz er dem gaiste gehorsam werde und du natnre
an im me werde verdruket. und alle die wile der mentsche sich also haltet, .
so blibet du sele an ir statt in der mitli.
2. da ei] de sie G. 3. betti ti. daz andor] So sie denne die echunhait der creature
me minnet . denne er zcrehic ai'il . so Doigit sie bIcIi nun der etat . da ir ist . wau der mentscbe
cnsolä enbaia dlnc minneD durlt sich selbin , wan gut ainegun . Bwcnne ich denne dehain dinc
minne durh sich »elbia . so bin ich mizir der mitli geuallin . un wirde entrainit . Kv sulne wir
uns vlizin . de wir reht inder mitli standen . de wir esbain dioc minnö . dnrb sieb selbis . wan
ainegnn durfa got . Nv ist ain andir ß. 4. haieset] ist G. an in anf;eboniü späterer Zn-
mtt A. 5, zi'i dcn| ze G. G. unt — ann] und G. 7. gantzlich — ain] slzogis nieman
B. i. virdnikin . der G. S. also wol G. 9. daz] ez ff, 12. och fehlt G. Uf. h. wie]
hoirint hie G. 14. ain fehlt G. won — 1» hobetsflnde fehlt A. Ifi. mentsche fehlt A.
n. allewege uasto atriten w. d. w. G. er im nienir ff. 19. n. alle die wil ff. 21. her
fAlt Q. 22 f. machet i. u.] wirt im widir bSirich G. 24. und — nu] ewelch mentacho
denne ainon lip bet inzartelicliiiu lebinne . der wirt dem gaiate widir boirich . vnd danimbe sutn
wir vnüme lip kesügon , mit arbaitin . de wir (er Z) dem gaist undirtieDEc werden (werde Z) . und
26. lip] Icbin ff. arbait gerne u. ff. 27. me fehlt ö.
192
52. Von dem uarehten ond von dem rehten weg.
I
DU vierde. tngend ist relttkait. du rihtet den weg, daz ist daz si ieg-
lichem ding sin reht git: zem ersten önsrem herren, dar nach dem ment-
schen selben, dar nach dim ebencristan.
Nu sint drier hand sunde die den mentschen ierrent uff dem wege.
5 Du erst ist der an Got Bändet, daz ist: swer nit gelobet daz Got ie waz
an angenge und iemer ist an ende, der sündet an Gott«, swer och Got sin
ding verkeret, [ISSy also daz er sin getat berefzet und gedenket oder
sprichet: wie tut unser herre snss, daz er dis und dis tut, und daz und daz
nit tvit, er sölti dis und ens tun! swer in also maistret, der sündet och
10 an Gotte. swer och in versuchet, der sündet och a» Gfltte, alz ob ich
giengi ufF ain münster und sprungi her ab und täti daz in der frAfli daz
ich gedÄhti: wil mich Got behftten, er behütet mich wol! daz ist war: swaz
Got wil, daz geschiht, doch hat er dem mentschen wissen und beschaidenhait
gegeben dar umbe daz er sich selben behüti, alz vil alz er mag. und swer
15 dis tut, der t&t gross sünde. nieman sol sich also fräTenlich an Got lassen
daz er dekain ding tCigi da mit er sich selben verliere, man liset daz der
tüfel ünsern herren versiichte, do er in mentschlicher nature uff ertrich waz.
er sprach zu im, do er nff des tempels zinnen stünt: 'la dich hie nider,
won es ist geschriben daz Got sinen [123'] engein gebotten hat daz si dich
20 behütint und dir nit laiwint werden", do sprach unser hene: 'var furder,
Sathanas! du solt nit versächen dinen herren und dinen Got'. und also
sprich ich daz der mentsch sündet der Got versuchet. J
k
k
1. dritte AGZ. tuginde din ist G. daz ist] Der tuginde weik ist G. If. git . önwm«"
herrin semerste . Donali mir eelbnn . vnd miiteiii ebin cristFenin Q. 5. daz ist] Nu mehtint ir
eprechin wie ir an got Btindetint . De beschaide ich iv G. B. swer] wan de bewierit fnsir herre
selbe . de er wc an anegengo . vnd iemir |i. ist Z) an endo . Wan lieit de i'ineir herre mojses sant .
de er sin toUc losti von egipton lant . Du spracli mojeeB . ii engloubint mir nit . de du mich
habest gesant . Do sprach vusir herre . var eht du enwek vil sage inen de ich dich han gee.tnt . Do
sprach v'nsir herre moiaes . Herre uon wem aol ich inen sagen . der mich habe gesaut . Do sprach
Qnsir berre: niüfsGs sprich ze inen . Der da ist der hat mich zfl jv geaant . 1d dem wort gsp er
v'ns urklinde . de er ic wc un iemir ist . de wc de aiginlicbste wurt . de ie non der ewikait ge-
sprochin wart . de er sprach . der da ist . da mit gap er vdb \Tklindo . de wir de veatecliche ge-
loabin sulne . de er ie wc vn iemir iet . vfi swer daran zwinelot . der slindot an got . Der G.
Got) flnsinne h^rin G. 7. also — und] und in bereffit . also de er Ö. Üf. Asz
er — tfln] er eoit buz un so tnn , er solt disia lazin sterbin . vß disin lazin lebin G. 9. in]
Yniirne herrin G, themo 10. maisterot vsd im sind werk uirkerit O. och felüt O.
10. an fehlt A. 10 f. alz — giengi] Nu merkint wie . Gienge ich G. IS. er d. m.] finair
heire 6. 14. alz er] er G. 15. an Got fehlt A. 16. vor man] der mcntache ist im selbin
scbuJdic . de er behGtin mac vor schadin libiz vnd sele G. IS. er apr.] vnd spr. Q. hie]
berÖ. 19. won] vnair h're behStit dich G. Got b. e.] finsir herre sinem engil G. I9f. si —
werden! er behate alle dine wege O. 20. vor var] Vade satbanas G. 31. da s. nit] Ei: ut
geschribin de du niht solt G. 21 f. und also — versüRhetl Also spr. i. denno de der m. an got
sündet . der ünBimc [ä. h'ren Z) uirsüchit als ich gcsait han G.
52. Von dem nnrehten und von dem rehten weg. 193
Du ander sünde da den weg krümbet nnd den mentschen ierret uff dem
weg, daz ist der an sich selben sündet. nn sont ir merken ain beschaiden-
hait dar an daz man sprichet daz etlich sünde an Got si gesändet, etlich an
sich [selben nnd etlich an den ebencristan. swie der mentsch sündet, so tut
er wider Oot. man sprichet aber aigenlich daz der mentsch an Got sündet 5
der die sünde tat die ich da vor geseit han. swaz der mentsch gesundet,
daz tat er wider sich selben, won es ist im schade, daz ist aber aigenlich
wider sich selben gesundet der sim lip zevil überflüssiges git oder im sin
notdurft nimt, und swa [123^J mit er in krenket, daz er Got dester minder
dienen mag, und och etlich ander sünde tut. 10
Du dritte Sünde du den mentschen ierret uff dem weg, daz ist daz der
mentsch sündet wider sin eben cristan. swenne ich im sin notdurft nit
gib, so er es bedarf, so Sünden ich wider in; won swaz ich über min not-
durft han, daz enist nit min, es ist ains ieglichen mentschen daz sin baz
bedarf denn ich. linser herre hat aim ieglichen mentschen sin notdurft ge- 15
schaffen und hat ir nieman lan gebresten. swenn ich denne dekainen ment-
schen siner notdurft lan gebresten, so ich sih oder waiss daz er es bedarf,
so hab ich im sin g&t vor. sant Paulus sprichet: 'swer sim eben mentschen
nit git des er über sin notdurft hat, stirbet der von hungers not, so ist er
an im schuldig alz ob er in hetti erschlagen*. [124''] swer och sin eben 20
mentschen geergrat mit bösem bilde, der sündet och an sim eben mentschen.
da von sprichet unser herre in dem ewangelio: 'swenn ir den minsten gebösrent
der an mich gelobet, so wäre üch besser daz ain mülstain üch war gehenket
an den hals und in daz mer wurdent besenket \ und da von bedurfent wir
wol daz wir uns mit allem fliss hütint daz nieman von uns gebösret werdi. 25
nu geschiht es dike daz ain mentsch ain ding tat in aim guten sinne, und
wirt doch etwer da von gebösret. nu si daz ich joch ain ding tage in aim
guten sinne, kumet mir denn für daz min ebencristan da von geergrat wirt,
so sol ich es miden; und dar an tän ich bas daz ich min ebencristan hüti
daz er nit geergrat werdi, denn daz ich es täti, swie gut es joch wäri. so
wäre aber es also daz es mir höbet /i^47 sünde wäre, ob ich es lessi, so
solte ich es durch aller der weit willen nit lassen, nu haut etlich lüt also
3. gesündot vfi e. G. 4. den] minem G. 5. mentsch fehlt G. 6. der m. ges.] sünde ouch
d. m. tAt G. 7. er ouch widir G, 8 /*. im — in] der sime iibe der notdürfte gebristit . aide
Bwa mit der mentsche sinQ lip G, 10. tut fehlt G. iif du — sündet] ist die der mentsche
tat G. 18. so Sünden — in fehlt G. 14. sin] ez G. 16. ir] der G. 17. lan gebr.]
briste G. 18. da uon sprich; s. P. G, 20. habe G. 22. spr. abir vnsir G. 23/'. daz —
besenket] de iv ain müiistain . an den rik wsere gefaenkit . ufi inden rin wsere gesenkit GZ, 24. da
von] darombe G, 25. wir uns] wir G. ieman G. 27. ich fehlt Ä. joch fehlt G,
28. mir] mich doch G. 29. ebin mentschin G, 30. denn daz] denne ob G. nach wAri] de
dink . da mit ich in geboiseron . de sol ich lazin . ez enwaere denne ain dink . de ich houbit sünde
dar an tsete . ob ich ez lieze G, 32. es abir d. G, nach lassen] Ist ez abir also . de ich mht
18. wo ? 22. MaU, 18, 6.
Deutaohe Texte de« Mittolaltofi. X. 13
194
S2. Von dem unrehten und von dem rehten weg.
bfisü hertzen daz si'i gedenkent und sprechent: 'we, waz wirret mir swer von
mir gebßsert wii't, ob ich etliches In gutem sinne tun!* die hit han bösü
hertzen, won ain ieglich mentsch ist dem andern schuldig daz es ÄUü dii ding
mide da mit es in gebösren muge; und reht alz ich aim ieglichen schuldig
b bin, also ist es öcb mir schuldig daz es min ding nit verkere, daz nit ze
verkerend ist. nu sehent wiel han ich ze ainer statt ain gut swester oder
ain gät«n bruder und bin dem haimlich und tun daz in aim guten sinne
und daz er mir nütz ist an miner sele, nu wirt mir geseit daz etswer
der von geergret wiit . so sol ich es miden. aber alle die wile so ich es
10 fili- wai' mit waiss daz ieman der von gebösert wirt, so ensol ich es sü
niemer geargwanen, won ich sol alle [124'] min brüder für also tngenthaft
han daz si mir niemer enhain ding verkennt ze übele, da si enhainen gäten
sin an vinden mugent ich sol es da fiir han daz ain ieglich mentsche siner
sele also gern höti an mir alz ich an im. intniwen , geschäch aber daz
16 daz mir ieman üt verkerti daz nit ze verkerenn wäri, und daz er also wol
ze gfitem keren möhti alz ze übel, und ich es och in aim gfiten sinne tun:
swer mir daz verkeret, der gebösert mich me denn ich in. daz er mir ver-
keret daz nit ze verkerenn ist. und also, sprich ich, sol ain ieglich mentäch
des andern hüten daz es im nüt verkere won daz och ze verkerenn ist,
20 und sol im also wol ain ieglich ding dar an er nit arges vindet, ze gut keren
alz ze übel, nu sint etlichu ding alz offenlich übel daz sü niemer wol
mngent beschehen, alz ungehorsami und unkünscbkait und ander m&nig [124*]
ding, daz als unverdaht übel ist daz es niemer in dehaim gftten sinne
I
honbit Hönde t^n daran . de ieh cz lue . ao sol icb ez lazin dnrh dee wiliiu . de ich n
geboleerete . vQ knrzeliche awc ich waiz . da mit ich ieman goboiseron . de so! idi und ielich
mentsche lazin . bwc de tnder weit ist . wiere ec loch ain dinc . daran ich grozin nuzce hetti . den
nuzce sol ich gernir Iszin , denne ich ieman mit geergeroti . Unde de ist mir beziir . de ich der
lutea heraio häle . dennc ob ich andirz uil gfltis me ttPte (r.
2. etlichee] eht ez G. 3. schuldlc des de ez G. 4. in g. umgel ieman Keboiserot G.
ich des a. ielichin matsche G. S. es Cch m.] onch mir ain ielich mentsche G. min <]. nit] mii
enhain d. G. daz ouch nivt O. 6. wie] hie ß. 8/'. han — brtder] Gan ich an aine stac
zeainir gütir sweetir aide zcainim brädir G {Zj. B. er] cz G. 9. naeh miden] daran tön ich rehte .
wan mir de ge«ait ist. daz othswer da uon geergorot wirt G. so i. es] nnz ich G. tl. won
fehlt O. brilder] swestiran GZ. 12. nach han] de ieh mich der untuginde . an mv niemir
sol uiraehen G. niemer fehlt O. 13. soi es] es ^ , sol G. 15. wllri] ist G. 16. alz]
BO G. vfi ouch ich in ö. IS. und — 21 ding] denne ich in da mit geergeroie de ieh
M ttetc . wan de tet ich in ainem gutim sinne . vn kan oaeh mir zegfite . vfi wc ouch gut . swcone
mich denne yürknmit . de mir ez ain andirs zeübil hct uirkerit , de geergerot mich an minP her-
rin . vnd leechit mir die mine . die ich zu im hiette . vn entwirfit mir min herze . vn benimit
mir min andaht . vnd geergerot mich da mit uil me . denne ez güds töie . Un rehte alee gnote
ich des hatin sol . de ieman von mir gebAiserot werde . also guote sol eich ain ielich mentsche
hAtin . de ez mir enhain dinc virkere . wan daz ouch zeuirkerine eie , vü sol ain ielich mentsche
dem andime sin dinc also wol zegöte keiin (k. so Z) ze übitc . de ebt alse übil ovt ist . de es
oieman gegAtin mac . Nn hSrint hie . Etlichiv dinc sint G. 22. ander] ane de G.
alse Q. sinne G, ding A.
3. alles 4j^^
^^^I^l 52. Von dem anrehten nnd von dem rehteo weg. 195 ■
geschehen mag: daz ist nit sünde, swen düz übel danket, so sint Och etlichü I
ding als gilt daz sn niemer in kaim üblen sinne mugent geschehen, daz ist; I
Got fflinneti über AUü diiig und demütig sin und gelassen an Got, und andrü ■
sämlichü ding, daz kan niemer übel weiden, etlichü mugent öch geschehen in 1
gutem und in üblem sinne, alz betten und vasten und mäng ander ding: tut s ]
durch Got, so ist es gilt; tut er es aber durch rüm und durch lob, so 1
s übel, also ist mäng ding daz wol in übel und in güti geschehen I
FBiag. won aber daz tö^en ist und nieman in des andern hertzen waiss won I
ftllain Got, dar umb sol ain ieglich meutsch daz besser nemen an aim ieg- I
liehen ding: swaz es sehe oder höre an de/iS5''7kainem mentschen, daz es daz lo J
zu dem besten kere in sim hertzen, und sol öch daz vor den lüten reden; 1
daz ist ain tngent in der Got ruwen tvü. ich sol alle min brüder für also J
sälig han daz ich mich nihtes nit an in sol versehen won tugent und sAlden, I
ontz ich für wärs an in nit Übels waiss, wisse Got. waiz ich joch für war I
üt bosshait an in, so sol ich gedenken daz es si von krankait, nnd sol mich ul
dar über erbarmen und sol Got da über bitten, nu si Joch daz daz ain I
mentsche etwas tüge in aim üblen sinne, waz schadet mir daz ob eht ich es I
in ain tugent kere? so wiit mir doch ain tugent dar an, in awelem sinne I
daz beschiht joch. nu merkent hie; gan ich an ain stat und bin da hain- I
lieh ainem mentschen, daz mag wol in übel oder in gutem geschehen; won » I
tftn ich es durch Got [125''] oder dar umb daz ich da von gebessret werdi \
oder daz ich ander lüt mit lere oder gebessre, so ist es gut; tun ich es 1
aber durch dehain bosshait, so ist es übel, nu sige daz ich es in übel '
tüge, 80 sol doch der mentsch der es siht, gedenken daz ich es durch gut
tüge, und sol es allwegent bessren. won tun ich es durch bosshait, daz ist im 25
tögen und waiss es nit won von argwan; waiss er es aber für war, dennoht
solt du es von mir nit braitren won in dem sinne daz ez entweder mir oder
im selben oder dem ich es sage, zu bessrung kome. und kurtzüch: swer
von dem andei-n dehain ding seit in dehaim andern sinne, der tat übel und
in] demfitekait G. (felassen] geloubin G. 3 f. andrii s. ding] zflvirsiht ban
i. EthJieliiu dinc G. if. in i'i. sinne n. i. g. sinne G. 5 f. tflt er es] de wol
1 iagüt mac beschehin . Tflt ez der mentsohe O. B. r. aide d. lop . aide de man wxne
I. 7 f. ming — aber] uü wndir m. d. de übil vn wol mac beechehin . Wände
i. tön Ä. II. bezKircD G. öch dsz] ra oueh ß. nocfi reden] vü bwc vbil vO wol
. da sol eich der mentsche allewege dez bezzime virsebin O. 12. Got fehlt ftiltch-
mck wil) Nu e\e oucb de ain swestir aide ain brfldir ain dinc tüie in aine vbilne rinne.
Ml sol ich (ich es Zj doch inaincn gntin ain keiin . alle die wil vuz ich ez niht vür war waiz . de
er ez inübil habe getan GZ. alle m. br.] allewege mine swestir aide minen brüdir G.
U. wire] war G. an — Got] uon im niht waia G. joch fehlt G. 15, an in] non ir G.
I«B si von] ist uon ir G. Ifi. joch daz fehlt Q. IS f. in swelem — joch] swio ers iooh
l2t G. 20. mentschen] brfldb- aide ainir swestir G. oder] v& G. won] Nn merkint
irie O. 21. da von — werdi] mich da gcbezzere G. 22. gebeesrc] mit edilichim dinge
beszir G. 2S. vor nu] diu zwai dinc mugin nndera goscfaehin . iibil un gfit 6.
4enkin . der ez an mir sibit . de G. 25. ez ioch durh G. 27. sol ere uon
29. seit] braitorot G.
mentsche ^^k
196
S2, Von dem unrelitpn und von dem rehten wog.
Sünde, ist es aber also daz der mentech argwan het zä etlichem ding daz
er siht oder hört an aim andern, daz in danket von sim sinne daz es übel
si, und im es anders niemau hat geseit, daz ensol er nit sagen, er sol
allain {125'} in sim hertzen lian und ensol nieman me da mit gebösren; i
> swaz da von bßsrung kumet, des ist er schuldig der es da redet,
merkent dis: tut ain bruder ain ding daz übel ist und wider Got ist odi
da von du samnung betrübet wirt, des sol ich in laiden ze capittel, und sol
daz in dem sinne tun daz er sich dar an bessre und der convent mit frida^
hlibe, so tiln ich rehte. nn wirt liht der brdder ungednltig und betrübet:!
I der Ton. daz enist mir nit sünde, han ich es in gutem sinne getan; tet icbf
es aber im ze laide oder ze räche oder von etlicher unminne, daz ist
grössü Sünde, swie tugentlich er es joch enphahet oder swie vil gutes da von
kumet. nu geschiht es och daz ain brüder den andei-n siht etwaz tftn daz
übel ist, so denket er: nu wAre dirr bruder wol wirdig daz du in hie umb
i r>ist, daz er sich hie [125''] an besserti, so denket er aber wider: des
entü nit, er wnrdi da von betrübet, nu wil ich üch dar zu alnen guten]
rat geben, waz ir an sünde mugent tun: swaz ir hörent oder sehent dazl
wandelbar si, so sont ir merken in veatra consciencia von wederm me bessrung
kome, und sont daz tun. versehest du dich daz es besser si daz du es tügest,
) so rüg es; si och daz besser daz du swigest, so swig. und daz halt an aim
ieklichen ding, so blibest du an sünde. nu sprichest du vjl lihte: so ver-
eich ich mich daz es ze besserung kome, und kumet es liht zu grossem übel,
ist mir daz sünde? so sprich ich: ja, es ist dir sünde. ob du es mit enhaim
ding möhtist han versehen, ob es von dinr unheschaidenhait ist beschehen liht
ä ain tail, daz dn liht unbeschaidenlicb oder mit lierten werten oder mit zorn-,
liebem [136°] antlütz rügetist oder du dich an dehaim ding missehutist, da
von er liht merken mäz daz du es im durch übel hast getan, daz ist dir
denne sünde. hast du aber Allü ding vorhin versehen die du versehen solt, alz
verre du von diner bescbaidenhait kanst, kumet joch denne üt Übels da von,
1 des bist du lidig und enhast sin nit sünde. dis han ich alles dar uf geret.
daz ir merkent wie der mentsch wider sinen eben cristan sündat daz ist dei
süudan ainü die den mentschen ierret uff dem weg den unser herre lai'
den rehten mentschen engegen dem hymelriche.
>el
dB<^H
>et.^H
.ir^
on ^^
1. Hndine mentachin G. 3. daz] des O. eagen] redon G. i. da initl mit bekümbii
nodi ff. 5, er| der Ö. 6. bi-äder] swestir ehenao i«i folgenden G, dagegen Z brüder.
mao werdin ö. in] sie Ö. a'AwIicA im folgenden Pron. femininvfn bii 27, dagegen Z bald fem. bald
mtuc. 9. undB wirt betr. G. 10. mir fthlt Ä. han eht ich G. H. dnrh rache G. ist]
WKTO G. 12. enpfienge ß. röÜb loch da uon G. 13. kunet] keine so wwr mir {corr. aiu
mich) doch der sin ednde . dea ich dar zu hetti G. es Ach] de doch ff. 15. her widi
IS. in ivwirre conacientie ff. me fehlt A. 19. daz es] de daz ff. 20. es] aie ff,
fehlt G. 21. du dran ane b. G. vi] frhlf G. 23. iat fehlt A. in O naehträglich eingi
26. oderl aide ob ff. an d, d.J mit d. dinge dran ff. 27. durh dehaiu Hbll ff.
Bünde] mag dir wol ain lihtü Bünde ein ff. 28/'. alz verre] und alse 0. 30. enhast — sfim
enhabe enhalnen kummir dar umbc ff. g'ret A. 31. ebin mentschin ff. 33. ierrlnt G.
on,
I
52. Von dem nnrehten und von dem rehten weg. 197
Swer nu ain langen weg sol gan, der bedarf wol vier ding uff dem weg,
daz er sicherlichen gange.
Daz erst ist ain Stab, da er sich uf sture, so er vallen wil. dirr stab
ist daz hailig crützcy da unser herre den tot an lait [126"] durch den ment-
schen. die marter sol der mentsch behügen: swenne in arbait an gat von 5
bekorung oder von betrübde oder swa von in dekain kumber an gat, so sol
er zehant an disen stab gedenken und sol Got an rüffen und sol in bitten
durch die not die er an dem crutze lait, daz er im helfi sin arbait tragen,
du solt och gedenken wie groz und wie bitter du marter waz die Gottes
sun wolte liden, und solt da mitte dir selben ain kraft geben; won swenne lo
du gedenken wilt an den j&merlichen tot den Jhesus Christus durch dich er-
litten hat, so mflss dir wol dester lihter sin ze lidenn alles daz dich an gat,
won alles daz wir erliden mugent durch Got mit anvehtung, mit ungemach
baidü hertzen und libes , daz ist alles en Main ding da wider daz Got
durch uns erlitten hat. alz sprichet her Job: 'herre, wil ich min arbaite 15
glichen diner arbait, so enhab [126''] ich gegen tusenden ain nit ze bietenn'.
daz sont ir gedenken so üch dekain arbait an gat, so wirt es üch allez liht
ze lidenn. wir sont och ain andern stab han uff dem weg, daz ist Maria,
Gottes müter. der wissag sprichet: *herr, din stab und din rüte hant mich
getröstet und hant mich vest gemachet', der stab ist daz haiige crutzey du 20
rfite ist unser vrowe, von der ^sa^as sprichet: 'es ist us gangen ain rüte
von Yesse mit blügender fruht'. du blügend rüt ist Maria, Gottes müter,
du ist daz blügend zwi von ^esse. dis rüten sont wir zu ainem stab nemen
uff dem wege, daz wir uns uf si stürent so uns not an gat, daz wir nit
vellig werdent in der arbait. und swenn uns kumber an gat von dekaim 25
ding an dem libe oder an der sele, so sont wir si an rüffen, daz si unser
helferin si, und sont ir mit innerlichem hertzen klagen unser [126 '^J not.
und so ist si also milte und alz gnädig daz si nieman ane helfe lat und
an trost, der si inneklich an rüffet in siner not und si manet irs lieben
kindes, der vröden und der liebi die si mit im hatte uf ertrich und hüt 30
mit im hat in hymelriche. nu spricht ain hailig man: 'vrowe, du bist ge-
sessen in des künges hus uns ze aim fürsprechen. nu rüffe an sinen namen,
4. de ist de G. An Stelle von crütze hat Äein -^^ ebenso im folgenden. unser h.] got G,
10. Udin . damit solt du dir G. 11. dich fehlt A. 12. hette G. 13. wir iemir erl. G. vil
mit im. G. 14. ain claine d. G, 15. her fehlt G. 16. diner] der G. gegen — nit] niht
widir tusint aine G, 17. daz] Dar an G. allez liht] allir lihtiste G. 19. vor herr] Virga tua
et bacnlns tnns G, 20. stap der uns troistin sol . vfi mit dem wir gesterkit sun werdin . de ist
d. h. er. da gotis sun den tot an lait 6r. 21. röte daz ist ü. vr. G. von — sprichet] diu ist
bezaichint bie der rfite . Also spr. der wissage esayas . Egredietur virga G, 22. röte de ist G.
24. dem] disem G. 25. kumbir und not G. 26. dem feMt G. 28. und so] so G,
80. uroide G. 81. himilriche . vrige uroide . Nu G. 81/*. gesezzit G, 82. nu] frowe G.
15. Job 9, 3; vgl oben S. 90 Z. 26. 19. Fs. 22, 4. 21. Isai. 11, 1; vgl oben S. 159
Z. 18 f. 81. vgl oben Ä 107 Z. 23 f
198 ä2. Von dem unrehten und von dem rehten weg.
daz er uns gnädig sÜ' hie von sont wir si an röffen, swenn uns not ane ■
gat, Sit si so gnädig ist daz si uieniann an helfe lat. da von sprichet ain
hailg man: 'o vrowe, du bist so gnädig und so gut und bist so über vol
aller gnaden daz dich nieraan mag grützen mit aim Ave Maria oder mit .
5 ainer süssen andaht, du vergiessist din gnade in sin hertxe, daz er trost en-d
phahet'. und dar nmb sont wir si an üif/lST'Jfeni sin, so wir in arbait«B.l
sint, won si ist so vol gnaden daz si zehant vergiessen müz trost in liwrt *
^
Daz ander des wir bedurfent uff dem wege, daz ist spise. dia eninain
I ich nit ain liplich spise, es ist gaischlichü spis. daz ist Ansers herren vroftj
licham, den liat er ims verlassen zu ainer spise uff dem weg. do er vonV
sinen Jüngern schaiden wolte, alz man begat an dem grossen donstage, do"!
nam er brot und brach es UJtt tet sinen haiigen segen da über und gab 63
sinen jungern und sprach: 'nement dis und essent und trinkent, won es ist
> min flaisch und min bifit. ir sont es enphahen ze ainer gehügde miner
marter, die ich liden wil; und swer minen lichamen wirdeklich enphahf.t, der
sol ewklich leben', und daz sont ir vesteklich globen daz du selben wort
noch hüte die se[flS7''Jben kraft hant von ains ieglichen priesters mund, daz
da Got verwandelt wirt, der selbe lij) den er nam von unser vrowen sant
I Mariun und der an dem crütz hieng, der ist.ze ainer ieglichen messe lina |
zu ainer spise uff dem wege, und nit allain sin lip, wir enphahent von des '
priesters band sin lip und sin sele und sin haiigen gothait alz kreftigen, alz
gewaltigen, alz volleklichen, als ungetailten alz er in hymelriche gegewürtig
ist und sol ain ieglich mentsch geloben daz da in aim schine ains brötlins
, verborgen ist du hailig mentschhait und du haitig sele. und swer dis spise
wirdeklich nimt, der wirt gespiset und getrenket und gesterket an allen
tugenden, daz er bösen dingen dester baz mag widerstan, und wirt gesterket
in allen guten werchen, und werdent im sin täglich sünde vergeben, und wirt
an der minne enzundet, und wirt [137'] sin züversiht gemeret. und mänig
I tugent und mänig sälde enphahet der mentsche der ünsei-s herren vron
lichamen wirdeklich enphahet, und wirt mit im gespiset uff dem wege. und. J
2. Sit — niemann] eie <et so gu. de eie nieuan an r&phic . den sie O. ^
4. gertrin O, 5, engiezesC G. 6. anA fdilt G. wirsi — sinl ir sie
ir) ir G. If. ivwir horae ff. 9/". enmain — ain] ist nüit gemainii
10/: herrinlichame G. Jl, do er] do finair herre G. 12. vor do) do er
von sinir jungiron ainem G, la. vt A. gab es] wart uirwandelot .
id easent — es fehlt G. 15. min blilt u, m. vlaiBche Ö.
Mariun fehlt G. 20. hieng] gemarterot wart ff. fins fehlt A
23. uollcclichin un also ff. 24. nnd] de ff.
1. hie von] Nu ff.
da von] AJbo ff.
gerne anrtphin G,
an ff. 10. ain] an»
an den tot wart gegebir
nn gap de ff. 14.
fehlt fälschlich G. \df.
22. sin sele] hailigun sele ff.
am Rande A, cristiED menttche G.
br. diu h. sele . u. d. ti. raentechait ff.
28. in] sie O. SO f. herrin Uchamen G.
2if. in — selel ist uJrborgin vndir aini seh. i
26. getrenket und fehlt G. 2T. er allen boisen Q,
31. im fehlt G.
Hf. Matt. 26, 36 f.
52. Von dera uorehton u
1 dem rehtcD weg.
19»
"swer reht erkandi die grossen gnade die Uns liser Iierre dar an hat getan
daz er uns sinen baiigen licbamen hat ^geben zu ainer spise uff dem wege,
der müsti iu billich dur die minne eren die er uns eröget hat. er Iiat uns
gelan daz beste klainet das ie wart oder iemer werden mag, daz ist sin got-
bait uDtl sin mentscbhait ond sinen hailgen gaist. der liebi und der gäbe a
sont ir Got alle tag loben.
Daz dntte daz wir uff dem weg beduifent, daz ist vrrMe. won swer
ainen langen weg sol gan, der bedarf wol vrüden und kurtzwile, daz in des
weges nit verdrösse; won wil er verdrossenlicli gan, so wirt er träge uff dem
wege [137"]. dar an sont ir merken daz ir ünsrera herren vrölich sont 10
dienen mit singenne und mit lesenn, alz der wissag spricbet: 'der uff dem
wege gat ünsers herren, der sol vrölich sin'; won nach disem kurtzen dienst,
so git er grossen Ion in hymelriche. es wart nie dienst so wunneklich uff
ertrich alz Gotte dienen vr&lichen mit vrölichem hertzen und mit frigem willen
unbetwungenlichen; da mit wachsent dem nientschen allweg tugent und zu- lä
versiht der hymelscheu vröden. swer aber mit swärem hertzen tragklicb Gotte
dienet ane vrölich züversiht, der mag niemer alz lihteklich und alz gelustklicli
Gotte dienen alz der frilich im dienet; dem ist alles daz vrölich und girlich
daz er in sim dienst tun sol, und da von bedarf der mentsch wol der den
langen weg sol gan engegen dem hymelrich, daz er vi'ölich /lÜS'J gange und M
frilich Gotte dienegi. daz in des weges nit verdriessi.
Daz vierde ist schätz in dera sekel, daz er zerung habe, so er ze herberg
kome. der sekel dar inne wir zeiung sont han, daz ist erbÄrmde über ain
ieglichen mentschen der in arbaiten ist. den solt du trösten und solt im
helfen sin arbait tragen alz vil und du mäht, und solt Got für in bitten, 25
erbärmde ist ain schrin aller tugend und aller gflter werch du der mentsch
tot, daz sol er alles tiin und gehalten in der erbärmde. won alz man gold
und Silber und edel gestain gehaltet in dem schrine, also solt du mit der
erbännde gehalten alle din tugend. unser herre sprach zu sinen jungern:
'ir sont erbarmhertzig sin alz üwer vatter von hymelrich erbarmhertzig ist'. 30
wellent wir denne ünsers herren kint sin, so sont wir erbärmde han über
alle die die in kumber flSS'] oder in arbaiten sint an dem libe oder an dem
1. uns ü. b.] er uns 6. S. minne @reii] groztm m. minnon
lichii sundiriiche 0. 7. dritte des wir G. s. uroide G.
in vÜB domini G. 12. sin] singin uf dem wege G. \S. os —
ir ^me singin . und singin . got zelobe »n zedieaiBte . Ir valiint
an . da nil ir ivch ewocliehe iemir urfiwen Huint . inhimilriche .
got Bingen . got dienon . got lobon . de let des himilrichie reht .
ff. 6. alle tag] allir ttege-
11. nach sprichct] Ut cantent
dienet] Unde danunbe mugint
nu de anbaht ufj die kurzewil
ivan da eniat m'it andire . wan
swer denne nu uroiliche got
ut nie enhain
lobot nf crtriche . der nahit ine an . de er inhimilricho uolle bringin sol .
diDC 6. 14. ala] so G. vrilicfaen fehlt G. und mit] und rehtc uon G. 17. und]
noch G. 18. im] got G. 19. sirol goÜB G. 20. dem fehlt G. 25. und vor dn frhli G.
2T. tön und fehlt G. SO. vor ir] Estote miaericordes G. erb. ist fehlt ff.
E
11. Fa. 137, 5. 30. Iak. 6, 36.
200
b1. Vuu dem unrebten und von dem rebten weg.
^^te, von siehtagen oder von bekorung: oder von belrfibde. nnd sont üch
über die erbarmen die in höbet siinden sint; die enmngent in selben nit nütze
an» nnd da von bedurfent si wol daz sich gnt lüt über sü erbarment und
Got für SU bittent. swel gut mentsch sus nn erbarmhertzig ist, so es kumet
5 denne an daz ende sins lebens, so koment im ällii dii wercli der erbArmde ze
trost siner sele und gend ir zerung zi\ liymelriche.
[53. j Vou des mentschen halUkalt. ^M
[Hec est voluntas Bei, sanctificatio vestra.J ^^
'Gottes wiUe ist üwer hailikait*, spricht sant Paulus.
) Daz unser hailkait Gottes wille si, daz merkent au drin dinpen.
Daz erst ist daz er uns gehütet daz wir hailig sigint. daz daz war si,
daz liset man in der altan e. do er die e gab, do gab er in 6ch du zehen
gebot, und gebot in daz si sü behieltint; nnd swer du behaltet, daz ist ain
anvang der hai/i/iSÖ'/kait. nnd dar an so sont ii' merken daz es Grottes
15 wille ist daz wir bailig sigint; won swaz ain man gehütet, daz ist ain
zaichen sins willen.
Daz ander ist daz unser herre ratet daz wir hailig sigint. intrüwen,
des habent wir Urkunde an niänger lere die er sine junger lerte; won aller
sin rat und sin lere gie dar uf daz si hailig wurdent mit rainnem lebenn.
20 Daz di-itte ist daz uns unser herre hilfet daz wir hailig werdent. nnd
da von liset man in dem ewangelio daz unser herre sprach zu sinen jungern:
'ane mich mngent ir niht gutes getün*. in tnlwen, sit den nieman niht
gutes mag getün ane sine helfe, ao ist daz ain gewäi-es zaichen sins willen
daz wir hailig sigint, daz er uns selb hilfet daz wir hailig werdent. in-
25 trüwen, sit es denne Gottes wille ist daz wir nit hailJge mugent werden an
sin gnade, so sont wir unser hertze beraiten daz wir die gnade värfläS']-
1 f. ivch oucli erb. ö. die dio G. 3. siu vil wol G. 4. awol — 6 hj'melriche] Ain
ieliclie gute mcQUcfae so! irbcrmde hun . übir alle die . die indebainir not sint an libe aldir an
eele . vnd ewa ir iemiin zeetaton mugiat komen . de eulnt ir tän . Swenne der mentsche denne
andc ende ktunit . einiB lebinz . so komint xlliu diu werc der irbcrmde . der sele zetrostc . und
gend ir zenini^e zedem himilricho . Ynde alle die . übir die du Irbenodo best gehebit . die irbar-
ment eicb denne äbir dich . und bittent got . de er sieb übir dich irbnnne . de ist diu zernage . die
der mentecho denne sol saminon . indiun* libe . de er zenitige habe zehimibiclie G, Z mit dem
Zusatt: des helfe tds got amen, 7. ifberm-hrift fehlt G, Dise wort spriehit sant Paulus (rot) Z.
8. Der lat. Text fehlt A. 9. ifor Goltea] Disiv worl spriehit sant paulus OZ. spr. 8. P.
fehlt G Z. 10. unser — si] gotis wille sie . de wir hailic aien G. 12. do er] Do ßnsir herre O.
ßch fehlt G. 13. de s!v uch hieltin G. U. hai/kait A. so fehlt O. ea fehlt G.
15. ist) tio G. der maji G. 16. d>& ^ [orte fehlt A. 21. dem hailigiu ev. G. spiiuhit &.
25. denne fehlt G. nit] bailic werden sin . unde onch wir niemir G. J8f. die — en-
pfahent] der g. wtrdik sien zcenpfahinno G.
-. Die Fredigt findet »ich in G Bl. 55*; Z Bl. 6S<'; H A'r. 11; fehlt in den übrigen Sta.
CMruckt nach Z bei Wackemagel 8. 119lf. 8. I. Theas. 4, 3. 22. Joan. 15, S.
1
53. Von des mentschen hailikak. 201
deklich enphahent. so git er uns die gnade und hilfet uns daz wir hailig
werdent
Sit wir nu urkund haut daz Gottes wille ist unser hailkait, so sont wir
sehen wa mit wir hailig werdent. daz ist mit zwain dingen: daz wir daz
übel lassint und daz gut t&gint. und da von sprichet der wissage: "ir sont 5
ach naigen von dem Übeln und daz gut tän, so werdent ir hailig'.
Nu merkent zem ersten waz daz Abel si, da von sich du sei sol naigen,
e si hailig mag werden, da von schribet sant Augustinus in dem buche da
er schribet von der sei michli, da schribet er fünf übel von den sich du sele
naigen sol und von den si mäss gerainnet werden, e daz si hailig mug sin. lo
Daz erst übel ist du sünde. da von spricht sant Peter: 'ir sont üwer
hende rainnen von dem Übeln', bi den henden sint üwrü werch bezaichent,
reht alz er spräche: 'ir sont üwrü werch rain/i-857nen von dem Übeln*, nu
wissent ir wol daz ällü rainkait von Gotte kumet, und enmag nieman nit
gfites gedenken noch gesprechen noch getün an sin gnade, intrüwen, es ist 15
war daz Got die gnade und die rainkait müss geben, er engit si aber niena
won in daz raine berait hertze. swenn der mentsch tut daz er tun sol, so
tÄt och unser herre daz er tun sol. her Salomon sprichet: 'es ist des ment-
schen reht daz es sin hertz beraiti'. intrüwen, swenn daz geschiht, so git
unser herre die gnade, sant Jacob spricht daz Got si ain geber aller gnade. 20
und da von sprichet unser herre: 'ich wil ain wasser uff üch giessen, daz
sol üch rainnen von üwren Sünden', so denn du sele gerainnet wirt, so hat
si ain übel vertriben, daz si ierret irre hailkait.
Daz ander übel ist ain vinstri des [129^] ierrans. entrüwen, du solt
entlühtet werden mit guter lere und mit gutem rate, daz ist also: swa 25
der mentsch dekainen zwivel oder dekainen ierrat hat, dar us er sich niht
wol kan gerihten, dez sol er wise lüt fragen und sol och denn ir lere und
irem rate nach volgen; won swer gfiter lere und rehtem rat nit nach volget
und alles nach sins hertzen ainrihti wil varen, der mag wol verierran. nu
sint etlich lüte alz ainrihtig daz si alles nach iren sinnen wellent leben, und so
dunket sü alles ir ding und ir sin besser denn anderr lüte. intrüwen, die
mugent wol vallen in die vinstri des ierrens. swer aber gerainnet wil werden
von der vinstri (alz sant Augustinus spricht daz wir da von gerainnet müs-
1. er uns] Vns ünsir heire G, 4. werdent d. ist] soln werdin . Entrüwan de sun wir G.
5. vor ir] Dedina a malo etc. G, 6. daz g. tun] sunt tun de gut G. 8/*. in dem —
schribet fehlt A. 10. daz fehlt G, 11. l. s. Jacob. 12. üwrü] du G. 18. v. d. Übeln]
vor boisen werkin . ufi sunt ivwerü berzin raine uon übelen gedenkin G, 15. es] de G,
17. raine fMt G. herze . swa er sihit de daz herze ist berait . da güzzit er sine (s. genade Z)
in G. IS. her fehlt G, 20. si] ist G. 21. unser h.] der hailic gaist G. 22. uon aUen
ivweni G, 24. übel fehlt G, du s.] diu vinstri sol Cr. 27. dz A. 28. won] de er in der
uinstri des irrodis nüt uirierrete . Unde G, gtüm rat ufi rehtir lere G, 29. nach] in G,
bf Ps. 36, 27. 11. Joe 4, 8. 18. Frov, 16, L 20. Jac. 4, 6. 21. Ez. 36, 25,
53. VoD des mentschon bailikait
r
sint werden e daz wir hailig mugent werden), der sol sich demütigen, daz er
aim andeiTi gelobe, dem er geloben sol. me denn im selben, und swer daz
tfit, der Wirt erlühtet [129'] an relitem glöben. sit uns nu sant Augustinus
seit daz wir e niht hailig mugent werden e wir uns ge.schaident von der
j vinstri des ierrens, so sont wir ünsern globen erlübten, und sont den baz
geloben den wir geloben sont und die wiser sint und witziger baidü von na-
ture und von kiinsten, denn uns selben.
Daz dritte übel ist des tüvels välscbil bildung; wen dar an mag si
der reht mentsche liht missehöten. der tuvel ist wunder kündig, er nii
I) etwenn ains engeis bilde an sich und erschinnet dem mentschen, daz er
wannet er si Gottes engel. und disü erschinunge bescbiht baidü uswendig
und inwendig, man liset von aim, dem erschain er also wunnecliche us-
wendig alz ain engel, und wände er daz in Got zu im lietti gesent, daz
er enwiste wie er leben solt nach Gottes willen; und lerte den selben man
B daz er vil gewacheti und vasteti und daz er niemer [129''] gerüweti untz
er sich selben verdarbti; und ze jungst do verierret er in, daz er im
ze tail wart, in trüwen, daz geschiht noch dike daz der tüvel mÄngen
mentschen ratet gütü ding, daz er wannet daz es gar gut si; und so er
im gevolget untz an daz ende des dinges, so bestriket er in denne mit
I) dem Übeln, er ist so kündig daz er es im alz gät machet daz der
mentsch enhain ding daz schädlich si, dar an kan versehen; und alz er es
an daz ende bringet, so wirt er denne erst gewar daz er verraten ist. und
also erschinnet er öch der sele inwendig mit valscher güti, und ratet dem
mentschen daz er vil bettegi und venie und disciplin neme und li'itzel
B schiäffe und vil gewacbe und sich gantzlich arbaite in Gottes dienste. und
gedenket der mentsche denne: wie? wannest du alsus gemächlich ze hymel-
rich komen? nit! [130°] du solt anders dar zu sehen; du solt dim libe
dekaines gemaches gestatten: unser herre lait doch den tot durch dich; und
soltest du denne gemach han, daz wäre dir grßssü siinde. dis wAnnet der
mentsche daz es von dem haiigen gaist kome, und volget alz hin nach in
ainvattkait untz daz er ze jungst betrogen wirt. in trüwen, mit susgetaner
güti verlaitet er mängen mentiwhen daz er daz gl.^tlich lieht niemer be-
schowet und da von bedurfent wir vil wnnder wol daz wir uns von dem
Übeln naigent.
I. e daz] f 6. der mentsche boI O. 2. endime baz geloube . denne er oach g.
i. a. O. 7. nfi oach aon knnst G. S. i'ibil iat da uon wir mAziii gerainit werdin . £
hailic mugin werdin . de ist G. wonj Entniwan G. 9. rebt fehlt G. vil übte m. Win
der t O, 111/". mentadim ctbweime . de er w. de er g. e. sie G. Mf. wunn. dsw.] iiiw«o«<
sMI^I
dig A, wnnediche O.
de or B, g. gar uirdsrpö G. 16. ulrriet G.
fdiit Q. SI. enhain — Bij enhaine eebadin G.
arbalt Q. 26. denne wie) wO Q. 28. niemi
30. cz rebt ui G. atz hin] alliz G. inaiiii
werden G.
r niemer nadtfrägtich eingefügt A. löf.
19. in dcnnc) dem menteehln G. 20. im
25. wache . ufi vil genaste u. a. grozliebe
enhainis G. 29. denne dehaio gemach G.
G. 33 f. ftuB — naigent] uon d. G. gerainit
^H 53. Von des mentachen hailiksit 203
Daz Tierde übel ist ain trugenlich eben masse der creature ze Glotte.
also liset man von den wisen haiden, die sahent nit won an sinen gewalt,
und wollen dai heicären mit sinem gewalt daz Got nit mentsch möht werden,
si abtetent daz er gewalteklichen hymelrich und ertlich hetti geschaffen und
alle creataren, und sprechent also: als un/'i-SOymnglich daz ist daz ain zim- 5
berman werde sin selbes werch, als unmuglicb ist öch daz Got du creatur
werde die er selb geschaffen hat. und da mit gabent si ain trugenüch eben
masse der creatur ze Gotte, und woltent da mit bewärren daz Got nit mentsch
möht werden; won si sahent nit won an sin gewalt und eikandent siner
güti nit, du in twang daz er mentsch wart durch lins. sit wir nu gesehen lo
hant daz die haiden mit trugenlicher masse verierret sint, so sont wir uns
da vor behilten. wir sont nit allain sin gewalt an sehen, wir sont och er-
kennen sin wishait und sin göti, du in des betwang daz er mentschlich natur
an sich nam durch uns. daz ist vil war, mentschlich nature ist harte un-
edel und widerzäme gütlicher nature, aber sin giUi waz alz grOz daz si I5
ungelichü ding zesamen fögte.
Daz fünfte übel ist girde weltlicher richait. und da von sprichet {130 "^J
der wissag: ■dii weit ist glich ainem valle'. ir wissent wol, so man ain böm
wil vellen, so schrient die liite: fliehent! fliehent! daz öch der val iht be-
grife, ze glicher wis ist dii weit ain val, und schriet Got und du schrift 20
Aliü: fliehent! fliehent Ailn bald von der weit, ald si erschleht üch zft dem
ewigen tode ! alle die in disem valle verendent , die mflssent iemer buwen
daz hellesche rieh mit grosser arbait. und da von sont wir uns ziehen
von weltlicher girde, alz uns sant Augustinus leret.
Und sit wir niemer hailig mugent werden e daz wir gerainnet werdent 25
von disen fünf Übeln, so sont wir allen ünsern fliss dar zu keren daz wir
gerainnet werdent zem ersten von den sünden; won alz du mur schaidet daz
dishalb und enhaTb ist, also schaidet du sünde Got und die sele. dar nach
sont wir uns och rainnen von der vinstri des ierrens, du ist bezaichent bi
dem wölken 1130"/; won alz der bedeket der sunnen schin und ir lieht, so
also bedeket du sünde die gnade des hymelriches, daz der mentsch ir nit
gesehen noch enphahen mag. wir sont uns rainnen von der glichi der bildung
des tüvels. wir sont uns öch rainnen von der trugenlichen eben müsse der
3. n. w. d. m. B. ^w. bew. G, fehlt A. 7. selb fehlt G. 8. die AQZ. 9. »an
Binen g. an O. 10. üds| den mentschin . Incnivon 6. M. uns] iiDsir irlolBunge G. vil
feklf G. 15. Dfi harte w. G. 17. ist . de wir lazin sulne . S wir baiüc werdin . die girde G.
19. nidir uellin ö. 21. ald fehttG. 23/". wir — girde] ir ivch z. an rainö nri der «elte-
lidiir richait Ö. 25. daz fehlt G. 27. waa zp glichir wiao als G. 2§. der balp du
disehalp ist G. enbab Ä. dar nach fehlt G. 29, wir s. d. o. rainen G. 30. der] de
wölke 6. 31. efmde — byrnelriches] vinstri des ierrodia die himilscbaD gnade G. 32. Ana]
üuch ö. as. des tüvelB] alsc der tieuil dem mentschin uir laitit . de er de gotüche Uehl niemir
bescbowet 6. fins fehlt G.
204
J3. Von des nientwben hailikait.
. geschäft« zii aim schepber. wir sont uns rainnen von der girde weltlich«"
richait. so wir von disen fünf Übeln geraint werdent, so sint wir bailig,
und sont dennoht hailger werden.
Sant Johansen dem erschain ain engel, do er waz in der tögni, und
5 sprach: 'schrib, Johannes: die da haiiig sint, die sont noch hailger werden.'
nu sont ir merken: drier hant gedank die machent die sele haüig.
Der erst ist ain gedank den iins betütet ain hailger lerer, und spricht
daz ain ieglich gedank von Gotte machet die sele liailig. mfldl'Jtruvfea
dar an sont ir merken: alz vil der gedank an Got ist, alz vil wirt du sei
10 haiiig. laider na ist daz hertze so wilde und der gedank so witswaifig daz
unser hertze selten mit Got ist. und so der mentscli ietz wAnt daz er sin
hertz bi im habe, so hat es die weit nmb swaifet, nu hin liber mer, nu her
wider, und ist so wilde daz es nieiner kan gei'üwen. so man die metti an
vahet und der mentscli sin liertz uf hebet zu Gotte, e er iemer ainen vers
!5 gesprechi, so ist es enweg und swaifet denn allumb die weit, und ist gerait
unz an die laus metti e es iemer wider an Got gedenki. und so der mentscb
an sin gebet kuut und er sin hertz an Got gesetzet, e er denne iemer
gespreche Pater noster, du zwai wort, so ist aber daz hertz entrunnen in die
witswaifi. daz gebet machet nüt die sei bailig won alz vil der gedank
20 an Gotte ist. /131''/ die lüte die mit ir hertzen Got unhainlich sint, die
mugent des wol fürhten daz si der hj'melschen haiulichi mit Gotte werdent
verschalten; und sol dar umbe doch nieman verzagen, sant Paulus sprichet
ain troschlich wort daz dii schoss der wilden gedenke der sele nit vil scha-
den tfiut alle die wile untz es dem mentschen laid ist und in widerstat.
^5 in trüwen, wie kurtz der gedank an Got ist, so ist er doch ain anvang der
silssekait. da von sprichet her Salomon von den bynlin, daz hat ainen
kurtzen llug und ist doch ain anvang der süssekait. ze glicher wis ist och
der gedank: swie er zem erst unstÄt witswaifet und wild ist, so ist er doch
ain anvang der süssekait.
Äi Der ander gedank der die sele haiiig machet, daz ist der fliss, daz der
mentsch allweg in dem fliss si. alz dik so im sin hertze entrinnet in die
witswaifi dirre weit, so sol er mit flissendem gedank {131'] daz hertze
wider bringen ze Gotte, und an Got betrahten sinen gewalt, daz er hymel-
1. aim] dem G. vdb ouch r. G. 2. wU A 9. wiit ouch G. 11. w fehlt A.
13. wilde) wildir wit swaifi G. IB. bt denne gerait G. 16. mentsch fchll G. 18. dö
Kwai] de aine G. 19. Intrüwr. de gebet 6. hailicj sielic ö. 20. ir — eint] ünsiime
lierrin alec unhainlich sint rait ir bcrzin O. 24. widirslat . ufi de herze uon wit sweß an got
wiifit 6. 25. doch fehlt G. 26. her ffhlt G. den bynlin] aiin? aogil der hairii der
bin G. 27. ain fehlt G. 26. wilaw. u. w.] un wit swaife G. er doch] doch Ä, er O.
S2. Bo — gedank] mit ulierainden gedanbe . de ee denne GZ. tlissea dem, abgeaeUt
Ktgen äna Loeht» im Pergament A. SS), vn Bül a. g. b. G.
6. Apoc. 2'J, 11. 13 u. 16. melti ts( da» kirchliche Breviergebet der ^atutitt. laus i
der Landes. 23, vgl. oben S. 37 Z. 29 f. 26, BcA\. 11, 3.
i da»
58. Von des mentschen bailikait 205
rieh und ertrich und alle creature hat geschaffen von nüti , und daz er mit
sim gewalt ällü ding hat geordnet ieglichs nach siner rehten ordnang. und
sol denne betrahten sin gftti, du in betwang daz er in dis weit kam Ans ze
ainem löser. intrüwen; swenne der mentsche in sölicher betrahtung flissek-
lich bestäty daz mfiss mit grosser arbait beschehen und müss vil sere über 5
den lip gän; swer in disem flisse ze allen ziten sin betrahtung flisseklichen
bestät^ daz müss mit grosser arbait beschehen, und nach dem flisse enphahet
dö sele götlich s&skait da von sprichet der wissag: 'ich gedaht an Got und
kam des uberain daz ich niemer wil erwinden e ich kum in sine jüngsten
hainlichi'. intruwen, im waz da naiswaz widervaren dar nach im also not lo
wart er sprichet aber daz er sich [13 1"^] vil wunder sere dar nach müste
arbaiten mit dem flisse, denn wirt du sele süsseklichen getröstet, und der
fliss machet die sele hailig.
Der drit gedank ist ain frigü durch gesiht, du mit wundrung wirt ge-
henket in den Spiegel der wishait. daz er sprichet *fn', dar an sont ir mer- 15
ken daz der gaist reht fri müss sin von allem kumber, und sol also fri sin
daz er nit betrübet werde von des libes nature, won da müss aintweders
sin: daz des libes nature reht tot si, daz der gaist von im niemer werde be-
trübet, oder daz aber der gaist alz stark si daz er niht ahte uff des libes
krankait swenn daz geschiht, so ist der gaist fri. dar nach gat du durch 20
gesiht y daz ist also daz denn der gaist in der girde beschowet den Spiegel
der wisshait; daz ist ain friü durgesiht: so der lip den gaist nit betrüben
mag, so hebet er sich denne über ällü ding du [132''] under Got sint, und
beschowet denne an im sin gewalt, sin wisshait, sin güti, sin schöni, yröd
und ewekait, und wirt mit wundrung gehenket in den spiegel der wisshait, 25
und wundret sich sins grossen gewaltes, sin tüffen wisshait und siner un-
zallicher güti, daz si der so vil an im vindet und des noch tusentstund me
ist, des si vor vili nüt begrifen mag und ir der gebrest nit we tut. mit
der wundrung wirt der gaist erhangen in den götlichen spiegel.
1 f. daz — gewalt] sol denne betrahton den gewalt {l, diu wishait) . de er mit siner wis-
hait Q, 2. Statt sim gewalt würde man aus theolog. Gründen siner wishait erwarten, geord.
nnde ielichiz in sinir G, 4. irlAsere . Indise (An d. Z) betrahtunge sol der mentsche allin sinen
vliz kerin . de sin herze allewege an got betrahte G. Af. sAlicher — bestAt] disim yliz vi. stat G.
6/*. flisseklichen — beschehen] an got lait G. 8. s. die gotlichon Cr. vor ich] Donec in-
trem etc. G, 11. nach wart] de er § niemir wolti irwindin . ^ er kAme indie jungestnn hailkait
gotiB G, 11 /*. dar — denn] mfiz arbaitin . ^ er zeder hailkait kaeme . üfl darombe so) sol sich
der mentsche arbaitin . mit dem ulize der betrahtunge . wan nah der arbait G. 14. gedanc de
ist G, 15. daz er spr.] Nu merkint diu wort . ain vriv durhgesiht G. 17. da] der G.
18. si od' dz AG. 20. gaist] mentsch G. 28. er s. d.] sich der gaist G, 24. im — schftni]
got den g. ufl die w. ufi g. ufi schonhait G. 26. sin] sinir G. 27. daz — vindet] und wnderot
rieh de si so uil gAti ufi wishait . an im het begriffin G, 29. g. spiegel] spiegil der wishait G,
8. Ps, 72, 17.
I 206 ^!l■ Von deB mestBclien hailiknit ^^^^^^^1
Nu spricht saut Bernhart von vier beschöwden die du ael an Glot be-
schowen sol.
Du erst besch^wde ist sin gerihte. daz sol man an den dingen beschowen
daz er aim kindlin hymelrich git, so es erst geboren und getöffet wirt. ane
5 dienst und ane aller schichte arbait; und ain andern, der liht vierzig jare
Got hat gedienel mit ar/75ä°7baiten, die vallent an iren jüngsten standen und
werdent verlorn, öcb gescliiht daz vil daz mänger sin tage ain grosser
siinder ist gewesen, und an sira ende git im Got also grosse rüwe daz er
behalten wirt. dis ist alles ünsers herren tögenlich geriht. diso bescböwde
Kl wirt an gevangen in vorhte und wlrt geübet mit lobe und wirt vollebraht
mit wishait und wirt behalten in der demütkait.
Du ander beschöwde ist an Gottes gvtti, daz der mentsch sol beschowen
alles daz im Got ze gut hat getan, und du beschöwde raitzet in zi1 Gotte;
won enkain mentsch ist dem Got so liitzel gfltes hab getan, und erkanti
15 daz rehte, es miisti in niinuen von allem hertzen. da von sprichet der
wissag: 'herre, wie sol ich dir gedanken der gnaden iemer die du mir hast
getan ? ' her Job sprichet : 'herre, ich enmag dir niemer vergelten daz du
mir gegeben hast, [133'] engegen tusenden so enhab ich dir nit ains ze
geltenn'. uu sehent, der waz ain rieh man und hatte groz gfit und hatte
20 doch wider tusenden ains nit ze gebenn!
Dil dritte beschöwde ist züversiht des lones, dii bringet stät« öbnng der
tugend. da von sprichet sant Jeronimus; 'du zftversiht dez lones machet die
bittnm arbait sftsse und die swÄren burdi liht'. intrüwen, swer denn kuni
arbaitet, der gange in dis beschöwde, da wirt er getröstet von dem süssen
25 lone der nach der arbait gat.
DA vierde beschöwde ist dö hoch magenkraft. da sol du sei betrahten
wie alle engel, Patriarchen, propheten, zwelfbotten, martrer, bihter, mAgde
und alles hymelschez her ieglichs sinen sundrigen Ion und vröde hat an der
magenkraft. in dirre beschöwde sol dii sele gan von aim zfi dem andern
30 und sol beschowen wie der engel ist geschaiden von [132"] dem mentschen,
der meutsch von dem engel, dii magt von der witwen, der martrer von dem
bihter, die b;vschof von den martrern, und ist iegliches sunderlich gesundret
mit sim sunderlichen lone nach sinen werchen, und hant doch alle ain ge-
mainen Ion. denn sol du sele betrahten wie unser hen'e aim ieglichen engel,
1. spricht] Bchribit G. 3. boI mui] ai
6/'. der nallit a. siDir j. stunde a. ivirt i
13. und fehlt G. 14. gfltes] gnador
m h. Q. 17. Also Bp'chit h. J. G.
st ir G. dem dinge G. 4. de bimjlriche G.
. G. 7. alle Bine tage G. S. gewesen fehlt G.
G. 15. dazl ez 8i e. in] got G. alli
Ib. taainden die du mir best getan . so G.
IS f. ze g,] geltcnn A. ze gebinno G. 21. b. de ist G, eheneo 21). 27. engil . die p. die pr.
die zw. und alle m. ufi die rain(> insegedo G. 28. ünf Ion . v& sine Hundirliche vr, het . a. d.
groznn G. S2. die] der G. dem martiror G.
16. P». 115, 13.
l. oben S. 197 Z. 15. 26 f. vgl. unten S. 21S Z.lSf,
i
58. Von dea meotscheii hailikait.
ao7
ieg^Hcher sele gemasset und bescliaiden hat sunderlichen Ion in g:einainein Ion
an der hohen magenkraft. und daz sont ir wissen daz da enkain sundrung
noch enkain schidang ist, won an dem lone daz da ain ieglich mentsch Ion
enphahet nach sinen werchen. da ist der engel bi dem mentschen, da gat
it Witwe zu der mägde, die martrer zu den bihtern, und alles hjhnelsches 5
her gand alle zu enander und under enander, swie si went oder swie aü
lustet; da ist enkain sundrung, [133'] won swer Got aller serest hat ge-
minnet, der siht in dort aller luterlicliost. dis beschöwde bringt der sele
girde nach der hymelschen vröde. da von spricht sant Änshelm: 'o vil
hailgü angesifat, du bist ain völlü fdi- und ain obrostü wolnust und ain lO |
vollkomnii girde*. intrAwen, nu mag du sele nit allweg in der beschöwde
sin. si müss och her nider varen in die helle und da beschowen ünsers
herren rehtekait an der quäle und an der not der armen sele, und sol er-
birmde der über han. denn sol si beschowen alle creature und so! erkennen
daz äJIii ding von Got sint und wie Got an allen dingen ist, und in dirr 16 |
beschöwde sol si Got loben und erkennen an aller creature.
»[54.] Von galsehlletaem leben.
[lila aulem que surmni est Jhenisalem , libera est, que est mater nostra]
'Jherusalem, du da obnan lit, dii da fry ist, du ist unser müter', spricht
sant Paulus. 3
Dis ist gespro/i^J'/chen vo7i der himelschen Jherusalem; und sint vier
ding dar an. daz erst ist daz si hoch lit, und da von ist si sicher; daz
ander ist daz si fridbai- ist; daz dritte daz si fry ist; daz vierde daz si
unser müter ist. da bi merkent minne, won daz ist von nature daz du
müter minnen müz, si welle oder enwelle. und an den werten merkent wir 26
daz och minne da ist zä der hj'melschen Jherusalem. wir mugent es dar
t. uz geechaidiu G. gemainS A. 3. cakaiii fehlt G. 6. zd e. u. fehlt G. 7. eermt]
krefUlichiBt G. 8. in d*rt] got G. 9. sanC fehlt G. 10. w, Uli bist ain ff. 11. girde .
girlicMz antlöte . uö vrolicbiu girde 6. der] dirre ff. 12. beUe ug mfiz da ff. 13. sol
der menteche erb. ff. 14. eul sil boICd ff, ebenso 16. solt crk, ff. Ib. an] in ff. ist . v!i
wie iellfl dine von got geulozzin amt . und euch widir zu im vliezint nfl ff. 16. und — crea-
ture] an allir creature . uad aoll got irlsenni an allen dingin ff, dnrauf Z: de wir de Bcbowen
werden dez helfe vna got amen. n. Überschrifl fehlt ff WN, Dia sprichit eanto paulus (rot) Z,
Des snndagcs 120 halff vasten Phill. IS. Der lat. Text fehUA. In illa GZ. 19. Alsus
aprichit aanctus panlus . Jh. GZ. 19/: apr. s. P, fehlt GZ.
d. h. fehlt A. 21 f und — dar an] Nu merkint vier dinc GZ.
in de G. 26. mfltir ir kint m. ff, dem wone ff.
21. Diz wot
23. dritte ii
t GZ.
n. Bat SWdt findet »ich in ff BIS?'-, ZBIG?", BNr.lS, W Bl.lOl, S Bl.105'. Phill.
BII34I'; fehlt Arundel. — Vgl. datv Schönbach, Über eine Grazer Hs. lat. deutscher Predigten.
& 101 Nr. 105. IB. Gtüat. 4, 2H.
gajecbiichem leben.
1
I
an och wol merken, won da so ganzü vröd ist, da mäz och nÜDne sin; won
enwAre da minne nit, so möht och gantzer vrMen da nit sin.
Nu liset man och daz bi Jherusalein bezaichent ist dii cristenhait. und
da von sprichet sant Johans in Apocalypsi daz er sach ain nüw statt, du
s hailig waz and gezieret waz alz ain brnt engegen aira brütgom. dis be-
zaichent du hailig cristenhait: du sol gezieret sin alz ain brut engegen dem
brütgom: wan du erigtejikait ist du brut, und unser herre ist der brütgom.
nu wie aol disü statt gezieret sin? /133'] reht alz du h.fmelscb Jhernsalem.
und des haut wir urkände in hern Moyses buchen; da liset man daz unser
10 herre zu im sprach, do er in daz terapel hiez machen und er im seit wie
er es solle machen und zieren mit schilten uud mit umb hangen, do sprach
er ze jungst: 'mache alles daz du an mir sehist, uffe dem berge', dis be-
tütent die lerer und die maister also daz da cristenhait ist bezaichent big
der hjTuelschen statt ■
ifi Aber sunderlich und usgenomenlich ist gaischlicb leben bezaichent bi der!
hymelschen Jherusalem. Jhernsalem sprichet i-eht 'ain gesiht des frides', daz
ist gaischlicb leben; won da enist niht wen fride. und sol da nit sin nn-
fridc; won swa nit fride ist, da enist öch Got nit. sit nu Got niena wil
sin won in dem fride, spricht sant Augustinus, swer denne fiide hat. der
20 haisset und ist ain sälig mentsch, won er hat Got; der aber [133"/ an frid
lebet, der ist ain verfluchter mentsch, und ist Got von im geschaiden.
I An vier dingen ist gaischlich leben glich der hymelschen Jherusalem. ■
Daz erst daz ez höh ist, und ist da von sicher, gaischlich leben ist woQ
gelich der höhi, won ez ist erhaben über Allü irdeschu ding, sant Bemhart
25 spricht: 'gaischlich leben ist reht ain müssekait und ain rfiwe nach Gotte ze
gedenkenne, won gaischlich lebett ist reht ain leben des contemplierens*. daz
wort betütet uns ain hailig man und ain lerer und spricht: 'swer contem-
plieren wil, dez reht ist daz er mit stiter Übung in frier durch gesiht si
Got schowe in dem gaist, und daz er mit wnndrung werde geheftet an die
so götlichen süskait". nu sprichet sant Augustinus von der sele daz si statt hat
zwischent Got der ob ir ist, und der creatur du under ir ist. si ist alz edel
(134'} daz nihtes niht ob ir ist won einig Got. nu sprichet er: 'swenn si
sich bekeret über sich uf engegen Gotte, so wirt si entlühtet und wirt ge-
2. och — sin] nicmir ganiü uroude da werdin G. 3. dv A. 4. spr.) scliriblt G.
du er] Vidi civitatemi Banctam etc. Ich Q. if. du wc h. nad wc g, aJse G. 6/". cn^Ron
— brat fehlt A. 8. nu fehlt G. 9. bflche G. 11. machen uud fehlt O. 15. be-
zucbentbi; gelich G. le. reht fehlt G. n. enUt] inne ist G. \1f. onfride] wan vride O.
18. vor Bit] Swfi denne vride ist . ds iat o'ch got G. 19. denne fehlt G. 21. der ist]
d, haizit G. geecbaidin . vnde wirt ewichlicho von ime goschaidiu G. 23. cratu ist daz 6.
O'ch da von G. 26. g. leben fehlt A. 27. mau u. ain fehlt G. 29, daz fehlt &.
31, der o. i. ist fehlt G. du u, i. ist fehlt O. b1] wan du sele G. 32. u] dfi selc O.
33. gotte der ob ir iat so G. 33/', ™de gebraitet G.
4. Apoc.SI,S. 12. Exod.S5,40. SO f vgl. oben S. 190 Z.25ff.
a4. Von gaischlichem leben.
S09
braitet und wirt volbraht; swenn si sich aber her nider keret en8:eg;eii der
creatur, so wirt si erblendet und wirt gebfisret und wirt zerstöret', und alle
die Sünde die wir tünt, die geschehent dar an daz sich der mentsche von
Gotte keret an die creatur; won stündi dii sei alweg in ir statt entzwü-
schent Got und der creature, so gesiindettnt wir niemer. won sieh denu du i
Bele her nider keret und sich naiget an die geschephte, dar aue geschehent
all Sünde, da von spricbet aber sant Augustinus: 'went ir wissen waz sund
ist, daz ist daz sich der mentsche keret an zerganklich gut der creature
denn an daz obrost gut, daz von im selben gut ist, won unser herre Giot ist
aller ding flS4'] gflti'. und spricht aber sant Augustinus: 'ich erkenn wol l
daz ich gesundet han da mitte daz ich an der geschöpfte suchte daz ich an
dem schepher soll gesflchet han. ich suchte vröde, wolnust und güti an der
creature, daz solt ich han gesuchet an dem Ursprung alles gutes, daz ist
Got', sprichet er, "der ist «ölich und gelustig', als sprich ich: swenne sich
du sele genaiget under sich an die creature, so wirt si erblendet, daz si 1
die creatur minnet durch ir güti, und vergisset da bi dez besten gutes, von
dem aller ding gfiti geflossen ist. si wirt gebßsert och also daz si sunder-
lich Wollust suchet dar an daz selb nit vröde hat noch wolnust si wirt
öch zeretöret, won alle die tugend die si von dem obrosten gut enphangen
hat, die werdent zerstöret, also sprichet sant Augustinus: 'ich vand mich 5
selben daz ich verre von Got gevallen waz'. nu sprichet ain haiiger mau
über daz wort daz Got enhain ding [134' J von der sei scliaidet won
höbet Sünde: 'so tvirf die hobetsünde von dir, so ist Got aber bi dir', reht
alz er spreche: swer an hobetsünde ist, der hat Got, won Got hat die
sele also liep daz er sich niemer von ir ganzlich geschaidet won von i
höbet sdnden; swenn du geschiht, so mag er da nit me beliben. so sich
denne du sei genaiget an die creature und Got versmahet und ir selbes
wirdekait, so sol si widerkeren und sol sich vinden in der beschöwde und
sol sich erkennen daz si gesundet hat, alz er da vor sprach: 'ich erkenne
daz ich gesundet han, daz ich mich von Gotte kerte an die creatur'. und i
so sich denne du creatur vindet daz si von Got gevallen ist, so sol si
wider keren und sol sich an daz obrost gut heften, von dem si gevallen
waz, und aol denne vast stan in der statt entzwüschent Got und der
creature, und sol denne uf heben ir liertze und ir creatürlich girde und irs
hertzen ögen in dem conteni/i5^ "Vpli^renn , und sol Got an sehen, der ain i
güti aller güti ist und von dem ällü gfiti flusset. so si in denn an gesiht
3. geschehint alle dar an G. 6. kerel n. sich fehlt O. 8. m. me korit G, göti G.
S. got der igt Ö. I2f. vro'do vnde wollust a. d. er. vnde güti . daz solle i, Bflchin ff. 18. gi-
chet A. 14. ich denne , swenne O. 16. da bi] andicre g^ti G. IS. noh wollaet . wan aine
entlebiode wollu« G. 20. spriciiet A. 2a. bo — sfinde fehlt A , Abir {L Übir) daz wort apri-
chit B. Augustinus so w. d. ho'b. s. G. vön] abi G. 25. ir] der sele ff. 26. so sieh]
Swenne sich ff. 31. creatur] sele besser G. waz O. 33. der st.] ir st, G. 31. creatör-
Uch fehlt Ö.
I>««Hha TiitB im HittaWten X. 14
210 ^« Von gaiBchlichem leben.
und hIcIi an in geheftet mit dem willen daz si iemer an im haften wil, dar
nach heftet si sich an Otot mit wandrang siner gbti und siner wishait and
HinH gewalteSy und wirt denne erlühtet von der vinstri der sonden, da von
Mi waz erblendet, du vinstri wirt erlühtet mit dem liehte siner schönnen
A gothait und wirt gebessrot mit siner gnade und wirt voll braht mit siner
iViun güti. nu sprichet sant Bernhart: "mentsch, wilt du mit 6ot haimlich
Min in der contemplacion , so solt du mit dim hertzen gerne aine sin und
Molt Mlii ding von dim hertzen schaiden won 6ot allaine. wie reht nötz daz
Mi, (lai waisH ich wol', sprichet er, 'won ich han es dik befunden', dar omb
U) Mont ir i\ch Hissen daz üwrü hertzen lidig sigint, [136'/ swenn ir Got
Mohowou wellent in der contemplacion. won ze glicher wis alz die ogen ge-
Inirot woixient von den wölken, daz si nit gesehen mugent der sunnen lieht,
hImo lon^t kumber und lerganklich ding die sele, daz si Got nit beschowen
inmr iu dor tAgeulichen beschöwde. du sei sol allain mit Oot bekümbei-t sin
u \\\\\\ mit tiiirt^uilou und sol betrahten wie si in allem Urem lebenn ällu ir
Nvoh^h mit tuirt^ndou volbriug(\ und sol Got erkennen and loben an aller siner
tfnMoho|)(\U^ hio von ist gaischlich leben gelich der hohen statt Jherusalem.
wuu nl« k\\\ hymoKsch Jherusalem erhaben ist und geschaiden von dem ert-
rii^li, hImo hoI ilor gaischlich mentsch erhaben sin und geschaiden von allen
'M\ IrilnHolion ilinirtMh und da von won disü statt hoch ist, da von ist si och
kMM\ MWot* uff dem ertrich belibet, der wirt entrainnet; swer sich denn
hin \\t Uobtit^ (l«r blibet [136^] raine; swer och denn rain ist^ der blibet in
Hi(^ht)ilmit. galHchlich leben und h;^melsch leben sind reht nifden. si hant
vil uaoh glich namen: celum et celto, und sint och glich an den dingen die
'4h Aiwm Mint, der hymel haisset dar umb ain hymel won er ist gesundert von
dbiii ertrich. also sundret gaischlich leben den mentschen von der weite und
von allen bAsen dingen die in der weit sint die engel sint u^onende in
dbui cloHter alz in dem h^el, und wil daz sprechen daz daz nnmuglich ist
9. vnde dar umbe Q, 10. üwir herce 1. ai ö. 11. die fehU Ä. 16. mit tag,
f§hlt G. volbringet A, volle bringe G. sol — und] swie si got irkeimet inallen dingen.
da man geho^rin aide gesehin mack . dar an sol ain gaistlich mensche . vnde ain saelich mensche
alUn sinen komb^ legen . vnde sol got G. 19. allen fehlt G. 22. hin fMt Q. 23. vor
gaischlich] Nu sprichit . s. BHi. daz gaistlich lebm ist gelich der himilschon stat . vnde q>richit G,
vnde daz h. G. 24. celü AG, cell'v Z, cella W, 25. wände er virbirget . vnde ist G,
26. sundret g. L] ist g. 1. sprichit er . daz virbirget vnde sundirot G. 27. vö ende A,
21 f. die engel — sprechen] Wan gaistlich lebin sprichit er ist rehte ain mfizichait . nah gotte ze-
gedenkinne daz ist ain reht werck übir ellü werck daz man gotte ane hafte mit gelüste . vnde
mit begernnge . also daz der mensche enhain dinch minne noh woUust sftcke . noh haige . wan
alnigon an gotte . vnde ellü dinck in gotte . vnde dur got . vnde swenne daz geschiht q>richit er .
•o wU ich dar baitliche sprechin . daz die engil wonende sint in der oelle . vnde in deme clo^stir
indeme himUe . Div (sv Z) vamt von deme gebete mit deme gaiste in den himil . vnde abir
k wil das q[>rechl sprichit er G(ZW). 28. ist sprichit er G.
'. 8. 83 Z.8f.
54. Von gaischlichem leben. 211
daz dehain mentsch nss dem closter ze helle vare; und wil üch sagen war
nmbe: ist joch dehain bös wiht drinne, der dem tüvel ze taile werden sol, der
mag da niht bliben nntz an daz ende, won (xot wirfet in us. und blibet
nieman drinne nntz an sin ende, won der er weit ist von Got. won alz der
kärker ist dem gevangnen, also ist daz closter dem der angem drinne ist, 5
und ist im da [135^] zelle alz dem lebenden mentschen daz grab, der aber
gerne drinne ist, dem ist es ain blAgendes paradys. und da von ist du
h^melsch Jherusalem glich dem closter.
Daz ander dar an daz closter glich ist der hymelschen statt, daz ist
firide. nu sint drü ding, du haut frid zerstöret, daz aine ist ungelichi dez lo
gutes, daz ainer me hett denne der ander, und ainer ze vil, der ander ze
lützel. daz ander ist missehellung des willen, daz dritte ist ungelichi der
Sitten. dis6 drä ding sint von gaischlichem lebenn geschaiden; won waz
dehainen unftid gemachen mag, daz ist alles iur sehen, daz gut ist gemaine,
und git man ieglichem nach siner notdurft, won ungemaini dez gutes machet 15
unfrid. also sprichet ain wiser man, Seneca: 'der uns nit won zwai wort be-
näme, so wärent wir alle mit fride, daz nieman spräche: '^dis ist min und
dis ist din"!' won [135'^] nu der frid da von zerstöret wirt, so sol in
gaischlichem leben allez daz gemain sin daz si haut: swaz aines ist, daz daz
si ir aller; und swaz ir aller ist, daz daz si ains ieklichen. man liset in 20
der zwelf hotten buch: 'do sich du cristenhait zem ersten häb, do kament si
alle die sich bekertent zä den jungern, und brahtent allez ir gut und laitent
ez zä der junger fbssen, und tailtent si es ieglichem nach siner notdurft'.
und also sol ez noch sin in gaischlichem leben: da ensol nieman haben de-
kain aigenschaft und sol allez gemain sin. nu welli Got daz ez also si! daz 25
ander ist missehellung dez willen, daz ainer nit wil daz der ander wil. dez
enist och in gaischlichem leben nit und sol och nit sin, won si haut iren
willen gegeben in ains andern willen und dem gehorsam ze sin an Gottes
statt, da von sprichet sant Augustinus: 'dis ist a\\Bifl36°Jne rehtü gehorsami,
du weder willen noch Unwillen hat', der mentsch der ainvaltklich gehorsam so
ist, der wirt engegen Got andähtig und wirt an sinen werchen dem&tig und
wirt an allem sim leben ain minnsam geselle allen den die mit im wandlent.
1. wil ü. 8.] sagen iv G. 8. won 6.] got der O. 8/1 und — sin] wan ez ist vn-
mngelich . daz dehaine belibe in deme clo^^stir unz an daz G. 4. wart G, 5. k&rker ist
ist A, gevagnen Ä. 8. aime clo'^stir . vH hain rehte aine nüftilschaft vnde hainlichi zain andir
dnr die gelichi dez lebinnes G. 10. a. ist] aine Äy ist G. 11. uil vnde der a. G, 15. sinen
no*tdürften G. 16. won zwai zweimal Ä. 18. sol] ist Gt darum fehlt 19 sin. 19 f. daz
daz si] daz ist beidemal G. 21. der — bäch] actibus apostolorum G, 22. alle zä den j. die
sidi zer cristenhait becherton . vnde G. allez] alle G. 28. sinen no'^tdürften G, 24. sol]
ist, darum fehlt sin G. ensol n. h.] enhet nieman G. 25. and — si fehlt G. 27. und —
sin fehlt G, 28. andern fehlt fälschlich G. 81. demätieliche undirtsenich G,
21. ÄcL 4y 32 ff. 29. vgl. oben 8. 112 Z, 15 ff.
14*
212
54. Von gaiaclilichem leben.
daz dritte ist ungelichi der sitten. und daz ist in gaiächlicliem leben nit.
won si habent und sont Iian glich Sitten : sament uf stan , sament nider
gan , vasten glicli , essen glich, man list in der zwelfbotten buch daz si
hattent alle ain sele. daz ist alz vil gesprochen alz ain gemüt«, daz si
I G alle ainen willen und ain gemüt hattent in Got. also sont och all gaisch-
lich lüte ainen willen und ain gemüt han in Gotte, und sol sich ain ieglich
brüder flissen den frid ze belialtenn mit den andren brödern. swenn si
denn in dem frid siut, so sint si in Gotte. nu spricht sant [136"} Augu-
stinns: 'ich wil üch sagen waz frid ist. frid ist ain Interkait der sinne, ain
10 senftekait dez gemütes, ain ainvaltkait dez hertzen, ain baut der minne,
ain gesellschaft der liebi. frid benimet krieg nnd schaidet ürlüg und stillet
zorn und drittel die hohfart under sich und höhet den demütigen, si ge-
stillet misshelli nud süunet vigintschaft ze frimtlicher liebi. und allen lüt«n
ist ez gevellig. frid engert nit fr6mdes und behaltet nit aigens. frid wil
1^15 nit hohfertig sin. swer frid habe, der gehalte in', sprichel er, 'swer sin
nit habe, der sflche in; won swer an sim ende funden wirf äne frid, der
wirt vertailt von dem vatter und wirt enteret von dem sune und wirt
gesehaiden von dem hailgeu gaiste'. nu sont ir üch flissen daz ir rehten
frid behaltent; won hettint gaischlich lüt unfi'id, daz wäre in ze wissenn
|S0 me denn andren lüten, won si der ding nit hant du den un/i56'7frid
macbent. nu mag das kum sin daz der mentsch frid muge haben und be-
halten mit andren lüten, man bebalte in Och an im. und dar umb sol sich
ain ieglich brüder sunderlich dez dissen daz er den frid behalte zem ersten
mit siner maisterschefte und dar nach mit ieglichem brüder sunderlich: won
|s alle die wile so frid under in ist, so ist och Got under in; und so denne si
den frid verlierent, so hant si och Got verlorn, sant Angustiuus sprichet:
'frid ist daz beste klainot daz Got uff ertrich ie gegab.' und da von sont ir
üch ZB allen ziten äLssen daz ir den frid behaltent, den Got sinen jungem
gap, do er in erscbain nach siner nrstendi.
1. dritte daz ist G. ungelicbi — 3 c«Hen glich] golichi d. e. daz ist o'cb in g. 1, daz m
^^emaine vnde geliche Bitte bant . sü staut samit vf . vnde gaiit samiot nider . siv vastent gelidi -
vnde ezsint gelich . vndo alliz daz siv tönt , daz tönt siv in gemainime sitte GZ. 3. der —
az] actibns apostolornm von den iangiroo G. 4. aJz vil] also G. alz ain g] ain gerofitc . daz
it also G. 5. odi all fehlt G. G. Iflte fehlt A. 7. awcBtir U. feniininum durchweg auch
n folgendem 23. 24 G, broder Z W ebauo 23. 24. 7 f. den fr. — sint w] daz si den vride be-
halte (behalten Z) mit dien swestiron (andern Zi vnde mit iegelicbir sweatir (iegelichira broder Z)
Bundiriieb . so ir denno in d. fr, s. so eint ir G. 8. denn in fehlt A. 9. Fride daz ist G.
13. Bftnnetl fflgit G.
. de si den vr. behatten Z.
lit titlwoii vndir iv bant . a
27. vf daz ertr. 0. da
12. die deiiifitiRen G. ü] vride G.
G. 21. haben und ffklt G.
: (vnze ir Z] vride vnde liebi
r. virlierent . s. h. ir o'eb G.
39. inen vor itBchaio O.
Mf. '
25/: wile
i. g. vndir iv .
□] dar vmbe O.
9 f. vgl. oben 8. 137 Z. 19 ff.
54. Von gaischlichem leben. 2
itte dar an sich gaischlich leben gelichet der hymelscben Jhe-
'tusaleni, daz ist frihait. nu möhtint ir sprechen: 'wie möhtüit wir ir geli-
len an frihait, wir sint doch ine betwungen denn ander lute?' na merkent
[drö ding dar an [136"] wir sont sin fry.
Daz erste: wir sont fry sin an dem willen, daz ist also daz wir Gfot #f
'sont dienen reht frölich mit rehtem fryem willen unbetwungenlich. also spri-
chet sant Augustinus daz wir nit sont dienen alz knebte die von vorhte
dienent, wir siillent reht dienen von fryer minne, alz du kint du Got ge-
sondert and erweit het von der weit blinthait. ii' sont Got so frilich
dienen daz üch nut so vast twinge zii sim dienst so sin wirdekait, sin lo
sch^nhait, sin ewekait und sin fry güti. sit sin gftti, sin wirdekait so groz
und so fry ist, so sont och wir im reht frilich dienen durch sich selben,
soltent wir da von niemer Ion enphahen. und wissent: swer Gotte dienet
also, der enphahet grossen Ion von sinen wercben und vil grösser denne da-
von vorhten dienet, sant Paulus predigot ainest sinen jungem 113?°} und is
sprach: 'liebA kint! lobent Got und dienent im flisseklich und andähtklich
mit grossem flisse, und merkent waz schaden üch da von widervert ob ir
ez nit tftnt, in triiwen, er nimet üch die gnade und wisget üch dar umbe'.
Du ander fryhait die wir gaischlichen lüte sont bau, daz ist daz wir
sont sin von jamerkait. nu merkent daz: waz jamerkait ist, daz kumet so
'on minnen. und sag üch wie: swaz der mentsch minnet in der witen
'elt, dar nach hat ez ocb jamer, es si fründ , gut oder weltlichü vröde,
id kurtzlich gesprochen: swaz ez minnet, dar nach hat ez och jamer; won
wir es imme unmäre, so hetti ez kainen jamer dar nach, nu sont wir fry
sin von der jamerkait dirre unstäten weite, daz wir enkain ding sont minnen tüM
so vil daz wir ibt vi! jamers dar nach habe, stirbet unser [137"} frünt,
wjrt er gevangen oder erschlagen oder swie ez im ergät, daz sont wir allez
an Got lassen und sont Got über sü bitten; won swaz wir dar zfl tätint, so
wÄr ez doch geschehen, und sol sich der mentsch denn demütigen under Got
und sol sinen willen in Gottes willen geben und sol gedenken: sit Got dis ul
hat verhänget, so ist ez Och sin wille; swaz denn sin wille ist, daz sol och
min wille sin, won wie sere ez wider minen willen wir, so war ez doch
1. dar an g. I. gciich ist der G- 2 /'. wie mugen w. ioen gelich Bin G. &- erete
ist G. bf. dan wir rehte von vrigen willen vrilJche gotle eun dienon vnbetw. G. 7. vor
vorhten G. 6. ir eunt G. U/". ain g&ü vnde sin w. also groa ist . vnde G. 12. reht frUt G.
12/', seibin . vnde b. w. o'cb niemir 1, dar ninbe enphSn von vnaim arbaiten . vnde von vn-
finat dieoete . to soltin wir doch göt ietnir minnon . iemir lobin . goite dienon dur Mne vrivn
göti . Vnde G. 18. lan A. H. und v. gr. fehlt G. 16. spr. bIboh G. 18, dar umbe .
vnde dar vmbe sun wir gotte gerne vritiche dienon ff. 19. daz f(hU Ä. 22. ea si fr.] Minnet
der mensche vriunde aide G. 2S. geepr. ew. ei] swaz der meneclie G. och fehlt G.
24. wir fry] ir das raerekin . daz wir vri sun G. 26. wir fehlt fältchlkh G. Tl. alles
fehit G. 2S. eüj Ir sele ff. SO. sol sineQ) sinen G. äl. denn ain] denne gottea G.
re] verro G. willen doch wäre G.
214
54. Von ^iBchlicbeu leben
g^escheheii. and so ez der mentscli doch mit niit erwenden
vil genier durch Got ez lassen denn dar umb daz ez sin niht erwenden
mag. Ton dirre jamerkait sont wii- g&ischUchen lute fiy sin, also swaz uns
geschehe oder swie ez uns ergauge, daz wir dar umbe nit jamerkait habent.
B won alz vil so wir von der weite erhaben und geschaiden sint mit [IS?']
dem Übe, also vil sont wir au lügenden und an liertzen gegen Got erhaben
Bin, wir sint der weit tot und sint verwoifen und versmAhet von allen
den die die weit minnent. nn sont wir aber allen ünsern fliz dar zü keren
daz wir in Got leben, also spricht sant Paulus: 'ir sont Got leben
gaiste nnd sont die weit versmahen, alz si iich versmahet hat', swenu
die weit reht versmahent, so sint wir fil von jamerkait. so mugent
sprechen mit sant Paul: 'uns ist dii weit erhangen, und sint öch wir
hangen', reht« alz ob wir sprächent: uns ist die weit also bitter widerzäme
und alz unmäre an si ze gedenkenne und mit ir ze lebenne, alz mit dem der
5 erhangen ist, und sint och wir ii' alz widerzäme und alz unmäre alz wir_
erhangen wärent. sit si nu uns versmahet, so sont och wir uns ir bdiei
daz wir si iht minnent. [137*] daz ist hailgü hohfart, so sint wir fry
jamerkait.
Du dritte frihait die wir haben sont: daz wir fry sont sin von welt-
licher vride, daz wir och ir iht gereut, und von wolnust dez libes und
von allen den dingen die fms ze schulden naigent. swaz wir och sünden
habent getan, der sont wir öch fry sin. won swenne der nientsch die ruwe
hat daz im lait ist daz er Got ie erzurnde, und denne den willen
hat daz er sin sunde bihten welle, so enphahet Got sin rüwe und vergit im ,
i zehant alle sine sünde. haut wii- denn gebibtet nnd ist ans lait daz '
Got ie erzuiTitent, und hant öch dez guten willen daz wir ez niemer i
wellent getiin, so sint «-ir fry von schulden.
So git uns Got och t^lich luafte und sterki daz wir mit siner gnadl
bestandent an rehtem lebenne und an lügenden werdent gesterket, won d^
) werch [138'] dii von lügenden gant, da mit werdent die tugend all gefftr«
aem
zäme
der
_ wir^^
2. luün . vode dur sine tvfpnde rehte rrclidie . denne O. ez sin] eiz O. 3. i
der Q. gHbtlichin lüte G, gantzlichen lut' A. h. von fthlt O. 6. an den t. i
le h. G. 7. sin . Vnde alae wir in lio'hirme lebinne vor dien löten schine . also eun wi
gotte iahohin tugindeu Bchinen . Wir G. 10. v^BinahC' ao sint wir fry ak si A. üi
ivch O. 12, tina] Dir (/, Mir) ß, ebenso 13. wnt — ir] ich bin der weite rehto Ö. 13. ob!
fehlt G. bitter] gar G. lif aint — wftrent] bin och ich der weite alse unmxre vnde also
vngehCrc olse och der irhnngen ist G. 16. nu fehlt G. ir fehlt G. 17. iht fehlt O.
n fehlt G. 19. daz — von] daz ist vri von schulden . dai ist wir Bun vri ein vor girde G Z.
20. daz — gcront fehlt G. 21. sundon widir gotte Q. 24. nacli hat] de er ez tüemir wdts —
getOo . Bo enpLat in got . vnde virgit itse alle aine Bände . Ain hailigir mui aprichit . Swen
der meoBclie willin het G. 2B. guten] statiu G. rae /eWf ß. 27. wir fehlt A.
ocb g. allir tÄgilich ö.
. Aimchlull nn I. Cor. 3, 13; 4. 13; I. Joan. 3. 15?
12. Gal.6,14.
54. Von gaischlichem leben. 215
und wachsend, und sprechen! die maister und die lerer: 'swer ain tugend
hat, der hab die tngent alle*, unser herre güzet die ^upen^ sament in die sele.
nu ist ain schidung entzwüschent den tugenden und iren werchen. du tugend
daz ist minne, so ist minne ain werch der tugend. also ist ez umb all
tugend; won ain ieglichü tugend hat du werch da mit si sich übet, und 5
von aim ieglichen werch da zö enkain tugend wirt furbraht, da von wer-
dent die tugend alle gesterket und gefüret, rehte alz ir sehent daz der
lip gesterket wirt von der liplichen spise die der mund enphahet, also wer-
dent die tugend all gef&ret und gegossen von den tugenden iegliches werches.
die tugend sint alle gelich groz, si sint aber an aim schinbärr denn an lo
dem andern, alz ir dik wol sehent [138"] daz ain mentsch besser ist und
kreftklicher werchet mit sinen tugenden denn daz ander, dez tugend sint
6ch grösser, also won es si me übet, da von wachsent si. der och sin
tugend nit übet, an dem wachsent si och nit sit nn tugend alle glich groz
sint, so enphahent si och alle glichen Ion. und da von sont wir alle tugend 15
gern üben, won unser herre lonet uns gehorsami alz wol alz contemplierens.
er lonet demütkait alz miltkait und gedultkait alz wol alz gebißttes, alz
andahtes, so wachsent si öch alle von ainer alz von der andren, und da
von mugent wir si öch alle gelich üben gerne, nu wännent etlich lüte
daz Got enhain ding so liep si noch enhainer tugend so grossen Ion gebe 20
so contemplierenn und gebette und andaht dez enist nit. er git ieg-
licher tugend glichen Ion, und da von sont wir gerne ieglich tugend üben,
und der die tugend fl38'J alle übet, der ist aller loblichest vor (Jotte.
nu merkent zwai ding an der tugend und öch zwai an dem werch der
tugend. du tugend tat zwai ding in der sele. alz schiere so unser 25
herre die tugend in die sei güsset, so ist daz ir erst werch daz si alle
höbet Sünde us wirfet; won höbet sünde und tugend mugent niemer enkain
stund bi enander bliben. swa och ist höbet sünde, da müssent die tugend
I. wahsinde . vnde ainir iegelichir tuginde werch fflrot die tuginde alle O. die 1. swer]
grozin 1. daz die tuginde alle gdich sint an aime iegelichin menschin . Vnde swer och G.
2. alle — tngent fehlt A. 8. iren w.] den w. der tuginde G. 4. so i. m. fehlt A, 8. ge-
sterket] geffirot G. 9. wtch werches] vnde div tugint wirt niht allaine gemsret . vnde ge-
sterckit . div ir werck vbit . nv werdint alle mit ir gespiset . alse elliv div lit (gelit Z) von der
q>i8e gefftrot werdint . die der munt deme libe ^t G. 10. groz an aime iegelidiin menschin G,
II. ist denne der andir . vfi G. 18. vor der] doch sint die tu^^de alle geliche groz an
üne . vnde wahsint alle mit ain and^ . vnde swer aine tugint übet . so wahsint siv alle mit der .
Der mensche G. 14. sit nu] ist ain tagint groz an mir . so sint siv alle groz an mir . swie
ainiv an dem menschin ist . also sint siv alle . Sit denne die G. 15. so — tugend] vnde siv
alle gelicliche Ion enphant . so sunt wir siv alle gelicliche G. 15/1 aUe gern tugend vben A.
nf. miltkait u. alz ged. abs wol geb. a. and. Ay gedultichalt . odir irbermichut . also wol
so geb. aide a. G. IS f. und da von] so G. 19. öch fehlt G. 21. vnde von gebette G,
er g. i.] vnsir herre git vmbe iegeliche G. 22. da von] dar umbe G. ir G- 23. alle
gelicliche übet G. 24. den werckin G. 25. tünt G. in fehlt A. 26. si zehant alle G,
27. wiifet] tribet G, tuginde die enmugen G. 28. stund] wile G. swa 0. h. sint da G,
*
216 ^i- Von ^scIilicheiQ lebcD.
entwichen, daz ist daz erst« daz du lugend siinde vertribet von der sele.
daz ander ist daz der Ion aller gemessen wirt riaeh der u-izze der tugend: ist
du tcizze so groz, so wirt och der Ion groi, won nacli der grössi der tngend
wirt öch grosUch gelonet. der tugend wereh tunt öch zwai ding in der
S sele. ains ist daz von ieglicher tugend werch die tugend alle werdent ge-
fiiret und gesterket und gemeret. und so der mentsch ie me die tugend übet
mit den werchen, so im Got ie nie tugend und gnade git. daz {ISS'j
ander ist daz dii selben werch die sünde tügant, und minrent die wisse die
der mentsche solle liden nmb die sünde; won daz mäz sin daz ain ieglich
mentsche allez dez gewisget werden müz daz es ie getet, aintweder hie an
dirre weit oder aber in dem vegfiire. swer denn dez vegfüres welle über
■werden, der sol die tugend dik und vil üben mit den werchen, so wirt er
fri beidü von schulden und von wissen.
Daz vierde dar an wir glich sont sin unser müter, der hymelscl
5 Jerusalem, daz ist minne, das wir alle enander müterlich sont minnen.
herr sprach zu sinen jungern: 'minnent ir mich, so minnent ir alle enander
minnent ir aber mich nit, so hassent ir enander*. nu wil ich üch drü urkund
geben an der minne die ir zu enander ha//59"7bent. daz erst ist ob dir we
tut dins eben mentschen kumber libes und gutes und hertzen, und swaz im
wirret, daz solt du mit im tragen, also spricht sant Paulus: 'wir sint alle
der cristenhait gelider; und swaz mim eben cristen wirret, daz sol och mir
wen-en, sit er mi« gelid ist und ich daz sin bin', also, sprich ich denne, sol
ain ieglich brfider mit dem andern liep und lait han, sit wir alle ains libes
sint. daz ist ain zaichen der minne. daz ander ist ob ich sin arbait trage
i und im hilfe. also sprichet sanctus Paulus: 'ir sont enandren alle burdi tragen",
über daz wort sprichet du glose: ' swenne dir din bräder sprichet oder tut
daz dich betrübe, so sott du dergegen gednltig sin und solt gedenken er hat
ez von krankait getan; so er sich nu ietzent bedenket [139^] daz er
hat getan, so wirt ez im lait.' und also sol sich ain ieklicber erbarmen
che^H
uso^^l
ibe^H
1. viitribent O. 2 f. nach — groz fehlt A. Statt wizze 2. .1 sollte man eher maze oder
grfiBzo erwarten. 3 f. won — groslicb] awie div wiize der tuginde ist . also wirt dir G. 5. von
ainrc iegelichir G. 11. welle mit gat«n weichin . aide G, 12. wordin zenre weite . der sol
eine t. G. wirt er| werden wir G. 19. dins e. m.] diner swesdr m. im folgenden Femim-
nam bis 217, 19 G, dines prüder W, diner swestir oder dine« brod' Z. und gfltea fehlt G.
19. lu im] ir G, in Z. 21. eben er.] bcfldir aide miner swestir GWZ. 22. er] äi Z. mir .4.'J
dnz Bin] ir gelid GZ. 22f. denne daz ain iegelich sweetir (brodir Z) m. der andimn 1. u. t
sol lian G. 2if. ein — hilfe] ir helfe ir arbaite tragin G, ebenao Z, da» demnach im Fe
ziuOckfälU. 25. P. Alter alterius . Ir e. alle ainre andirre burdi tr. GZ. 26. bröder] sweetir i
prüder W, ebenso Z jedoch teilweise mit folgendem Fanininuni. 2". dergegen g. 8.] ir isin i
kranchait mit ir {so awA Z) tragin . daz da da engegin gednlticb eieet G. TA. ez ir vil lait £
legelicb sweetir G, i. prdder W, ebenso Z, jedoch mit tMchfolgendem J^ttmintnunt.
16. Joan. 14, 21/f.; I. Joan. 3, 2}.
25. Gal. 6, 3.
\kf. vgl. oben S. 175 Z. 26ff. 20 f /.Cor. 12, 2t^
54. Von gaiBch liebem leben.
217
Mz andern krankait und sol sin hiiten mit worten und mit werchen. won
er liht aines kranken liertzen ist von nature denn ain andre, da von sol
er sinen brüder sin kiankait helfen tragen, daz ist ain zaichen gaischliclier
minne, die wir zii euander sont han. daz drit ist daz ich mius bröders
wunden hauen sol. daz ist also: swaz er tut daz er nit tun sol, dez sol ich 5
in straffen dar umb daz er gehailet werde in siner sele, und sol in alz
gaischlich minnen daz ich me minne sin sele denne sinen lip. und swaz in
an siner sele verwunden mag, daz sol ich im offnen, und sol ez dar umb nit
lassen ob ich mich versih daz er beträtet werde, won ich sol im me ahten
und an sehen siner sei schaden denn sines libes betrübde. also leret uns M |
sant Augustinus, won ist [IS'J'J ez im joch zem ersten lait und betrübet in,
so er sich denne bedenket daz ez im nütz ist an der sele und daz ez durch
g&t ist beschehen, so ist ez im liep denne; won den mentschen betrübet
von menlsehlicher krankait mäuig ding daz im dar nach vil liep wirt daz
ez im geschehen ist. won daz du krankait der natur alz groz ist an den W j
meutscben daz ez ungedultig wii-t, und verstat sich doch wol daz ez im
durch gut ist geschehen: die krankait sout wir alle an enander verstan
und erkenuen, und sol dar umb enhainer den andern hassen, won er sin sele
lieber hat denn sinen lip, won du minne ist reht gaisehlich.
Nu merkent fürbaz: 'Jherusalem du da obnen lit, du da fry ist, du ist M I
unser müter'. dis wort merkent an die hymelstat zä der wir naiswenn sont
komen mit fröden. in der statt sint du selben drü ding du da vor bezai-
chent sint an gaischlichem lebenn.
Daz erst ist daz si hoch ist, und da von ist fl39y si sicher, du
sicherhait du in hymelrich ist, du ist dar an daz du sele von Gotte nlemer i
geschaiden mag werden, sümlich lüte eprechent, swa sich der gaist ze ainem
male hin kere, daz er da stäte belibe, daz er sich nit me muge gewandeln,
und bewarent daz da mitte: do sich daz erst ftrlüg hflp in hymeiriche, do
kertent sich etlich enget an Got und etlich von Gotte. und also sü sich da
kertent, dar an sint su st4te und gewandient sich niemer me. nu ist dei' M J
tüvel und die engel und du sei glich an der natur; nutz aber dn sei bi
dem lip ist, so kert si sich wol swar si wil; swenn si aber von dem libe
1. werchin . daz si ir vergebe . wan G. 2. ainfis fehlt G. kranckirs G. B, er— tragen] A ir
(ai ir] ir aweBter Zi ir kr. b. tr. daz man A buI übir eehin QZ, \f. daz dr. — sol h.j Di? dritte
mioDe ist das du dincr sweetcr w. h. solt GZ. 5. swaz er] Swaz din Bwe«tir GZ. if. sul ich i.
Str.) aolt da Hl rflgen GZ, 3, Person Singular bis 9, II. an ir sele G. h. solt du ao ir offinon .
daz si gehailit werde . vnde G. 9, daz si da von betr. 6^. im fehlt G. II. won] Div (i. Dv
mit Z] soll sprichit er diner sweetir wndan offinon . dar unbc daz ir sele niht uirderbe in den sün-
don . vnde solt si also gaistlicliB minnon . daz [de du Z) nie an solt sebin ir sele bail denne ir
libes betrQbide GZ, \f>. den A, dem G. 'lü. Jhenisalem fehlt A. 21. himilschnn atat Q.
26. Ifltel maistir G. 28. bewa;rint O. 30. aisie beliben vnde G. 81. der engil ff.
3. vgl. S. 17G Z. 7. if. vgl. oben S. 195 Z. 9
l oben S. 5i Z. 31 ff.
218
54, Von gaischlichem leben.
schaidet, so enmag si sich nit nie gewaiideln denn der engel oder
tövel, also sümlich maister leseDt und jehent. und swar du sei denn keret.
so si von dem Übe geschaidet, da ist si stAt«, won (140°} si mag sich
iiiemer nie gewandeln, swenn sich dn sele an Got keret, so bübet si och
6 iemer an im st&t, won si nit ierriges hat noch widerhelliges von dem übe.
daz aber si alz unstäte minne bat untz si in dem Übe ist, daz ist von
der krankait dez libes und von der Hebi dii zwüschent dem lib und der
sele ist. von der minne minnet du sele allez daz dem übe sanfte tut, und
da von mag si niht stäter minne han zfl kaim dinge, won daz si allez
10 dem libe nach hillet allez dez in gelu-stet. swenne aber du gut sei von
ir lib geschaidet, so keret si alle ir kraft und ir minne an Got, daz si
niht minnet won allaine Got und in Got ällü ding wirket; denn ist si
sicher daz si und Got niemer geschaiden werdent, und von der sicherhait
so wirt si Got ie me und ie me minnend.
15 Daz ander daz [140''} da ist, daz ist gantzer und stäter frid; won da
ist dekain ding daz unfrid mache. d(i bymelsche fröde ist gemain allen den
die da sint, daz ist du gütlich angesiht. da von spricht sant Anshelm: 'alle
hjmelscli burger baut frÖde an Gottes angesiht; sin antlüt ist schöne und
gelustig an ze sehenne'. daz antlüt und dii Mde ist gemain allen engein,
20 allen haiigen , allen säjgen seien und allem hymelschen her, und ist
ieglichem sin Ion sunderlich geordnet nach sinen werchen. also sprichet ain
hailig man: 'Got tailjet sich ze hymelrich aim ieglichen nach sinem willen
und nach den werchen '. daz sont ir nüt also veistan daz da von ieman
nnfrid habe, won er taillet sich nit also daz da ieman si der sin nit
SS habe, er git sich ungelailten ainer ieglichen sei sunderlich. und swie vil sin
ain ieglichu sei hat, so haut die andern sin doch [140'} äe&tßv minder nit;
won hette ainü Got allen und du ander nit, so möhti da niemer frid wei^
den. Got git sich ungetailten und gantzen ieglicher sei und alz volleklich
daz ir girde wirt erfüllet; won da sele hat daz von nature daz si enkain
I. gew. vmme ivome Z) denne <?. 2. lesent und ffhU G. 3. da i. ei] dar au bilibet
b! iemer me G. 4. got dctine k. G, 5 f. won ^ aber ai] ane ende , vnde wan b. n, irrodü
noh widir helliges bet v. d. I. vnde si sieh reble Baminthefdcb mit allen ir kreftin an got keret .
Bo minuot si in also krefticilcho . daz ei nicmir von imo geecbaidin wirt . Daz div seie G.
(i, in) bi G. 8. alliz daz duz G. 12. würkel fehlf G. ist si] wirt si rehte G.
13. geach. w] me gesch. boI werden G. 14. minnente . Vnde daz er spriehit daz div «tat höh
ist . dac smit ir mcrckin an der minne . Wan div minne die div sele leegotte denne hat . div bt
verre öbir monschliebo kraft vnde von der minne sicbirhait ist si iemir sichir . bi gotte te be-
libinne . div stat ist wol boh . vnde ganzir sicbirhait G. 18. Gottes] vnBire berre ß.
19. gelastig an] ist Instlicb an xe Bcho'weone . vnde G. 22. iegelichim mcnsdiin 0. 23. den)
dez menschin G. 24. dehainen vnvride O. won er] Got G. sin] gotte« G. 25. er]
got G. ainer fehlt G. iegelichir G. 2ß. so het sin div andir dcate m. n. G. 27. ain
sele gut O. i%. und alz] sundirlicbe alee G. 29. girde mit ime wirt G.
II f. vgl. oben S.65 Z.IO^. 2h f. vgl. oben S. 16 Z.27ff.
54. Von gaischlichem leben. 219
ding eif&Uen mag won allaine Got. und da von spricht sant Anshelm :
'uwer seien hat gedärstet nach Got dem lebenden brunnen. nu hant ir in
begriffen, nn trinkent also yil alz ir went und also dik ir went, üch sol sin
niemer me gebresten, und sol uch doch iemer dürsten nach im. ir sont in
iemer eweklich mit süsser girde messen, und sol üch sin doch minneklich ge- 5
Insten, ir sont sin ze allen ziten satt sin , und sol üch iemer nach im
hungren\ da bi merkent daz da gantzer frid ist. und ieglicher engel, ieg-
lichü sele hat Got alz volleklich alz ob in nit won ainü hetti. und da von
/i407 sprichet sant Anshelm: 'ain ieglichü sei hat Got alz volleklich in
hymelriche nach irm willen mit gantzer woUust und nutzet in frölich, swie ir lo
girde geret\ und daz ist ain zaichen dez frides, won da ist du fröde ge-
maine. si hant och alle ainen willen in Got: da enist nieman der dehainen
snndem sitten habe, si hant glich sitten alle, daz ist daz si Got alle
gemainlich lobent, Got minnen, (xot erkennen, Got an sehen, daz si sin iemer
ewklich gereut, und wundrent sich an siner grossen wirdekait und naigent 15
sich denn under in und lobent in iemer eweklich mit wundrung siner güti,
sins gewaltes, siner wisshait, siner ewikait und siner grossen schonhait
Daz dritte daz in h^elrich ist, daz ist frihait. wie sint si fry? si sint
fry an alle betwungenschaft und [14!"] sint fries willen, si sint fr^ von jamer-
kait libes und mätes. si sint fry von allen sorgen und von allem laide. si 20
minnent nit won Gotte; da von hant si nit jamers won nach Gotte. der ist
ir minnendes liep, an den hant si alle ir minne, alle ir girde, alle ir krefte
und alle ir sinne gar geleit. si gereut nit won dez si hant; si hant och nit
won dez si gereut allez daz da ist, daz ist da liep; swaz da nit enist, dez
engert och nieman nit also sprichet sant Augustinus: 'ze hymelrich ist enhain 25
ding dez ieman verdriessi; da gebristet och enhains dinges daz ieman ge-
lüste \ h^elrich ist ain laut der fryhait: si sint fry vor aller arbait, von
allem kumber und kurtzlich von allem übel die iemer mentschen berüren mu-
gent in disem tötlichen libe, der sint si gar [14V] fry. si sint och iry von
schulden, baidü von vervamer und von gegenwürtiger und von künftiger, swaz so
si aber wider Got ie getatent, dez sint si gar luterlich fry, daz si reht mit
fr^er durch gesiht mit wundrung sint gesterket und gesenket in den gfit-
3. alz fMt O. 4. im] gotte . deme lebinden brunnen ö. 5. doch fehlt G, 6 f. sol —
da bi] doch hungirc sin nah gotte . der der engil spiegil ist . Da bi so G. 7. und] wan besser G.
8. also ganzliche vnde also v. G. 9f, got nah ir w. in h. mit g. G. 11. und] vnde
als si ain lebin da het zebelibinne ewicliche . also irkennet si in senftidiche . vnde rfiwet an ime
vro^liche . Dar an mugint ir abir vride merckin . wan swa vnfride ist . da enmach wedir rAwe
noh vride sm . daz siv denne vro^'de vnde rAwe hat in gotte G. 12. enist o^ch n. G,
18. hant alle g. s. daz G. 14. minnSt G, irkennent . vnde g. an sehint . vnde daz G. 15. siner
ivbirmxzsigun schonhait . vnde an siner gr. G, 16. under] widir G. IS f. si s. fry fehlt A.
19 f. von allir i. G. 20. vor a. s. vor a. 1. vnde von aUir iamirchait G. 21. mlnet Ä.
gottes G. nit j.] o'^ch enhain iamir G. 22. hat Ä, 23. geleit] bekert G, 25. nit]
da G. 26. daz] dez G. 27. h. daz ist G. vor] von G, 28/1 allem ü. — mugent] allir
der iamirchait . d. i. dehainin m. betrftbin mach G. SO. virvamen . vnde o'^ch v. geginwrtigen
vnde V. kivnftigen G. SI. aber fehlt G, 32. u. gesenket fehlt G. deme G.
I 230 ii- Von gaischlichem leben. ^^H
I liehen spiegel und erkennent in Got all creatui-. dil minst sei du in hfm^^
rieh ist, du ist wiser denn all die maister die ie ze Parys gelasent; won
ain ieglicbft sei erkennet Got in im selben und ir selbes nature in Got, daz
ist wol ain fryi'i durch gesiht, dii in Got zaiget allii ding, sant Anshelm
5 sprichet: 'daz ist ain frilichii angesiht Got fiilieh sehen in im selber und
in Got sehen meutschlich nature und Got sehen in der sele mit sälger
vröde und mit frölicher sftsskaif. da blibent si in frilicher sicherhait, daz
si niemer enhain sunde noch dehain schulde von Got geschaiden [141'] mag.
Daz vierde ist rainne. hymelrich ist daz minnent lant; swer minnen
lu wil, der kome dar! da minnet man in im selben und durch sich selben
linsern herren, da minnet unser herre die sele herwider und denn die sele
sich selben durch in und in im, da minnest du ällii ding dxirch in ttnd in im:
daz ist ain lant der mlnne. da ist so minnent richait daz da nieman arm
ist an fröden und an minnen; won du minne ist da alz überflüssig daz si
IS sich taillet ainer ieglichen sei sunderlich. ain ieglichü sei zerspraiget ir Ion,
ir fröde , ir minne über allez bynielrich , daz sich ain ieglichü sei mit ir
frcjwet an irem sunderlichen lone, also sprichet sant Augustinus, da er da
sehribet von der hj'melschen statt: 'in der hymelschen statt', sprichet er, 'ist
du rieh minne: da enmag enhain sele nüt ai^iies behalten; ain ieglichü git
20 ir Ion allem bymelschen her. [141-'J ieglicher sunderlich, und du selb minne
bringet hin wider der sele ze fröde und ze wunne aller engel fröde und aller
mentschen Ion', sit daz also ist, so merkent daz aller mentscben Ion ist aines
ieglichen sunderlich, und aina ieglichen sunderlicher Ion ißt ir aller gemaine.
da ist Intrü minne an nid, won ain ieglichü sei vröwet sich der andren
as vröde und ir wirdekait reht alz der iren. und ällü du minne du da ist,
du ist ällu in Got und mit Got, nu merkent wie daz si: allez daz si sehent,
und allez daz si erkennent, äaz zaiget in allez der bymetsche glantz, und
sehent ez in siner luteikait und minnent in denne durch sich selben, durch
sinen wunderlichen gewalt und durch sin groz wisshait und durch sin groz
so frihait [148"] und durch sin fri giiti, durch sin schonhait, durch sine süsse-
kait, durch sin ewekait und durch sin wundeilichen berschaft, und lobent
denn sin groz wirdekait und wundrent sich des grossen wunders dez si an
Got sehent und an im erkennent.
5. fr. angesibtt vrilichir vnde ain wnniclichir aneblicb G. 6, mentsdilich] die (S. der)
diaer 0. 1. sfisekait] sEelichait G. fr. gieberbait] viibait G. 6. niemer me debaine scfa. noh
debaine Büntle G. geschaiden] gesundiron O. nach mugl Da cnpbabint eiv ucbirlicbe vribait
vor allir iamircbait G. 9. Daz — liCmelrieh] Himilriche Aaz O. li). welle G. in eint/»-
fügt A. 11. ünsem b. fehll G. iiiiBer h.| got G- sele fehlt Ä. 12. dorcb i. u. fehlt Ä.
U. da fehlt G. 16, KJreperenpt G. 15/", Ion . vnde ir minne . vnde ir vro'de fibjr G. 18. epr.
er nach 19 minne G. 19. enbain eele] nieman G. aingee A , aigines O. bebabin O.
iegUchQ] iegolicb eele 6. 20. iegelicbir eele &. G. 23. iegelicbin menschin beidemal G. ir a. g.J
gemainlicbe allir menacbin Ion . ist gemainlicbe allir menschon to G- 25. der iren] ir selbjr
wirdichait 6. 29 f. wissbait — fribait] wiehait O. 32. denn sin g.] in denne einer gioznn G.
Ü9. nocA erkennent; Sanctus Angnstin? sprich it . Mirantnr: Fiv wndiron sit-b an gotte . vnde
['j').] Von unser vrowen.
[Missus est angelus Oahriel ad Mariam virginem
Sant Lucas lobet unser vrowen an siben sunderlichen tilgenden und
sprichet: 'es wart gesant ain engel von Gotte, der waz gehaissen Gabryel, zu
ainer mägde, du waz gemähelt ainem man der hiess Joseph, in ainer statt. 5
Liez Xazareth, und Iiiess du magt Maria'.
Nu merkent disü wort! zem ersten male ist si gelobet a« rehter
küschL daz merkent wir an dem worte daz er si nemet 'ain lazgC. dar
über sprichet du glose daz si waz du erst magt dö Got ie iren /M^'/ mag-
tüm gelobet und ir küschkait behielt; da von waz si dez wirdig daz der in I
eugel zu ir redte, über daz selb wort spricht sant Jeronimus: 'es fugt sich
harte wol daz der engel zu ir kam, won si hatte gemaines leben mit dem
engel ; won mägtlich leben ist über mentschlich leben und über mentschlich
nature', sprichet er, 'und ist reht engelscblich'. nu sprichet sant Augnstinos
waz magtum si: 'daz ist rehter magtüm', sprichet er, 'der verselwet nie wart 15 1
mit dekainer unkünschi an gtrde, an willen noch an werchen, und och dar an ,
stAt«n willen han ze blibenn nutz an den tut. es ist vil mögde die von der
weit mAgde sint. und enphahent doch der mägde Ion niemer. daz ist allain
rehter magtüm der an lib und an willen künsch ist und dar an stAt blibet
unz an den tot. und da von won ünsei- vrowe künsch waz an libe und an 20
in der wiideronge wirt gebralteC ir herce . übir alliz himilriche . AIeü sprlcbit der wissage . Niv
({. Siv) »ehint got in ime seibin . vnde minnont in durh sicli eelbin . vnde lobont in an ime sclbin ,
vnde wnderon eich dcnnc an der wndirlichun berachart . die hiv 30 ime irkcnnent . vnde denne
wirt gcbraitet ir herce . vnde von der vnmfezsignn gilti gottea minnent siv got . vnde ingotte
elliv diuch , wan eiv irlcennent daz elliv gQti in gotte vnde uon gotte vluzzet . \r\ also wirt ge-
breitet ir herce in der ewigun miune GZ.
1. Üherechrift fehlt G, Dise wort spichit 8. lueaa von \
boitBchaff ind vnaer \Touwen Phill. 2. Der lat. Text fehlt A.
an deae ewangelio . vnde GZ. 3 f. und ~- cngelj Er sprach a
z&reth{ zeainir stat div h. n, vndo kan zaJnir megide dlv w. g. a. ni. d, h. ioseph G.
Bi] Vnair liebiv vrowe div ist Kenicrat G. ain A. S. wir fehlt G. si fehlt G. 9. daz
fehlt G. 10. vnde div ir ff. dez fehlt G. U. rf] lir wart gcaant . \-ndo mit ff.
i2f. mit dien engiln G. H. eng. lebin .vnde ewer rehte kÜBchiclicho lebet vffen deme ertliche
in inagetlichime lebinne . der ist sippe sprichit er den engiln in himilrielie . vfl hain rehte aine
nivfiilschaft zain andir . dur die gelichi dez lebinnes an deme magitäme G. ib. spr. er . In aime
örgandiehimo libe der nie virwertznlot w. ff. 17. het ß. tot . dai ist rehte maptön spri-
chit er. Ei ff. von] vor ff. IS. ist allain] aingun ff. 19. an deme 1. u. an deme w. ff.
biibet] wil beliben ff. 3I). tot . daz erz nieinir wil virwandilon . sprichit er . Tndo ff.
vr. Itfinsch) liebiv vr. ain kivschiv vnde ain rainiv maget ff.
r vrowen (rat) Z, Van voa heren
9. Sant L.1 AIbds scribit Lncai
a engil w. g ff. 4. z4 — 6 Na-
1. Da* Stück findet sich in G £1. 64", Z Bl. 76% PhiU.BLUö', HNr.tS; fehlt in TF.A',
Anmdel.— Tgl. diuu Cod. Pal. germ. 34 (Predigten Beriholds v. Eegemhurg) Bl. 330'- der Heidel-
berger Univergitätsbibtioffiek (Bartach Nr. 18) xind die betreffenden Predigten in Ha. Nr. 9.^5 der
SHftsbibl. ru SI. Galle«. 3. Luc. 1, 27. l&f vgl. oben S. 111 Z. 5f
2S9
55, Von iinsor v
hertzen und och dar [142'] au stät wolt blibeu untz aa den tot, da von
waz si wirdig daz der engel zu ir wurd gesant. nn sprichet Beda: 'es füget
sich wol und waz och bilHcli, won aiii engel zem ersten den val geriet' —
da nemmet er den tüvel ain engel da von won er ain engel waz und engel
6 nature hatte, won der engel und der tiivel hant glich nature, — nnd da von
so sprichet er: 'won ain engel den ersten val geriet der mAgde in dem para-
dyse, vron Even, dii noch do magt waz. dar umb füget ez sich wol daz och
ain engel zu der mägde wurdi gesant von der Grot wolt geboren werden.
Sit sich unser unhail an hflp von dem btsen en^el'. sprichet er, 'der ünsern
10 val geriet, so waz och billieh daz unser erlösung gekündet wurde von aim
engel".
Zu dem andern male ist si gelopt dar an daz si wol behüt waz. daz
merkent wir dar an daz er [142"] sprichet daz der engel in gie, daz ist
ain zaichen daz er si inne vant, und nit an der Strasse noch an dem velde.
15 her über spricht du gloze; 'er vant si aine, und swer sich wol behüten
welle, der sol an der aini sin nnd sol gerne inne sin und sol nit uzfündig
sin", nu spricht ain ander lerer über daz wort: "won si Got ir magtum
hatte gelobt und ir künschi, da von fügt ez sich wol daz si sich in hut
hetti. und swer küusch wil blibea', sprichet er, 'an libe und an hertzen,
»1 der mfiz sich ze allen ziten in hüte han, sin gesiht. sin gehörde und alle sin
sinne; won swenne der mentsch uz der hüte kuniet, so mag er vü lihte sine
künschi verlieren', und da bi sol ain ieglich mentsch geleret sin daz künsch
wil sin, daz ez sich ze allen ziten in hüte habe und gern inne an der aini
si; won swer \il [143°] uz wil gelöfen mit dem libe und mit den
25 sinnen, der mag wol sin rainkait veilieren. man liset in Genesi von hern
Jacobs tohter, du waz usfündig, und gesach si ze ainem mal ain herre and
kripfte si und benam ir ir künschi. intrüwen, daz geschiht noch vÜ dike den
lüteu die gern usfündig sint und ir selbes nit went hüten, die verlierent ir
künschkait, und nit allaine ir künschi, si verlierent och alle ir tugent und
3u dar umb sont ir lüte ze allen ziten üch in hüte haben, die künsche went
heliben! also sprichet sant Bemhart von unser Heben vrowen: 'won si künsche
I. henzenl willen G. 2. gpr. sajictue B. G. fügetj G. S. och felUt O. A. n. er] nem-
miiit ir G. if. eagüe n&ture G. 6, so fehlt Q. T, vron — waz] wan eua waz nob do
ma^t do bI vz^ir dem paradyse uirstozio wart . vndo da uon aprichit er . wände aJn engil xemerBt
den ersten ual geriet G. ez fehlt G. S. wolt geboren wolt w'den A. 10. ist G. 12. Za —
dar nnj Div luidir tugint dar tm si g, ist . daz ist G. 13. wir — spr.) an deine werte . daz lucas
ecribet in demo ewongelio G. IT. ander fehlt G. daz selbe w. G. IS. ffigete sieb borte
wol dar z& daz G. 19. und iwer] Wan swer G. 21. sine] die G. 22 viriiesin . Bp'cbit
er.vnde G. boI tiveimal A. 2ä. ein] belibea 6. 24/1 dene ainnc U. 26. waz gerne
vsf. O. 2ü f. ze — kripfte] der könich . vnde zuhte Ö. 2S. gern fehlt 0. 29. si — und]
swer ane bfite lebit . der virlüret alle gnade . Wan G. 30/'. ir — beliben] die livte die gpmo
k. w. b. die sim sieb zaitir zit« in bäte ban vliziclicbe ban . an alllme ir lebinne (?.
26 f Gm. 34, 1. 3, vgl oben S. 181 Z. 28 f.
1
55. Von unser yrowen. 223
waz und dar an och willen hatte stäte ze blibenne, da von waz si och
gerne inne daz si sich wol nnd rainklich behüten mAbti". und da mit hat
si alle die geleret nnd inen ain form vor getragen der kunschi die och ir
k(inach[143 ^Jkait went behalten unverwierret.
Daz dritte dar an unser vrowe gelobet ist, daz ist daz si erfüllet ist 5
mit der götlichen gnade, daz merkent wir an dem worte daz der engel
sprach: 'Got halt dich vol der gnaden, Got ist mit dir, du bist gesegnot
über all vrowen*. über daz wort sprichet sant Jeronimus: Mer engel sprach
harte wol daz si vol gnaden wäre, won si wart erfüllet mit aller der gnade
die Got hatte, won du flöz sament in si daz si gar über lullet wart, daz si lo
reht über flöz, won si moht ir nit enthalten', man liset von sant Stephan und
von andren sümlichen haiigen daz si vol gnaden warent, aber unser vrowe
du wart volklicher erfüllet mit der gnade Gottes denn ie kain mentsch an
Jhesum Christum ir snn. also sprichet unser herre durch dez wissagen munt
Ysaye: *ich wil den grossen bach der gnaden in si giessen und wil [143 ''J 15
si überfüllen alz grosslich daz si reht allenthalben über swaifet*. so spricht
sant Bernhart: 'si ist ain käner und ain runs aller gnaden", si laitet dez
hymelschen vatters gnade zu uns; won e si mit der gnade erfüllet wart, e
enmoht enkain mentsche zä der gnade komen. nn ist du gnade her zu uns
durch den känel gelaitet nu sprichet sant Bernhart: 'swie Maria e schön nnd 20
rain waz e si die gnade reht enphieng, doch wart si dar nach schöner und
rainner, reht', spricht er, 'alz die wisse wolle da man scharlat und pheller us
machet du wirt von der edli der varwe alz edel daz si iren namen und
ir nature verlüret, daz si nieman me nemt i^lle won pheller. also wart och
Maria', sprichet er, 'von der edli der gnaden und der überflüssi du in si 25
gössen wart, über mentschlich natur erhaben, swie si doch e künsch und rain
waz, won si wart gehailget in ir [143^] mttter übe. do si aber mit der göt-
lichen gnade wart durch gegossen, do verloz si mentschlich nature.'
I. dar an fehlt G. st&te] kusche G, da von] dar umbe G. 8. alle die livte g. vnde
het in G^. 8/*. die och — unverwierret] allen dien . die ir magetfin wen behalten vnvirwert-
salot . die sun gerne inne sin . daz siv ir seibin mügin gephlegin . an aUen ir sitten G. 6. wir
fddt G. den werten daz G, 7. vor Got] Aue grada plena G, 9. vol der gnaden G.
10. won d. flöz] div gnade sprichit er vloz rehte G. si so gar ü. G, 10 f. si reht] div gnade G,
11. won — ir] si enmahte si G. \\f. vnde och von s. h. andiren G. 13. vollicliche G.
(Lottes fehlt G. 15. u. wil] vnde enwil si niht allaine erfüllin mit der gnade . ich wil G.
16. reht] in G. 17. kenel G. 17/1 si laitet — won] vnde ist ain kenel der dez himilschin
vatirs gnade zA uns laiten sol . wan vor deme zite G. 18. wrde G. 19. enkain] nie G.
se den gnaden G. 19 f. gnade dnr den k. g. her zu vns . wan si ist der übir vliezinde kenel
der her züns vliezin sol G. 20 f, vnde wiz vnde raine G. 21 f. doch — reht fehlt G.
22. phellol G, ebenso 24. 24. me n. w. won] nemmit w. niht wan G, volle A, och
fehlt G, 25. spr. er fehlt G. übirvluzsi der gnadon . div G. 26. wart . von der wart si rehte
übir G. doch fehlt G. 21 f. do — nature] vnde doch sprichit er . swie raine si e waz . so
wart si doch do also übir gozsin . mit der gotlichun gnade daz si menschliche nature virlor • alse
groz übirkraft wart in si gegozsin . von der gotlichun gnade G.
II. Act 6, 8, 15. im Anschluß an Isai, 66, 12.
8S4
, Von
Daz vierde dar an si gelobt ist. daz ist frowlichü und kintlichn
Scham, lier über spricht sant Jeronimus daz si nie fustrit gegie an m>Hch
schäm, da mit hat si alle m&gde geleret daz ai habent schäme, won ez ge-
zimet harte wol vrowen und aber sunderüch mägden daz si habent kint-
6 lieh schäme, ez ist ainer vrowen höhstes lob daz si vrowlich gebärde hab
und mÄgtlich zuht. ain wiser haiden, Seneca, der sprichet: 'verlassenhait
und lob mugent nit sament sin', swer denn gern sehi daz man in lobe, der
tlisse sich vrowHcher schäm, da mit zieret er sich vor Got und vor den
lüten , alz unser vrowe ist irre magtlicher schäm gelopt vor den lüten in
10 ert/i-#4 "/riebe und geeret vor Got in hymelriche und ist ain bilder und ain
Spiegel aller migde.
Daz fünfte dar an si gelobt ist, daz ist daz si flisseklich gedaht waz
grusses daz wäre den ir der engel brahte. der engel erschain ir in aines
mannes bilde und erschrak si. dar über spricht sant Bemhart: 'si waz also
IG guter und also rainer ainvaltkait Aaz si sich nit wirdig dünkte daz ain engel
mit ir redte, und doch waz si also wise daz si daz fürdahte ob si der
bfls engel (rüge', und da mit leret si uns daz wir war sont nemen wer
uns grütÄe und waz grüsses es si, ob er engelschlich si oder tüveliich, oder
ob er ze gute oder ze übel kome; und sol der mentsche dis witzeklir,h
»I merken, daz er nit betrogen werde, er spricht öch daz unser vrowe alz guter
ainvaltkait wäre daz si sich [144'J nit wirdig dünkte daz ain engel mit ir
redti. nu sint sümlich lüte die dunkent sich wol wiidig daz si joch reden
soltent mit Gotte. daz ist ain tumplich sin; won also getanü hailikait ist
vil trugenlich, der mentsch mag vil lihte dar an betrogen werden, intröwen,
25 die sölicher gnaden gerent, die sont gedenken an unser Heben vrowen, die
sich dez nit wirdig dünkte daz ain engel mit ir redti. und daz sont ir
wissen daz vil raAnig mentsch vil liailig ist vor Gotte dem doch so getaner
gnaden nie nnt widerfür, alz dem dem vil dinges widervert. söliche gnade
git Got nit durch sunderlich hailikait; ez geschiht da von daz unser herr
30 wol waiz waz sich aim ieglichen mentschen füget: aim füget bitterkalt, dem
andern sässekait. swaz denn Got waiss daz aim ieglichen aller best fuget und
im aller nützest ist an siner [144'J sele, daz git er im. und gert joch der
mentsch von siner unwitze ains andi-en, so git im doch Got nit won daz
1. Mlichü J, vTO'wiclichiv Q.
dia baüdt b. Ö. 9. vrowe . div ist {
in ertliche . vnde ist rchte aia sp. u. t
wiilicbe 0. 14. erechr. si] daz liset
18. und] slde G. oder t.] aide ob i
. Bi fehlt fäkchlich Q. \f. kintlich] kiisclie G. 6. hai-
9 /■. in ertr. fehlt G. 10 f. gerct in hiroilricbe . vnde
1 bilder a. m. 6. 12. dar — fliseeklich) iet . das si so
lan von ir daz si irschracb . voD dez mannea bilde G.
t. ei G. 19. wizliche G. 20, er spr.l So spr. er G.
22 /'. joch — Gotte] mit dien enpln rettin . vnde mit unairre vrown . vnde
mit vnsirme herren G. 23. b, div ist G. 24. tr. wun der ro. G. 26. dea fehlt G.
27. vil mlnigl raanich G. hitili^r G. doch fehlt G. 29. gnaden} hailichnit G. alz dem]
denne der G. SO. a. fflget wo! bittirchait G, 30 f. dem o, s, fehlt A. 31. um legi.] dem
menecliin iegelichime G. ^if. vnde daz ime allir best vnde a, n. G. 33. git — 225, 1 n. ist]
kert dob siu girde vnde sin bette an daz dbch . daz Ime nivlae ist inf^egin liirailiiche G.
55. Von unser vrowen.
Eller Biitzost ist. also spricht saEt Bernhart: 'Got ist ain fürsprech in dem
gebette, und swaz der mentsch nit gebittet nocli gegeren kan, daz versiht
unser herre und git im daz im aller beste kumet'. also spricht ain hailg:e:
'der mentsch bittet, unser herre gedenket.' vebt alz er spräche: der mentsch
bittet und waiss doch nit waz im nütz ist. so gedenket unser herre waz im » 1
aller nützest und best ist, und keret sin bette dar an und git im daz. dis
ich alles dar umb gesprochen daz der mentsch dar umb nit verzagen sol
ib im Got enbain süskait git oder im nit tögenlicher ding oget: du hailkait
it dar an nit. sant Gregorius sprichet daz daz allatn ist atn zaichen
iVehter hailkait vor Gott« der rehte tugentlich und rainklich lebet und sich i0 1
lißset tugent ze ütbenne [i44 "J in allen sinen wercheu, und dez sol och
lei" mentsch geren und Got bitten tugend und gutes lebens und daz er
behüti vor Sünden.
Daz sehste dar an unser Hebö vrowe gelopt ist, daz ist demötkait. daz
merkent wir an dem wort daz si sprach wider den engel: 'ich bin ünsei-s l»J
herren dirne'. an dem wort merkent groz demütkait, daz si sich nante ain
dirnen und nit ain milter noch ain gemahel Gottes, si möhti wol han ge-
sprochen: 'ich wil gern ain müter Gottes werden', so hetti si doch nit miss-
redet; da sprach si nit won 'ich bin ünsers herren dirne'. hie mit hat si uns
geleret daz öch wir sont demütig sin; won alz vil der mentsch sich uff SO J
ertrich nidert durch Got, alz vil «höhet in unser hen-e in hymelrich. er
sol sich nit allaine demütigen so man in versmaket, er sol sich och de-
mütigen so man in eret. sant Bernhart spriehet: [145'] 'ez ist nit ain gi-oz
dinq: daz sich der mentsch demütet so man in versmahet, daz ist rehtü de-
mätkait daz sich der mentsch demütget so man in eret und höhet', swer 13 ]
die gnade welle erwerben und behalten, der flisse sich nit won demütkait;
won swa Got ain demütig hertze siht , da gi'isset er die gnade in. also
spricht sant Eemhart: 'demütkait und gnade hant reht ain gumpanje und ain
hainlichü zä enander, si enmugent niena an enander sin: swa rehtü demüt-
kait ist, da ist och du gnade", sit Avir nu mit demütkait die gnade mugent 90 ]
erwerben, swer denn die gnade welle enphahen, der flissi sich demütkait, won
enhain ding minnet Got so sere so rehtü demütkait. dez hant wir Urkunde an
unser vrowen; du twang mit ir demütkait Got [145"] daz er mentsch wart,
sit wir nu dis bilde und die lere der demütkait han an unser \Towen und
an i'insrem herren, so sont wir uns flissen demütkait. unser herre spricht in 9S j
PI. fürsprech] vtspninch G. 2, gobitten Q. 4. sie ob er Q. 5. ime altir nütt G.
6. nllCzeBt und fehlt 6. 7. mensche nilit virzageo (?. 10. rehte fehlt O. 11. tugent
BB fl.] daz er t. ibit G. und) daz ist aprichit er rehtü hailicbait vor gotte Ö. 15. wir
fehlt G. daz — enge!] sie si deme cngil antB-rte G. 16/". nante — Gottes] eelbin niht woltc
Gcmmin aine mädr gotds aide a. gcmnliiliin gottce . nibt wan deme nidcroBlon dem si vant . demc
gelichte si sich G. IS. ain m. G.] vnsira herren mülir G.
Ata wir och d, siin sio G. 21. er] Der mensche G. 22, b
twinget G. ü4. der] vnde die G. hain . beidiv an G.
DsoUobB Tcita d» Ulttalilten. X.
m/'. hat — aiu] s
t — aol sieb fehlt A.
32. minnet]
5Ö. Von önaer vrowen.
dem ewangelio: 'lement bi mir demAtkait und daz ich senftes nnd miltes beitzen
bin.' wir mugent gerne bilde und lere nemen ab iinserm herreu, won er ist
ain bilder und ain Spiegel aller tugent. und aller sAlikait. swenne denn ain
mentsch gedenket an sin demütkait , daz er sinen knehten ir füsse wolte
h waschen , so mag sieh ain kranker mentsch wol genaige?i daz er aim
andern undertänig si durch den der sich durch linsern willen naigte under
sin knehte.
Daz sibende dar an Unser vrowe gelobt ist, daz ist an dumdhtif
geborsamj. daz merkent wir dar an daz si sprach zA dem enge!: 'nacK"
<] dinem willen geschehe mirl' an dem worte so naigte si irn willen. [145']
nu sprichet saut Bemhart: 'durnAhtigu gehorsami sol umbescbaiden sin, daz
der mentsch nit gedenke: war zu ist dis gut oder wäre dis besser oder
ain anders, oder war zu haisset man dich dis, ain andere wAri besser.'
dez ensol der mentsch nit betrahten, er so! ainvaltkllch und demütklich ge-
i horsam sin und lihteklich tun daz man in haisset. daz hat uns geleret unser
vrowe; du waz ainvaltklieh gehorsam, und durch die grossen demütkait weit
si niht die gehorsami lassen, und da mit leret si uns rebt gehorsam sin. nu
sint etlich liit alz demütig daz si von demütkait ungehorsam werdent: ob
man ainen bruder zu ainem amptman erweit, so wil er alz demü'
) sin daz er sich der ereu alz vast wert daz er ungehorsam wirt
demütkait ist böse du den mentschen von Got schaidet, ez ist niht
rehtü demflt. der mentsch [145''} sol alz demütig sin daz er der gehorsami
nit lasse, also sprichet Beda: 'daz ist ain gewärü demütkait du die gehor-
sami nit laf, also waz unser liebü Trow rebt und wislich demütig, won
l lie der gehorsami nit, si nampte sicii ain dirne Gottes, dar an ogte si
demütkait, won si mohte sich wol han genemet ain müter Gottes; und do(
swie demütig si waz, do lie si doh der gehorsami nit si gab irn willen in
Gottes willen und naigte sich zu der gehorsami, daz si Gottes müter wolte
sin. und da von sprach si wider den engel: 'nach dinen worten besehe mir,
) ich wil gerne Gotte gehorsam sin, siu wille werd an mir ei-üUlet.' nu spricht)
sant Bernhart und redet mit ir: 'owe vrowe', sprichet er, 'antwürte d<
ider ^^
itini^l
iht^B
mi
or-
l. miltes] rainis Ö. 5. wAschenl twahia Ö. gonaiget A, ü /: wir -
Worte daz b. apr. Fiat michi secimdum uerbum tuum . Nah diaeo worten m&ZBO i
10. so ffhU G. willin in gottea willen G. 12 f. dJH besser o. a. &.] ain andira bCKsir O.^
17. die fehlt G. gehoraam sinj gchoraami G, 19. üiien — amptmtm] aine e
priolinvn aide aainer suppriolinvn G, dann fortfahrend mit Fem., ebenso Z. 11 f. ez — demätl
fli eniBt nitit rebt div demfltichait G. 2S. die fehlt G. 2if. won s. I.) vndo lie dar ombe G.
25, »ich Belbnn G. 27. doh fehlt G. 29. und — mir] vnde vxre ai do demfltich gedn
ane gehorsami , so hetti si von dcmöd wol gesprochin . ich enbin nibt wirdicb daz ich gottea
mfltir werde . do bitte si rehte demfilicbait . vnde behielt doch geboreami . Do sprach ai vil auhtic-
liche G.
31.
t ir] hin zir G. Hpr. er fehlt G.
18/". vgl. S. 147 Z. 16 ff. 31 f. vgl. S. 76 Z. 13 ff.
1
55. Von unser vrowen. 227
engel und naige dinen willen, Got von [146 y hymel baitet dir, die haiigen
engel losent diner antworte! vrowe, nu naige dinen willen in Gottes
willen und antwurte dem engel g&tlich, won alles mentschlich kunne ist
an din gnade komen! üu antwärte und löse allez mentschlich künne! gip
dinen willen in Gottes willen und enphach Got ze mentschen". nu spricht 5
ain ander lerer Johannes Damascenus: 'und enhetti unser yrowe irn willen
in Gottes willen nit genaiget, so enwäre och Got nit mentsch worden; aber
zu der selben stunde do si daz wort gesprach: ""nach dinen Worten geschehe
mir", do kam der hailig gaist uff si und erfulte si mit der gnade und be-
schetwat si mit der obrost^n tugent und rainte allez ir blut von allen ir lo
Sünden und von aller ir krankait und schuf da ain kint von [146^]
dem rainsten blute daz in irem lip waz, und fügte sich zehant zö dem
kinde dfi hailig gothait und du hailig sele. und an der selben stunde', spri-
chet er, 'da waz do gew&rer Got und gew&r mentsch und du hailig
sele, alz gewaltig, alz wise, alz volkomen an allen tugenden, an aller 15
krafte, alz er hüt in hjnmelrich ist. intrüwen*, sprichet er, 'si enphie Got
nit e si gehorsam wart und iren willen genaigte, do fugte sich do erst Got
zä ir in mentschlich nature; und enhette si im willen nit so uf geben, so
w&r och Got nie mentsch worden', nu spricht sant Bemhart und redet mit
ir; 'owe, vrowe*, sprichet er, 'bring für din wort!' reht alz er spräche: 'vrowe, 20
enphahest du dez Wortes nit, so sint wir all verlorn', bi dem worte merkent
den sun; den nemet du schrift daz wort, also sprichet sant Johannes: [146 ''J
'daz wort waz in dem angenge', daz angeng ist du groz gothait, die waz
ie an angenge; aber daz wort waz der sun, der waz in dem vatter an
angenge, also sprichet der wissag von dem selben worte daz den sun bezai- 25
chent: er sprach: 'daz wort ist ze flaisch worden', da wissaget er diz groz
hohzit, daz der sun ze mentschen wart, dis wort wonet von angenge in des
vatters schösse, nit alz daz kint in der müter schösse, won daz wonet mit
swäri; aber der sun wonet an alle sw&ri in dez ewigen vatters schöz,
reht alz ain gut wort in dez mentschen hertze. also redet aber sant Bern- so
hart zu ir und spricht: '0 vrowe, enphach dez vatters wort!' reht alz er
sprächi: 'vrowe, enphach daz edel wort daz vor angeng wonet in dez h^el-
1. wiUen in gottes willen . we vrowe sprichit er got von himilriche 6^. 8. dem
engel fMt G, won fehlt G. 7. Vnde abir G. 8. n. d. worten] Hat michi secon-
dnm verbtim tanm . Ich wil gehorsam sin . n. dinem worte G. 10 f. uon allen sündon G.
14. and nach Got fehlt G. 17. willen ingottes willen genaigite G. 18. so nach nit
fehlt G, 19. nie] niht G. 20. ir] dir G. reht — vrowe] vnde enpha dez vatirs wort .
r. als ob er spr. G, 22. nemmit man d. w. in der sehr. G. nach Joh.] In prindpio erat
uerbnm G. 23. vor ist] daz G. 24. wort daz waz G. v. an] v. vor G, 26. vor er spr.]
Verbum caro facta est GZ, 27. von] vor G, SO. ain] daz G. 81. fehlt G. als
ob er G,
23. Joan, i, 1. 26. Joan, 1, 14,
15*
55. VoQ üaser vroweo.
sehen vattere scliöz!* daz wort waz per hailig suii, den si mit Got hatte ge-""
maine. "owe", sprächet er, "vrowe, (MG"} gib ain zergangklich wort nmb daz
ewig ivort, fürbring din wort uud enphach dez hymelschen vatters wort',
antwiirte, vrowe, dem engel gütlich und lös uns; won swie du nit antwortest, ]
s 80 sint wir yerlorn! uu fürbring din wort und enphach Gottes snn z& ]
ainem kindel' dis wort und dis kint enphie si rehte mit dem worte und ,
mit der antworte daz si sprach: 'nah dim worte geschehe mir!" da wart
daz hymelsch wort ze flaische, daz vor angeng wonet in dez vatters sch&z. I
daz waz der tag allez ünsers hailes und ain angeng aller unser sAiikait. da J
) wart erfüllet daz der wissag Ysayas hat gewissaget: 'ain magt wirt swanger |
ains kindes und gebirt ain snn, dez nam ist gröz, er wirt gehaissen Emanuel*
diz waz der groz tag daz Got wart mentsche [147"/ durch den mentschen. j
da wart och erfüllet daz der wissag Jeremyas gesprochen hatte von dem
grossen wunder daz ain un bewollenü magt gebar aiuen man, niaget wesent I
s vor und nach unverwert. daz warent nüwü ding, daz wart sit noch e nie
gesehen noch vernomen, alz Jeremyas hat gesprochen von dem grossen
wunder: 'Got wil nüwü ding uff erde machen, ain maget sol umbvahen
aioen man und sol in beschliesen in ir lib'. hie von hat gesprochen ain
ander wissag: 'hüt ist der frid her nider komen und daz honig daz in dem [
hymel ze samen waz getragen, daz ist durch flössen durch all die weit', dis j
wart allez erfüllet an dem worte: 'fiat michi, nach dinen Worten geschehe ]
mir', do si dem engel antwurte, do wart Got mentsch durch fl4?'J uns, und |
also wart erfüllet dez wissagen wort.
1, wort dax wo;! G. hat ff. 3. Owe vrowe spr. er g, G. 4. dem engel fehlt G.
lo'se &\\h menschlic künne . vrowe wir sin alle virtaiiit ze deme ewigen tode , Owe vrowe
lo'se vnä G. 5, verlorn) iemir virdampnot G. 7, do si spr. Fiat micbi sccundum ucrbfl tu
Nah d. w. mtie mir g. ff. 9. unser fekll G. 10. vor ain] Ecce uirgo wtncipiet et pariet 1
filium G. IS. vnvirwortsalot ff. 17, vf der erde G. 19. hsete oeh gespr. ff.
19. konicu] geatiges ff. 20. durch fl.] geviozsin G. 21. an] mit ff. 21 f. nach — mJi] 1
senuidum u^bom tuiun G. 22. entwrte . Mir geachehe nah dinen worten . Do ff. 22 f. nnd I
also] do G. 23. desi] altir siner GZ.
10 f. Isai. 7, 14. 13. 17. Jer. 31, 23. 19. vgl. often 8. 89 Z. 3f. iwi 4n»oUu/t an dn |
Reaponsorium tn der 1. Xoktum des Weihwichttfeates ; „Hodle aobfs de coelo pax vera deacendi^ ]
hodie per totam mundom melliflui Facti sunt coeii''.
56. Von finecre herren Qftan.
[56.} Von nnserg herren fiffart.
fVidentibus Ulis elevatus est et nahes suscepit eiim ah ociilis eorunij
Sant Lucas sprichet in der zwelfbotten buch von unsere herren uffart <
und sprichet: 'do unser herre ze hymel wolle varen, de gieng er mit sinen
jungern uff ainen hohen berg , hiesse mons oliveti , und Wr ze hymel ze i
ir angesiht, und kam ain wisser wölke und enphie in, und sahent mit
flaischlichen ogen daz er gewalteklich und herlicb ze bymel fär, und wartent
si im nach'.
Nu merkent daz er verre von uns ist gevaren, und da von müssent wir
ain luters und ain vest oge han, weyi tvir im nach sehen: viati siver verre lO
ain ding wil sehen, der mu2 vil luteni offen han: ze glicher wis mussent
wir vil luterlich gesehen, wellent wir Got schowen, der alz verre von lins
ist gevaren in verrü laut, dia lut«r oge da mit wir GJot sont schowen, daz
, ist eristener gelob, den ain cristen mentsch haben sol. wir sont alle geloben
an ainen Got, der AUü ding [147'] geschaffen hat. wir sont dllii geloben is
ain kAnftigs leben, daz da gat nach disem lebenn aintweder mit ewiger not
oder mit ewiger vröde, ieglich mentsch nach sinen werchen. dirre gelob
rainnet daz hertze und lut*rt im alles daz dar us daz bös ist und daz süüde
ist, und machet daz sich der mentsche alweg flisset guter werche und gutes
lebens und die siinde ze midenne, da von daz er gelobet daz er lone 20
enphahen sol nach sinen werchen. und da von spricht sant Paulus : 'cristen
gelob ist ain bevahung der dinge die wir dingent', daz ist unser herre, won
er wil selbe unser Ion sin. und da von sprichet er daz wii- ez mit geloben
bevahent, won ez ist iina künftig, und mugent ez noch nit gesehen, sant
Paulus sprichet daz wir nu iinsem hei'ien nit mugent gesellen won alz der 'Ki
durch ain glas oder durch ain nebel siht, und [14?"] da von bedurfent wir
wol daz wir ain starkes oge habent und ain luters: won swaz der mentsch
durch ain glas oder durch ain nebel sehen sol und schowen wil, der mfiz
stärku und schönnü ogen han. zU glicher wis müssent wir vÜ starken und
stäten globen han, wellent wir Got nach sehen in daz verre lant da er bin 30
1. Überidirifl fehlt GZWN, Vp vns horea liemelvartz dach PhilL 2. Drr tat. Text
1 fehlt Ä. Zf. AlsuB scribit lucas in actibus apostoloram v. n. b. v. vsde spr. also O Z.
5. hieate m.] Hoctis G. f^r A. zedeme hohin b. O. 6. sahin aiv mit ir G. \). er harte
10 f. wen — ban fehll Ä. IG. daz d. g. fehlt G. lebenn] übe G. 17/*. Disiv
gelo-be div r. G. IB. im fehlt G. h&a ist] drinae ist bo'sez G. 20. gelobet] die gelo'be
imme hercen hat G. 21 f. Div cristealicbe gelo'be G. 12. diel der ff. vor daz] div dinch
der wir gingen (1. din^n) O. 29. da von] dar nmbe G. ez] daz G. 24. vdb noh künf-
ticb O. vor sant] vnde dannan von müzin wiiz bevahin mit dcme gelo'bin . Wan G. 2h. der
fehlt Q. 26. übt fehlt O. 2S. iehen b. und fehlt G. 29 f. wir vil stietin vnde vil starchin
' seLG.
1. Die Predigt findet sieh in ff Bl 6
BI. 175-; fehlt Antndel. 2. Act. 1, 9.
; Z Bl. 81', WBl.47, S Bl. 49', B Nr. 14,
21 f Sehr. 11, 1. 25. 1. Cor. 1.% 13.
^
280 56, Von CnserB herreo fiffait. '
gevaren ist, da er nu uns ist verborgen die wil wir in disem libe sint. aber
sweoa wil" von disem eilend geschaident, so ist der nebel zergangen.
Daz ander oge da mit wir Got nach sont sehen, daz ist ain uf gerihtea
oge, won er ist ob uns liohe; und da von mussent wir ain uf gerihtes öge
i hau, wellent wir in sehen, bi dem ogen verstaadeut wir daz hertze, wan in
disem libe mag nieman Got sehen won mit dem ]iert2en, und da von sont
wir ain uf gerihtes herze hau, won Got ob uns ist [148"}. der wissa^
sprächet: 'der mentsch sol daz hertze erhöhen, so wirt Got erhöhet", nu ist
Got also erhöhet, swie höh der mentsch sin hertze erhöhet, so ist Got den-
I noht höher, und so der mentsch ie höher stiget mit sim hertzen, so Got ie
höher ist. und da von spricht er anderswa; 'hene, naige dinen hymel und
kum herab!" do er so hohe uf gestaig und er sin hertze erhöhet, so wart
er erkennent daz Got so höh ist daz in nieman begrifeu mag. und da von
sprach er: 'herre, naige dich her abe daz wir dich begrifen mugent*; alz
' er spräche: herre, du bist so hohe daz nieman zu dir kernen mag, weder
engel noch hailig noh nieman mag diner höhi ende ergrifen. so der mentsch
ie höher stiget, so Got ob im ie höher ist. und da von sprichet er: 'herre,
naige dinen hohen gewalt her nider. daz wir dich bevalien mugent". [14S'J
diz ist ain wunderlichü red, daz er ünsenn herren miitet daz er sinen ge-
) walt und sin höhi naige dar unibe daz wir in bevahen mugent. dar an
sont ir merken daz der wissage aintweder wunderlich oder unbeschaidenlich
hat gegert : umbeschaidenlich , daz er an Got mätet daz er sich niderti;
wunderlich, daz er sinen gewalt und sin wunder an im erkande. er gerte
nit daz sich Got niderti an siner wirdekait, och tut ez Got nit; er enwirt
s niemer genidert noh gehöhert an sim gewalt, won so wäre er wandelbare,
dez enist er nit, er ist an allen wandel. wie naiget er sich denne? daz
mevkenti unser herre ist alz gewaltig daz er sich groz und klain machet
swie er wil. und also naiget er sich zu aim ieglichen ding und erfüllet
ällü ding mit im selben, nit also daz sin gewalt genidert oder gehöhert
) oder geminret werde, er naiget sich also [148'] daz er sinen gewalt
oget dar an daz er sich klaine und groz machet aim ieglichen ding dar
nach alz tu ez sin cnphahen mag. und da von sprichet sant Paulas:
I. da ist er vns nu virb. G. 2. geschaiden werdin G. ä. in s.1 got scbowin O. 6. da
von] dar nmbe G. 7. vor der] vuile müzin vnairiv hei'cen ho'hin vnde vt ribten . wollen wir
got schowin G. 8. vaeh spr.] Accedet homo ad cor altum et exaltabitur deus G. II. «oi
herre] Domine iudina celoa tuos et deacende G. dine h. A, Arne hiioilc O. 12. irfao'bite
daz got irho'hit wrdc . do wart G. 14. er do berre G. abe] nidere G. Rebte ala G.
19. htzen A. 21. wndirlicb waz odir G. 32. also unb. G. an frhtl G. mötote G.
23. abir wndirliche alfio d. e. sinca wndire u. sidob g. vil an ime irk. daz er da uon wndir>
Üchir dinge geite . Der wissage engerte G. 26. er ist] got ist 6. 29. nach goildort ist wii
rot durehstrkhen A. gea. o. geb.j vude sin bohi gonidiret ß.
I
I
56. Von ünsers herren üffart. 231
'6ot ist ällü ding an allen dingen"; reht als er spräche: Gfot hat sich
mit sim gewalt gefüget zu allen dingen, won er ist dllü ding; so ist er och
in allen dingen, won er hat sich genaiget in ällü ding und hat si daz si
ir Wesen an im hant. und da mit minret sin gewalt nit, er oget in so
er sich zä aim ieglichen ding f&get alz yil alz ez sin enphahen mag. der 5
mentsch der ain wites hertze hat, zu dem fiüiget er sich also daz er sin
hertze erfallet; der och ain enges hertze hat, zu dem füget er sich also daz
er es in siner masse erfüllet, und dar umb enzfihet er sich sines gewaltes
nit, er oget in da mit.
Und da von won unser herre alz hohe ist daz in nieman gevahen mag, lo
so hat er uns der sele dri laitren gemachet^ die der mentsche [148 y uf
klimmen sol, daz er den begrife der da wonet in der höhi.
Du erst laiter ist du creature. an der solt du dri sprossen merken die
du uf stigen solt zä Gotte. der erst sprosse ist du sterki der creature, alz
der h^mel und du sunne und der mäne und ander creature, die alz stark 15
sint daz si nieman zerbrechen mag. dar an sont ir sinen gewalt erkennen,
alz man liset von den wisen haiden, die erkantent an der creature daz ain
6ot ist der aller ding ain schepher ist, und ain gewalt dem nieman mag
widerstan. und gabent uns dez ain regel da bi daz den hymel und ander
creature nieman gebrechen mag, und sprachent daz der mentech wäre du 20
edlest creature du under dem hjmel ist, und ist doch enhain mentsch so
gewaltig noch so groz der den sunnen gebrechen muge oder geswe/l/^d^chen.
und da mit so gabent si ain Urkunde daz ain 60t wäri der äUu ding ge-
schaffen hät^ und sprachent also: 'swaz der man nit mag gemachen, daz en-
mag er och nit zerbrechen; swaz es aber mag gemachen, daz zerbrichet er 2S
och wor. und da von sprechent si: 'sit nieman so gewaltig ist der den
hymel mug gebrechen, so ist och so gewaltig nieman der in mug gemachen,
so ist ain gewaltiger 60t der über ällü ding ist und dem nieman widerstan
mag.' und erkandent si also unsers herren gewalt an der creature. und also
sont öch wir Got erkennen an der creature und sont denn den nutz dar an so
nemen daz wir uns under in sont naigen. sit Got ain gewaltiger Got ist,
dem nieman mag widerstan, so ist daz billich daz wir ans under in naigent.
und da von spricht saut Peter: 'ir sont üch naigen under dez [149"] grossen
1. als ob er G^. 2 f, won — dingen fMt A. 4. minrot er sine G. 5. ding] men-
schin G. vil ez G^. 7. engiz het G, also] abir in der maze G. 8. in s. m. fMt G.
10. won fMtA. 11. so — uns] wan swie hohe der mensche sin herce irfao^hit . so ist got
dennoch vil ho^hir . vnde dar ombe het vnsir herre G, der m.] si Cr. 12. er] si G,
IS. di iL 14. ist] daz G, ergänze ist. 17. Also liset man G, 18. ain seh.] schepher G.
20 f, m. div ah^ e. er. ist div G, 23. so fehlt G. 2S. dinch gewaltich ist G, nieman
fehlt Ä, 81. gew. Got] gewalt G. 83. Petras . Liebin kint ir Cr.
1. 1, Cor. 15, 28. 13 ff, vgl ähnliche Gedanken oben 5. 26 Z. 26 ff., 8. 152 Z. 2 ff.
17. vgl. tmtm S. 255 Z. 18 ff. 33. 1. Fetr. 5, 6.
56. Von ünserB berrCD fiffart.
Gottes gewalt, der iich behaltet an dem tage so er AUü üwri'i werch scho-*
went wirf, der ander sprosse ist du schöni der creature. dar an sont ir
merken sine wizhait, daz er ällü ding alz ordenlich hat geschaffen und
hat ieglichem sin maz gegeben, und dar an sont wir aber den nutz nemen
5 daz wir uns tump dunkent; won swie wise der mentsch wäre, so wäre er
ze tump doch wider der wishait du an Got ist. und da von sol der mentsch
erkennen, swaz er wishait oder beschauJenhait hat, daz er die von götlicher
wishait habe und nit von im selben, man liset von wisen haiden daz die ir
wishait von in selben woltent hau; und sprechent die lerer daz in Got daz
1 offenberesf vor beschlöz daz an der creatur ist, daz ist sin giiti, dii ist aller
offenbärost an aller siner geschephte, die beschlöss in unser herre vor dar
umb won si ir wishait von in selben wandent han, und erkandent [149'] nit
an der creature won gewalt und wishait. und dar umb sont wir alles an die
wishait wider gen dem von dem ällü wishait geflossen ist und fliisset. der
5 dritte sprosse ist du nutzbäri der creature. dar an merkent wir sin gnti.
und da von spricht aiu haiiger man daz er sin guti hat getaillet mit allen
dingen, und sprechent die haiigen und die maister und die lerer daz ünsers
herren gfiti also groz und also übermässig ist daz er sich niht möhti ent-
halten, er tailte si mit allen dingen und mähte ällü ding nütz und gät. man
) liset in dem ersten buch: 'do unser herre hjmel und erde und Ällü ding
geschftf, da sach er alles an und geviel im wol'. nu spriohet saut Augustinus:
'sit uns ain so guter Got geschaffen hat, so ist och billich daz wir gut
sigint'; reht alz er spräche: Got hat alz übermässig güti an im daz er sich
niht moht enziehen, er mahti alles [149"] daz gut daz er ie geschuf; und
i alz er gab dem dinge daz ez wäri, also gab er im och daz ez gut wäre,
und da von ist ez billich, sit uns ain so guter Got geschaffen hat und er
uns sin güti gab, daz wir och gfit sigint. hie ab solt du, mentsch, aber
nemen ainen nutz, daz er alle creatur für gut habe, und sol merken daz
ällü ding von Gotte sint. da von sol er ez allez für gut hau und sol enhain
I ding versmahen.
Du ander laiter ist du sele. du lait«r ist vil höher denne du erste, und
da von sprichet saut Gregorius wie du sele ain laiter machen sol dar uffe
si zu Got klimmen sol; er sprichet daz sich du sele so! euzühen in sich selben,
1
1. der) daz or G. 2. sprosse] sicgil daz G. d. ze L A.\ doch tump O. der fddt A.
7. beschcnhait A. 8. von dien w. b. G. 9. die balligen 1. G. Got] vneii h«rre
10. otfenber A. H. gefl, ist n. fehlt O. 16. spr. da mitte wir lö gotte dimmen en
daz ist O. ist feitlt A, sine hailigun g. G. IT. die grozia lerere G. 18. or fehlt
mach G. 19. entaile eich mit Q. 20. den e. bflchia G. 23. als ob or O.
bette G. 26, ez] harte G. 2". iiocA gab] so ist harte billich G. och fehlt O. a. dnj
sol der G. 29. sint . vnde och da uon nutze vnde gut eint . vnde danuan von G.
da mitte wir vf ze gotte cllmmen aun . daz ist G. 33. sol eazüben] in ziehi G.
■ 56. Voa finsere herrcn Qffait. 233
■ daz si vergesse aller uswendiger ding, und sol uf stigen an die gräte, dei
erst sprosse ist gehügde; du ist bildung aller ding und ist glich aim schrin
oder ainer arche. in dem sclirine [150'] belialtet man kram der edel ist
also behaltet gehngde bildung aller dinge die der mentsch ie gesah. an
disem sprossen sol denne du sele uf klimmen und sol erkennen daz si Qotte i
glich ist dar an; won alz si bildung hat in ir aller dinge und Joch der dinge
der si nit ist, also ist Got ain bildung aller dinge, und ist ain lebender
Spiegel in dem AUü ding bild enphahent, er ist in hymelrich ain Spiegel
der engel und aller seien, da siht man den engel in Gotte und Got in
dem engel; da siht man Got in der sele und die sele in Gotte. und dez l
haut wir ain glichi von Got uff ertrich , jehent die maister : der zwene
Spiegel nAme und die gegen enander hetti, so bildete sich ietweder spiegel
in dem andern, ze glicher wis ist es ze Iiymelriche : finser herre ist ain
lebender und ain ewiger Spiegel, [160"] von dem Allä schonhait und Allü
vrfid flösset; so ist och ain ieglich engel und ain iegUchil sei ain spiegel. 1
die Spiegel glentzent alle engegen enander, won die eugelschen und der seien
Spiegel sehent alle in den götlichen spiegel und ersehent sich selben dar
inne und er da wider in inen, und also ist Got ain spiegel und ain bilder
aller der die in hymelrich sint, und aller creature, won er hat alle crea-
tur geschaffen also und gebildet in im selben daz man in dar an mag er- S
kennen, und also ist öch du sele Got glich an der bildung daz si in ir
gehügde hat bildung aller dinge der si doch nit ist. der ander sprosse ist
der sele vernunst; dii ist ain lieht der gehügde in der sele und entlühtet
die bildung. mit dem liehte der vernunst wird du sele erkennent daz si an
der edelkait der nature Got gelich ist. der dritt sprosse ist dii minne; dft 2
gat ze/150'Jha,Tii nach der vernunst; won so du gehügde der bildunge en-
phahet und dar nach du vernunst erkennet die edelkait der bildung, so min-
net si es, und hat denne so gi'oz vröde an den edlen und an den hohen
bildungen die si in der gehügde erkennet, daz si enkaines uswendigen dinges
bedarf, und zühet so gar sich in sich selben daz si enhainer vrttden bedarf s
noch gert won die si an ir selben hat. und dar an ist si och Got glich so
vil, und si in ir massen mag. unser herre hat alz gröz vröde und wollust an
im selben daz er zu siner vröde und wollust niemans bedarf won sin selbes.
1 f. die — Bprosse) den ersten grat . daz G. 2. aia bildunge G. 4. also zegelichir wie Q.
b. äO] disiv G. Uutte fehlt A. 6. in ir allir dinge G, in allen dingen Ä. T, der] dir 6.
9. vnde ain apiegil allir s. G. 10. BJhl man) selien wir G. 11. von Got fehlt G. 13. es
fehlt A. U. I. spiegil . v. der ew. ep. G. 1 6. won — IB Got] Vnde eehint inden goUiohen
spiegil alle engilsliche spiegile . vnde in den engilsclien spiegiln sehen wir den gotlichin Bpiegil . So
settin wir och indeme gotlichin spiegile ainer iegelichir selo spiegil . vnde abir got inder sele .
also ist vnsir herre 0. 19. und] So ist er och ain bildor G. 19 f. creatur] dinch G. 20. also
fehlt G. in) got G. 21. und — 6ch] Zcgelichir wie ist G. 22. spr. der iBstiro daz ist G.
24. bildunge . vnde git der sele irkennungc . mit G. 25 f. der dritt — won] Zohant g&t
n. d. V. der dritte grat . daz ist miniio G. 26. der b.] die )i. ? 2S. an nach und fehlt G.
SO. vnde het eich so g. in gezogia in e. s. G. »1 f. alse vil ei G. 32. enaassS A , ir mazo GZ_
33, und w. fd\lt O. selbiz zeuDcr vro'dc G.
2U
5fi. Von ünaers heorreo flffart.
er bedorft weder engel noch meutschen noch hymehichs noch ertriches noch
kaines dez dingea dez er ie geschuf, woq e er ie kain ding geschiif, do waz
sin vröde also groz so bat dis tages. sin vrAde ist alz volkomen an im
selben daz er niemans ze siner [160''] vrßde bedarf denn sin selbes, also
l ist 6ch du sele uf gestigen zä Gotte daz ei alz groz vröde hat mit ir
selben daz si zu ir vröde niemaus bedarf won Gottes allaine. nn merkentl
dis ist vil wunderlich: dis dri gräte sint dri krefte in der sele, dar an si
glich ist der haiigen drivaltkait. nnd an den drin kreften sont ir lernen und
merken wie der sun von dem vatter ist geborn nach der gothait, und wie
10 dei' haüig gaist von den baiden ist geflossen, dii erst kraft ist du gehügde.
dar an merkent wir den vatter, und in der haiigen schrift git man dem vat-
tei" den gewalt und dem sun die wisshait und dem haiigen gaist die gütL nu
merkent reht! ir sont daz wissen daz man dem vatter dar unib nit den ge-
walt git daz der sun und der hailig gaist dester ungewaltiger sigint; man git
lö och dem sun nit dar umb flSl"] die wishait daz der vatter und der hailig
gaist dester unwiser iht sigint; man git och dem haiigen gaist dar umbe nit
die güti daz der vatter und der sun iht dester unguter sigint: si sint dri
benempt und ain gewilr Got, eben gewaltig, eben wise und eben gut, doch
git mau dem vatter an dem namen den gewalt. nu ist bi der gehügde der
20 vatter bezaicbent an der schrift und der sun bi der vemunst und der hailig
gaist bi der minne. nnd alz du vemunst kumet von der gehügde, also ist
der sun geborn und geflossen von dem vatter nach der gothait; und alz die
di'ie krefte an enander nit mugent sin, also enmugent och die dri benempten
nit an enander sin, won nach der bilduug gat vemunst und vallet denne
25 dar zu du minne; und alz von den baiden du minne flüsset, alz flösset och
der hailig gaist [löiy von dem vatter und von dem sune. man git alles
dem haiigen gaiste die süskait und die güti, und da von bezaichnent wir in
bi der minne.
1. er] Got G. vor hymclr.] iiivtis . wed' G. 2. ding] creatunj G. '. wunderlich] vir-
nunsticlicbc G. grxte . daz sint die krefte; G. 10. den) tu G. kr. daz iai G. tl. und)
wao G. 12. die hailigun wishait G. 14. sigint] ün . denne der aatir G. 15. dorne ewigen
sune G. 16. gaiat iht vnwisor sin denne or G. 17. iht — ai] desto tninre gut sin . denne der
hatlige g^st . Ez G. 18. eben gew. ~ gAC] mit aimc gewalte . mit ainir wishait . mit ainir
gfiti , mit ainir gothait G. 19. gew. indor hailigun schrift G. 20. an d. sehr, fehlt O.
21. alae ir daz merchint . daz div v. G, 22. ewigen vatir G. 2if. Vnde zegeliefair wis
alse diso drie G. 23 /; also — sin fehlt G. 21. und — 26 gaist] waa virnust mach niht
von ir selbun ein . si m&z icmir etwaz han da an si » . vnde da uon bi si . Vnde alse div zwü
bsediv werdint in der sele . bcidiv bildunge vnde vimuet . So vullet zchant daz dritte dar zu . daz
ist div minne . daz ez div sele denne minnen mäz . vnde zegellchir wis also div minne kumet
vnde Qbir vltlzet von der gebugidc . vade von der virnust . also ist och der hailige gaiat . ge-
vlo^ G. 2S. minne . Vnde da bi sunt ir uiratau daz der hiulige gtuat . in in baiden swebit .
vnde wie er von in baiden vlmet . Vnde ola ir scliint denne daz die drie krette anainandir haf-
trait . vnde doch drie namen hain . ^-nde eiiist doch euhainiv an dir andinm . Also iat der uatir
vnde der aun . vnde der hailige gaiat . daz sine drie beneniide . vnde enist doch niht wan ain
got . div drinalticbait G.
A
56. Von ünsers herren üffart 235
So nu diso sele dis laitren uf klimmet , so sol si denne an die dritten
laitren klimmen, dö ist noch höher, daz sint die götlichen tagenden, an der
laitren mag du sele ze Got reht komen. du laiter hat öch dri sprossen,
der erst ist der globe. der suchet die ersten warhait, daz ist Got, als sant
Johans sprichet: 'Got ist du lieht warhait du alle die erluhtet die von im 5
lernen went.' und so du sele an Gotte gesüchet und erkennet daz er ist du
lieht warhait, so glichet si sich im dar an daz si sich flisset daz si och
den lip erluhtet und daz si och ain lieht si an allen iren werchen allen den
die si sehent, daz die von in werdent erluhtet. der ander sprosse ist du
minne. du suchet an Gotte minne und g&ti, daz er allen [161 ''J mentschen lo
hymelriches wol gan und daz er nie dekaim hymelrich vor beschlöz; ez be-
schlüsset aber laider mänig mentsch im selber vor mit mänger höbet sunde.
Got geschfif nie mentschen zu der helle, im war vil liep daz alle mentschen
ze hymelrich käment. so du sele die minne an Got yindet, so gelichet si
sich aber im an der minne, die si hat ze Mnde und ze vigind, ze guten 15
und ze äblen mentschen. an den guten minnet si Got und ir gutes leben;
an den üblen minnet si die edelkait der nature alz si Got geschaffen hat,
und hasset doch die sünde und daz übel an in. und da von spricht sant
Augustinus: *ir sont die sünde hassen an dem sünder, und der nature edel-
kait sont ir an in minnen*. der dritte sprosse ist züversiht; du sächet an 20
Got höhi und gewalt und ewekait und gelichet sich im aber dar an. an der
höhi flSiy glichet si sich Gotte also daz si sich flisset daz si ain hohes
leben an tugenden habe, und versmahet ällü nidrü ding und zühet alles ir
leben und ir wonung an die höhl au dem gewalt glichet si sich öch Gotte,
also daz si irs libes und irs flaisches alz gewaltig über al wirt daz ez niht 25
dez mag getün won daz der gaist wil, und müz im als gehorsam siu: swie
krank er ist oder mit so grosser arbait er im gevolget, so müz er doch
allez an im gehorsam sin. und swa du sei hin wü, da mäz ir der lip allez
nach Yolgen. an der ewikait gelichet si sich och Gotte, daz ist mit stäte-
kait, daz si ir gutes leben und ir tugende in stätekait bringet untz an den 30
1. disü] div G. gedimmet . vnde die drie sprozsin übir stiget . alse iv och gesait ist .
Gehngide . yimust . vnde minne . So O. 3. Div laitire der tuginde h. 0. dr. spr. die div sele
vf climmen müz . wil si ze gotte komen O. 4. daz L G. fehlt Q, 5. sprichet] scribet in
sinem bftche Q. Ueht] liehte vfi div luhtinde Q. 7. im] got G. 8. ain fehlt Ä.
9. ir (7, in A. sprosse] grat daz G. 11. er fehlt A. 14. ze deme h. G. 15. im] denne
gotte G, 15/1 die — guten] vrivnde . viende . gute . vnde nbiliv menschin an deme guten men-
Bcfain G. 17. ubilen menschen minnent G. alz si] als in G. 18. 20. ime G, 20. sprosse]
grat daz G, 21. gewalt vfi edelkait vfi ewekait A, sich abir dar an gotto G, 24. an
dem — Gotte] So gelichit s. s. 0. g. an deme gew. G. 25. alz fehlt G. über al fehlt G.
2b f. niht dez] nihtesniht G, 27. so gr.] swie gr. G. doch fehlt G. 2S. an im] der
sele G. 29. Si gelichit s. 0. g. a. d. ew. G. SO. an an A,
5. Joan, 1, 9.
236
i üvaetB herren üffart.
tot. der hirtze ist der natnre daz er allez an nah im lät ainen smak von
den fiissen, und dem smak lofet der hunt mit also grosser girde flöä"/
nach daz er niemer gerüwet; und so er vor müdi den lip nit me verdennen
mag, so züliet in doch dii girde dez smakes daz er aliez nach dem hyrzen
5 lofFet, ze glicher wis geschiht der sele so si ünsers herren gesmeket, alz
da stat geschriben in canticis; so löffent si flisseklich dem gesmake nach
daz si niemer den lip lant genWen, e sü in an daz ende bringent. daz
ist der sei ewikait, so si in der stAtekait loffent untz an daz ende irs
lebens. und in der bitung hat si so groz zuversiht daz si allweg fröUch
I 10 und unbetwungenlich Oot dienet in gantzen tagenden, und da von spricht
ain hailig man: 'zuversiht daz ist ain gewisse bitunge der dinge die von ta-
genden und von gnaden koment'. in der gewissen bitung loffet der gaist
und hat so brinnend girde daz er daz begrife dez er da gert: daz dez du
sele wünschet daz si erlöset werde {152"} von dem Übe, daz si Got denn
16 reht mug umbvahen und sich an in heften und sich mit im niet«n aller
vröden. und dar nach hat si groz girde daz si vri werde von dem lihe:
daz ist von dem libe und von dem gaiste ze allen ziten ain strit und ain
krieg, also sprichet sant Pauhis und och di'i sele: 'owe herre, wer löset
mich von disem sake da ich inne bevangen bin, daz ich min liep gesehen
20 mnge'. und in der girde lofet der mentsche dem götUchen smake nach und
verdent sich reht druf mit stAt«kait. untz an den tot. denne wirt der sele
gegeben ain oge da mit si Gof durch schowet luterUch und unverdaht,
und dar uf disputierent sümlich maister, und duht sü daz unmuglich daz wir
Got soltint sehen an bedekung, und erkantent sin schonhait alz höh und alz
S6 groz daz sü dez jahent daz weder engel noch sei in gesehen m6hti an ver-
deken, er müsti etwaz verdekung an sich nemen, daz wir in gesehen mngent
I. fUKh tot] hIbo belibct %\ in Btietichait holiis lebinnes . dar an si sich gelichit der owichait .
die div aele an gütte sälite . Si belil>et ocb stiele an deme gewalte so der gaist het fibir dea lip .
vnde in der gtietiebaU lo'fet div sele gotte nah alae der edile iagehunt deme hirae ff. von]
an ff. .1. vor mfldi] also mddc ist daz er G. für godennen ff. 6. da st. geschr.] div sele
i>prichit ff. so — gesmake] Hin gemahilc het »Idcd smach vz virlazsen . deme smache lo'fot ai
80 hizecliche ff. 7. lat ff. vor e} mit so groiSr girde lo'fet si deme gotlichin smake nah .
vnde ao der lip iozo nümoic mach . vodc so ei sieb bo scre nah deme emackc het virdcnt . daz imo
rehte gcbreetin wil der kraft . so zühit io abir der gaist färbaz . wan div sele het h) groKe girde .
daz si got begriffe . daz si den lip niemir lat gorüwcn ff. bringet ff. G. ewichaJt . da mitte
ei sich geliehit gottes ewichait ff. lo'fet 6. 9. groz] ganze ff. 10, {iai fehlt A. 18. er]
si hfidemal ff. da] zallen xiten ff. iRf. dez d. sele) ai von rehtir girde G. 15. mug
nmbv.] umbe vahe ff. hefte ff. niete G. le. und fdilt G. si so gr, G. daz— libe
fehlt A, daz si von deme 1. vri werde G. \1f. daz eoswischon deme übe vnde deme gaisto
s. 8. z. o. kriech ist . vnde also spr. ff. IG. nnd och] Also sprichit o'ch ff. 20. 1. div sele
vnde der m. nah gotlicbintc sraackc . vnde G. nnd fehlt A. 21, ain — unverdaht] daz
nsehe o'ge daz g. dur scho'wit . da mitte wirt si got lutiriicho v. v. schowinde G. Gotte A.
25. seien ff. inohtin ff. 1h f. nirdcckunge G. 26. mcbtin ff.
1 AnschluU an Catit. 1, 3. IS. Rom. 7, 34.
d
, Von ö
S87
flSS'J. spricht Beda: 'si soat trftbes wölken hin tun, da mit si üna die
vröde und daz lieht tinsers herren woltent verdeken'. und da mit git er
lios Urkunde daz wir Got luterlich an alle verdekunge werdent schowend
und sehend reht mit offnen Ogen. des git uns sant Paulus och ürkünd.
er spricht daz wir Got luterlich und äu verdekung werdent sehend ze hy- 5
melrich offenbar und an allen gebresten von antlütz ze autlütz.
Waz wir aber an Got werdent schowent, dez vindent wir bezaicbnnng
in her Moyses buchen, daz da haisset ain usvart. und dar an sont wir
merken daz us miiz sin gevarn der mentsch der Got schoweii wü; ez mag
nit in disem libe gesehen, ez mfiz us sin gevaren und muz erlidget und lO
erlfiset sin von disem libe und von der weite und von zergangkliclien dingen
und müz reht fri sin von allem kumber. in dem [152"] buche vindet man
daz tmser hen'e hern Moyseu biez machen ain gezelt und ain gotzhus und
hiez in daz taillen mit aim umbehange. und in den ussreu tail da brahtent
die jaden ü- opher und begiengent die ewarten ir andaht da, und in dem 16
inren taile da engie nieman in won der byschof ainest in dem jare, und begie
denne den andaht dar inne. in dem gotzhus sach man drü ding; daz ain
waz ain tisch und dar uff brot, und ain kertzstal und dar uff ain lieht, und
ain arche und dar inne drü ding, an den vindet man bezaichnunge driger
dinge die wir werdent schowent an Gotte in hymelriche. j
Bi dem brote ist bezaicheut unser lierre. der ist daz lebent brot mit
dem allii ding gespiset werdent die in hymelriche sint. und daz [153°] er si
ain lebendes brot, dez git er uns ain urkiinde in dem ewangelio. da sprichet
er: 'ich bin daz lebend brot, und swer von mir gespiset wirt, der sol iemer
eweklich leben.' und du spise wirt nit in uns verwandelt alz du spise dez 2i
libes, wir werdent verwandlet in si, daz wir eweklich lebent in Gotte. sant
Augustinus horte ain stimme, dii sprach: 'du wirst verwandelt in mich und
und ich in dich, so du enphahest mich." also sont ir wissen daz vnr in Got
verwandelt werdent, won er ist du hj'melsclie spise mit der wir alle also ge- ' i
spiset werdent daz wir eweklich lebent. nu sint drü diug in hymelriche die so
lins ain ewiges leben machent. daz erst ist daz lebend brot von dem ich
gesait hau, daz ist unser herre. dez andern vindent wir Urkunde in Apo- i
. Daz widir wirfet aanctus Beda . vnde sprichit . siv sun ir tr. G. 3. uns) ain G.
an alle] vnde ane G. 3/". achow. und fehlt G. 4. ain urkiinde O. 5. Got fehlt A.
G. offcnliche vnde ane allir slahtc hreatcn O. S. bäche . daz bäch bal-
10, geschehin begger G. 11. disem] deme G. von allen zerg. G.
15. ambaht O. n, das ambaht G. Vnde in G. 19. dien drin
22. ding] die G. er] uneir herre G. 23. uns ain fehll G. 29 f da
Bum pania vivua G. 24- daz] ain G. 25. dez) unsira G. 2'tf. du —
raieli] vnde sprach div . Ede mo . U du mich aleo daz ich niht werde uinvandelot in dich . du
Bolt in mich virwandelot wordin G. 29. ist fehlt A. alao fehlt G. 31. ain fehlt G.
32. dez] der ü.
5f ze deme h. G.
»il G. wir] ir G,
12. dem] diaim G.
dinget uindet G.
spr. er] Er apr. 1
S. l.Cor. 13,13. ISf. Exod. SSff. 37. 21. Joan. 41,51.
S6. Voi
B faerren üffart.
calj'psi, da [1Ö3''] liset man daz sant Johannes in der togni waz, da sach
er ain lämli, daz traip alle hy^melscli scharen zu enander zn aim lebenden
brnnnen, von dem flussent lebendu wasser. hie bi sont ir merken daz da
frid ist an alle vohrte. der brunne ist unser herre, von dem wir werdent
6 getrenket, daz wii' eweklich lebent. daz dritte ist och bezaiehent in Apo-
calypsi. da sprichet sant Johannes daz im wart gezaiget vil schöner bome,
und hattent die vil grüner löber und warent ze artzenie gut. die bome sint
die seien die in hymelriche sint. du 16ber sint alle die lugend da mit der
mentsclie daz hymelrich mäz verdienen und gewinnen, die tugend sint ain
10 ärzenie der sele da von si gesunt wirt und gewinnet daz ewig leben in
hymelriche. dis sint du drü ding von den wir ewiges leben iu hymelricLe
hant. von dem lebenden brote werdent [153 'J wir gespiset und gewinnent
ain kreftiges leben, daz uns enkain krankait noch dekainer siechtag iemer
betrübet, von dem lebenden brunnen werdent wir getrenket und gewinnent
15 ain rainnes leben, daz wasser ist von nature daz ez rainnet: und also
werdent 6ch wir gerainet von Gotte, der der lebendig brnnne ist der da
flösset über allez hymelriche. daz leben ist also raine daz enkain mentsehe
dar körnen mag daz dekainen fleken hat. wir gewinnent och da ain
vrÖIiches leben, daz merkent mr an den löbem. und alsiiz hant wir mit
20 ganzer vröde ain iemer werendes leben.
Daz ander daz wir an Gotte schowent, daz ist scbonhait daz vernement
wir an dem liehte daz in dem gotzhus waz. und also merkent wir daz Got
daz lebend lieht ist in hymelriche, da von allez hymelriche erlühtet wirt,
und daz daz war si, dez hant wir ur/i557künde in dem ewangelio. da
!s sprichet er: 'ich bin ain lieht daz alle die weit erlühtet*. sant Johans
sprichet: 'ze hymelrich ist weder sunne noch man, noch kain irdesches liehtes
bedarf man da; unser herre ist daz lieht daz da lühtet und alles daz er-
1. daz] do G, 1 f. aach — enaiiderl wart iine irzaiget a. 1. d. ir. alle die bimilschun me-
nigi . Vndc die h, schar G. 4. brunno von deine div lebindon wazsir vliezont . daz i. n. h.
got der ist der lebinde brunne von G. 5. ist o. b.] von denio wir och ewiclichM lebin h«in
in himilricbe . dez vindet mim och bezaicliinuuge G. H. spr.] oc'bet ß. ^. die b. s.| Bi
dien Bchonen bo'tDen siot bezaichinot alle G. S. da I. s.] Vnde bi den grSnen lo'birn dir lar-
zenlge gat waren . da bi sint bezaichint G. 9. daz fehlt G. verdioncD n. fehit G.
II ^. dis — hant] Von dien drin d. hain wir ew. lebin i. h. G. 12. broto unsinne herron w.
w. ewicliche gcsp. G. 13, iemer] nicmir nie G. \if. von — leben] Wir gewinnen och ain
nines lebin . daz merckint an dien lebinden wozsira . div er ds sah vliezin von deme lebindin
bnumen Q. 15. von] der G. i&f. und — ist] also sont ir wizsen daz wir ain lutirlicbia
lebin hain in himilriche . Wan wir werden alle geniinet von gotte demo lebindin bmnncn G.
19/'. und — vridei daz ist ain Urkunde daa w. m. g. vr. hain G- 22. und — wir] Dabi iner-
chiut G. 23. lieht fehlt Ä. 24. und — wir] Daz unsir herre ain liebt ai . des gjt er G.
24 f. da er »pr, Ego sum lus mundi . Ich G. 25. cstluhtet het G. 25 f. sant J. spr,] vnde
daü ist sin urknnde daz er och in himilriche ain ewiges lieht ist . daz alliz himilnclie eotlubtet .
vnde da uon scribet s. ioh. G. 27. bedarf m. d.] bedürfen wir da niht G. 27. lieht — 239, 1 ist]
ewige lieht . nnde der lebinde sunne der uns da hiiitet . Abir O.
2 f. Apoc 7,17. 6. im AnKhlnlSan Äpoc. 8, 7. SS. Jban. ^ IS. 26. Apoc21.23.
56. Von ünsers herren üffart 239
Iahtet daz da ist.' sin mentschait ist uns ain schönnä laceme. also sprichet
sant Peter: 'die engel sehent in ze allen ziten gelustklich und girlichen an.'
dar an mugent wir wol merken daz daz ain wunnekliches lieht müz sin daz
man ze allen ziten girlich ane siht mit vröden an urdrutz, und haut ez ietzont
doch me denn druzehen hundert jar und dru jar sin schönnen mentschhait 5
an gesehen, und sehent si noch alz girlich an alz dez ersten tages. und
w&re nit me liehtes in hymelriche denn daz lieht, da wäre doch [154"]
iemer liehtes genüg und schönhait. und über daz allez hat er uns geben
daz ain ieglich engel und ain ieglichö sei ist ain lieht in hymelrich. daz
liset man och in der schrift daz ains ieglichen mentschen lip siben stunt lo
schöner wirt denn du sunne. und ist noch denne du sele alz schöne und
alz luter daz älld dfi schönhait du an aller haiigen lip ist die in hymelrich
sint, du enmag sich nit geliehen ainer aingosten sei in hymelriche. nu mer-
kent wie mäuig tusent lieht in hymelriche ist, baidu an engein und an
seien, und dar zä ains ieglichen mentschen lip! und über ällü du liehter 15
lühtet daz ewig lieht, unser herre Jhesus Christus, an baider naturen, siner
gothait und siner mentschait. von dem liebte werdent ällü hymelschü lieht
erlüh/i547tet und enzündet und vollebraht da von sprichet sant Jacob:
'unser Ijerre ist ain vatter der liehter', reht alz ob er spräche: ez ist daz
ewig und daz lebend lieht, und ällü hymelschü liehter sint von im geborn 20
und geflossen, und daz er sprichet 'ain vatter^, dar an merkent wir daz er
ainer ieglichen sele vröde ist und ir sälden geret, alz ain vatter sins liebeti
kindes gefüres. und alz der vatter ze allen ziten daz kind ist bohrende an
eren und an allen sälden, also ist unser herre ze allen stunden die sele
Aöhrend und merent an allen h^elschen vröden und sälden; und dar umb 25
haisset er wol ain vatter der liehter.
Das dritte daz man in dem gotzhus sach, daz waz ain arche. du waz
innan und ussnan guldin und waz von alz edlem holtze daz ez weder fulan
noch brinnen mohte. und in der arche warent drü ding: da waz inne
h3nmel/i54 ybrot und ünsers herren e und ain rüte. bi der arche ist be- so
zaichent unser vrowe. du waz ussnan und innan also rain und also künsche
daz si nie bewoUen wart mit dekainer unkünschi weder an hertzen noch an
4 ^. ez — drü jarl siv doch wol drivzehin htmdirt iar OZW, 6. si] in G. dez e. t]
der ereton stunde . do er ain gast da was G. 7. da w&re] wir hettin G, 8. allez] lieht G,
er uns] ans got G, 9. ieglich feMt G. df. vnde liset m. daz och G. 12. allir der h. G.
18 f. merkint denne wie G, 14. tivsint tusint G. 15. ubir div lieht elliv G, 16. Jh.
Chr. fMt G. 17. menschaite lieht . Von G. 18. Vnde dannan uon G. 19. als er G.
ez Ä^ er G. 21. merkent — er] vimemen w. d. unsir herre got G. 22. ist — geret] vnde
sseldon also ghich (l, geret) G, liebin G, liebSs Ä. 28. ho^hirende G, 24. an sseldon G.
standen] ziten G, 25. ze h^hrend A. and vor dar omb fehlt G.
2. Petr, i, IJS; Matt. 18, 10, 5. daran» geht hervor, daß A eine im Jahre 1303 angefer-
tigte Handschrift zur Vorlage hat, während die Lesart von GZW (1300) unbestimmter ist.
10. Matt. 13, 43. 19. Jac. 1, 17.
SAO
. Von änsei« Herren QfFan.
libe. und e si noch ünsem heiren enphieogi, do waz si alz rain daz si nie
höbet Sünde getet noch mobte getan, alz edelr nattue waz si. und aber do
si ünsern herren enpbie, do wart si so gar raine daz si weder tätlich noch
täglich sund moht getin fiir daz me. in der arche waz hymelbrot. daz
5 hyraelbrot waz unser herre; den hat si nach mentschlicher natur beschlossen
in ir libe. daz ist daz ewig brot von dem wir alle gefuret werdent in
hjTnebich.
I
[51.] Von dem wort Gottes.
[Verhum Christi habitet in robis hobtttidanter : doceatis et conmoneatis tu
10 metipsos etc.]
' Unsers herren wort sol in Urem hertzen wonen ', spricht sant Paulus.
Zwaiger haiid Gottes wort sont ir merken: ains ist Gottes wort, und ist
Got selbe; daz ander ist aines [154''] ieglichen predigers wort, daz ist von
Gotte und ist doch nit Got. daz wort sont ir also enphaben daz ez wone
IS in liwrem hertzen: swa der prediger hin lofe, daz ir mit Gottes werte üch
selber lerint und manent. daz dir der prediger in geschnide und gemale, daz
solt du backen, wllt du iemer us löffen bitten brot? nit! hacben selbe din
brot! daz dir der prediger sage, daz gebalt in dim hertzen und lere dich
selber wie du tugent übest und gütü werch. Sterke dich selber, so dich
20 dekain kumber an valle, mit Gottes worte! nim Gottes worte ze aim schilte
in dim strite und biit in für ze allen orten: swa dich die vigint wellent
verwunden, da wer dich stAteklich mit Gottfes worte. vehte dich an
kdnschi, daz vertrib mit arbait dins libeB; vehti dich an zom, daz
I
2. geWtl begie G. 3. do wart si do so G. tftüich] ho'bit Bunde G. i. t. aundo nio für daz
me me mähte Beton G. 6. der ist G. 7. nnrfi hjTndrich] Vnde an deme wir e»-iffe eetti
niht also wir hie sat werden mit aweri . nbir in biniUricIie werden wir aat ane swteri . unde geren
sin zailen ziten . vfl von der begcrungo hain wir in hain scr . Vnde dannan \o epricliit ean
gregoriuB . Zeh im il riebe ein wir g-ottie allewege sat . unde gcron sin doch Eallen ziien . Vnde
netti ist ane Bw»?re . vnic ist div girde mit vro'de ane ser . vnde daz ist uns ain Urkunde
wir sctti hain ane Bwieri , vnde girde ane ser . Daz bimilbrot hatte och die kraft . daz ez i
was indeme munde . vnde ewez bIv gcdahtou . da nah auaht ez inen . vnde swoz aiv gerton . daz
liiptton aiv alliz dran . Zcfcolicbir wiz ist daz sflze brot vnsir herre von himilriche . an deme wir
niliz daz hain . dez wir gedenchen . vnde dez wir gercn . Vnde alle unsir sinne sint mit gotte ^r
Ande gänzliche orfällot G. Z nach erfället] werdt^n . des heire vna got auicu. S. Überschrift
fehlt QWN, Sante Paulus sp'chit (rot) Z, De nativitate Ärundel a. Der lat. Text fehlt
II. vor ünserB] Disiv wort sprichit sanctus Paulus GZ. epr. s, ?.] riliche . du ir i<
seibin gerne manent G. 17. solt du selbe bachin G. lo'fen zaudiren lüten bitten G.
22. starchliche 6.
8. ZHe Predigt steht in G Bl. 75-, ZBl. 88-, W Bl. 56'' ah 11. Predigt, K Bl. i
Bl. 8B'; fehlt FhUl. — Gedruckt nach A bei Waxkernagrl S. WO mit dm Lesarten au» Z.
9. Col 3, 16. Text oben nach G, in der Vulgata lautet derselbe: Verbiuu Christi habitet ii
abnndiuiter, in omni gapientia, docentes et commonentes voametipsüa.
ertTi|H
57. Von dem wort Gottes. 241
mit g&ti; vehti [155''] dich an ungedultekait, daz vertrip mit gedultekait;
vehti dich an hoffart, daz vertrip mit demüt; vehti dich an trakait, daz
vertrip mit dankbiri; vehti dich an gitkait, daz vertrip mit williger armfit;
kurtzlich swaz dich an vehti von Untugenden, daz vertrip mit tugenden!
also leret uns sant Paulus in der selben epistel wie wir uns beklaident mit 5
tugenden: *ir sont an legen*, sprichet er, 'daz klait der tugend. lieben kint!
flissent üch miltekait, erbarmhertzkait, künschkait, demätkait, gedultekait,
senftekait', won dise tugent sint alle der seien klait und über diz tugent
alle sont ir üch flissen der minne, du ist ain brutmantel der seien, da mit
si wirt 6ot gefüget ze ainer brut; won an die tugent der minne ist kain lo
tugent hymelriches wert, und aber von der tugent der minne [155^] so
werdent alle tugent hymelriches wert, 'an die minne', sprichet er, 'ge-
vallet Oot enkain tugent/ der tugent nit minnet durch iren nutz, der möhti
si minnen durch ir edelkait. man liset von aim haiden: der hatte alz edel
gehügde daz er nit gutes mohte vergessen; swaz im aber laides geschach, 15
dez vergass er zehant also solt du, sälger mentsch, haben ain gät ge-
hügde: swaz du gutes hörest von Gotte sagen und von tugenden, daz solt
du gehalten untz es dir ze statten kome. und alz dich denne dehain arbait
an gat, so nim für dich die guten worf die du gehöret hast, und tröste
dich da mitte und hilf dir selben din arbait tragen mit Gottes worte. 20
du solt dich selben leren und predigen: tugent und gät leben, nach der
hymelschen vröde dik gedenken, trost an Got suchen, der prediger wäre
dir dik ze verre rat und tröste [155'] an im ze sfichenne, such du an Oot
trost und rat und allez daz du bedarft ze libe und ze sele. er ist vol
süsses trostes, volkomenes rates, vol miltekait, erbarmehertzkait und aller 25
tugent hundert tusentvaltig. da sfich allez daz du wilt, er git dir süssek-
lichen trost.
1. güti unde mit miltichait G, dich an fehlt A, Bei Blatt 155 springt A in der Blattzählung
von 154 auf 156 über. 4. Vnde karzliche G. an — tagenden] untuginde an vehte . die solt du
V. m. ainir t G. 6. vor ir] Er sprichit och G. spr. er fehlt G, 8. alle d. s. kl.] ain clait der
8. G, 9. alle sprichit er . sunt i. ivch sere vi. G. 10. won] vnde G. 11. aber fehlt G.
tug. d. m. so] minne wirdlchait G, 12. an — er] Also leret sanctus Paulus der groze predisere .
daz (d. wir Z) uns seibin leren . vfi manen vf tuginde . vnde alre maist uf die minne . wan ane
die m. G. 14. ir fehlt A, 15. Got/tes A. 16. t7ordez] aide swaz ime ieman übils getet G.
19. w^ch A, 20. tragen] übir winden G. nach worte] also solt du selbe bachin din
brot . du solt niht alliz an vz lo'fen bitten (b. brot Z) . daz ist also gcsprochin . du ensolt niht zan-
diren livtS lo^ffen . bitten brot . daz ist also . du ensolt niht alliz an andirri livte tro^stes be-
dürfen . vnde ir ratis . du solt dich seibin tro^'sten mit gottes worte . daz du gehöhnt hsest . von
dien hailigon . von dien livten . von den botton . von dien brödim (den broderin Z) . von dien
prediem . von dem ewangelio . daz lege indin herce . ob du loch niemir predier gessehist . in aime
iare . odir in zwain . noh engehortist . daz du dich seibin lerest . unde manest . du ensolt dar umbe
niht zirgan an tuginden . ob du prediere niht enhast . alse dicke so du wilt GZ, 21/1 nach —
dik] vfi hailiges . mach der mische gna^dicliche G. 23 f. sAch — allez fehlt A, 25. aUir G,
alle A. 26. daz d. w.] dez d. bedarft G,
6. Col 5, 12 f 12. ebenda,
DentBohe Texte des llitteUlten. X. 16
342
57. Von dem wort Gottea,
Nn spricht sant Paulus: 'Gottes wort sol wonen in üwTem hertzen*. daz ■
ist dftz lebend wort, Christus nuMer herre, von dem sant Johans schribet:
'daz wort in dem angenge daz waz daz angenge*. daz waz du hailig got-
hait, du ist ain angenge and an angenge und ain ende and an ende, dis
i wort daz wait gesant her in ertrich und waz doch wonent in hymelriche.
er waz in sins vatter hertze wonent nud in siner miiter schöz sugend- dis
wort wart ze flaische au der stunde do er enphangen wart in der rainnen
mAgde lip siner mfiter; von der nam er daz flaisch und daz ril rainne blüt
daz an irem vil rainnen lip waz, und wart meutsche [löö"] in ertrich und
I waz hie mit iins blibent, und waz doch in sins vatters schöz wouend.
man sprichet: 'Got geschuf mit aim worte hj-mel und erde', daz wort waz
sin lieber sun. liuser herre waz daz lebend wort daz hie waz uff ertrich,
und doch dest«r minder uit in hymelriche, alz ir hörent daz aius mentschen
wort die kraft bat daz ez Mlä mentschen enphahent die es hürent., und
ü doch daz wort ungetaillet ist. nn merkent daz hie bi -. so ain prediger
Gottes wort sprechen wil, so gedenket er waz er sprechen wil, so wirt daz
wort geboren in dem hertzen und kumet in den munt von dem hertzen;
so git er ez denne allen den die in hörent, in ir oren; so fliisset ez
denue von den oren in daz hertze. gantz und ungetaillet wirt ez ieg-
) liehen geben, und blibet ez doch dem priester. sit nu dis mentschen wort
[156 "] die kraft hat, so ist Gottes wort , daz Got selb ist , tusentstnnt
kreftiger, daz ez sieh wol mag taillen ungetailten also daz er sich her in
ertrich gap ze sehenn und ze horenn, und doch in sins vatt«rs schöz waz
wonent; und alz ir och sehent daz wir ünsers herren lichamen enphahent
i alz daz süsse wort: ieglich mentsch enphahet Got volkomenlich und gantzlich,
und ist er doch in siner kraft nit minder denn er e waz, des meikent ain
glichi an der creaturer dii sunne stat in der höhi dez hj'mels und git ir
1. hercen rilicbe 6.
A. vnde ist ano aneg. v.
suginde . vnde in sinea
Verbum uiru factum est
11. d. wüit daz waz Q.
indeme anegenge
got wae . vode ii
M. elliv div
2 f, icr. iDunem bäche . Inprincipio erat uerbnm . Diz 1
Q endo ane ende G. 6/. dia wortl vnde waz in einer mütir
hercen wonendo .
est . daz wort ist zevlaische worden . ez G.
O. 12. hcrre Jheeus CliriBtus daz waz G.
ide waz in gotte ane aaegenge . vnde got waz
daz kam her inertridie . doh belibindc G.
.. daz fthtt Ä.
uoD der wissage spnMsb'l
. rainnen 1 kivscbun 6.
nf. hie — nit] ?
LZ daz wort . daz selbe v
1H. ainis ürganclichjn m. G.
vnde uon denie bercen k. ez in
it. m. G. 18. er fehlt A. ez dennel denne daz wort von sinem munde daz inwme hercen
ist gebom . daz git er ff. in h.] sin wort ho'rint . daz vlüzot uon siucm mundo G. IS^'. so
fl. e. d.] vnde G. lä f. gantz — priester] vnde wirt also gegebin . allen dien die ez enphahin
wen g, u. nng. w. e. iegelichem menachin g. vnde doch Bwie wite der predier ain wort tailet . so
belibet ime daz selbe wort . Nu ho'rt G. 19 f. iegliche A. 20. dis] dez G. 21. Wort daz
wort daz G. 23 f. schöz w. w.] hercen w. er wonende . vnde swie er in menachlichir naUire
waa wonende . do waz et doch inainea liimilschl vntir hercen belibinde G. 27. vor du] Ir
Bchini wol G.
I
57. Von dem wort Gottes. 818 '
achonhait und ir lieht aller geschepfte har in ertrich, und wirt doch der
schin and du klaihait der sunnen nit g'esundert von ir. also scbain daz lieht
Ansers berren .Thesu Christi har in ertrich , und wart doch nie geschaiden
von sins vatter liertzen. dii hymelsch swnne du schain herab durch daz
venster flSO'J und erliihtet daz tenipel. daz venster waz sin sflssu mäter: ;
durch die schain er in dia armen weit und erluhte daz tenipel, daz waz dii
crislenhait, du wart erliihtet von siner mentachait. also sprichet sant Johannes
daz er ist ain lieht daz alle die weit erlühtet, und von dem illü du weit ir
leben und ir wesen hat. nu prüvent wol disü wort! so du sunne nimt von
dem glas dez glases varw, so vervärwet sich der schin dar nach: wiss, rot, uj
gel, blaw, grüne, und swaz varwe daz glaz hat, die nimet du sunne an sich,
also tet fmser herre Jhesus Christus, er schain in daz luter glas, in der
e lip, und nam die rainnen mentschait von ir, daz ir rainer mag.
im nie wart ver^'ärwet. waz nimet aber daz glas von der sunnen? daz
klarhait und luterkait. und also nam üch unser herre von unser l
Trowen die mentschhait und aber si von im luterkait /JdG'J und klarhait. ez
[ist war daz si luter und klar und rain waz und unvervärwet von allen
Sünden; doch waz si doch also daz si wol möhti han gesundet, aber do si
der hymelsch sunne durch schain, do wart si so klar und so luter daz si
für daz nie mohte gesunden; hetti si joch gern gesundet, si enmohte, was 3
aber dö sunne von dem glas neme, daz merkent. ir sehent wo) die sunnen
.achinnen durch daz glas und nimet ir schin dez glases varwe an sich (daz
waz siner muter glichi), und blibet doch daz glas gantz nnd unverwerret
und verlöret och du sunne ir kraft und ir schäni niht. also nam och
unser herre siner müter glichi an sich: munt, ogen, nasen, brauwen, he
nnd ällü sinü gelid warent reht gedi'Aget nach ir libe und nach ir
fichephde. er waz ir gelicher denn ain ander kint siner rattter; won ain
ieglich mentsch ist zwaier ment/'i5ff''7schen kint, und ist an dem munde
Biner mfiter glich und an den ogen dem vatter, und ist also getaillet.
;nd also ist ez och getaillet an der liebi. aber du rain Maria hat ainen SoJ
3. ir] der eannvn G. Also zegelichir w
G. 4. sfnne Ä. dti nach sunne fehlt 0.
6. er hör in G. 7. Joh. uon iiiie G.
dfi weit] dioch G, 9. hain G. ID. b
het . . . getan G. 1». !ip
E flchinet d. himilsi;ho 1. G. S. vneir berre thc
Af. daz scho'ne u. G. 5. daz u. daz waz G.
i. ain — dio weit] daz getnhte . daz elliv lieht O.
I verv.] vnde verwert G. 12. also] Zegelichir
iriun G. U. virwert G. nadi Bunnen] .
tiQwcn G. 15. tot fehlt A. Ibf. und also — klarhait] Zegellehir wia nam unsir vrowe elar-
hait unde I. von deme lebinden euDDen G. 17. nnd klar fehlt G. vnvirwcrt G. 18. doch
vor al»o fehlt G. 21 f. wol M d. s. schiuet d. d. gl. eo nimet der aunnvn schin G. 23. glich A.
24, ocli] doch G. 24 f. also — sich] Zegelichir wii nam div lebinde aunno dez glases
Darwc ansich . daz waz a. m. gelichi . sin G. 35. einlv o'gcn . sin n. ain bra sine h. O.
3S. mentsch] kint G. 29. an — vatter] ist deme vatir andion o'gcn gelicb G. SO. vnd ist
D getaillet A.
244 57. Von dem wort Gottes.
nngetailten sun an liebi und an gelidern. dis waz daz wort daz von hymel-
riche in ertrich kam, und dis wort sol uns leren und manen alle wishait,
alle tugend, alle sälikait; won ez ist volkomen an wishait, an g&ti, an
sfissekait.
5 Sant Paulus sprichet: 'ir sint ain tempel Gottes und ain hus\ nu
wissent ir wol: swa ainer edelr fürste wonen wil in aiw hus, an dem
huse müssent vier ding sin. es müss schön sin und wit und stark und wol
beraten, won wir ez unflätig, so gezim aim grossen fursten drinn übel ze
wonenn. wiri ez och enge, so gezäme aim grossen fürsten aber drinne [15?"]
10 nit ze wonende, won er möhti mit sim lieben gesinde nit drinne bliben. war
ez nit stark und wiri vellig, daz die wend sigint, so blibe er och ungerne
drinne. wir ez och ungeraten und war öde, so gezim im aber übel drinne
ze sinne, disü selben vier ding mfissent wir an uns selben vertriben, wellent
wir Gottes tempel sin.
15 Zem ersten müssent wir han rainkait. nu sprichet ain haiige: 'swer rain wil
sin, der müz striten wider in selben', nach der rede mag nieman ane striten
sin. swer nu sin hus, sin hertze, wil raine halten, der mfiz striten wider die
flaischlingen bekorung und wider den gaischlichen Sünden, flaischlich sünde daz
ist frasshait und unkünschi. wider der frasshait sol man striten mit vastenn
20 und swach spis essen; wider die unkünschi sol man striten mit veniande, bet-
Wir mfizen zem erst han rainichait . nu sprichit ain haQige : 'swer raine wil sin, der
mfiz striten widir ime seibin' . nah der rede enmach nieman ane strit sin: der junge
mflz striten mit siner jugent, der alte mit sinen sitten; wan mit langir gewonhait mfiz
der mensche striten alse mit der nature . unde swer sin hus, sin heroe, rehte rainen
25 wil, der mfiz striten widir dien vlabchlichen bechorungen unde widir dien gaistlichen.
Flaischlich sunde daz ist vrazhait unde unküschichait . widir der vrazhait sol der
mensche striten mit vastenne unde swacke spise ezsin; abir widir unküschichait solt du
1. uDgetailten — 5 sprichet] gaozin sun . baidiv (b. an yollecomener geliche vnd an Z) an uolle-
kominir liebi . daz waz div nature (d. varwe Z) die der himiische sunne enphie von deme glase .
daz er ir gar gelich waz an o^gen vnde an mande . vnde an siner rainvn menschait . Diz waz daz
lebinde wort daz von himilriche wart gesant . her in ertriche vnde waz hie wandilonte . in meusch-
lichir nature . vndo waz hie in ertliche insiner mAtir schoze suginde . vnde waz in himilriche
in sines vatir hercen woneude . diz wort daz {l, was Z) xpc unsir herre . der ist daz lebinde
wort vnde daz wort ist got selbe . Nu prfivint me . daz wort sol wonen riliche in iwiren hercen .
daz ir ivch seibin lerent vnde manent . diz ist daz wise wort . daz sfize wort . daz da selbe leret
alle wishait . alle tuginde . unde alle sselichait . wan ez ist vollekomin an wishait . an güti an-
sfizichait vnde an allir sfiziclichir lere . vnde ist selbe div ho^'hste wishait . der obiroston güti . diz
sol wonen in iwiren hercen . Wan sanctus Paulus sprichit der hailige apostolus G. 1. Hb A,
5. tempil vnde a. h. gottes G. 6. ain A. 8. drinn übel] niht drinne G. 9. zcnge G, 9 f. ge-
z&me — möhti] enmehte er G. 10. bliben] gewonen (^. 11. nit — w&ri) och G. sohl.] vnde
bibinotti . so waere G. 12. vngeratö A. vnde o^de G. aber] och G, 13. wir och an G.
14. sin . daz er in vns wone G. 15/1 der Text von G ist in der zweiten Spalte mitgeteilt,
18. fl. s. fehlt A.
5. J. Cor. 5, 16; 6, 19; IL Cor. 6, 16. 5 /f. vgl oben 8. 84 Z. 10 ff.
57. Von dem wort Gottes. 245
tend, [157^] disciplin nemend und mit arbaitend an gfiten werchen: hie mit
überwindet man die flaischlich bekorong. nit allain veryahet rainkait dez libes,
man mäz öch rainnes hertzen und rainnes willen sin. alle die wile so daz
hertze und der wille raine sint, so schadet nit du krankait dez libes von
der nature. noch dan müz man striten mit den gaischlichen Sünden, daz ist 5
hohfart, zom, nid, hass, gitkait. dis Untugend und ain ieglichü Untugend sol
man überwinden mit tugenden. wider die hohfart sol man sich demütgen
under din obren, under din glichen und under din swechem, so überwindest
du die hohfart; wider den zorn sol man han senfti und lindü wort, daz
stillet zorn; wider den nid gunste und dienst; wider den hasse minne und lo
liebi; wider gitekait willeklich armüt und gern gebresten han und lassen
daz man wol möhti han. so man [15?'] denn die Untugend alle überwunden
hat, so sol man denn in Gotte rüwen, ez ist och denne rüwens zit. nu,
venion, betton, discipline nemen und solt dich arbaiten mit allen guten dingen unde mit
allen gftten werekin: da mitte ubirwindest du die ylaischlichun bekorunge . unde solt 15
dich ylizen daz du allewege rainiz herce habest, daz du niht unküschicliche gedenkest
wiUicliche, unde daz din wille niemir werde übirwndin und niemir genaiget werde ze de-
hainir boshait . alle die wile daz din herce unde din wille also gestillet ist, so enwirret
dir niht diu kranchait die der lip het von der nature: also ubirwindest du alle ylaisch-
liche bekorunge. 20
Noh denne solt du mit deme fürs tan striten, daz sint gaistliche sünde . wan liset
daz hie vor in alten ziten sitte waz ze Rome: so die burgsere widir ir herren waren
unde mit inen stritten, ubirwant denne der herre die burgsere, so wart er mit harte
grozir vroMe enphangen ze Borne, unde ertön in harte sere unde sazton ime ein schap-
pel uf von biAmen . do abir die fürsten von deme lande widir deme riebe waren unde 25
mit deme kunige stritten, ubirsigite er denne die fürsten, so wart er noh lobilichir unde
vro^licher enphangen, unde sazte man ime aine guldlne crone uf sin ho^bet unde ertön
in vor allime deme liute . hie bi ist bezaichint der strit den ain iegelich mensche striten
müz mit ime seibin . bi den gebfiron sint bezaichint die vlaischlichen sunde, die wir an
uns selben übir sigen mAzen . so wir die ubir winden, so wirt uns zegezierde unde SO
zeron gegebin ain schappel von blümen.
Noh denne hain wir die fürsten niht ubirwnden, daz sint gaistliche sünde, daz ist
ho^hvart, zorn, nit, haz, gitichait . widir dien solt du zallen ziten striten unde solt aine
iegeliche untugint ubir sigen mit ainir tugende . wider hohvart solt du dich demüten
undir dinen obiren, undir dinen gelichin unde undir dinen swechim: so ubir windist d5
du hohvart; wider zome senften müt unde lindiu wort: daz stillet zorn; widir nide
gunst unde dienest; widir hazse minne und liebi; widir gitichait alliwege willicliche
aimüt unde brestin gerne han unde lazen daz du wol msehtist han: daz virtribet gitic-
hait . so du denne die untuginde alle ubirwindest, so solt du rüwen mit gotte, ez ist
o^oh denne ruwe zit . so du baidiu fürsten unde gebüren übirwndin hast, so wirt an 40
14. venion] weinen Z. 22. bürg.] gebaren Z, ehemo 23.
(246
. ^'on dem wort Gottes.
lieber mentsch, behalt diuen Up rain durch dez seUatzes willen der driane
verborgen ist, daz ist dii edel sele. die soll du behüten vor allen Un-
tugenden durch dez grossen Gottes willen der di'inne rüwen sol; und soll
Got erea durch dich selben, der mentsch der alsuz überwindet an im
b selben baidii flaischlich und gaischlich sünde, so der von dirre weite schai-
det. 90 Wirt sin sei enphangeu an der hymelporten mit grosser vröde, mit
lob, mit sänge und wirt gekrönet mit ainer guldinen kröne und wirt ge-
zieret mit ainem schappel von blümen. denne wirt du sei sich vröwend in
Grotte und mit Gotte nnd mit allem hymelschen here iemer eweklich.
10 Daz ander ist daz daz gotzhuse wit si. daz ist aber unser hertz fl37*J.
daz sont wir witen mit der minne alz sere daz wir all mentschen drinne
bevahent. wir sont den fründ minnen in Gotte, daz wir allez daz au
Got kerent daz wir an im minnenL wir sont och die vjgint durch Grot
minnen.
IS Zu dem dritten male sont wir och stark sin. daz ist also ze merkenn
daz wir Got sont starklich getrüwen. und swaz uns arbait au gat, so sont
wir im dez getniwen daz er ez durch unser sei hau habe über uns vei
beuget, und sont ez nit anders versehen won daz er ez allez durch gut
L <0 u
dir gaUtlicb, daz an dir naz vlsiechlich; unde daz e waz irdisch, dax wirt denne bt-
30 milscb; unde daz e waz menschlich, daz wirt denue goüich . owe liebir mensche, be-
halt dinen lip raine dur dez scbazea wUleu der drinne virborgen ist, daz ist din edüiu
Bele ! du soll dine sele eren unde behSten vor allen uDluginden dur dez grozin Gottes
willen der drinne rüwen sol, unde solt Gol eren durch sich selben.
Der mensche der aUus ubirwindet an iine seibin baidiu vlaischliche sunde unde
2h gai.^tliche aunde, so der von dirre weite schaidet, so wirt sin sele enpbangen ander
hiDiilporl« mit grozir vro^de unde mit lobe unde mit ^aiige unde wirt gecro'net mit ainer
guldinun erone unde wirt gezieret mit aime schappel von blümen . denne vro'wet sieh
diu sele mit Gotte unde mit allime himilscbin her iemir ewicltcbe.
Daz andlr ist daz ez wit ei daz hus da Got mit eime liebin ingesinde wU rflwen ,
3(1 daz hus daz ist unsir herce, daz bud wir wilen mit der minne . wir sun aine also wita
minne bau daz wir elliu menschin bevahen in unsiriu hercen . wir sun den vriunt
minnon in Gotte, daz wir alliz daz an Got keren daz wir an ime minnen, unde sun alle-
w^e Got undtr mischen . alse diche so du an in gedenkest, alse diche so dich debain
dinch raizet den menschin ze minnenne, so aolt du allewege gedenchin : ich wil dich dur
SS Got minnon ; unde alle die wUe so du dich schirmest mit deme gedanche, so minnoet ^
du allewege in Gotte . dusolt och dine viende dur Got minnon.
Daz dritte daz ist daz daz wir mit Gotl« rebte vesle unde starck sin . daz ist also <
ze merchinne daz wir Gotle rehte voUicIiche aun getrüwen . unde swaz uns anegange,
so sun wir Gotle getrüwen daz er ez dur unsini sele hail ubir uns habe virhenget .
10 unde swaz arbaide dich iemir an gevalle, so eusolt du dich niht andirs virsehin wan
3. groH^H A.
i. wirt A.
K an dir] e Z.
I
57. Von dem wort Gol
247 ,
Über uns verhenget und uns den Ion da mit meiet. swel mentsch alauz
k]\ü ding du ez an gant, enphahet, daz liat wol ain starkes hertze, da i
inne Got, dem gi'ossen fiirsten, gezimet wol ze sinne.
Zu dem Tierden male sont wii' sin beraten mit [158'] edelm gesinde,
I die guter zuht sigint und die ünserm heiven wol gezäment. daz gesind sint -i
die Imilgen enge], patriarclien, proplieten, zwelfbotten, martrer, biiiter und die
rainnen mAgde. die solt du, mentsche, allweg tragen in diner gehügde. in J
disem huse gezimet wol ain erberü wirtinne mit wolgezognen junglrowen, I
die wo! zuht und ere kunneut daz sol sin du lij-melscbe und die aller \
erberost wirtinn, unser vrowe sant Maria, mit den rainen migden und den M
künschen; die sont daz hus zieren, und die sülleut wir ze allen ziten in
üserra hertzen tragen und sont gedenken wie si daz hjmelrich erstritten
und gewunnen hant, und sont ocli wir nach den selben eren striten und
sont uns flissen rainkait an lib nnd an liertzen. und swaz tngend
irem lebenn wir erkennent und guter werche, dez sont wir [löS"] i
j allez flissen.
Daz öch wir daz behalt«nt an ünserm lebenn, so Iiant wir ain benaten
f hus in dem Got daz lebend wort wonen sol.
^H lebiDi
da2 dirz Got gefAget habe dur diu hail und dur dine sfelichait, unde daz er dine
tuginde unde dinen Ion m\ meron , unde swel mensche also enphienge elliu dinch, daz 3
letti wol ftin vestez herce unde ain starkis hua; wan swaz ime laidis geecheehe, daz
Wipre ime niht aine lait, ez wsere im ain vro'de, ewa mitte ime Got sine tuginde ui
wnen Ion meretti . swer also enphahit awaz in ane gat, der enwirt nibt benegit von
bainen dingen, wan er getrOwet Gotte also volliclicfae daz er alliz daz enphahit zainir
mndirlichuu liebi von Gotte , daz ist ain Btarckia und ain veetes hus, da inne gezimet 'ü
wol ze sinne deme grozen fürsten, Gotte von himilriche.
Daz vierde daz ist: daz hus Bol sin wol beraten mit edilme gesinde, die gfltir zuht ■
rin und die deme edilen Gott« wol gezemen . daz gesinde daz ist daz himilsche gesinde, I
die hailigen engil unde patriarchin unde die prophetin, die apoetilen unde die hailigen
martf rere unde die hailigen biht«r : diz schone unde diz edile Ingesinde soll du lalleo 30
zi(«n in diner gehugide tragen . in dieeme hus gezimet wol ain erbffiriu wirttn mit wol-
gezoginen juncvrowen, die wol adüliche unde erberücbe luhle unde ere kunnen . daz
Bol sin diu himilsche unde diu erbsere wirtin, unsir vrowe . o diu liebe Maria, Gottes 1
mfltir, diu alliz himilriche gezieret unde geret hat, diu sol wirtinne sin in dimme hus V
mit dien rainen mreg^den unde dien krischen unde dien editeu juncvrowen : die sun 35
zieren din hus, die solt du zallir zit indinir gehugide tragen unde aolt du gedenchin
wie siu daz himilriche erstritl«n hain und gewnnen ; unde aolt du lallen ziten striten
unde vehtJn nah din seihen eron unde deme erbe, unde solt dich vlizen rainicliait an
übe unde an herein . vlize dich demQttchait, gedultichait, millichait, und swaz du an ir
lebinne irkennest unde vindest, dez solt du dich vlizen daz du daz beball«Bt an dime i
Jebinne . und aolt din lebin ordinon nah der haillgon lebinne unde abir allir maiat nah
lebinden Gotte, alse Christus unsir herre lebite hie in ertriche: swenne du diz
aS. Von m&nger haudc Bchrift der mentschait.
1
I
[58.] Von mänger bände schrlft der mentsctaalt
[Dominus natrahit in scripturis populorum,]
'Got 80l könden an der schrift den löten', sprichet der wissag her!
David.
In zwo wis wil uns Got künden an der hailgen schrift: an den rehten
weg ze hymelriche und au reht«s leben, won alz du sunne erlübtet den
nebel, also erlülitet dii hailig schrift die cristenhait und du hailig lere die
uns Gottes sun lerte mit sin selbes munde, und die haiigen propheten und
die haiigen zwelf hotten und ander haiigen, den der hailig gaist kante und
I lerte wie si die hailig cristenhait leren soltent.
Ain ander schrift hat iins öch unser herre gegeben , daz ist der laygeD
schrift; won der liite ist vil die der schi-ift nit kuunent die an den buchen ist
geschriben, [15S'] und dar umb hat in Got ain ander schrift geben, da si an
leiTient wie si nach dem hymelriche sont werben, du schrift ist daz gemilde
i in der kirchen von den haiigen, wie sü lebteut und waz si durch Got tatent
nnd waz si duich in arbait littent. daz tut man durch etwie mAnig sache.
ain sacb ist daz si sont lernen an der haiigen leben wie si nach dem i
hymelriche sont striten und werben, alz och die haiigen gestritten haut, dfi j
ander sache ist daz si an rehtem globen gesterket werdent, so si sehent was J
I die haiigen hant erlitten dur den rehten globen. du drit sach ist, wan linsc
herze ze unstät ist und laider bi im selben selten ist, daz der mentsch i
hertze denne an dem gemilde vindet, so er siht du ding an du vor im i
indiner gehugide traist unde dich dar nach bildost an deme lebinne, bd best du i
wol beratin bu9 mit ediltme iagesinde . eo gezimet deme lebindpn Gotte vol drinm
i le wonenne . und daz lebinde wort, daz Got selbe ist, unsir Heber herre JheBUS Christus^ 1
der wonet denne in dime hercen rillche.
1. Überschnft fehlt G , Dise wort sprichit ein wissago (rot) Z, W am Sande Sermo XXT,|
De a&ncto Paulo N, In paseioDe Arundtl, Itf van deme lyden vns beren Phitl. 2. Der latM
Text fehlt A. 9— ä künden] Disiv Wort sprichit der wiasaRe dauid . Got e. k. an dien emdan ■
d. 1, Diz wort mugen wir enzwaige wiz virnemen . daz uns got konden wil OZ. 6, an r.i d»
rcbte Q. alz] rebto zegelicbir wiz also O. T. die hniliguu er. G. §>. lerte selbe mit ünem
m. O. nnd nach proph, fehlt G. 14. lement] sun lernen O. dem fehlt G. 16. kilchon .
daz man da malot von &. Ihf, tuteiit — man] arbaitc litten . vnile wie eiv manigir martyr
gemartirot wrden . vndc tat man daz G. 19. aun geat. wcrdin G. 21. herze nus h're korr.A.
ze fehlt G. vor daz] dammbe iet och daz gemftide gemacbot G. 22 f. denne — gedenket]
vinde - ao er mit dien uziiren o'ffen ane aibt daz gemalde . daz er denne div inren dich vindo^
dez hercen . vnde er gedencho an div dinch dJv vor ime sint gcmaiet . vnde also vindet der u
ün heroe Q. Sü. So Khlieltt auch Z.
I. Die Predigt findet »ich in GBl.79'>. Z BlöS'; WBI.J13, ABL116; SNr.l6, Ärv
SI. 8tf', Phill. Bl. 1G5K — Gedruckt nach Z bei Wackemagel S. 1S7. 2. Ps. 86, l
58. Von m&Dger bände schrift der mentscfaait 249
malet sint, und denne inwendig dar nach gedenket, also sprichet der wissag:
'herre, ich han min hertze fanden*, nu [158^] merkent: swaz der mentsch
sins dinges vindet, daz müz er e verlorn han. also geschiht ez laider dik
daz der mentsche sin hertze verluret mit üppigen gedänken, so sol er es
vinden an dem gemälde. du vierde sach ist daz man an der haiigen leben 5
lerne tugend und rainkait.
Aber über allez gemälde und über ällü bilde sont wir an sehen ünsers
lieben herren marter bilde und sont dar an lernen aht leccen, die er uns Vor
hat geschriben an sim haiigen libe.
Du erst lecce ist willeklichu armüt. daz merkent da bi daz er so gar lo
nakent stat. und dar an sont och wir lernen daz wir arm kunnent sin
durch sinen willen, der durch uns och arm ist gewesen, daz er aller siner
herschefte und allez sines rihtümes so vil nit hatte daz er sinen lip be-
dakti, won [159^] daz er gar nakent stund an dem crutze. 'sälig sint die
willeklich arm sint*, spricht unser herre in dem ewangelio, 'won daz h^mel- is
rieh ist iro*. und dar umb sont wir gerne arm sin, won er ist wol sälig
und me denn sälig dez daz hymelrich ist, won er hat me denn er gert;
und alles daz er hat, dez genüget in, und ist im alz wol mit armüt daz
in nit dunket daz er arm si. won ze glicher wis alz der gitig man alle-
wegent me gert und fürhtet daz im gebreste, also dunket allwegent den 20
willigen armen daz er ze vil habe, da von haisset er si sälig, die wil-
ligen, armen, won si haut dez si gerent: won si gereut nit won armüt und
gebresten. da von sint si sälig daz si daz willeklichen haut durch 60t.
intrüwen si haut wol gelemet bi irem schöpher arm sin und haut sin
[159^] marter bilde wol für ir ogen gemalet und sin armüt, die er hatte in 25
allen sinen tagen, si sint och da von sälig daz si nieman beröben mag;
won swen man röbet, der wirt ungedultig und fli/cAet. si haut nit und da
von nimet man in niht. si sint och sälige, won si hant ietz ain tail
hymelscher Mhait die si in hymelriche sont gar enphahen, daz ist daz si
me hant denn si gerent, und hant so gnüg daz si nit me woltent han. 30
1. wissage daoid G. 8. sins dinges fehlt O. 5. man] wir son lernen O. 6. lerne
fehlt G. 10. lecce fehlt G. so fehlt G, 11. und fehlt G, 11 f arm — willen] willic-
liche a. sin dorh got G. 12. och — gewesen] als a. wolte sin G. 18. sinen lip] sine schäme G.
14 f s&lig — 17 ist] wir sun gerne am sin . wan onsir herre sprichit i. d. ew. Beati pauperes
spirita . SaBÜch s. die armen . himilriche ist ir . der mensche der williche am ist . der ist sselich .
Sit got selbe sprichit . daz er sselich si . So ist er och seelich . wan himilriche ist sin . himilriche
ist ain so groz schaz . daz er wol sselich . vnde nil sselich ist . dez daz himilriche ist . Er ist och
darambe sslich G. 18. and alles] wan a. G. 20. düchit abir alliwege G. 21. amnin
menschin G. 23. sselich och . daz s. G. 24 f. sin marterbilde] daz bilde siner martyr . vnde
siner hailigan menschait G. 26. tagen . do er mensche waz offen ertriche G. 27. flühet Ä.
flAchet — und] vlAchint siv och . die sselde hain siv och daz siv nieman robit . wände siv niht hain G.
28. man och inen G. Si sont Ä, So sint siv G. och iezo G. 29. der himilschun fr. G.
daz ist div vrihait . daz G, 80. hant so gnAg] gnAget siv ir armftt G. nach han] div vrihait ge-
2. im AnsMuß an P«. 43, 19; Eccli, 51, 27? 10/f. vgl oben S. 35 Z. 6 ff. Uf Matt. 5, 3.
> bS. Von min^r hande «chrift der mcutschiLit.
Du ander letzte ist volkomnii minne. daz merkent da bi daz ef"^^
henket wart entzwüschent zwen schachman , rehte alz er ir schulde wolt '
tragen, und allez daz er lait, daz lait er durch die vigint. nu waz möhti '
grösser minne sin? alsnz hat er «ch geleret uns daz wir unser vigint min-
5 nent, und sont in ze statten komen und ze dienste so si ez bedurfent: won
unser herre [159 'J wolt nit gemartret werden durch die giiten, nument
dui'ch die Sünder, saut Paulus sprichet : 'gedenkent und ahtent wie groz
not unser herre erlitten hat umb sin vigind'. und sit er nu so groz not I
lait und er so groz minne da mit uns erzaigte , waz wännent ir waz er
10 denne grosser und unmässiger minne nu zaige sinen fründen? won daz
ist ane zwivel war daz er sinen fründeii groz minne wil zaigen. won daz
müz sin; won swer sin vigint alz volleklich minnet, der minnet sin fiünd
vil voUeklicher. sant Johans sprichet von der minne die Got dem ment-
scben ögte: 'do wir sin vigint waren!, der groz Got der minnet uns also
15 Bere daz er siuen lieben aingebonien sun in de« tot gab für uns, und tet
daz dar umb daz wir sin fründ wurdent.' nu merkent wie groz miltkait er
uns hat erzaiget: do wir verlurent sin huldi und [159"] wir in erzumt«nt
von ünsren Untugenden , do waz daz ain gr6ssu miltekait daz er üs ze I
fründe wolt gewinnen mit sins lieben kiudes tot.
20 I)ü dritte letzge ist sin groz und sin überflüssendü erbärmde. und mer- j
kent daz da bi daz er sim vigint, der bi im hieng von schulden und der '
sin hatte gespottet und in hatte gescholten, do der selbe an in gnade gerte, |
do erhörte er in zehant und gab im me gnaden denn er gerti. er sprach:
'herre, gedenk min, so du komest in din riebe', do erhört in unser herre i
25 zehant und sprach: 'wArliche sag ich dir daz du liüt mit mir solt sin in i
dem paradyse'. do gab er im jne gnaden denn er in batt, won er batt in
L
lichit sich ain tail . der himilschim Trihait . da oon ünt (s, siv Z) sxlich bie in ertliche . Vndo '
stm hernah zchimilriche onphan die cwi^n srclichait . wan daz sprichit unair herre selbe du du j
himilriche ist der tlie willidicbe am »ine . dur got G.
\f. geh. wart] wolle gehenchit werden <?. 2. echahchere G. Sf. nnd — Bin] Wie mtehti
er iemir grD'zir vn vollekomine raiutie baz irzaig^D denne daz er ainer viende schulde wolte tragen
rugse . vndc an allen sinen lidini sunderlich wolte er gemartj-rot werdiu . \Tide hctte ert
ioh gelitten dur sim
dur sine uiginde , d:
sfioderl er wolto not
vnde a. G. H.
80 — enaiglo] vns
mare\pc O. II.
apr. O. 14. got .
edilen aun . vnde ein
doch ain zaichin grozii roinne . daz er ez abir wolle tOn
I waz noh volle kominriv minne G. 4 f. oiinncn sun O. 6 f. n
linde tot . unde olle bitirchait liden dur sine via^nde G. T. gcd. merchint
inser h.| got G. umb] dur G. nul dur BJne viende ß.
so grozir ininne zaichin gap G. WKaen wir ni
won (].] Vnde merchint daz spricliit er . daz ez G.
der hoiligo uater vnde div hailige gothait . der G.
>n ain bomen aun 6. dct A. nna . do wir eine
16. wie rehte gr. G. li). kindes] eunes G. 20. ist fehlt A.
!3. sprach . Memento mci domine dum voncris in regnum tuum G. 2'
15. warliche du solt liivte sin m. mir in G. 26. ime zehant me G.
Vi. ioh. der minner |
15. liebin Bun . sinea J
iende waren . unde G.
21. hangeto &.
i ü. h.] er ii
O.
7. Rom. 5, 10. 13/". Joan. 3, 16. 21. Luc. 33. 43. 25. Luc. 33, 43.
5S. Von m&Dger hande sclirift der uientschait.
gedÄhti ,
Sfil
nit wön daz er sin gedähti, so er in sin rieh kAme; do ^b er im daz
ewig riebe ze bescliowenn. er gedahte sin nit allaine, er gab im 1160°} daz
paradyse ze bescbowend, dis paradys waz du götlich an gesibt. daz sont ir
wissen daz er in dehain ander paradis für won hin zu der helle da aller
haiigen seien warent, die siner zu kunfte baitetent und zu allen stunden 5
gertent iro schepbers, daz er si losti: zu den für och er. nnd an der selben
stunde do unser herre an dem crütz verschiet, do für sin bailgü sei hin zu
der helle und loste alle die sins vatters willen battent getan ; und an der
selben stunde starb ftch der Schacher und für och dar und sach do Got an
siner gothait. da von spricht er: 'er für in daz paradys aller wollust'. und lo
daz ist ain urkünde siner iibei"fliessend erbärmde daz er so groze erbArmde
tet sinen viginden. da bi mugent ir merken daz er sinen frindeu vil grosser
[160"/ erbärmde tfit, hie bi sont wii' aber lernen daz wir erbärmde sont
han nit allaine über unser fründe, wir sont uns och erbarmen über unser
vigint lä
Du vierde letzge ist andAbtigii gehorsami. daz merkent da bi daz er
sin sele liess schaiden von sim libe mit genaigtem hobte. dar an merkent
zwai ding: atidaht und gehorsami. daz er sin sele liess von sim libe
schaiden, daz waz ain zaichen gantzer gehorsami; daz er aber sin höbet
naiget, daz waz ain zaichen gantzer andalit, du in sim rainnen hertzen waz; 20 ■
won er sprach: 'herre vatter, ich bevilhe dir minen gaist', reht alz er
sprAche: herre vatter min, ich bin dir gehorsam gewesen untz an den tot
und han allen dinen willen volbraht, nu enphah minen gaist, ich han ez
alles vollendet, do naiget er sin höbet und verschied, hie an sont och
wir lernen andaht und gehorsami. wir sont niht [160'] allain gehorsam sin, 25
wir sont och andähtig sin, alz unser herre waz. swaz man den guten ment-
schen haisset, daz sol er enphahen mit genaigtem Iiopte, daz man da bi
merki daz er mit andaht gehorsam si, nu merke wie diu andaht so! sin
engegen der gehorsami. du solt gedenken durch wen du gehorsam bist und
durch wen du dich hast begeben libes und gutes und dines aignen willen: so
daz hast du getan durch Gottes willen und sin liebi. swaz man dich denne
haisset, so solt du gedenken: herre vatter, min schepher und min erlöser
1. ime wierliche daz Ö. 2. riclie} paradys G. 2/1 daz— bescbowend] seibin zo scUo'winne
daz lebmde p. G. 3. Diz p. daz waz G. vnde daz O. 4. alle G. 7. sele vnde eiu gotliait
hin G. S. die dio G, 10. »pr. er| spr. man O. paradys . wan sin gotlich augeacho'wide ist
ain paradys G. 12. tet] gap G. groze G. 13. tot] git G. Ifi. lezze die wir an demo crüee
aun lernen . daz ist G. 18. er abir sin Lö'bit naigito . vnde daz er G. eini libe] üna G.
20. gantzer] grozir G. 21. wan er naigice sin hn'bit vnde epr. Pater in nianue tuae conmendo
spiritum meum . herre G. 22. an] vf G. 23. gaist . Consumatuni eet . Ich G. 24/". sont —
und) mugon w. wo) I. andehtige G. 2«. och fthlt ff, sin mit der gehoraami . alse ff.
2S. si] waz . vnde daz sin herce senrie ist mit gehorsami . Wau andaht div niachit allewege lindez
vnde senriee gemöte ff. 29. der fMt ff. 3U. dine A. 91. willen n. s. fddt G.
252
56. Von müDger hande echriTc der taejiischait
und min behaller und miu Ion, dis tfln ich alles durch dich, nu enphach
minen willen und min gehorsami zii aim opher. und daz gebot solt da
ordenlich volbringen und andAlitklich untz an den tot, won unser herre waz
och durch dich gehorsam untz an den tot. alz sprichet sant Paulus: 'unser
5 flfSO"/ herre waz gehorsam untz an den tot dez crüzes*. nu sprichet
sant Bemhart; 'gedenkent daz Gottes sun sin lieben sei lie von sim übe
schaiden durch gehorsami, und sehent", sprichet er, ' daz ir der gehorsami
niemer vergessint'.
Du fünfte letzge Ist gfttü zuht. daz merkent da bi daz er in allen
10 sinen ndten nit wolte lassen, do sin müter bi im stänt under dem crütze, er
maiude si, daz si wol wiste daz er ir nit vergessen hatte, swie groz sin not
und sin bitterkalt waz: nit vil moht er mit ir gereden, so groz waz sin
marter und sin angst; doch gab er ir mit kurtzen Worten ze merkenue
mAnigvaltigen sin der grossen liebi und der zuht die er ir bot er sprach
' 15 sässeklich zu ir, alz er do mohte (won sin kraft waz gar bewichen, er waz
vil bi alier tot, do er zühteklichen sprach): 'sieh, liebü mfiter, wie diu fl61'J
ainger sun stat!" reht alz er spräche: 'ach min süssii müter, wie tat
dir min ser so we daz du mich diu ainges kint vor dinen ogen sihest
hangen mit blute gar berunnen ! ' und in aller siner angst moht er nit ver-
io lassen er befulhe si siuem lieben junger sant Johansen. hie bi sint aber
wir geleret daz wir vatter und milter eren sont; und nit allain ünsem
flaischlichen vatter und miiter, wir sont och ünsern gaischlichen vatter und
müter eren. man liset von Thobya daz er sinen sun lerte vatter und miiter
eren, so volgeti im gelüke, und also sont wir öch ere und zuht bieten
I SS ünserm gaischlichen vatter und mäter, so volget och uns gelüke.
Dil sehst« letzge ist dumähti gedultsarai. daz merkent da bi daz er ge-
negelt wart an daz crütze; reht alz er spräche: nu tilnt fl6r] mir swaz ir
wend, daz wil ich allez gedulteklich liden. wie er wiste daz er in alh
1. alles ffhU G. 4. och fehlt G. PsdIiis . Clirishis factus est pro nobiB obediena ueqne
. Vnair 6. 5. w. willicliche peh. G,
vnde prelHtin daz 6Z, in W fehlt vode prclatin.
6. nach vergeesint] ewenne ir daran gedcnchent . e
bringeDt aaz an den tot . Wan awer in vngelion
tailhaft vTcrdin sinir gehorsami O. !). IcEze ist aii
liebiT ffldtir h. i. et v. d. er. Nu rocrkint wie groze
er Diht lazin G. 13. merkcnnej uimeminne G.
] ainigee kint 6.
Gcdenchint liebin br&dir unde sweetiran .
lieben fehlt G. siin libel itne G.
euDt ir geraiiet wcrdin das ir gehorsami uolle-
Dii wirt funden sprichit er . der enaol niemir
in lezze gfltir zuht G. 9 /". er — cnitze] sin
i zuht Pr ir bot . in allen sinen angisten woltc
H. vnde znbt G. 15. do beste m. G.
ainiges . vnde din sAzes kint G.
20. enbeviel G. 20 f. sint — Rcleret] sun wir abir lernen G. 21 . unsir uatir unde u
22. flaischl.] liebin vatir . vnde vnsir vlaisehlicliin G. 22 f. vatter u. ni. eren] inätir vnde imsim
gustlichin vatlr eren . der unsir uaiir ist an gottes statte G. 25 f. lerte . daz er v. n. m. erti G.
U. und also] Also G, Ctch fehlt O, ebenso 2h. 25. unsiren g. uettim . v. mAteron &d
gottes BtKitc . so O. 26. gedults.] gehorsami fa}»A G. 2S. er wol wisse G.
58. Von m&nger bände schrift der mentschait 253
sim lebenn dehain ding getet dar umb er wirdig wäre den tod ze lidenn,
do waz er doch also gedaltig daz er nie kain ungedultig wort gesprach,
und in siner grossen not sprach er: 'herre vatter min, vergib es inen die
mir dis marter an t&nt, won si wissent nit waz si tünt\ hie bi sont och
wir lernen unschnlde gednlteklich liden und och schulde und allez daz uns 5
an gat.
Du sibend letzge ist endhaM stätekait. daz merkent da bi daz er
durch sin haiigen fusse genegelt wart; reht alz er spräche: ich wil stäte sin
an miner gehorsami und wil niemer von dem erätze komen e daz ich dar
an erstirbe. da mit hat er &ns geleret stätekait gutes lebens, daz der lo
mentsch daz crütze siner büsse stäteklich trage untz an sin ende, und sol
rehte an [161''] daz crütze gaischliches lebens genegelt sin mit henden und
mit fbssen, alz unser herre an sin cr&tze genegelt waz, daz er niemer
gewenke, daz er reht stäte si mit gfltem willen untz an den tot; won wirt
der mentsch in gutem lebenne an dem tot funden , so vergit im unser herre 15
durch daz gflt leben da er denne inne ist, swaz er ie Übels getet. wäre
och der mentsche hundert oder tusent jar ain guter mentsche in gutem
lebenn, und keret er ain tages da von vor sim töde, so enhilfet in nit swaz
er ie gutes getet, er müsse iemer verlorn sin, wirt er also funden. da von
ist uns not daz wir mit endhafter stätekait genegelt sigint an daz crütze 20
mit ünserre büsse in gaischlichem lebenn; won swie der mentsch funden wirt
an sim ende, also wirt im gelonet.
Du ahtend letzge ist lang gebet, daz merkent da bi daz er in aller
siner not an dem crütz bettot fünfzig [16 1"^] und hundert vers, reht alz
mänig salm in dem salter stat; und vieng an dem salmen an: 'deus, deus 25
mens respice in me", und las fürsich die salmen alle untz an den vers: 'in
manus tuas domine', und do er den gelas, do verschiet er. er vieng sin
gebet an: 'deus, deus mens', daz sprichet: 'herre, herre Got, vatter min, hast
du mich verlassen?' swer daz wort reht merket, der mag wol erschriken
und vohrte han zfi sim ende, sit Gottes sun, der nie sünd getet, so groz so
angst hatte und er sinen vatter so inneklich an rufte daz er sin nit liessi,
owe, waz mugent wir denne sprechen! dis sol uns ain lere und ain raitzung
1. nie enhain d. G, 3. not] bittirchait G. min fehlt G. hf. und ocb — gat] Der
mensche sol gedencbin andise lezzon . wie gedulticlicbe sieb unsir berre liez nagelon an daz crüce .
onde sol ocb der menscbe sieb twingen daz er gedulticlicbe lide baidiv scbulde unde nnscbulde
nnde alüz daz in ane gat G. 10. Da mitte leite er uns G. 14. daz] wan daz G. stAte
si] mit stseticbait gebeftet si . vnde genagilot G, 16. getet] gelebite G, 17. vor in] ge-
wesin G, 18. swaz] alliz daz G. 19. er fehlt A, ie getet zegüte G, 24. bettotte . da
von scribit sanctus Jeronim9 daz er andeme crüce bettetti G, nach dJiz ist in A er rot durch-
strichen, 25. in] an G. und — s. an] alse maniger uers laz er an deme crfice an sime tode .
Daspricbit er . daz er anevie an deme salmen G. an ruich salmen nachträglich eingefügt A,
27. domine] cömendo spiritum meum G. 28. mens respice . daz G. 80. d^ eingefiigt A.
32. wir annin sünder G,
8. Lw. 23, 34, 25. Fs. 21, 2. 26 f Ps, 30, 6,
254 58. Von m&nger bände schrift der mentsdiait
sin daz och wir gerne und flisseklich sont betten an dem tode alz unser
herre. der bettet in allen sinen angsten alz emzklich alz ob er alle sin tag
wir ain sünder gewesen, nu sont och wir an dem tode Got an [162'']
r&fen, won dez bedurfent wir armen sünder wol und vil baz denn unser
herre, der nie sunde getet. daz gebett an dem tode ist yil nütze durch
mänig Sache, aber ze vordrost durch zwo sache. ainü ist daz ez die sele ze
h^melrich verrihtet mit züversiht, daz der mentsch Gk)t getrüwe daz er sin nit
lasse, du ander ist daz ez die bösen gaiste vertribet, die den mentschen in
mänig wise denne versüchent, daz si in verlaitent: und da von bedarf der
10 mentsch wol daz er denne flisseklich bette, swie gut joch der mentsch ist,
so mügent in doch die bösen gaist an sim ende; won ünsem herren Jhesum
Christum, der Oot und mentsch waz, den liessent si nit lidig, si wärent zu
sim ende, und ainer sass uff dem crütze bi ime, swie er im doch nit ge-
schaden mohte. owe, wes mugent [162"] wir armen sünder denn gewiB sin!
15 da von ist uns not daz wir inneklich bettegint an ünserm ende.
[59.J Ton der erkennuug ünsers herren.
fPetre, amas me?]
'Peter, minnest du mich', sprach unser herre zu sant Peter, do antwurt
im sant Peter und sprach: 'herre, du waist wol daz ich dich minnen von
20 allem mim hertzen'.
Disü frage ist nit allain sant Peters, ez ist gesprochen zä aim ieglichen
mentschen der mit rehtem hertzen gesprechen mag: ^herre, du waist wol daz
ich dich minne von allem mim hertzen'. 'Peter' daz ist also vil gesprochen
alz ain erkenner. swer nu Got minnen wil, der müss in öch erkennen, nu
25 ist drierhant erkennung, du gat in der minne.
2. in — ob] als emzige vnde als innecliche in a. s. angisten an deme crüce als G. 3. nu —
6 vordrost] owe wir armen menschin vil armir sündir was mäht da denne sprechin . Vns ist not
daz wir vlizicliche vnde emzige got an rAfen an deme tode . dar etwie manige sache . Abir son-
dirliche G, 6/*. ainü — Got] Ain sache ist daz der mensche sine sele vnde sin gemüte rihte
engegin himilriche mit deme gebette . daz er mit rehtir zAvirsiht sin herce beraite . vü gotte gar
dumehticliche G, 8. andir sache ist . daz er mit deme gebette die b. G. 9. and fehlt G.
10. denne fehlt G. 11. die uil bo'^sen G. 13. vnde sazen G. er] siv G, doch fehlt G,
14. mohton G. wissen A, gewis sin G, 15. daz wir] gewerliche d. w. gar G. an ü. e.] dar
ambe daz wir ansir sele nnde unsir gemAte rihten gegin deme himilriche . vnde daz wir o^ch die
bo^'sin gaiste von ans uirtriben . die ans gerne wolton virlaiten GZ, 16. Überschrift fehlt Gj
Dis sprichit vnser herre selbe (rot) Z, W am Bande Sermo XV, De S. Petro Arundel, Vp sent
peters dach ey sermoy Phill. 17. Der lat Text fehlt Ä. 18. Disiv wort sprach ansir herre
ze sancto petro . Petir minnost da mich .Do GZ, 21. allain fehlt G, ez] si Cr. 22. men-
schin . Vnde gesah got den menschin G. 25. du — minne] wie wir got irkennen san . vil nah
iegelichir irkennange gat ir minne G.
16. Die Predigt steht in G Bl 83f>, Z Bl 97^', W Bl. 77% N Bl 80% H Nr, 17, Ärundel
Bl. 88%' Fhül Bl, 184 f'. — Das in G auf der Innenseite des Vorderdeckels sich befindliche Bruch-
stück dieser Predigt ist gedruckt bei Mone, Anzeiger 3, 183. 17. Joan. 21, 17,
59. Von der erkennuug i1
B herrcD.
266
Da erst erkennung ist an der creature. da sont wir an erkennen daz 1
Ällü creature von Got konien ist und och wider zfi Gotte flüsset. wir müs- I
sent och erkennen an der creature [162'] waz si von ir selben ist: si ist I
aiu nppekait. dar nach sont wir erkennen waz si von Gottes tugend ist: I
daz ist sin glichsamL dar nach sont wir erkennen wie si in sim dienste ist. s I
dar nach wie si an ünserm hertzen nütze si. an der ersten erkennuug lit 1
versmaliung der weite; won swenne der mentsche erkennet daz ez allez ain ]
upkait ist, so sol er es versmahen. also sprichet sant Augustinus: 'denne I
versmabent wir lihtsara die weit, so unser girde ist gesterket dar da enhain 1
wandelb&ri ist, da wir nit vöi-schent der dinge die vervaren sint, und da W ]
yiir nit wartent künftiger ding, da wir oeb nit fürbtent dehain widerwärtig
ding", an der andren erkenuuuge lit Gottes lop; won so wir erkennent wie J
si Gottes gelichsarai ist und wie si von Gottes tugenden ist, so mussent wir I
in loben, an der dritten erkennung lit Gottes vorht {Wä"] und minne; won |
swenne wir erkennent wie gar flisseklicli dii creature irm scböplier dienet, so isj
niüssent wir traegen lute erweket werden mit der vorbte. an der vierden er- I
kenuung lit an erl6schung böser girde und gelüste, über dis erkennung sont 1
wii' uf stigen und sont Got erkennen an der creature, alz in die baiden er- I
kandent. die alitetant wie groz du creature ist an der kreftikait und an I
der grössi dez hjraels und andrer creatnr, und gabent des ain regel daz ain »1
Got wäre der aller ding schepher ist, und spracbent: 'wa ain zimberman ]
wäre der ain bus wol gezimbren oder gemui-en künde, der möbti es wol I
zerbrechen'; und spracbent: 'sit denn dekain mentsch so gewaltig wäre oder I
so kreftig der den hymel oder die sunnen oder den man geswechren [163'] 1
oder zerbrechen möhte, so enm6hte si öch nieman gemachen'; und gabent da 2& |
bi ain Urkunde daz ain Got wäre der ällü ding geschaffen betti, und der 1
aller creature Got wäre und mit sim gewalte und mit siner kraft ällü ding I
geschaffen hatte, und erkandent Got also, in trüwen, also sont och wir Got
erkennen an der creature, also daz uns aiu ieglichü creature wise wider )
von dem si komen ist. swer nu üt sehe au der creature schöner oder ge- so
lustiger dinge, so sol sin erster gedank sin daz ällü ding von Gotte komen
sint und wider zii Gotte iüessent, und sol gedenken daz du sehonhait und
du güti die dar an ist, nit von im selben ist, won von Got allaine. also
1. irkenaunge alse wir got irkcnnen buh . daz ist O. 2. Got] ime 0. '2 f. rnftasent]
mugen G. 5. dar — ist] Daz dritte ist wie sl i. s. d. ist div creature G. e. dar -
vierde wie ü in uusirme uutze ist O. b. denne so G. 9. die weit] swaz der weite snldo widir
UQB gedenchit ß. 9 f. gesterket — ist] geatflchit (geateckit Z) dar . da wir enhainir wandllbicri
vndirtffinicb sio G. 10. der] dehainir G. imd fehlt G. 11. warteut] baiten dekainir G.
ocb fehit G. 14. in] got G. 16. tvt^ A, trsgin livtc ircfaetmcn . vode Cr. mit
vorhtin G. 17. lit e. girdo u. bo'Bir gelaete G, 19. alitetetüt A. 22. ez och wol ff.
29. widir zö gotte ff. 30. swer— sehe] swaz wir sehen G. oder] unde G- 31. sin] iinsir G.
K
32 f. uud sol — allainel sihet du tdnen scho'nen menschiii . aide awaz du eihet daz »cho'n
19 /T. vgl oben S. 331 Z.17ff.
866
1 der crkennung ü
a herren.
spricht sant Augustinus: 'Allü dii cieature die GJot ie geschüfT ^äz~~ist nit
1163''] anders woii ain winken da mit er uns zfi im loken wil, daz mr dar
an erkennent in und wider zu im kerent'. nu sprichet sant Augustinus daz
daz ain böser mentsch ist der daz winken nimet für den winker; der istj
5 nit wirdig daz er Got enplialie. wAre ietzent hie ain armer mentsch, Asst
nit won armü klaider und hüdellü hetti. und wäri denne ain kiinig hie, dei
herliclien beklaidet w<\i'e mit sämit und mit pheller, und winkti denne der]
künig dem armen mentschen daz er zu im käme, und war er denne alz alwM
daz im mit dem winkenn alz wol wäre daz er nit zu dem herren wolts
10 der minneti daz winken me denne sin umb valien, und der wäri wol
böser mentsche, entrüwen, also ist ez och umb den mentschen der die er«
ture, da mit im Got gewinket hat, me minnet denn den [163'} winker, Abtt
grossen Got, der im mit gewinket hat, und der me wollust unde vr'ode >
der creature hat denne an dem umbvalienn Gottes r daz ist wol ain bßf
15 mentscli und ist unwirdig des umbe vahens ünsers herren. also sprichet san^
Augustinus: 'minnest du iaz ding iiit daz so sere ze minnent ist, so bis
du ietzent tot in dir selbe; won der enlebet in dir nit an den du lebei
nit enmaht, daz ist Got'. nu minnet etswenn ains ain andren durch Gotl
oder durch etlicli gäbe die Got an in hat geleit, oder durch sin sch6ni oder
10 durch sin wol sprechen oder durch sin tugent oder daz ez von im gebessert
werde , und tüt daz durch Got und in Got , won ez von im gebessert wirt :
du minne ist gut. so kan der tüfel ain andren weg vinden und verkert
die minne und machet daz der mentsch die gaischlichen minne keret ze
flaischlicher minne , daz er ez denne minnet dui'ch sich selben und [163'] _
26 durch die wollust die er dran bat: dn minne ist uit gfit und sol si d«
mentsch versmahen und sol die miuue wider keren und sol gedenken:
dirre ment«che gätes an im hat, dar umb ich in geminnen mag, daz hat i
allez von Gotte, und sol mich daz wider laiten zu Gotte alz daz ich durc
in daz minnen sol. so der mentsche die minne also widerkeret an Got,
30 ist si aber wider komen an ir güti. intrüwen, swer aber Gottes alsuss
Instlioh ist ECtiehiDDo . so aolt do ^edenchin . Dise scho'ni mde dise gtkti die hast du niht i
dir selbuD . du hast ez oon gotte . unde eol mich widir laiten zcgotte O.
2. er äna) ima got G. 3. vnde wir widir G. 4. minnot G. 6. hadUsn O.
T. phellolo G, phcllen Z. denne fehlt G. S. kfmig] groze herre G. 10. daz] un G.
fehlt G. 12. gew. h.] winchit G. l»/". und — hat fehlt Ä. 15. herren gottes G.
16. dr A. IT. tot ~ aelbej also lebinde iudir seibun tot G. IS. uns dn] ain inensche den ä
20. Bprochon! gesprtechl . daz er wol rcdiii kan G. tugint die an ime sint . aide G.
20/". ime mach gebeisirot werdin G. 21. daz niht wan dur G. 22. d. m. div ist g. G.
13. goiaelil. m. k.] minne widir cheret . vnde daz er dur got an deme mmscbin minnote . vnd«^
dar umbe daz or got dran irckandi . vnde daz er uon ime gebeäärot wrdo . daz wirt denne uir-
chcret G. 25. ist — si] sol G. 26. sol dez tieuils rat uiremahin . der sine minne uirkeret
het . vndc BOlt die m. abir lt. widir . vnde aolt G. 28, vm- und] ist er scho'ne . ist er wol ge- _
e gcminnon mach . daz ist aJliz uon gottis gOti komen (
du nach mich fehlt G. 2% f. ah — Hol] dur den sol ich dich u
59. Von der crkennung (
9 hcrren.
867
erkennet, und minnet ällü ding durch sich selben und nit durch Got, der
eiiist niht \virdig Got ze enphahenn.
Dil ander beschöwde ist an siuer marter. da sont wir erkennen waz
uns Got liebes hat getan und waz er lins hat unmässiger liebi erzaiget. '
also machet sant Bernhart ainen brief ainem [164"} kardinal uud sante im 6 i
den und schraib im dar an wie er Got solte erkennen und schowen an dem
Grütze, an sim jämerlichen tode, und wie er da merken und erkennen solte
uud schowen die grossen minne die Got uns allen erzaiget hat. 'sehenf,
sprichet er, 'wie er sin criitz trftg da er den bittreu tot an liden wolte.
sin minnekliches antliit ', sprichet er, 'daz die engel an urdrutz stAteklieh mit lo J
grossem gelust an sahent, daz wart an gespuwen von den unrainnen Juden. ]
sehenf, sprichet er, 'wie er an dem erfttz stfiut mit dornen gekriunet, daz
sin haiiges höbet zwaiger und sibentzg wunden verwundet ist und sin raiues
antliit durch rnnnen ist mit biflte. o', sprichet er, 'herre, ich trage din kröne
uff mim hopt« reht [164''] alz du si trügt', intrüweu, er trüg wol sin kröne, 15
j^won er triig sineii tot und sin niartei- ällü zit in sim hertzen und enphieng
Jie wunden siner kroue und alle sin marter in sin hertze. 'sehenf, sprichet
I er aber, 'me er an daz crutz genagelt ist und wie er n;it aim scharphen
sper durch sin hertz gestochen ist und wie er getrenket wart mit gallen.
uement war*, sprichet er, 'wie sin minneklicher lip ist berunnen mit sim ros- 3
varweu blfite". intrüwen, in dirre beschÖH/de sol des sAlgen mentschen hertze
sin und sol ain ser und ain jamer in sim hertzen tragen von der marter
und dem tode Gottes und .sul daz merken: sit daz Got durch uns also vil
hat erlitten do wir sin vigint warent, waz er dem denne gütez wil tun der
sin frünt ist. also sprichet ain hailig man: 'sit Got [164'] durch sine vigint a\
also vil gegeben hat, waz wil er denne sinen frunden geben?' daz sol dii
^^^B Den
I' 1. &llü d. d.] an ntten dingen O. 3. beatho'wide alee wir got sun schowon . daz ist G.
I 4. waz — liebi] anni. güti hei G. 6. im fehlt Ö. 1 f. merken — schowen] boIü mer-
chin 0. S. allen fehit G. hat . Tnde sprichit also G. 9. crüco selbe tr. O. lü. ein —
14 er] sehint sprithit er »wie ain rainniclifhia antlivto daz Bcho'ne antlivte daz die cngil allii an
gerotoD an zeeehinne . vnde daz eiv elliv zit unvirdrozinliche an settint . daz raine antirite daz
wart au gespflwin mit deme unraincn vnde mit deine ameklndin spaicbil der ludoQ . Schint wie
er an deme crüce etat . vnde wie $in crone uf Bime bo'bito t,tat . div gemacbot ist von hert«n
dornen . vnde wie si ime insin küniciieh ho'bit gedruchit ist . da? ez w'nt wart zwaigir vnde si-
binzii'h wndon . vnde sin balliges blut übir sin scho'nia antläte gcmnnen waz . Also sprichit sanctos
BemharduB . A W. 13. wunden fehlt A. 15. alz o'ch du G. wol fehlt ff. 16. in] an G.
T G. sebcnt] Also sprichit sanctUB pauluB . Ich wil vnBira berren Jhesu
it niinen arbaiten . daz ist rehte als er sprtecLe . ich wil die arbaito unsirs
it ime tragen die er an sine (sime Z) libe \äxt vnde wil mit ime sin insiner
Bbir sancto Bemohart: Sebint me ö. IS. aber fehlt Q. 18/". er mit —
e der wioBtemu situn in gestokin ist . vnde gat dar die rebtun situu in ein
mit deme ezBiche unde mit der gallun ff. 20/'. minn. vnde sin wnniclicbir
ieuar G. 21, beacbSv/do A. 22. aolj sin sei e elliv zit ff. 22/'. von
en bi deme cröco indeme G. 23. sit got G. 24. dem denne]
25. sine vr. aint G.
17. alle sin] Bi
Christi lip nieron .
berren JbeBU Christi
arbsit . NuBprichit i
ist] ine ain ecb. sp. ze
ndniz herco ff. 19. n
lip b. ist m. 8. bltite rosei
vnde 8ol allewege
der] die G.
DeatMth* Tmu d(
J
S58
59. Von der erkeonung unsere herren.
sei erkennen und sol durch sine minne versmalien Allii din^ die si von im
gefrimden mugent. intniwen, swel mentsclie in dirre beschÖwde sliteklich
lebet, der verlüret siu varwe und sin schöni und wirt blaiche, und stirbet
du nature dez flaisches an im, und überwindet der gaist den lip daz der
5 mentsche weder vride noch wollust hat an dehairae zerganklicheu dinge und
allu sin girde nit won allaine an Gotte ist. also sprichet sant Augustinus
'denne wirt daz gemüte lustklich gefüret inwendig, so es uswendig nit ga-
lustes hat', und dii sele wirt wol lustlich gefüret und reht enzundet in det;
minne Gottes, alz der wissag Ysayas sprichet: 'ain hitzend für [164"] ist in
10 mir enbrunnen und ist beschlossen in mim gebaine, und mühti daz nit er-
liden'. entruwen, swel mentsch in dirre beschöwde lofet und den tot und
die marter Gottes in sim hertzen treit allwegent, in dem ist wol enbrunuen
ain hitzend für, won so der lip ietz nit mag, so hebet in der gaist uf und
löffet denne aber fürbas und arbaitet sich in Gottes dienste. da von sprichl
15 sant Bernhart: 'andaht ist ain hitze gutes willen, den daz gemftte nit ver-
bergen mag, und ofnet in mit giiten zaichenen'. also geschiht der sele di
in dirre hitze und in dirre beschöwde loffet: du enphahet reht ainen gesraak
von dem tode Gottes und von sim grabe, und in dem smake loffet si untz
daz si nimme furbaz [lOrj-J komen mag; und denne gebristet dem gaiste daz,
20 er den lip uit me getragen mag, won dez libes sterki und sin krafte ist
überwunden und ist dem gaiste von jamer und von minnen gebrosten und
enmag den lip nit me getragen, und sprichet denne alz in der minne buche
geschriben stat : 'under setz mich mit bhimen und bestek mich mit mala-
granaten, won mir ist gebrosten von minnen". die blümen sint die blötes
25 trophen ünsers herren. die sint der seien rüwe under dem crütze, und bi
sim hertzen suchet si röwe und trost. der malagranat hat grosse kraft und/
smeket wol. der bezaichent die gehügde ünsers herren tödes. du hat also.
grosse kraft daz sü den gaist sterket dem da gebrosten ist, daz er dei
[IßS'] lip nit furbaz bringen mag: so hat du gehügde ünsers herren tödeg^
30 SO grosse kraft daz si in sterket, daz er aber fürba.s löffet.
Und stiget in dirr beschöwde hßlier in die dritten beseköwde. da wirf',
du sele Oot sckowetiäe alz ez mugUch ist, nit als in die engel aehent un(
3. lebet] wonet O. wirt sin aatlivte bl. G. 5. dchdnon z. dingen O. T f. gelustes
h. n.] haftet lostedicbe 0. 8. nnd reht] div indüro bescho'wide wonet vnde wirt reble G,
9 L Jeromyas. 11, lofotj alliwege wonet O. ilf. tot gottc» undo sine martir an sime h, O.
12. allwegent fehlt G. 13, nit] nurome G. 15. hitze ainee silten Ö. 16. amacke
so 1. G. 19/'. gobristet — mag] so geswichit d. g. rü ciimach den 1. numme getr. G.
!0, sterki — krafte] kraft div Ö. 22/'. in — Btat] div sele sprichit i. d. m. b. spridiit si .
Betzc mich O. 24. gebrosten] geswichin 0. 24 f. blämen da si undirsetzit miUe wil wer-
din . Aaz aint die hailigeo blämen . die tr. dez bl. n. h. G. 25. der seien] ir G. 26. bercen
da söchit G. mal. der hct G. 2S. da gebr. ist] geswichin ist an kraft 6. 30. in[ den
gaiBt G. 31. sljget i. d. b.l uzsir dirre beacbo'wide stiget er Ö. 3\f. besch. — «how. fehlt A.
!). Jercm. 30, 9. 23. Canl. S, 5.
m
äS
I
59. Von der erkennong ünsers herren. 259
schowent in hymelrich; si schowent in also vil alz ez muglich ist in
disem tötlichen Übe. intrüwen, in dis beschöw^de mag nieman komen er
enhabe e die ersten zwo, won die rainnent daz hertze und verdrukewt
alle flaischlich girde und gelust und minne an uns. also sprichet unser
herre in dem ewangelio: 'die sint s&lig die rainnes hertzen sint, won si 5
sint Got sehent werdent*. sit nu Otot daz selb gesprochen hat, intrüwen,
so sullent wir unser hertze gern rainnen, und sol uns nit verdriessen de-
hainer arbait da mit wir unser hertze rain mugent gemachen, 'nu en/Z657so^
nieman verdriessen', sprichet ein hailig, 'der arbait dez weges, der gelus
hat dez lones der da den arbaiten gehaissen ist'; daz ist Got selbe von 1T>
h^elriche, der sich selben ze lone gehaissen hat und och geben wil den
die rainnes hertzen sint, si sint wol silig. also spricht ain wiser man daz
wir zu din' weit niemer silig mugent werden, die wil wir in disem eilend
sint und wir Gottes nit sehent, so werdent wir niemer silig; won ällu
ünsrü sälde lit an der angesiht Gottes, da von spricht sant Paulus: 'owe, 15
wer löset mich von disem übe da ich inne gevangen bin, daz ich kome zu
Christo?' der erkande wol daz er denne allerst s&lig wurde so er zu Gotte
kirne, nu sprichet sant Bernhart von drier hand sälde die du sele uff ert-
rich habe, 'du sele', sprichet er, 'ist [165^] sälig du da gemenget ist mit
dem guten gesmake der tugende in dem ser kline dez libes alle tag zä 20
legende dem ewigen lebend, der wirt behalten, du sei ist och sälig du ietz
enhain mügi hat von dez libes laster. du sei ist och sälig du cristen ge-
loben enphangen hat und den alwegent behalten hat und behaltet'.
Alle die alsuss hie sälig sint^ die werdent och hie nach noch sälger, so
si Got schowend werdent in siner ewigen schonhait. 25
2. beschfty/de A, 8. e — won die] die andiren zwo bescho^wide uon dien ich uor gesait
han . w. d. zwo bescho^wide O. vMruket A, 4. girde u. gelust u. feMt O, 6. sint —
werdent] besser snn g. sehin G. nu — selb] denne daz g. selbe G. het . daz die sselich
sint diä rainiz hercen sint . vnde daz siv got sun sehin vnde scho^win Q. 7. rainnen] raine han G.
8. mit — nu] uon u. h. raine werde . wan also sprichit ain hailige . Ez (?. 9. verdriessen —
der arb.] irschrechin div a. G. 10/*. dez — lone] nah deme lone . dez gehaizes . daz ist got uon
himilriche . daz ist der Ion den got dien G, 1 1. den fehlt G. 12. si sint] da uon sint siv G.
18. werdin . wan die wile unz wir G. 15. danon mugin wir niemir sslich werdin e wir in
geeehin . Also sprich^ G. 16. mich unsseligen menschin uon G. 17. denne fMt G. wrde Ä.
18. nu spr.] Vntrüwon doh scribet G. 19. du s. spr. er] Er spr. div sele G, da fehlt G,
20. tnginde unde der lebin in G. ser klaine A, ser chilin Z, serchiline G, 21. der fehlt G.
du s. i. o.] zedeme andim male sprichit er ist d. s. G. 22^dü sei — 25 Schönheit] ze deme dritten
male sprichit er . Daz ist s«lich . daz div saele div xpm enphang^ het . daz si in allewege
behalte . vnde m allewege habe . Also sprichit sancte Bemhart : zware die sint sselich . der kunich
unsir herre xpc ist . wan die gedienon wollust . an siner ewigun angesiht . unde gedienont
die gütlichi (ghilichi Z) die unsir herre xpc het mit sinem ewigen uatir . vnde mit deme hai-
ligen gaiste . wan siv vro'^went sich daz siv funden harn die wishait . die er niemanne o^get . wan
dien allaine . die rainiv hercen hain . Vntrüwon swelch sele in dise bescho^wide denne kumit . daz
5. MaU. 5, a 15 f Born. 7, 24.
17
60. VoD des balm bümos bezaichnung.
160.} Ton des balm bomes bezaichnnng.
[Dixi: ascendam in palmam.]
Der balmböm hat siben este, und ieglicb ast hat ainen blünien und i
vögellin, und singet ain ieglich vögellin ainen sunderlichen sang, und ain
5 iegliclier blüme hat sin sunderlichen gesmak und sin varwe und sin schön-
hait. diiT [166°] balmböm ist ain ieglieh mentsch daz sälig ist, daz ünsera
Len-en Gottes balme bom ist und im siissen sang singet und im schöa
blümen bringet, won swer im mit stAteu tugenden dis bezaichenung bringet
und an im hat, der mag wol sprechen: 'ich bin ul' gestigen an den balme '
10 böm, da wil ich räwen'; won swenne der meutsch den sibenden ast über '
stiget, so gat ez an die süssen räwe, daz du sele bi Gotte susseklich rfiwen '
Bi gut wirt nchowende . aise uil ala ez mfiglicb ist . Dennoh K^rt ei me . wan si wai